Offenbarung 14,14-15 und Vers 4:
14 Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer, der war gleich einem Menschensohn, mit einer goldenen Krone auf seinem Haupt und einer scharfen Sichel in seiner Hand.
15 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel, der rief mit lauter Stimme dem, der auf der Wolke saß: „Sende deine Sichel aus und ernte; denn die Zeit ist gekommen, dass du erntest, denn die Ernte der Erde ist reif geworden.“
4 Diese sind es, die sich nicht mit Frauen befleckt haben; denn sie sind jungfräulich. Sie folgen dem Lamm, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlinge für Gott und das Lamm erkauft worden.
Schwierigkeit der Offenbarungsauslegung und Erzählweise
Die Auslegung der Offenbarung ist deshalb etwas schwierig, weil sie nicht chronologisch, also nicht in der genauen zeitlichen Reihenfolge, berichtet wird. Ich habe Ihnen immer wieder versucht zu erklären, dass immer wieder vorgegriffen wird. Plötzlich sehen wir wieder auf das Ende, nämlich die Schar vor dem Thron Gottes. Dort wird der Vorhang weggezogen, und anschließend wird wieder zurückgeblendet.
Sie kennen das übrigens aus dem Erzählen: Man kann in einer Biografie von einem Menschen berichten und mittendrin aus seinem Leben anfangen. Dann erzählt man, wo der Mann geboren wurde und was er in seiner Kindheit erlebt hat. Das kennen wir aus Erzählungen sehr häufig. Dass man vor- und zurückblendet, ist auch aus Filmen bekannt. Dort gibt es Zeitlupen, man kann etwas ausführlich darstellen oder im Zeitraffer zeigen, also auseinandergezogen.
In der Offenbarung geschieht das immer wieder. Einer unserer ersten Sätze war, dass die Offenbarung ein Trostbuch ist. Sie will der Gemeinde Mut zusprechen, auch in den schweren Ereignissen, die über sie kommen. Es ist ganz klar, dass sie nicht dazu taugt, eine Zeitbestimmung zu geben. Warum das nicht möglich ist, wird aus den Worten Jesu ersichtlich: Wenn Jesus sagt, er wüsste nicht, wann das Weltende ist, können wir es auch nicht aus der Offenbarung herauslesen.
Darum ist die zeitliche Reihenfolge in der Offenbarung nicht das Wichtigste. Es geht eigentlich darum, dass wir aus den Ereignissen erkennen, was wir heute tun sollen.
Ich lese jetzt hier: Wir haben wieder eine zusammengeraffte Darstellung von dem, was im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben wird. Zuerst in der großen Übersicht und danach im Detail.
Und ich sah an sie eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer, der gleich war einem Menschensohn, nämlich dem Weltenrichter. Er hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel.
Ein anderer Engel kam aus dem Tempel und rief dem, der auf der Wolke saß, mit großer Stimme zu: Setze deine Sichel an und ernte, denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif geworden.
Und der auf der Wolke saß, setzte seine Sichel an die Erde, und die Erde wurde abgeerntet.
Gericht und Ernte als Bild für Gottes Handeln
Aus dem Tempel im Himmel kam ein Engel mit einem scharfen Winsermesser. Ein anderer Engel, der vom Altar kam und Macht über das Feuer hatte, rief dem Engel mit dem scharfen Messer mit großer Stimme zu: „Setze dein scharfes Winsermesser an und schneide die Trauben am Weinstock der Erde, denn seine Beeren sind reif.“
Daraufhin setzte der Engel sein Winsermesser an die Erde und schnitt die Trauben am Weinstock der Erde. Er warf sie in die große Kelter des Zornes Gottes. Die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten, und das Blut floss aus der Kelter bis an die Zäume der Pferde, 1600 Stadien weit.
Dann sah ich ein anderes Zeichen am Himmel. Es war groß und wunderbar: sieben Engel, die die letzten sieben Plagen hatten. Diese Plagen werden in den folgenden Kapiteln beschrieben. Mit ihnen ist der vollendete Zorn Gottes verbunden, der auf das endgültige Weltgericht hinführt.
Durchblick auf die vollendete Gemeinde und Lobpreis Gottes
Und ich sah, und plötzlich öffnete sich wieder der Durchblick auf die vollendete Gemeinde, die zum Ende hin in voller Kontrolle stand.
Ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, vermischt mit Feuer. Diejenigen, die den Sieg behalten hatten über das Tier, sein Bild und die Zahl seines Namens, standen am gläsernen Meer. Sie hielten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, sowie das Lied des Lammes.
„Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott; gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich nicht fürchten?“ So hat der Jugendchor es immer früher so schön gesungen: „Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig.“
Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.
Persönliche Anmerkungen zur Entrückungslehre
Ich wurde von einigen von Ihnen auf eine Äußerung angesprochen, die ich in einer der letzten Bibelstunden gemacht habe. Diese Äußerung haben einige nicht nur nicht verstanden, sondern sie hat sie sogar so verletzt, dass sie sich überlegt haben, ob sie weiterhin an dieser Bibelstunde teilnehmen können. Andere haben mich lediglich gebeten, diese Aussage noch einmal zu erläutern.
Ich tue dies mit einem gewissen Zittern, denn es gibt Themen, von denen man sagt, man soll sie ohne Not nicht ansprechen. Ohne Not sollte man solche Themen vermeiden, weil Christen, auch bibeltreue Christen, darüber oft unterschiedlich denken. Gerade bei Bibelstellen, zu denen verschiedene Meinungen bestehen, neigen wir dazu, uns besonders festzulegen.
Die Bemerkung, die ich gemacht habe und die ich jetzt noch einmal äußern möchte, sage ich aus meinem persönlichen Gewissen heraus. Ich stehe vor Gott als jemand, der die Bibel liest und um den Geist Gottes bittet. Dabei möchte ich jedoch nicht die Meinungen anderer an dieser Stelle erschüttern.
Wir kennen solche Situationen von ähnlichen Punkten. Es gibt Menschen, die bei der Taufe bestimmte Vorstellungen haben, oder bei anderen Themen. Es gibt viele Bereiche, in denen wir sicher sehr gegensätzliche Meinungen vertreten, sei es in der Erziehung, im menschlichen Leben oder im politischen Bereich.
Hier geht es jedoch um die Bibelauslegung. Ich möchte niemandem seine Meinung rauben, aber ich möchte versuchen, einige Dinge zu sagen, die vielleicht festzustellen sind.
Die Entrückung im Neuen Testament und ihre historische Entwicklung
Uns geht es um das Thema der Entrückung. Ich bitte Sie einfach: Wenn Sie jetzt mit mir ärgerlich sind, dann vergessen Sie es. Dennoch fühle ich mich gedrungen, ein paar Dinge zu sagen, so wie es sich meiner Bibelkenntnis nach ergibt. Ich weiß, dass ich damit im Gegensatz zu manchen Gruppen, Gemeinschaften und Kirchen stehe.
Wir hatten das ja an dieser Stelle, wo es darum geht, ob die große Trübsal, die Zeit des Antichristen, auch noch eine Zeit ist, die wir durchleiden müssen und durch die wir stehen. Gehen wir mal von der Offenbarung weg und schauen auf das Wort Jesu. Es ist interessant: Jesus hat nie von der Entrückung gesprochen. Das griechische Wort kommt 29 Mal im Neuen Testament vor, zum Beispiel auch bei dem Satz „Niemand kann sie aus meiner Hand reißen“. Das ist das Wort „Niemand kann sie aus meiner Hand entrücken“. Das Wort kommt also öfter vor.
Die Sache der Entrückung kommt beim Paulus einmal vor. Und zwar, als die Thessalonicher sich sorgten, was aus denen wird, die gestorben sind (1. Thessalonicher 4). Da spricht Paulus von der Auferstehung und sagt, wir werden denen, die gestorben sind, nicht zuvorkommen. Er erwartet also für die jetzt Lebenden die Wiederkunft Jesu. Und da spricht er: „Sondern wenn der Herr Jesus kommt, werden wir ...“ Und da steht nicht das Wort „Entrückung“ im Griechischen, sondern „hingerückt“. Die Vorstellung ist also: Wenn Jesus wiederkommt, werden wir – so war es damals bei den Römern üblich im Triumphzug – Jesus auf die Erde geleiten.
Wenn ich die Bibel recht verstehe, und ich versuche es einfach mal nochmal, ich habe mich auch die letzten Tage sehr damit beschäftigt und viel gelesen, redet Jesus immer nur von einer Wiederkunft. Er redet nie von zwei Wiederkünften. Er wird kommen in den Wolken des Himmels. Und dann wird das Ende sein.
Das, was Paulus noch näher ergänzt: Die, die in dem Augenblick leben, müssen nicht erst beerdigt werden und in den Sarg. Sondern sie werden sofort mit Jesus erhoben in die Luft, sagt Paulus dort in 1. Thessalonicher 4, und werden verwandelt in die neue Geistleiblichkeit des auferstandenen Christus hinein. So weit, so gut.
Woher kommt dann die Lehre der Entrückung? Es ist ja interessant, dass sie bei all den großen Bibelauslegern – ob sie aus der alten Kirche sind, wie Augustin oder Irenäus – nie aufgetaucht ist. Auch das Wort nicht. Wir kennen es auch nicht von den Reformatoren. Wir kennen es aber auch nicht von den Glaubensvätern des Pietismus, wie Johann Albrecht Bengel – kein Wort davon. Wir haben es auch nicht bei Michael Hahn, bei der Haren-Gemeinschaft, bei Philipp Matthäus, bei den Baptisten oder den Mennoniten, also auch nicht bei Johann Hus. Oder wir hatten gestern einen Vers von Comenius, dem großen Theologen der Tschechen – nirgendwo taucht es auf.
Es taucht das erste Mal auf bei einem englischen Theologen, einem sehr frommen Mann, Edward Irving, der 1832 gestorben ist. Dieser Edward Irving hatte großen Einfluss auf Leslie Darby, den Begründer der Brüdergemeinde, Blümels Brüder. Ich habe extra die Biografie von Darby, die ich besitze, und ich schätze die Darbisten, auch die Brüder sind mir sehr verbunden. So wie ich verstehe, gibt es ja auch viele Dinge in der Landeskirche, die ich innerlich ablehne. Es gibt Punkte, wo man sagt: Ich kann dieser Stelle nicht folgen.
Es ist auch interessant in seiner Biografie, die ich noch einmal sehr sorgfältig gelesen habe, dass Darby sagte: „Ich war mir bewusst, dass ich eine neue Lehre vertrete, aber Christus hat mir etwas Neues zeigen wollen, das die Leute vor mir noch nicht so erkannt haben.“ Es geht also bei der Lehre der Entrückung um eine neue Lehre, die er dann in der Schrift fand. Er hat sie an vielen Stellen festgemacht und sagt: „Das steht doch zum Beispiel da, wenn in der Bibel drinsteht, zwei werden mahlen auf einer Mühle, einer wird angenommen, der andere wird verworfen.“
Das ist für mein Bibelverständnis ganz einfach: Wenn Jesus wiederkommt, gibt es eine Verwerfung. So habe ich ja oft darüber geredet: Der eine ist verworfen, der andere ist als durch Christus Geretteter angenommen. Und er hat nun aber gemeint, in diesem Augenblick werden diese Leute weggenommen.
Wir hatten mal eine Mitarbeiterin in unserem Werk „Hilfe für Brüder“, die hatte hinten auf dem Auto einen Aufkleber: „Autofahrer aufgepasst, Fahrer wird plötzlich mittendrin auf der Autobahnfahrt entrückt.“ Das ist also die Lehre von Leslie Darby: Es kommt, und zwar ohne dass die anderen Menschen merken, dass Christus wiederkommt. Das ist das Besondere.
Darby hat an diesem Punkt jahrelang gerungen. Er war selber unsicher, ob man es merkt, ob Christus wiederkommt. Er hat sich dann dafür entschieden: Die anderen merken es gar nicht. Die Leute werden plötzlich – schwupp – die Gemeinde ist in die Luft erhoben nach 1. Thessalonicher 4. Und zwar das, was für ihn wesentlich war: Die Gemeinde wird entrückt und erlebt die große Trübsal nicht mehr mit.
Karl Hardenstein hat auch ein schönes Büchlein darüber geschrieben, und er hat eigentlich sehr gut gesagt, worum es Leslie Darby eigentlich ging. Leslie Darby ging es, wie den ganzen Brüdergemeinden, um die reine Gemeinde. Wer zum Beispiel ganz stark diese Lehre wieder hatte, war der Vater Röckle von der Philadelphia-Gemeinde in Leonberg. Und da ging es immer um die reine Gemeinde. Das war das Hauptanliegen.
Jetzt verstehen Sie auch viele Gruppen, die großen Wert darauf legen und sagen: „Du musst dich lösen von der kirchlichen Institution.“ Sie kennen ja vielleicht manche, die zu unserer Bibelstunde gehörten und wo wir einstehen. Warum hat es diesen Bruch gegeben? Das fiel den Leuten sicher sehr schwer, auch Freundschaften aufzukündigen. Aber wenn der Gedanke natürlich da ist, die Volkskirche ist Babel, und das fällt alles in dieses Gericht des Antichristen hinein, und die Brautgemeinde wird vorher zum Himmel emporgehoben, dann muss ich – so schmerzlich das sein mag – Verbindungen lösen, damit ich bei dieser Brautgemeinde bin. Denn sonst verliere ich den Anschluss.
Denn die Zugehörigkeit zur reinen Brautgemeinde, wie oft gesagt wird, ist sehr wichtig. Sie müssen natürlich auch wissen, dass Irving, der diese Lehre angefangen hat, der Begründer der Apostolischen Kirche war, der Altapostolischen, der katholisch-apostolischen Kirche und dann später der Neuapostolischen Kirche.
Es ist dann schon wichtig. Interessant ist auch, dass in dem Buch von Hutten, „Sehr grüblerische Enthusiasten“, ein sehr gutes Kapitel über die Entrückung enthalten ist. Es ist auch biblisch sehr gut begründet. Man könnte es mit Offenbarung 12 begründen, wo wir die Frau hatten. Dort heißt es: „Und das Kind wurde entrückt.“ Aber das bezieht sich auf Jesus, Jesu Himmelfahrt. Das Kind wurde entrückt, wie das Kind geboren war, hat der Drache das Kind töten wollen. Lesen Sie es in Ihrer Erklärungsbibel oder wo Sie wollen.
Warum glaube ich nicht, dass diese Lehre auch der auslegenden Offenbarung entspricht? Ich will heute Abend nicht über dieses Thema reden, und es genügt einfach, dass man in der Bibel forscht. Und weil ich weiß, dass es manche auch tief verwundet, wenn ich schon solche Worte sage, bitte verzeihen Sie es mir. Ich habe es einfach so sagen wollen, wie ich das Wort Gottes verstehe.
In der Darstellung des Antichristen in der Offenbarung des Johannes war für mich ganz deutlich: Der Antichrist kämpft gegen wen? Der Antichrist kämpft gegen die Gemeinde. Er will die Gemeinde überwinden. Also ist sie nicht entrückt, sondern sie ist noch da.
Vor allem, wenn man so eine wichtige Lehre enthüllt, wie es dann oft heißt: Heute muss die Lehre von der Entrückung den Mittelpunkt der Verkündigung bilden, es ist die Wahrheit, der Höhepunkt der Christenhoffnung usw., dann hätte ich erwartet, dass Jesus mehr und deutlicher davon redet, dass die Offenbarung deutlicher davon redet. Und ich meine, es sind doch Stellen, die nicht eindeutig so ausgelegt werden müssen, wie sie ausgelegt werden können.
Für mich ist es ganz deutlich, dass in der großen Trübsal die Gemeinde noch da ist. Wenn ich das Grundgesetz der Offenbarung berücksichtige, sind diese Durchblicke zu der vollendeten Gemeinde immer wieder mutmachende Durchblicke, wo der Vorhang weggezogen wird, und dann wird die Schreckensgeschichte weitererzählt. Aber wir hatten es verschiedentlich, dass die, die das Malzeichen nicht an der Stirn haben, die diesem Widerstand getrotzt haben, gerade die gläubige Gemeinde sind.
Und wir werden es auch noch einmal erleben, wie die Versuchung kommt. Und das entspricht auch dem Wort Jesu, wie Jesus immer wieder auffordert, dass wir durchhalten in der schweren Zeit der Versuchung.
Denken Sie an das hohepriesterliche Gebet: „Nicht, dass du sie von der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Übel“ (Johannes 17). Oder: „Der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Sinne, euren Geist, ganz samt Seele und Leib unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesus Christus. Der Herr wird euch bewahren vor dem Argen, dass ihr durch Gottes Macht bewahrt werdet zur Seligkeit, auf dass sie offenbar werde zur letzten Zeit.“ Oder im Sendschreiben in Offenbarung 3: „Weil du bewahrt hast das Wort der Geduld, will ich auch dich bewahren in der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommt, zu versuchen alle Bewohner der Erde.“
Gerade die Gemeinde steht mittendrin. So verstehe ich das Wort. Und das ist deshalb sehr wichtig, weil es uns auffordert, eine klare Position zu beziehen. Nur das ist der Grund, warum ich meine, es ist wichtig, sich damit zu beschäftigen.
Ich möchte nicht mehr sagen und auch niemandem wehtun, sondern einfach nur bitten, diesen Ernst zu sehen: Dass wir uns nicht in einen Kompromiss mit den antichristlichen Mächten hineinführen lassen. Es geht um ein Stehen. Vielleicht mag das in äußerlichen Kleinigkeiten immer geschehen, aber es ist doch sehr wichtig, dem Herrn die Treue zu halten und ihm gehorsam zu sein.
Und ich meine auch nicht, dass es keinen Elitekreis gibt, der um die Versuchung und um die große schwere Zeit hindurchkommt. Es gibt auch keine vollkommene Gemeinde. All diese Dinge, die ja immer wieder in unserer Zeit auch in bibeltreuen Kreisen aufkommen, sind meines Erachtens nicht in der Schrift begründet.
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht spekulieren und etwas hineinlegen, sondern dass wir in der Stunde der Versuchung beim Herrn bleiben und dass wir uns immer wieder trennen von Unbiblischem und von dem, was dem Herrn nicht gefällt, und dem Herrn treu dienen.
In Amerika spaltet diese Lehre der Entrückung fast die gesamte evangelikale Bewegung. Wenn Sie nach Amerika kommen – ich habe das auch in vielen Gemeinden der Dritten Welt erlebt – fragen sie immer: Bist du Prä-Millennialist? Ich kann es auf Deutsch gar nicht richtig sagen, also ob vor dem Tausendjährigen Reich oder nach dem Tausendjährigen Reich die Entrückung passiert.
Und es ist ganz schrecklich, dass die ganze Scheidungsfrage um diesen Punkt geht. Das ist also im angelsächsischen Glaubensleben die beherrschende Frage geworden. Und ich glaube, das ist eine Verstreuung und Verkennung, die auch bei uns weithin so gar nicht bekannt war, aber in Kreisen, die wir aus dem Neupietismus nennen, dann eine größere Rolle spielt, sofern er aus Amerika oder aus der englischen Welt beeinflusst war.
Aber ich glaube, das genügt einmal in dieser Weise. Oder sollen wir noch etwas dranhängen? Dann kommen Sie einfach noch einmal auf mich zu. Ich kann Ihnen auch gern weiterhelfen, aber Sie müssen nicht meine Überzeugung haben. Wir tun ja einfach unsere persönlichen Meinungen austauschen, und es gibt bei uns keinen Papst, das wissen Sie.
Wir nennen einfach unsere Sachen, und das darf man sagen. Dann kann man auch darüber ringen, und wir können uns auch in solchen Sachen freigeben. Es sind keine Heilsfragen. Es wäre wichtiger, wenn wir beim Erlösungswerk Jesu verschiedene Meinungen hätten.
In der Zukunftsfrage, der Zukunft der Welt, gibt es eh verschiedene Dinge, wo der eine sagt: Das kann ich so nicht folgen. Und das würde ich nicht für trennend empfinden, ich jedenfalls nicht.
Wenn hier einer eine andere Meinung hat, dann sei er gewiss und lebe diese Meinung. Ich erinnere mich an eine Bibellehrerin, die mir einmal mit rotem Kopf gesagt hat: „Sie werden es noch einmal bereuen, und Sie werden es noch einmal sehen.“ Also mir tut es leid, wenn das Wunden schlägt. Das meine ich so nicht. Wir wollen einfach an diesem Zeugnis beibleiben.
Fritz Grünzweig sagt: „Es gibt eine Entrückung der Gemeinde in der großen Trübsal.“ Walter Tlach sagt, das Wort Entrückung will er nicht gebrauchen. Es gibt das, was Offenbarung 20 sagt, dass die Gemeinde in der ersten Auferstehung zum Herrn gerufen wird. Versetzt nennt er es.
Ich glaube, das, was in Offenbarung 20 steht, ist das, was biblisch begründet ist. Eine doppelte Wiederkunft Jesu kann ich in der Schrift nicht finden.
Der Weltenrichter und die Welternte als Beginn des Weltgerichts
Jetzt kommen wir zu unserem Schriftabschnitt und zur Gemeinde, die in Kapitel 15 erwähnt wird. Wir bleiben jedoch noch einmal in Kapitel 14, wo zuerst der Weltenrichter erscheint.
Der Blick richtet sich auf Christus, der in der Wolke kommt. Die Wolke ist immer ein Zeichen der Verhüllung, so wie Jesus bei seiner Himmelfahrt in der Wolke verschwand. Plötzlich sieht man überwältigend die Gestalt des Weltenrichters. Man muss immer wieder betonen, dass der Begriff „Menschensohn“ vom Wort Jesu stammt. Der Weltenrichter geht auf das Buch Daniel zurück, das den Menschensohn erwähnt. Dieser leitet nun den Abschnitt des Weltgerichts ein, das in Etappen verläuft.
Wie wir es in all den Stunden der Offenbarung gesehen haben, ist es bedrückend, die Weltgeschichte in ihrem schweren Verlauf zu betrachten. Zuerst hatten wir die sieben Leuchter der Sendschreiben, dann die sieben Siegel, danach die sieben Posaunengerichte und jetzt kommen die sieben Schalen des Zornes Gottes, die ausgegossen werden. All das kann man im Grunde kaum ertragen. Schon bei den Posaunengerichten heißt es, dass ein Viertel der Erde darunter leidet – mit Katastrophen und allem.
Für die Gemeinde ist es jetzt wichtig, die noch in dieser Trübsal lebt und durch das schwere Geschehen hindurchgeführt wird, dass sie immer wieder den tröstlichen Blick auf den erhöhten Herrn Jesus hat. Man muss sich vorstellen, wie die ersten Christengemeinden in der Verfolgungszeit – als Paulus im Gefängnis war – Trost fanden, indem sie auf Christus blickten und ermutigt wurden.
Wenn sie im Nebel wandern, ohne den Weg richtig zu sehen, reißt plötzlich der Nebel auf und sie sehen die Bergspitzen vor sich. So ist es auch für die Gemeinde: Sie sieht Christus vor sich und gewinnt Mut, auch durch die schweren und notvollen Zeiten der Weltgeschichte zu gehen. Sie sieht den Menschensohn und hört: „Hebt eure Häupter, denn eure Erlösung naht.“ Für die Gemeinde ist das Kommen des Weltgerichts Erlösung und Befreiung. Deshalb braucht sie keine Furcht zu haben.
Der Weltenrichter trägt eine goldene Krone auf seinem Haupt und hält in seiner Hand eine scharfe Sichel – es ist die Welternte. Gott macht Garben, und das ist erfreulich. Nun kommt aber ein anderer Engel aus dem Tempel, der die Befehle Gottes bringt. Er ruft dem Menschensohn zu: „Setze deine Sichel an und ernte, denn die Zeit zur Ernte ist gekommen, die Ernte der Erde ist reif geworden.“ Gott selbst löst dieses letzte Ernten in der Welt aus.
Der auf der Wolke Sitzende, Jesus, der erhöhte Herr, setzt seine Sichel an die Erde, und die Erde wird abgeerntet – die große schadende Gemeinde Gottes. Jetzt beginnt das Gericht in anderer Weise: Ein weiterer Engel kommt aus dem Tempel, er hat ein scharfes Winzermesser und schneidet die Triebe ab. Ein anderer Engel bringt das Feuer, mit dem die abgeschnittenen Triebe zerstört und verbrannt werden.
Das Gericht ist immer doppelseitig: Für die Gemeinde bedeutet es Erlösung, für die ungläubige Welt Zerbrechen und Zerstörung. Der Engel setzt sein Winzermesser an die Erde, schneidet die Trauben am Weinstock der Erde ab und wirft sie in die große Kälte des Zornes Gottes. Gott ist ein heiliger Gott, der Gericht hält. In dieser Zeit gibt es keinen Ruf zur Umkehr mehr. Jetzt ist die Zeit der Ernte gekommen, die Gnadenzeit ist zu Ende. Die Stunde, in der man sich bekehren kann, ist vorbei, und Gott sucht diese Welt heim.
Man muss also daran denken, dass das, was wir hier am Ende von Kapitel 14, Anfang Vers 15 lesen, letztlich nur eine geraffte Zusammenfassung dessen ist, was im Kapitel 15, ab Vers 5, ausführlich erklärt wird: die sieben Schalen des Zorns Gottes, die über die Welt ausgegossen werden. Im Detail wird beschrieben, wie dieses Gericht Gottes über die Welt geschieht. Es folgt das Gericht über die Hure Babylon, der Untergang Babylons, und dann kommt das große Weltgericht.
Wichtig ist hier, dass der Zorn Gottes diese Welt heimsucht. Die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten, und das Blut floss bis an die Zäume der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit. Diese Zahlen und der Ort können wir nicht weiter erklären. Es ist ein hartes und unheimliches Gericht Gottes. Es kommt zur Scheidung.
Der Vater hat dem Sohn das Gericht übergeben, wie es in Johannes 5,22 heißt. Der Sohn hat nun den Befehl vom Vater, das Gericht über diese Welt auszuüben. Man muss weiterhin bedenken, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der all dies beschrieben wird – eine Zeit, in der der Antichrist auf der Welt tobt, Gewalt ausübt, die Gemeinde verfolgt und entrechtet. In dieser Not blickt die Gemeinde auf.
Deshalb ist es wichtig zu sagen, dass wir uns auf diese Zeit vorbereiten müssen, in der in der großen Trübsal Gottes Ernte eingebracht wird – trotz aller Widerstände. Der Herr hat seine Sichel und bindet seine Garben.
Ein weiterer tröstlicher Blick gilt den Überwindern. Doch es gibt auch ein anderes Zeichen am Himmel, das erschreckend ist: die Boten Gottes, die die Plagen des Zornes Gottes bringen. Zorn ist nicht einfach das, was wir darunter verstehen – das Unbeherrschte. Es bedeutet auch den Eifer Gottes, sein Brennen. Gott ist ein heiliger und gerechter Gott.
Nun kommen die Schalen des Zorns, die über die Erde ausgegossen werden. Erst ab Vers 5 werden sie beschrieben. Schon wird wieder der Vorhang weggezogen, und wir sehen hindurch ein gläsernes Meer.
Das gläserne Meer als Symbol der Völkerwelt
Das ist für uns ein schwieriges Bild. In der Offenbarung hatten wir bereits einmal in Kapitel 4, Vers 6 ein gläsernes Meer. Die Offenbarung spricht eigentlich von diesem Völkermeer, das immer in riesigen Kämpfen miteinander verbunden ist.
Das, was wir im jugoslawischen Bürgerkrieg erlebt haben, ist ein Bild dieser Welt. Ebenso erleben wir es zwischen Hutus und Tutsis oder in Afrika zwischen den Stämmen und Völkern. Übrigens ist unsere deutsche Geschichte voll von solchen Kämpfen, bei denen ein Volk gegen das andere kämpft.
Warum ringen die Nationen so miteinander? Das ist überhaupt nicht erklärlich. Heute ist dieses Ringen nicht geringer geworden. Es ist sogar der Hauptgrund dafür, dass unsere Politiker Europa einigen wollen. Unsere Politiker sagen mit Zittern, dass, wenn dieses Werk nicht gelingt, wir wieder in furchtbare Stammeskämpfe in Europa fallen werden.
Es wird etwas Richtiges erkannt: Eine Nation erhebt sich wieder gegen die andere. Hat man es vorausgesehen, so entsteht dieses wirre Völkermeer, in dem jeder gegen jeden kämpft und sich behaupten will. Wenn man an die großen Völkerwanderungen denkt, an Tschingis Khan und wie es früher war mit Germanen, Sueven und Ostgoten, an die riesigen Völkermassen, die einander gegenüberstanden, dann sieht man, dass die Völker ihre Bedeutung haben.
Das sind Themen, über die man heute kaum noch reden darf. Sonst meinen die Leute, wir würden den Nationen eine göttliche Würde geben. Das wollen wir nicht. Wir wollen vom Deutschtum gar nichts mehr denken oder so. Aber von Gott hat jedes Volk natürlich auch seine Platzanweisung. Gott hat den Völkern einen besonderen Segen mitgegeben und ihnen gewisse Gaben gegeben.
Die Völker sind sehr unterschiedlich. Nicht damit wir arrogant sind, sondern damit wir einander dienen können. Vor dem Thron Gottes ist das Meer gläsern, das heißt durchsichtig. Die Völkerwelt ist eine von Gott geordnete Gabe.
Doch alles ist durcheinandergekommen im Aufruhr der Völker beim Turmbau zu Babel. Als die Welt sich empören wollte und sich vor Gott groß machen wollte, hat Gott die Völker auch in ihrer Sprache auseinanderfallen lassen.
Ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt – lassen wir es dabei stehen. Das ist ein Bild für diese Völkerwelt. Man sieht plötzlich, wer den Sieg behalten hat. Auch das ist für mich ein Beweis: Die Gemeinde hat diesen Kampf zu bestehen.
Über das Tier und sein Bild und die Zahl seines Namens muss die Gemeinde mit den antichristlichen Mächten kämpfen und sie überwinden. Sie stehen dann vor dem Thron Gottes, nachdem sie diesen Kampf bestanden haben.
Das Lied des Mose und das Lied des Lammes als Ausdruck des Sieges
Es ist ganz wichtig, dass wir uns darauf vorbereiten. In den kommenden Dienstagen wird uns beschäftigen, dass wir vielleicht gar nicht fertigbringen, zu sagen: Diese Organisation ist Babel.
Oft sind wir entsetzt, wenn wir heute Kirchenmacht erleben. Wenn Sie zum Beispiel durch die Peterskirche in Rom gehen, spüren Sie etwas, das nicht die Demut Jesu sein kann. Diese Kirchenmacht, diese äußere Größe – das kann nicht dem Geist Jesu entsprechen.
Sie müssen wissen, der Geist Babels sitzt auch im kleinsten Hauskreis. Es ist der Geist, der sich weltlich darstellt und sich mit der Welt verbindet. Es gibt keine Gemeinde und keine noch so reine Gruppe, die nicht den Geist Babels in sich trägt.
Darum ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder neu trennen und uns die Frage stellen. An diesem Kampf kommen wir nie vorbei: Wir müssen uns prüfen und den Sieg behalten über das Bild, über das antichristliche Bild.
Das Wunderbare daran ist: Sie singen das Lied Moses. Welches Lied ist das? Es ist das Lied, das die Israeliten sangen, als sie durchs Rote Meer gewandert waren und Gott sie aus den Fluten des Roten Meeres errettete. Sie kennen das noch, wie sie davor standen, wie Moses seinen Stab ausstreckte und sich plötzlich die Fluten teilten. So wird es auch uns ergehen, wenn wir durch die Macht des Antichristen hindurchgehen.
Das Wunder der Bewahrung Gottes ist groß. Wie hat Gott es nur fertiggebracht, uns durch diese schreckliche Versuchung hindurchzuführen? Am anderen Ufer sangen sie das Lied Moses. Was ist das Lied Moses? Sie können es im 2. Mose lesen, Kapitel 15, wo Miriam die Pauken hatte. Dort heißt es, dass er von dem Wunder singt, von der Barmherzigkeit Gottes, der so treu war und sich erbarmt hat – ein reines Wunder.
Es war nicht unsere Tüchtigkeit, wir waren nicht clever, dass wir das geschafft haben. Groß und wunderbar sind deine Werke. Dieses Lied wird ergänzt durch das Lied des Lammes. Das Lied des Lammes ist das Lied vom gekreuzigten Jesus, dessen Blut unseren Schaden gutgemacht hat.
Das, was uns in der letzten Not vor dem Antichristen bewahrt, ist der Blick auf den gekreuzigten Jesus. Sein Blut macht allen Schaden gut. Ich lebe von dem Wunder der Begnadigung. Ich behaupte immer wieder, dass die Hauptauseinandersetzung des Antichristen um das Blut Jesu geführt wird und um das Kreuzeswerk.
Der Hass der Welt gegen das Kreuz ist enorm. Mit dem Kruzifiksurteil waren sie schon interessant, auch bei uns. Aber wir kennen es nicht anders aus der islamischen Welt. Es geht sogar bis in die Nöte der judenchristlichen Gemeinde in Israel, die noch immer unter der Not steht, dass dieses Gesetz eingeführt werden soll.
Ich denke, Proteste haben wenig Sinn. Ich denke, das verbindende Gebet hat Bedeutung. Man kann mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft werden, wenn man einem anderen nur das Evangelium von Jesus weitersagt. Wenn sich Mächte der Welt wehren, werden wir diesem Geist auch bei uns begegnen.
Das Kreuz Jesu steht nicht mehr im Mittelpunkt des Denkens vieler Christen. Das Wissen, dass wir durch die unverdiente Gnade Jesu leben, der uns unser Leben geschenkt hat, schwindet. Sie wissen, wie wichtig ich das Büchlein von Spurgeon "Ganz aus Gnaden" halte. Das ist unsere Lebenskraft: der Gekreuzigte, der uns hält.
Das ist die Kraft in schweren antichristlichen Versuchen. Deshalb gibt es kein anderes Training. Dann haben wir ein Unterscheidungsvermögen und wissen, dass wir eine Herde Jesu sind – auch in schweren Tagen der Versuchung.
Das Mahlzeichen soll nicht an unserer Stirn sein. Dort wollen wir Widerstand leisten und uns nicht hineinziehen lassen in den Anspruch dieser widerchristlichen Mächte.
Die Gemeinde rühmt die Werke des Herrn, das, was er getan hat – der allmächtige Gott, der gerade in diesen schweren, dunklen Stunden seine Güte an seinem Volk, das in großer Schwäche lebt, deutlich gemacht hat. Sie bekennen, dass die Wege, die Führungswege Gottes, gerecht und wahrhaftig sind, du König der Völker.
Die Bedeutung der Furcht Gottes in der Endzeit
Es ist für uns ganz besonders wichtig, diese Zeit der Globalisierung bewusst zu erleben. Viele bedeutende Persönlichkeiten sprechen heute bereits von einer Welteinheitsregierung. Gleichzeitig sehen wir, wie sich die antichristlichen Kräfte in unserer Zeit oft so darstellen, dass man kaum noch eine Rettung sieht. Es scheint, als könne man sich nur schützen, wenn man sich gemeinsam mit anderen am gekreuzigten Jesus festhält.
Für uns ist es daher wichtig, dass wir nicht zulassen, dass in unserer Mitte das entscheidende Zentrum des christlichen Glaubens an Bedeutung verliert. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Jesus bleibt auch in dieser schweren Zeit der antichristlichen Verführung der mächtige Herr. Deshalb richten wir unseren Blick auf den, der in der Wolke kommt und das Gericht hält.
Wir sind nicht verlassen und auch nicht verloren in diesen schweren Zeiten. Selbst in der schwersten Versuchungsstunde wollen wir den Lobgesang nicht verstummen lassen. Es war für mich interessant, wie ich beim Lesen eines Buches über die Salzburger und ihre schreckliche Verfolgung dachte: antichristlicher kann es kaum sein, was sie durchgemacht haben.
Oder wenn man liest, was Johann Amos Comenius im 16. Jahrhundert in Schlesien und Böhmen erlitten hat, oder was Benjamin Schmolk später in Schlesien durchmachte, wo 1500 Kirchen geschlossen wurden und die Gemeinde diese Zeit durchlebte. Schmolk hat das schöne Tauflied „Hirte, nimm ein Schäflein“ gedichtet, während die Menschen tagelang unterwegs waren, nur um sich taufen zu lassen. Sie wollten sich nicht an eine falsche Religion binden.
Wenn man an die Hugenotten denkt, so sind eine Million von ihnen ums Leben gekommen. Viele saßen jahrelang auf den Galeerenschiffen, weil sie der Treue zu Jesus willen gefangen genommen wurden. Das waren nur diejenigen, die ins Schloss kamen – die anderen wurden auf die Galeerenschiffe gebracht.
In unserer heutigen, oft lässigen Zeit ist es besonders wichtig, dass wir treu bleiben und den Lobgesang nicht verstummen lassen. Auch in schweren Zeiten ist es entscheidend, dem Herrn treu zu bleiben und ihn zu fürchten.
Noch einmal: Wir leben heute in einer freizügigen Zeit ohne Verfolgung. Das kann sehr gefährlich sein, weil man im geistlichen Leben „verlottern“ kann. Man wandelt dann nicht mehr klar und deutlich nach den Geboten Gottes, fürchtet den Herrn nicht mehr, sondern lästert ihn sogar.
„Du allein bist heilig, ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir. Vor dir werden sie einmal alle Knie beugen, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“ Auch die antichristliche Macht, die sich über die Welt entfaltet, muss uns noch einmal klar werden. Wir hätten nie geglaubt, wie gottfern diese von Gott geschiedene Welt und das Menschenherz sind. Deshalb muss der Herr uns bewahren, herausreißen und uns wieder den Frieden geben.
Noch einmal das Bild: Durch den Nebel und die Dunkelheit dieser Weltgeschehnisse hindurch reißt plötzlich die Wolke auf, und man sieht den Weg, den die Gemeinde geht.
Zum Schluss möchte ich noch einmal betonen, dass ich offen gesprochen habe, was ich Ihnen gesagt habe, war einfach eine Zusammenstellung einiger Fakten. Sie dürfen auch die weiteren Ereignisse nach Offenbarung 20 betrachten, wie die erste und zweite Auferstehung.
Ich glaube jedoch, dass die Sache der letzten Trübsal sehr wichtig ist. Die Gemeinde Jesu soll sich hier rüsten und bereit machen, auch in der Stunde der Versuchung durch den gekreuzigten Jesus bewahrt zu bleiben vor dem Abfall. Besonders junge Leute sollen für die Stunde der Versuchung gerüstet werden.
Unser deutsches Volk hat in diesem Jahrhundert schon viele Versuchungsstunden erlebt, und viele waren vielleicht nicht darauf vorbereitet. Sie haben nicht gedacht, dass es nur noch die Zeit ist, treu zum Herrn Jesus zu stehen und ihn zu bekennen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass wir die Welt nicht erobern können. Es wird uns nicht gelingen, die Welt zu erobern. Aber Jesus hat die Welt, und er will nur, dass wir an unserem Platz treu bleiben.