Erwartungen an Jesus und erste Begegnungen
Was erwartest du von Jesus? Welche Erwartungshaltung hast du gegenüber Jesus?
Letzte Woche haben wir betrachtet und zumindest andeutungsweise noch einmal gehört, dass die Menschen in der Zeit sehr interessiert waren, aber nicht genau wussten, was sie von Jesus erwarten sollten. Besonders die Menschen in Nazareth wussten nicht genau, was sie von ihm halten sollten. Sie hatten gehört, dass er anderswo beeindruckende Predigten gehalten und Wunder getan hatte, doch sie waren unsicher, was sie hier erwarten konnten.
Dann kam Jesus und las ihnen die Worte aus Jesaja 61 vor. Wir haben das gerade noch einmal gehört. Er sagte ihnen, dass sich diese Worte nun vor ihren Ohren erfüllen. Letzte Woche haben wir gesehen, dass die Erwartung der Menschen ganz anders war. Jesus legte offen, was sie dachten, und zeigte damit, dass er viel mehr und ganz anders ist, als sie es erwartet hatten.
Deshalb waren sie voller Zorn, lehnten ihn ab und wollten ihn töten. Falsche Erwartungen führen zu Enttäuschung und Ablehnung.
Heute kommen wir zu einem Predigttext, in dem wir sehen, wie Jesus in eine andere Stadt in Galiläa kommt – in die Stadt Kapernaum. Dort wird er nicht verkannt. Man erkennt, wer er ist, und erkennt seine Vollmacht.
Unser Predigttext heute findet sich im Lukas-Evangelium Kapitel 4, Verse 31 bis 44. Ihr könnt diese gerne in den ausliegenden Bibeln nachlesen oder auch das Gottesdienstblatt nehmen. Das hat den Vorteil, dass ihr den Text darin habt und auch gleich die Predigtstruktur mit dabei ist. Das hilft vielleicht noch mehr beim Zuhören.
Jesu Lehre und Vollmacht in der Synagoge von Kapernaum
Wir sehen, dass Jesus auch in Kapernaum zuerst an einem Sabbat in die Synagoge kommt. Und wir lesen – und ich möchte uns das jetzt gleich vorlesen – wie er dort auftritt.
Wir lesen von Jesu Reden und Wirken in der Synagoge in den Versen 31 bis 37. Dabei erkennen wir seine einzigartige Vollmacht, die von den Menschen wahrgenommen wird. Ich lese uns Lukas 4,31-37 vor:
Jesus ging hinab nach Kapernaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte sie am Sabbat. Die Menschen verwunderten sich über seine Lehre, denn er predigte mit Vollmacht.
In der Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Er schrie laut: „Halt! Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!“
Jesus bedrohte ihn und sprach: „Verstumme und fahre aus von ihm!“ Der böse Geist warf den Mann mitten unter die Menschen und fuhr aus. Dabei richtete er ihm keinen Schaden an.
Über alle kam Furcht, und sie redeten miteinander: „Was ist das für ein Wort? Er gebietet mit Vollmacht und Gewalt den unreinen Geistern, und sie fahren aus.“ Die Kunde von ihm verbreitete sich in alle Orte des umliegenden Landes.
Hier sehen wir Jesu Vollmacht in der Synagoge und wie sie wahrgenommen wird. Bereits in den ersten beiden Versen wird deutlich, dass seine Vollmacht sich auch in seiner Lehre zeigt.
Wir erhalten keine detaillierte Beschreibung, aber wir können uns vorstellen, dass es ähnlich war wie in Nazaret: Jesus bekam eine Schriftrolle, las daraus aus dem Alten Testament und lehrte dann dazu, predigte.
Doch an diesem Tag war etwas anders. Normalerweise, wenn Schriftgelehrte lasen und lehrten, hatten sie keine eigenen Gedanken weiterzugeben. Die typische Predigt damals war eine Aneinanderreihung von Zitaten und Lehrmeinungen. Das Ganze war vielleicht interessant, aber es hatte keine Kraft.
An diesem Tag war alles anders. Jesus lehrte nicht so. Er lehrte auf eine bemerkenswerte Weise. Es wird nicht näher beschrieben, wie genau, doch die Menschen bemerkten, dass das, was er sagte, eine Autorität und Vollmacht hatte, die sie so noch nicht erlebt hatten.
Das ist nachvollziehbar. Es ist etwas anderes, wenn ein Bote sagt: „Gott hat gesagt, so und so. Der Rabbi hat das so verstanden, der andere so, und ich denke, wir sollten es so verstehen.“ Heute aber stand nicht ein Bote oder Schriftgelehrter da, sondern Jesus selbst. Er sagte: „Ich habe euch etwas zu sagen.“
So predigte Jesus immer wieder: „Ich aber sage euch.“ Das macht den Unterschied.
Vielleicht lässt sich das am Arbeitsplatz vergleichen. Wenn der Chef jemanden schickt und sagt: „Mach mal dies oder das“, dann wird es vielleicht gemacht – vielleicht auch nicht sofort. Selbst wenn der Chef sagt, man solle jetzt gleich anfangen, wird oft erst einmal darüber geschimpft, dass der Chef schon wieder blöde Ideen hat. Irgendwann fängt man dann vielleicht langsam an.
Wenn aber der Chef persönlich kommt und sagt: „Jetzt mach mal“, dann legt man sofort los. Das hat eine andere Autorität, eine andere Vollmacht.
So ist es hier: Gott selbst in Jesus Christus tritt auf und verkündet sein Wort. Die Menschen nehmen das wahr.
Hinzu kommt, dass das, was Jesus sagt, von einer einzigartigen Weisheit geprägt ist. Er muss nicht spekulieren, ob der eine oder andere Rabbi Recht hat, denn er weiß genau, wie es ist.
Wenn Jesus ins Leben von Menschen spricht, ist das, als würde jemand das Licht anschalten. Es strahlt hell hinein, und wir beginnen, uns selbst besser zu verstehen und Gott klarer zu sehen.
Diese Vollmacht, von der wir schon in Nazaret gehört haben und die wir hier wieder erleben, ist eine Vollmacht, über die die Menschen sich wundern und staunen.
Vollmacht führt typischerweise zu einer Reaktion, doch diese ist nicht immer positiv. Wenn uns ins Leben gesprochen wird, wenn uns gezeigt wird, wer wir wirklich sind und wer Gott wirklich ist, ist das manchen nicht angenehm.
Es ist nicht leicht, gezeigt zu bekommen, wie wir wirklich sind. Manche Menschen lehnen deshalb diese Vollmacht und Autorität ab. So war es in Nazaret.
Hier aber wird zunächst staunend wahrgenommen, wie Jesus lehrt und predigt. Sie verwunderten sich über seine Lehre, denn er predigte mit Vollmacht. Und...
Jesu Vollmacht über böse Geister und Heilung
Dann zeigt Jesus, dass er nicht nur ein kluger Schätzer ist, der einfach nur sagt: „Ich sage euch“ und damit imponieren will. Vielmehr besitzt er wirklich diese göttliche Vollmacht. Er spricht tatsächlich als König und Herr gebieterisch.
Das haben wir in den Versen 33 bis 37 gesehen. Dort, in der Synagoge, versammelten sich nicht nur die Gläubigen, um Gottesdienst zu feiern. Interessanterweise war an diesem Sabbat – wie vielleicht überhaupt immer – ein Mann mit einem unreinen Geist anwesend. Ein erschreckender Gedanke, nicht wahr?
In der Synagoge, zwischen den Gläubigen, sitzt also einer, der wahrscheinlich über Jahre nicht als besessen erkannt wurde. Vielleicht dachte man einfach, an ihm stimme etwas nicht. Doch dann kommt Jesus herein. In dem Moment, während die Menschen sich noch wundern, wer das ist, und vielleicht über seine vollmächtige Rede staunen, weiß der böse Geist sofort, wer Jesus ist.
Dieser Geist hat keinerlei Zweifel. Die bösen Geister, die Dämonen, die Handlanger des Teufels kennen Jesus und fürchten ihn. Sie wissen genau, wozu Jesus gekommen ist, und sie wissen, wer er ist. Das klingt hier durch, wenn es heißt: „Du bist gekommen, uns zu vernichten.“ Offensichtlich ist das nicht nur ein böser Geist, der das sagt. Der Dämon erkennt Jesus als den Heiligen Gottes. Ihm ist klar, dass Jesu Vollmacht nichts Gutes für ihn bedeutet.
Dort, wo Jesus in seiner Vollmacht auftritt, müssen die Dämonen fliehen. Genau das sehen wir dann. Jesus spricht nur ein Wort, sein vollmächtiges Wort, über das man vorher schon gestaunt hat. Dieses Wort offenbart jetzt für alle sichtbar, welche Macht es besitzt.
Er spricht den Dämon, den bösen Geist, an. Der muss schweigen und fährt aus dem Menschen aus. Ich denke, jetzt ahnen die Menschen, dass dieses Wort nicht nur mit einer natürlichen Autorität gesprochen wird, sondern wirklich mit einer Gewalt und Kraft, wie sie es noch nie erlebt haben.
Jesus tut genau das, was er selbst angekündigt hatte, als er in Nazareth Jesaja 61 las. Er hatte erklärt, dass er der Gesalbte Gottes ist, der mit der Kraft des Heiligen Geistes kommt. Dort, wo er auftritt, werden die Geplagten und Zerschlagenen frei.
Hier tritt Jesus auf, und der Geplagte, der Zerschlagene, der vom bösen Geist Besessene wird frei. Jesus ist der Gesalbte Gottes, der in der Kraft des Heiligen Geistes durch sein mächtiges Wort böse Geister vertreibt und geplagte Menschen befreit.
Die Menschen nehmen das zur Kenntnis. Was ist das für ein Wort? Jesus gebietet mit Vollmacht und Gewalt den unreinen Geistern, und sie fahren aus.
Heilung im Haus von Simon Petrus und Ausbreitung der Botschaft
In den Versen 38 und 39 sehen wir, wie Jesus von der Synagoge weitergeht und seine Vollmacht auch anderswo offenbart. Er verlässt die Synagoge und geht in das Haus von Simon Petrus. Ich lese uns die Verse 38 und 39:
„Und er machte sich auf aus der Synagoge und kam in Simons Haus, und Simons Schwiegermutter hatte hohes Fieber, und sie baten ihn für sie, und er trat zu ihr und gebot dem Fieber, und es verließ sie. Und sogleich stand sie auf und diente ihnen.“
Nun waren offensichtlich schon einige Jünger mit Jesus unterwegs, und einer davon war Simon, besser bekannt unter dem Namen Petrus. Wer in der Bibelstunde dabei ist, hat ihn auch schon unter dem Namen Kephas kennengelernt – immer derselbe Mann. Simon Petrus hat eine Schwiegermutter, das heißt, er ist verheiratet. Das nur als kleine Randnotiz für alle, die da noch Fragen haben.
Es ist eine gute Sache, verheiratet zu sein, und das bringt dann auch eine Schwiegermutter mit sich. Das ist häufig eine gute Sache – nur wenn sie krank ist, nicht. Und Petrus hat verstanden: Dieser Jesus, der so mächtig redet, ein Wort spricht, das Großes tun kann, dieser Jesus kann vielleicht sogar meiner Schwiegermutter helfen. So bittet er – sie bitten ihn, andere auch –, ihn darum, einzugreifen.
Und was tut Jesus? Über ihn heißt es: „Und er trat zu ihr und gebot dem Fieber, und es verließ sie.“ Wiederum nur ein Wort. Er gebietet dem Fieber, und es muss fliehen. Es ist weg – und es ist unmittelbar weg. Wenn wir gesund werden, dann ist das ja typischerweise so: Wenn ich zumindest richtig Fieber habe und tagelang krank im Bett lag, bin ich am nächsten Tag noch etwas müde und matt und lasse es langsam angehen.
Jesus spricht dem Fieber zu. Die Schwiegermutter steht auf und fängt an, allen zu dienen. Jesus’ Worte haben einen Effekt, der unmittelbar komplett heilt, sodass alle Lebenskräfte wieder da sind und die Schwiegermutter ihren Gästen dienen kann. Seht ihr, wie vollmächtig dieses Wort ist? Der ewige Sohn Gottes hat diese Vollmacht.
In seinen Worten steckt eine Vollmacht, die schon erkannt wurde, als er nur gepredigt hat – eine Vollmacht, die für alle sichtbar wird, als er den bösen Geist austreibt – eine Vollmacht, die sichtbar wird, auch als er die Schwiegermutter von Simon aus den Kranken zurückbringt. Dreimal lesen wir letztendlich davon, wie Jesus vollmächtig spricht: Er gebietet, und etwas geschieht.
Was wir hier letztendlich sehen, ist, dass mit Jesus etwas von der Macht Gottes in diese Welt kommt – in diese dunkle, geplagte Welt. Es ist fast so, als ob Lichtstrahlen durch die dunkle Glocke der Finsternis in dieser Welt dringen. Jesus tritt ein, er spricht, und auf einmal wird alles hell. Die Leute fangen an, Dinge zu verstehen. Er spricht, und die bösen Mächte der Finsternis müssen fliehen. Er spricht, und Krankheit kann nicht weiterbestehen.
Das Licht des Reiches Gottes bricht ein in diese finstere Welt.
In den Versen 40 und 41 sehen wir, wie sich dieses Licht weiter in Kapernaum ausbreitet:
„Als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu ihm. Und er legte die Hände auf einen jeden und machte sie gesund. Von vielen fuhren auch böse Geister aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden, denn sie wussten, dass er der Christus war.“
Jetzt hat sich herumgesprochen, was in der Synagoge geschehen ist: Der Dämon, der böse Geist, ist ausgefahren, die Menschen reden darüber. Sie erzählen davon, und wahrscheinlich waren auch Leute bei Simon Petrus abends beim Essen dabei und hatten mitbekommen, wie Jesus auch die kranke Schwiegermutter geheilt hat. So spricht es sich herum.
Am Sabbat gab es verschiedene Gesetze. Unter anderem durfte man keine besonders weiten Strecken gehen und vor allem keine Lasten tragen. Wahrscheinlich deshalb diese Randnotiz „als die Sonne untergegangen war“. Der Tag endet mit dem Sonnenuntergang, das heißt, der Sabbat ist jetzt vorbei. Nun ist es wieder erlaubt, weite Wege zu gehen und auch Lasten zu tragen.
So bringen sie jetzt Menschen zu Jesus, weil die Menschen in Kapernaum verstanden haben: Dieser Jesus hat göttliche Vollmacht. Voller Erwartung bringen sie ihre Kranken und Menschen, die mancherlei Leiden hatten – wie es hier heißt, die auf andere Weise leiden.
Durch das, was Jesus tut, wird deutlich, dass es eben nicht nur Menschen mit physischen Krankheiten waren, sondern auch Menschen, die ganz offensichtlich unter bösen Geistern litten – so wie eben zuvor auch jener Mann in der Synagoge. Jesus bricht mit seiner Vollmacht in beide Bereiche ein: Er heilt die Kranken und vertreibt die bösen Geister.
Ich denke, wir sollten beides für den Moment durchdenken. Jesus zeigt, dass er der Arzt, der Heiland ist, der Autorität über alles hat, was in dieser Welt gefallen ist – über die Krankheit, die ja letztendlich Konsequenz des Sündenfalls ist. Ich hoffe, das ist uns klar: Im Garten Eden gab es keine Krankheit. Adam und Eva hatten nie Schnupfen, obwohl sie nie etwas anzogen. Sie waren gesund.
Krankheit ist die Konsequenz einer gefallenen Welt. Krankheit ist nicht unbedingt die Konsequenz der eigenen Sünde. Nein, das ist eine böse Lehre, das so zu sagen. Krankheit ist die Konsequenz, dass die Sünde sich in dieser Welt ausgebreitet hat. Krankheit ist nicht gut. Ursprünglich war alles gut, und eines Tages wird wieder alles sehr gut sein. Aber im Moment ist nicht alles gut, und das erleben wir. Wir erleben, dass Menschen unter der Plage der Krankheit leiden.
Diese Menschen bringen andere zu Jesus, und Jesus heilt sie. Er vertreibt das, was mit dieser gefallenen Welt einhergegangen ist. Aber die Welt ist nicht nur kaputtgegangen, in der Welt agiert auch noch ein Zerstörer. Und das ist die zweite Dimension, die wir hier sehen: die bösen Geister. Das ist noch einmal etwas anderes.
Vielleicht können wir uns das so vorstellen – kein gutes Bild, aber mir ist kein besseres eingefallen – wie ein altes Auto. Ein altes Auto leidet einfach darunter, dass es zerfällt. Dann startet es mal nicht, springt nicht an, dann geht mal was kaputt. Das ist ganz normal, Ausdruck dafür, dass es ein altes Auto ist in einer Welt, in der alles vergänglich ist.
Aber manchmal, zumindest da, wo ich wohne, krabbeln kleine Marder rein, und die beißen die Kabel durch. Das ist nicht einfach nur Ausdruck dafür, dass das Auto alt ist und langsam zerfällt, das ist Ausdruck eines bösen Eingriffs, der etwas kaputtmacht. Das Problem mit dem Marder ist natürlich, dass er eigentlich nur einen bequemen Schlafplatz finden und sich ein bisschen ernähren will.
Nun stellt euch vor, diese Marder würden sehr gezielt böse die Autos kaputtmachen wollen. So ist das mit den Dämonen. Das soll nicht verniedlichend klingen, sondern uns deutlich machen: Der Teufel treibt sein Unwesen in dieser Welt. Es ist ihm nicht genug, dass diese Welt schon kaputtgegangen ist, dass wir hier schon unter Krankheiten leiden. Nein, er will noch viel mehr tun, er will Menschen schaden.
Das haben wir schon in der Synagoge gesehen, interessant in diesem Bericht, als der böse Geist ausgetrieben wird, was mit dem Mann passiert. Der wird quasi vom bösen Geist – klingt etwas so – richtig weggeschmissen von ihm. Der hat nicht sein Bestes im Sinn, der will schaden. Und so war es hier.
Interessant ist, dass wir gerade im Umfeld von Jesu Wirken besonders viel von Dämonenbesessenheit lesen. Es scheint fast so, als ob in der Gegenwart Jesu, in so entscheidenden Punkten der Heilsgeschichte, der Teufel ganz schwere Geschütze auffährt.
Ich glaube, wir können manchmal vergessen, dass es den Teufel und die bösen Geister auch heute noch gibt. Das klingt so, als ob es in unserer aufgeklärten Zeit nicht mehr gibt oder wenn überhaupt, dann vielleicht irgendwo im fernen Afrika. Der Teufel kämpft an allen Fronten und an allen Orten.
Sein Treiben ist hier vielleicht nicht immer in derselben Weise zu sehen wie damals in der direkten Konfrontation mit Jesus. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es einen guten Grund dafür gibt. Also, wenn ich der Teufel wäre – kein schöner Gedanke, aber wenn ich der Teufel wäre –, würde ich versuchen, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf geistliche Dinge zu ziehen, hier in Deutschland. Lass die Menschen doch schön säkular leben, das ist doch schon mein Sieg.
Wenn Menschen zu bewusst über die geistliche Dimension nachdenken, fangen sie vielleicht wirklich an, Fragen zu stellen, und entscheiden sich vielleicht für die gute geistliche Dimension, nämlich für Gott, für den Herrn Jesus Christus, für seinen Heiligen Geist.
Von daher: Der Teufel, selbst wenn wir ihn so vielleicht nicht wahrnehmen, ist aktiv. Dämonenbesessenheit ist ein Phänomen nicht nur der damaligen Zeit, sondern auch der heutigen Zeit. Vor allem muss uns klar sein: Der Teufel agiert gegen Jesus, gegen Gott.
Warum? Weil Gott Licht bringen will in diese Welt, und der Teufel seine Rückzugsgefechte noch kämpft und versucht, so viel Finsternis, Böses und Leid in dieser Welt aufrechtzuerhalten und zu bringen, wie irgend möglich. Aber er ist Jesus nicht gewachsen.
Das sehen wir hier. In der Wüste scheitert der Versuch des Teufels, Jesus zur Sünde zu verführen. Hier sehen wir zum ersten Mal im Lukasevangelium, wie Jesus aktiv eingreift in die Schöpfung, wie er Heil bringt und die Finsternis vertreibt. Das Licht des Reiches Gottes bricht durch und breitet sich aus in Kapernaum.
Menschen um Menschen kommen zu Jesus, werden von ihm angerührt und heil. Krankheit und böse Geister müssen weichen. Die bösen Geister verkünden Jesus, aber das ist nicht die Verkündigung, auf die Jesus Wert legt – das sei nur am Rande gesagt.
Wir werden das immer wieder sehen: Jesus möchte noch nicht, dass offenbar wird, wer er ist, weil er weiß, die Menschen hätten noch falsche Erwartungen und falsche Vorstellungen. So gebietet er ihnen zu schweigen, und sie müssen fliehen.
Das ist Jesu Auftreten.
Könnt ihr euch vorstellen, was da in Kapernaum los gewesen sein muss? Stellt euch vor, Jesus käme jetzt hierher, und alle Krankheiten wären weg. Jeder, der ihn anrührt, wird schlagartig gesund, alles Böse wird vertrieben. Stellt euch vor, was für ein Ort das wäre.
Und in eurer Liebe und Barmherzigkeit holt ihr Leute herbei! Es ist spät abends, ihr geht schlafen und sagt: Morgen früh hole ich auch noch die Tante von da, den Onkel von dort, meine Freunde und die Kollegen hole ich auch herbei.
Und dann morgens: Jesus ist nicht mehr da.
Das lesen wir ab Vers 42.
Wir sehen, dass Jesus darauf bedacht ist, dass sein Licht sich weiter ausbreitet, aber die Menschen in Kapernaum dazu noch nicht bereit sind. „Als es aber Tag wurde, ging er hinaus an eine einsame Stätte, und das Volk suchte ihn, und sie kamen zu ihm und wollten ihn festhalten, damit er nicht von ihnen ginge. Er sprach aber zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes, denn dazu bin ich gesandt. Und er predigte in den Synagogen.“
Manche Übersetzungen sagen Judäa, andere sagen Galiläa. Ich glaube, es ist Galiläa, aber das ist heute nicht so wichtig.
Also eine lange Nacht, Jesus hat geheilt und geheilt, er hat in seiner Vollmacht Menschen freigesetzt. Früh am Morgen steht er auf und sucht eine einsame Stätte. Nach all dem Trubel in Kapernaum – die Menschen waren bereit, ihn wahrscheinlich zu allem zu machen, was sie zu bieten hatten: Oberster, Rabbi, Bürgermeister, alles, was man sich vorstellen kann.
Jesus ist der Held, die Menschen scharen sich um ihn, bewundern ihn, feiern ihn – und Jesus zieht sich zurück.
Jesus geht früh am Morgen und sucht einen Ort der Stille und Besinnung. Jesus ist vollkommen Mensch, und Jesus braucht diese Zeiten der Ruhe. Er braucht die Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater.
Ich möchte nur als Nebensatz anmerken: Wenn Jesus das braucht, könnte das eventuell auch etwas sein, was dir ganz gut tut. Zeiten der Stille, in denen du dich besinnst: Was will mein Gott eigentlich wirklich von mir? Was hat er mit mir vor?
Das ist genau das, was Jesus dort tut, wie wir gleich sehen werden.
Aber während Jesus die Stille sucht, suchen die Menschen ihn und finden ihn. Sie bekommen mit, dass Jesus dort in der Stille offensichtlich spätestens dort zur Überzeugung gekommen ist, dass er nun weiterziehen sollte. Dass es überhaupt nicht in ihrem Sinn ist, versuchen sie, ihn festzuhalten, damit er doch bloß bei ihnen bleibe.
Interessant zu sehen, wie anders das ist im Vergleich zur Reaktion in Nazaret. In Nazaret erleben die Menschen Jesus und treiben ihn aus der Stadt hinaus. Sie wollen ihn töten.
Hier erleben sie Jesus, und sie wollen ihn festhalten. Sie wollen ihn nicht gehen lassen.
Doch in beiden Fällen macht Jesus deutlich, dass er einen anderen Plan hat. Er lässt sich von seinem Plan nicht abbringen – weder durch einen Mob, der ihn töten will, noch durch eine Menschenmasse, die ihn begeistert festhalten will.
Nein, er erklärt, dass er in andere Städte ziehen muss, um das Evangelium zu predigen – das Evangelium vom Reich Gottes – und erklärt: „Dazu bin ich gesandt.“
Eine der wenigen – ich glaube drei – Aussagen in der Bibel, in denen Jesus erklärt, warum er eigentlich Mensch geworden ist: Er ist gekommen, um das Reich Gottes zu predigen und auszubreiten. So zieht er weiter.
Das Licht von Gottes Reich, das sich in Kapernaum so ausgebreitet hat, muss jetzt auch an andere Orte getragen werden.
War das ein trauriger Moment für die Menschen in Kapernaum? Ja, ich denke schon.
Und war es trotzdem ein guter Moment für die Menschen in Kapernaum? Ja, ich bin gewiss.
Warum? Weil das, was Jesus nach Kapernaum gebracht hatte, nur ein Schatten war – eine Vorschau auf eine viel größere Realität.
Ich bin mir sicher, dass die Menschen in Kapernaum nicht für alle Zeit heil waren. Ich bin mir sicher, dass sie wieder krank wurden und gestorben sind.
Was Jesus dort getan hat, war letztendlich nur schattenhaft zu zeigen, was er wirklich tun würde. Das war eine Vorschau darauf, wie es sein wird, wenn sein Reich in Fülle kommt.
Dennoch – und das wissen wir alle nur zu genau – gibt es noch immer Krankheit in dieser Welt, obwohl das Evangelium verkündigt wird. Und der Teufel treibt auch noch sein Unwesen.
Aber eines Tages wird das nicht mehr sein, wenn das Reich Gottes in Gänze aufgerichtet ist.
Damit das geschehen kann, musste Jesus weitergehen. Zum einen, um die gute Nachricht auch anderswo zu predigen, damit sich das Evangelium ausbreitet. Damit eines Tages – entsprechend der Verheißung Gottes – Menschen an allen Orten und aus allen Völkern, Sprachen und Nationen im Reich Gottes sein werden.
Es war notwendig.
Zum anderen war es notwendig, dass das, was das Evangelium vom Reich Gottes verheißt, auch geschieht.
Etwas später würde Jesus erklären, dass er tatsächlich gekommen war, zuerst zu predigen und dann, um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Das war notwendig, denn erst durch sein Sterben am Kreuz würde er die Macht der Sünde und die Macht des Teufels wirklich brechen.
Das, was wir hier gesehen haben, war nur ein Vorgeschmack darauf.
Er würde siegreich über den Teufel auferstehen, weiterleben, auffahren in den Himmel, und dort sitzt er nun zur Rechten des Vaters.
Von dort wird er eines Tages kommen, und dann – dann kommt das Reich Gottes in Fülle.
Dann bricht nicht nur Licht ein bisschen durch die Dunkelheit hindurch an manchen Stellen, sondern dann ist die Dunkelheit weg, und alles ist Licht.
Versteht ihr, warum es gut war für die Menschen in Kapernaum, dass Jesus weiterzog?
Und das bringt uns letztendlich zu drei Anwendungsfragen.
Zur ersten Frage: Erkennen wir Jesu Vollmacht an? Was denken wir über ihn? Hat sein Wort Vollmacht über dich?
Man kann ja auf Gottes Wort so oder so hören. Man kann interessiert zuhören, so wie die Menschen in Nazaret, und abwägen, ob es einem gefällt.
Wenn Jesus nur durch seinen Geist und nicht so sichtbar und persönlich anwesend ist wie damals in Nazaret, ist es noch viel leichter, mit einem gewissen Pokerface das Wort aufzunehmen und zu sagen: Ich sortiere mal für mich, was ich jetzt akzeptiere und was nicht. Was ich vielleicht akzeptiere, aber dann doch irgendwie nicht tue, weil es zwar eigentlich richtig ist, aber andererseits vielleicht doch eine andere Idee habe.
Oder ob ich ein vollmächtiges Wort mich wirklich treffen lasse.
Jesus ist wirklich der Herr, er ist wirklich der König. Er möchte nicht Menschen, die ihn ganz interessant finden. Er möchte nicht Menschen, die sagen: Jesus könnte mein Lebensberater werden, mein Lebenscoach.
Er möchte Menschen, die akzeptieren, dass Jesus ihr Herr ist, die sich ihm unterordnen und sein Wort hören und danach leben.
Das ist es, was ein Jünger tut.
So möchte ich fragen: Hörst du auf Jesu Worte als vollmächtige Worte? Erlaubst du Jesus, mit seinem Wort dir dein eigenes Leben zu erklären, dir klar zu zeigen, wer du wirklich bist? Erlaubst du Jesus, dir deutlich zu zeigen, wer Gott ist, wie er wirklich ist?
Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Geschwistern hier aus der Gemeinde, dass ihr das erlebt habt, wie Gottes Wort in euer Leben gekommen ist und euch neues Leben gegeben hat, wie Gottes Wort euch getroffen hat.
Ich darf das selber immer wieder sehen. Das ist das größte Privileg, das ich als Pastor habe: oft in der ersten Reihe zu sitzen, wenn ich sehe, wie Gottes Wort Menschen trifft.
Meine Lieblingsveranstaltung hier in der Gemeinde ist der Christianentdeckerkurs. Wenn Menschen kommen, um Gottes Wort zu hören, sind immer wieder auch welche dabei, die es noch nicht wirklich gehört oder verstanden haben.
Immer wieder dürfen wir erleben, wie Gottes Wort in dem Moment Menschen trifft und ihnen Tränen in die Augen steigt. Sie sind tief betroffen, weil sie auf einmal anfangen zu erkennen, wer sie wirklich sind.
Und die bleiben nicht verzweifelt, sondern werden froh. Tränen in den Augen der Trauer über die Sünde und ein Lächeln im Gesicht über die Güte Gottes.
Das kann kein Prediger tun, das kann nur Gottes Wort tun.
Dieses Wort, das einst sprach: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Dieses Wort, das aus Nichts etwas macht, dieses vollmächtige Wort.
Nehmen wir es an als vollmächtiges Wort und nehmen wir es auch weiter an in unserem Leben als vollmächtiges Wort.
Denn Gottes Wort hat nicht nur die Vollmacht, neues Leben zu geben, sondern Leben immer weiter zu verändern.
Und das möchte ich ganz bewusst sagen, auch denen unter uns, die schon lange Christen sind: Gott möchte nicht, dass du sagst, ich habe einen gewissen Level erreicht, das passt schon.
Er hat ein vollmächtiges Wort, das weiter an dir arbeiten möchte.
Gott in seiner Gnade wird dir sowieso nicht alle deine Fehler auf einmal zeigen. Er weiß, wie viel du vertragen kannst. Aber er möchte dir immer weiter Dinge zeigen.
Liest du Gottes Wort heute genauso wie am ersten Tag deines christlichen Lebens? In der Erwartung, dass dieses Wort dich weiter verändern möchte?
Und ich kann dir sagen, was es tut, wenn du es zulässt: Es bringt Licht, es bringt Heilung, es macht dich rein und heilig.
Und das ist genau das, was Gott mit dir tun möchte.
Aber ganz ehrlich: Kennt ihr nicht Christen, bei denen ihr denkt: So wäre ich ja auch gerne – so erfüllt, so froh, so heilig?
Manchmal ist es fast anstrengend mit solchen Leuten, weil sie uns zeigen, wie weit weg wir davon noch sind.
Aber ich habe so einige Heilige hier in der Gemeinde, die mir Vorbild sind, weil ich etwas in ihnen sehe: eine Freude am Herrn, eine Reinheit in ihrem Reden und Denken, eine Begeisterung für Gott.
Ich möchte uns einladen: Lasst Gottes Wort in euch hinein strahlen – und dann weiter.
Denn Gottes Wort ist vollmächtig, Gottes Wort wird es tun.
Darf ich dich herausfordern, dir heute neu vorzunehmen, auf Gottes Wort so zu hören und danach zu leben?
Zur zweiten Frage: Die Menschen in Kapernaum erleben Gottes Wort, erleben seine Vollmacht. Sie erleben, wie Gottes Wort Besessene befreit und Kranke heilt. Wie Gottes Wort dann weitergeht.
Wir sehen, dass sie Menschen heranbringen. Sie holen ihre Kranken und bringen sie zu Jesus. Sie sagen nicht nur: Es ist gut für mich, dass ich es erlebt habe. Sie sagen: Das müsst ihr erleben!
Ich möchte euch fragen: Seid ihr solche Menschen? Sind wir solche Menschen, die andere zu Jesus bringen? Menschen, die darauf bedacht sind, dass auch andere die Vollmacht Jesu erleben? Sind wir darauf bedacht, dass unsere Gemeinde ein solcher Ort ist, an dem das helle Licht strahlt? Dass wir Menschen reinbringen können, die sagen: Hier erleben Menschen Gott, hier geht das vollmächtige Wort aus?
Ich bin dankbar, dass ich hier in der Gemeinde länger als zwanzig Minuten predigen darf. Und die allermeisten von euch finden das sogar gut, und dafür bin ich erst recht dankbar.
Weil die große Katastrophe, das Interessante ist: Bei Evangelisation oder Christianentdeckerkursen stört sich niemand daran, dass ich 45 oder 50 Minuten predige.
Das sind typischerweise Christen, die schon eine Zeit lang unterwegs sind im Glauben und entwöhnt wurden, Gottes Wort zu hören, und meinen, alles Mögliche andere sei wirklich wichtiger.
Es kann natürlich auch sein, dass ich rhetorisch so schlecht bin, und dass vierzig Minuten Zuhören eine Katastrophe sind.
Also ich glaube, wir sind gesellschaftlich nicht gerade darauf gepolt, lange Predigten zu hören – das verstehe ich.
Aber gleichzeitig vertrauen wir darauf, dass das Wort Gottes Vollmacht hat, dass Gottes Wort wirklich Dinge verändert.
Dass wir es brauchen, es ist Lebenselixier.
Lasst uns eine Gemeinde sein, in der Gottes Wort viel Raum bekommt. Und lasst uns eine Gemeinde sein, in der wir Leute hineinrufen, damit sie durch Gottes Wort, durch sein vollmächtiges Wort, Veränderung erleben – so wie die Menschen in Kapernaum.
Und dann schließlich drittens: Lasst uns darauf bedacht sein, dass Gottes Reich sich nicht nur hier bei uns ausbreitet, sondern bis an die Enden der Erde.
Die Menschen in Kapernaum wollten Jesus festhalten. Sie sagten: Wir haben ja einen, der heilt uns, das ist gut für uns. Der setzt uns frei, das ist gut. Seine Predigten gefallen uns auch. Den behalten wir hier, das reicht, das ist gut für uns.
Sie brachten noch ihre Angehörigen und Freunde mit, die durften natürlich auch mit profitieren. Aber dann ist gut.
Das war ein Denkfehler.
Im Text habe ich das Gefühl, es gibt eine Person im ganzen Text, die wirklich versteht – außer Jesus natürlich –, was richtig ist: die Schwiegermutter von Simon.
Sie wird frei und fängt sofort an zu dienen. Sie sagt nicht: Was habe ich jetzt davon? Sondern sie ist so dankbar, dass sie sagt: Jetzt investiere ich mich in andere.
Lasst uns bedenken, was Jesus’ Ziel ist. Sein Ziel ist, dass Menschen überall diese gute Nachricht hören.
Das ist das Ziel, zu dem er in diese Welt gekommen ist. Er hat danach gesagt, dass er uns aussendet. So wie er vom Vater gesandt wurde, sendet er uns, erklärt er im Johannesevangelium.
Am Ende des Matthäusevangeliums heißt es, dass wir gesandt sind, in seiner Vollmacht zu gehen und Menschen zu Jüngern zu machen, aus allen Völkern.
Bis an die Enden der Erde sollen wir gehen und das Wort Gottes ausbreiten.
Wir haben seinen Geist, wir haben sein vollmächtiges Wort.
Wohin sendet er dich?
Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du vielleicht jemand bist, der gesandt ist, die Bequemlichkeit deines Kapernaums – vielleicht die Bequemlichkeit Münchens – zu verlassen, um diese gute Nachricht weiterzutragen dahin, wo sie noch nicht bekannt ist?
Ich möchte dich ermutigen, nimm dir wenigstens mal eine Minute am Ende der Predigt, darüber nachzudenken und Gott im Gebet zu fragen: Herr, möchtest du mich senden?
Und ich möchte, dass keiner von uns sagt: „Nö, trifft auf mich nicht zu.“ Denn eine Option gibt es ganz sicher nicht: sich nicht senden zu lassen.
Wir alle sind gesandt. Nicht alle sind gesandt, in die Weltmission zu gehen, aber wir sind alle gesandt, hin zu den Menschen das Evangelium weiterzutragen.
Ich möchte uns Mut machen, eine Gemeinde zu sein, die sagt: Wir haben helles Licht empfangen, und wir tragen es weiter, damit es auch anderswo hell leuchten kann.
Das können wir ganz persönlich, indem wir an unserem Arbeitsplatz, in unseren Nachbarschaften, an Büchertischen, in der Innenstadt oder wo auch immer Gott uns Möglichkeiten gibt, sein Wort weitergeben.
Damit Menschen erfahren können, wie sie heil sein können – wirklich heil, nicht nur von Krankheiten, sondern von der schlimmsten aller Krankheiten, nämlich dem Fluch der Sünde, die sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitet und tötet.
Gott will uns heilen und sendet uns mit dieser Medizin, mit dem Evangelium, in die Welt.
Wir können natürlich als Gemeinde auch rausgehen und senden, indem wir sagen: Wir lassen 40 unserer Geschwister gehen nach München West, wir schicken nochmal 30 unserer Geschwister nach München Ost, und wir überlegen, was als Nächstes dran ist, wohin wir senden können, damit das Wort Gottes, das Licht des Reiches Gottes, sich an anderen Orten ausbreitet.
Wir können die Bequemlichkeit unseres liebgewonnenen 10-Uhr-Gottesdienstes opfern und einen zweiten Morgengottesdienst starten und sagen: Jetzt laden wir kräftig ein, weil wir wollen, dass noch viele Menschen profitieren.
Und ja, es wäre natürlich schöner, wenn wir einfach Jesus hier bei uns behalten und es gemütlich und schön bleibt – das hat ja auch was.
Aber die erste Frage ist nicht: Was ist jetzt gerade nett für mich? Sondern: Wohin sendet uns der Herr? Was möchte er mit uns tun?
Ich möchte schließen mit einem Zitat von John F. Kennedy. Ich weiß, er ist nicht besonders fromm, katholisch und wahrscheinlich nicht wirklich bekehrt. Es ist auch kein Bibelwort, aber es ist ein wahres Wort, das sich gut übertragen lässt, glaube ich, auf diese Botschaft.
Ihr kennt dieses Wort: John F. Kennedy sprach in seiner Antrittsrede und sagte gegen Ende:
„Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country.“
Also: Frag nicht danach, was dein Land für dich tun kann, sondern frag danach, was du für dein Land tun kannst.
Ich möchte dich fragen: Bist du Bürger im Reich Gottes? Frag nicht danach, was Jesus für dich weiter tun kann, sondern frag danach, was du für ihn tun kannst.
Eine kleine Einschränkung müssen wir machen bei diesem Zitat: Jesus muss zuerst etwas für dich tun, und dann bist du berufen, für ihn zu leben.
Ist das deine Erwartung an Jesus?
Ich möchte beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns in diese Welt gesandt hast. Danke für jeden, den du in unser Leben gesandt hast, damit wir dein Wort hören konnten, dein vollmächtiges Wort uns treffen konnte.
Ich staune immer noch darüber, wie du einst eine Familie in mein Leben gesandt hast, die mir Finsternis gezeigt hat in meinem Leben durch dein vollmächtiges Wort und mir neues Leben angeboten hat durch dein vollmächtiges Wort. Ich preise dich dafür.
Ich danke dir für jeden hier in der Gemeinde, der das erleben durfte.
Ich bete für die, die es vielleicht noch nicht erlebt haben. Ich bete, dass dein Wort sie heute trifft, dass sie erleben, dass du nicht nur ein paar weiße Worte hast und ein paar Tipps und ein bisschen Vorbild sein kannst, sondern dass dein Wort neues Leben gibt.
Und ich bete für uns alle, dass wir neu darauf vertrauen, dass dein Wort Leben wirklich verändert.
Herr, hilf uns, nicht uns einzurichten in unserem Christenleben mit ein bisschen Licht und auch noch finsteren Ecken.
Gib uns ein Verlangen danach, dass dein Licht uns durchströmt, mehr und mehr, dass wir individuell und als Gemeinde immer heller leuchten für dich.
Und lass uns eine Gemeinde sein, die andere Menschen auch mit diesem Licht, mit deiner Liebe, mit dieser guten Nachricht vom Reich Gottes in Kontakt bringt.
Lass uns Menschen einladen, damit sie dich hier erleben dürfen.
Und lass uns senden, lass uns Menschen senden, damit dein Wort sich in dieser Stadt ausbreitet, bis an die Enden der Erde.
Dein Reich komme, o Herr! Amen.
Jesu Rückzug und der Auftrag zur Ausbreitung des Evangeliums
Könnt ihr euch vorstellen, was in Kapernaum damals los gewesen sein muss? Stellt euch vor, Jesus käme jetzt dorthin, und alle Krankheiten wären plötzlich verschwunden. Jeder, der ihn berührt, wird sofort gesund, alles Böse wird vertrieben. Stellt euch vor, was für ein Ort das wäre!
In eurer Liebe und Barmherzigkeit holt ihr Menschen herbei. Es ist spät am Abend, ihr geht schlafen und denkt: Morgen früh hole ich auch noch die Tante von dort, den Onkel von hier, meine Freunde und Kollegen. Doch am nächsten Morgen ist Jesus nicht mehr da. Das lesen wir ab Vers 42.
Wir sehen, dass Jesus darauf bedacht ist, dass sein Licht sich weiter ausbreitet. Die Menschen in Kapernaum sind dazu aber noch nicht bereit. „Als es aber Tag wurde, ging er hinaus an eine einsame Stätte. Das Volk suchte ihn, und sie kamen zu ihm und wollten ihn festhalten, damit er nicht von ihnen ginge. Er aber sprach zu ihnen: ‚Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes predigen, denn dazu bin ich gesandt.‘“ (Markus 1,35-38)
Er predigte in den Synagogen. Manche Übersetzungen sagen „Judäa“, andere „Galiläa“. Ich glaube, es ist Galiläa, aber das ist heute nicht so wichtig.
Also: Eine lange Nacht. Jesus hat geheilt und geheilt, er hat in seiner Vollmacht Menschen befreit. Früh am Morgen steht er auf und sucht eine einsame Stätte. Nach all dem Trubel in Kapernaum, wo die Menschen bereit waren, ihn zu allem zu machen, was sie sich vorstellen konnten – Oberster, Rabbi, Bürgermeister – Jesus ist der Held. Die Menschen scharen sich um ihn, bewundern und feiern ihn. Doch Jesus zieht sich zurück.
Jesus geht früh am Morgen und sucht einen Ort der Stille und Besinnung. Jesus ist vollkommen Mensch und braucht diese Zeiten der Ruhe. Er braucht die Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater.
Ich möchte nur als Nebensatz anmerken: Wenn Jesus diese Ruhe braucht, könnte das auch für dich wichtig sein. Zeiten der Stille, um darüber nachzudenken, was Gott wirklich von dir will und was er mit dir vorhat. Genau das tut Jesus dort, wie wir gleich sehen werden.
Während Jesus die Stille sucht, suchen die Menschen ihn und finden ihn. Sie merken, dass Jesus in der Stille offenbar zur Überzeugung gekommen ist, weiterziehen zu müssen. Doch das ist nicht in ihrem Sinn. Sie versuchen, ihn festzuhalten, damit er bei ihnen bleibt.
Interessant ist, wie anders das im Vergleich zu Nazaret ist. In Nazaret erleben die Menschen Jesus und treiben ihn aus der Stadt hinaus. Sie wollen ihn töten. Hier hingegen erleben sie Jesus und wollen ihn festhalten. Sie wollen nicht, dass er geht.
Doch in beiden Fällen macht Jesus deutlich, dass er einen anderen Plan hat. Er lässt sich von diesem Plan nicht abbringen – weder von einem Mob, der ihn töten will, noch von einer Menschenmenge, die ihn begeistert festhalten will.
Er erklärt, dass er in andere Städte ziehen muss, um das Evangelium vom Reich Gottes zu predigen. „Dazu bin ich gesandt.“ Das ist eine der wenigen, ich glaube drei, Aussagen in der Bibel, in denen Jesus erklärt, warum er Mensch geworden ist: Er ist gekommen, um das Reich Gottes zu verkünden.
So zieht er weiter. Das Licht des Reiches Gottes, das sich in Kapernaum ausgebreitet hat, muss jetzt auch an andere Orte getragen werden.
War das ein trauriger Moment für die Menschen in Kapernaum? Ja, ich denke schon. War es trotzdem ein guter Moment? Auch ja, da bin ich mir sicher.
Warum? Weil das, was Jesus nach Kapernaum gebracht hatte, nur ein Schatten einer viel größeren Realität war. Ich bin mir sicher, die Menschen in Kapernaum waren nicht für alle Zeit geheilt. Sie wurden wieder krank und starben.
Was Jesus dort getan hat, war letztlich nur ein Vorgeschmack darauf, was wirklich geschehen wird. Es war eine Vorschau darauf, wie es sein wird, wenn sein Reich in Fülle kommt.
Dennoch – und das wissen wir alle nur zu gut – gibt es trotz der Verkündigung des Evangeliums hier noch Krankheit in dieser Welt. Und der Teufel treibt weiterhin sein Unwesen.
Aber eines Tages wird das nicht mehr so sein, wenn das Reich Gottes vollständig aufgerichtet ist.
Damit das geschehen kann, musste Jesus weiterziehen. Zum einen, um die gute Nachricht auch anderswo zu predigen. So sollte sich das Evangelium ausbreiten, damit eines Tages, gemäß der Verheißung Gottes, Menschen aus allen Orten, Völkern, Sprachen und Nationen im Reich Gottes versammelt sein werden.
Zum anderen war es notwendig, dass das, was das Evangelium vom Reich Gottes verheißt, auch tatsächlich geschieht.
Etwas später würde Jesus erklären, dass er gekommen sei, zuerst zu predigen und dann, um sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.
Das war notwendig, denn erst durch sein Sterben am Kreuz würde er die Macht der Sünde und des Teufels wirklich brechen.
Das, was wir hier gesehen haben, war nur ein Vorgeschmack darauf.
Er würde siegreich über den Teufel auferstehen, weiterleben, in den Himmel auffahren und dort zur Rechten des Vaters sitzen.
Von dort wird er eines Tages wiederkommen. Dann kommt das Reich Gottes in Fülle.
Dann bricht nicht nur an manchen Stellen Licht durch die Dunkelheit hindurch – dann ist die Dunkelheit ganz verschwunden, und alles ist Licht.
Versteht ihr, warum es gut für die Menschen in Kapernaum war, dass Jesus weiterzog?
Das bringt uns letztlich zu drei Anwendungsfragen.
Anwendungsfragen: Jesu Vollmacht anerkennen, Menschen zu Jesus bringen, das Reich Gottes ausbreiten
1. Jesu Vollmacht anerkennen
Zu der ersten Frage erkennen wir Jesu Vollmacht an. Was denken wir über ihn? Hat sein Wort Vollmacht über dich?
Man kann ja auf Gottes Wort auf unterschiedliche Weise hören. Man kann interessiert zuhören, so wie die Menschen in Nazaret, und abwägen, ob es einem gefällt. Wenn Jesus heute nur durch seinen Geist und nicht so sichtbar und persönlich anwesend ist wie damals in Nazaret, ist es noch viel leichter, mit einem gewissen Pokerface das Wort aufzunehmen und zu sagen: „Ich sortiere mal für mich, was ich jetzt akzeptiere und was nicht, was ich vielleicht akzeptiere, aber dann doch irgendwie nicht tue, weil es zwar eigentlich richtig ist, aber andererseits vielleicht doch eine andere Idee habe.“
Oder hörst du ein vollmächtiges Wort, das dich wirklich treffen lässt?
Jesus ist wirklich der Herr, er ist wirklich der König. Er möchte nicht Menschen, die ihn ganz interessant finden. Er möchte nicht Menschen, die sagen, Jesus könnte mein Lebensberater oder mein Lebenscoach werden. Er möchte Menschen, die akzeptieren, dass Jesus ihr Herr ist, die sich ihm unterordnen und sein Wort hören und danach leben. Das ist es, was ein Jünger tut.
So möchte ich dich fragen: Hörst du Jesu Worte als vollmächtige Worte? Erlaubst du Jesus, mit seinem Wort dir dein eigenes Leben zu erklären und dir klar zu zeigen, wer du wirklich bist? Erlaubst du Jesus, dir deutlich zu zeigen, wer Gott ist und wie er wirklich ist?
Ich weiß aus so vielen Gesprächen mit Geschwistern hier aus der Gemeinde, dass ihr das erlebt habt, wie Gottes Wort in euer Leben gekommen ist und euch neues Leben gegeben hat. Wie Gottes Wort euch getroffen hat.
Ich darf das selbst immer wieder sehen. Das ist das größte Privileg, das ich als Pastor habe: oft in der ersten Reihe sitzen zu dürfen, wenn ich sehe, wie Gottes Wort Menschen trifft.
Meine Lieblingsveranstaltung hier in der Gemeinde ist der Christianentdeckerkurs. Wenn Menschen kommen, um Gottes Wort zu hören, sind immer wieder auch welche dabei, die es eben noch nicht wirklich gehört oder verstanden haben. Und immer wieder dürfen wir erleben, wie Gottes Wort in dem Moment Menschen trifft, ihnen Tränen in die Augen treten und sie tief betroffen sind. Sie fangen an zu erkennen, wer sie wirklich sind.
Diese Menschen bleiben aber nicht verzweifelt. Sie werden froh, mit Tränen in den Augen vor Trauer über die Sünde und einem Lächeln im Gesicht über die Güte Gottes.
Das kann kein Prediger tun, das kann nur Gottes Wort tun. Dieses Wort, das einst sprach: „Es werde Licht“, und es ward Licht. Dieses Wort, das aus Nichts etwas macht – dieses vollmächtige Wort.
Aber nehmen wir es an als vollmächtiges Wort? Und nehmen wir es auch weiter an in unserem Leben als vollmächtiges Wort?
Denn Gottes Wort hat nicht nur die Vollmacht, neues Leben zu geben, sondern es hat die Kraft, Leben immer weiter zu verändern.
Das möchte ich ganz bewusst auch den unter uns sagen, die schon lange Christen sind: Gott möchte nicht, dass du sagst, ich habe einen gewissen Level erreicht, das passt schon.
Er hat ein vollmächtiges Wort, das weiter an dir arbeiten möchte. Und Gott in seiner Gnade wird dir sowieso nicht alle deine Fehler auf einmal zeigen. Er weiß, wie viel du vertragen kannst. Aber er möchte dir immer weiter Dinge zeigen.
Liеst du Gottes Wort heute genauso wie am ersten Tag deines christlichen Lebens? In der Erwartung, dass dieses Wort dich weiter verändern möchte?
Und ich kann dir sagen, was es tut, wenn du es zulässt: Es bringt Licht, es bringt Heilung, es macht dich rein und heilig.
Und das ist genau das, was Gott mit dir tun möchte.
2. Menschen zu Jesus bringen
Aber ganz ehrlich: Kennt ihr nicht Christen, bei denen ihr denkt: So wäre ich ja auch gerne – so erfüllt, so froh, so heilig? Manchmal ist es fast anstrengend, mit solchen Leuten zusammen zu sein, weil sie uns zeigen, wie weit wir noch davon entfernt sind.
Ich habe einige Heilige hier in der Gemeinde, die mir ein Vorbild sind. In ihnen sehe ich eine Freude am Herrn, eine Reinheit in ihrem Reden und Denken sowie eine Begeisterung für Gott.
Ich möchte uns einladen: Lasst Gottes Wort in euch strahlen! Und dann weitergehen, denn Gottes Wort ist vollmächtig und wird wirken. Darf ich dich herausfordern, dir heute neu vorzunehmen, auf Gottes Wort zu hören und danach zu leben?
Die Menschen in Kapernaum erleben Gottes Wort und seine Vollmacht. Sie sehen, wie Gottes Wort Besessene befreit und Kranke heilt. Und sie handeln danach: Sie bringen ihre Kranken zu Jesus. Sie sagen nicht nur, dass es gut für sie war, es erlebt zu haben, sondern sie fordern auch andere auf, es zu leben.
Ich möchte euch fragen: Seid ihr solche Menschen? Sind wir solche Menschen, die andere zu Jesus bringen? Menschen, denen es wichtig ist, dass auch andere die Vollmacht Jesu erfahren? Sind wir darauf bedacht, dass unsere Gemeinde ein Ort ist, an dem das helle Licht Gottes strahlt? Ein Ort, an dem Menschen reinfinden und erleben können, wie Gottes vollmächtiges Wort wirkt?
Ich bin dankbar, dass ich hier in der Gemeinde länger als zwanzig Minuten predigen darf. Die meisten von euch finden das sogar gut, und dafür bin ich erst recht dankbar.
Die große Katastrophe bei Evangelisation oder Christen in Bibelkreisen ist nicht, dass ich 45 oder 50 Minuten predige. Das sind typischerweise Christen, die schon länger im Glauben unterwegs sind und entwöhnt wurden, Gottes Wort zu hören. Sie meinen, alles Mögliche andere sei wichtiger.
Es kann natürlich auch sein, dass ich rhetorisch so schlecht bin, dass vierzig Minuten Zuhören eine Katastrophe sind. Gesellschaftlich sind wir nicht gerade darauf gepolt, lange Predigten zu hören, das verstehe ich. Aber gleichzeitig vertrauen wir darauf, dass Gottes Wort Vollmacht hat und wirklich Dinge verändert. Wir brauchen es, es ist Lebenselixier.
Lasst uns eine Gemeinde sein, in der Gottes Wort viel Raum bekommt. Und lasst uns eine Gemeinde sein, die Menschen einlädt, damit sie durch Gottes Wort Veränderung erleben – so wie die Menschen in Kapernaum.
Drittens: Lasst uns darauf achten, dass Gottes Reich sich nicht nur hier bei uns ausbreitet, sondern bis an die Enden der Erde. Die Menschen in Kapernaum wollten Jesus festhalten. Sie sagten: Wir haben einen, der heilt uns, der setzt uns frei, seine Predigten gefallen uns. Den behalten wir hier, das reicht.
Sie brachten ihre Angehörigen und Freunde mit, die durften mit profitieren. Aber dann war es gut. Das war ein Denkfehler.
Im Text habe ich das Gefühl, es gibt eine Person, die wirklich versteht, was richtig ist – außer Jesus natürlich: die Schwiegermutter von Simon. Sie wird frei und fängt sofort an zu dienen. Sie fragt nicht: Was habe ich jetzt davon? Sondern sie ist so dankbar, dass sie sich in andere investiert.
Lasst uns bedenken, was Jesus’ Ziel ist: Sein Ziel ist, dass Menschen überall diese gute Nachricht hören. Dafür ist er in diese Welt gekommen. Er hat gesagt, dass er uns aussendet, so wie er vom Vater gesandt wurde. Im Johannesevangelium erklärt er das, und am Ende des Matthäusevangeliums heißt es, dass wir in seiner Vollmacht gesandt sind, um Menschen aus allen Völkern zu Jüngern zu machen und das Wort Gottes bis an die Enden der Erde auszubreiten.
Wir haben seinen Geist und sein vollmächtiges Wort. Wohin sendet er dich? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht jemand bist, der gesandt ist, die Bequemlichkeit deines Kapernaums – vielleicht die Bequemlichkeit Münchens – zu verlassen, um diese gute Nachricht weiterzutragen, wohin sie noch nicht bekannt ist?
Ich möchte dich ermutigen, nimm dir wenigstens eine Minute am Ende der Predigt, um darüber nachzudenken und Gott im Gebet zu fragen: Herr, möchtest du mich senden?
Ich möchte, dass keiner von uns sagt: „Nö, das trifft auf mich nicht zu.“ Denn eine Option gibt es ganz sicher nicht: sich nicht senden zu lassen. Wir alle sind gesandt. Nicht alle sind gesandt, in die Weltmission zu gehen, aber wir sind alle gesandt, hin zu den Menschen, um das Evangelium weiterzutragen.
Ich möchte uns Mut machen, eine Gemeinde zu sein, die sagt: Wir haben helles Licht empfangen und tragen es weiter, damit es auch anderswo hell leuchten kann.
Das können wir ganz persönlich tun – an unserem Arbeitsplatz, in unseren Nachbarschaften, an Büchertischen, in der Innenstadt oder wo auch immer Gott uns die Möglichkeit gibt, sein Wort weiterzugeben. Damit Menschen erfahren, wie sie heil werden können – wirklich heil, nicht nur von Krankheiten, sondern von der schlimmsten aller Krankheiten, nämlich dem Fluch der Sünde, die sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitet und tötet.
Gott will uns heilen und sendet uns mit dieser Medizin, mit dem Evangelium, in die Welt.
Wir können als Gemeinde auch rausgehen und senden, indem wir sagen: Wir lassen 40 unserer Geschwister nach München West gehen, wir schicken 30 nach München Ost, und wir überlegen, was als Nächstes dran ist, wohin wir senden, damit das Wort Gottes, das Licht des Reiches Gottes, sich an anderen Orten ausbreitet.
Wir können die Bequemlichkeit unseres liebgewonnenen 10-Uhr-Gottesdienstes opfern und einen zweiten Morgengottesdienst starten. Dann laden wir kräftig ein, weil wir wollen, dass noch viele Menschen profitieren.
Ja, es wäre natürlich schöner, wenn wir Jesus einfach hier bei uns behalten könnten und es gemütlich und schön bliebe. Das hat ja auch etwas.
Aber die erste Frage ist nicht, was gerade nett für mich ist, sondern: Wohin sendet uns der Herr? Was möchte er mit uns tun?
Ich möchte schließen mit einem Zitat von John F. Kennedy. Ich weiß, er war nicht besonders fromm, Katholik und wahrscheinlich nicht wirklich bekehrt. Es ist auch kein Bibelwort. Aber es ist ein wahres Wort, das sich gut auf diese Botschaft übertragen lässt, glaube ich.
Ihr kennt dieses Wort von John F. Kennedy aus seiner Antrittsrede: Am Ende sagte er: „Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country.“ Also: Frag nicht danach, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.
Ich möchte dich fragen: Bist du Bürger im Reich Gottes? Frag nicht danach, was Jesus für dich tun kann, sondern was du für ihn tun kannst.
Eine kleine Einschränkung müssen wir machen: Jesus muss zuerst etwas für dich tun. Dann bist du berufen, für ihn zu leben.
Ist das deine Erwartung an Jesus?
Ich möchte beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns in diese Welt gesandt hast. Danke für jeden, den du in unser Leben gesandt hast, damit wir dein Wort hören konnten, dein vollmächtiges Wort uns treffen konnte.
Ich staune immer noch darüber, wie du einst eine Familie in mein Leben gesandt hast, die mir Finsternis gezeigt hat in meinem Leben durch dein vollmächtiges Wort und mir neues Leben angeboten hat durch dein vollmächtiges Wort. Ich preise dich dafür.
Ich danke dir für jeden hier in der Gemeinde, der das erleben durfte. Ich bete für die, die es vielleicht noch nicht erlebt haben. Ich bete, dass dein Wort sie heute trifft, dass sie erleben, dass du nicht nur ein paar weiße Worte und ein paar Tipps und ein bisschen Vorbild bist, sondern dass dein Wort neues Leben gibt.
Ich bete für uns alle, dass wir neu darauf vertrauen, dass dein Wort Leben wirklich verändert.
Herr, hilf uns, uns nicht einzurichten in unserem Christenleben mit ein bisschen Licht und auch finsteren Ecken. Gib uns ein Verlangen danach, dass dein Licht uns mehr und mehr durchströmt, dass wir individuell und als Gemeinde immer heller für dich leuchten.
Lass uns eine Gemeinde sein, die andere Menschen mit diesem Licht, mit deiner Liebe, mit der guten Nachricht vom Reich Gottes in Kontakt bringt.
Lass uns Menschen einladen, damit sie dich hier erleben dürfen.
Und lass uns senden, lass uns Menschen aussenden, damit dein Wort sich hier in dieser Stadt ausbreitet – bis an die Enden der Erde.
Dein Reich komme, o Herr! Amen.
Abschluss und Gebet
Es scheint, dass kein Text zum Überarbeiten vorliegt. Bitte stellen Sie den zu bearbeitenden Text bereit, damit ich mit der Überarbeitung beginnen kann.