Erinnerung an eine ermutigende Botschaft
Es war bei dem Liedermacher Christoph Zehner in den letzten Jahren immer wieder schön, ihn im Süddeutschen Rundfunk zu hören. Wenn dort Reporterberichte kamen, erinnerte mich seine Stimme und die klare, herrlich verständliche Botschaft, die er für unsere Zeit hat.
Jetzt hat mir Christoph Schäfer erlaubt, heute ein Wort auszulegen, das mich in diesen Tagen besonders bewegt. Es stammt von Jesus aus dem Johannesevangelium, Kapitel 16. Dort spricht Jesus von der Traurigkeit der Welt und von den schweren Belastungen, die Christen zu tragen haben.
Jesus wendet sich an seine Jünger und sagt: „Siehe, es kommt die Stunde – sie ist schon gekommen –, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“
Weiter sagt er: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Eindrücke vom Volksfest und die verborgenen Ängste der Menschen
Heute Morgen, als wir aufgebrochen sind, herrschte großes Hallo am Kursaal in Cannstatt. Gerade jetzt startet dort der große Festzug mit etwa 300 Zuschauern. Die Stadtgarde ist ebenfalls da, ebenso die vielen Trachtenwagen.
Schon früh, ab sechs Uhr, wurden die Autos abgeschleppt. Glücklicherweise hatte ich meines außen geparkt, um rechtzeitig vor Ort sein zu können. Es war beeindruckend, die Menschenmassen bei diesem herrlichen Sonnenschein zu sehen.
Kann man in die Herzen der Menschen hineinschauen und verstehen, was sie bewegt, die heute zum Volksfest laufen? Ich habe oft daran gedacht, wenn ich oben auf der Tribüne stand und hinunterblickte in das liebliche Leningertal. Die Orte liegen wunderbar da, und von den Felsen aus sieht es besonders schön aus.
Dann habe ich oft gefragt, was wohl unter den Dächern vor sich geht, in den Häusern. Wie viel Krankheit, wie viel Mutlosigkeit, auch Streit, Verzweiflung und Ausweglosigkeit mag es geben? Doch das Allerschlimmste ist die Angst. Die Angst gehört ganz besonders zu unserem Lebensgefühl – von den kleinen Kindern an, die kaum geboren sind, bis zu den letzten Lebensstunden. Angst ist das, was einen bewegt.
Die Bedrohung durch Terror und die Angst in der Gesellschaft
Wir freuen uns sehr, dass wir heute so einen herrlichen Tag erleben dürfen. Erinnern Sie sich noch an die vergangenen Wochen? Damals lag die Angst wie ein Schatten über unserem Land. Sie saßen vor dem Fernseher und sahen immer wieder dieselben Bilder – was in München geschah und was in Würzburg los war. Terror!
Wenn Sie wissen wollen, was Terror ist: Ein großer Psychologe aus Bayer in Heidelberg hat dies bereits in den Siebzigerjahren erklärt, als die RAF, die sogenannte Baader-Meinhof-Gruppe, aktiv war. Terror ist eine Weise, wie man die ganze Welt unter Druck setzt.
Das Schlimmste daran ist die Angst vor dem, was kommen könnte – die Angst vor Schmerzen und vor Ereignissen, die eintreten können. In diesen Tagen ist diese Angst zur Perfektion entwickelt worden.
Darf ich Ihnen dazu nur ein paar Sätze vorlesen? Unser Außenminister Steinmeier sagte: „Unsere Welt ist aus den Fugen geraten.“ Gestern Abend vor der UNO äußerte er sich so.
Heute könnte die Lage nicht ernster sein, sagte gestern der oberste Terrorexperte der EU. Noch nie sei die Bedrohung durch Terror so hoch gewesen wie im Jahr 2001.
Ich möchte Ihnen keine Angst machen, doch wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass uns noch große Belastungen bevorstehen. Die Herausforderung ist unheimlich groß, und unsere gesamte freiheitliche Welt kann durch Terror in ihren Grundfesten erschüttert werden.
Persönliche und gesellschaftliche Krisen als Quelle der Angst
Und das werden wir erleben. Oft sind auch Ihre persönlichen Erlebnisse so schrecklich, dass Sie sagen: „Ich hätte das nie gedacht.“
Der Tag, an dem die Krankheit so vor mir stand und der Arzt mir dieses Ergebnis mitteilte – was kommt? Wir erleben auf einmal, dass unsere Politik nicht mehr in der Lage ist, die Probleme zu lösen. Von der Unregierbarkeit unseres Landes sprechen schon einige Zeitungen. Und wir wissen nicht, wie die Wirtschaftsentwicklung weitergeht. Die Ungerechtigkeit wächst.
Wie soll das weitergehen mit dem Euro, nachdem es keine Zinsen mehr gibt? Der oberste Chefvolkswirt des Weltwährungsfonds hat jetzt gesagt, es gibt nur eine Lösung: Wir müssen das Bargeld abschaffen, höchstens noch 20-Euro-Noten zulassen, um den Missbrauch des Geldes durch Mafia und ähnliche Gruppen zu bekämpfen.
Ja, wer soll denn auch vor uns sein? Man kommt sich manchmal vor, als würde man durch einen dunklen Tunnel fahren und nicht wissen, wohin er führt.
Ich darf Sie einfach bitten, mit Ihren Nachbarn und Berufskollegen zu sprechen. Sie werden staunen, wie das heute das heimliche Thema der Menschen ist und in kürzester Zeit auch wieder unsere ganzen Fernsehsendungen beherrscht: Was mache ich denn?
Wenn alles wackelt, der Boden unter mir nicht mehr sicher ist und ich nicht weiß, was kommt – es ist wie in der Nacht, wenn man in einem Bus über eine Schotterpiste fährt. Die Blitze zucken am Himmel, und man fragt sich: Wo ist denn das Ziel der Reise? Wohin geht es überhaupt?
Die Herausforderung, mit Angst umzugehen
Ich wundere mich, wie Sie das alles schaffen: abends im Fernsehen die Tagesschau anzuschauen. Das wäre für mich meist das Letzte, besonders wenn Sie nicht noch eine Abendandacht halten. Diese schrecklichen Bilder – die Kinder, Verhungernden, Flüchtlinge, Ertrunkenen und all die anderen – darf ich das schon fertig sagen? Wir können gerne nachher darüber reden. Ich wollte nur kurz noch sagen, dass in dieser Zeit, in der wir leben, das Thema Seuchen und Epidemien allgegenwärtig ist. Wohin geht das Ganze?
Ich bin so froh, dass Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst!“ So wie wir in diese Welt geboren werden, haben wir Angst. Und wir dürfen ganz offen vor Jesus davon sprechen. Das hat Jesus gesagt, als er auf dem Ölberg mit seinen Jüngern saß – mit dem herrlichen Blick hinunter, den die Touristen heute noch nach Jerusalem genießen. Ein wunderbarer Ausblick.
Jesus sagt, er sieht in die Herzen der Menschen hinein und erkennt eine große Not: Junge Menschen, alte Leute, Lebensangst, Todesangst, Angst vor dem Beruf, Angst vor Insolvenz. Wie geht das alles weiter? Leistungsdruck – schaffe ich das alles?
Ich möchte zuerst sagen: Wir müssen uns der Angst stellen. Ich bin so froh, dass die Bibel uns nichts vormacht, keine Illusionen oder Träume vorspielt.
Die Realität des Lebens nüchtern betrachten
Jesus hat so offen gesprochen, dass uns in allen drei Evangelien – Matthäus, Markus und Lukas – diese große Rede von ihm überliefert ist. Die Frage lautet: Was kommt denn?
An einem so herrlichen Herbsttag wie heute ist es gut, dass wir nüchtern, ganz nüchtern, der Realität unseres Lebens ins Auge sehen. Das ist die große Gabe der Christen: Sie träumen nicht und mogeln sich nicht über die Not ihres Lebens hinweg, sondern stellen sich ihr und fragen: Was kommt denn?
Jesus hat in erschütternder Offenheit zu seinen Jüngern gesprochen. Er sagte: Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben, Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Und es ist wunderbar, dass Jesus uns zeigt, was bleibt, auch in den Schrecken der Welt.
Er spricht davon, dass Hunger und Teuerung bleiben werden. Auch das Schreckliche, dass Multikulti nicht funktioniert. Ein Volk wird sich erheben, dann wieder ein anderes. Was wir schrecklich auf dem Balkan erlebt haben, als plötzlich die Europäische Union all die verschiedenen Völker wieder sortiert hat in ihre Käfige, in die sie hineingehören – die Serben und die Bosnier etwa.
Dann sagt Jesus, die Menschen werden vor Furcht verschmachten und auf die Dinge warten, die kommen sollen. Auch in der Gemeinde wird es so sein, dass man Angst hat. Jesus sagt, wach soll man sein, wach und nüchtern, um bereit zu sein.
Das wird für die Gemeinde das Schlimmste sein: dass auch sie hineingerissen wird in diese große Angst. Falsche Christusse werden auftreten – das erleben wir heute in großer Fülle –, die uns falsche Evangelien predigen vom Wohlstand und vom großen Glück.
Christus spricht außerdem davon, dass der Hass gegen den Jesusnamen groß werden wird, so wie wir es in unserer Welt erleben. Die Feindschaft gegen Jesus wird immer größer werden, die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen – davon redet Jesus. Die Liebe wird in vielen erkalten.
Überall wird von Liebe gesprochen, aber es ist keine echte Liebe mehr darin. Stattdessen herrscht immer mehr der Ellbogenkampf, das ständige Habenwollen. Einer gegen den anderen. Die Selbstüberheblichkeit wächst, Menschen aufblasen sich und sagen: Ja, wir können das, wir schaffen das, wir haben alles in der Hand.
Doch wir spüren, dass wir alle nicht alles in der Hand haben und vieles nicht steuern können.
Die Gefahr des Widerspruchs gegen Gottes Wort
Die Bibel spricht an einer Stelle, die mir besonders schwerfällt und immer wieder beschäftigt: vom Menschen des Widerspruchs, der sich erhebt wie Gott und alles, was Gottesdienst heißt, in Frage stellt. Er setzt sich in den Tempel Gottes. Doch was ist eigentlich der Tempel Gottes? Wenn Paulus davon spricht, meint er die Gemeinde.
Wenn sich in der Gemeinde der Mensch des Widerspruchs breitmacht, der gegen Gottes Wort redet und sagt: „Ich“, dann gilt plötzlich nicht mehr das Wort Gottes, sondern die Meinung der Menschen. Das kann einem Angst und Bange machen, wenn man sieht, wohin das alles führt.
Umso wunderbarer ist es, dass uns Jesus absolute Sicherheit bietet. Deshalb können wir auch von den Schrecken der Zeit sprechen, ohne zu sagen: „Hör auf, du machst uns Angst.“ Nüchternheit hilft uns gerade dabei, zu entdecken, wo es eine Zukunft gibt und wo wir Leben finden können – auch in den Stürmen der Zeit.
Denn alles tobt und wackelt unter unseren Füßen. Wo finde ich Zuflucht? Wo finde ich Frieden? Das war so schön in euren Liedern zuvor, wie wir vom Frieden gesungen haben, der sich auf uns herabsenkt. Denn wenn wir den richtigen Frieden haben, können wir ihn auch dann spüren, wenn um uns herum alles wackelt, tobt und unsicher ist.
Jesus als feste Zuflucht in der stürmischen Welt
Also das war der Grund, warum wir uns auch zu den Liedern immer wieder angezogen gefühlt haben. Tobe, Welt, und springe! Ich stehe hier und singe in ganz sicherer Ruh. Gottes Macht hält mich in Acht. Erd und Abgrund müssen verstummen, ob sie noch so brummen. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzürnen – mir steht Jesus bei!
Der Einzige, der im Toben der Welt standhält, ist Jesus, der gekreuzigte und auferstandene Herr. Darum ist es für uns so wichtig, dass wir ganz nah bei Jesus stehen. Jesus sagt seinen Jüngern: „Solches habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.“
Natürlich wollen wir nüchtern die Tagesschau sehen, nüchtern die Zeitung lesen und wach verfolgen, was um uns herum passiert. Wir wollen keine Träumer oder Phantasten sein. Doch Jesus sagt seinen Jüngern: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Dabei spricht er von einer Angst, die so schlimm ist, dass man sie nicht einfach ausknipsen kann wie einen Lichtschalter.
Die Angst legt sich auf uns, unser Körper wird unruhig, unser Herz schlägt in hoher Frequenz, und das Adrenalin pocht in uns. Trotzdem sagt Jesus: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“
Weil ich auf Jesus blicke, habe ich diese Welt überwunden – diese Welt, die Jesus durchlitten hat und die er durch und durch kennt. Es ist wunderbar, wie dieses Wort beginnt: „In der Welt habt ihr Angst?“ – „Ich aber, ich!“ – „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Ich möchte, dass in ihrem Leben dieses „Ich“ von Jesus den ersten Platz hat, dass Jesus in ihrem Leben wohnt. Sie sagen: „Ich habe ihn aufgenommen, er ist mein Herr, er ist mein Erlöser, und mein Leben steht in seiner Hand, was auch kommen mag.“
Das Kreuz als Zeichen der Liebe und Vergebung
Und das schönste Bild von Jesus ist das, wie er am Kreuz hängt, mit den blutenden Wundmalen und dem Gesicht, über das das Blut läuft. Warum? Weil das der Sieg der Jesusliebe, der Gottesliebe ist über eine Welt, die allein ohne Gott leben will.
Gott hat damit noch einmal deutlich gemacht, dass du ihm wichtig bist – so wichtig, dass sein Sohn sein Leben für dich gegeben hat. Weil du diese Vergebung brauchst, die nur Jesus geben kann.
Ich habe mich sehr gefreut, als Christus Schäfer vorhin im Eingangsgebet genau das vor Gott gesagt hat. Es müsste in jeder Versammlung von Anfang an so sein, dass wir unsere Schuld vor Gott bringen. Wir tragen doch eine große Last von vielen Dingen, die uns jeden Tag belasten.
Dann dürfen wir diese Last bei Gott ablegen und frei werden. Die Angst dieser Welt können Sie wirklich nur überwinden, wenn Sie den Frieden Gottes haben. Dann können Sie sagen: Ich weiß, das Alte, das, was vor Gott nicht recht war, die Schuld, die ist vor Gott weggetragen. Jesus hat sie mir weggenommen.
Das wünsche ich Ihnen auch heute bei diesem Fest: Dass Sie sagen können, ich darf jetzt alle meine Lasten ablegen – die bewussten und die unbewussten Sünden meines Lebens. Ich will sie hier hinlegen, wo Jesus sie vergibt und mir wegnimmt, damit ich frei werde.
Die Seele zur Ruhe bringen und auf Jesus vertrauen
Es war so schön, auch in Psalm 62. Ich wusste nicht, dass Christoph diesen Psalm liest, in dem es heißt: „Still meine Seele.“ Ihre Seele ist ja dauernd in Unruhe.
Beobachten Sie das mal in den Psalmen. Das ist die schönste Seelsorge, die Sie betreiben können: Sie müssen mit Ihrer Seele reden. Und das können Sie in dem Psalm „Sei still“. Schau doch her, Gott hat Frieden geschaffen. Dort, am Kreuz, finde ich Frieden, weil Jesus für mich gelitten hat. Das ist so groß, dass nichts mich mehr aus der Hand von Jesus treiben kann.
Wenn Jesus dich hält und in deinem Leben Herr ist, dann brauchst du nicht ängstlich auf das zu sehen, was in dieser Welt geschehen kann. Stattdessen richte deinen Blick auf Jesus.
Es war der große indische Kirchenführer Lessin Jubigen, der bei einer großen Kirchenkonferenz immer wieder dieses Wort in Englisch gerufen hat: „Don’t look on us, look on Him.“ Blick also nicht auf dich und deine Not, sondern auf Jesus.
Weißt du, wenn du in die Röhre geschoben wirst und Platzangst bekommst, dann schau auf Jesus. Sag zu Jesus: Auch wenn die Angst über mein Leben kommt, wenn sie dich in den OP hineinschieben oder wenn du auf der Intensivstation liegst, wünsche ich dir einen Bruder aus der Gemeinschaft oder eine Schwester, die kommt und dir nur ein Wort sagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“
Die Bedeutung des Jesuszeugnisses in schweren Zeiten
Und das ist der Grund, warum ich euch sage: Es ist eine Zeit wie noch nie, in der wir ganz schlicht unser Jesuszeugnis geben dürfen. Hier bekommen auch viele Worte, die wir einmal gelernt haben – Bibelworte und erst recht Liedverse – ihre Bedeutung zurück.
In diesen Tagen ist ein kleines Heftlein erschienen. Ein Witwer hat es herausgegeben, das von einer Frau handelt, die Mutter von mehreren Kindern war und ganz schwer an Krebs erkrankt ist. Sie erzählten, wie furchtbar es in diesen Rehakliniken ist, wenn all die Leute dort sitzen mit ihrer Hoffnungslosigkeit. Sie hat damals geschrieben: Warum ist da kein Seelsorger da?
Sie sagte: Schon das Lied „Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gott deines Lebens“, die Paul-Gerhardt-Lieder, sind so wunderbarer Zuspruch. Wir können die Probleme nicht lösen, aber es ist wunderbar, dass Gott das zulässt, weil er sich in diesen schweren Zeiten an uns verherrlichen will.
Darum hat Jesus seine Jünger auch in die Angst hineingeführt, in die notvollen Situationen. Selbst auf den See Genezareth hat er sie geschickt, als der Sturm losbrach. Hat Jesus das nicht gewusst? Doch, aber er will, dass wir im Sturm und in den toben Wellen lernen, dass er größer ist als das, was uns bedrohen mag.
Wir haben Helmut Müller noch aus dem Siegerland kennengelernt. Er hat so viele Kurfreizeiten gehalten und immer die Texte von Käthe Walter so wunderbar vertont. Dann hat er erzählt, wie es bei ihm selbst war, als plötzlich festgestellt wurde, dass er unheilbar krank ist. Wie die Gedanken dann kreisen und wie man die Krankenhausaufenthalte durchleidet.
Und dann hat er auf einmal gemerkt: Auch wenn Jesus nicht das tut, was ich wünsche, sondern mich Wege führt, die mir dunkel sind, darf ich doch wissen, dass sich Jesus in dieser Zeit ganz wunderbar an mir verherrlicht.
Seid getrost, seid mutig! Ich muss wissen: Ich bin geliebt von ihm und getragen – auch in alter Not, die mich bewegen mag.
Der Glaube an die Auferstehung als Quelle des Friedens
Und wie bekomme ich diesen Frieden?
Es war ja interessant, dass einer der Jünger nicht dabei war, als Jesus als der Auferstandene zu seinen Jüngern kam. Die anderen Jünger wurden froh, weil sie Jesus mit ihren eigenen Augen sahen.
Aber wir sehen Jesus heute nicht mehr mit den Augen. Deshalb war es besonders beeindruckend, dass einer der Jünger sagte: „Wenn ich Jesus nicht mit meinen Augen sehe, dann glaube ich euch überhaupt nicht.“ Das entspricht ja unserer Art zu denken – wir verlassen uns immer auf das, was wir mit unseren Augen sehen.
Doch über die Augen bekommst du niemals Gewissheit für deinen Glauben. Im Gegenteil: Durch die Augen kommen all die Zweifel. Das sind die tobenden Wellen, die Macht der Krankheit, die Ereignisse des Schreckens, die in dieser Welt toben, und die Erschütterung der Welt.
Später hat Jesus diesen Thomas noch einmal getroffen. Dabei hat er es nie abgewertet, dass Thomas nachgefragt hat. Das ist immer gut und wichtig – man muss wissen: Ist Jesus wirklich auferstanden? Ist er wirklich der Herr über alle Mächte dieser Welt und über alle Bedrohungen?
Zu Thomas sagte Jesus den Satz: „Lege deine Hand in meine Wundmale hinein.“
Das möchte ich dir auch sagen: Wenn du einmal entdeckt hast, dass Jesus für dich gestorben ist, dass er das Opfer am Kreuz für dich geworden ist, dann bekommst du diesen Frieden.
Ich weiß: Der, der für mich am Kreuz gelitten hat, der lässt mich nicht los. Er ist mein guter Hirte, und ich darf in großem Frieden leben.
In einem Psalm steht das schöne Wort: „Meine Seele ist stille geworden wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter.“
Die Bedeutung des Wachseins und der Gemeinschaft in schwierigen Zeiten
Und deshalb war es wichtig, wach zu sein. Wo ist die Stunde heute, in der wir leben?
In den kommenden Tagen, wenn wieder die schrecklichen Ereignisse losbrechen und der Terror bei uns angekommen ist, durfte er eure Freunde einladen und sagen: „Wir lesen Psalmen miteinander. Wir lesen all die großen Jesusworte, die herrlichen Verheißungen des Friedens.“
Er durfte auch die Besuche machen bei den Kranken, bei den Verzweifelnden und bei den Mutlosen. Darum sagt Jesus: „Seid getrost.“ Dieses Wort „getrost“ bedeutet nicht nur, dass man für sich ganz fröhlich ist. Es heißt: Sei mutig! Du stehst mitten in den Bedrohungen und der Angst, aber du kannst fest mit deinen Füßen hinstehen. Du kannst mutig sein und sagen: „Ja, ich bin geborgen und getrost.“
In unserer Gemeinde war das ein ganz großer Schatz: die Alten und die Kranken. Ich möchte das besonders zu den Alten sagen. Für junge Leute ist das etwas ganz Wunderbares, denn wir haben ja immer Angst, zu den Schwerleidenden in die Pflegeabteilung zu gehen. Was können wir denn schon mitbringen? Ich dachte immer, die Krankenschwester kann wenigstens nur das Leintuch gerade ziehen, aber ich kann ja nur ein Wort sagen.
Und wie das dann die schwer geprüften Alten gesagt haben: Das ist das Allergrößte, dass ich jetzt weiß und dass du mir dies zusprichst – Jesus ist da.
Gottes Gnade als Begleitung in stürmischen Zeiten
Es heißt, dass Berge weichen und Hügel entfallen sollen. Das ist eine große Veränderung, wenn Berge weichen und Hügel verschwinden. Aber meine Gnade – die freundliche, herrliche und vergebende Zuwendung von Jesus – geht mit dir in dein stürmisches Leben hinein.
Es ist die Not vieler junger Leute, dass sie heute schon ganz früh ausgebrannt sind von den großen Belastungen und Anforderungen, die sie haben. Das betrifft sowohl das Berufsleben als auch die Schule und die Prüfungen. Ich selbst hätte mein ganzes Schulleben nie durchstehen können, wenn ich nicht vor jeder Klassenarbeit gewusst hätte, dass ich in der Hand von Jesus geborgen bin.
Wir wollen es den jungen Leuten sagen, besonders von den Eltern: Ich kann das Leben doch nicht bewältigen ohne diesen großen Namen. Deshalb halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt. Das ist das Allerschönste in unseren Versammlungen, dass wir uns das einander zurufen dürfen.
Jesus ist da mit seinem großen Frieden. Die ganz große Bedrohung, die Jesus nennt, wird in der letzten bösen Zeit, in der wir ja leben, sein, dass die Gemeinde immer weiter von Jesus abrückt. Dass sie sein Wort verliert und dass das Wort Gottes immer seltener wird. In der Offenbarung heißt es beim Lob: „Du hast mein Wort bewahrt.“ Denn das Jesuswort ist das Größte, das wir in dieser dunklen Zeit haben.
Das Schlimmste ist, wenn wir das Wort Gottes mit allerlei anderen Vorstellungen vermischen. Ich darf aber wissen: Auch die Macht des Teufels ist besiegt durch den Opfertod von Jesus am Kreuz und durch seine Auferweckung. Jesus sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Das dürfen Sie wissen, auch wenn Sie die Wüstenstrecken Ihres Lebens durchlaufen.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Hausbesuchen
Und das ist der schönste Dienst, den Sie als Gemeinschaft tun dürfen, wo Sie auch sind – im Remstal oder in Kirchheim – und wo Gott Sie unter die Mitmenschen gestellt hat. Das ist das Allerwichtigste.
Ich habe das immer so genossen in der Großstadt. Wissen Sie, die Hausbesuche sind heute der schönste Dienst, den man tun kann. Und ich habe mich immer gewundert, dass die Leute die Tür geöffnet haben. Die meisten haben gesagt: „Warum kommen Sie erst jetzt? Wir haben lange auf den Pfarrer gewartet.“
Nach kürzester Zeit haben sie von den Schrecken ihres Lebens erzählt, wie furchtbar es war, als der Mann sie verlassen hat und die Ehe auseinanderbrach. Dann haben sie angefangen zu weinen und zu erzählen, dass die Kinder nicht mehr nach ihnen schauen und wie das ein Geschäft war, dieses Mobbing.
Dann dürfen wir ein Wort Gottes sagen: Sein Jesus ist bei ihnen. Dürfen wir noch miteinander beten? Sie brauchen gar kein Anschleichen mehr, sie können das direkt sagen. Die Offenheit ist so groß.
Umso mehr haben wir in diesen schweren Zeiten, die uns bedrohen und Angst machen, diese Erfüllung von Jesus in seinem Wort: „Ich habe mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habt.“ Wo denn sonst Frieden? Wo gibt es Frieden in dieser zankenden Welt? Wo gibt es Gerechtigkeit in dieser Welt? Nur unter dem Kreuz von Jesus, wo Gott dich gerecht macht und dir sagt: „Du bist mein, niemand kann dich aus meiner Hand reißen.“
Und das ist so wunderbar in diesen Tagen.
Ich habe ja gesagt, dass heute so viele Menschen Christen werden – allerdings nicht bei uns, weil bei uns das Wort Gottes Rage geworden ist. Darum freue ich mich so an den Gemeinschaften, dass hier nichts als das Wort ausgelegt wird, das Bibelwort, das Gott gesprochen hat. Sein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
Wir brauchen keine Theologien, wir brauchen den Zuspruch des Wortes Gottes, der uns weiterträgt.
Das Wachstum des Glaubens unter Verfolgung
Ich habe in diesen Tagen erstaunlich beobachtet, wie viele Muslime Jesus annehmen. Das ist im Iran unter Khomeini so, ebenso in Nordafrika. Besonders merkwürdig ist es unter dem Terror.
Die meisten Todesopfer gab es im Jahr 2014 durch den Terror von Boko Haram in Nordnigeria. Dort wurden 14 Frauen, Kinder und Männer getötet – alles unschuldige Zivilisten, die diesem sinnlosen Terror zum Opfer fielen. Sie haben nie zurückgeschlagen, sondern für ihre Feinde gebetet. Das hat bei vielen Muslimen etwas ausgelöst: Wie können sie das tun?
Die Christen haben an den Gräbern ihrer Lieben für ihre Feinde gebetet. Das ist ein großes Zeugnis dafür, dass ihr Leben in der Hand Gottes steht. Sie wissen, dass Gott auch das Schwere zulässt und dass Jesus sie durch diese schwere Not hindurchführt. Sie haben eine Hoffnung, von der die Welt nichts weiß.
Wenn Christus sein neues Reich bringt und wir in der Ewigkeit bei ihm sind, hat das eine ganz große Bedeutung. Wir erleben das in unserer Welt, zum Beispiel in China. Warum wächst die Christenheit in China so stark? Das ist unglaublich, obwohl es dort keine Religionsfreiheit gibt. Das klare und deutliche Bekenntnis zu Christus bleibt bestehen.
Ich möchte Mut machen: Ob in Nordkorea, Laos, Kambodscha oder Kuba – überall dort, wo Menschen in großer Klarheit wissen, dass Christus sein Wort bestätigt, haben sie Frieden in ihm.
Die Offenbarung und die Hoffnung auf den Sieg Jesu
In der Offenbarung, Kapitel 5, ist es wunderbar, wie dieses Buch plötzlich in unserer Zeit spricht. Johannes sieht ein kleines versiegeltes Buch, das niemand öffnen kann. Dieses Buch enthält die Geheimnisse der Weltgeschichte. Er fragt: Wer kann das Buch öffnen?
Er weint sehr, denn niemand kann es öffnen. Niemand weiß, wie die Weltgeschichte weitergeht. Vom Fortschritt ist keine Spur zu sehen. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer mit Bedrängnissen und Not.
Dann sagt ein Engel zu Johannes: Weine nicht! Das Lamm aus Juda hat überwunden. Der Löwe aus Juda – der Löwe aus Juda, der Löwe steht für die Größe Israels. Johannes dreht sich um und möchte den Löwen ansehen. Doch was sieht er? Das geschlachtete Lamm.
Daraufhin stimmen die himmlischen Heerscharen ein Lied an: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, Preis, Ehre, Anbetung, Kraft und Stärke zu empfangen.
Dieser Jesus führt uns durch die Weltgeschichte hindurch. Das ist für uns ganz wichtig: Jesus siegt und bleibt ewig bestehen. Er führt uns durch alle Schwierigkeiten. Auch wenn die Finsternis trotzig wütet und schnaubt, auch wenn du in deinem Leben viel an Enttäuschungen, Not und Untreue erlebst – Jesus siegt.
Er will in deinem Leben der Herr sein, der dich leitet und führt. Wir haben eine große Zukunft, darauf kann man sich ganz fest verlassen. Darauf kann man sich ganz fest verlassen.
Ermutigung im Glauben trotz Ängsten und Sorgen
Mir war es heute sehr wichtig, Ihnen das zu sagen: Die Ängste der Welt sind nicht unser Thema. Aber wir wissen darum, und wir sehen das nüchtern.
Ich weiß, wie viele von Ihnen auch heute in dieser Versammlung von schweren Ängsten belastet sind – Ängste um ihre Enkel, Ängste, wie das alles weitergeht mit der Krankheit, mit dem Beruf, mit den wirtschaftlichen Sorgen, die man hat, und mit den Nöten.
Erst recht, wenn dann die Schlagzeilen kommen, die uns entsetzen, ist es so wichtig, dass wir in diese Welt hineinrufen: Christus ist unser Friede. Wir laden die anderen ein und sagen: Wir laden euch ein, hört doch die Stimme von Jesus in dieser Sache!
Jesus sagt: Bleibt in mir! Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Das zeigt sich durch die ganze Geschichte der Christenheit wunderbar, wie Jesus seine Gemeinde in den schwersten Zeiten gebaut hat – in großer Not und in großer Traurigkeit.
Jesus sagt: Solches habe ich mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habt. Seid mutig, legt die Furcht ab! Ja, ich kann sie weglegen, Jesus, du weißt, du kennst mein ängstliches Herz. Aber ich weiß, dass mein Leben in deiner Hand steht, und ich gehe fröhlich meinen Weg.
Nur eins nicht: Ohne Jesus keinen Schritt. Ohne Jesus keinen Schritt mehr!
Leben mit Jesus als Quelle von Frieden und Zuversicht
Wenn jemand ohne Jesus lebt – ihr jungen Leute und eure Berufswahl –, dann ist es wichtig, dass ihr mit Jesus lebt. Egal, wo du deinen Platz hast: im Büro, in der Fabrik, in der Werkstatt, in der Architektur oder als Lehrer – lebe mit Jesus!
Beginne keinen Tag ohne Jesus und ohne sein Wort! Das ist herrlich und schenkt einen ganz wunderbaren, großen Frieden. Diese Kraft stärke ich auch in den schwierigen Zeiten. Und erst recht, wenn unser Leib immer mehr unter dem Schatten des Todes liegt.
Wir haben doch einen Todesüberwinder. Dann kommen die herrlichen Lieder, die großen Lieder: "Christus ist erstanden von der Macht aller." Wie tief Kreuz, Trübsal oder Pein, mein Heiland greift allmächtig ein. Er reißt mich heraus mit seiner Hand. Wer mich willhalten will zur Schand, lebt Christus, was bin ich betrübt! Ich weiß, dass er mich herzlich liebt.
Auch wenn mir gleich alle Welt stürmt, dass ich Christus bei mir habe, ist das doch wunderbar für uns. Wir haben eine Hoffnung. Dann machen wir aus unseren Begräbnissen Siegesfeiern, in denen wir danken und loben, dass wir eine Hoffnung haben, die uns die Welt nicht nehmen kann, auch der Tod nicht. Wir haben eine Zuversicht – das ist so wunderbar.
Wir wandern unsere Straße fröhlich in großer Gewissheit. Ich wünsche euch, dass ihr in euren Gemeinschaften und Jugendkreisen diese herrliche Hoffnung weitergeben könnt: die Freude und die große Zuversicht unseres Herrn Jesus Christus.
Schlussgebet um festen Glauben und Führung
Wir wollen noch beten:
Lieber Herr, gib uns diesen festen Glauben an dich, dieses Festhalten an deinem Wort und diesen Blick auf dich, den Todesüberwinder. Du hast gesiegt gegen alle Macht der Finsternis und des Teufels.
Du sollst in unserem Leben der Herr und der Sieger sein. Wir danken dir. Amen.
