Mut und Freimut im Glauben bekennen
Ja, das bewegt mich sehr: das Vorbild der bedrängten Gemeinde. Wenn man in Ländern unterwegs ist, in denen Christen verfolgt werden, und sieht, unter welchem großen äußeren Druck sie ihren Glauben bekennen, dann denke ich jedes Mal: Was kann ich von diesen Geschwistern lernen? Was können sie mir zeigen?
Das eine, das man sofort von ihnen lernen kann, ist der Mut und der Freimut, Jesus Christus zu bekennen. Das möchte ich lernen. Wisst ihr, das fehlt mir manchmal. Da ist man so in seinem Trott drin und denkt an alles Mögliche – nur nicht daran, den Tag zu nutzen und Jesus als Herrn zu bekennen. Dabei sind doch lauter Menschen um uns herum, die verloren gehen, wenn sie diesen Herrn Jesus nicht kennenlernen, der ihr Leben verändern kann.
Unser Thema ist jetzt ja eigentlich falsch gestellt. Man sagt ja manchmal, wenn man Fragen stellt, die man mit Ja oder Nein beantworten kann, ist das nicht so ganz einfach, weil das Gespräch dann gleich zu Ende ist. Also: Will ich eigentlich Gottes Willen tun? Ja. Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will? Ja. Und damit ist ja eigentlich alles gesagt. Da könnten wir jetzt schon wieder gehen und uns die Bibelarbeit schenken.
Aber da ist ja noch eine andere Dimension, und mir ist das aufgefallen, als ich anfing, über diese Fragestellung nachzudenken. Da ist eine tiefere Dimension, eine tiefere Schwierigkeit, eigentlich ein Problem bei diesem Thema. Es ist nämlich so, dass es bei mir auf der Theorieebene klar ist: Natürlich will ich Gottes Willen tun. Wir sind hier auf der Jugendmissionskonferenz, und ich gehe mal davon aus, dass viele von uns Gottes Willen tun wollen. Das ist die Theorieebene.
In der Praxis sieht es aber so aus, dass wir ganz oft nicht Gottes Willen tun. Ja, was ist denn da los? Wir sind hier auf der Jugendmissionskonferenz, und ich gehe mal davon aus, dass die meisten von uns sagen würden: „Ja, Herr Jesus, du darfst mich führen.“ Und weil wir wissen, dass der Herr gut ist, würden wir vielleicht verhalten, vielleicht zitternd, vielleicht ängstlich auch sagen: „Jesus, meinetwegen darfst du mich auch führen, wohin ich nicht will, weil ich darauf vertraue, dass es gut ist.“ Das ist die Theorie.
Aber in der Praxis sieht es dann doch wieder oft so aus, dass Jesus uns führen möchte – zum Beispiel, jetzt das versöhnliche Gespräch mit den Eltern zu suchen – und wir wollen nicht. Oder dass Jesus uns führen möchte, im Geschäft oder in der Schule einfach mal unseren Glauben zu bekennen. Wir spüren, dass es jetzt dran ist, und wir trauen uns nicht.
Mir ging das mal so in der Bank. Ich bin Bankkaufmann und habe in Ostfriesland eine Ausbildung gemacht. Ich hatte einen befreundeten Direktor in einer Volksbank bei uns. Ich besuchte ihn zusammen mit meiner Frau. Wir saßen in seinem schönen Geschäftsführerbüro in der Volksbank, oberhalb vom Marktplatz – eine tolle Sache. Und mitten im Gespräch sagte er auf einmal: „Ich habe eine ganz schlimme Diagnose bekommen, wahrscheinlich habe ich Krebs.“
Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will! In dem Moment hatte ich eine ganz laute, leise Stimme von Gott, vom Heiligen Geist, in meinem Herzen: „Manfred, jetzt frag doch diesen Mann, ob du mit ihm beten darfst.“ Und ich habe das nicht getan. Das bereue ich bis heute, dass ich an diesem Tag versagt habe, dass ich diese Gelegenheit nicht genutzt habe.
Dieser Mann hat die Diagnose bestätigt bekommen, er hat Krebs bekommen. Dann fingen die ganzen Verhandlungen an und so weiter – ein schwerer Weg, ein dunkler Weg. Jesus hat mir den Anstoß gegeben, ihm am Anfang dieses schweren Weges ein Licht zu sein, einen Impuls geben zu dürfen. Und da habe ich versagt.
Gottes Ruf und die Bereitschaft zur Nachfolge
Will ich eigentlich Gottes Willen tun, darf Gott mich führen? Wohin ich nicht will?
Unser Bibeltext, Johannes Evangelium Kapitel 21, beginnt damit, dass Jesus zu Petrus spricht. Ich bin sicher, dass es heute Morgen genauso ist. Jesus geht hier bei uns durch die Reihen und möchte mit einigen von euch ganz persönlich sprechen. Er möchte heute Morgen einigen ins Herz sprechen, weil er euch Mut machen will: Kehrt um, gebt mir euer Leben, vertraut mir euer Leben an!
Jesus möchte heute zu dir sprechen, und Jesus möchte heute zu mir sprechen. Vor der Andacht heute haben wir hier in der Ecke gestanden und für diese Einheit gebetet. Wir haben gebetet, dass genau das geschieht – dass Gott uns persönlich begegnet. Manche von uns möchte Jesus heute Morgen auch berufen. Darum sind wir hier auf der Jugendmissionskonferenz: damit Jesus durch die Reihen geht und sieht, da ist ein neuer kleiner Hatzentäler, ein Jim Elliot, eine kleine Maria, eine neue Martha. Jesus möchte in dein Leben kommen, dich führen und segnen und dich für andere Menschen zum Segen werden lassen.
Aber jetzt hängt alles an dieser Frage: Will ich eigentlich Gottes Willen tun? Darf er mich führen? Bin ich bereit?
Vor vielen Jahren, 1994, habe ich meine erste Gemeinde als Pastor bekommen. Als ich aus dem Studium kam, habe ich mich mit Theologie, Großstadt und Evangelisationsstrategien beschäftigt. Damals sagte ich meiner Kirche: „Was ich am liebsten hätte, wäre, irgendwo in Hamburg oder Berlin arbeiten zu dürfen.“ Das war meine Vision, so meinte ich von Gott gehört zu haben.
Nach einiger geheimnisvoller Zeit – wie Kirchenleitungen so arbeiten mit Sitzungen und Gebet und so weiter – kam dann die feierliche Berufung: „Manfred, wir haben eine Stelle für dich gefunden in einem kleinen thüringischen Dorf am Rennsteig.“ Meine erste Reaktion war: „Mach ich nicht, nicht mit mir! Wer bin ich denn?“ Das war kurz vor der Weihnachtszeit.
Dann las ich in meiner eigenen stillen Zeit – manchmal ist das ja so zufällig – Lukas Evangelium Kapitel 2. Dort stand eine interessante Geschichte: „Da machte sich auch Josef aus Galiläa in das jüdische Land zur Stadt David, die da heißt Bethlehem.“ Das war ja nicht Jerusalem oder Alexandria oder irgendetwas anderes Tolles wie Rom, sondern Bethlehem.
Und dann legten seine Eltern das Jesus-Baby auch noch in die Krippe. Das hat mich damals umgehauen. Ich dachte: „Mensch, was mache ich hier eigentlich? Ich weigere mich, einer Berufung zu folgen, weil sie mir nicht groß genug erscheint. Und Jesus lässt sich vom Vater in diese Welt senden – in das letzte Kaff nach Bethlehem – und wird dort auch noch in eine Krippe gelegt.“
Das hat mich damals tief bewegt. Ich habe diese Dienstzuweisung angenommen und bin gerne nach Thüringen gegangen. Es ist überhaupt eine schöne Gegend dort am Rennsteig, ein tolles Dorf, eine tolle Gemeinde – genau das Richtige für mich.
Aber Jesus musste mir erst in seinem Wort zeigen, wie er sich die Beziehung zwischen ihm und mir vorstellt. Wisst ihr, Petrus beschreibt das im ersten Petrusbrief. Er sagt, Jesus hat uns ein Vorbild gegeben, dem wir nachfolgen sollen – seinen Fußstapfen.
Das Wort, das im Griechischen für Vorbild gebraucht wird, ist hypogramos. Jetzt sind wir nicht alle Griechen, ich auch nicht. Ich habe mit Ach und Krach mein Griechisch geschafft. Aber wenn man das mal nachschlägt, ist es ganz interessant: Hypogramos bezeichnete damals das Material des Grundschullehrers für die ABC-Schützen. Der Lehrer konnte den Schülern damit erklären, wie man die Buchstaben zeichnet. Es war so etwas wie eine Schablone, mit der man lernen konnte, die Buchstaben nachzuzeichnen, die der Lehrer schon beherrschte.
Es ist toll, wie Petrus dieses Bild gebraucht: Hypogramos. Jesus ist so ein Vorbild. Wir wollen nicht sagen „eine Schablone“, aber Jesus ist ein Vorbild, das uns vorlebt, wie wir Nachfolge leben können.
Das, was wir in der Bibel haben, was wir in dem Bild und im Vorbild Jesu sehen, ist so etwas wie das ABC der Nachfolge. Was mich damals so überzeugt hat, war nicht irgendeine Theorie, sondern Jesus selbst – sein Vorbild. Er ist nach Bethlehem gegangen und hat sich in die Krippe legen lassen.
Gehorsam und die Frage nach dem richtigen Gehorsam
Will ich eigentlich Gottes Willen tun, darf Gott mich führen, wohin ich nicht will, um Gottes Willen zu gehorchen? Das mit dem Gehorchen ist ja so eine Sache. Wenn wir an das Gehorchen denken, dann ist natürlich die erste Frage, die wir uns stellen müssen: Wem wollen wir denn gehorchen? Wir können ja nicht einfach irgendjemandem gehorchen.
Heute dringen so viele Stimmen an uns heran. Es gibt so viele Einflüsse, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen, so viel, was wir tun oder machen könnten, so viele Berufungen. Wem wollen wir gehorchen? Wem können wir gehorchen?
Und jetzt begegnen wir in unserem Text heute im Johannesevangelium diesem Einen, dem wir gehorchen können.
Johannes 21,15: Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als diese?“ Er spricht zu ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Spricht Jesus zu ihm: „Weide meine Lämmer.“
Er spricht zum zweiten Mal zu ihm: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“ Er antwortet: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Jesus sagt zu ihm: „Weide meine Schafe.“
Zum dritten Mal spricht er zu ihm: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“ Petrus wurde traurig, weil er nun zum dritten Mal gefragt wurde: „Hast du mich lieb?“ Er antwortete: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Schafe!“
Dann kommt dieser Vers 18: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.“
Das sagte er, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: „Folge mir nach!“
Lieber Herr Jesus, jetzt lass auch uns ganz klar verstehen, wie es um uns steht und was du mit uns vorhast. Lass uns ganz neu deinen Ruf in die Nachfolge hören. Zeige uns, was du als Berufung und Auftrag für uns hast. Und dann, Herr, schenke uns auch die Kraft, die wir dafür brauchen. Amen.
Die Einordnung des Textes und die Bedeutung der Auferstehung
Gehorchen – wem wollen wir gehorchen?
Ihr Lieben, wenn wir den Text im Johannesevangelium Kapitel 21 lesen, ist es interessant zu sehen, wo dieser Abschnitt steht. Wenn man sich theologische Bücher anschaut, sagen fast alle Theologen, dass dieser Abschnitt eigentlich nicht zum Johannesevangelium gehört.
In der Welt möchte man am liebsten, dass das Johannesevangelium in Kapitel 19, Vers 41 endet. Wisst ihr, was dort steht? „Sie fanden ein Grab, da hat noch niemand dringelegt.“ Und dort wurde Jesus hineingelegt. Das bekannte Musical „Jesus Christ Superstar“ hört genau an dieser Stelle auf: Johannesevangelium 19,41 – dann ist Schluss. Sarg ins Grab, Stein davor, aus die Maus.
Aber dann kommt Kapitel 20. Dort ist das Grab leer. Petrus ist einer der Ersten, der das sieht. Jesus ist auferstanden. Er begegnet Maria, die daraufhin zu den Brüdern geht und sagt: „Wir haben den Herrn gesehen! Jesus lebt, Jesus lebt!“
Die meisten Theologen sind sich einig, dass Kapitel 20 noch zum Evangelium gehört. Aber Kapitel 21? Ja, das gehört erst recht dazu. Kapitel 21 zeigt uns, wie es nach der Kreuzigung, der Grablegung und der Auferstehung weitergeht. Wie zeigt sich der auferstandene Herr jetzt in deinem und meinem Leben? Wie geht es mit Jesus im Alltag weiter?
Das ist die Geschichte, die im Johannesevangelium Kapitel 21 berichtet wird: Petrus und sechs andere Jünger wussten nicht, wie es weitergeht. Sie hatten die große Botschaft gehört, aber was bedeutet das jetzt praktisch? Sie gingen zurück in ihren Beruf und fingen wieder an zu fischen.
Der Text berichtet, dass sie die ganze Nacht nichts gefangen hatten. Dann begann ein neuer Morgen. Vielleicht fängt für dich heute auch so ein neuer Tag an, an dem plötzlich etwas geschieht.
Die Jünger waren noch draußen auf dem Wasser. Sie schauten ans Ufer. Es war früh morgens und neblig. Dann sahen sie hinten am Ufer jemanden stehen. Auf einmal begann diese Person, mit ihnen zu reden, und rief übers Wasser: „Freunde, habt ihr denn nichts gefangen?“
Die Jünger antworteten nichts. Dann sagte die Person: „Versucht es noch einmal!“ Und diesmal konnten sie das Netz nicht ziehen, weil so viele Fische darin waren.
Plötzlich erkennt Johannes, der Lieblingsjünger, dass die Person am Ufer nicht irgendjemand ist, sondern Jesus Christus. Jesus ist der Herr! Johannes ruft voller Freude: „Das ist der Herr!“
Als Petrus das hört, springt er ins Wasser und schwimmt ans Ufer. Dort hat Jesus bereits Frühstück für seine Jünger vorbereitet. Sie dürfen von den Fischen nehmen – es sind genau hundertdreiundfünfzig.
Ein Feuer brennt, und Jesus und die Jünger halten gemeinsam ein Frühstücksmahl. Als die letzten Brocken zusammengesucht sind und das Feuer langsam glimmt, sagt Jesus zu Petrus: „Lass uns mal ein paar Schritte beiseite gehen, ich muss mit dir reden.“
Versteht ihr, wenn wir uns überlegen, ob wir Gott gehorchen wollen – das ist ja das Thema der Jumiko, um Gottes Willen zu gehorchen – dann ist die wichtigste Frage: Wer ist dieser Gott, dem wir gehorchen wollen? Wer ist dieser Herr Jesus?
Hier in Kapitel 21 sehen wir, wer er ist. Er ist der gute Hirte aus Psalm 23, der gute Hirte aus Johannesevangelium 10, der gute Hirte, der das Seine sucht, bis er es findet.
An diesem Morgen ist der gute Hirte an den See gegangen. Er hat seine Jünger gesucht, um ihnen an diesem Morgen zu begegnen. Er wusste, sie brauchen eine neue Offenbarung von ihm, eine neue Begegnung. Sie brauchen Ermutigung, jetzt, wo sie wieder im Alltag sind.
Mein Gefühl ist, dass heute Morgen auch hier bei uns viele sitzen, die genau das brauchen: Ein neues Wort von Jesus, eine neue Ermutigung. Vielleicht bist du heute Morgen direkt hierher gekommen und hast gesagt: „Herr, jetzt sprich doch endlich wieder in mein Leben!“
Vielleicht gab es eine Zeit, in der du Jesus nahe warst, und heute scheint das so lange her zu sein. Jesus ist der gute Hirte, der am Ufer deines Lebens auf dich wartet. Er möchte dir begegnen, zu dir sprechen, dich ermutigen und trösten.
Jesus ist der gute Hirte.
Die dreifache Frage nach der Liebe und die Bedeutung von Vergebung
Der erste Gedanke: Gehorchen – ja, wem sollen wir denn gehorchen? Wir sollen dem gehorchen, der der gute Hirte ist, der auf uns wartet und sich offenbart.
Dann gibt Jesus Petrus noch eine Chance. Das ist ganz beeindruckend. Petrus hatte ja alles verbockt und alles falsch gemacht. Und plötzlich entsteht dieses Zwiegespräch. Jesus macht ihm keinen Vorwurf. Er stellt ihm eine Frage, und diese Frage hat es in sich: „Hast du mich lieb? Hast du mich lieb?“
Diese Frage gehört zu den zwei wichtigsten Fragen in der Bibel. Die wichtigste Frage ist: Glaubst du Jesus? Vertraust du mir? Die zweite Frage lautet: Hast du mich lieb? Hast du mich lieb?
Merkt ihr, das ist fast peinlich – dieses Gespräch. Warum fragt Jesus eigentlich dreimal? Ich bin verheiratet, meine Frau Elisabeth ist gerade unten bei uns am Stand in der Missionsausstellung. Wenn ich nach dem Vortrag hingehe und sage: „Du, hast du mich lieb?“ – „Ja, hab dich lieb, schön.“ – „Entschuldigung, darf ich noch mal fragen, hast du mich lieb?“ – „Ja, habe ich doch gerade schon gesagt, hab dich lieb.“ – „Okay, jetzt will ich es doch noch mal wissen: Hast du mich lieb?“ Da werden wir schon fast ungeduldig. Warum macht Jesus das?
Natürlich kennt ihr die Geschichte: Jesus macht das, weil es bei Petrus ein Problem gab. Petrus hatte dreimal Jesus verleugnet. Das fing harmlos an: Er saß am Feuer und wärmte sich ein bisschen. Dann kam eine Magd und fragte ihn: „Gehörst du nicht auch zu Jesus?“ – „Nein, ich gehöre nicht zu Jesus.“ – „Aber du gehörst doch zu Jesus.“ – „Nein, ich kenne Jesus nicht.“ – „Aber du bist doch einer von denen, deine Sprache verrät dich.“ – „Nein, ich will verflucht sein, wenn ich diesen Jesus kenne.“
Dreimal sagte er das, und dann krähte der Hahn. Plötzlich war Petrus am Boden zerstört, weinte und wusste nicht mehr, wie es weitergehen sollte.
Dann trifft ihn Jesus und fragt ihn hier: „Hast du mich lieb? Hast du mich lieb? Hast du mich lieb?“ Ich kann mir gut vorstellen, wie Petrus ganz kleinlaut wird: „Ach Herr, du weißt doch alle Dinge, du weißt doch, dass ich dich lieb habe.“ Es klingt fast so, als wollte Petrus sagen: „Aber Herr, du weißt, dass ich das nicht mal schaffe.“
Und wisst ihr, das ist das Problem, das wir mit diesem Thema haben: Will ich eigentlich Gottes Willen tun? Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will?
Die Unfähigkeit, Gottes Willen aus eigener Kraft zu tun
Jetzt der zweite Gedanke: Will ich eigentlich Gottes Willen tun?
Es gibt ein tieferes Problem bei unserem Thema. Und wisst ihr, was das tiefere Problem ist? Wisst ihr es? Ich kann gar nicht Gottes Willen tun. So sieht es nämlich aus. Und das versteht Petrus in diesem Gespräch.
Gestern hätte er noch gesagt: „Mit wehenden Fahnen für dich, Herr Jesus, ich bin doch bereit, für dich zu sterben.“ Und was sagt Jesus? „Nein, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben.“ Aber Petrus hatte doch die Kraft, er wollte das doch tun, er konnte das doch, dachte er.
Und so ist es bei uns auch oft: Da sind wir voller Illusionen, denken besonders daran, was wir für Jesus tun können, und wollen es anpacken. Dann fallen wir manchmal sowas von auf die Nase. Auf einmal zerrinnt uns alles zwischen den Fingern, und plötzlich wissen wir gar nicht mehr aus noch ein.
Und das war die Situation von Petrus. An dieser Stelle können wir jetzt viel von Petrus lernen, aber wir können auch mehr lernen über diesen guten Hirten, dem wir ja gehorchen wollen.
Wir sehen hier, wie dieser gute Hirte, dem wir gehorchen wollen, mit uns umgeht. Denn so, wie er mit Petrus umgeht, so möchte er auch mit dir und mit mir umgehen.
Und wie geht er mit Petrus um? Jesus ist der große Seelsorger. Jesus ist der große Seelsorger. Er kommt zu Petrus und legt noch einmal seinen Finger in die Wunde. Das macht er ja bei dir und bei mir auch manchmal.
Das ist uns unangenehm, das tut uns weh, und wir wollen das nicht. Aber wir wissen doch, dass das richtig ist. Diese Dinge müssen zur Sprache kommen. Jesus möchte uns ja nicht quälen, er möchte uns keine Vorwürfe machen, er möchte uns nicht ärgern. Aber er möchte, dass das jetzt auch mal bereinigt wird. Und das möchte er auch in deinem Leben heute schenken.
Wir haben da ein Kreuz hingestellt, und da liegen Zettel, da sind Reißzwecken. Vielleicht ist es ja für dich auch so ein Moment, in dem du spürst, dass da noch eine alte Sache ist, etwas, was zwischen dir und dem Herrn steht.
Dann steht Jesus als der Seelsorger heute auch vor dir und vor deinem Herzen. Das, was da hochkommt, was dich bedrückt, was du vielleicht schon so lange mit dir herumträgst, das darfst du ablegen dort am Kreuz. Das darfst du ablegen bei Jesus, das darfst du an das Kreuz heften.
Paulus hat das mal so bildlich ausgedrückt: Der Schuldbrief, die Anklage, das, was uns entgegensteht, das hat Gott genommen und an das Kreuz geheftet. Das hat Jesus weggenommen, das hat er mit seinem Blut bezahlt. Wir dürfen frei sein.
Wir lesen das nicht, das würden wir bei uns im Missionshaus dann durch den Papierwolf schreddern. Aber wenn dir das hilft, dann darfst du das heute nach der Veranstaltung tun, dass du sagst: „Das ist für mich jetzt so ein Zeichen, ich will das ablegen am Kreuz, und ich möchte mein Leben noch einmal ganz Jesus hingeben.“
Und das darf Petrus hier erfahren: dass Jesus mit ihm spricht, dass Jesus den Finger in die Wunde legt und dass er diese Sache noch einmal zur Sprache bringt. Aber dann will er Petrus vergeben. Und er will ihn sogar wieder in Dienst nehmen.
Das ist der Hammer! Da hat Petrus versagt, und Jesus sagt: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe, weide meine Lämmer.“
Mich macht das so froh, mich macht das so froh für mein Leben und für dein Leben. Wie oft haben wir schon versagt, wie oft sind wir hinter unseren Ansprüchen zurückgeblieben, wie oft sind wir gefallen in alte Sünden, in alte Schuld? Das kann man gar nicht aushalten: Warum denn jetzt wieder?
Und jetzt steht Jesus da und sagt: „Ich möchte dir vergeben.“ Und nicht nur das, sondern ich möchte dich auch wieder in Dienst nehmen.
Wisst ihr, in der Bibel könnte man fast mal eine Theologie schreiben, dass unser Gott ein Gott ist, der uns die zweite Chance gibt. Das ist ja eine ganze Reihe von Leuten im Alten Testament und im Neuen Testament, die gefallen sind und die Jesus oder Gott wieder aufgerichtet hat und die eine neue Chance bekommen haben.
Denkt an Abraham, was für eine Berufung! Und dann kommt diese Situation, und er sagt: „Das ist meine Schwester.“ Er hätte auch sagen können: „Meine Frau.“ Und er sollte im gelobten Land bleiben, aber wegen der Hungersnot geht er nach Ägypten und fällt da auf die Nase. Und Gott segnet ihn doch.
Oder David nach dem Ehebruch und dem Mord, und Gott spricht ihm doch wieder die Verheißung zu.
Oder Elia nach dem großen Showdown mit den Priestern dort am Kamel. Dann fällt er in die Depression, sagt: „Es hat alles aus, hat alles keinen Wert,“ und will nur noch sterben. Und dann kommt Jesus zu ihm, bringt ihm Brot und Wasser, stärkt ihn durch einen Engel und gibt ihm einen neuen Auftrag.
Oder Thomas – also das ist ja auch so eine Geschichte. „Also ich glaube nichts, wenn ich das nicht sehe, wenn ich da nicht meine Hand reinlege.“ Und Jesus kommt und sagt: „Hier sind meine Hände, da ist meine Seite. Thomas, sei nicht ungläubig, glaube.“
Und Petrus? Jesus ist da und will dir eine neue Chance geben. Das lernen wir hier.
Und dann ruft Jesus uns natürlich auch in die Nachfolge. Und da macht er uns nichts vor: Nachfolge ist Nachfolge unter dem Kreuz.
Jesus zu folgen heißt, dem zu folgen, der im Schatten des Kreuzes sein Leben gelebt hat. Jesus das eigene Leben zu übergeben bedeutet, dass ich jetzt mir selber und meinen Ideen sterbe und dass ich sage: „Herr, mein Leben gehört dir. Du darfst mich führen, auch dahin, wo ich nicht will.“
Glaubensmut trotz Verfolgung
Und das bedeutet für viele unserer Brüder und Schwestern in der Welt ganz existenzielle Herausforderungen. Als Missionsleiter unseres Hilfswerkes komme ich in viele dieser Länder. Ihr erinnert euch vielleicht noch an die Geschichte von Maria, einer Christin im Sudan.
Maria war dort als hochschwangere Frau im Gefängnis. Sie ist verheiratet mit Daniel. Das Ehepaar hatte schon einen Sohn, und jetzt wartete sie auf das zweite Kind. Sie war im Frauengefängnis in Khartum. Ich selbst war dort, konnte aber nicht hineingehen. Dann sagte der Richter in der Verhandlung zu ihr: „Maria, du bist doch verheiratet, du bist hochschwanger. Draußen wartet dein Mann, draußen wartet dein Sohn. Komm doch zum Islam zurück, dann können wir dich ziehen lassen. Was soll das denn? Wir wollen dich doch nicht quälen. Die Tür steht offen, du musst nur Muslim werden.“
Und sie antwortete: „Das kann ich nicht, ich bin Christ.“ Das bewegt mich. Jesus macht Menschen so gewiss und stark, dass sie bereit sind, auch unter größten äußeren Schwierigkeiten an ihrem Glaubensbekenntnis festzuhalten – ja, sogar den Weg mit Überzeugung zu gehen. Und das tut der Herr. Das hat er ja auch bei Petrus gemacht.
Petrus’ Leben wird jetzt total verändert. Jesus vergibt ihm seine Schuld und gibt ihm erneut den Auftrag: „Weide meine Schafe.“ Dann folgt dieses ganz schwierige Gespräch. In Johannes Kapitel 21, Verse 18-19 sagt Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.“ Das sagte er, um anzuzeigen, mit welchem Tod Petrus Gott preisen würde. Als er das gesagt hatte, sprach er zu ihm: „Folge mir nach.“
Da sind wir jetzt beim dritten Gedanken: Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will? Oder kann ich vielleicht sogar mit Jesus hoffnungsvoll schwere Wege gehen? Was Petrus hier erfährt, macht mich ganz gewiss: Ja, mit Jesus können wir schwere Wege hoffnungsvoll gehen.
Könnt ihr euch das vorstellen? Ich habe überlegt, wie ich euch das erklären kann, was hier mit Petrus geschieht. Wir sind jetzt hier auf der Yumiko, aber stellt euch vor, ihr seid irgendwo in Stuttgart, im Katharinenhospital oder auf der Intensivstation. Es ist alles ganz schwierig. Jetzt kommt der Arzt herein und sagt: „Herr Müller, hören Sie mal zu. Ich muss ehrlich mit Ihnen sein. Es steht ganz schlecht um Sie. Wir werden jetzt operieren, aber es steht auf Messers Schneide. Es kann sein, dass Sie diesen Eingriff nicht überleben.“
Solche Diagnosen gibt es. Oder man erfährt, man hat Krebs und noch ein Jahr zu leben. Wie geht man damit um? Sicherlich gibt es nicht wenige, die unter so einer Last zusammenbrechen und die Hoffnung ganz verlieren.
So ähnlich war es bei Petrus. Jesus sagt ihm nichts anderes als: Du wirst umgebracht werden um meines Namens willen. Du wirst ermordet, du wirst ein Märtyrer werden. Ich weiß nicht, wie es dir damit gehen würde, wenn Jesus so zu mir sagen würde: „Manfred, das und das ist dein Schicksal, das wird passieren.“ Passiert das heute? Ich weiß nicht, ob ich hier noch sein darf, ob ich mich verstecken muss oder mir eine Waffe kaufen sollte. Was wird werden?
Aber Petrus – das hat mich in der Vorbereitung interessiert – ich habe mir mal die Predigten von ihm in der Apostelgeschichte angesehen und in seine Briefe geblättert. Petrus redet von Auferstehung, von Hoffnung, von Heilsgewissheit, von Sicherheit und von Zutrauen. Wie geht das? Wie kann es sein, dass ausgerechnet dieser Jünger, der so verzagt war, plötzlich solche Hoffnung ausstrahlt? Wie kann es sein, dass der, der vor einer Magd bekenntnistechnisch in die Knie gegangen ist, plötzlich in Jerusalem vor den Autoritäten steht und sagt: „Urteilt selbst! Wem soll ich mehr gehorchen, euch oder Gott?“
Das tut Jesus. Das Entscheidende, was zwischen Petrus dem Verleugner und Petrus dem Bekenner steht, ist das Kreuz. Das hat Petrus verändert. Vor dem Kreuz, als Jesus sagte: „Ihr werdet mich alle verleugnen und verlassen“, da dachte Petrus noch an seine eigene Kraft. Sein Name bedeutet ja „Fels“ (The Rock). Vermutlich dachte er, er sei so etwas wie The Rock, Dwayne Johnson, der alles schafft. Dann kam das Scheitern. Er sah, wie sein Herr am Kreuz starb – alles vorbei, alle Hoffnung weg.
Dann kam der dritte Tag. Petrus rannte zum Grab, sah, dass es leer war. Er hörte die Botschaft von den Frauen und begegnete Jesus. Er durfte wieder in die Augen Jesu schauen. Da veränderte sich sein ganzes Leben.
Jetzt ist es nicht mehr Petrus in seiner eigenen Kraft, sondern Petrus, der durch Schwäche und Niederlage hindurchgegangen ist, der am Kreuz Vergebung gefunden hat, der von Jesus neu beauftragt und gesandt wird. Durch die Kraft des Heiligen Geistes, durch den Jesus in uns wirkt, hat dieser Petrus den Mut, die Zuversicht und die Kraft, auch den schweren Weg zu gehen.
Das ist wichtig für dein Leben und mein Leben als Christ. Wie können wir unseren Weg mit Jesus gehen? Wir können ihn nicht anders gehen als in seiner Kraft. Immer wenn ich mir vorgenommen habe: „Jetzt machst du das, Manfred, jetzt kriegst du das hin, jetzt machst du regelmäßig stille Zeit, jetzt bist du freundlicher, jetzt machst du alles anders“, bin ich nach kurzer Zeit wieder auf die Nase gefallen.
Aber oft habe ich auch erfahren: Wenn ich nicht mehr weiterwusste, vor einer Wand stand, wenn mir die Dinge aus der Hand geschlagen wurden oder wie Sand zwischen den Fingern zerronnen sind, dann hatte ich nichts mehr. Dann habe ich geschrien: „Jesus, was soll jetzt werden?“ Und dann war Jesus da für mich – so wie an dem Tag für Petrus und wie heute für dich. Er hat mich getragen, zurechtgebracht und mir Mut gemacht.
Können wir schwere Wege mit Jesus gehen? Darf er uns schwere Wege führen? Ja, an der Hand des guten Hirten können wir sogar hoffnungsvoll schwere Wege gehen.
Zeugnis von Glaubensmut in Verfolgungsländern
Ich habe einen Christen in Südostasien kennengelernt, der mich sehr beeindruckt hat. Es war ein Pastor, der sehr schwere Wege gehen musste. Er war über ein Jahr in Haft.
In diesem kleinen muslimischen Land wurde er schließlich freigelassen. Doch mit der Freilassung war eine Bewährungsauflage verbunden: Er durfte nie mehr von Jesus erzählen.
Was hat dieser Mann in diesem Land getan? Er richtete in seiner Garage ein kleines Studio ein. Dort interviewte er Muslime, die Christen geworden waren, und fragte sie: „Wie hast du Jesus kennengelernt?“ Diese Zeugnisse nahm er auf, vervielfältigte sie und begann am Morgen, ähnlich wie du mit deinen Gideon-Bibeln, sein Haus zu verlassen. Er betete und bat Gott: „Herr, führe mich zu Menschen, die offen sind, damit ich ihnen ein Traktat, ein Zeugnis oder ein Video weitergeben darf.“
In seinem Land und in vielen anderen Ländern, in denen Christen verfolgt werden, wächst die Gemeinde. Bei uns hingegen wächst die Gemeinde manchmal kaum. Woran liegt das wohl?
Liegt es vielleicht daran, dass wir uns zu sehr auf unsere Möglichkeiten, unsere Strukturen und unser Geld verlassen? Oder daran, dass wir oft ängstlich sind, unseren Glauben persönlich zu bekennen? Liegt es an Selbstüberschätzung oder vielleicht am Gegenteil, an Minderwertigkeitskomplexen?
Wisst ihr, was mein Gebet für heute, für diese Jugendmissionskonferenz, ist? Mein Gebet ist, dass Jesus uns noch einmal ganz neu für ihn entflammt. Dass er heute Herzen brennend macht für ihn. Dass Jesus heute noch einmal in dein und mein Leben hineinspricht, uns unsere Ängstlichkeit, Zweifel und all diese Dinge nimmt und uns segnet, damit wir unseren Glauben mutig bekennen können.
Ich glaube, unser Land braucht heute nichts dringender als euch Christen, die Jesus jetzt senden darf, die Jesus jetzt segnen darf und die Jesus jetzt gebrauchen will. Ihr sollt sein Evangelium in diese Stadt Stuttgart, in dieses Land Deutschland und über die Missionswerke, mit denen ihr heute sprechen könnt, in die ganze Welt hinaustragen.
Jesus möchte euch freimachen von den Lasten der Vergangenheit. Er möchte euch die Schuld vergeben, die ihr am Kreuz ablegen dürft. Und er möchte euch segnen und euch zum Segen für viele Menschen machen.
Beispiel aus Ägypten: Hassani und sein Zeugnis
Ich möchte euch von Hassani erzählen. Ich habe Hassani in Ägypten kennengelernt, und dieser Mann hat mich tief beeindruckt. Hassani lebt in Mokotam, einem Slumviertel von Kairo. Wenn man dort hinkommt, ist das kaum auszuhalten. Ich habe schon viel gesehen, da ich selbst in Afrika gelebt habe, aber das hier ist wirklich heftig.
Die Menschen dort leben, wie man so sagt, im Müllviertel – sprichwörtlich im Müll und vom Müll. Sie sammeln Müll, und das sind die Ärmsten der Armen. Das kann man sich kaum vorstellen. Doch mitten in diesem Umfeld leben viele koptische Christen. Das sind keine Helden, sondern Christen wie du und ich. Ihre Liturgie mag uns vielleicht etwas fremd sein, aber eines haben sie: Sie lieben Jesus. Sie haben Jesus lieb.
Eines Tages war Hassani am Arbeiten. Er war verheiratet und hatte einen netten Sohn. Während seiner Arbeit wurde er von einer Gruppe Muslimen umringt. Er war ganz allein. Einer aus der Gruppe fragte ihn: „Bist du Moslem oder Christ?“ Wenn man die Situation in Ägypten kennt, weiß man, dass es dort oft fanatische Aufläufe und Demonstrationen gibt. Die Sicherheitspolizei ist teilweise fast militärisch ausgestattet, um die Viertel abzusichern. Die Luft riecht förmlich nach Gewalt und Sprengstoff. In Ägypten sterben viele Christen jedes Jahr für ihren Glauben.
In dieser aufgeheizten Situation fragten diese Männer Hassani: „Bist du Christ oder Moslem?“ Ich weiß nicht, was ich geantwortet hätte, und ich weiß auch nicht, was du geantwortet hättest. Aber Hassani zögerte nicht und sagte: „Ich bin Christ, ich bin Christ.“ Daraufhin schlugen sie ihn zusammen. Einer von ihnen verletzte ihn sogar mit einem Messer. Sie dachten, sie hätten ihn getötet.
Doch jemand kam dazwischen, und Hassani überlebte schwer verletzt. Mit unserer missionarischen medizinischen Hilfe konnten wir ihm helfen. Seine Familie ist jetzt wieder zusammen. Dieser Mann hat überlebt.
Ich habe ihn in Kairo, in Mokotam, besucht und ihn gefragt, weil mich das wirklich interessiert hat: Warum hast du gesagt, dass du Christ bist? Vielleicht fragen sich das auch manche von uns. Er hätte ja auch lügen können und sagen können: „Ich bin Moslem“, und später sagen: „Vergib mir, Herr“, und dann wäre wieder alles gut gewesen.
Er schaute mich an und sagte: „Pass mal auf, ich bin ein schwacher Mensch, ich bin ein sündiger Mensch.“ Manchmal sieht man Christen, die leben, na ja, so wie bei uns auch manchmal – fast wie Kirchenchristen, und das ist auch nicht recht. Aber wenn man sieht, was sie bereit sind zu bezahlen, dann denkt man noch einmal nach.
Dann sagte er zu mir: „Ich bin ein sündiger Mensch, aber eines habe ich in der Bibel verstanden: Jesus sagt, wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Aber wer mich verleugnet vor den Menschen, den werde ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Ich kann Jesus doch nicht verleugnen.“
Wenn man dann sieht, wie die Christen dort in Ägypten leben, mitten in diesem feindlichen Umfeld, haben sie an ihre Haustüren heilige Bilder, Kruzifixe oder Ähnliches gemalt. Das ist uns alles fremd, und ich will das nicht beurteilen. Aber sie wollen ihren Glauben bekennen – in diesem feindlichen Umfeld, Männer und Frauen wie Hassani.
Das bewegt mich sehr, weil es bei uns in Deutschland so leicht wäre. Es gibt hier keine Verfolgung, keine Gefahr. Das Einzige, was uns passieren könnte, ist, dass uns vielleicht jemand belächelt und sagt: „Ach, der Manfred schon wieder mit seinem Jesus“ oder „der schon wieder mit seiner Bibel“ oder „die schon wieder“.
Von den verfolgten Geschwistern möchte ich lernen. Mich hat das oft bewegt. Vielleicht kann mir jemand von euch helfen und diese Frage beantworten: Wie kommt es, dass dort, wo äußere Freiheit nicht gegeben ist, so viele unserer Brüder und Schwestern innere Freimütigkeit haben? Und dass bei uns, wo Freiheit total gegeben ist, so viele von uns – auch ich – oft nicht diese Freimütigkeit haben?
Manchmal kommt mir das so vor, als ob etwas wie ein Gebundensein über unserer Christenheit in Deutschland liegt. Da möchte ich beten: Herr, nimm das doch weg. Nimm das in meinem Leben weg. Vielleicht möchtest du das auch beten: Jesus, nimm das weg und lass mich da, wo du mich hingestellt hast, fröhlich meinen Glauben bekennen: Ich gehöre zu Jesus, ich bin Christ.
Das können schwere Wege sein, die der Herr uns führt. Wir haben schon gesagt: Nachfolge ist immer Nachfolge im Schatten des Kreuzes.
Die Aufforderung zur Nachfolge trotz schwerer Wege
Aber jetzt müssen wir noch einmal in den Text schauen, denn dort steht etwas ganz Wichtiges.
Jesus sagt zu Petrus, nachdem er ihm gesagt hat, dass jemand ihn gürten und führen wird, wohin er nicht will. Nachdem er ihm angedeutet hat, dass er den Märtyrertod sterben wird, sagt Jesus zu Petrus: „Folge mir nach.“ Das ist wichtig.
Will ich eigentlich Gottes Willen tun? Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will, um Gottes Willen zu gehorchen? Hier haben wir gesagt, dass es wichtig ist, wem wir gehorchen, denn derjenige muss es wert sein. Ich glaube, der gute Hirte ist es wert. Jesus ist gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Jesus ist der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gibt.
Jesus hat sein Leben für dich gegeben, für Petrus, für mich, damit unsere Schuld an das Kreuz geheftet werden darf. Wir können diesem guten Hirten vertrauen.
Will ich eigentlich Gottes Willen tun? Wir haben gesagt, das Problem liegt ein bisschen tiefer. Das Problem ist, dass wir gar nicht Gottes Willen tun können. Wir brauchen zuerst die Begegnung mit dem Gekreuzigten, die Vergebung der Sünden und die Kraft des innewohnenden Christus. Und diese möchte er uns schenken.
Die dritte Frage war dann: Darf Gott mich führen, wohin ich nicht will? Und hier ist es jetzt gut zu verstehen, was der gute Hirte macht. Merkt ihr das? „Folge mir nach“ bedeutet doch, dass er uns auf den schweren Wegen vorangeht. Wir können sagen: „Ja, Herr, du darfst mich führen, auch dahin, wo ich nicht will“, weil wir wissen, dass er selbst mitgeht und uns vorangeht.
Deshalb können wir diese Wege hoffnungsvoll gehen. Das sehen wir bei Petrus. Lest mal den ersten Petrusbrief – es ist bewegend, wie er diese Hoffnung beschreibt, die wir haben dürfen. (1. Petrus 1)
Abschluss: Bekenntnis und Nachfolge im Vertrauen auf Jesus
Ich komme zum Schluss. Mich bewegt noch einmal die Frage: Was können wir jetzt eigentlich konkret tun?
Es gibt eine tolle Stelle im Psalm 103. Dort sagt der Psalmist einfach, wie es ihm ums Herz ist: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Er vergibt dir alle deine Sünden und heilt alle deine Gebrechen. Er erlöst dein Leben vom Verderben, krönt dich mit Gnade und Barmherzigkeit. Er macht deinen Mund fröhlich, und du wirst wieder jung wie ein Adler.“
Das tut der gute Hirte für uns.
Und was will ich jetzt für Jesus tun? Ich möchte das für Jesus tun: Ich möchte ihn bekennen. Ich möchte erzählen, was er für mich getan hat – dass er mir meine Sünden vergeben hat, dass er mich erlöst hat, dass er mich wieder fröhlich gemacht hat und dass ich ihm dienen darf.
Ich möchte lernen, ihm zu vertrauen. Ich möchte lernen, mein Leben ganz und gar ihm anzuvertrauen und mich ihm auszuliefern. Ich möchte lernen, was Petrus gelernt hat in dieser Veränderung am Kreuz – wie aus dem Verleugner der Bekenner wurde.
Jesus macht das in dem Zwiegespräch noch einmal so deutlich. Er nennt ihn nicht Petrus, ist euch das aufgefallen? Er sagt: Simon, Sohn des Johannes. Das tut ein bisschen weh, weil das genau der Name war, mit dem Jesus bei der allerersten Begegnung zu Petrus gesprochen hat. Im Johannesevangelium, Kapitel 1, sagt Jesus zu ihm: „Du bist Simon, Sohn des Johannes. Du sollst Kephas, Petrus, der Fels sein.“
Und jetzt geht Jesus noch einmal ganz an den Anfang zurück. Er sagt: „Ich weiß, wer du bist. Ich kenne dich doch. Ich weiß um deine Schwächen, deine Traurigkeit, deine Sorgen und Ängste. Du bist Simon.“
Er kennt sogar deine Herkunft. „Ich kenne deine Ängste, die schwierigen Situationen, die du durchlitten hast, deine enttäuschten Hoffnungen. Ich weiß um deine Sehnsüchte, um deine Familie, deinen Hintergrund. Du bist der Sohn des Johannes, ich weiß, wo du herkommst.“
Aber dann sagt Jesus: „Du sollst Kephas sein. Ich habe einen Plan für dich, ich habe eine Berufung für dich.“
Und das ist das, was Jesus auch dir heute sagt: Jesus weiß, wer du bist. Er kennt deinen Namen, deine Gedanken, deine Fragen, deine Ängste, deine Sorgen, deine Zweifel. Jesus weiß, wo du herkommst – Sohn des Johannes, Tochter von XY. Jesus kennt dein ganzes Schicksal.
Aber Jesus bleibt nicht stehen. Jetzt hat er eine Berufung für dich. „Ich weiß, was aus deinem Leben werden kann.“
Es wird erzählt von dem großen Bildhauer Michelangelo, dass er einmal durch einen Steinbruch ging. Dort lag ein großer Brocken Stein herum, und Michelangelo sagte: „Oh, das ist David!“
Das war zunächst nichts als ein Steinblock. Doch dann begann der Künstler, aus diesem Block eine wunderbare Statue zu meißeln: David.
So ist es auch mit dem, was Jesus in dir sieht. Du siehst vielleicht nur ein Häuflein Elend, aber Jesus sieht, was aus dir werden soll. Jesus möchte dich stark machen, er möchte dich segnen und dich zum Segen werden lassen. Das möchte er heute Morgen auch für dich tun.
Deine Schuld darfst du ablegen – dort am Kreuz.
Vielleicht ist heute Morgen auch für dich der Moment, dein Bekenntnis neu zu formulieren. Es liegen Zettel bereit, auf denen du das für dich aufschreiben kannst. Was soll dein Bekenntnis sein? „Ich bin Christ.“ „Ja, Jesus, du darfst mich führen, wohin ich auch nicht will.“ „Jesus, ich will dir gehorchen. Mein Leben soll dir gehören.“
Was auch immer der Herr dir heute Morgen aufs Herz gelegt hat – als Glaubensschritt, als Bekenntnis – mach es fest und schreibe es auf.
Dort liegen auch Armbänder. Sie können für dich eine Bestätigung sein. Du darfst dir gerne eines mitnehmen – einfach als Erinnerung an deinen Schritt, an deine Entscheidung.
Ich möchte das so machen wie Petrus, ich möchte das so machen wie Hassani und viele andere: Ich möchte meinen Glauben bekennen.
Und wisst ihr, um uns herum ist eine Welt in Not. Ganz egal, wie cool die Leute bei dir auf der Arbeit oder in der Schule aussehen – es sind Menschen in Not. Verlorene Menschen, die nicht wissen, wer ihr Retter ist.
Wir kennen diesen Retter, und dieses Evangelium, diese frohe Botschaft, hat Jesus uns anvertraut und als Auftrag mitgegeben. Wir sollen sie in diese Stadt, in dieses Land hineintragen.
Möge Gott dich dabei segnen und dich für viele Menschen zum Segen machen. Amen.
