Herr, danke, dass du auch heute wieder zu uns sprichst. Danke, dass du ein Gott bist, der sich um Menschen sorgt – um uns ganz persönlich. Du möchtest unser Potenzial wirklich entfalten.
Du hast uns reich beschenkt mit Gaben. Du willst, dass wir dieses Leben genießen und seine Fülle erkennen. Danke, dass du Leben schenkst. Nur der Feind zerstört, macht nieder und zerstört.
Du baust auf und schenkst Leben im Überfluss. Dafür danken wir dir. So beten wir, dass wir durch die Kraft des Geistes dich richtig erkennen, dich entdecken und lernen, aus deiner Kraft zu leben.
Das bete ich in deinem Namen. Amen.
Gedanken zum Extremsport und Glauben
Gestern ließen wir uns von Johnnys zwei Worten „be present“ inspirieren. Heute hat mich etwas anderes angeregt.
Ich bin nur durchs Büro gegangen und habe auf dem Tresen bei Anna einen Zettel gesehen mit der Frage: „Extremsport und Christsein – passt das zusammen? Ist Extremsport Sünde?“
Es gibt Christen, die würden niemals in den Dauenhof kommen, weil das, was wir tun, für sie viel zu weltlich ist. Sie sagen, wir gehen ja nicht in die Höhle, das sei weltlich und passe sich nicht für den richtigen Christen, so etwas zu tun. Dieses Denken existiert tatsächlich. Besonders dort, wo Sport extrem betrieben wird – was ja nicht immer gesundheitsfördernd ist.
Extremsport, das wissen wir, ruft oft die Meinung von Christen hervor, die sagen: „Das ist eigentlich falsch, das ist Sünde, so etwas zu tun.“ Dem gegenüber gibt es natürlich auch andere Stimmen, die sagen: „Nein, das ist es nicht.“
Ich habe beschlossen, heute Abend darüber zu sprechen, weil das gut zu einer Erlebniswoche passt.
Persönliche Lebensgeschichte und Weg zum Glauben
Ich möchte ein bisschen aus meinem Leben erzählen. Entschuldigt, dass ich von mir selbst spreche, aber es ist das Einzige, was ich habe.
Ich bin hier aufgewachsen, aber nur wenige wissen, wo mein Haus steht, weil wir gestern dorthin gefahren sind. Ich habe zu spät gesagt, dass ihr direkt fahren könnt. In dem Haus, in dem ich wohne, bin ich geboren und aufgewachsen. Ich habe es von meinen Eltern geerbt. Das ist hier auf dem Land ziemlich normal: Du verkaufst das Haus nicht, sondern es geht an den ältesten Sohn.
Mein älterer Bruder wollte nichts aus sich machen. Ich habe noch drei Geschwister, zwei Schwestern und einen Bruder. Das sind alles ganz nette Leute, muss ich sagen, sogar mehr als das.
In diesem Haus bin ich zur Schule gegangen. Ganz normal in die Ramsane Volksschule, danach in die Hauptschule in Schladming und so weiter. Es gab auch noch einen polytechnischen Lehrgang. Schule war nie so mein Ding, aber das ist ja normal.
Dann habe ich Automechaniker gelernt, vier Jahre lang, sogar bei Opel hier in Schladming. Das war auch ganz nett.
Als ich etwa elf oder zwölf Jahre alt war, also in der Hauptschulzeit, musste ich wie mein älterer Bruder, der vier Jahre älter ist, immer im Sommer auf die Alm. Meine Eltern hatten nicht viel Geld, sie waren relativ arm. Es war damals sogar eher ärmlich. Sie haben viel gearbeitet, nur damit sie überhaupt ein kleines Häuschen bauen konnten.
Das Haus, das wir bekommen haben, hat eine lange Geschichte, aber das ist jetzt egal. Jeden Sommer haben sie uns Jungs auf die Alm geschickt, vom ersten Ferientag an. Wir hatten damals zehn Wochen Sommerferien, heute sind es weniger. Vom ersten bis zum letzten Tag mussten wir auf die Alm als Kuhhirten bei einer Sennerin irgendwo oben sein. Sie mussten uns nicht durchfüttern, das war billiger. Außerdem dachten sie, es schadet uns nicht.
Das ging drei Jahre lang so, drei Sommer lang war ich oben auf der Alm. Kennt ihr den Film Heidi? Genau so war es, nur dass meine Heidi sechzig Jahre alt war, das war das Problem. Sie war ein bisschen zu alt für mich.
Jeden Tag musste ich um fünf Uhr früh aufstehen, schon als Elfjähriger. Dann habe ich die Kühe hereingeholt. Ich habe sechs Kühe gemolken, die Sennerin, die Paulin, auch sechs. Wir haben Butter gemacht und jede Woche Käse. Außerdem hatten wir Schweine, Ziegen und die Kälber von den Bauern. Ich musste immer zu ihnen hinauflaufen, Salz bringen und all die anderen Dinge erledigen, die man auf einer Alm so macht.
Das war in einem Gebiet bei Filzmoos, dort ist die Bischofsmütze, die werdet ihr noch kennenlernen. Dort war ich also oben.
Nachmittags hatte ich manchmal wenig zu tun, und da habe ich angefangen zu klettern. Ich bin allein in die Berge gegangen und habe herumgeklettert. Als Elf- oder Zwölfjähriger war ich schon auf Gipfeln, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Das hat mir Spaß gemacht.
Meine Eltern hatten sowieso keine Ahnung davon, sie mussten viel arbeiten. Für sie war das halt so.
Ich habe Kletterer kennengelernt, und die haben mich immer fasziniert. Die guten Kletterer, die richtig gut klettern können – so wollte ich auch sein. Ich habe gesehen, dass das Leben mehr ist als nur Arbeit, Familie, Kinder und dann sterben. Es gibt auch noch etwas anderes. Man kann Spaß haben, Dinge tun, die man gerne tut, und darin auch gut werden.
Als Automechaniker habe ich es im Prinzip gerne gemacht. Es war überhaupt nicht schlecht, ich hatte einen netten Chef und alles. Aber ich lag immer unter dem Auto. Wenn ich aus dem Fenster schaute, sah ich die Berge. Da wollte ich hinauf, da wollte ich hin.
Ich habe die dreieinhalb Jahre durchgehalten, habe dann meine Gesellenprüfung gemacht. Am Tag danach habe ich gekündigt und bin Skilehrer geworden.
In Österreich gibt es Ausbildungen dafür, man kann nicht einfach so Skilehrer sein. Zum staatlichen Skilehrer braucht man vier Jahre Ausbildung. Ich habe dann auch den Bergführer gemacht, den Skiführer und den Höhlenführer, alles zusammen.
Mit einem Freund habe ich eine Bergsteigerschule gegründet: den Abenteuer Club Dachstein. Das war unsere eigene kleine Schule, in der wir mit Leuten klettern gegangen sind und all das gemacht haben, was wir jetzt auch hier machen.
Im Winter war ich Chefskilehrer in einer kleinen Skischule in der Ramsau, über viele Jahre. Zwischendurch war ich auch Skilehrer in den USA und mal in Australien. Australien ist ideal, weil man hier im Winter Skilehrer ist, aber was macht man im Sommer? Man geht nach Australien, kann dort im Sommer Skifahren und kommt dann wieder zurück. So funktioniert das.
Ich habe dann den Bundesheer-Dienst gemacht, acht Monate, das ist in Österreich Pflicht. Ich war bei den Hubschraubern, weil ich Mechaniker gelernt habe. Man muss ja reparieren. Ich habe aber keine Hubschrauber repariert, sondern nur die Lkw.
Dort habe ich einen lieben Freund kennengelernt, Helmut Knauss. Er kommt hier aus Fastenberg, klar, von der Straße. Sein Bruder ist bekannt, wer sich fürs Skifahren interessiert: Hans Knauss war Weltcupfahrer, Bernhard Knauss war Profiweltmeister und so weiter. Helmut ist ein guter Freund von mir geworden.
Wir haben viele Dinge zusammen gemacht, auch viele verrückte und extreme Sachen. Eines davon war, steile Wände mit Ski zu befahren. Man kann steile Wände bis zu sechzig Grad befahren, steiler geht nicht, weil sich dann der Hang wegdrückt. Das ist so das Maximum.
Außerdem haben wir viel Höhlenforschung betrieben. Wir waren in der Höhle bis zum Ramsauer Dom, von dort geht es noch weiter. Das ist eine ziemlich schwierige Höhle. Helmut hat viel mit dem Helikopter gemacht.
Leider ist der Helikopter zwei Jahre später bei einer Lawine tödlich verunglückt.
In diesem Werdegang sind die Berge so ein bisschen mein Zuhause geworden, das muss ich schon sagen. Ich fühle mich wohl, wenn ich in den Bergen bin. Das liegt daran, dass ich es immer gemacht habe und immer gerne gemacht habe.
Wenn ich irgendwo steil runterfahre oder raufklettere, fühle ich mich wohl, glücklich und erfüllt. Es kann auch zur Sucht werden. Ich weiß, bei mir war es nicht so schlimm, aber das kann schon sein.
Berufliche Entwicklung und Dienst am Dauernhof
Aber ich habe eine lange Geschichte, wie ich hierher kam. Ein Freund von Charlie, der Gründer des Dauernhofs, war Gernot Kunzelmann. Er hat den Dauernhof 1964 gegründet. Leider ist er 1988 tödlich verunglückt beim Paargleiten, also Gleitschirmfliegen.
Das ist eine lange Geschichte, aber kurz gesagt: 1989 hat mich jemand gefragt, ob ich nicht zum Dauernhof kommen und das sportliche Programm leiten möchte. Denn Gernot Kunzelmann war verstorben, und sie hatten niemanden, der diese Aufgabe übernehmen konnte.
Wieder eine lange Geschichte, kurz gefasst: Ich habe zugesagt und bin hergekommen. Ein Jahr später haben sie mich gefragt, ob ich der Leiter werden möchte. So bin ich nun seit 23 Jahren dort.
Es war auch interessant, als sie mich gefragt haben, ob ich bleiben möchte. Man sagte zu mir: „Du kannst nicht nur Skifahren und Klettern, du musst auch predigen.“ Ich antwortete, dass ich nicht kommen würde, wenn ich predigen müsste, denn das wollte ich nie machen. Sie sagten dann: „Okay, uns egal, du kommst trotzdem“, und haben es nicht toleriert.
Aber eines muss ich heute sagen: Etwas, das ich mindestens genauso gern oder vielleicht sogar noch lieber mache, ist, Jesus zu verkündigen. Für mich ist Predigen oder Verkündigen keine Arbeit oder Qual, sondern es belebt mich. Deshalb kann ich das tun, was ich tue.
Ich predige im Jahr etwa fünfunddreißig Wochen, sowohl am Dauernhof als auch unterwegs. Dabei werde ich nicht müde. Natürlich bin ich oft müde, sehr oft sogar, aber während des Predigens fühle ich mich nie müde, sondern belebt.
Ich habe mal einen guten Freund gefragt, was er denkt. Er sagte: „Weißt du, ich könnte am Dauernhof ein Auto reparieren, das wäre nicht schlecht. Ich könnte Skifahren und Klettern, das wäre auch sinnvoll. Und ich könnte auch predigen.“ Dann hat er gesagt: „Tu das, was dich am meisten belebt.“
Und tatsächlich belebt mich am meisten, wenn ich von Jesus erzähle.
Mein Weg zum Glauben und die Erkenntnis der Unmöglichkeit des Christseins
Und auf jeden Fall – das gilt auch heute noch für mich: Wie ich zu Christus kam. Ich ging als 13- oder 14-Jähriger in den Jugendkreis in der Ramsau. Das war eine ganz konservative lutherische Kirche. Dort gab es viele liebe, gläubige Leute und unseren Jugendkreisleiter, der uns von Jesus erzählte.
So habe ich mich dann mit 15 Jahren ganz bewusst für Jesus entschieden. Danach habe ich auch das gemacht, was man als Christ so tut: zur Kirche gehen, zum Jugendkreis gehen, zum Gebetskreis gehen. Den Gebetskreis mochte ich eigentlich nie so richtig, aber ich bin trotzdem hingegangen. Es war irgendwie langweilig. Ich habe nicht als Erster gebetet, weil beim fünften waren die ganzen guten Phrasen schon aufgebraucht.
Ich dachte auch, ein guter Christ macht das so. Sogar Kindergottesdienst habe ich gemacht. Als ich dann 18 Jahre alt wurde, wurde ich Skilehrer und so weiter. Da habe ich mir gedacht: Nein, das Christsein ist ziemlich anstrengend. Ich dachte an all das, was ich zusätzlich tun müsste, wenn ich ein richtiger, guter Christ sein will. Und ich dachte: Nein, das schaffe ich nicht.
Es war so, dass ich im Jugendkreis ein anderer Mensch war als montags mit meiner Skigruppe oder Berggruppe. Da dachte ich: Na, das ist Heuchelei, ich lasse das Christsein ganz bleiben. So lebte ich ein paar Jahre als Christ, als ob ich kein Christ wäre. Interessanterweise konnte ich meine Bibel nie ganz weglegen. Einmal im Monat habe ich darin gelesen, vor allem im Buch Prediger. Das hat mir gefallen. Dort steht nämlich: „Genieße die Tage deiner Jugendzeit“ und so weiter. Das war gut.
Dann steht zwar, Gott wird dich für alles zur Verantwortung ziehen, aber da kann man ja drüber lesen, und dann geht es wieder besser weiter. Ich konnte auch nie aufhören zu beten. Immer wieder war es so, dass Jesus wie auf die Schulter klopfte und sagte: „Hans Peter, ich bin immer noch da.“ Aber ich wusste, dass ich ihn nicht wirklich interessierte.
Mir kam das Christenleben zu komplex und zu anstrengend vor. Ich konnte irgendwie nicht mit Gott leben, aber auch nicht ohne ihn. Das war in diesen Jahren kurzgefasst meine Geschichte.
Dann traf ich einen Mann, der heißt Major Ian Thomas. Er war der Gründer der Fackelträger und ist inzwischen, glaube ich, vor etwa fünf Jahren gestorben. Ich habe ihn getroffen – egal wie und warum. Ich habe ihm erzählt, wie schwer das Christsein für mich ist.
Er sagte: „Weißt du was, Hans Peter, Christsein ist nicht leicht.“ Da habe ich gesagt: „Du hast Recht.“ Dann sagte ich: „Christsein ist auch nicht schwer.“ Da dachte ich, er hat keine Ahnung. Dann sagte er: „Christsein ist unmöglich.“ Und das hat mein Leben revolutioniert.
Das hat mir bis dahin niemand gesagt. Viele haben gesagt, es sei schön, andere, dass es schwer ist – aber niemand sagte, es sei unmöglich. Das gab mir Hoffnung. Ich wusste, dass ich etwas nicht wusste, dass es etwas gibt.
Das ist das, was ich die letzten zwei Abende gepredigt habe: Es ist das Leben des Christus in mir. Nur Christus kann Christ sein, ich nicht. Und das, was ich tun muss, ist, mit Christus zu leben. Was er daraus macht, das ist sein Problem, nicht meins.
So stehe ich jeden Morgen auf und sage: „Herr Jesus, ich habe keine Ahnung, was der Tag bringt. Du siehst meinen Kalender. Ich soll das und das tun. Wenn es dir gefällt, dann lass es gelingen. Wenn es dir nicht gefällt, wirf es um. Lass mich etwas anderes tun. Es ist dein Tag, nicht meiner.
Du willst die Welt retten, ich nicht. Aber wenn du mich dazu nutzen willst, hier sind meine Hände – einfach zur Verfügung gestellt.“ Und weißt du was? Es ist unheimlich entspannend. Ich muss nämlich nichts machen. Das heißt nicht, dass ich nichts tue, aber ich muss nichts erschaffen. Christus erschafft es.
Auch diese Woche sage ich zu Gott: „Gott, ich habe keine Ahnung, was du mit den Leuten tust. Ich kenne sie kaum. Dein Anliegen ist viel größer als meins. Aber hier ist mein Mund. Wenn du reden willst, rede und du musst es in Leben umwandeln.“ Das tut er.
Und weißt du was? Es ist so spannend.
Reflexion über Extremsport, Psyche und Gottes Willen
Und zurückkommend zum Extremsport und Glauben: Wenn ich an mein Leben zurückdenke, besonders an meine jüngeren Jahre, habe ich durchaus Dinge getan, die als extrem gelten können, sogar im oberen Bereich. Trotzdem würde ich mich nicht als Extremsportler bezeichnen, weil ich nie systematisch trainiert habe.
Was bei mir vielleicht etwas anders war als bei manchen meiner Freunde, ist, dass Gott mir eine sehr gute Psyche geschenkt hat. Ich kann relativ extreme Dinge tun und dabei immer noch halbwegs ruhig bleiben. Das ist sehr hilfreich beim Klettern, Steilwandfahren und ähnlichen Aktivitäten.
Bis heute bin ich bewahrt geblieben. Ich habe schon viele tödliche Unfälle erlebt, entweder neben mir oder mit mir, aber ich selbst war nie betroffen – sonst wäre ich ja nicht hier. Manchmal stellt sich dann die Frage, wie man das verantworten kann, gerade wenn wieder etwas passiert ist.
Eine Antwort, die ich dann manchmal gebe, findet sich in Psalm 37, Vers 4. Dieser Vers begleitet mich schon seit vielen Jahrzehnten: "Habe deine Lust am Herrn, dann wird er dir geben, was dein Herz begehrt."
Was bedeutet das? Bedeutet es, dass Gott mir alles gibt, was ich will? Nein. Es bedeutet, dass Gott mir seine Wünsche auf mein Herz legt. So wird das, was ich mir wünsche, zu dem, was Gott sich von mir wünscht. Die Voraussetzung dafür ist, dass ich meine Lust am Herrn habe.
Wenn man nur egozentrisch lebt, funktioniert das nicht. Wenn man aber mit Jesus lebt, darf man darauf vertrauen, dass Gott seine Wünsche auf das eigene Herz legt. Das heißt, das, was ich mir wünsche, ist das, was Gott von mir will.
Früher habe ich mir manchmal gedacht: Wenn ich Spinnen nicht leiden kann, dann muss ich wohl nach Afrika, denn dann will Gott, dass ich dorthin gehe. Das klingt natürlich wie ein Klischee. Aber ich dachte wirklich, Gott will genau das von mir, was ich nicht will.
Zum Beispiel habe ich früher nie um eine Frau gebetet, weil ich eine Ahnung hatte: Wenn ich bete „Herr, schenk mir die Ehefrau, die du für mich willst“, gibt es da eine in unserem Bezirk. Sie ist selten hässlich, aber sie ist Christin und betet jeden Tag für ihren Ehemann. Sozusagen freiwillig – das passt. Das war meine echte Angst.
Das klingt vielleicht witzig, aber es war sehr ernst für mich. Ich dachte, wenn ich mich einfach zur Verfügung stelle, wird Gott mich ausnutzen. Dann müsste ich all das tun, was ich nicht will. Das war eine Angst, die ich hatte.
Darum steht in meinem Bibelvers, erinnert euch an gestern: Römer 12, Vers 2. Dort heißt es: "Damit ihr erkennt, was Gottes Wille ist – nämlich das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene."
Dieser Vers hat mein Leben und mein Denken über Gott revolutioniert. Auch in Bezug auf Sport oder extreme Dinge gilt: Wenn Gott uns etwas ans Herz legt, dann hat er uns dementsprechend gemacht. So können wir Freude an Dingen haben, die unser Leben erfüllen.
Genuss und Großzügigkeit Gottes
Im 1. Timotheus 6,17 sagt der Apostel Paulus den Reichen im gegenwärtigen Zeitlauf, sie sollen nicht hochmütig sein oder ihre Hoffnung auf die Ungewissheit des Reichtums setzen. Das bedeutet, Reichtum an sich ist nicht falsch. Aber wir sollten unsere Hoffnung nicht auf Geld setzen – das ist der entscheidende Punkt.
Stattdessen sollen wir unsere Hoffnung auf Gott setzen, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Ist dir bewusst, dass Gott uns alles zum Genuss gibt? Christen dürfen Dinge genießen. Sie dürfen sich ein schönes Kleid kaufen, schönen Schmuck und Freude daran haben. Oft denken wir: "Ich bin Christ, also darf ich das nicht, ich muss das lieber den Armen geben." Ja, den Armen sollten wir auch geben, aber das heißt nicht, dass wir nicht genießen dürfen, was wir genießen können. Gott ist ein unheimlich großer Gott.
Mir fällt bei der Höhle etwas auf, gerade beim Weiterforschen in dieser Dachternhöhle. Dort gibt es Hallen, die bisher nur zwei Leute gesehen haben – mein Freund und ich. Wisst ihr, was es dort für schöne Dinge gibt? Zum Beispiel gibt es weiter drinnen sogenannte Hexantrix, das sind durch Wind geformte Stalaktiten-ähnliche Gebilde. Die Höhle ist zu kalt für echte Stalaktiten, aber diese Wind-geformten Gebilde sind wunderschön. Gott macht an einem Ort, den kein Mensch jemals betreten wird, so etwas Schönes. Wisst ihr warum? Weil Gott verschwenden kann. Er ist so großzügig, viel größer, als wir oft denken.
Wir glauben oft, Gott sei kleinlich. Warum? Das ist ein religiöses Denken, das zerstört. Es macht uns keine freudigen Jünger, sondern verkrampfte Christen. Manche Christen definieren sich dadurch, was sie nicht tun dürfen: "Das tue ich nie mehr." Ich definiere mein Christsein lieber dadurch, was ich geworden bin und was ich tun darf. Ich bin ein freier Mensch. Ich brauche keine Angst zu haben, weder vor dem Tod noch vor Gott oder dem Gericht. Ich bin frei.
Wir haben keine Wahl, wie oder wann wir sterben, aber wir haben eine Wahl, wie wir leben. Ich sage ehrlich: Lieber sterbe ich jetzt mit 50 und weiß, wozu ich gelebt habe, als 90 Jahre alt zu werden und nicht zu wissen, wozu ich auf dieser Erde war. Das wäre für mich das furchtbarste Leben. Wozu will ich mehr Jahre haben, wenn ich nicht weiß, wofür? Ich will lieber leben und einen Sinn haben.
Es gibt ein Buch, das heißt The Raid on Mogadischu. Einige, besonders die Älteren unter euch, erinnern sich daran. In den Achtzigerjahren gab es die Antiterrorgruppe GSG 9, die eine Lufthansa Boeing 737 befreite, die von drei Terroristen der PLO entführt worden war. Die Entführung begann auf dem Flug von Malta nach Frankfurt. Die Terroristen flogen zuerst nach Athen, dann weiter nach Dubai, Aden, Mogadischu usw. In Mogadischu gelang es der GSG 9, alle drei Terroristen zu töten und alle Passagiere zu befreien, ohne Verluste.
Das Buch erzählt die Geschichte der leitenden Stewardess an Bord. Als das Flugzeug in Aden keinen Treibstoff mehr hatte, baten sie um Erlaubnis zu landen, doch die Behörden verweigerten dies und stellten Panzer auf die Landebahn, um die Landung zu verhindern. Die Terroristen setzten dem Piloten eine Pistole an die Schläfe und befahlen ihm, neben der Landebahn zu landen. Die Stewardess fragte die Terroristen, ob sie keine Angst hätten zu sterben, denn wenn sie landeten, würden nicht nur sie sterben, sondern alle. Einer der Terroristen antwortete: "Ich bin an dem Tag gestorben, als ich der PLO beigetreten bin. Ich bin bereits tot." Diese Antwort hat die Stewardess tief beeindruckt.
Das erinnert mich an Jesus Christus. Schlagen wir mal auf Matthäus 10,37-39 nach. Dort sagt Jesus: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden."
Christsein bedeutet also, sein Leben zu verlieren – aber nicht ins Leere, sondern an Jesus. Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Der Terrorist gab sein Leben für eine destruktive Sache, wir Christen geben unser Leben nicht auf, sondern hin. Christsein ist keine Aufgabe, sondern Hingabe. Wir geben unser Leben hin an den, der das Leben ist: Christus.
Ein Buch von John Ortberg, einem Pastor aus Kalifornien, gefällt mir sehr. Er hat geschrieben: "If you want to walk on water, you've got to get out of the boat." Wenn du auf Wasser gehen willst, musst du aus dem Boot steigen. Das Dilemma in unseren Kirchen ist, dass viele Christen im Boot sitzen bleiben und sich beklagen, nichts zu erleben, aber nie aussteigen. Wenn du auf Wasser gehen willst, musst du ein Risiko eingehen. Wenn du das nicht tust, wirst du mit Jesus nichts erleben.
Als meine Kinder klein waren, habe ich ein Gebet gefunden, das ich meiner Frau gab, damit sie es unseren Kindern vorliest, wenn ich unterwegs bin. Es ist das Gebet eines Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg an seine Frau, damit der zehnjährige Sohn es lernt: "Das erste Gebet, das mein Sohn für mich sprechen soll, ist nicht: Herr, beschütze meinen Vater, sondern: Gott, mach meinen Vater mutig. Und wenn er durch schwere Zeiten muss, gib ihm die Kraft, sie zu bestehen. Mein Sohn, nicht Leben oder Tod ist das Wichtigste, sondern Recht und Unrecht. Ein toter Vater ist immer noch ein Vater, aber ein Vater, der sich vor Gott entehrt, ist etwas Schlimmes."
Ich nehme an, du möchtest auch um Bewahrung beten für deinen Vater. Und deine Mutter möchte das wahrscheinlich auch. Aber bete es zum Schluss, denn Bewahrung ist nicht so wichtig wie das Tun dessen, was vor Gott recht ist.
Wir tun uns heute schwer mit Risiko, weil Sicherheit in unserer Kultur die oberste Tugend ist – fälschlicherweise. Vor 30 Jahren war Gerechtigkeit die wichtigste Tugend, davor Toleranz, und heute ist Sicherheit die oberste Tugend. Menschen tun und bezahlen alles, um sicher zu sein. Das ist fast ein Wahn geworden.
Interessant ist, dass Frauen klüger einkaufen als Männer. Zum Beispiel kaufe ich oft teurere Lebensmittel, meine Frau günstiger. Aber bei der Sicherheit ihres Babys kaufen Frauen immer das Teuerste, auch wenn es nicht besser ist – weil es sicherer scheint. Wir tun alles für Sicherheit, auch in unserer Theologie.
Mike Iaconelli, ein Prediger, der bei einem Autounfall ums Leben kam, schrieb in seinem Buch Dangerous Wonder: "Einer der kritischsten Bereiche im heutigen Christentum ist die Abgestumpftheit der Christen. Wir haben das Staunen verlernt. Die gute Botschaft ist nicht mehr lebensverändernd, sondern höchstens lebensverbessernd. Jesus verändert Menschen nicht mehr in feurige, radikale Christen, sondern höchstens in nette Menschen."
Er schreibt weiter: "Ich bin bereit für ein Evangelium, das mein Herz vereinnahmt und mich aufwühlt. Ich will als gefährlich gelten in einer langweiligen und abgestumpften Religion. Die größte Gefahr der Christenheit sind Menschen, die zwar an Jesus glauben, aber nicht mehr überrascht und überwältigt von ihm sind."
Sei ehrlich mit dir selbst: Wofür hast du heute gebetet? Um Bewahrung, damit nichts passiert? Das ist nicht das Wichtigste. Im Neuen Testament liest du das nie. Es ist nicht falsch, um Bewahrung zu beten, aber die Priorität muss stimmen. Wann hast du zuletzt gebetet, dass Gott dich gebrauchen möge, auch wenn du dabei stirbst? Das wäre ein biblisches Gebet.
Unsere Theologie ist oft weit von der Bibel entfernt. Es gibt ein T-Shirt mit der Aufschrift: "God will always keep you safe." Ich habe eine Predigt darüber gehalten und auf das T-Shirt hinten "Maybe" drucken lassen. Zu sagen, dass Gott dich immer sicher hält, ist eine Lüge gegenüber der Bibel.
Waren die Jünger Jesu immer im Willen Gottes? Ja, prinzipiell. Blieben sie bewahrt? Keineswegs. Matthäus wurde in Äthiopien durch das Schwert getötet, Markus in Alexandria von Pferden zu Tode geschleift, Lukas in Griechenland erhängt, Petrus in Rom kopfüber gekreuzigt, Jakobus in Jerusalem erschlagen, Bartholomäus in Kleinasien erschlagen, Andreas in Griechenland am Andreaskreuz gekreuzigt, Thomas in Indien erstochen, Judas (nicht Iskariot) mit Pfeilen getötet, Matthias gesteinigt und enthauptet, Barnabas gesteinigt, Paulus unter Kaiser Nero in Rom enthauptet (64 n. Chr.).
Bis auf Johannes starben alle Jünger den Märtyrertod. Diese historische Tatsache ist ein Beweis für die Auferstehung Jesu Christi. Warum sollten sie sich abschlachten lassen, wenn Jesus nicht auferstanden wäre? Im 2. und 3. Jahrhundert wurden Christen extrem vom römischen Staat verfolgt. Die Prozesse wurden zu wirksamen Missionsveranstaltungen, weil die Gefolterten ihre Henker segneten und den lebendigen Gott priesen.
Tertullian, ein Schreiber der Antike um 200 n. Chr., schrieb: "Wir Christen werden zahlreicher, so oft ihr uns umbringt. Das Blut der Christen ist der Same der Kirche." Die Märtyrer waren die besten Missionare, weil sie vor Richtern und in aller Öffentlichkeit ihr Zeugnis ablegten und ihren Glauben mit dem Blut besiegelten.
Wenn wir vor 2000 Jahren gewettet hätten, wer die Zukunft mehr beeinflussen wird – das römische Weltreich oder ein Zimmermann mit seinen Fischern – hätten wir auf Rom gesetzt. Heute nennen wir unsere Kinder Paul, Peter und Maria, und unsere Hunde heißen Caesar und Nero. Interessant, darüber nachzudenken.
Man sagt oft, Märtyrertum sei etwas von damals, aber das ist ein Irrtum. Heute sterben weltweit jährlich etwa 200.000 Christen um ihres Glaubens willen. 85 % aller religiös Verfolgten sind Christen. Letztes Jahr war das kurz in den Medien, zum Beispiel ein Massaker im Jemen, bei dem eine deutsche Familie und zwei Mädchen getötet wurden, von denen eine bei uns Bibelschülerin war.
2007 wurden fünf junge türkische Männer in Malatya bei einem Gottesdienst ermordet. Ein Pfarrer wurde gefoltert und getötet. Seine Frau sagte beim Begräbnis im Fernsehen: "Vergibt den jungen Männern, denn sie wissen nicht, was sie tun." Ein Journalist schrieb, in diesem Satz stecke mehr als in tausend Missionaren in tausend Jahren.
Das ist keine Geschichte von damals, sondern von heute. Ich ermutige euch: Wenn Gott dich ruft, geh, auch wenn du dabei stirbst. Es lohnt sich. Es ist eine kompromisslose Liebe zu einem kompromisslosen Bekennen.
Auch in unserem Land werden Christen zwar nicht verfolgt, aber sie bleiben nicht verschont von Unglück, Leid, Schmerz und Depression. Du wirst missverstanden, ausgelacht oder benachteiligt. Das falsche Denken in der Theologie ist: Gott ist gut, Gott liebt mich, Gott ist allmächtig, also muss es mir immer gut gehen. Das ist falsch.
Gott ist gut, liebt dich und ist allmächtig, aber sein größtes Ziel ist, dich Jesus ähnlich zu machen. Natürlich kann Gott bewahren, und ich glaube, er hat mich oft bewahrt. Es ist nicht falsch, um Bewahrung zu beten, aber die Prioritäten müssen stimmen.
Christosomus sagte einmal: "Der Glaube ist inmitten von Gefahr sicher, aber durch Sicherheit wird er gefährdet." Martin Luther unterschied zwischen Securitas (Sicherheit) und Certitudo (Gewissheit). Er sagte, Christen haben nicht immer Sicherheit, aber sie haben Gewissheit.
Das irdische Leben ist nicht sicher, aber wir haben Gewissheit. Luther sagte: "Ich hänge über einem tiefen Abgrund an einem seidenen Faden, aber der Faden hält." Das ist oft unser Gefühl.
Eine meiner Lieblingsgeschichten steht in 1. Samuel 14,1-13. Dort geht es um Jonathan, den Sohn Sauls, des ersten Königs Israels, etwa um 1000 v. Chr. Saul begann gut, verlor aber seinen Weg. Jonathan war ein Superkerl und der beste Freund von David.
In 1. Samuel 14,1-13 lesen wir, dass Jonathan zu seinem Waffenträger sagte: "Komm, lass uns zum Posten der Philister hinübergehen." Sein Vater wusste nichts davon. Die Philister verspotteten die Israeliten, die sich nicht zu wehren trauten. Saul saß mit etwa 600 Mann am Rande von Gibeah unter einem Granatapfelbaum.
Zwischen den Büschen, durch die Jonathan zu den Philistern gehen wollte, gab es zwei Felszacken, Bozetz im Norden gegenüber Michmas und Senne im Süden gegenüber Geba. Jonathan sagte zu seinem Waffenträger: "Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn für den Herrn gibt es kein Hindernis, durch viele oder wenige zu helfen."
Sein Waffenträger antwortete: "Tu alles, was du vorhast, ich bin mit dir." Jonathan erklärte den Plan: Wenn die Philister rufen, sollen sie stehen bleiben, wenn sie aber sagen, kommt herauf, dann steigen sie hinauf, denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben.
Die Philister riefen ihnen zu: "Hebräer, kommt aus den Löchern hervor, wir werden euch lehren, wie man kämpft." Jonathan stieg mit Händen und Füßen die Felsen hinauf, obwohl er völlig wehrlos war. Er wusste, dass der Sieg nur von Gott kommen konnte.
Sie gewannen den Kampf. Die Frage an uns ist: Sind wir bereit, wenn Gott uns ruft, ein Risiko einzugehen, auch wenn wir dabei sterben? Sind wir mehr auf Bewahrung bedacht oder darauf, Gottes Willen zu tun?
Ich bewundere Menschen, die mutig sind. Ich kenne einige, die meinten, sie sollten nach Afrika, China oder Indien gehen. Manche kamen nach einem Jahr gescheitert zurück. Ich gratuliere ihnen immer: "Super, dass du gegangen bist! Es ist nicht schlimm, wenn es nicht gut läuft. Mach weiter."
Wenn Christen etwas wagen und scheitern, sind wir aufgerufen, sie zu ermutigen. Das gefällt Gott. Auch wenn wir uns irren, ist das besser, als gar nicht zu gehen.
Ich erinnere mich an einen Anruf von einer Schwester aus Ettlingen. Ein Häftling in Straubing war gläubig geworden und sollte besucht werden. Ich fuhr zu einer Konferenz nach Frankfurt, hatte den Mann nie gesehen. Er war wegen Raubmordes zwanzig Jahre im Gefängnis.
In zwei Jahren sagte er: "Komm raus, komm zu uns auf den Bauernhof, arbeite mit uns." Ich dachte: "Was für ein Idiot, der bringt doch meine Familie um." Er kam kurz, mochte die Arbeit nicht und ging wieder. Er fragt heute noch manchmal um Geld.
Auch in kleinem Rahmen ist es ein Risiko, in der Firma über Jesus zu reden. Vielleicht wirst du ausgelacht. Und? Ist das schlimm? Wagen wir es, zu sagen: "Ich glaube an Jesus und ich liebe ihn." Oder ist das Risiko zu groß?
Eine Freundin, Tina Rebsch, Ärztin, war vor sechs, sieben Jahren beim Erdbeben in Pakistan. Sie half in einem kleinen Hospital im Norden Pakistans. Ihre Mutter sagte: "Wenn du unbedingt heimkommen willst, sag ich dir Bescheid. Aber wenn du bleiben willst, ermutige ich dich, zu bleiben. Sie brauchen deine Hilfe, auch wenn du sterben könntest."
Christliche Eltern sind oft die größten Hindernisse, weil sie wollen, dass andere in die Mission gehen – nur ihre eigenen Kinder nicht. Sie sollen in der Nähe bleiben. Darum hat mir die Haltung von Anne Rebsch besonders gefallen.
In den 90er Jahren gab es eine Umfrage in Amerika unter Menschen über 70 Jahren: "Wenn du noch einmal jung sein könntest, was würdest du anders machen?" Der drittmeiste Wunsch war, in Dinge zu investieren, die über das eigene Leben hinaus wirken.
Der zweitmeiste Wunsch war, nicht nur zu arbeiten, sondern immer wieder innezuhalten, sich neu zu orientieren und neue Ziele zu setzen. Das heißt, eine Bestandsaufnahme des Lebens zu machen.
Das wichtigste Ergebnis war: "Ich würde viel mehr Risiko eingehen." Das sagten die meisten.
Zum Schluss eine Geschichte von Major Thomas, der vor einigen Jahren starb. Er erzählte, dass sich alle vier Jahre die weltweiten Fackelträger treffen. Einmal berichtete er von einem Schiff auf offenem Meer, das von einem Sturm bedroht wurde.
Die Mannschaft alarmierte die Seenotrettung. Ein junger Retter, fast ein Teenager, sah die meterhohen Wellen und sagte zum Kapitän: "Sir, wir können da nicht hinausfahren, wir werden nicht zurückkommen." Der Kapitän nahm seine Hand, schaute ihn an und sagte: "Junge, draußen sind Menschen, die verzweifelt um Hilfe rufen. Sie kämpfen um ihr Leben und warten auf Hilfe. Wir müssen hinausfahren, auch wenn wir nicht zurückkommen."
Das ist die Botschaft von Major Thomas: Ihr müsst hinausfahren, auch wenn ihr nicht zurückkommt.
Wie sieht es mit deinem Leben aus? Willst du nur bewahrt bleiben und vielleicht mit 80 nicht wissen, wozu du hier warst? Oder willst du gehen, wenn Gott dich ruft, auch wenn du nicht zurückkommst? Denn zu Hause sind wir sowieso bei Christus. Sterben müssen wir alle. Die Frage ist nur, wozu wir gelebt haben.
Ich bitte dich, lieber Vater, von Herzen danke ich dir für das große Vorrecht, dir gehören zu dürfen, bei dir zu Hause zu sein im Leben und im Sterben. Danke, Vater, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen. Wir wissen, Christen sterben zwar, aber wir sind keine Sekunde tot, denn wir sind immer bei dir.
Darum dürfen wir mutig sein – nicht naiv, nicht verantwortungslos, nicht dumm, sondern mutig, weil du mit uns gehst und wir mit dir. So bete ich für unser Leben und Sterben, dass wir in deinem Willen gehen, egal wohin und wie. Das beten wir im Namen unseres Herrn und Heilandes, Jesu Christi. Amen.
Nachfolge und Hingabe
Schlagt Matthäus Kapitel zehn, Vers 37 auf. Dort sagt Jesus Christus:
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
Wer sein Leben findet, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“
Wisst ihr, was Christsein bedeutet? Dass man sein Leben verliert? Aber nicht ins Leere, nicht ins Vakuum, sondern man verliert es an Jesus.
Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.
Als Terrorist gibt man sein Leben für eine destruktive, für eine böse Sache. Wir als Christen geben unser Leben nicht auf, sondern hin. Christsein ist nicht Aufgabe, sondern Hingabe.
Wir geben unser Leben hin an den, der das Leben ist: Christus.
Einladung zum mutigen Glauben
Ein Buch von John Ortberg
John Ortberg ist ein Pfarrer in Kalifornien. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, würde ihn aber gerne kennenlernen. Er muss ein sehr netter Typ sein. Allerdings habe ich Leute aus seiner Gemeinde getroffen, weil ich schon öfter in Kalifornien gepredigt habe. Und bei diesen Gelegenheiten waren auch Mitglieder seiner Gemeinde anwesend.
John Ortberg hat ein Buch geschrieben, dessen Titel mir sehr gut gefällt. Es heißt: If you want to walk on water, you've got to get out of the boat. Auf Deutsch: Wenn du auf Wasser gehen möchtest, dann musst du aus dem Boot steigen.
Und wisst ihr, was das Dilemma in unseren Kirchen ist? Viel zu viele Christen bleiben dauerhaft im Boot sitzen und beklagen sich, dass sie nichts erleben. Aber sie steigen nie aus dem Boot. Sie kritisieren vielleicht Predigten, die nicht besonders gut waren, und bleiben trotzdem immer im Boot sitzen.
Wenn du auf Wasser gehen möchtest, dann steig aus dem Boot. Du musst ein Risiko eingehen. Wenn du das nicht tust, wirst du mit Jesus nichts erleben.
Als meine Kinder noch klein waren, habe ich ein Gebet gefunden. Dieses habe ich meiner Frau gegeben, damit sie es unseren Kindern manchmal vorliest, wenn ich unterwegs bin. Es ist das Gebet eines Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Er hat diesen Brief an seine Frau in den USA geschickt, damit sie ihn ihrem zehnjährigen Sohn vorliest.
In dem Brief schreibt er: Das erste Gebet, das mein Sohn für mich lernen soll, ist nicht: Herr, beschütze meinen Vater, sondern: Gott, mach meinen Vater mutig. Und wenn er durch schwere Zeiten gehen muss, gib ihm die Kraft, sie durchzustehen. Mein Sohn, nicht Leben oder Tod ist das Wichtigste im Leben, sondern Recht und Unrecht. Ein toter Vater ist immer noch ein Vater, aber ein Vater, der sich selbst vor Gott entehrt, ist etwas zu Schlimmes, um es in Worte zu fassen.
Ich nehme an, du möchtest auch um Bewahrung und Sicherheit für deinen Vater beten. Und wahrscheinlich möchte das auch deine Mutter. Nun, bete das am Schluss, immer zum Schluss. Denn Bewahrung ist bei weitem nicht so wichtig wie das, was vor Gott recht ist.
Kultur der Sicherheit und die Herausforderung des Glaubens
Wisst ihr, warum wir uns heute so schwer mit dem Thema Risiko und Risiko eingehen tun? Das ist eine kulturelle Sache. In unseren Breitengraden gilt Sicherheit heute fälschlicherweise als die Tugend Nummer eins.
Bis vor dreißig Jahren war die Tugend Nummer eins – und das sind unsere Eltern – Gerechtigkeit. Es musste gerecht sein, das war eine Tugend vor dreißig Jahren. Dann wurde diese Tugend abgeschafft. In den darauffolgenden zwanzig Jahren war die Tugend Nummer eins Toleranz. Du musst tolerant sein. Wenn du das nicht bist, wirst du „gekreuzigt“. Aber auch diese Zeit ist inzwischen vorbei.
Die Tugend Nummer eins im Moment ist Sicherheit. Der Mensch tut und bezahlt heute alles, um sicher zu sein. Es ist fast ein Wahn geworden. Interessant ist, dass Frauen mehr einkaufen, das wissen wir. Aber Frauen kaufen klüger ein als Männer. Zum Beispiel: Wenn ich in den Lebensmittelmarkt gehe, kaufe ich Dinge einfach so, aber die sind immer teurer. Meine Frau hingegen kauft billiger ein.
Aber wisst ihr, wo Frauen nicht aufs Geld schauen? Wenn es um ihr Baby und die Sicherheit des Babys geht. Da kaufen sie immer das Teuerste, obwohl das Teure überhaupt nicht besser ist. Aber weil es sicher ist, wird es teurer gekauft – auch wenn es völlig sinnlos ist. Wir tun alles für Sicherheit.
Und das hat sich auch in unsere Theologie eingeschlichen. Einen Mann, den ich gerne zitiere, Mike Iaconelli, war ein Prediger, der vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Dangerous Wonder“. Darin schreibt er:
„Einer der kritischsten Bereiche im heutigen Christentum ist die Abgestumpftheit der Christen. Wir haben das Staunen verlernt. Die gute Botschaft ist nicht mehr die gute Botschaft, sondern eine okay Botschaft. Christsein ist nicht mehr lebensverändernd, sondern höchstens eine Lebensverbesserung. Jesus verändert Menschen nicht mehr in feurige, radikale Christen, sondern höchstens in nette Menschen. Was ist passiert mit einer radikalen Christenheit, einer Art Menschen, die die Welt auf den Kopf gestellt haben?“
Dann schreibt er weiter: „Ich bin bereit für ein Evangelium, das mein Herz vereinnahmt und mich aufwühlt. Ich will als gefährlich gelten in einer langweiligen und abgestumpften Religion. Die größte Gefahr der Christenheit sind wahrscheinlich jene Menschen, die zwar behaupten, an Jesus zu glauben, aber nicht mehr überrascht und überwältigt sind von Jesus.“
Ich möchte, dass du ehrlich zu dir selbst bist und deine eigenen Gebete analysierst: Wofür hast du heute gebetet? Um Bewahrung, damit nichts passiert? Ist das das Wichtigste? Im Neuen Testament liest du das nie. Es ist nicht falsch, um Bewahrung zu beten, aber die Priorität muss stimmen.
Wann hast du zum letzten Mal gebetet, dass Gott dich gebrauchen möge, auch wenn du dabei draufgehst? Das wäre ein biblisches Gebet. Es ist interessant, unsere Theologie ist da weit von der Bibel entfernt.
Es gibt ein T-Shirt mit der Aufschrift: „God will always keep you safe.“ Ich habe sogar schon eine Predigt darüber gehört. Das T-Shirt habe ich dann drucken lassen und hinten drauf geschrieben: „Maybe.“ Denn zu sagen: „Gott, in Gottes Willen bist du immer sicher“, das heißt, mit der Bibel zu lügen.
Märtyrertod der Jünger als Zeugnis des Glaubens
Waren die Jünger Jesu im Willen Gottes? Ich denke schon, prinzipiell. Blieben sie während ihres Erdenlebens bewahrt? Keineswegs.
Die Überlieferung berichtet Folgendes: Matthäus wurde in Äthiopien durch das Schwert getötet. Markus wurde von Pferden durch die Straßen von Alexandria in Ägypten zu Tode geschleift. Lukas wurde in Griechenland erhängt. Petrus wurde in Rom mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Jakobus wurde in Jerusalem erschlagen. Jakobus, der andere, der Bruder von Johannes, wurde von Herodes Agrippa dem Ersten in Jerusalem enthauptet. Bartholomäus wurde in Kleinasien erschlagen. Andreas wurde in Griechenland an einem kreuzförmigen Kreuz gekreuzigt, das wir heute als Andreaskreuz kennen. Thomas wurde in Indien erstochen. Judas, nicht der Iskariot, wurde mit Pfeilen getötet. Matthias wurde gesteinigt und danach enthauptet. Barnabas wurde gesteinigt. Paulus wurde unter Kaiser Nero im Jahr 64 nach Christus in Rom enthauptet.
Und alles, was wir wollen, ist Bewahrung. Da ist irgendetwas schiefgelaufen in unserer Theologie.
Bis auf Johannes, soweit wir das aus der Bibel und der Tradition wissen, sind alle Jünger einem Märtyrertod gestorben. Übrigens ist diese historische Tatsache, dass alle Jünger einen Märtyrertod starben, ein Beweis für die Auferstehung Jesu Christi. Denn warum sollten sie sich alle abschlachten lassen, wenn Jesus nicht tatsächlich auferstanden wäre? Das ist einer der größten historischen Beweise dafür, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist. Für eine Lüge lasse ich mich nicht abschlachten.
Im zweiten und dritten Jahrhundert, also in den ersten drei Jahrhunderten, wurden die Christen extrem verfolgt vom römischen Staat. Die Christenprozesse wurden allerdings zu äußerst wirksamen Missionsveranstaltungen, weil die Gefolterten ihre Henker segneten und den lebendigen Gott priesen.
Der Tertullian, ein Schreiber der Antike, schrieb um das Jahr 200 nach Christus: „Wir Christen werden zahlreicher, so oft wir von euch dahingemäht werden.“ Das Blut der Christen ist der Same der Kirche.
Die Märtyrer waren im zweiten und dritten Jahrhundert die besten Missionare, weil sie vor dem Richter und in aller Öffentlichkeit ihr Christuszeugnis ablegten und ihren Glauben mit dem Blut besiegelten.
Interessant ist: Wenn wir vor zweitausend Jahren gewettet hätten – und ich bin mir hundertprozentig sicher –, vor zweitausend Jahren war Rom die Weltmacht, eine gewaltige Macht. Wenn wir damals gewettet hätten, wer die Zukunft mehr beeinflussen wird – das römische Weltreich oder ein Zimmermann mit seinen Barfischern –, dann hätten wir alle auf das Römische Reich gesetzt.
Interessanterweise nennen wir heute, zweitausend Jahre später, unsere Kinder Paul, Peter und Maria, und unsere Hunde nennen wir Caesar und Nero. Das ist interessant, wenn man darüber mal nachdenkt.
Aktuelle Verfolgung von Christen und ihr Zeugnis
Wenn wir über Märtyrer sprechen, hört man oft: „Ja, das war damals, aber heute gibt es das nicht mehr.“ Das ist ein großer Irrtum. Niemals sind so viele Christen um ihres Glaubens willen gestorben wie heute – jedes Jahr sind es rund zweihunderttausend.
Letztes Jahr war das Thema Gott sei Dank einmal in den Medien, aber nur für zwei Tage. 85 Prozent aller religiös Verfolgten auf dieser Welt sind Christen. Christen werden verfolgt, gemartert und getötet wegen ihres Glaubens. Diese Zahl von 85 Prozent war damals in allen Zeitungen, und zwar anlässlich eines Massakers. Ich weiß nicht mehr genau, welches es war, aber ich habe hier eine Notiz: Am 18. April 2007.
Könnt ihr euch vielleicht erinnern? Letztes Jahr gab es in Jemen ein Ereignis, bei dem eine deutsche Familie und zwei Mädchen getötet wurden. Übrigens war eines der Mädchen bei uns Bibelschülerin. Das war 2009, genau, richtig. Eines der Mädchen, das überlebt hat, war ebenfalls bei uns Bibelschülerin und Mitarbeiterin. Sie wohnt jetzt in München.
Aber auch am 18. April 2007 gab es dieses furchtbare Massaker, als fünf junge türkische Männer in der Türkei, in Malatya, in einen Gottesdienst gingen. Diese Männer gehörten zu einer Gruppe treuer Gläubiger des Islam. Ein Pfarrer namens Nekatti las ein Kapitel aus der Bibel vor. Dann outeten sich drei Männer, jagten die anderen weg, fesselten den Pfarrer und folterten ihn drei Stunden lang. Er hatte über hundert Messerstiche.
Beim Begräbnis dieses Mannes sagte seine Ehefrau vor dem türkischen Fernseher: „Vater, vergib den drei jungen türkischen Männern, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Ein Journalist schrieb, dass sie in diesem einen Satz mehr gesagt habe, als tausend Missionare in tausend Jahren hätten sagen können.
Seht ihr, das ist keine Geschichte aus alter Zeit, das ist eine Geschichte, die heute zählt. Ich möchte euch ermutigen: Wenn Gott dich zu etwas ruft, dann geh, auch wenn du dabei dein Leben riskierst. Es lohnt sich. Es ist eine kompromisslose Liebe zu einem kompromisslosen Bekenntnis.
Auch in unserem Land werden wir zwar Gott sei Dank nicht verfolgt, aber Christen bleiben nicht verschont von Unglück, Leid, Schmerz und Depression. Das gehört auch zu unserem Leben. Du wirst missverstanden, ausgelacht, benachteiligt und so weiter.
Das falsche Denken, das wir heute in der Theologie oft haben, ist folgendes: Wir sagen, Gott ist gut – das stimmt. Gott liebt mich – das stimmt auch. Gott ist allmächtig – das stimmt ebenfalls. Aber daraus ziehen wir die falsche Schlussfolgerung, dass er verantwortlich sei dafür, dass es mir immer gut geht.
Diese Schlussfolgerung ist falsch. Gott ist gut, er liebt dich tatsächlich und er ist allmächtig, aber sein größtes Ziel ist, dich Jesus ähnlich zu machen. Natürlich kann Gott bewahren – ich glaube, Gott hat mich schon oft bewahrt. Es ist auch nicht falsch, um Bewahrung zu beten, aber die Prioritäten müssen stimmen.
Christosomus hat einmal gesagt: „Der Glaube ist inmitten von Gefahr sicher, aber durch Sicherheit wird er gefährdet.“ Martin Luther hat das sehr schön ausgedrückt. Er unterschied zwischen Securitas (Sicherheit) und Certitudo (Gewissheit).
Martin Luther sagte, als Christen seien wir nicht immer sicher, wir haben keine Securitas, aber wir haben Certitudo – wir haben eine Gewissheit. Dieses irdische Leben ist eben nicht sicher, aber in diesem Leben haben wir eine Gewissheit.
Martin Luther hat es so schön gesagt: „Ich hänge über einem tiefen Abgrund an einem seidenen Faden, aber der Faden hält.“ Das ist manchmal das, was wir verspüren. Luther hat oft sehr gut Dinge auf den Punkt gebracht und treffend ausgedrückt.
Beispiel aus der Bibel: Jonathan und sein Waffenträger
Jetzt lese ich euch noch eine Geschichte vor, die eine meiner Lieblingsgeschichten ist. Schlagt es auf 1. Samuel 14, Verse 1-13 auf.
1. Samuel Kapitel 14 erzählt eine fantastische Geschichte. Es geht um Jonathan, den Sohn von Saul, dem ersten König in Israel. Das war ungefähr um das Jahr 1000 vor Christus. Saul begann gut, aber dann hat er sich ein bisschen vermasselt. Doch er hatte einen Sohn, der ein Superkerl war. Jonathan war der beste Freund von David, die beiden waren dicke Freunde.
Im ersten Samuel 14, Vers 1, geht es um Jonathan. Ich lese die Verse einfach vor, dann brauche ich nicht viel zu erklären.
Und es geschah eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sagte – das war sein Freund, sein Diener und Begleiter: „Komm, lass uns hinübergehen zu dem Posten der Philister, der dort drüben ist.“ Seinem Vater teilte er es aber nicht mit.
Die Philister waren dort drüben, und die Israeliten waren in der Klemme. Sie trauten sich nicht, drüberzugehen. Die Philister verspotteten und verhöhnten sie ständig. Saul und die Israeliten waren hier, aber niemand wagte etwas zu tun. Diese Situation beschreibt Jonathan.
In Vers 2 sitzt Saul am Rande von Gibeah unter dem Granatapfelbaum, der in Mikron steht. Das Kriegsvolk bei ihm war etwa sechshundert Mann. Auch der Sohn Adihubs, des Bruders Ikabotz, des Sohnes Binias, des Sohnes Elis, des Priesters des Herrn in Silo, trug das Ephod. Das Volk hatte nicht erkannt, dass Jonathan weggegangen war.
Zwischen den Bessen, durch die Jonathan zu den Posten der Philister hinüberzugehen suchte, war eine Felszacke. Beim Bibellesen werde ich da immer munter. Auf der einen Seite ist eine Felszacke, auf der anderen Seite eine weitere. Der Name der einen war Bozetz, der der anderen Senne. Die eine Zacke bildete eine Säule im Norden gegenüber Michmas, die andere im Süden gegenüber Geba.
Jonathan sprach zu seinem Waffenträger, der seine Waffen trug: „Komm! Lass uns hinübergehen zu den Posten dieser Unbeschnittenen.“ Hier kommt mein Lieblingswort: „Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn für den Herrn gibt es kein Hindernis, durch viele oder durch wenige zu helfen.“ Das gefällt mir sehr.
Jonathan sagt zu seinem Freund: „Weißt du, wir haben ein Schwert, wir zwei. Wir gehen jetzt rüber, sagen es niemandem und greifen diese Philister an. Vielleicht hilft uns Gott sogar. Eins weiß ich: Bei Gott ist nichts unmöglich, denn für den Herrn gibt es kein Hindernis. Auch mit uns zwei kann er die ganze Armee schlagen. Das kann Gott, aber er muss es nicht. Es kann sein, dass wir dabei draufgehen.“
In Vers 7 antwortet sein Waffenträger: „Tu alles, was du vorhast, geh nur hin. Sieh, ich bin mit dir in allem, was du vorhast.“ Das ist ein Freund! Da weiß ich: „Geh mit. Wenn wir draufgehen, dann geh ich mit. Ich vertraue dir.“ Das sind Mitarbeiter, die man will – auch wenn man Blödsinn vorhat.
Vers 8: Jonathan sagte: „Sieh, wir wollen zu den Männern hinübergehen und uns ihnen zeigen. Wenn sie dann zu uns sagen: ‚Halt, bis wir zu euch gelangt sind‘, so wollen wir stehen bleiben, wo wir sind und nicht zu ihnen hinaufgehen.“ Das heißt, Jonathan und sein Freund waren unten bei der Felszacke, die Philister waren oben.
Vers 10: „Wenn sie aber so sprechen: ‚Kommt zu uns herauf‘, so wollen wir hinaufsteigen. Denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein.“ Die beiden zeigten sich dem Posten der Philister.
Die Philister sprachen zu ihnen: „Hebräer, kommt aus den Löchern hervor, ihr feigen Hasen! Jetzt kommen sie aus den Löchern, in denen sie sich versteckt haben.“ Die Männer, die Wache hielten, riefen Jonathan und seinem Waffenträger zu: „Kommt zu uns herauf, so wollen wir euch schon lehren!“
Da sagte Jonathan zu seinem Waffenträger: „Steigt hinauf, mir nach! Denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben.“ Jonathan stieg mit Händen und Füßen hinauf.
Mich faszinieren oft die Kleinigkeiten. In Vers 13 steht: „Jonathan stieg mit Händen und Füßen hinauf.“ Das weiß auch ein Kind: Man klettert Felsen nicht mit der Oberlippe hoch, sondern mit Händen und Füßen. Warum steht das hier? Weil Jonathan völlig wehrlos war. Hände und Füße mussten gebraucht werden, um hochzuklettern. Die oben warteten nur mit dem Schwert, um abzuschlagen.
Jonathan wusste: Wenn wir hier gewinnen, dann ist es nur Gott. Es hat mit uns gar nichts zu tun. Vielleicht tut er etwas, muss aber nicht. Aber es kann sein.
Sie haben dann tatsächlich in diesem Kampf gewonnen. Die Frage an dich und mich ist: Sind wir bereit, wenn Gott uns beruft, wirklich ein Risiko einzugehen – auch wenn wir dabei draufgehen? Sind wir mehr auf Bewahrung bedacht oder mehr darauf, den Willen Gottes zu tun?
Ich muss immer wieder sagen: Ich bewundere und ermutige Menschen, die den Mut haben. Ich kenne einige, die gesagt haben: „Ich glaube, ich soll nach Afrika oder China oder Indien gehen.“ Und dann gehen sie tatsächlich mit wenig Unterstützung los. Nach einem Jahr kommen sie gescheitert zurück.
Denen gratuliere ich immer und sage: „Ich finde es so super, dass du gegangen bist.“ Denn wenigstens bist du gegangen. Dass es nicht gut ging, kommt öfter mal vor. Das ist nicht so tragisch. Mach einfach weiter.
Wenn ihr Christen seht, die sich etwas trauen und dabei scheitern, dann ist es an euch, sie zu ermutigen und ihnen zu gratulieren. Denn das ist eigentlich das, was mir, was ich glaube, Gott wirklich gefällt. Auch wenn wir uns irren – wir können uns ja auch irren. Das ist ein Christ, der sagt: „Ja, ich glaube, es ist richtig.“ Vielleicht ist es nicht richtig – macht ja nichts. Dann war es halt falsch. Aber du bist wenigstens gegangen.
Beispiel aus dem Gefängnisbesuch
Ich kann mich immer daran erinnern: Das ist schon einige Jahre her. Da habe ich einen Anruf von einer Schwester aus Eitlingen bekommen. Sie sagte, es gibt einen Häftling in Straubing – das ist ein Gefängnis in Deutschland – der gläubig geworden ist, und ich soll ihn besuchen.
Zufällig bin ich dann nach Frankfurt zur Konferenz gefahren. Man denkt, da passt man voll vorbei, den Besucher, den Typen habe ich nie gesehen usw. Er war schon zwanzig Jahre im Gefängnis, weil er jemanden umgebracht hat – Raubmord und so weiter. Er hat sich dann bekehrt, ein interessanter Typ. Solche Leute sind ja auf jeden Fall spannend.
In meiner Euphorie sagte er nach zwei Jahren: „Komm raus, dann kommst du zu uns auf den Bauernhof, dann arbeitest du bei uns mit.“ Er meinte, er darf nicht mehr nach Deutschland, aber nach Österreich noch. Also bin ich weitergefahren und dachte: Was bin ich für ein Volltrottel? Der bringt meine Kinder um, alle drei, dann bringt er meine Frau um, dann die Mitarbeiter – das wird ein Chaos.
Am Abend kamen die Mitarbeiter und sagten, er habe gefragt, ob Joni jetzt eingeladen sei. Ich sagte: „Ja, es ist halt zu spät, jetzt werden wir sehen.“ Er ist dann gekommen, aber nicht lange, weil er merkte, dass er hier arbeiten muss. Das gefiel ihm nicht so, und bald ist er wieder abgehauen.
Aber er fragt heute noch manchmal um Geld, und manchmal schickt man ihm etwas. Es ist auch ein Risiko, wenn du in deiner Firma über Jesus redest – wenn auch auf kleinerem Niveau. Es kann sein, dass man ausgelacht wird.
Ja und? Ist das Auslachen so schlimm? Da muss ja nicht dein Blut vergossen werden. Was ist so Tragisches daran? Die sollen uns nicht einmal auslachen. Wagen wir es, zu sagen: „Ich glaube an Jesus und ich habe Jesus lieb!“ Oder ist das Risiko zu groß, dass jemand lacht? Auf welchem Niveau reden wir hier überhaupt?
Es ist gut, sich mal daran zu erinnern.
Beispiel aus Pakistan und christliche Eltern
Eine liebe Freundin von mir, Tina Rebsch, hat eine besondere Geschichte. Ihre Eltern, insbesondere ihr Vater, waren lange Zeit Leiter der Klostermütter. Bernhard Rebsch, ihr Vater, ist inzwischen ebenfalls verstorben. Tina selbst ist Ärztin. Vor etwa sechs oder sieben Jahren war sie in Pakistan, als dort ein gewaltiges Erdbeben stattfand. Könnt ihr euch daran erinnern?
Tina erzählte, dass sie mitten im Geschehen war. Sie beschrieb, dass sich das Land bewegte, als wäre es das Meer. Sie befand sich in einem kleinen Ort im Norden Pakistans und half dort in einem sehr kleinen Krankenhaus als Ärztin mit.
Zur gleichen Zeit war ich bei Anna Rebsch, Tinas Mutter, in Grossmüller. Anna konnte damals noch telefonieren, doch später war das nicht mehr möglich. Ich fragte sie, wie es denn mit Tina in Pakistan sei. Anna antwortete, dass sie mit Tina sprechen werde. Falls Tina unbedingt nach Hause kommen wolle, werde sie ihr natürlich sagen, dass sie kommen soll. Wenn sie aber lieber bleiben wolle, werde sie sie ermutigen, zu bleiben, denn die Menschen dort bräuchten ihre Hilfe. Es könne sein, dass sie dabei ihr Leben riskiere.
Das hat mir sehr gefallen – dass die Mutter so über ihre eigene Tochter sprach und nicht nur über andere. Wisst ihr, christliche Eltern sind oft die größten Hindernisse. Sie wünschen sich, dass alle Menschen in die Mission gehen, nur ihre eigenen Kinder sollen nicht weit weg. Sie sollen in der Nähe bleiben.
Deshalb hat mir die Haltung von Anna Rebsch besonders gefallen.
Rückblick auf das Leben und Risiko eingehen
Noch eine Sache, ich bin gleich fertig. In den 90er Jahren haben sie in Amerika eine Umfrage gemacht. Schon seit etwa 15 Jahren sieht man die Ergebnisse, und es war eine interessante Umfrage. Dabei wurden ausschließlich Menschen gefragt, die 70 Jahre und älter sind.
Die Fragestellung war nicht nur allgemein kirchlich, sondern konkret: Wenn du noch einmal jung sein könntest, was würdest du anders machen? Drei Dinge wurden genannt.
Punkt Nummer drei, die drittmeisten Antworten, waren: Sie würden in Dinge investieren, die über ihr eigenes Menschenleben hinaus einen Unterschied in dieser Welt machen. Nicht nur kurzfristig, was jetzt gut ist, sondern etwas, das länger wirkt und anhaltend einen Unterschied macht.
Das zweitmeiste war: Sie sagten, wenn sie noch einmal leben könnten, würden sie nicht nur schaffen, schaffen, schaffen, tun, schaffen, tun und dann mit siebzig sagen: „Oh, das war es jetzt.“ Stattdessen würden sie immer wieder mal innehalten, sich neu orientieren, sich fragen, wohin sie gehen, und neue Ziele anpeilen. Das heißt, eine Bestandsaufnahme ihres Lebens machen.
Freunde, darum finde ich es gut, dass ihr die Woche am Tauernhof verbringt. Solche Wochen sind oft eine Bestandsaufnahme: Wo stehe ich eigentlich? Bin ich nur noch im Hamsterrad? Mach eine Bestandsaufnahme: Was willst du eigentlich? Oder willst du nur laufen, bis du siebzig bist, und dann ist es vorbei?
Das war der zweitmeiste Punkt. Aber wisst ihr, was die meisten gesagt haben? Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich viel mehr Risiko eingehen. Das sagen Menschen, die siebzig und älter sind und auf ihr Leben zurückblicken.
Ich schließe mit einer Geschichte, die Major Thomas beim letzten Mal erzählte, als er vor ein paar Jahren zu uns sprach. Kurz danach ist er verstorben. Er berichtete, dass sich alle vier Jahre die weltweiten Fackelträger treffen. Es gibt 26 Zentren, und sie kommen zusammen.
Am Ende seiner Predigt erzählte er diese Geschichte: Ein Schiff ist auf offenem Meer, und ein furchtbarer Sturm zieht auf. Nachdem die Mannschaft eine Zeit lang versucht hat, das Schiff zu retten, erkennen sie die aussichtslose Lage und alarmieren die Seenotrettung um Hilfe.
Das Rettungsteam hört den Notruf und macht sich sofort bereit, das gefährdete Schiff zu retten. Es ist tiefste Nacht, stockdunkel. Ein junges Mitglied der Rettungsmannschaft, fast noch ein Teenager, schaut hinaus auf das finstere Meer, die Wellen sind meterhoch. Er bekommt Angst und sagt zum Kapitän: „Sir, wir können da nicht hinausfahren in dieser dunklen Nacht. Wir werden nicht mehr zurückkommen.“
Der alte Kapitän nimmt die Hand des Jungen, schaut ihn an und sagt: „Junge, da draußen auf dem Meer sind Menschen, die verzweifelt um Hilfe rufen. Sie sind verloren, kämpfen um ihr Leben und warten auf Hilfe. Mein Sohn, wir müssen hinausfahren, und wir müssen nicht zurückkommen.“
Das ist die Botschaft, die Major Thomas uns gegeben hat: Ihr müsst hinausfahren, ihr müsst nicht zurückkommen.
Die Frage ist: Wie sieht es mit deinem Leben aus? Willst du nur bewahrt bleiben und mit 80 vielleicht nicht genau wissen, wozu du hier warst? Oder willst du gehen, wenn Gott dich beruft, auch wenn du nicht zurückkommst?
Denn zu Hause sind wir sowieso bei Christus. Sterben tun wir sowieso – das ist ganz sicher. Die Frage ist nur, wozu wir gelebt haben.
Ich bitte noch: Lieber Vater, ich möchte dir von Herzen danken für das große Vorrecht, dir gehören zu dürfen, bei dir zu Hause zu sein im Leben und im Sterben. Danke, Vater, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen. Wir wissen, Christen sterben auch, aber wir sind keine Sekunde tot. Denn wir sind immer nur bei dir.
Darum dürfen wir mutig sein – nicht naiv, nicht verantwortungslos, nicht dumm, aber mutig, weil wir mit dir gehen und du mit uns gehst.
So bete ich, Vater, für unser Leben und unser Sterben, dass wir in deinem Willen gehen, egal wo das ist, egal als was wir gehen, aber in deinem Willen. Und das beten wir im Namen unseres Herrn und Heilandes, Jesu Christi. Amen.
Schlussgebet
Ich bitte dich, lieber Vater, von Herzen danke ich dir für das große Vorrecht, dir gehören zu dürfen und bei dir zu Hause zu sein – im Leben und im Sterben.
Danke, Vater, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen. Wir wissen, dass Christen zwar sterben, aber keine Sekunde wirklich tot sind. Denn wir sind immer bei dir.
Deshalb dürfen wir mutig sein. Nicht naiv, nicht verantwortungslos und nicht dumm, aber mutig, weil wir mit dir gehen und du mit uns gehst.
So bete ich, Vater, für unser Leben und unser Sterben, dass wir in deinem Willen leben, egal wo das sein mag. Egal, wie wir gehen, aber immer in deinem Willen.
Und das beten wir im Namen unseres Herrn und Heilandes, Jesu Christi. Amen.
