Einführung in das Thema des Briefes
Wir kommen heute Abend zum zweiten Kapitel des zweiten Timotheusbriefes. Da wir diese vier Kapitel in vier gemeinsamen Treffen durchnehmen, wollen wir uns jetzt noch einmal einen Überblick verschaffen.
Als Überschrift für den Brief kann man setzen: Ein Leben für das Evangelium. Dabei geht es sowohl um die Verteidigung des Evangeliums als auch um seine Verkündigung.
Die Botschaft wird angegriffen – die Botschaft selbst. Deshalb muss sie verteidigt werden. Die Wahrheit gilt es zu schützen gegen alle Entstellungen, Verwässerungen und Unterwanderungen. Das erfordert Arbeit, Hingabe, Fleiß und Liebe zur Sache. Ein Leben für das Evangelium bedeutet, die Wahrheit des Evangeliums zu verteidigen.
Gleichzeitig heißt ein Leben für das Evangelium, diese Botschaft auf verschiedene Weise zu verbreiten. Wir können dabei Schwerpunkte setzen. Für jedes Kapitel habe ich einen bestimmten Schwerpunkt herausgegriffen und jeweils einen Vers zitiert, der diesen Schwerpunkt zum Ausdruck bringt.
Das erste Kapitel haben wir gestern betrachtet. Es trägt den Schwerpunkt: Verheißung und Verantwortung des Evangeliums. Dazu habe ich den Vers zitiert: „Lieben und Unverweslichkeit ist durch das Evangelium ans Licht gebracht worden.“
Diese Wahrheit ist so großartig, dass wir uns allein darüber Gedanken machen könnten und sie von verschiedenen Seiten beleuchten könnten. Gott hat Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht – und das geschieht durch das Evangelium. Deshalb verteidigen wir es und wollen es verkündigen.
Der Schwerpunkt des zweiten Kapitels: Kampf und Arbeit
Also Verheißung und Verantwortung des Evangeliums – im zweiten Kapitel geht es um Kampf und Arbeit im Evangelium.
Wir bevorzugen oft die Schokoladenseite. Das ist wie bei diesen Guetzli, die aus zwei Teilen bestehen: Einerseits das einfache Gebäck, andererseits die Schokolade darauf. Die Kinder essen meistens zuerst die Schokolade, also die Schokoladenseite. So ist es auch im Leben: Wir wollen lieber die Schokoladenseite.
Doch das ist unrealistisch und eigentlich kindisch zu denken, dass alles immer schön und einfach sei. Wir hörten vorhin von Karrierefrauen, die es sich auch nicht leicht gemacht haben. Sie sind früh aufgestanden, abends lange aufgeblieben, haben Kurse besucht, sich eingesetzt und zielstrebig an einer Sache gearbeitet. Sie wollten etwas erreichen.
So ist das Leben einfach. Aber hier geht es nicht darum, im Leben voranzukommen, sich einen Namen zu machen oder Karriere zu machen. Hier geht es darum, dass wir die größte Sache, die Gott dem Menschen anvertraut hat, leben: das Evangelium. Es gibt nichts Größeres und nichts Schöneres.
Ja, es ist auch schön. Es ist eine ungeheure Fülle. Nichts macht das Herz so froh, so voll und so dankbar wie ein Leben für das Evangelium. Dennoch ist es nicht immer schön. Oft ist es hart, schwierig, enttäuschend und niederschmetternd.
Und doch gibt es nichts so Großes, nichts so Großartiges und Schönes. Heute Abend wollen wir uns mit dem zweiten Kapitel beschäftigen, in dem die beiden Stichworte Kampf und Arbeit gesetzt sind.
Ich zitiere hier einen Vers, der diese beiden Punkte nennt oder illustriert: „Nehmt teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann Jesu Christi.“ Das ist etwas Unwillkommenes – Krieg will man ja eigentlich nicht.
Aber wir sind dazu berufen, uns in eine Armee einzureihen. Es ist wirklich Krieg – mit allem, was Krieg mit sich bringt.
Gliederung des Kapitels und die Bedeutung von Tun und Vermeiden
Ich habe dieses Kapitel wiederum in zwei Hälften unterteilt. Zuerst werden wir die erste Hälfte lesen und uns dort die wichtigsten Aussagen ansehen.
Die erste Hälfte des Kapitels, Kapitel 2, Verse 1 bis 13, legt den Schwerpunkt auf das Tun des Guten. Dann folgen in den Versen 14 bis 26 das Vermeiden des Bösen.
Das Tun des Guten bedeutet, für die Sache des Evangeliums zu arbeiten, zu ringen und zu kämpfen. Dazu gehört auch, das Böse abzuweisen, sich nutzloser oder schädlicher Dinge zu enthalten und Übles zurückzuweisen. Das ist etwas, das wir ganz einfach beachten müssen. So setzt der Apostel die Gewichte.
Wenn man sich umhört und mitbekommt, was geredet, gemacht oder unternommen wird, auch in der christlichen Kirche und in den christlichen Gemeinden, hat man oft den Eindruck, dass alles, was irgendwie negativ, falsch oder verkehrt ist, gar nicht angesprochen werden soll. Man meint, man solle nur über die Dinge reden, die uns verbinden und die wir gemeinsam haben. Negative Dinge scheinen oft nicht gewünscht zu sein.
Der Apostel Paulus aber spricht in jedem Brief von Irrtümern, von Irrlehren und von Dingen, die man ablegen, abweisen, von sich weisen, verurteilen und bekämpfen muss. Er nennt sogar tatsächlich Namen von Leuten. Das ist auch ein Dogma unserer Zeit: Heute wird vielfach behauptet, man dürfe keine Namen nennen. Paulus jedoch nennt Namen von Menschen, die Unheil anrichten oder falsche Lehren verbreiten. Und das muss man tun.
Es geht dabei nicht um Menschen, sondern um das Evangelium. Das tut oft weh, auch uns tut es weh. Kämpfen und Arbeiten ist anstrengend, wir schwitzen und es ist nicht immer schön. Manchmal muss man auch Menschen wehtun, um des Evangeliums willen. Manchmal muss man eben kämpferisch sein, man muss es einfach.
Diese beiden Seiten gehören zusammen: das Gute tun und gleichzeitig das Böse abweisen. Wir können nie das Gute tun, ohne auch das Böse zurückzuweisen.
Sieben Titel für Christen im Dienst des Evangeliums
In diesem Kapitel finden wir Titel. Die meisten Menschen mögen Titel, nicht wahr? Besonders berufliche Titel klingen gut, wie zum Beispiel Diplomingenieur.
In Deutschland ist das vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, aber in Österreich ist das ziemlich wichtig. Dort werden Menschen oft mit ihrem Berufs- oder akademischen Titel angesprochen. Solche Titel haben die Menschen gern. Auch sportliche Titel sind begehrt: Landesmeister – wow! Oder sogar Europameister – noch besser. Titel haben wir also gern.
In diesem Kapitel kommen wir auf unsere Rechnung, wenn wir Titel mögen. Hier finden sich sieben Titel, und zwar sieben Titel für Christen – für solche Christen, die für das Evangelium leben.
Ich nenne sie, bevor wir auf die Einzelheiten eingehen. Im Vers 2 steht das zwar nicht direkt, aber die Tätigkeit wird erwähnt. Daraus können wir schon schließen, dass „Lehrer“ der erste Titel ist.
Kapitel 2, Vers 2: „Was du von mir gehört hast in Gegenwart vieler Zeugen, das vertraue treuen Männern an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“ Also Lehrer – der erste Titel.
Der zweite Titel steht im Vers 3: „Nimmt teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann.“ Der zweite Titel ist also Kriegsmann.
Im Vers 5 finden wir den dritten Titel: „Wenn jemand kämpft.“ Im Griechischen steht hier das Verb „atleo“, gemeint ist der Athlet, wer als Athlet kämpft – der dritte Titel ist also Athlet.
Im Vers 6 folgt der vierte Titel: Ackerbauer.
Im Vers 15 lesen wir den fünften Titel: Arbeiter. „Befleißige dich selbst, Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat.“
Der sechste Titel steht in Vers 21: Gefäß. „Wenn sich jemand von diesen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein.“
Der siebte Titel ist im Vers 24 zu finden: ein Knecht. „Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten.“
Das sind also sieben Titel. Diese sieben Bezeichnungen zeigen uns verschiedene Seiten, die der Christ und Mitarbeiter am Evangelium hat.
Das Tun des Guten: 2. Timotheus 2,1-13
Lesen wir jetzt die Verse eins bis dreizehn aus 2. Timotheus 2,1-13:
Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.
Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann Jesu Christi. Niemand, der Kriegsdienst tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Wenn aber jemand kämpft, so wird er nicht gekrönt, wenn er nicht gesetzmäßig kämpft.
Der arbeitende Ackerbauer muss als Erster die Früchte genießen. Bedenke, was ich sage, denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen.
Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium. In diesem Evangelium leide ich bis zu Fesseln wie ein Übeltäter, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden.
Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.
Das Wort ist gewiss: Wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben. Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen. Wenn wir verleugnen, so wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Die Kraft der Gnade und die Ermutigung zum Dienst
Ja, Timotheus hat das erste Kapitel dieses Briefes gelesen. Dabei hat er sich wohl ein wenig geschämt – für seine Furchtsamkeit und auch für seine Resignation. Er las diesen Brief, hörte den Apostel und sah ihn vor sich. Dabei empfand er Scham und sagte sich: „So, aber jetzt auf, los!“ Er fasste neuen Mut, krempelte die Ärmel hoch und wollte gleich loslegen.
Doch Paulus sagt: „Halt! Zuerst sei stark in der Gnade!“ Bevor wir uns in die Arbeit stürzen, müssen wir uns immer wieder daran orientieren und uns auf das ausrichten, wo das Leben herkommt. Das haben wir gestern gesehen: die Verheißung des ewigen Lebens, von Gott gegeben vor den Zeiten, ein unauflösliches Leben, Unverweslichkeit – dieses Leben, das Gott in seinem Sohn gegeben hat und das Paulus erfahren durfte.
Allein diese Tatsache erklärt, dass Paulus unterwegs nicht den Mut verlor oder aufgab. Dieses Leben aus Gott ist stärker als alles, was in dieser Welt uns angreifen mag. Und dieses Leben fließt uns aus Gott und aus Gottes Gnade zu. Deshalb sagt Paulus: „Sei stark in der Gnade!“
Viele Jahre zuvor hatte Paulus den Korinthern geschrieben, in 1. Korinther 15,10: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Damit wollte er sagen: „Ich war ein Verfolger, ich hasste die Christen, ich wollte diesen Namen aus der Welt austilgen. Und jetzt bin ich ein Christ. Das liegt allein an Gottes Gnade. Das hat Gott für mich ausgesucht.“
Dann fährt Paulus fort: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Aber die Gnade Gottes, die mit mir war, ist nicht vergeblich gewesen. Ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle.“ Er war wirklich ein Arbeiter. Und nicht er allein, sondern die Gnade Gottes, die ihn errettete, hat ihn auch befähigt, zu arbeiten, zu dienen und in diesem Dienst auszuharren. Das ist ungeheuer ermutigend.
Gestern haben wir gesehen: Ja, wir sind errettet worden durch Gnade. Paulus erinnert daran. Timotheus wusste das natürlich, aber Paulus erinnert ihn nochmals daran. Bedenke: Errettet nicht aufgrund unserer Werke, sondern durch Gottes Gnade.
In Kapitel 1, Vers 9 steht: „Gott hat uns errettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor den Zeiten der Zeitalter gegeben wurde.“
Bist du gerettet? Hat Gottes Gnade dich retten können? Wenn ja, dann vermag die gleiche Gnade Gottes dich auch zu einem Diener zu machen. Es ist die gleiche Gnade, die gleiche Quelle, aus der alles fließt. Wenn du gerettet werden konntest – und du bist es, falls du es bist, weißt du es auch – dann vermag diese Gnade dich auch zu einem Diener zu machen.
Dann wird Gott dich zu einem Diener machen. Glaubst du das? Wenn du es glaubst, wird es so geschehen. Genau so wird es geschehen: Du wirst ein Diener Gottes und seiner Heiligen werden. Du wirst jemand, der für das Evangelium lebt, der sich für das Wohl des Volkes Gottes nicht nur einsetzt, sondern sich dabei auch verbraucht. Und du wirst glücklich sein dabei.
Du wirst jemand werden, der für Gott und seine Sache und für seine Ehre lebt. Wenn Gottes Gnade dich retten konnte, dann wird Gottes Gnade auch das aus dir machen können.
Sei stark – aber wo? In der Gnade!
Die Bedeutung von Schwachheit und Gottes Gnade
Es ist gut, dass Gott uns schwach macht. Und es ist auch gut, dass er uns zeigt, dass wir schwach sind. Es ist wichtig, dass wir das merken und empfinden. So hat Gott dafür gesorgt, dass Paulus schwach war und schwach wurde.
Gott sorgte dafür, dass Paulus schon einen Namen bekam, der ihn beständig daran erinnerte. Paulus heißt „der Kleine“, eigentlich stammt der Name vom Lateinischen. Es ist kein griechischer Name, sondern ein lateinischer, zusammengesetzt aus „Parvulus“. „Parvus“ bedeutet klein, „Parvulus“ bedeutet ganz klein.
Außerdem hat Gott Paulus durch etwas schwach gemacht, was wir nicht genau wissen. Paulus nennt es einen „Pfahl für das Fleisch“, wie es Luther übersetzt, oder einen „Dorn im Fleisch“, wie andere es übersetzen. Dieser Dorn machte ihn so schwach, dass Paulus daran merkte, was Gott ihm sagte: „Paulus, ja, du bist schwach, und das ist gut so. Jetzt begreifst du, meine Gnade genügt.“
In 2. Korinther 12, Vers 9 heißt es: „Meine Gnade genügt dir.“
Gott sorgte auch dafür, dass Timotheus schwach war. Er hatte mindestens zwei Schwachstellen. Zum einen eine schwache Gesundheit. Das steht in 1. Timotheus 5,23: „Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und eines häufigen Unwohlseins willen.“
Bei „Unwohlsein“ denken wir meist an Übelkeit oder Ähnliches, aber eigentlich steht dort im Griechischen „Astenia“. Das bedeutet Kraftlosigkeit oder Schwachheit. Timotheus war also körperlich so schwach, dass er sich wahrscheinlich kaum bewegen konnte. Das war seine erste Schwäche: eine körperliche Schwachheit.
Zum anderen hatte er eine schwache seelische Konstitution. Er war kein robuster Mensch. Wir denken oft an Menschen, die etwas erreichen wollen, und in der Welt gilt das als Zeichen eines robusten Charakters, der auch einiges aushalten kann. Timotheus dagegen hatte offensichtlich ein scheues Gemüt.
Das ist etwas, worunter manche Menschen leiden: ein scheues, schüchternes Gemüt zu haben, was schwierig sein kann. Doch Gott hat gesagt, dass Timotheus so war. Gott machte ihn auch in seiner seelischen Konstitution schwach.
Ein Hinweis darauf findet sich wahrscheinlich in 2. Timotheus 1,7: „Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben.“ Timotheus war furchtsam, das war sein Naturell, aber es kam nicht von Gott.
Auch in 1. Korinther 16,10 schreibt Paulus an die Korinther: „Wenn aber Timotheus kommt, so seht zu, dass er ohne Furcht bei euch ist.“ Auch das scheint darauf hinzuweisen, dass Timotheus ein furchtsames Gemüt hatte.
Diese beiden Punkte – schwacher Körper und schwache seelische Konstitution – sind Minuspunkte. Doch es ist gut, dass wir schwach sind und es auch empfinden. Denn dann lernen wir, uns auf den zu stützen, der stark ist.
Wir lernen, uns auf den zu verlassen, der allein vermag. Und wir lernen, an dieser Wahrheit festzuhalten: Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Gott hat mich errettet, nicht meinetwegen, sondern um seiner selbst willen.
Er hat mich nicht wegen meiner Qualitäten errettet, sondern wegen seiner Eigenschaften. Ich verdanke es seiner Gnade, dass ich Christ bin. Diese Gnade befähigt mich, ihm nachzufolgen und zu dienen.
Gott sagt: „Meine Gnade genügt.“ Also sei stark in der Gnade. Darauf müssen wir immer wieder zurückkommen und uns daran festhalten: Gottes Gnade, Gott für uns.
Wenn das wahr ist – Gott für uns –, dann heißt das, dass er mit seiner Allmacht für uns ist. Wirklich Allmacht, der Allgegenwärtige ist immer mit uns. Er, der allein weise Gott, mit seiner vollkommenen Weisheit, der alles überblickt, alles erkennt, alles weiß und alles sieht – er ist für uns.
Gottes Gnade bedeutet: Gott für uns. Sei stark in der Gnade.
Die Aufforderung zum Weitergeben und zum Kampf
Und jetzt kommen die Aufgaben. Er ist ermutigt durch Gottes Gnade. Ja, ich will das gerne tun. Ich verlasse mich auf den Herrn. Der Auftrag geht von ihm aus. Er hat es befohlen, er hat es für mich ausgesucht. Es ist seine Sache, und ich vertraue jetzt auf ihn.
Das Erste, was Paulus dem Timotheus sagt, ist die erste konkrete Anweisung in diesem Brief: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.“
Das bedeutet, dass das, was du gelernt hast, nicht für dich behalten werden soll. Du sollst es lehren und an andere weitergeben. Dies ist eine erste Möglichkeit, das Evangelium zu verkündigen, zu verbreiten und zu lehren.
In Kapitel 4 spricht Paulus dann vom Predigen: „Predige das Wort!“ Dort wird eine andere Methode beschrieben, zum Beispiel auf den Märkten oder in Häusern zu predigen. Hier hingegen geht es um eine Methode, bei der das Evangelium, das gelehrt wurde, anderen beigebracht wird – also das Lehren.
Paulus hat in Kapitel 1 gebetet und im Gebet das ganze Werk, die Bewahrung des Evangeliums, Gott anvertraut. Wir haben gesehen, dass Gott dieses Gebet erhört hat. Doch Gott hat auch Mittel bestimmt, um dieses Werk zu bewahren.
Diese Mittel sind, wie wir gesehen haben, das Wort Gottes und der Kanon. In Kapitel 2 sehen wir ein weiteres Mittel: Damit die Lehre des Evangeliums in dieser Welt erhalten bleibt, damit das Werk Gottes vorangeht und wächst, müssen wir das, was wir gelernt haben, lehren und weitergeben. Wir müssen andere unterrichten – auf welche Weise auch immer.
Such dir solche Leute aus, die treu sind und von denen du weißt, dass sie später genau dasselbe tun werden: lehren.
Der Kampf als Teil des christlichen Lebens
Und dann, im nächsten Vers, Vers drei, heißt es: Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann Jesu Christi. Hier steht ein Wort, das ganz ähnlich ist wie in Kapitel 1, Vers 8: Leidetrübsal mit dem Evangelium hatten wir dort gelesen. Hier steht „Leide mit“. Leide Trübsal, halte zusammen mit!
Eigentlich müsste man das sinngemäß so wiedergeben: Nimm Widerwärtigkeiten in Kauf, tritt den Widerwärtigkeiten entgegen. Sie sind einfach da, gehören einfach dazu. Sie sind ein Stück, ein Teil des Weges, des Wandels, des Lebens des Christen, des Kindes Gottes. Das gehört einfach dazu.
Nun, wie sollte es auch anders sein? Paulus hat immer sehr früh die Christen, die durch ihn zum Glauben gekommen waren, daran erinnert, dass es Schwierigkeiten, Drangsale, Anfeindungen und Leiden geben wird. Er hat das in den Gemeinden gemacht, die eben erst gegründet worden waren.
In Apostelgeschichte 14,22 heißt es: Wir ermahnten sie, im Glauben zu verharren und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.
Er schreibt im ersten Thessalonicherbrief wenige Wochen, nachdem er in Thessalonich gewesen war, oder vielleicht wenige Monate später, in diesem Brief und sagt in 1. Thessalonicher 3,3-4: „Damit niemand wankend wird in diesen Drangsalen, denn ihr selbst wisst, dass wir dazu gesetzt sind. Denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir Drangsale haben würden, wie es auch geschehen ist.“ Und ihr wisst es. Wir sollen es einfach wissen, wir sollen nüchtern sein.
Das Neue Testament redet sehr viel davon. Eine meiner ersten Bibeln, die ich durchlas – diese Gewohnheit habe ich bis heute beibehalten –, war, dass ich immer in einem Brief oder einem biblischen Buch gewisse Themen, die häufig vorkommen, irgendwie anstreiche.
Und eines der ersten Themen, die mir beim ersten Durchlesen der Bibel auffielen, war das Leiden. Wie häufig das vorkommt! Das habe ich mit einer bestimmten Farbe in den Evangelien und in den Lehrbriefen angestrichen. Sie sind voll davon, dass das einfach dazugehört.
Es wäre unnüchtern, es wäre töricht, ja, es wäre Gott widersprochen, wollten wir ein Leben als Christen ohne Leiden führen. Es ist normal, es gehört dazu. Wir haben euch von Anfang an gesagt: Wir sind dazu gesetzt.
Wie soll es auch anders sein in einer Welt, die den Sohn Gottes hasst, ihn in ihrem Hass hingerichtet hat und gesagt hat: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Der Geist dieser Welt ist Gott, seinem Sohn, dem Evangelium und den Kindern Gottes feindlich. Manchmal natürlich ganz freundlich, lächelnd feindlich, vereinnahmend und einlullend, um uns unschädlich zu machen. Wenn das nicht geht, dann folgt Widerstand, Verleumdung, Verfolgung oder Drohung.
Die Welt ist Gott, seinem Sohn und den Kindern Gottes feindlich. Darum muss es Widerstand geben, wenn wir das Evangelium weitergeben, für das Evangelium leben und uns dafür einsetzen, dass das Evangelium uns erhalten bleibt und sich ausbreitet. Es muss Widerstand geben.
Es ist gut für uns, dass wir damit rechnen. Es ist gut für uns, dem einfach in die Augen zu sehen und zu sagen: Das kommt auf uns zu, Gott hat es gesagt, es ist uns verheißen. Wenn dann die Schwierigkeiten, die Drangsale und die Anfeindungen kommen, dann wirft uns das nicht um. Im Gegenteil: Dann stärkt es uns, weil genau das passiert, was der Herr gesagt hat.
Dann stärkt es unseren Glauben, anstatt dass es uns die Macht am Glauben nimmt. Petrus sagt das im ersten Petrusbrief auch: 1. Petrus 4,1: „Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so waffnet auch ihr euch mit demselben Sinn.“
Das ist eine Waffe: sich mit dieser Gesinnung und mit dieser Bereitschaft, Widerwärtigkeiten anzunehmen, zu rüsten. Das ist eine Waffe. Ein guter Kriegsmann Jesu Christi.
Die Konzentration auf das Wesentliche im Leben des Christen
Und dann heißt es im Vers 4: „Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens.“ Paulus verwendet drei Vergleiche, um uns den Kampf und die Arbeit des Christen vor Augen zu stellen. Zuerst vergleicht er uns mit solchen, die an einem Feldzug teilnehmen. Dann vergleicht er uns mit denen, die an einem athletischen Wettkampf teilnehmen. Schließlich vergleicht er uns mit dem Bauern, der pflügt, sät und erntet.
Im Vers 4 steht: „Niemand, der Kriegsdienste tut“ – das griechische Verb „stratoiomai“ hätte ich so übersetzt: „Niemand, der an einem Feldzug teilnimmt.“ Das ist nicht ganz dasselbe. Man kann Kriegsdienst tun, also in der Armee sein und sogar in einem Land leben, das im Krieg ist, und dennoch Zeit für ziemlich viel anderes haben als nur das Soldatenhandwerk. Das gilt besonders, wenn ein genereller Kriegszustand herrscht.
Es ist ja auch bekannt, dass Soldaten ihre Zeit oft vertun, herumsitzen, Karten spielen, ins Wirtshaus gehen und allerlei Dinge treiben. Aber Paulus sagt eben: Niemand, der an einem Feldzug teilnimmt. Ein römischer Legionär war auf Lebenszeit verpflichtet – also bis er so alt war, dass er nicht mehr konnte. Wann genau sie aus der Armee entlassen wurden, weiß ich nicht, vielleicht mit 40 oder 45 Jahren. Sie kämpften jahrzehntelang als Legionäre.
Obwohl Rom oft mit irgendeinem Feind im Krieg lag, verbrachten die Legionäre oft Wochen oder Monate damit, herumzuliegen und nichts Großes zu tun. Doch dann kam eines Tages der Aufruf: Alle müssen aufmarschieren. Es gab eine genaue Anweisung: „Jetzt gehen wir dorthin, jetzt marschieren wir nach Dakien, denn dort sind die Daker oder Dazier aufmüpfig geworden.“ Alle Leute wurden zusammengezogen, und jeder wusste, woran er war.
Jeder hatte seinen Platz, jeder seine Position, jeder war geschult. Während dieses Feldzugs gab es keine Zeit und keine Möglichkeit, an irgendetwas anderes zu denken. Während sie marschierten, auch durch feindliches Land, und wussten, dass sie jederzeit in einen Hinterhalt geraten konnten, waren die Sinne vollkommen angespannt. Jeder war total bei der Sache. Es ging nur um eines: „Jetzt geht es gegen den Feind. Wir müssen ihn stellen, wir müssen uns ihm stellen und ihn einfach niederringen.“ Daran hing das Überleben eines jeden Einzelnen.
Und das sagt Paulus: Wer an einem Feldzug teilnimmt, der kann keine geteilten Interessen haben. So will er uns hier lehren: Ein Christ ist jemand, der ein Interesse hat, das alle anderen Interessen verdrängt.
Natürlich können wir nicht immer beten und ständig die Bibel lesen. Wir müssen ja zur Arbeit gehen – an der Werkbank stehen, wie Hermann es sagte. Aber der Christ ist jemand, der all das einem übergeordneten Interesse unterordnet, nämlich dem Leben für die Sache des Herrn, für das Evangelium.
Er geht arbeiten, nicht um Karriere zu machen, sondern um den Lebensunterhalt zu bestreiten und die Familie zu ernähren. Aber seine eigentliche Aufgabe ist das Evangelium. Er lebt für das Evangelium und ist darauf ausgerichtet.
Ein Mensch mit einem Ziel
Einige von euch kennen wahrscheinlich den anglikanischen Bischof R.C. Ryle. In den letzten Jahren sind einige seiner Bücher auf Deutsch erschienen. Ryle hat zu einem Band mit dem Titel Christian Leaders of the Eighteenth Century beigetragen. Dieser Band ist auf Deutsch nicht erhältlich, der Titel bedeutet „Führende Christen des achtzehnten Jahrhunderts in England“.
In diesem Buch finden sich zahlreiche Biografien, etwa 40 bis 50 Seiten lang, von ungefähr zehn bis zwölf Männern. Darunter sind bekannte Persönlichkeiten wie George Whitefield und John Wesley, aber auch weniger bekannte wie Grisham. Beim Durchlesen dieser Biografien fiel mir ein Ausdruck besonders auf. Immer wieder wird gesagt, dass der Mann so und so „a man of one purpose“ war. Das heißt auf Deutsch: „Er war ein Mensch, der ein Ziel hatte.“
„A man of one purpose“ bedeutet, dass es ihm immer um diese eine Sache, dieses eine Ziel ging. Wilhelm Busch hat einmal erzählt – ich weiß nicht mehr genau, wo, wahrscheinlich in einem Band mit verschiedenen Erfahrungen und Begegnungen –, dass er einen Mann hörte, der mit einem anderen sprach. Dieser sagte: „Ja, dieser Pfarrer Busch ist ja ganz nett, aber er hat einfach einen Vogel.“ Das hat den Pfarrer Busch natürlich interessiert. Er fragte sich: „Wieso? Was für einen Vogel habe ich denn?“
Der Mann antwortete: „Ja, Sie sind ganz nett und ein anständiger Pfarrer, aber Sie haben einen Vogel – Sie reden immer von Jesus.“ Daraufhin sagte Wilhelm Busch: „Ja, ich verdiene dieses Kompliment gar nicht, ich wünschte, es wäre so.“ Doch offensichtlich war es so, denn die Leute merkten, dass dieser Mann auf eine Sache fixiert war.
Genau das meint Paulus hier: Ein Christ, jemand, der für das Evangelium lebt, ist wirklich auf eine Sache fixiert. Das Wort „fixiert“ wird ja oft als Schimpfwort benutzt. Aber in diesem Fall möchte ich dieses Schimpfwort gerne tragen – fixiert auf eine Sache, nämlich auf Christus, auf seine Sache, auf das Evangelium. Dafür lebe ich.
Niemand, der einen Feldzug führt, kann sich gleichzeitig in die vielen Beschäftigungen des Lebens verwickeln. Das geht einfach nicht.
Der Athlet und die Regel der Selbstverleugnung
Der zweite Vergleich, den Paulus verwendet, betrifft den Athleten. Dieser muss nach den Regeln kämpfen, sonst wird er nicht gekrönt. Er muss sich an die Regeln halten. Man könnte zwar auch andere Aspekte beim Athleten herausgreifen, doch Paulus konzentriert sich hier genau auf diesen Punkt.
Er sagt: Der Athlet muss sich an die Spielregeln halten, sonst wird er nicht gekrönt. Vor einigen Jahren gab es wohl einen Witzbold, der den Marathon von etwa 43 Kilometern nicht gelaufen ist. Stattdessen hat er vor dem Stadion gewartet.
Denn der Marathon endet ja im Stadion. Derjenige, der als erster im Stadion ist, läuft dort eine Runde und gilt dann als Sieger. Alle wissen, wer als erster im Stadion ist, und jubeln ihm zu. Dieser Witzbold ist kurz bevor der Läufer an der Spitze das Stadion erreichte, einfach hineingegangen und ist in der Verschwitzung gelaufen. Das ganze Stadion hat gejubelt, und er hat sich den Jubel gefallen lassen. Natürlich dauerte es nicht lange, bis der wirkliche Sieger eintraf.
Es ist klar, dass dieser Witzbold nicht die Goldmedaille bekam, weil er sich nicht an die Regeln gehalten hat. Nun stellt sich die Frage: Welche Regeln sind das? Es geht hier nicht um Gesetze oder um irgendwelche Vorschriften wie zum Beispiel, dass man jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Bibelversen lernen muss, oder eine bestimmte Zeit beten soll, oder mindestens mit einem Menschen über Jesus gesprochen haben muss. Solche Regeln sind nicht gemeint. Wenn jemand solche Dinge für sich tut, ist das gut und fein, aber darum geht es hier nicht.
Worum geht es dann? Wenn wir für den Herrn leben, gibt es eine Regel, an die wir uns halten müssen. Ohne diese Regel können wir nicht für ihn und seine Sache leben. Diese Regel ist die Selbstverleugnung. Wer sich nicht selbst verleugnet, wer nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.
Was bedeutet Selbstverleugnung? Es heißt, zu lernen zu fragen: Herr, was willst du, nicht was will ich? Herr, was ist deine Bestimmung für mich? Was ist dein Wille für mein Leben? Selbstverleugnung bedeutet, bereit zu sein, das eigene Leben zu verlieren.
Wer nicht so kämpft, wird nicht gekrönt. Ganz einfach: Er wird nicht gekrönt. Die Regel lautet also: Selbstverleugnung. Herr, dein Wille, nicht mein Wille.
Der Ackerbauer und die Ermutigung zur Frucht
Und dann der Ackerbauer
Was will uns Paulus mit diesem dritten Vergleich zeigen? Der arbeitende Ackerbauer muss als Erster die Frucht genießen. Das ist eine Ermutigung.
Ich habe diesen Vers jetzt anders gelesen als in der alten Elberfelder Übersetzung. Man muss ihn so verstehen: Der arbeitende Bauer muss als Erster die Frucht genießen. Das ist eine Ermutigung. Für den, der arbeitet – und das ist ganz normal der Bauer, der arbeitet –, nimmt er als Erster einen reifen Apfel vom Baum und beißt in den Apfel. Ein guter, schön gewachsener Apfel, der nicht vom Hagel oder anderen Einflüssen Flecken bekommen hat.
Das ist eine Ermutigung für diejenigen, die für das Evangelium leben. Der Herr wird sie mit Frucht sättigen. Sie werden Frucht genießen, und zwar schon jetzt, in diesem Leben, und erst recht im Hinblick auf die Ewigkeit.
Es ist die Frucht, die unsere Seelen und Herzen froh macht, wenn wir gearbeitet haben, gebetet haben, gerungen haben und Menschen zum Herrn geführt haben.
Ich erinnere mich besonders gut an eine Frau, die durch meine Frau zum Glauben gekommen ist, so in der letzten Phase. Wenn ein paar schwierige Fragen aufkamen, bat sie mich auch, dabei zu sein, um einige dieser Fragen zu beantworten – schwierigere Fragen über Hölle, Verdammnis und solche Dinge.
Sie kam dann zum Glauben, und ich kann mich gut daran erinnern, welche Freude meine Frau hatte, als sie das erste Mal am Sonntag in der Gemeinde war und an der Gemeinschaft der Kinder Gottes teilnahm, am Brechen des Brotes und am Trinken des Kelches.
Der Herr lässt uns auch Freude haben. Er lässt den Arbeiter der Arbeit zuerst von diesen Früchten genießen. Das ist eine Ermutigung.
Wir werden das, was wir gearbeitet haben, auch dann ernten, wenn wir keine sichtbaren Ergebnisse sehen. Wir sehen nicht immer Ergebnisse, wirklich nicht immer. Manche Knechte Gottes haben ein Leben lang gearbeitet und kaum Ergebnisse gesehen. Aber der Herr wird uns reichlich belohnen. Das ist wirklich eine Ermutigung.
Ein Bruder aus Indien hat einmal folgenden schönen Vergleich verwendet, der mir in Erinnerung geblieben ist. Das ist ein so schöner Vergleich:
Ein Vater muss einen Schrank im Zimmer von einer Seite auf die andere schieben. Dann ruft er seinem kleinen Jungen zu: „Hey, komm mal, Hänschen!“ Der Dreijährige Hänschen kommt, und der Vater schiebt den Schrank quer durch den Raum. Hänschen ist dabei und hilft mit.
Wenn der Schrank dann an seinem Platz steht, sagt der Vater zu Hänschen: „Du hast das gut gemacht!“
Genauso ist es auch bei uns. Wir sind vom Herrn gerufen und dürfen mitarbeiten am Werk des Herrn. Eigentlich tut der Herr ja alles, er tut alles. Und wir dürfen ein bisschen dabei sein und mitlaufen – aber wirklich nur ein bisschen.
Am Ende wird er uns dafür belohnen. Er wird sagen: „Wohlgetan, wohlgetan, das hast du gut gemacht!“
Ein großartiger Herr, der uns sogar noch belohnt – und das soll uns ermutigen.
Das Vorbild Jesu Christi und die Gewissheit der Auferstehung
Paulus erinnert Timotheus an dieses Vorbild, das Vorbild des Herrn. Zuvor sagt er noch: „Bedenke, was ich sage, der Herr wird dir Verständnis in allen Dingen geben.“ Denk darüber nach. Machst du das auch? Nachdenken. Wenn du im Wort Gottes liest, denkst du auch darüber nach? Einfach nachdenken. Was sagt uns Gott hier? Was meint er? Stimmt das? Ist das wahr? Darüber nachdenken.
Indem wir über Gottes Wahrheiten nachdenken, beginnen diese Wahrheiten nicht etwa, dass wir sie ergreifen, sondern sie ergreifen uns. Sie fangen an, uns zu erfassen, bekommen uns in den Griff und bestimmen unser Denken und Urteilen. So sollen wir über diese Dinge nachdenken. Denkt darüber nach.
Dann soll Timotheus Jesus Christus im Gedächtnis behalten, der auferweckt wurde aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach dem Evangelium des Paulus. Er soll auch daran denken und dieses Vorbild vor sich haben: Jesus Christus. Manchmal ist das der Blick, der uns hilft, wenn wir denken: „Jetzt ist doch zu viel, ich mühe mich ab, keiner dankt mir, nur Widerspruch und keine Ergebnisse.“ Dann halte Jesus Christus im Gedächtnis, schau ihn an: wie er das Leben ging, das erlebte, wie er sich dahingab. Wurde je einer niederträchtiger behandelt als er?
Dann wissen wir auch, dass der Herr mitfühlt. Was auch immer uns an Enttäuschungen widerfährt, lässt sich nie vergleichen mit dem, was man dem Herrn angetan hat. Auch erweckt er die Toten – ja, eben durch den Tod. Die Feindschaft, die Finsternis, die Rückschläge und das Böse, das sich scheinbar immer mehr durchsetzt, haben nicht das letzte Wort. Auferweckt, auferstanden.
Ja, Auferstehung und Auferstehungsleben, Auferstehung zur ewigen Herrlichkeit – darauf gehen wir zu, nach dem Evangelium, in welchem Paulus Trübsal leidet. Es ist schön zu sehen, dass in diesem Kapitel eine Regelmäßigkeit herrscht. Paulus hat Timotheus gesagt: „Nimm teil an den Trübsalen!“ Und danach sagt er: „Das Evangelium, in welchem ich Trübsal leide.“ Es ist keine Theorie, es sind geliebte Wahrheiten. Paulus lebte diese Wahrheiten und lebt jetzt in ihnen – das ist das Vorbild des Paulus.
In jedem Kapitel kommt das vor, und zwar wie ein Übeltäter. Dieses Wort kommt nur zweimal im Neuen Testament vor: das griechische Wort „kakurgos“ steht nur noch in Lukas 23, in den Versen 32 und 33, wo es heißt, dass der Herr zusammen mit zwei Übeltätern gekreuzigt wurde. Paulus verwendet hier dasselbe Wort, das im Lukasevangelium steht.
Wenn der Herr von dieser Welt so behandelt wurde – unserem Evangelium gehört ja ein Leiden dazu –, dann verwundert es Paulus nicht, dass auch er wie ein Übeltäter behandelt wird. Er leidet bis zu Banden, in Ketten, im Gefängnis, wie ein gemeiner Verbrecher. Aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. Nichts und niemand kann Gott und sein Wort binden, wirklich nicht, bis heute nicht.
Keine Anfeindung, keine Verfolgungen, aber auch kein Spott. Alle Versuche, das Evangelium, die Bibel, den Sohn Gottes und die Ewigkeit lächerlich zu machen, konnten das Wort Gottes nicht aufhalten. Denn das Wort Gottes ist eben Gottes Wort. Und Gott ist lebendig, Gott ist ewig, Gott ist allmächtig. Darum kann niemand und nichts sein Wort aufhalten.
Und deshalb ist Paulus, obwohl er im Gefängnis ist, nicht mutlos, wenn er denkt: „Jetzt hat alles keinen Sinn mehr.“ Er weiß, das Wort Gottes ist nicht gebunden. Wahrscheinlich wusste er nicht, dass die Zeilen, die er hier schrieb, selbst Wort Gottes waren und bis heute gelesen werden. Dass sie im Gefängnis geschrieben wurden und keine Gefängnismauern dieses Wort aufhalten konnten.
Paulus war dadurch nicht behindert und nicht zum Krüppel verurteilt, weil er sich nicht frei bewegen konnte. Napoleon sagte einmal, als er im Exil war – zuerst auf Elba, später auf St. Helena –, er weiß nicht, ob es im ersten oder zweiten Exil war, dass ein Mann in einem engen Rahmen notwendig ein Torso wird. Ein Mann in einem engen Rahmen wird notwendig ein Torso. Natürlich konnte Napoleon sich nur entfalten, wenn er Landkarten vor sich hatte, nicht nur Landkarten, sondern die Weiten Europas, wo er mit seinen Armeen marschieren und seine Strategien entfalten konnte. Da war er ein Mann, aber im Exil, im Gefängnis, ein Torso.
Wie anders ist das bei einem Kind Gottes! Wie kann Paulus etwas sagen? Weil er weiß, dass sein Leben verbunden ist – verbunden ist, verbunden ist mit Gott, verborgen in Gott. So kann der Heilige Gottes äußerlich gebunden sein, und doch ist er die ganze Zeit ein freier Gottesmann. Er kann in den engen Raum eines Kerkers gepresst sein und sich doch beständig in der herrlichen Freiheit bewegen, in den weiten Räumen der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.
John Bunyan, ein Mann, dessen Schriften ungeheure Wirkung hatten, schrieb die meisten seiner Werke im Gefängnis. Er war zwölf Jahre im Gefängnis. Er litt wie ein Übeltäter, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden.
Deshalb sagt Paulus: „Ich erdulde alles um der Auserwählten willen.“ Ja, das Evangelium ist wirklich die Kraft Gottes, und die Gnade Gottes ist eine wirksame Gnade – nicht eine schwache, nicht eine theoretische, nicht nur eine mögliche, sondern eine wirksame Gnade.
Paulus erduldet deshalb alles um der Auserwählten willen. Wie hat das Evangelium diesen Mann verändert? Wie hat die Gnade Gottes ihn verändert? Er setzte alles daran, Christen und die Evangeliumsverkündiger zu verfolgen, umzubringen, auszumerzen. Jetzt sagt er: „Ich erdulde alles um der Auserwählten willen, dass auch sie die Seligkeit erlangen.“
Diejenigen, die von Gott zum ewigen Leben erwählt und berufen sind, sollen die Seligkeit erlangen. Dazu müssen sie das Evangelium hören, das Evangelium muss gepredigt werden, und sie müssen glauben. Denn ohne Glauben kann niemand gerettet werden.
Darum erduldet Paulus alles um der Erwählten willen, damit auch sie errettet werden mit ewiger Herrlichkeit.
Das Vermeiden des Bösen: 2. Timotheus 2,14-26
Ja, wir wollen uns jetzt noch kurz dem zweiten Teil zuwenden. Es ist nicht mehr viel Zeit, aber einige wenige Augenblicke wollen wir noch mit diesem zweiten Teil verbringen.
Der zweite Teil des Kapitels behandelt das Vermeiden des Bösen und umfasst die Verse 14 bis 26.
Es wird daran erinnert, ernstlich vor dem Herrn zu bezeugen, keine Wortstreitigkeiten zu führen. Solche Streitigkeiten sind zu nichts nütze, sondern führen zum Verderben der Zuhörer. Befleißige dich, dich selbst vor Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat und das Wort der Wahrheit richtig teilt.
Die ungöttlichen, eitlen Geschwätz aber vermeide, denn sie führen zu weiterer Gottlosigkeit. Ihr Wort frisst um sich wie ein Krebs. Unter ihnen sind Hymenäus und Philethos, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen. Dadurch zerstören sie den Glauben mancher.
Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen. Jeder, der den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten!
In einem großen Haus sind nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene. Die einen sind zur Ehre, die anderen zur Unehre bestimmt. Wenn sich nun jemand von diesen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Die jugendlichen Lüste aber fliehe! Strebe vielmehr nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.
Die törichten und ungereimten Streitfragen weise ab, denn du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle Milde sein, lehrfähig und geduldig. Er soll in Sanftmut die Widersacher zurechtweisen, in der Hoffnung, dass Gott ihnen Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit.
So mögen sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, der sie gefangen hält, um seinen Willen zu erfüllen.
Warnungen vor schädlichem Reden und die Bedeutung des Vorbilds
In sechs Versen finden wir hier Ausdrücke, die das Vermeiden des Bösen beschreiben. Vers 14 fordert, keine Wortstreitereien zu führen. Vers 16 mahnt, unzüchtige und eitle Schwätzereien zu vermeiden. Vers 19 sagt, man solle sich von Ungerechtigkeit fernhalten. Vers 21 ruft dazu auf, sich von solchen Dingen zu reinigen. Vers 22 fordert, den jugendlichen Lüsten zu entfliehen. Und Vers 23 rät, törichte und unsinnige Streitfragen abzuweisen.
Drei Mal wird in diesem relativ kurzen Abschnitt vor nutzlosem Reden sowie vor schädlichem und sogar gefährlichem Reden und Diskutieren gewarnt. Das zeigt, wie wichtig es ist, wie wir reden, was wir reden und wie wir mit Geschwätz umgehen. Dürfen wir es einfach zulassen oder nicht?
Salomo sagt im Buch der Sprüche: „Bei jeder Mühe wird Gewinn sein, aber Lippengerät ist nur zum Mangel“ (Sprüche 14,23). Außerdem heißt es: „Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge“ (Sprüche 18,21).
In diesem Brief geht es um das Leben für das Evangelium. Dazu gehört auch, dass wir vom Herrn zu den Menschen reden – gutes Reden, das beste Reden, das höchste und wichtigste, das man führen kann. Leben liegt in der Gewalt der Zunge, aber auch Tod. Durch das, was wir sagen, können wir Verderben und Zersetzung verbreiten.
Deshalb warnt Paulus in diesem Abschnitt dreimal: Pass auf, was du sagst, und lass nicht jedes Reden einfach durchgehen! Es kann ganze Gemeinden zerstören. Es kann falsche Lehren einschleusen oder den Frieden und die Gemeinschaft unter den Geschwistern zerstören. Es kann dazu führen, dass Geschwister einander entfremdet werden und Misstrauen gesät wird.
Oder es kann sich einfach um nutzloses Reden handeln – viel Geschwätz und Geplapper, das zu nichts führt, keinen Gewinn bringt und niemandem hilft.
Timotheus soll dem entgegenwirken. Im Vers 15 heißt es: „Sei fleißig, dich selbst Gott bewährt darzustellen.“ Das wirksamste Mittel ist immer das eigene Vorbild. Zeige dich selbst als Gott bewährt in dieser Sache. Mach nicht mit bei dem nutzlosen oder schädlichen Reden!
Stattdessen soll Timotheus folgendes tun: Lehre das Wort der Wahrheit! Hier wird ein griechisches Wort verwendet, das im Neuen Testament nur an dieser Stelle vorkommt: orthotomeo. Es kann so viel bedeuten wie „gerade schneiden“. Jeder Schneider muss schön gerade schneiden, sonst wird das Stück, das er zusammenfügt, schief. Also bedeutet es sorgfältig das Wort Gottes behandeln.
Ich denke aber, dass es eher Folgendes meint: Dieses Verb orthotomeo kommt im Alten Testament zweimal vor, in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, nämlich in Sprüche 3,6: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, dann wird er deine Pfade gerade machen.“ Auch hier steht orthotomeo, die Pfade gerade machen. Ähnlich wird es in Sprüche 11,5 verwendet. Orthotomeo bedeutet also, eine gerade Bahn zu ziehen.
So sagt Paulus zu Timotheus: In der Gemeinde wird oft viel geschwätzt und geredet, vieles ist nutzlos und manchmal sogar böse. Mach da nicht mit! Schneide eine Schneise durch dieses Gestrüpp hindurch, indem du das Wort Gottes lehrst.
Denn das Wort Gottes stellt das Gewissen der Zuhörer vor Gott und lehrt sie, Gott zu fürchten, zu lieben und ihm zu dienen. Dem soll Timotheus das Wort der Wahrheit entgegenhalten.
Die Gefahr schädlicher Lehren und die Notwendigkeit der Abgrenzung
Dann lesen wir in Vers 17: "Dieses Wort wird um sich fressen wie ein Krebs."
Dieses Wort "um sich fressen" bedeutet eigentlich, es wird Weide haben, Weide haben. Kühe können nur gedeihen, wo sie Weide finden, also wo sie etwas zu fressen haben. Ebenso können sich böse Worte, böse Lehren, böse Gerüchte und zersetzende Dinge nur ausbreiten, wo sie Weide finden.
Was heißt das? Es bedeutet offene Ohren, offene Ohren.
Spurgeon hat einmal zu Psalm 15, Vers 3 Folgendes geschrieben: "Der ist ein Tor, nicht ein Schurke, der Gestohlenes entgegennimmt und verwahrt. Bei der Verleumdung verhält es sich wie beim Diebstahl; der Hehler ist so schlimm wie der Stehler." Gäbe es keine lustvollen Hörer böser Gerüchte, würde der Handel mit dieser Ware bald aufhören.
John Trapp sagt: "Der Ausplauderer, englisch Tail bearer, trägt den Teufel in seiner Zunge, der Hörer, englisch Tail hearer, trägt ihn im Ohr."
Der Ausplauderer, der Tail bearer, trägt den Teufel auf seiner Zunge, der Hörer, der Tail hearer, trägt ihn im Ohr.
Dies zeigt, wie böse, zersetzende Worte sich auch lehren und ausbreiten. Unter diesen sind sogar Hymenäus und Philetus. Das müssen bekannte Leute sein, sonst hätte Paulus sie nicht erwähnt. Er ist ja wirklich nicht daran interessiert, irgendjemanden bloßzustellen, aber er muss es sagen, um der Verteidigung des Evangeliums willen.
Sie sind von der Wahrheit abgeirrt und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen. Das ist eine ganz böse Lehre, weil sie Folgendes behauptet: Das, was wir als Christen hier und jetzt empfangen, sei schon das Ziel. Leute, wir sind da am Ziel.
Auch wenn Sie das nicht so offen sagen, so leben Sie doch so. Sie leben so, als müssten wir hier und jetzt immer auf unsere Rechnung kommen, hier und jetzt immer zufrieden sein und es uns hier und jetzt immer gut gehen.
Letztlich bauen alle Lehren und Methoden, die nur darauf ausgerichtet sind, dass es uns hier wohl geht, darauf auf – auch wenn man sich das nicht bewusst macht –, dass man so lebt und so denkt, als sei hier und jetzt das Ziel des Christenlebens.
Aber das ist nicht wahr. Jetzt gehen wir durch Kampf, jetzt gehen wir durch Leiden, jetzt gehen wir durch Niedrigkeit, jetzt gehen wir durch Verleumdung, jetzt gehen wir durch böses Gerücht. Feinde links und rechts – die Herrlichkeit kommt erst.
Der Weg ist nicht das Ziel. Die Erde ist eben nicht der Himmel. Der Himmel ist dort, wo wir keine Krankheiten, keine Schwachheiten, keine Schmerzen, kein Leid und keine Tränen mehr haben.
Abgrenzung von falschen Lehren und das Streben nach Heiligkeit
Nun, was tun, wenn sich solche Tendenzen ausbreiten, sodass das Christentum mehr und mehr zu einer Religion wird, die den Menschen feiert und den Menschen in seinen Bedürfnissen dient? Was ist dann zu tun?
Der feste Grund ist: Gott steht fest und hat diese Siegel. Der Herr kennt diesen Einsinn, das Werk Gottes, und die, die dem Herrn gehören – Gott kennt sie. Woran erkennen wir sie? Jeder, der den Namen des Herrn nennt, wie er Jesus Christus als Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten. Er soll sich ganz klar von diesen Umdeutungen des Evangeliums distanzieren.
Dann wird durch einen Vergleich gesagt, dass man sich manchmal einfach von gewissen Dingen und auch von gewissen Leuten distanzieren muss, sofern wir dem Herrn dienen wollen. Sofern wir ein Gefäß sein wollen zu seiner Ehre.
Die jugendlichen Lüste sollen geflohen werden. Manche denken dabei nur an sexuelle Lüste, aber es sind nicht nur sexuelle Lüste, die gemeint sind. Nicht alle Menschen sind auf allen Gebieten gleich anfechtbar. Es gibt Leute, die Schwierigkeiten mit Geld haben und in diesem Bereich sehr anfechtbar sind. Andere hingegen empfinden das nicht als große Versuchung. Wenn sie einfach ihren Zahltag haben, wollen sie gar nicht mehr Geld.
Viele sind so, dass sie gar nicht viel mehr Geld wollen. Aber sie sind dafür beständig anfechtbar in anderen Bereichen, vielleicht durch Fresssucht oder andere Süchte oder auf sexuellem Gebiet. Wieder andere wollen einfach sich einen Namen machen, Erfolg haben oder die Besten in ihrer Sparte oder ihrem Bereich sein. Das sind alles Lüste, böse Lüste.
Fliehe solche Lüste! Im Haus Gottes haben solche Dinge keinen Platz. Auch der Ehrgeiz, der Erste und der Beste sein zu wollen, hat keinen Platz. Immer Recht haben zu müssen – das sind böse Lüste. Fliehe solche Lüste!
Das Streben nach Gemeinschaft und Gebet
Ich lese euch ein Beispiel für jugendliche Lüste nach Macht oder Ansehen vor. Der Preußenkönig Friedrich, und zwar der Große, ist meistens derjenige, der gemeint ist, wenn man einfach vom Preußenkönig Friedrich spricht.
Er schrieb in einem Brief an seinen Freund Friedrich Jordan: „Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, das Verlangen nach Ruhm, ja, um dir nichts zu verbergen, selbst die Neugierde – mit einem Wort, ein geheimer Instinkt – hat mich der Süßigkeit der Ruhe, die ich kostete, entrissen. Die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und dereinst in der Geschichte zu lesen, hat mich verführt.“
Er hat das Ziel erreicht: Er wurde eine der berühmtesten Persönlichkeiten in der deutschen Geschichte, der große Fritz. Das waren jugendliche Lüste, denen er folgte.
Fliehe jede Art von solchen Lüsten und strebe nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden – aber nicht allein, sondern mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen. Suche gemeinsam die Gemeinschaft der Heiligen!
Und was sollst du mit diesen Heiligen tun, die den Namen des Herrn anrufen? Beten, beten! Nicht einfach nur einmal miteinander beten oder eine Gebetsstunde abhalten oder schöne Gebete sprechen – werde ein Beter.
Wenn wir die Geschichte des Volkes Gottes in der Bibel lesen und studieren, dann stellen wir fest, dass geistliche Bewegungen, die Gott wirkte, auch durch die Gebete derjenigen geschahen, die Gott dienten und in ihrer Zeit verkündigten.
Auch in der Kirchengeschichte ist am Anfang wahrer Erweckungen immer festzustellen, dass sehr viel gebetet wurde, dass gerungen wurde, im Gebet ausgeharrt wurde und zum Herrn verzweifelt geschrien wurde.
Und wenn das Evangelium angegriffen wird, wenn wir umstellt sind und den Eindruck haben, nur noch auf dem Rückzug zu sein, dann sollten wir vielleicht mehr beten.
Sanftmut im Umgang mit Widersachern
Und dann schließe ich mit dem Vers 26: Ja, er soll in Sanftmut jene zurechtweisen, die ihm widersprechen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit.
Wir können ja nicht Buße geben, wir können auch niemanden zur Buße zwingen. Gott gibt Buße. Er kann unsere Worte verwenden, ja, aber Gott gibt Buße. Das gibt uns auch die nötige Demut und Bescheidenheit im Umgang mit schwierigen Leuten. So können sie wieder nüchtern werden aus dem Fallschrik des Teufels, die von ihm gefangen sind für seinen Willen, von ihm gefangen.
Hier wird ein griechisches Wort verwendet, das nur an dieser Stelle vorkommt und in Lukas Kapitel 5. Dieses griechische Wort lautet „zogreo“ und bedeutet eigentlich „lebendig fangen“. Sie sind lebendig gefangen vom Teufel und für seinen Willen.
Der Teufel will ja keine Toten, er will solche, die quicklebendig sind in seinem Dienst und an seinen Interessen im Volk Gottes verbreiten. Das geschieht eben durch eigenwillige Lehren, eigenwilliges Wesen, ichbezogenes Wesen, viel böses Reden, nutzloses Reden, schädliches Reden. Diese sind lebendig gefangen vom Teufel, für den Willen des Teufels.
In Lukas 5 steht ebenfalls dieses Wort „lebendig gefangen“. Lukas 5, Vers 10: Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen – Menschen lebendig fangen steht da. Das Evangelium fängt Menschen auch lebendig. Er rettet keine Puppen, sondern lebendige Menschen mit einem Herzen und mit einer pulsierenden Seele. Aber er will sie retten und fangen für seinen Willen, damit sie ihn lieben.
Es sind eigentlich diese beiden Alternativen, die sich hier stellen. Es gibt kein Drittes. Die mittelalterlichen Philosophen, die Scholastiker, sagten: Tertium non datur – ein Drittes gibt es nicht.
Entweder ist unser Wille gefangen – und dann wissen wir es nicht – vom Teufel. Oder unser Wille ist gefangen im Willen Gottes – und dann wissen wir es. Unser Wille ist gefangen vom Gotteswillen.
Ein Drittes gibt es nicht: Entweder lebendig gefangen vom Teufel oder lebendige Gefangene Gottes und seines Willens.
Daher möge es uns gegeben sein, dass wir es von uns sagen können und mit Gewissen vor Gott sagen können: Herr, ich will und ich bin gefangen für deinen Willen, um für deine Sache zu leben.