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Jesus verleugnet, verspottet und angeklagt

Der König und sein Königreich
03.04.2022Lukas 22,54-71

Einen wunderschönen guten Morgen an alle hier vorne! Es ist schön, heute hier zu sein und Gottes Wort predigen zu dürfen.

Ich möchte dich bitten, deine Bibel aufzuschlagen – besonders für diejenigen, die vielleicht heute zum ersten Mal hier sind oder schon länger nicht mehr da waren. Wir befinden uns im Lukasevangelium, im 22. Kapitel.

In unserer Gemeinde ist es üblich, dass wir Bücher der Bibel systematisch durchpredigen. So wollen wir den ganzen Ratschluss Gottes und alle Gedanken Gottes aufnehmen – nicht nur unsere Lieblingstexte. Das fordert uns manchmal heraus, ist aber gut für uns. In den letzten Jahren sind wir tatsächlich das gesamte Lukasevangelium durchgegangen. Jetzt befinden wir uns im Endspurt, fast schon auf dem Weg zu Ostern. Es ist beeindruckend, dass wir es geschafft haben, das größte der Evangelien komplett zu predigen und zu hören.

Heute sind wir in Lukas 22 und werden gemeinsam die Verse 54 bis 71 anschauen. Es sind drei Szenen, die uns herausfordern und beschäftigen werden. Sie sagen uns viel über unseren Herrn Jesus, aber auch über unser eigenes Herz.

Also schlag gerne deine Bibel auf: Lukas 22, Verse 54 bis 71.

Einführung in die Passionsgeschichte und die Herausforderungen des Glaubens

Sie ergriffen Jesus, führten ihn hin und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von weitem.

Als sie mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und sich zusammensetzten, setzte sich Petrus in ihre Mitte. Eine Magd, die ihn am Feuer sitzen sah, blickte ihn scharf an und sagte: „Auch dieser war mit ihm.“

Petrus aber leugnete und antwortete: „Frau, ich kenne ihn nicht.“ Kurz darauf sah ihn ein anderer und sagte: „Auch du bist einer von ihnen.“ Petrus erwiderte: „Mensch, ich bin es nicht.“

Nach etwa einer Stunde behauptete ein weiterer: „In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer.“ Petrus antwortete: „Mensch, ich weiß nicht, was du sagst.“

Sogleich, während er noch redete, krähte ein Hahn. Der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Petrus dachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: „Bevor heute ein Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

Daraufhin ging Petrus hinaus und weinte bitterlich.

Die Männer, die Jesus festhielten, verspotteten und schlugen ihn. Als sie ihn verhüllt hatten, fragten sie ihn: „Weissage, wer ist es, der dich schlägt?“ Und vieles andere sagten sie lästernd gegen ihn.

Als es Tag wurde, versammelten sich die Ältesten des Volkes, die Hohenpriester sowie die Schriftgelehrten. Sie führten Jesus in ihren Hohen Rat und sagten: „Wenn du der Christus bist, so sage es uns.“

Jesus antwortete ihnen: „Wenn ich es euch sagte, würdet ihr mir nicht glauben. Wenn ich aber fragen würde, würdet ihr mir nicht antworten. Von nun an wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes.“

Sie alle sprachen: „Du bist also der Sohn Gottes?“ Er erwiderte: „Ihr sagt es, ich bin es.“

Sie sagten: „Was brauchen wir noch Zeugnis? Wir haben es selbst aus seinem Mund gehört.“

Das ist Gottes lebendiges Wort. Möge er seine Wahrheit auf unsere Herzen schreiben, auch an diesem Sonntagmorgen.

Die gesellschaftliche Herausforderung des Glaubens heute

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns immer mehr in einem Klima befinden, in dem der christliche Glaube mit seinen Überzeugungen polarisiert.

Ein Text wie dieser heute macht mir Mut und lässt mich auch wieder etwas ruhiger werden, weil scheinbar war das schon immer so. Der christliche Glaube polarisiert. Gerade wegen der zunehmenden Säkularisierung des Westens kann und wird es immer herausfordernder werden, zu unseren christlichen Überzeugungen zu stehen.

Einige der zentralen christlichen Wahrheiten und Bekenntnisse, die wir festhalten, stehen im Widerstreit mit dem, was um uns herum gefordert, proklamiert und manchmal sogar gefeiert wird. Was dadurch wächst, ist nicht gleich Verfolgung, aber sozialer Druck nimmt zu.

Einiges von dem, was wir glauben und zu dem wir stehen, wird belächelt, argwöhnisch gemustert und sogar kritisiert. Dieser soziale Druck kann dazu führen, dass wir als Christen anfangen, uns zu distanzieren – und zwar von unseren christlichen Überzeugungen.

Nein, so wie die Bibel das sagt, glaube ich das auch nicht. So ein krasser Christ bin ich jetzt auch wieder nicht. Die Gefahr, wegen unserer Überzeugungen belächelt, schief angeschaut, kritisiert oder in die Ecke gestellt zu werden, kann dazu führen, dass Christen anfangen, sich von dem zu distanzieren, was die Bibel lehrt und sagt.

Begegnungen mit Jesus unter Druck: Drei Reaktionen

Wir treffen heute auf drei Szenen, in denen wir sehen, wie drei Personen oder drei Personengruppen mit Jesus, mit seiner Person und mit seiner Wahrheit umgehen.

Wir sehen Petrus, der Jesus unter aufkommendem Druck verleugnet. Dann sehen wir die Soldaten, die Jesus verspotten und auslachen. Schließlich begegnen wir der Elite Jerusalems, die Jesus für gefährlich hält und aus der Welt schaffen will.

Die Frage, mit der Lukas dich heute und mich beschäftigen will, lautet: Was wirst du mit Jesus machen? Wirst du ihn verleugnen? Wirst du ihn verspotten? Oder wirst du versuchen, ihn aus der Welt zu schaffen, aus deinem Leben? Diese Frage stellt uns Lukas heute hier.

Wir folgen Jesus in seiner Passion. Dabei befinden wir uns nicht mehr im Garten Gethsemane, sondern in Jerusalem, im Haus des Hohen Priesters. Wir merken, wie die Bösartigkeit und das Dunkel immer mehr zunehmen.

Hier sehen wir Jesus als verleugneten Freund, als verspotteten Propheten und als angeklagten Gottessohn. Alle drei Szenen zeigen uns etwas über unseren Jesus, über unseren König. Sie zeigen uns etwas über sein Herz, aber auch über unsere Herzen – und das ist vielleicht sogar noch herausfordernder.

So wollen wir uns das jetzt gemeinsam anschauen. Es beginnt mit einem verleugneten Herrn, und das sind die Verse 54 bis 62.

Die erste Szene: Petrus’ Verleugnung und menschliches Versagen

Als ich in der siebten Klasse war, erinnere ich mich noch sehr genau an eine bestimmte Situation. Vielleicht habe ich sie auch schon einmal an einer anderen Stelle erwähnt. Im Religionsunterricht fragte mich mein Sitznachbar plötzlich: „Rudi, glaubst du an Gott?“ Ich war so erschrocken über diese Frage, dass ich nur stammelte und schließlich „nein“ sagte.

In diesem Moment gab es keinerlei Gefahr für mich, ausgelacht zu werden. Ich wusste, dass ich nicht verfolgt, diskriminiert oder ausgegrenzt werden würde, wenn ich die Frage meines Schulfreundes mit „ja“ beantwortet hätte. Trotzdem leugnete ich in diesem Moment, an Gott zu glauben.

Obwohl das schon sehr lange her ist und ich weiß, dass Jesus mir das vergeben hat, ist das, was damals in der siebten Klasse mit mir passiert ist, eine der schmerzhaftesten Erfahrungen meines Lebens. Dieses Gefühl, dieser Moment, sind noch heute präsent. Es tat so sehr weh. Obwohl ich sicher bin, dass Jesus mir vergeben hat, bleibt dieses Gefühl.

Hattest du auch schon einmal so einen Moment? Ich kann zumindest ein bisschen nachempfinden, was Petrus hier emotional durchmachen musste, als er seinen Freund, seinen Herrn, verleugnet hat. Es muss ein Moment gewesen sein, in dem Petrus gleichzeitig Versagen, Enttäuschung, Scham und vielleicht sogar Selbsthass empfunden hat. „Wie konnte ich nur?“

Lasst uns nun in die erste Szene unseres Textes eintauchen. Jesus wird, so erfahren wir, in das Haus des Hohepriesters gebracht. In Vers 54 lesen wir das. Anders als die anderen Jünger ist einer nicht geflüchtet: Petrus. Er möchte sein Versprechen halten und geht mit Jesus mit. Alle anderen sind weggelaufen, aber Petrus geht mitten ins Hauptquartier des Feindes.

Petrus war wirklich mutig, das muss man anerkennen. Er scheint wirklich bereit zu sein, sein Versprechen in die Tat umzusetzen. „Jesus, ich habe dir gesagt, ich folge dir bis in den Tod. Hier bin ich.“

Was passiert als Nächstes? Irgendwo im Hof wird ein Feuer angezündet, und Petrus setzt sich dazu. Wahrscheinlich konnte er von dort Jesus beobachten. Und jetzt geht es los.

Eine junge Sklavin scheint Petrus als einen der Jünger dieses Rabbis erkannt zu haben, der gerade gefangen genommen wurde. Sie mustert Petrus und kommt dann zu dem Schluss, wie wir in Vers 56 lesen: „Auch dieser war mit ihm.“

Nicht vergessen: Hier spricht keine hochgestellte Person wie der Hohepriester oder ein Soldat mit gezücktem Schwert. Es ist eine junge Sklavin, deren Wort eigentlich kein Gewicht hatte.

Wie reagiert Petrus? „Frau, ich kenne ihn nicht.“ Okay, das ging schnell. Wir wissen nicht, was in Petrus vorging oder woher seine Angst kam. Aber der Abstand zwischen „Ich werde mein Leben für dich lassen“ zu „Ich kenne ihn nicht“ ist schon enorm.

Die Worte „Ich kenne ihn nicht“ sind im jüdischen Kontext sehr bedeutend. Das ist eine Formel, die Menschen benutzten, um andere aus der Synagoge auszuschließen. „Ich kenne ihn nicht mehr, er ist für mich gestorben. Ich will mit dieser Person nichts mehr zu tun haben.“

Wir merken also, die Dunkelheit beginnt, sich um Petrus’ Herz zu winden. Und es wird noch dunkler, denn eine zweite Person, diesmal ein Mann, erkennt ihn. In Vers 58 heißt es: „Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du bist einer von ihm.“

Und Petrus antwortet: „Mensch, ich bin es nicht.“ Verleugnung Nummer zwei. Diesmal leugnet Petrus nicht, Jesus zu kennen, sondern dass er zu Jesus gehört.

Die Fessel um Petrus’ Herz wird fester. Zwischen Verleugnung eins und zwei ist nicht viel Zeit vergangen, es ist sehr kurz danach.

Aber es geht weiter. In Vers 59 vergeht etwa eine Stunde bis zur nächsten Prüfung. Man könnte meinen, dass Petrus nun gemerkt haben muss, was gerade mit ihm und seinem Herzen passiert. Er hatte Zeit, darüber nachzudenken, immer wieder zu Jesus zu schauen und sich zu fragen: „Was habe ich gerade gemacht? Was habe ich gesagt?“

Und trotzdem, auch eine Stunde später, passiert Folgendes: In Vers 59 behauptet ein anderer Mann: „In Wahrheit, auch dieser war mit ihnen, denn er ist auch ein Galiläer.“ Wahrscheinlich hat dieser Mann Petrus an seinem Akzent erkannt.

Was macht Petrus? „Mensch, ich weiß nicht, was du sagst.“ Verleugnung Nummer drei. Petrus wird an dieser Stelle noch leidenschaftlicher. Er verleugnet erneut seine eigene Identität als einer von Jesu Jüngern.

Markus berichtet in seinem Evangelium sogar, dass Petrus sich an dieser Stelle selbst verflucht und schwört, Jesus nicht zu kennen.

Wir erfahren nicht, was Petrus dazu bewogen hat, Jesus zu verleugnen. Vielleicht war es die Angst, ebenfalls gefangen genommen zu werden, obwohl das zu diesem Zeitpunkt wohl kaum passieren würde. Vielleicht war ihm seine eigene Sicherheit wichtiger. Vielleicht war es auch der soziale Druck, der in diesem Moment aufkam.

Was es auch war: Petrus verleugnete Jesus dreimal, fast ohne zu zögern.

Und dann passierte es, Vers 60: „Und sogleich, während er noch redete, krähte ein Hahn. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an, und Petrus dachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm sagte: Bevor ein Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

Nimmst du die Dramatik wahr, die hier passiert? Hier ist dieser Vorzeigejünger, dieser leidenschaftliche Kerl, der gesagt hat: „Jesus, wenn alle gehen, ich werde mein Leben für dich lassen.“ Er wird dreimal auf seine Identität angesprochen und dreimal verleugnet er genau diese Zugehörigkeit.

Wir müssen überlegen: Petrus konnte die ganze Zeit wahrscheinlich Jesus sehen, denn Jesus dreht sich um und schaut ihn an. Und trotzdem verleugnet er ihn in kürzester Zeit dreimal.

Er trifft genau das ein, was Jesus vorhergesagt hatte.

Wenn uns diese Szene etwas über unser Herz sagt, dann das: Unser Herz ist ganz schön trügerisch. Alter Schwede, wie trügerisch ist unser Herz!

Was muss das für ein Schlag für Petrus gewesen sein, was für ein Schock, sich eingestehen zu müssen, dass man so unfassbar versagt hat. Er, der Fels, war gerade unter dem Druck harmloser Fragen zusammengebrochen.

All seine großen Versprechen zerplatzten wie Seifenblasen.

Jesus blickt Petrus an, und dieser eine Blick reicht, damit Petrus merkt, was gerade passiert ist. Er bricht zusammen.

In Vers 62 lesen wir: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“

Hier sehen wir einen Mann, der dachte, er würde treu zu Jesus stehen, komme was wolle. Wir sehen einen Mann, der dachte, er sei stark genug, und der sich nun genau das Gegenteil eingestehen muss.

Was muss in den nächsten Stunden und Tagen in ihm vorgegangen sein?

Ich weiß nicht, ob du dich mit dem identifizieren kannst, was hier mit Petrus passiert. Wie oft haben wir ehrlich gesagt Jesus versprochen: „Ich werde dir folgen, ich werde dir treu sein, ich werde zu dir stehen, ich werde dich bekennen, ich werde es das nächste Mal besser machen.“

„Ich werde meinem Ehepartner gegenüber nicht laut und aggressiv auftreten. Jesus, ich werde nicht mehr trinken. Ich werde mir die Bilder an meinem Computer nicht mehr ansehen“, nur um dann doch wieder zu fallen.

Ich glaube, jeder von uns kennt solche Petrus-Momente. Momente, in denen wir mit unseren Gedanken, Gefühlen, Worten, Taten und Entscheidungen verleugnet haben, Jesus zu kennen und zu Jesus zu gehören.

So oft sind wir Petrus. Wir sind Petrus.

Erkenntnisse aus Petrus’ Versagen und Gottes Gnade

Es gibt so vieles, was uns das Beispiel von Petrus hier zeigen will. Ich möchte zwei Dinge vorwegnehmen: Der Test für unser Herz, für unsere Liebe zu Jesus, besteht nicht in den Versprechen, die wir Gott geben, wenn wir gerade stille Zeit haben oder unser geistliches Hoch erleben.

Der wahre Test findet dort statt, wo wir herausgefordert werden, wo wir versucht werden, wo unsere Liebe zu Jesus wirklich auf die Probe gestellt wird. Das ist der Test für unser Herz.

Dieser Moment, in dem ich mich entscheiden muss: Werde ich laut, werde ich aggressiv? Dieser Moment, wenn ich scheide, werde ich entscheiden, werde ich jetzt klicken, weil ich weiß, was gleich auf meinem Bildschirm erscheint? Dieser Moment, wenn ich mich ganz bewusst dagegen entscheiden muss, den Hass gegen einen Bruder oder eine Schwester in mir aufkommen zu lassen – das sind die Momente, in denen der Test für unser Herz läuft.

Etwas anderes sehen wir hier: Der heiligste und stärkste Christ ist und bleibt ein schwacher Christ, eine schwache Kreatur, auch in seinen besten Zeiten. Wir tragen ununterbrochen Schwäche an uns und in uns. Egal wie stark und fromm wir nach außen hin auch wirken, wir bleiben immer abhängig von Gottes Gnade.

Wenn wir uns diese Gnade nicht regelmäßig im Gebet holen, ist unser Herz zu jeder noch so furchtbaren Sünde fähig. Das musste Petrus bitterlich lernen. Wenn wir auf Petrus schauen, gibt es etwas, was wir von diesem Mann unbedingt lernen müssen – und das sind seine Tränen.

Das ist das Erste: seine Tränen. Petrus weinte bitterlich, sein Herz war tief betroffen, er war geschockt über das, was gerade passiert war. Sein eigenes Versagen schockierte ihn. Er schockiert uns mit unserer eigenen Sünde noch heute.

Ich glaube, wir haben manchmal wirklich ein Problem als Christen. Es gibt Dinge, die gehören einfach mittlerweile zu unserem Alltag: laute Worte, die Lüge hier und da, Sünden, an die wir uns gewöhnt haben. Sie gehören einfach zu unserer Persönlichkeit dazu, und wir können sie sogar entschuldigen mit: „Ich bin halt so.“

Schockiert dich deine Sünde noch? Sind wir noch schockiert darüber, wenn uns verletzende Worte einfach so über die Lippen gehen? Wenn der Hass gegenüber unserem Nächsten in uns aufsteigt? Wenn wir ohne mit der Wimper zu zucken lügen oder Dinge tun, sagen oder uns anschauen, die Gott hasst?

Petrus’ Tränen waren richtig bitter, aber es waren gute Tränen. Es waren Tränen, die wir notwendig haben. Es waren Tränen echter Reue, echter Buße. Wir haben es so nötig, dass wir manchmal geschockt werden von unserer eigenen Sündhaftigkeit und uns fragen: „Wozu bin ich eigentlich noch fähig nach so vielen Jahren Nachfolge?“

Und auch wenn das hier alles eine ziemlich traurige Szene ist, für mich ist diese Szene einer der ermutigendsten und schönsten Momente des Neuen Testaments. Denn diese Szene macht mir klar, dass Jesus meine Schwächen kennt und mich trotzdem voller Liebe anschaut.

Er kennt mein Versagen, meine Schwachstellen, und es überrascht ihn nicht. Jesus hat sich in diesem Moment nicht überrascht umgedreht und zu Petrus gesagt: „Was stellst du denn da an? Alle, aber du doch nicht, Petrus.“ Das ist nicht, was in Jesus vorgegangen ist. Jesus wusste, was passieren wird. Es überrascht ihn nicht, und er ist bereit, mir zu vergeben und mich wieder aufzurichten.

Ich darf wissen, dass wenn ich versage, wenn ich falle, er mich genauso voller Liebe und Güte ansieht. Habt ihr das gemerkt? In dem Moment, in dem sich Petrus von Jesus abwendet und ihn verleugnet, was macht Jesus? Er wendet sich Petrus zu und schaut ihn an.

Umgeben von Menschen, die ihn anschreien und töten wollen, findet Jesus immer noch die Zeit, an seinen Freund zu denken, der gerade furchtbar fällt. Es ist, als würde Jesus Petrus mit seinem Blick sagen: „Petrus, ich wusste, dass das passieren wird. Ich wusste es, ich habe es dir ja auch gesagt. Aber Petrus, vergiss nicht, was ich dir noch gesagt habe. Ich habe dir nicht nur gesagt, dass du versagen wirst. Ich habe dir versprochen, dass ich für dein Herz beten werde. Ich habe dir versprochen, dass ich dich in meiner Liebe annehmen und gebrauchen werde. Das habe ich dir versprochen. Vergiss das nicht, Petrus, komm zu mir zurück.“

Jesu Blick war nicht vorwurfsvoll, sein Blick sagte nicht: „Wie kannst du nur, Petrus?“ Sein Blick war voller heiliger, perfekter Liebe, die Petrus zu sich ruft. Ja, so oft sind wir versucht zu denken, Gott könne uns nicht lieben, bis wir es wieder verdient haben, geliebt zu werden.

Geschwister, Jesus liebte Petrus in diesem Moment seines größten Versagens. In diesem Moment liebte er ihn so sehr, dass er ein paar Stunden nach diesem Moment auch für diesen Petrus ausrief: „Es ist vollbracht!“ Jesus starb für dieses Versagen, und wir dürfen wissen: Jesus schaut dich und mich voller Liebe an – auch in unseren dunklen Momenten, gerade in unseren dunklen Momenten.

Wisst ihr, ich weiß nicht, wie ihr aufgewachsen seid, aber ich bin aufgewachsen mit einem Lied, das heißt: „Pass auf, kleines Auge, was du siehst, denn der Vater im Himmel schaut auf dich herab. Pass auf, kleines Auge, was dich sieht.“

Es kann sein, dass dieses Lied einen richtigen Gedanken vermittelt, aber dieser Gedanke ist tausendmal wichtiger: Dass Christus mich in meinem Versagen liebevoll anschaut und nicht zornig, liebevoll.

Es ist so wichtig, es ist so schade, dass so viele kleine Kinder mit einem Gottesbild aufwachsen, bei dem sie Angst vor diesem Gott haben. Mit der Zeit denken sie: „Dieser Gott guckt zornig auf mich.“ Wenn du in Christus bist, wenn du an Jesus glaubst, dann guckt Gott immer liebevoll auf dich. Er schaut uns an in seiner Liebe und ruft uns zu sich zurück.

Das ist so eine gute Nachricht für diejenigen von uns, die wie Petrus immer wieder darin versagen, Jesus zu folgen, Jesus zu bekennen und zu lieben, wie wir es sollten. Ja, wir dürfen nicht vergessen, dass er uns voller Liebe anschaut, uns an sein Wort der Vergebung erinnert und sich danach sehnt, dass wir zurück in seine Arme laufen.

Wir sollen zu ihm hinlaufen und nicht von ihm weg, denn er wird ein geknicktes Rohr nicht zerbrechen. Es ist diese Liebe von Jesus, an die sich Petrus klammern durfte. Weil er das tat, konnte er Vergebung erfahren. Und nicht nur das: Petrus erfuhr eine echte Wiederherstellung.

Ich meine, wie ermutigend ist das? Derselbe Typ, der so ängstlich an dieser Stelle ist, so zurückweicht, Jesus verleugnet, steht ein paar Wochen später in Jerusalem vor Tausenden von Menschen und verkündet mutig Jesus. Er sagt dann selbst bei Androhung von Gewalt und Gefängnis: „Man muss Gott mehr gehorchen als dem Menschen.“

Was ist das für eine Verwandlung? Es ist derselbe Mann! Ist das nicht ermutigend? Wenn wir mit unserem Versagen zu Jesus kommen, kann er und will er uns gebrauchen. Petrus war wirklich zu Jesus zurückgekehrt, seine Tränen waren echt.

Und das ist ein ganz wichtiger Punkt, den ich heute noch mitgeben möchte: Das ist der große Unterschied zwischen Judas und Petrus. Judas verzweifelte auch, aber er suchte keine Vergebung bei Jesus. Judas verzweifelte über die Folgen seiner Sünde, Petrus weinte über seine Sünde, weil er Jesus wirklich liebte. Er griff letztendlich nach seiner Hand.

Ich fand es so toll, was Paulus in 2. Korinther 7,10 sagt: „Es gibt Betrübnis von Gott, die bewirkt Buße zum Leben, und es gibt Betrübnis von der Welt, die bewegt den Tod.“

Hast du gerade eine dunkle Woche voller Versagen hinter dir? Trägst du schon lange eine versteckte Last, eine Sünde mit dir herum, für die du dich vielleicht sogar richtig schämst? Und du willst nicht zu Jesus kommen, weil du dich so schämst?

Ich möchte dich einfach bitten: Dreh dich nicht weg von Jesus, denn Jesus dreht sich nicht weg von dir. Schau hin, schau zu ihm. Erinnere dich daran, dass dieser Jesus dich im Evangelium ansieht und seine Hand entgegenstreckt – er wendet sich nicht ab. Er will dir Hoffnung schenken. Genau dafür hat er sein Leben am Kreuz gelassen.

Sein Blut ist eine ewige, niemals endende Quelle der Vergebung, aus der wir unser Leben lang schöpfen dürfen. Wisst ihr, Christ zu sein ist so befreiend. Es ist so befreiend, zu wissen: Meine Sünde ist groß, aber seine Gnade ist größer. Amen!

Die zweite Szene: Jesus als verspotteter Prophet

Das sehen wir als Erstes: Den Herrn, der verleugnet wird. Gehen wir einen Schritt weiter, sehen wir einen verspotteten Propheten.

Der britische Comedian Ricky Gervais sagte einmal in einem Interview, dass er Atheist sei. Er erklärte Folgendes: Früher habe er an den christlichen Gott geglaubt. Zum Glück habe er irgendwann Interesse an Wissenschaft, Vernunft und Logik entwickelt. Und spätestens mit acht Jahren sei er Atheist gewesen.

Es ist klar, was Gervais damit zum Ausdruck bringen will: An den christlichen Gott zu glauben, sei unvernünftig, unlogisch und letztendlich dumm, lächerlich und nichts für Erwachsene, die ihr Gehirn richtig benutzen. Das ist seine Botschaft.

Und genau das ist auch die Haltung vieler unserer Mitmenschen gegenüber dem Glauben an Gott und dem christlichen Glauben: Spott. Das sollte uns nicht verwundern oder erschrecken, denn Jesus hat genau dasselbe erlebt.

Schauen wir uns diese zweite Szene an, Verse 63 bis 65, um zu sehen, was dort passiert. Hier sehen wir den absolut sündlosen, liebevollen Jesus in den Händen grausamer Soldaten.

Lukas berichtet in Vers 63: „Und die Männer, die ihn festhielten, verspotteten ihn und schlugen ihn. Als sie ihn verhüllt hatten, fragten sie ihn: ‚Weissage, wer ist es, der dich geschlagen hat?‘ Und vieles andere sagten sie lästernd über ihn.“

Man sieht sofort, was diese Männer von Jesus halten, oder? Sie halten ihn für einen Schwindler, für einen Möchtegern-Propheten. „Weissage, ja, verrate uns, wer dich geschlagen hat.“ Ein verspotteter Prophet.

Lukas hat diese Szene direkt neben die Verleugnung durch Petrus gesetzt, um uns deutlich zu machen: Jesus ist ein Prophet, der Prophet. Er hat gerade genau das vorhergesagt, was passiert ist. Er ist der Prophet, von dem Mose schon gesprochen hat.

Und nicht nur das: Er ist der allwissende Gott. Er weiß ganz genau, wer ihn gerade geschlagen und bespuckt hat. Er kennt ihre Namen und nicht nur das, er kennt ihre gesamte Vergangenheit und Zukunft. Nicht eine einzige ihrer Taten ist ihm unbekannt.

Eines Tages wird das Lachen und Spotten der Feinde Gottes für immer verstummen, wenn sie vor dem verherrlichten König stehen werden. Aber in diesem Moment, in dieser Szene, sehen wir einen König, der sich total erniedrigt. Er lässt sich hin und her schubsen.

Ich möchte, dass man nicht so schnell über solche Szenen hinwegliest. Was hier passiert, ist furchtbar. Ein absolut unschuldiger Mann lässt sich hin und her schubsen, schlagen, beleidigen und beschimpfen. Er lässt es zu, dass diese Soldaten ihre Spielchen mit ihm durchziehen.

Das trifft genau das, was der Prophet Jesaja vorhergesagt hat: „Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.“

Es ist unfassbar, was in diesem Moment eigentlich geschieht. Überlegt mal: Diese Männer könnten nicht reden, sich nicht bewegen, nicht einmal atmen, wenn er es nicht erlauben würde. Aber er erlaubt es.

Der König der Herrlichkeit war bereit, verlästert zu werden und Erniedrigung auf sich zu nehmen, um dich und mich zu retten. So groß war seine Liebe zu uns.

Er steht dort in diesem Kreis, umringt von seinen Feinden – für dich und mich.

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir einen Schritt zurücktreten und nicht in die Gefahr geraten, uns über diese Soldaten zu stellen, uns für besser und gerechter zu halten. So eigenartig das auch klingt: Wir stehen neben diesen Männern.

Ich weiß nicht, ob du die Bildfolge des niederländischen Künstlers Rembrandt kennst. Er hat verschiedene Szenen der Passion gemalt. Es gibt ein Bild, die Kreuzaufrichtung, auf dem nicht nur Soldaten zu sehen sind, die das Kreuz aufstellen, sondern auch Rembrandt selbst.

Er hat sich selbst mit in das Bild gemalt. Damit wollte er ausdrücken: Obwohl ich nicht damals dabei war, war ich doch dabei, ich trage eine Mitschuld.

Und genau das haben wir vorhin in unserem Lied auch gesungen: „Ich schaue auf den Mann am Kreuz, ich kann meine Schuld dort sehen, und voll Beschämung sehe ich mich bei den Spöttern stehen.“

Für unsere Sünde hing er dort. Sie brachten ihn ums Leben. Wir stehen neben diesen Männern.

Denn mit unserer Sünde haben wir nichts anderes getan als sie. Jede einzelne Sünde ist eine Lästerung Gottes. Jede Sünde, die wir getan haben oder tun, ist ein Verachten seiner Heiligkeit. Jede Sünde ist wie ein Schlag ins Gesicht des Schöpfers.

Er ertrug diese Erniedrigung wegen deiner und meiner Sünde. Er hing am Kreuz wegen meiner Schuld.

Ich weiß nicht, wie es dir damit geht, aber das sollte uns zurückschrecken lassen, wenn wir das nächste Mal in Versuchung sind, uns für die Sünde zu entscheiden.

Jedes Mal, wenn ich mich als Christ entscheide, mich über Gott zu stellen, um etwas zu tun, was er Sünde nennt, erhebe ich mich über ihn. Ich spucke ihm ins Gesicht und trete sein Blut, das er zur Vergebung meiner Sünden vergossen hat, mit Füßen.

Jedes Mal, wenn ich mich entscheide, etwas zu tun, das gegen Gottes Willen geht, stelle ich mich zu diesen Spöttern.

Deshalb ist Sünde so furchtbar – das macht sie zu einem so hässlichen Akt.

Darum lasst uns dort, wo wir uns immer wieder zu diesen Spöttern gestellt haben, umkehren zu Jesus.

Die dritte Szene: Jesus vor dem Gericht und die Frage nach seiner Identität

Irgendwann war die Nacht zu Ende, der Morgen brach an, und Jesus wird zum Verhör hereingebracht. Der Sohn Gottes wird angeklagt. Dies sind die Verse 66 bis 71.

Eine der Hauptfragen, die sich wie ein roter Faden durch alle Evangelien zieht, ist: Wer ist dieser Jesus? Es ist die Frage nach seiner Identität. Und diese Frage kommt jetzt wieder auf. Im Endeffekt ist es die Frage, die jeder Mensch irgendwann für sich beantworten muss.

Ich weiß nicht, ob du heute hier zum ersten Mal bist und gar kein Christ bist. Du stellst dir viele Fragen in deinem Leben, und auch Christen stellen sich viele Fragen. Doch dies ist die wichtigste Frage, die du dir stellen kannst: Wer ist Jesus? Wer ist dieser Mann, der hier steht? Deine Antwort auf diese Frage wird deine Ewigkeit entscheiden.

Nehmen wir die Berichte aus allen Evangelien zusammen: Jesus hatte schon in der Nacht vor Gericht gestanden. Es hatte zwei Anhörungen gegeben, vor Hannas und vor Kaiphas. Vielleicht eine kurze Nebenbemerkung: Diesen Männern hier ging es nicht um Gerechtigkeit. Diejenigen, die sich hier als Richter aufspielen, handeln in diesem Moment völlig gesetzlos.

Sie missachten sogar ihre eigenen Vorschriften, die der Talmud zusammengefasst hatte. Ein paar Beispiele: Dem Angeklagten musste vor dem Prozess Schutz und körperliche Unversehrtheit garantiert werden. Der Talmud, also die Zusammenfassung dieser Rechtsvorschriften, verbot jegliche gerichtliche Anhörung in der Nacht. Doch es hatte schon zwei gegeben.

Urteil und Ausführung des Urteils durften nicht am selben Tag erfolgen – auch das missachteten sie. Und zuletzt: Gerichtsprozesse sollten nicht an einem Festtag durchgeführt werden. All das wurde missachtet, weil man nur ein Ziel hatte – nicht Gerechtigkeit, sondern den Tod dieses Mannes.

Die ganze Passionsgeschichte ist eine Gegenüberstellung: auf der einen Seite die Ungerechtigkeit der Menschen, auf der anderen Seite der vollkommen gerechte Jesus.

Es ist spannend, was wir jetzt in unserer letzten Szene sehen: Jesus steht vor ihnen, und sie befragen ihn durchgehend zu seiner Identität. Schaut mal, wie sie beginnen, Vers 67: „Wenn du der Christus bist, so sage es uns“, als hätte Jesus das noch nie gesagt.

Jesus weiß natürlich, dass sie nicht wirklich auf Wahrheitssuche sind, und sagt deswegen zu ihnen: „Wenn ich euch sagen würde, würdet ihr mir nicht glauben; wenn ich aber fragen würde, würdet ihr mir nicht antworten.“ Auch wenn Jesus ihnen keine direkte Antwort gibt, ist seine Aussage schon klar.

Er hat immer wieder klargemacht, wer er ist, durch seine Worte und seine Taten. Er ist der Messias. Aber Jesus bleibt nicht dabei. Er sagt jetzt noch etwas in Vers 69: „Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zu Rechten der Macht Gottes.“

Dieser Titel, der Sohn des Menschen, kam schon ein paar Mal im Lukasevangelium vor. Es ist der Titel aus dem Danielbuch, mit dem der König beschrieben wird, der von Gott kommt und selbst göttliche Eigenschaften hat.

Jesus verbindet diesen Titel jetzt mit Psalm 110, den wir auch vor kurzem hatten. Vielleicht erinnert ihr euch daran. Was er damit sagen will, ist klar: Ja, ich bin der Messias, und Gott, mein Vater, wird mir alle Macht im Himmel und auf Erden geben. Ich werde zu seiner Rechten sitzen, und alle Autorität wird in meinen Händen sein.

Jetzt sitze ich in eurem Gerichtssaal, Leute. Eines Tages werdet ihr in meinem Gerichtssaal sitzen, und ich werde das letztendliche Urteil über euer Leben aussprechen.

Die Pharisäer reagieren sofort mit der Rückfrage: „Du bist also der Sohn Gottes?“ Ja, denn derjenige, der zu Rechten Gottes sitzen darf, steht mit Gott auf einer Stufe.

Und jetzt hält Jesus nichts mehr zurück: „Ihr sagt es, ich bin es.“ Merkt ihr die Steigerung, die Jesus hier vollzieht? „Ja, ich bin der Christus, ja, ich bin der Sohn des Menschen, ja, ich bin der ewige Sohn Gottes.“

Mit dieser Aussage unterstreicht Jesus selbst sein Todesurteil. Er sagt die Wahrheit über seine Identität, und das ist das, worauf sie gewartet haben.

„Was brauchen wir noch Zeugnis? Denn wir selbst haben es aus seinem Mund gehört.“

Diese letzte Szene spricht jeden Einzelnen von uns an. Sie fordert uns heraus, sie fordert eine Entscheidung von dir und mir: Wer ist dieser Mann? Für wen halten wir ihn?

In gewisser Weise stehen wir alle – stehst du, stehe ich – in diesem Gerichtssaal, hier in diesem Gerichtssaal vor Jesus, und wir müssen diese Frage beantworten: Wer ist er?

Ja, Gott nimmt uns mit in diesen Gerichtssaal und erlaubt es uns, zu entscheiden, was wir mit Jesus machen. Wir sollen uns entscheiden, ob er unsere Anbetung verdient, unsere Hingabe, unser Herz, unsere Liebe, weil er der Christus ist, weil er der Sohn des Menschen ist, weil er der Sohn Gottes ist.

Oder aber wir entscheiden uns dazu, ihm ins Gesicht zu schlagen, weil wir ihn für einen Lügner, einen Gotteslästerer oder sogar einen Verrückten halten – wie seine Feinde.

Jeder einzelne von uns steht in diesem Saal in Jerusalem, und wir müssen diese Entscheidung treffen. Wie wird dein Urteil ausfallen? Wer ist Jesus für dich? Was wirst du mit ihm machen?

Wirst du ihn verleugnen, so wie Petrus? Wirst du dich bei den Spöttern einreihen, die Jesus für eine Lachnummer halten, für jemanden, den man auch ignorieren kann? Oder wirst du bei den Pharisäern landen, die in Jesus einen gefährlichen Lügner sahen, der keine Aufmerksamkeit verdient hat?

Wer ist Jesus für dich? Was sagt dein Leben darüber aus, wer Jesus für dich ist?

Lukas macht uns klar: Der Jesus, der hier im Gerichtssaal der Menschen steht und angeklagt wird, ist nicht irgendjemand. Er ist der von Gott eingesetzte König, er ist der Sohn Gottes.

Und dieser Jesus wird eines Tages wiederkommen, und alle Menschen – ausnahmslos alle Menschen – werden in seinem Gerichtssaal stehen, wo er sein Urteil sprechen wird.

Und wie dieses Urteil ausfallen wird, entscheidet sich an dieser Frage: Glaubst du Jesus bei dem, was er über sich selbst sagt?

Wie wird dein Urteil ausfallen? Ich hoffe, dass wir uns entscheiden, ihm zu glauben. Ich hoffe, dass wir entscheiden, uns vor ihm zu beugen, vor dem Sohn Gottes.

Ich hoffe sogar ein bisschen, dass wir das, was die Feinde Jesu in unserem Text negativ meinen, zu unserem Lebensmotto machen.

Schaut mal, was sie als allerletztes sagen: „Was brauchen wir noch Zeugnis? Denn wir haben es aus seinem Mund gehört.“

Was für ein super Motto für dein und mein Leben, oder? Wem brauche ich da noch Zeugen, wenn Jesus mich ruft, wenn der Sohn Gottes mich ruft? Was brauche ich noch Zeugen? Ich habe es aus seinem Mund gehört, ich will ihm folgen, wohin er geht.

Und ich hoffe so sehr, dass dieser Text unsere Liebe zu Jesus neu entfacht. Denn was durch all diese Szenen voller Versagen, Lüge, Ungerechtigkeit und Brutalität hindurchstrahlt, ist seine unfassbare Liebe zu dir und mir.

Er, der sündlose Sohn Gottes, steht hier zwar vor einem menschlichen Gericht, aber in Wahrheit nahm er ein anderes Urteil auf sich – eines, das wir hätten tragen müssen, das göttliche Urteil über unsere Sünde.

Er starb stellvertretend für uns, die wir noch seine Feinde waren. Er liebte uns bis in den Tod hinein. Er gab sein Leben für uns, die wir ihn immer wieder verleugnen, ihn verlassen und seine Wahrheit missachten. Er gab sein Leben für uns.

Und wisst ihr, das ist die befreiende Botschaft dieses Textes, die uns durch das Versagen von Petrus entgegenspringt, weil er für mich das Urteil Gottes trug, ein für allemal.

Deswegen weiß ich, deswegen weiß ich, wenn ich einmal vor dem Thron des gerechten und heiligen Gottes stehen werde, wird in den Augen dieses Gottes für mich nur eine Sache zu sehen sein: Liebe, pure Liebe – wegen Jesus.

Er ist der König, der unsere Liebe verdient. Amen.