Die Ambivalenz der Sexualität in der Ehe
Weil wir alle mit Sexualität etwas verbinden, aber jeder etwas Unterschiedliches. Viele verbinden damit etwas sehr Schönes, besonders in christlichen Ehen. Es würde mich sehr freuen, wenn ihr heute hier sitzt und als Ehepaar vor allem etwas Positives damit verbindet. Das ist ein Segen.
Doch bei keinem anderen Thema liegen Fluch und Segen so dicht beieinander wie bei der Sexualität. Kein Thema ist so sensibel und problembehaftet wie dieses. Sexualität kann eine der größten Segnungen in der Ehe sein. Ich sage nicht, dass sie der größte Segen ist. Sexualität ist nicht die Basis einer Ehe. Sie ist vielleicht so etwas wie das Sahnehäubchen in einer Ehe. Die Basis ist allein Christus. Aber Sexualität kann eine wunderbare Segnung vom Herrn sein. Gleichzeitig kann sie auch ein sehr großes Problem darstellen.
Das hängt davon ab, wie wir mit diesem Thema umgehen und welche Erfahrungen wir damit gemacht haben. Mein Anliegen ist es heute, aber auch schon im ersten Vortrag, die Schönheit dieses Themas aufzuzeigen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir in der Gemeinde offen über Sexualität sprechen. Deshalb werde ich heute in einer Offenheit, die auch die Bibel hergibt, über dieses Thema sprechen.
Sexualität und die Prägung durch die Gemeinde und die Welt
Umfrage zur Prägung der Sicht auf Sexualität
Das erste Thema, der erste Punkt, lautet: Sexualität und die Gemeinde.
Ich möchte an dieser Stelle etwas Besonderes machen. Wir starten heute Abend mit einer Umfrage. Die Techniker haben es ermöglicht, dass ihr alle jetzt an einer Umfrage teilnehmen könnt. Ihr werdet gleich einen QR-Code an der Wand sehen. Ich hoffe, das klappt.
Wenn ihr jetzt mal euer Handy zückt – ausnahmsweise während der Predigt das Smartphone zücken – und den QR-Code scannt, könnt ihr an der Umfrage teilnehmen. Die Frage lautet: Wer oder was hat deine Sicht auf Sexualität in deiner Teenager- oder Jugendzeit am meisten geprägt?
Auch alle im Livestream können sich gerne beteiligen. Die Antwort ist anonym, niemand wird sehen können, wer was eingetippt hat. Das heißt, ihr könnt ehrlich sein. Waren es die Medien – darunter fallen Serien, Filme, Bücher, Zeitschriften, aber auch Pornografie? Waren es Freunde und Klassenkameraden? War es die Gemeinde und das Wort Gottes? Oder waren es die Eltern?
Wir warten einen Moment. Oben rechts können wir sehen, wie viele Personen sich gerade daran beteiligen. Ich warte noch einen Moment, weil wir im Livestream auch eine zehn Sekunden Verzögerung haben. So können die Geschwister, die Zuschauer im Livestream, sich auch noch beteiligen.
Jetzt schließen wir die Umfrage wieder. Wir haben noch zehn Sekunden für die, die im Livestream etwas verzögert daran teilnehmen. So, da haben wir das Ergebnis.
Ich muss sagen, ich habe mit einer Tendenz gerechnet, die in diese Richtung geht, aber dass es so deutlich ist, damit habe ich nicht gerechnet. Wer oder was hat deine Sicht auf Sexualität in der Teenager- und Jugendzeit am meisten geprägt?
73 Prozent aller, die sich beteiligt haben, sagen Medien. 19 Prozent sagen Freunde und Klassenkameraden. Sieben Prozent sagen die Eltern. Ich möchte euch einen herzlichen Glückwunsch sagen für diese sieben Prozent. Was für einen Segen habt ihr erlebt, dass eure Eltern das geprägt haben! Ich hoffe, es waren gläubige Eltern, die euch gut geprägt haben. Davon gehe ich jetzt mal einfach aus.
Ein Prozent sagt Gemeinde und Bibel. Ihr Lieben, wenn wir uns dieses Ergebnis anschauen, müssen wir sagen: Da ist doch etwas falsch gelaufen, oder? Ich hätte ähnlich abgestimmt. Und in unserer Gemeinde sähe die Umfrage wahrscheinlich genauso aus.
Hier geht es nicht um irgendeine Gemeinde, sondern um die christliche Landschaft insgesamt.
Die Notwendigkeit, Sexualität in der Gemeinde zu thematisieren
Die Welt predigt Sexualität – oder besser gesagt, sie „predigt“ sie in Anführungsstrichen. Lautstark verkündet sie an jeder Ecke Sexualität in einer pervertierten Form. Ich nehme an, dass die Medien deine Sichtweise auf Sexualität geprägt haben. Wahrscheinlich gibt es einen großen Unterschied zu der Sexualität, wie wir sie in der Bibel finden. Doch das ist die Prägung, die du mitbringst, auch heute Abend noch ein Stück weit.
Wahrscheinlich hat Gott mittlerweile vieles in deinem Leben getan, aber diese Prägung bleibt. Deshalb denke ich, wir können jetzt noch einmal zur Powerpoint zurückgehen. Es ist so wichtig, dass wir das Predigen über Sexualität nicht der Welt überlassen. Es muss in der Gemeinde gepredigt werden, wie Gott sich Sexualität gedacht hat.
Ich bin der Leitung dieser Gemeinde sehr dankbar, dass sie gesagt haben: Dieses Thema muss kommen. Offensichtlich haben sie genau diese Tendenz erkannt. Wir müssen in der Gemeinde offen über dieses Thema reden.
Für mich und meine Frau ist es immer ein besonderer Anlass, wenn wir die Ehevorbereitung machen. Kurz vor der Hochzeit ist das letzte Thema, das wir mit den Verlobten besprechen, die Sexualität. Das Paar kommt dann immer zu uns nach Hause. Man sieht ihnen an, dass sie aufgeregt sind. Sie kommen zum Pastor und reden mit ihm über Sex.
Je nach Paar ist das am Anfang sehr unterschiedlich. Aber sie sitzen oft sehr unruhig da. Für meine Frau und mich ist es in diesem Moment total wichtig, zu sagen: Ihr könnt total entspannt sein. Es ist ein gutes Thema, und wir wollen offen darüber sprechen, weil die Bibel so offen darüber spricht. Es ist wichtig, dass wir das Predigen über dieses Thema nicht der Welt überlassen, sondern offen darüber reden.
Ihr könnt jede Frage stellen, die ihr stellen wollt. Mittlerweile haben wir wahrscheinlich schon jede Frage zu diesem Thema gestellt bekommen, die man sich vorstellen kann.
Wir müssen in der Gemeinde über unser Reden über Sexualität nachdenken. Ich habe den Eindruck, dass wir oft gewisse Dinge verschweigen. Im Vormittagsgottesdienst ist das verständlich, da sitzen viele Kinder dabei. Vielleicht möchte man es den Eltern überlassen, die Kinder aufzuklären. Das fände ich auch am besten.
Dennoch muss es in der Gemeinde eine Plattform geben, auf der man sehr offen darüber reden kann. Sonst überlassen wir das Reden der Welt. Und wenn Gott der Erfinder der Sexualität ist – dazu komme ich gleich noch –, dann ist das doch eigentlich unser Thema.
Wenn der Gott, an den wir glauben, gesagt hat: „Ich habe die Sexualität erfunden“, dann ist das nicht das Thema der Welt, sondern unser Thema. Unser Gott, den wir lieben, hat dieses Thema erfunden. Also sollten wir darüber reden.
Die Balance zwischen Warnung und Schönheit
Wenn wir darüber sprechen, tun wir das häufig nur problemorientiert. Das darf man nicht, und das darf man nicht. Und das ist wichtig, weil wir in einer Welt leben, wie wir es gerade gesehen haben. Die Welt predigt die Perversion der Sexualität.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Gemeinde hier ein Korrektiv bildet und sagt: Ja, das ist Sünde, und das ist Sünde. Versteht mich dabei nicht falsch. Oft bleibt es aber nur dabei, dass wir sagen, was nicht gut ist. Dabei vergessen wir die Mitte.
Wir behandeln häufig nur die Ränder der Sexualität und vergessen die Mitte. Wie hat Gott es eigentlich gedacht? Wie schön hat sich Gott die Sexualität vorgestellt?
Deshalb möchte ich im ersten Vortrag heute Abend mehr über die Schönheit der Sexualität sprechen, so wie Gott sie sich gedacht hat. Im zweiten Vortrag werde ich dann eher warnend über dieses Thema sprechen. Beides ist wichtig.
Die Rolle der Eltern in der Sexualerziehung
Ich möchte an dieser Stelle auch einen Appell an die Eltern weitergeben, denn hier sitzen sicherlich viele junge Eltern, aber auch solche, die es, so Gott will, noch werden. Es ist sehr wichtig, dass ihr mit euren Kindern über Sex redet. Die Erstinformation muss von euch kommen.
Das ist entscheidend: Wer gibt die Erstinformation? Wo hört das Kind zum ersten Mal von Sexualität? Und das müssen die Eltern sein. Das ist so wichtig. Meine Frau und ich haben vor einiger Zeit einen hilfreichen Vortrag von Josh McDowell gehört. Er hat auch ein deutsches Buch dazu geschrieben, das auf Deutsch übersetzt ist. Er sagt, er und seine Frau haben den Ansatz gewählt, ihren Kindern häppchenweise immer ein bisschen mehr zu diesem Thema zu vermitteln. So gibt es nicht dieses eine peinliche, große Gespräch, sondern das Kind kann sich gar nicht mehr daran erinnern, wann es das erste Mal von den Eltern davon gehört hat.
Dank der Gnade Gottes haben wir es genau so umgesetzt. Bevor unser ältester Sohn in die erste Klasse kam, wusste er, wie das Baby in den Bauch kommt. Vor dem ersten Schuljahr, denn heutzutage hören Kinder schon in der Grundschule davon. Teilweise werden sie dort sogar mit Pornografie konfrontiert. Das ist die Welt, in der wir leben. Wir hätten sie gerne anders, aber das ist die traurige Realität.
Wir können sagen: Unsere Kinder waren nicht überfordert. Anfangs haben wir nur gesagt: „Wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben, dann kommt ein Kind in den Bauch.“ Das war genug. Dann gab es immer ein bisschen mehr Informationen. Jetzt, wo unser ältester Sohn in der fünften Klasse ist, habe ich schon mit ihm über Pornografie gesprochen. Er hat es noch nie gesehen und hat mich gefragt: „Was ist das noch mal?“ Ich habe gesagt: „Wenn deine Klassenkameraden dir etwas auf dem Handy zeigen wollen, sprich mit uns darüber.“ Er antwortete: „Papa, werde ich machen.“
Wir müssen unsere Kinder auf diese Welt vorbereiten. Schweigen ist keine Option, denn die Welt redet. Wenn wir schweigen, redet nur die Welt. Deshalb möchte ich euch als Eltern wirklich Mut machen.
Und wenn du hier sitzt und denkst, wir haben es versäumt, unsere Kinder sind schon groß, wir haben es damals nicht gemacht – der Herr vergibt. Der Herr vergibt. Wir können immer um Vergebung bitten, auch für Erziehungsfehler. Aber vor allem möchte ich die junge Generation ermutigen, offen darüber zu reden.
Heutzutage werden Kinder und Jugendliche vor allem aus zweierlei Sicht mit dem Thema konfrontiert: Entweder pornografisch-vulgär, wo sie eine perverse Sicht auf Sexualität bekommen, oder im Biologieunterricht, der das Thema nur technisch behandelt. Die Bibel bietet einen wunderbaren Mittelweg.
Die Bibel redet sehr wertschätzend über Sexualität – nicht vulgär, aber auch nicht nur technisch. Denn es hat viel mit Liebe und Beziehung zu tun, so redet Gott über dieses Thema.
Deshalb möchte ich euch ermutigen, vielleicht auch das Buch Hohelied zu studieren. Gott hat uns ein eigenes Buch gegeben, in dem es nur um die romantische, körperliche Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe geht. Von diesem Buch können wir viel lernen.
Die Schöpfung und der göttliche Ursprung der Sexualität
Sexualität und ihr Urheber
Ich habe bereits gesagt, dass Gott die Sexualität geschaffen hat. Nun könnte man fragen: Wo steht das? Es steht in 1. Mose 1,27. Dort heißt es: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“
Interessant ist, dass an genau dieser Stelle im Alten Testament, das ursprünglich auf Hebräisch verfasst wurde, nicht die üblichen Wörter für Mann und Frau verwendet werden. Das normale Wort für Mann wäre „isch“ und für Frau „ischah“ auf Hebräisch. Hier aber steht „männlich und weiblich“. Das bedeutet, die Sexualität wird betont. Diese Nuance geht in der deutschen Übersetzung nicht vollständig hervor. Was hier gesagt wird, ist: Gott hat den Menschen als sexuelles Wesen geschaffen, als männlich und weiblich.
Weiter heißt es, nachdem Gott alles geschaffen hatte, in Vers 31: „Und es geschah so, und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Es wurde Abend und es wurde Morgen, der sechste Tag.
Eine wichtige Frage ist: Wenn Gott alles sieht, was er geschaffen hat, und über alles sagt, es sei sehr gut, ist dann auch die Sexualität eingeschlossen? Die Antwort lautet: Ja, Gott findet die Sexualität sehr gut.
Ganz ehrlich, das muss manchmal noch in unsere Köpfe hinein. Wisst ihr warum? Weil wir das erste Mal von Sexualität durch die Medien erfahren haben. Zuerst begegnet uns oft die Perversion. Wenn wir das Wort „Sex“ oder „Sexualität“ hören, denken wir im ersten Moment an etwas Schlechtes. Hier möchte die Bibel unser Denken neu ausrichten. Gott sagt: Es ist sehr, sehr gut – nicht nur gut, sondern sehr gut. Und genau das möchte Gott in unserem Denken verändern.
C. J. Mahaney schreibt in seinem Buch „Sex und sein Erfinder“, einem sehr empfehlenswerten christlichen Werk: Würde Gott uns, seine am meisten geliebten Geschöpfe, im Stich lassen, wenn es um etwas so Mächtiges und Grundlegendes wie unsere Sexualität geht? Würde er uns ein solches Geschenk ohne Anleitung geben? Wo sollte ein christliches Paar nach dem Vorbild für eine Gott verherrlichende Sexualität suchen, wenn nicht in der Bibel? Wo sonst?
Genau in der Bibel gibt Gott uns die Anleitung. Und diese Anleitung müssen wir immer wieder lesen. Darauf möchte ich jetzt eingehen und meinen Schwerpunkt legen.
Die vierfache Absicht der Sexualität nach Gottes Plan
Wie hat sich Gott die Sexualität gedacht? Es gibt vier Aspekte, die ich hier betonen möchte – eine vierfache Absicht. Vielleicht gibt es auch noch einen fünften Punkt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber ich denke, dass dies die vier wesentlichen Punkte sind.
Fortpflanzung als erster Aspekt
Natürlich ist die Fortpflanzung ein wichtiger Aspekt. In 1. Mose 1,28 heißt es: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen.“
Gott hat die Sexualität geschaffen, unter anderem auch für die Fortpflanzung. Sie dient nicht nur diesem Zweck, aber dieser ist ein wesentlicher Teil davon. Deshalb ist es natürlich wichtig, dass jedes Ehepaar den Wunsch hat, Kinder zu bekommen.
Die Bibel zeigt eine sehr positive Haltung zu Kindern. Ich würde immer ein großes Fragezeichen dahinter setzen, wenn ein christliches Ehepaar sagen würde: „Wir wollen überhaupt keine Kinder.“ Da stimmt etwas nicht im Herzen.
Es ist klar, dass es passendere und unpassendere Zeiten gibt, menschlich gesehen. Dennoch sollte ein grundsätzlicher Wunsch oder eine grundsätzliche Bereitschaft, Kinder zu bekommen, immer vorhanden sein.
Freude und Lust als zweiter Aspekt
Aber das ist nicht der einzige Aspekt. Die Absicht der Sexualität ist auch Freude beziehungsweise Lust. Ich habe „Freude“ hinzugefügt, weil wir beim Thema Lust oft zuerst an etwas Negatives denken, und es kann tatsächlich negativ werden.
Im Buch Hohelied beispielsweise wird kein einziges Mal eine Schwangerschaft oder Kinder erwähnt. Das heißt, dort liegt der Fokus darauf, dass Sexualität zur Freude und zum Segen für Mann und Frau gegeben wurde.
Wenn ich Sprüche 5 lese, komme ich nicht daran vorbei zu sagen, dass Gott die Sexualität auch zur Freude geschaffen hat. Dort heißt es in Sprüche 5,18-19: „Deine Quelle sei gesegnet, freue dich an der Frau deiner Jugend, also an der Frau, die du schon in der Jugendzeit geheiratet hast, die jetzt vielleicht auch im fortgeschrittenen Alter immer noch deine Frau ist. Freue dich an ihr, die liebreizende Gazelle, das anmutige Reh. Ihre Brüste sollen dich immer berauschen, ihre Liebe bezaubere dich wieder und wieder.“
Für „berauschen“ steht hier ein starkes Wort, das sonst verwendet wird, wenn man sich mit Wein berauscht – und das ist Sünde. Aber sich im Rahmen von gottgewollter Sexualität an seinem Ehepartner zu berauschen, ist geboten (Sprüche 5). Das ist wichtig, dass wir das festhalten.
Ben Patterson schreibt in seinem Buch „Sex und sein Erfinder“ – ich erwähne dieses Buch, weil es das beste ist, das ich zu diesem Thema gelesen habe. Der vollständige Titel lautet „Sexualität unter der Herrschaft Jesu“. In einem Kapitel schreibt er: „Bei dieser ganzen Besessenheit nach Sex ist man dazu verleitet, das Gute und die Lust am Sex herunterzuspielen, weil man sie für überbewertet hält. Doch das könnte genauso der Wille des Teufels sein wie die Besessenheit. Lust ist Gottes Idee. Und Gott ist der Feind des Teufels. In Wahrheit hasst der Teufel die Lust, denn er hasst den Gott der Lust. Gott ist der Erfinder von Lust, im biblischen Sinne versteht mich, im reinen Sinne: richtige Freude, heilige Freude aneinander – das hat Gott so gewollt.“
Ich meine, Gott hätte die Sexualität ja auch so schaffen können, dass man dabei keine Freude empfindet. Er hätte es so machen können. Gott hat beispielsweise in der Anatomie der Frau ein Organ hineingelegt, das zu nichts anderem da ist als Lust zu empfinden. Das hätte Gott weglassen können.
Gott, der Schöpfer, hat es so gewollt. Das heißt, Gott ist der Erfinder einer reinen Lust, einer reinen Freude im Kontext der Ehe. Und deswegen ist das auch seine Absicht der Sexualität.
Intimität als dritter Aspekt
Aber das ist der körperliche Teil. Es gibt jedoch einen Aspekt, der aus meiner Sicht viel, viel entscheidender ist – und das ist der seelische Teil der Sexualität, die Intimität.
In 1. Mose 2,24 heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden.“ Sie werden ganz eins. Das ist natürlich auch körperlich gemeint, aber nicht nur.
Denn weiter heißt es – und das ist übrigens interessant – in der Bibel gibt es das Wort „Sex“ nicht. Die Bibel spricht immer nur in Beziehungswörtern über die Sexualität. Zum Beispiel in Hohelied 7,13, wo es um die Hochzeitsnacht geht. Dort sagt sie nicht einfach: „Ich will mit dir Sex haben“, denn das klingt oft so sachlich. In der Welt, in der wir leben, wird Sex tendenziell versachlicht. Er ist nicht immer zwangsläufig mit einer Liebesbeziehung verbunden.
Die Bibel hingegen spricht sehr wertschätzend darüber. Sie sagt nicht einfach: „Ich will mit dir Sex haben“, sondern: „Ich will dir meine Liebe schenken.“ Sexualität hat immer etwas mit Beziehung zu tun.
Ganz stark ist auch das Wort, wo es heißt, dass Adam seine Frau erkannte und sie schwanger wurde. Im Hebräischen steht hier das Wort „Jadar“. Das bedeutet ein ganz tiefes Erkennen, eine Erfahrung, die man miteinander teilt und die über eine rein körperliche Erfahrung hinausgeht. Das ist die viel tiefere Ebene der Sexualität.
Genau das ist der Grund, warum viele Menschen leiden, wenn sie in diesem Bereich missbraucht oder vergewaltigt wurden. In unserer Gemeinde gibt es einige Frauen und Männer, die Opfer von Vergewaltigung oder Missbrauch geworden sind. Warum leiden diese Menschen so sehr? Es ist nicht nur der körperliche Schmerz, sondern vor allem das Seelische. Sexualität ist etwas Tiefgründiges, etwas sehr Intimes.
Ich möchte jetzt aber wieder auf das Wunderbare zu sprechen kommen. Gerade hier will Gott dem Ehepaar ein so wunderbares Geschenk machen. Ich glaube, wenn wir Sexualität so leben, wie Gott es sich vorgestellt hat, können Christen die erfüllendste Sexualität erleben – viel, viel erfüllender als die Welt. Denn die Welt reduziert Sexualität auf einen körperlichen Akt.
Das erlebe ich bei unseren Verlobten, die sagen: „Wir haben noch nicht miteinander geschlafen, wir wollen bewusst warten, bis wir heiraten.“ Häufig kommt dann die Frage: „Echt jetzt? Aber ihr wisst doch noch gar nicht, ob ihr körperlich zusammenpasst.“ Was signalisiert diese Frage? Dass Sexualität auf etwas Körperliches reduziert wird, das eine gewisse Zeit dauert und dann vorbei ist.
Doch das ist es nicht. Sexualität ist der Kleber für die Ehe. Gott will damit die Ehe stärken. Es ist so viel, was bleibt.
Ich finde den Gedanken Gottes so wunderbar: Man teilt etwas immer nur mit einer Person – mit der Person, die man am meisten liebt und von der man am meisten geliebt wird. Mit der Person, mit der man durch dick und dünn gegangen ist, mit der man Kinder großgezogen hat, die einem immer treu ist. Und immer wieder kommt man mit dieser Person zusammen und teilt etwas so Schönes.
Die Welt kann das nicht bieten. Diese Tiefe, die Gott sich dabei gedacht hat, kann die Welt nicht bieten.
Deshalb ist das die Botschaft, die wir verkündigen sollten und die wir in unseren Ehen leben sollten. Sexualität hat das Potenzial, mit der Zeit nur noch schöner zu werden, je länger man verheiratet ist. Man erlebt immer mehr zusammen, es verbindet einen so viele Jahre, in denen man durch dick und dünn gegangen ist.
Das ist aus meiner Sicht ein viel, viel entscheidenderer Aspekt als nur das Körperliche.
Sexualität als Anbetung – der vierte Aspekt
Aber es gibt eine noch tiefere Ebene: Sexualität und Anbetung. Wie fühlt es sich an, wenn ich sage, dass während du und dein Ehepartner miteinander schlaft, Gottesdienst geschieht? Im ersten Moment denkt man vielleicht: Echt? Ja, genau. Und das ist biblisch begründbar.
In 1. Korinther 6,20 sagt Gott: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott mit eurem Leib.“ Dieser Vers zeigt, dass wir Gott verherrlichen können – das ist Anbetung – nicht nur mit unserem Sinn, Herz und Verstand, sondern auch mit unserem Körper.
Wenn wir uns den Kontext anschauen, sehen wir, dass Paulus in diesem Abschnitt über Sexualität spricht. Vorher geht es darum, dass Paulus den Korinthern sagt, sie sollen nicht zu einer Prostituierten gehen. Das waren damalige Zustände in der Gemeinde in Korinth. In Kapitel 7 fordert Paulus: „Entzieht einander nicht als Mann und Frau, kommt regelmäßig zusammen.“
Der vorherige und der nachfolgende Kontext behandeln also Sexualität. Wenn es hier heißt: „Verherrlicht Gott mit eurem Leib“, bezieht sich das nicht nur auf Sexualität. Auch wenn wir unsere Hände einsetzen, um einander zu dienen – im Haushalt oder in der Gemeinde – können wir unseren Körper einsetzen, um Gott zu verherrlichen. Doch die Sexualität ist hier mitgedacht, weil der Kontext es eindeutig zeigt.
Eine weitere Stelle finden wir in 1. Timotheus 4. Dort wird vor dämonischen Lehren gewarnt. Einige sagen, man dürfe nicht mehr heiraten. Paulus nennt das dämonisch. Der Gedanke dahinter war offensichtlich, dass man durch Enthaltsamkeit und das Vermeiden bestimmter Speisen Gott mehr gefallen könne.
Paulus sagt in 1. Timotheus 4,4: „Denn jedes Geschöpf, also alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird.“
Wir sollten vielleicht mehr für diese Gabe danken und mit einem dankbaren Herzen in einen solchen Abend gehen. Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber unser ganzes Leben sollte Gottesdienst sein. Wir sollten Gott beständig verherrlichen. Ob wir essen oder trinken – tut alles zur Ehre Gottes. Doch erst recht, wenn wir im Schlafzimmer Gottes Willen tun, indem wir das genießen, was Gott uns geschenkt hat.
Auch das ist ein Akt der Anbetung. Wir verherrlichen Gott, Gott ist dabei, und Gott freut sich sogar, wenn ein Ehepaar im gottgewollten Sinne miteinander körperlich die Liebe teilt und zusammenkommt. Gott freut sich darüber, weil er der Erfinder ist und sagt: Es ist sehr, sehr gut.
Manchmal muss diese Erkenntnis noch wachsen. Bei mir hat sie lange gebraucht, und ich will nicht behaupten, dass ich sie voll verstanden habe. Gerade in meiner Teenagerzeit wurde ich in vielerlei Hinsicht von der Welt geprägt. Doch es ist wunderbar, immer mehr zu entdecken, wenn man das Wort Gottes liest.
Deshalb hat Sex sehr viel mit Anbetung zu tun. Wir verherrlichen Gott, indem wir unseren Ehepartner lieben.
Biblische Prinzipien für eine erfüllende Sexualität in der Ehe
Ich möchte jetzt einige Ratschläge und biblische Prinzipien zum Thema geben: Wie kann eine erfüllende Sexualität in der Ehe aussehen?
Vor einiger Zeit hatte ich ein Ehevorbereitungsgespräch mit meiner Frau zusammen und einem verlobten Paar. Dabei stellte die Verlobte eine Frage, die uns sehr nachdenklich gemacht hat. Gerade als wir über Sexualität sprachen, sagte sie: „Viele Frauen aus meinem Freundeskreis sagen mir, dass die Sexualität in der Ehe nur für den Mann schön sei. Stimmt das? Haben meine Freundinnen, die verheiratet sind, recht, wenn sie mir das sagen?“
Diese Frage hat meine Frau und mich tief bewegt. Was ist los in einer Ehe? Was passiert vielleicht in Gemeinden, in denen Männer ihre Frauen regelrecht missbrauchen und gar nicht darauf achten, dass auch die Frau Freude an der Sexualität hat? Hauptsache, ich bekomme es – das ist Selbstbefriedigung, und das ist Sünde.
Selbstbefriedigung mit der Frau ist total egoistisch und hat nichts mit biblischer Sexualität zu tun, gar nichts. Deshalb ist es so wichtig, darüber nachzudenken, wie man die Sexualität, so wie Gott sie geschaffen hat, in der Ehe wirklich genießen kann.
Die ersten beiden Punkte, die ich ansprechen möchte, haben gar nicht so viel mit der Sexualität selbst zu tun, sondern mit der grundsätzlichen Haltung.
Die höchste Bestimmung: Anbetung Gottes als Grundlage
Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir als Christen – und das war auch das Thema am Sonntag – erkennen, dass die höchste Bestimmung für ein Ehepaar die Anbetung Gottes ist.
Wir sollen durch unser Leben gehen und sagen: „Gott, unser ganzes Herz gehört dir. Wir sind dir völlig hingegeben. Wir wollen nur für dich leben. Wir lieben dich und verherrlichen dich für all das Gute, das du uns schenkst.“
Diese Herzenshaltung wird dann auch im Schlafzimmer weitergeführt – wenn auch nur ab und zu.
Doch wir können nicht einfach stoppen und sagen, dass das nichts mehr mit Gott zu tun hat. Stattdessen sollen wir Gott als Lebensstil verherrlichen.
Liebe ausserhalb des Schlafzimmers leben
Ein zweiter Ratschlag lautet: Setze den Schwerpunkt darauf, deinen Ehepartner außerhalb des Schlafzimmers zu lieben. C. J. Mahaney, ein Mann, der auf diesem Gebiet viel verstanden hat und von dem ich durch sein Buch viel lernen konnte, sagt: Erfüllende Sexualität ist nicht die Voraussetzung für eine liebevolle Beziehung, sondern das Ergebnis einer liebevollen Beziehung.
Es ist nicht so, dass es uns gut geht, weil wir erfüllende Sexualität haben. Vielmehr ist die Sexualität erfüllend, weil es euch in der Ehe gut geht und ihr euch liebt. Das ist die richtige Reihenfolge.
Ich habe John Piper bereits zitiert. Ihm wurde eine Frage gestellt – es ging dabei nicht im Detail um verschiedene Praktiken, sondern darum, wie er darüber denkt. Er hat dabei ein wenig herausgehört, dass der Mann, der die Frage stellte, irgendwie nur auf körperliche Freude aus war und wissen wollte, wie man diese maximieren kann.
Piper antwortete, dass er etwas viel Grundlegenderes sagen möchte. Das war an uns Männer gerichtet, aber ich denke, das gilt für Frauen genauso, vielleicht sogar stärker für Männer: Versuche, die Liebe, die du für deine Frau hast, zu 99 Prozent außerhalb des Schlafzimmers zu leben. Dann wird das eine Prozent im Schlafzimmer sehr, sehr besonders sein.
Genau darum geht es. Frauen, die in die Seelsorge kommen, sagen manchmal: „Ich habe den Eindruck, mein Mann liebt mich nicht. Er macht gar nichts für mich, er kümmert sich nicht. Ich muss mich um die Kinder kümmern, mein Mann ist passiv, er macht mir kaum Komplimente. Aber wenn er abends etwas von mir will, fängt er plötzlich an.“
Nichts ist für eine Frau abschreckender als das. Deshalb ein Appell an uns Männer: Lasst uns darauf konzentrieren, unsere Frauen zu lieben – und nicht nur besonders nett zu sein, weil wir eine Hoffnung für heute Abend haben. Wenn ich mal ein bisschen offener reden darf: Ja, wir sind manchmal berechnend.
Aber genau darum geht es nicht. Es geht um selbstlose Liebe, unabhängig davon, ob etwas zurückkommt oder nicht. Ich will Christus verherrlichen und Christus widerspiegeln. Deswegen liebe ich sie und opfere mich auf – ganz unabhängig vom Abend.
Das sollte der Fokus sein. Wenn dieser Fokus da ist, wird der Abend sehr besonders und die Sexualität sehr erfüllend sein. Denn dann liegt der Schwerpunkt auf der Liebe – und zwar in einem viel grundsätzlicheren Sinn.
Wertschätzung und Bewunderung als Grundlage
Der dritte Ratschlag lautet: Pflege ein Klima der Bewunderung, Annahme und Wertschätzung – sowohl außerhalb als auch im Schlafzimmer.
Es war angekündigt, dass ich einen Text aus dem Buch Hohelied behandeln würde. Ich habe mich jedoch entschieden, das Thema etwas umfassender anzugehen. Trotzdem habe ich den Text jetzt dabei und möchte ihn einmal vorlesen. Es handelt sich um einen Text aus dem Buch Hohelied, der von großer Bewunderung und Wertschätzung spricht. Diese Bewunderung geht hier vom Mann aus. Später folgen einige Texte, in denen die Bewunderung auch von der Frau ausgeht. Es geht also in beide Richtungen.
„Siehe, schön bist du, meine Freundin.“ Eine kleine Klarstellung: Sie haben geheiratet, und „Freundin“ ist hier ein Kosewort. Die Hochzeit fand in Kapitel drei statt. Nun sagt er: „Siehe, du bist schön, deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead hüpfen. Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe, die aus der Schwemme heraufkommen; jeder Zahn hat seinen Zwilling, keiner fehlt dir. Wie eine karmesinrote Schnur sind deine Lippen, und dein Mund ist lieblich. Wie eine Granatapfelscheibe schimmert deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor. Dein Hals ist wie der Turm Davids, der rund gebaut ist; tausend Schilde hängen daran, alle Schilde der Helden. Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze, Zwillinge der Gazelle, die in den Lilien weiden. Wenn der Tag verhaucht und die Schatten fliehen, will ich zum Myrrheberg hingehen und zum Weihrauchhügel. Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“
Das ist ein sehr besonderer Text, denn ich denke, hier geht es eigentlich um die Hochzeitsnacht. In Kapitel drei haben sie geheiratet, und jetzt sieht er sie zum ersten Mal. Für eine Frau ist das der Moment, in dem sie sich einem Mann zeigt, so wie sie es noch nie getan hat. Wir wissen, dass Sulamit im Buch Hohelied definitiv als Jungfrau in die Ehe gegangen ist. Ihr Bräutigam, ihr Ehemann, sieht sie zum ersten Mal – und zwar so, wie Gott sie geschaffen hat.
Wisst ihr, womit er anfängt? Mit ihren Augen. Er arbeitet sich dann weiter nach unten vor, aber er beginnt mit den Augen. Er sagt: „Du hast Augen wie Tauben.“ Tauben waren damals ein Symbol für Liebe, ähnlich wie heute Herzchen. Er sagt also, dass ihre Augen schön sind und ihre Blicke liebevoll.
Dann lobt er ihr Haar, das er mit einer Herde Ziegen vergleicht, die vom Gebirge Gilead hüpfen. Stellt euch das bildlich vor: Ziegen, die den Berg hinunterhüpfen – lockiges Haar. Vielleicht hat sie gerade ihr Haar geöffnet. Ich will da nicht zu viel Fantasie hineinlegen, aber es ist definitiv ein großes Kompliment.
Dann folgen die Zähne. Für uns wirkt das heute fast lustig, aber damals war es ein echtes Kompliment, wenn man noch alle Zähne hatte. Es gab noch keine Zahnmedizin, und weiße, vollständige Zähne waren ein Zeichen von Schönheit und Gesundheit.
Er lobt auch ihre Lippen und ihre Schläfen beziehungsweise Wangen. Hier wird zwar „Schläfe“ erwähnt, aber das hebräische Wort ist nicht ganz klar; wahrscheinlich sind die Wangen gemeint. Er lobt den rötlichen Ton. Interessant ist, dass zu Beginn des Buchs Hohelied ihr dieser braune Teint peinlich war, weil braun gebrannt damals nicht das Schönheitsideal war, sondern eher ein Makel. Genau an dieser Stelle lobt er sie – dort, wo sie sich unsicher fühlt.
Das ist übrigens auch für uns Männer eine wunderbare Anwendung: Wenn wir merken, dass unsere Frauen mit einigen Problemzonen kämpfen, sollten wir unsere Komplimente genau dort ansetzen. So schaffen wir Sicherheit für die Frauen.
Er lobt ihre Wangen und sogar die Farbe ihrer Wangen sowie ihren Hals. Ich glaube, hier geht es weniger um die Form, sondern eher um einen stattlichen Gang.
Dann arbeitet er sich weiter nach unten vor und macht ihr Komplimente für ihre Brüste. Warum er sie mit Gazellen vergleicht, ist unterschiedlich ausgelegt. Manche Ausleger legen hier sehr viel Kreativität an den Tag. Mir geht es jetzt nicht um jedes Detail.
Was ich hier sehe, ist, dass wir eine Anleitung finden. Es ist Gottes Wort, vom Heiligen Geist inspiriert, und möchte uns zeigen, wie wir die Sexualität in der Ehe genießen können. Es beginnt mit sehr viel Wertschätzung und Bewunderung – und zwar nicht nur für einzelne Regionen, sondern ganzheitlich.
Er sagt: „Alles an dir ist wunderbar.“ Er lobt die Details, hat sich Gedanken gemacht. Es ist kein pauschales Lob, sondern er möchte ihr signalisieren: „Du bist völlig angenommen von mir.“
Männer, genau da sollten wir ansetzen. Es gibt so viele Männer, die zuerst den Körper ihrer Frau berühren wollen, ohne vorher ihr Herz berührt zu haben. Wenn es um gottgewollte Sexualität geht, sollten wir der Vorlage aus dem Buch Hohelied folgen und uns Gedanken machen, wie wir unserer Frau Annahme und Bewunderung signalisieren können. Er lobt sie detailliert und ganzheitlich.
Und das gilt auch andersherum. Ich habe den anderen Text jetzt nicht gelesen, aber sie tut es genauso: Sie lobt ihn. Du kannst deinem Mann viel Bewunderung ausdrücken, natürlich auch für äußere Merkmale, aber auch für charakterliche Eigenschaften. Das tut einem Mann gut. Es wird deinem Mann guttun, wenn du ihn lobst, wenn du viel Bewunderung für ihn zeigst, wenn du ihm sagst, wie gut du es findest, dass er für die Familie sorgt, arbeitet, fleißig ist, die Bibel aufschlägt und sich um die Kinder kümmert.
Viel Bewunderung für den Mann! Und genau das schafft ein Klima – ich spreche bewusst von einem Klima. Ein Klima ist etwas, das die Ehe durchzieht. Es ist nicht nur eine einmal ausgesprochene Sache, sondern ein Zustand, in dem die Sexualität sehr erfüllend sein kann.
Geben statt Nehmen als Haltung in der Sexualität
Ein weiterer Ratschlag, den ich mitgeben möchte, lautet: Konzentriere dich auf das Geben und nicht auf das Nehmen. Dabei spreche ich sowohl Männer als auch Frauen an. Jeder Einzelne sollte sich darauf fokussieren, in der Sexualität zu geben.
Schaut man sich die Geistesgaben im Neuen Testament an, zum Beispiel die Gabe des Predigens oder die Gabe des Ermutigens, erkennt man, dass Gott uns diese Gaben gegeben hat, damit wir sie im Dienst einsetzen. Auch die Gabe der Sexualität ist eine Gabe Gottes, die dazu dient, unserem Ehepartner zu dienen. Jeder sollte den anderen im Fokus haben.
Wenn wir uns nun den gleichen Text noch einmal genau anschauen, fällt auf, dass er ganz auf sie fokussiert ist. Er ist am Geben und am Geben. „Schön bist du, du bist schön, deine Augen, dein Schleier, dein Haar, deine Zähne, deine Lippen, dein Mund, deine Schläfe, dein Schleier, dein Hals, deine beiden Brüste, alles an dir, an dir.“ Er hat nur sie vor Augen und ist ständig am Geben. Genau das ist es, was Gott sich von einer erfüllenden Sexualität im biblischen Sinne wünscht: geben, nicht nehmen, nicht fordern.
Viele Männer missbrauchen den Text aus 1. Korinther 7, „entzieht euch einander nicht“, um Sexualität knallhart von ihrer Frau einzufordern und machen ihr ein schlechtes Gewissen. „Siehst du, du entziehst dich, das gehört zur Gemeindezucht“ und so weiter – brutal, brutal. Dieser Vers steht in der Bibel, damit jeder Einzelne sich seiner Verantwortung gegenüber dem Ehepartner bewusst ist. Es geht nicht darum, etwas vom anderen einzufordern.
Jakob Görzen, ein Seelsorger aus unserer Gemeinde, den ich sehr schätze, hat es einmal sehr treffend formuliert: Sex sollte nie eingefordert, sondern dem Ehepartner angeboten werden. Es ist etwas, das ich anbiete. Dabei darf jeder initiativ sein, sowohl Mann als auch Frau. Aber es ist etwas, das man anbietet, nicht einfordert.
Es geht um das Geben und um das Beschenktwerden, ja, aber nicht einfach darum, etwas für sich zu bekommen. Konzentriere dich auf das Geben, nicht auf das Nehmen.
Vergebung und Befreiung von Bitterkeit
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Vergebt einander von Herzen und befreit euch von Bitterkeit.
Gerade weil es bei der Sexualität nicht nur um etwas Körperliches, sondern auch um etwas Seelisches geht, ist es eine Voraussetzung, dass man einander vergeben hat und dass in der Beziehung alles geklärt ist. Wenn Schuld vorhanden ist, kann man diese Zusammenkunft im Schlafzimmer nie wirklich genießen. Ein schlechtes Gewissen oder ungelöste Konflikte machen die Begegnung oberflächlich.
Die Welt nutzt Sexualität manchmal, um die Beziehung wiederherzustellen. Doch das ist billig. Die Beziehung sollte bereits hergestellt sein. Unterm Kreuz sollten die Dinge begraben werden.
Erst dann kommt man wieder zusammen, nachdem man Frieden miteinander gefunden und sich versöhnt hat.
Treue in Gedanken und Taten
Ein letzter Ratschlag, den ich hier mitgeben möchte, ist: Lebe treu mit deinen Taten, Blicken und Gedanken.
Darauf werden wir im zweiten Vortrag noch etwas ausführlicher eingehen. Aber es ist so entscheidend, und ich spreche hier ganz bewusst alle Frauen und Männer an: Wenn du als Frau anfängst, Gedanken an andere Männer zu verlieren – Männer, die ihren Frauen viele Komplimente machen oder vielleicht sogar dir –, dann kann das Auswirkungen auf die Sexualität in eurer Ehe haben.
Auch wenn körperlich nichts läuft und ihr euch nie getroffen habt, kann es sein, dass du emotional Gedanken an einen Mann hegst, den du wunderbar findest. Das beeinflusst eure Beziehung.
Wenn du als Mann ständig anderen Frauen hinterherschauest oder dir im Internet Pornografie anschaust, wird das ebenfalls Auswirkungen auf deine Sexualität haben.
Andersherum, wenn ich noch einmal auf das Positive zu sprechen komme: Es ist ein großer Segen, wenn wir konsequent treu sind. Wenn wir, wie Hiob, einen Bund mit unseren Augen schließen, als Männer keine andere Frau anschauen und radikal sind darin. Wenn wir etwas sehen, dann fliehen wir. Unsere Frau ist die einzige Frau, die wir so sehen – so, wie Gott sie geschaffen hat.
Was für eine Freude und Erfüllung ist das! Die Frau wird es merken: Mein Mann begehrt mich so sehr. Das ist es, was ich jeder Frau wünsche. Diese Treue wird wiederum Freude bei ihr hervorrufen.
In diesem Sinne wünsche ich uns und unseren Ehen, dass Gott uns auf diesem Gebiet weiter heiligt.
Heilung und Vergebung in der Ehe
Vielleicht sitzt du heute Abend hier und denkst: In unserer Ehe ist schon viel schiefgelaufen. Da sind Verletzungen passiert, und ich habe mich so gefühlt, als ob mein Mann es nur für sich will. Das hat mich sehr verletzt.
Weißt du, es gibt Heilung unterm Kreuz. Jesus kann deine Wunden heilen. Er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch Ruhe geben.“ Wenn du dich gerade so belastet fühlst, dann komm zu ihm. Komm mit deinem verwundeten Herzen und lass dich heilen.
Übrigens auch für Männer gilt: Wenn du festgestellt hast, dass du viel Schuld auf dich geladen hast, versagt hast, nicht treu warst – weder in Gedanken noch in Taten –, dann bekenne es deiner Frau. Aber vor allem bekenne es dem Herrn. Ich möchte dir sagen: Auch dafür ist Christus gestorben.
Die gute Nachricht des Evangeliums gilt jedem, der sich auf diesem Gebiet schuldig gemacht hat. Sie gilt jedem. In 1. Johannes 1,9 heißt es: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Es gibt keine Sünde, bei der Gott sagt: Die vergebe ich dir jetzt nicht.
Deshalb, wenn du heute hier sitzt und sagst: Ich habe so viel Schuld auf mich geladen, geh zum Kreuz, tue aufrichtige Buße, und du wirst Gottes Vergebung erfahren. Er kann etwas ganz Neues in eurer Ehe bewirken – auch wenn schon vieles schiefgelaufen ist und viele Verletzungen geschehen sind. Jesus kann das.
Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, eine vergebende Kraft, eine verändernde Kraft. Deshalb möchte ich euch als Ehepaar Mut machen: Geht zusammen ins Gebet und sucht die Heilung. Versucht, neues Vertrauen aufzubauen. Christus möchte euch dabei helfen.
Für alle anderen, die hier Gott sei Dank sagen können: Wir haben uns nie groß verletzt auf diesem Gebiet, wir erleben so viel Freude – Dank dem Herrn dafür, Dank dem Herrn. Wir werden gleich im nächsten Vortrag sehen, wie ihr das Wunderbare, das Gott euch schenkt, auch bewahren könnt.
Schlussgebet und Segenswünsche
Ich möchte jetzt vor der Pause noch für uns beten. Lasst uns dazu aufstehen.
Jesus, wir sind dir so dankbar für deinen Tod am Kreuz und dafür, dass es Vergebung gibt, Herr. Wir danken dir, dass du Wunden heilen kannst. In unserer Gemeinde gibt es viele Beispiele von Frauen und Männern, die vergewaltigt und missbraucht wurden. Du hast ihnen neue Heilung und neue Stabilität geschenkt.
So möchte ich dich bitten: Wenn hier Menschen sind, die viel Verletzung erfahren haben, dann heile ihre Wunden. Lass sie daran glauben, dass du es tun kannst.
Unter deiner Herrschaft, Herr, unter deiner guten Herrschaft ist dein Joch sanft und deine Last ist leicht. Ich möchte dich bitten für diejenigen, die gerade Schuld auf sich geladen haben, die heute mit Schuld hier sind und ein schlechtes Gewissen haben, weil Dinge passiert sind, die nicht rein waren. Schenke ihnen aufrichtige Buße und einen Neuanfang.
Schenke diesen Ehen einen neuen Frühling, Herr, damit sie das wieder genießen können, so wie du es dir gedacht hast. Ich möchte dich für alle jungen Ehen bitten, aber auch für die langjährigen, dass du viel Freude auf diesem Gebiet schenkst.
Herr, bitte hilf uns. Wir brauchen dich so sehr, um rein zu bleiben und Sexualität nicht egoistisch zu leben, sondern wie es in 1. Korinther 13 heißt: Die Liebe sucht nicht das Ihre. Lass uns das Wohl unseres Ehepartners suchen.
Herr, schenke uns hier eine neue Freude in unseren Ehen, eine Freude und eine Sicht der Anbetung. Lass uns uns darüber freuen, was du uns hier gegeben hast, und die Sexualität in deinem Sinne ausleben.
Segne jede Ehe, die heute hier vertreten ist, in dieser Hinsicht. Amen, Amen!
