Einführung in das Thema Hochmut und Demut
Was heißt es, hochmütig beziehungsweise demütig zu sein? Fünf Punkte, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um unseren Kampf gegen den Hochmut.
Gestern ging es darum, dass wir verstehen, wie Demut und ein gesundes Selbstwertgefühl zusammengehören und einander bedingen. Nur wenn ich weiß, wer ich bin, was ich kann und womit Gott mich begabt und beauftragt hat, kann ich dienen, ohne auszubrennen.
Beim Dienen ist es ebenso wichtig, meine Grenzen zu kennen, wie es wichtig ist, meine Stärken zu kennen. Ich kann nämlich nicht geben, was ich nicht habe. Oder wie Salomo es ausdrückt in Sprüche 3,27: „Enthalte Gutes dem nicht vor, dem es gebührt, wenn es in der Macht deiner Hand steht, es zu tun.“
Seht ihr das? Dieses „Wenn“, „wenn es in der Macht deiner Hand steht“ – was ich nicht habe, kann ich nicht geben. Sei es Zeit, Geld, Ratschläge, Ermutigung und so weiter. Was ich nicht habe, kann ich nicht geben.
Die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Hochmut
Und deshalb ist es wichtig, die eigenen Grenzen und Stärken zu kennen und sich an den Stärken zu freuen. Gleichzeitig sollte man jedoch vorsichtig sein, denn gesundes Selbstbewusstsein kann leicht in ungesunden Stolz umschlagen.
In Römer 12,3 heißt es: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat.“
Das ist kein leichter Vers, aber die Grundidee wird deutlich: Niemand soll höher von sich denken, als es sich gebührt. Stattdessen sollen wir besonnen sein, weil wir alle ein unterschiedliches Maß des Glaubens von Gott erhalten haben.
Wenn man weiterliest, merkt man, dass damit unterschiedliche Gaben gemeint sind. Gott gibt verschiedene Gaben, weil er will, dass die Gemeinde als ein Organismus funktioniert. Dabei kommt keiner ohne den anderen aus – jedenfalls nicht ohne Schaden zu nehmen. Wir brauchen einander. Wir brauchen die Unterschiedlichkeit. Jeder ist wichtig.
Deshalb müssen wir darauf achten, nicht höher von uns zu denken, als es sich gebührt. Ich habe eine Aufgabe, ich bin wichtig, aber andere sind das auch. Selbstbewusstsein ist gut, und es ist gut, zu wissen, was ich kann. Wenn ich jedoch denke, dass ich besonders wichtig bin und eine Sonderbehandlung verdiene, wird es schwierig.
Dann schlägt gesundes Selbstbewusstsein in Stolz um – und das darf nicht sein.
Leiterschaft und dienende Haltung
Dabei ist es keine Sünde, in einer Gemeinde Leiter werden zu wollen. Es ist erlaubt, sich nach Verantwortung und Einfluss auszustrecken. Wichtig ist nur, dass mir klar ist, was Jesus zum Thema Leiterschaft gesagt hat.
In Matthäus 20,26-28 heißt es: „Wenn jemand unter euch groß werden will, wird er euer Diener sein. Und wenn jemand unter euch der Erste sein will, wird er euer Sklave sein. So wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“
Der Große ist der Diener. Der Erste ist der Sklave. Jeder Leiter braucht die Haltung Christi. Wenn ich nicht bereit bin, mein Leben für die Gemeinschaft zu geben, dann tauge ich nicht zum Leiter.
Dienende Leiterschaft ist ein Lebensstil, der mich viel kostet – zuerst einmal meinen Hochmut.
Strategien gegen Hochmut
Kommen wir nun zur Frage, wie man mit einer hochmütigen Haltung umgeht. Hochmut ist nicht das Problem jedes Menschen.
Doch manche Menschen haben diese Haltung. Was kann man in solchen Fällen tun?
1. Die eigene Rolle im größeren Ganzen erkennen
Punkt eins kennen wir schon. Römer 12,3 haben wir vorhin gelesen: Ich soll nicht höher von mir denken, als es sich gebührt.
Deshalb denke darüber nach, was es bedeutet, dass du Teil eines größeren Ganzen bist. Vielleicht fällt es dir schwer, den Wert deiner Geschwister für dein geistliches Leben zu erkennen. Vielleicht hast du auch manchmal den Eindruck, dass immer nur du ihnen dienst, aber dass du sie eigentlich nicht brauchst.
Ich kenne diesen Gedanken gut. Aber wenn du so denkst, dann mach dir eines klar: Der Gedanke ist nicht wahr, er ist eine Lüge. Der Teufel legt es gerade in unserer Zeit massiv darauf an, uns vorzugaukeln, dass wir ohne feste Gemeindeanbindung besser dran sind. Aber das stimmt nicht. Das ist nicht wahr, und wehe uns, wenn wir Lügen leben.
Wir sind entweder Teil eines Teams und nutzen die unterschiedlichen Gaben der Gemeinschaft, oder wir werden geistlich untergehen.
Also Punkt eins: Denke darüber nach, was es heißt, dass du nur ein Rädchen in der Maschinen-Gemeinde bist.
2. Sich nicht mit anderen vergleichen
Punkt zwei: Vergleiche dich nicht mit anderen.
In Galater 6,4 heißt es: „Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er nur im Blick auf sich selbst Ruhm haben und nicht im Blick auf den anderen.“ Jeder von uns ist anders. Paulus schreibt einen Vers später, dass jeder seine eigene Bürde zu tragen hat.
Deshalb ist es falsch, sich mit anderen zu vergleichen. Wir haben unseren eigenen Auftrag, den wir mit unseren Möglichkeiten erfüllen müssen. Vergleiche dich nicht mit anderen – das ist wirklich falsch. Menschen kann man nicht miteinander vergleichen.
Prüfe dein eigenes Werk, das ist in Ordnung. Frage dich, ob du im Rahmen deiner Möglichkeiten einen guten Job machst. Freue dich an dem, was du leistest, aber vergleiche dich nicht mit anderen.
3. Antihochmut praktizieren
Punkt drei: Praktiziere Antihochmut.
In Epheser 4,28 fordert Paulus die Geschwister, die früher gestohlen haben, auf, besonders fleißig zu arbeiten und den Bedürftigen etwas abzugeben. Für einen Dieb ist es nach seiner Bekehrung gut, wenn er nicht nur mit dem Stehlen aufhört, sondern das Gegenteil von dem tut, was als Impuls in ihm steckt.
Deshalb praktiziere Antihochmut.
Ein paar Beispiele: Mache ehrliche Komplimente und werde dabei konkret. Versuche, anderen so viel Ehre zu geben, wie du kannst. Teile Anerkennung mit anderen. Höre aufmerksam zu, was ein anderer zu sagen hat. Fasse das Gesagte vielleicht erst einmal zusammen, bevor du eine Antwort gibst. Gib eigene Fehler zu und bitte gern um Vergebung. Lass dir helfen und hilf anderen. Werde bewusst zum Diener, der auch noch die zweite und dritte Meile mitgeht.
Trainiere Demut, so wie Paulus es den Kolossern schreibt:
„Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Güte, Demut, milde Langmut!“ (Kolosser 3,12)
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Skripte der Predigten anschauen und beten. Bitte Gott, dass er durch sein Wort in dein Leben hineinspricht und dir zeigt, welche Veränderungen jetzt anstehen.
Du musst nicht sofort dein ganzes Leben umkrempeln. Aber ein Megathema wie Hochmut und Demut darf dich nicht unberührt lassen.
Das war's für diese Woche. Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.