Einleitung
Es ist sage und schreibe noch kein Jahr her, seit wir uns auf Eure Ankunft in der Schweiz freuten. Damals seid Ihr vom Jemen über Deutschland zu uns nach Zürich gekommen. Heute sind wir schon wieder dabei Euch zu verabschieden. Ihr seid einfach nicht zu bremsen. Das Anliegen brennt euch unter den Nägeln und ihr seid Zielstrebig vorwärtsgegangen, ohne zu vergessen, dass es bei uns auch viel zu tun gibt. So habt ihr "nebenbei" beachtliches in unsere Gemeinde einfliessen lassen. Darum werde ihr mit Bestimmtheit eine grosse Lücke hinterlassen. Aber ich möchte mich nicht beklagen. Es hat schon alles seine Richtigkeit und wir sehen an Eurem Weg, dass der Herr Euch die Wege ebnet. Zu eurem neuen Wirkungsort, möchte ich Euch drei Verse aus der Bibel mitgeben und diese noch etwas genauer betrachten. Text lesen: Mk.4,30-32
I. Diplomatie auf höchster Ebene (30)
Eines der zentralsten Themen von Jesus war das Königreich Gottes, oder wie es in den meisten Übersetzungen geschrieben wird: das Reich Gottes. Auch die Apostel verkündigten dieses Reich: ...Da erklärte und bezeugte er ihnen das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus... Apg.28,23. Der König dieses Reiches ist Jesus. Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Lk.17,21b. Wenn wir vom Königreich Gottes sprechen, dann müssen wir von Jesus sprechen, weil wir durch den Glauben an ihn in dieses Reich kommen.
Ihr geht nun nach Sokotra und seid dort die Repräsentanten, dieses Reiches. Ihr steht im Dienst des Königs dieses Reiches, im Dienste Jesu. Ihr seid bevollmächtigte Vertreter, Diplomaten auf höchster Ebene, die das Reich Gottes vertreten und für dieses Reich arbeiten. Auf höchster Ebene, weil das Reich, das Ihr vertretet nicht alle anderen Reiche überdauern wird. Vielleicht denken einige unter uns, dass es eigentlich schade ist. Zwei so gut ausgebildete Menschen. Die sich hier eine menschlich bedeutende Stellung aufbauen könnten. Reisen einfach auf eine solche Insel und wollen dort Ihr Leben einsetzen. Aber lassen wir uns durch solches Denken nicht beirren, denn Ihr macht nichts geringeres als für den König aller Könige, für den Herrn aller Herren, Reich Gottes bauen. Auch wir in der Schweiz machen nichts geringeres, als dass wir Reich Gottes bauen. Miteinander stehen wir im selben Auftrag. Diese Perspektive müsste uns eigentlich beflügeln.
II. Mission scheint belanglos zu sein (31)
Aber auf der anderen Seite sehen wir nun wie bescheiden, ja fast belanglos Mission zu sein scheint. Jesus sagt: Das Reich Gottes und er meint natürlich damit, die Entwicklung des Reiches Gottes, lässt sich mit einem Senfkorn vergleichen. Ein Senfkorn galt damals als das kleinste der Samenkörner und wer etwas winzig kleines bezeichnen wollte, der sprach davon, dass es so klein wie ein Senfkorn sei. Das Senfkorn ist so winzig klein, dass es kaum wahrgenommen wird. Jeder Windstoss kann es problemlos verwehen. Vögel picken es auf. Es wirkt bedeutungs- und belanglos. Was müssen wir uns nun unter diesem Senfkorn vorstellen? Was meint Jesus damit? Wenn wir die Deutung Jesu vom Sämann kennen, wissen wir, dass der Same des Sämanns das Wort Gottes ist, welches er ausstreut (Mk.4,14). Mir scheint dies auch die naheliegende Deutung für das Senfkorn. Das Senfkorn ist Gottes Wort, das in die Welt hineingesagt wird. Gottes Wort ist wie das Senfkorn. Es wirkt unscheinbar und belanglos. Es kann von jedem Wind der Kritik verweht werden. Gottes Wort kann verlacht und verspottet werden. Es kann missachtet werdet. Es wirkt so hilflos, dass sogar Jesus gekreuzigt wurde. Es wirkt so hilflos, dass Paulus deswegen viele Schläge, sogar eine Steinigung über sich ergehen lassen musste.
Hier erkennen wir ein grosses Spannungsfeld jeder Missionsarbeit. Einerseits seid ihr in Sokotra Diplomatie des Höchsten. Ihr seid sogar Kinder dieses Königs, dessen der die Welt erschaffen hat. Andererseits scheint die Botschaft den Menschen oft sehr gering und belanglos, gar lächerlich. In diesem offenbar wunderschönen Naturreservoir das der UNO sogar wert ist, sich dafür einzusetzen, dass es erhalten bleibt. Geht ihr hin, einerseits der UNO zu helfen, andererseits den Menschen, das zu bringen, was ihr Leben erhält. Vermutlich werdet Ihr im Moment die einzigen sein, die mit diesem brennenden Anliegen auf dieser Insel leben werdet. Vielleicht fragt Ihr Euch im Stillen schon, ob es das wirklich bringen wird. Wird sich dieser Aufwand lohnen, oder ist das, was wir tun wie ein Tropfen, der auf einen heissen Stein fällt und sofort verdunstet? Nein, das ist es nicht. Mission ist nicht mit einem Tropfen auf den heissen Stein zu vergleichen. Ihr werdet nicht Wasser bringen, das verdunstet, sondern ihr werdet Senfkörner ausstreuen, die aufgehen. Das Wort Gottes löst sich nicht einfach auf. Jesus sagt: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Mt.24,35.
Natürlich wäre es einfacher, wenn das Wort Gottes in dieser Welt nicht mit einem Senfkorn verglichen werden müsste. Es wäre für viel einfacher wenn man das Wort Gottes und die Entstehung des Königreichs Gottes mit einem riesigen Armee vergleichen würde, die mächtig ist und durch ihr Erscheinen allen eine fürchterliche Angst einjagt, so dass sich die Menschen freiwillig ergeben. Das Reich Gottes ist zu vergleichen mit einer starken Armee, die jedes Volk problemlos überrennen und beherrschen kann. Wenn dies so wäre, dann würde in Jemen eure Einreise von Staates wegen vorbereitet. Euch würde ein herzlicher Empfang erwarten. Der Staatspräsident würde Euch Geschenke überreichen und seine Ergebenheit bekunden. Wir könnten noch weiter fanatisieren, wie es wäre wenn. Aber es ist nicht so. Das Reich Gottes entfaltet sich anders und wir haben menschlich gesehen eher Hindernisse zu überwinden. Wir werden höchstens geduldet eher gemieden. Unsere Hilfeleistungen sind vielleicht noch gefragt, aber das Senfkorn ist unerwünscht, wird oft als störend empfunden.
Paulus selbst war sich dieser Tatsache sehr bewusst, er wusste wie gering und belanglos dieses Senfkorn betrachtet wird, so schrieb er den Korinthern: Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; / und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, / damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft. 1.Kor.2,3-5. Ihr werdet noch manchmal Zittern, Ihr werden auch Angst haben. Das gehört zu unserem Dienst am Evangelium. Damit müsst Ihr in Sokotra leben und damit müssen wir in der Schweiz leben. Aber egal ob wir Zittern oder nicht. Das Wort Gottes muss ausgesagt werden. Das Senfkorn muss gesät werden. Das ist Eure und das ist unsre Aufgabe. Ob und wie und wo es aufgeht, das ist die Sache Gottes. Das können wir ruhig ihm überlassen. Im Wort Gottes ist eine Kraft, die Menschen so verändern kann, wie wir es nicht für möglich halten.
III. Mission bringt erstaunliche Frucht (32)
Nun beschreibt Jesus, wie erstaunlich gross die Pflanze aus diesem Senfkorn wird. Obgleich es das kleinste unter den Samenkörnern ist, übertrifft es alle anderen Pflanzen bei weitem. Jesus sagt: und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. Mk.4,32. Ich meine, dass sich dieses Wachstum in zwei Arten auswirken wird. Zum einen in dieser Welt, und zum anderen in der zukünftigen Welt.
In dieser Welt
In dieser Welt geht das Senfkorn, in denen auf, die an Jesus glauben und dem Wort Gottes vertrauen. Sie finden Schutz und Geborgenheit unter dem Reichtum des Wortes Gottes. Wer dieses Wort aufnimmt, dem werden die Augen für Gottes wunderbares Wesen aufgehen. In der Apostelgeschichte wird das Wachstum der Gemeinde, die Entwicklung des Reiches Gottes ganz einfach so beschrieben: So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig. Apg.19,20. Ich weiss, dass es Euer Wunsch und Euer Ziel ist, dass genau das in Sokotra geschieht und dort eine lebendige Gemeinde entsteht. Menschen, die miteinander Gott den Schöpfer anbeten. Die Jesus folgen und ihn lieben. Wenn das geschieht, dann werdet Ihr eine Freude haben, die kein noch so gross erscheinender Erfolg in dieser Welt auslösen kann.
Vielleicht ist noch jemand unter uns, der den Reichtum, der uns Gott schenkt noch gar nicht kennt, weil er sich dem Wort Gottes nicht geöffnet hat. Ist dieses Senfkorn, das Wort Gottes in Deinem Leben bereits auf fruchtbaren Boden gefallen? Jesus sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh.5,24. Wer auf Gott hört und ihm glaubt, der bekommt ewiges Leben und er wird nicht gerichtet. In den Augen Gottes ist er gerecht. Das ist die Botschaft, die ihr hinaustragen werdet, und diese Botschaft tragen wir auch hier hinaus. Nicht nur die Sokotri sollen zu Gott finden und ewiges Leben bekommen, sondern jeder von uns, der noch kein ewiges Leben hat, soll ewiges Leben bekommen, weil es nichts Wichtigeres und Bedeutenderes in unserem Leben gibt. Wer nicht sicher ist, ob er ewiges Leben hat, da bin ich gerne zu einem Gespräch bereit.
In der zukünftigen Welt
Das Senfkorn und somit das Königreich Gottes entfaltet sich in dieser Welt im Verborgenen in denen die an Jesus glauben. Es entfaltet sich aber auch sichtbar, dann wenn Jesus wiederkommt und endlich deutlich wird, wer wir sind, wenn wir an Jesus glauben. Also in der zukünftigen Welt. Was wird das für ein Tag sein, wenn Jesus kommt und sich aus allen Nationen Menschen versammeln und ihn Anbeten werden, darunter werden auch Menschen von der Insel Sokotra sein. Johannes berichtet davon: Danach sah ich, und siehe, eine grosse Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm angetan mit weissen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, / und riefen mit grosser Stimme: Das Heil ist bei dem der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm. Offb.7,9-10. An diesem Tag werdet Ihr glücklich sein Menschen darunter zu finden, die durch Euren Einsatz an diesen Ort gekommen sind. Wir als Gemeinde werden uns freuen, dass wir als Gemeinde mitbeteiligt sein durften, an dem was sich hier ereignet. Das ist eine wunderbare Zukunft, für diese lohnt es sich zu leben. Dafür lohnt es sich Menschen zu gewinnen, dass sie mit uns an dieser Herrlichkeit teilhaben können.
Schluss
Wir müssen und wollen Euch ziehen lassen. Ihr geht mit unserem Segen und in unserem Auftrag. Ihr seid der verlängerte Arm unserer Gemeinde. Wir wollen Euch auf diesem Weg begleiten und Euch zur Seite stehen. Eltern und Geschwister: Sie müssen einmal mehr Ihre Kinder loslassen. Sie müssen darauf verzichten mitzubekommen, wie Ihre Enkel wachsen und gedeihen usw. Aber sie dürfen wissen. Ihre Kinder tun das für eine ausserordentlich wichtige Sache. Sie helfen mit ihren Gaben und Fähigkeiten mit, den Auftrag des Schöpfers auszuführen, die frohe und befreiende Botschaft des Evangeliums in alle Völker zu tragen.
Mission lohnt sich! Es lohnt sich, dass Ihr nach Sokotra reist. Sokotra heisst: Insel der Glückseligkeit. Das Evangelium bringt die wahre Glückseligkeit auf diese Insel. Bleibt beständig im Wissen, dass sich das Reich Gottes in dieser Welt im Verborgenen entfaltet, aber dass der Tag kommen wird, wo alles sichtbar werden wird. Dann werden wir uns freuen und dem Herrn ganz herzlich danken. Mit Menschen aus Sokotra werden wir das neue Lied aus der Offenbarung singen: und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen. Offb.5,9. Amen