
Herzlich willkommen bei Deep Talk! Wir freuen uns, gemeinsam mit dir Gott besser kennenzulernen. Durch Predigten und Interviews möchten wir uns von ihm immer mehr verändern lassen und ein Leben führen, das sich lohnt – ein Leben zur Ehre Gottes.
Unser Anliegen ist es, mit dir über Themen zu sprechen, die tiefer gehen. Es geht also nicht um Small Talk, sondern um Deep Talk.
Sei dabei und lass dich herausfordern!
Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Deep Talk. Schön, dass du dabei bist! Ich freue mich richtig darüber. Und ich bin mal wieder nicht alleine.
Wir haben heute wieder eine Folge von Frag den Kotsch – eine ganz spezielle Folge. In zwei Tagen ist Weihnachten. Ja, ich verrate jetzt einfach mal, wer wir hier sind beziehungsweise stellt euch mal selber vor.
Ja, hallo, ich bin die Johanna und ich bin bei Deep Talk mit dabei.
Ja, Michael.
Genau, und mein Name ist Tina. Damit wären wir auch schon mittendrin.
Heute geht es um Weihnachtstraditionen. Wir dachten, wir berichten einfach erst mal ein bisschen darüber, wie wir so Weihnachten feiern.
Vielleicht möchtest du mal starten, Johanna? Ich weiß gar nicht, ich habe mich jetzt irgendwie nicht so vorbereitet, obwohl ich das vorher schon wusste. Spontan ist am besten.
Ja, über Jahre hinweg – also ich weiß nicht – vor der Weihnachtszeit ist es immer sehr schön. Wir sind zwischendurch auf dem Weihnachtsmarkt. Man versucht, dass es gemütlich wird und nicht allzu stressig, dass man sich davon nicht stressen lässt.
Ja genau. Ansonsten, am 24., haben wir bei uns um sechzehn Uhr Kirche. Da sind wir alle versammelt und es gibt ein tolles Kinderprogramm. Dann gibt es nachher auch Geschenke für die Kinder. Danach gehen wir alle nach Hause.
Je nachdem – jetzt sind meine Geschwister mehr und mehr verheiratet und haben kleine Kinder. Damals waren wir alle noch zusammen und haben dann zusammen Weihnachten gefeiert. Wir haben am 24. direkt Geschenke bekommen.
Also irgendwie war das unterschiedlich bei uns. Gab es immer auch Geschenke? Oder warst du irgendwann mal nicht so nett, dass du keine bekommen hast?
Ja, aber nur, weil ich im Ausland gelebt habe.
Ja, ansonsten genau. Also bei uns gibt es auch welche, die am 25. ihre Geschenke bekommen, dann morgens früh. Also nicht bei uns in der Familie, aber aus unserem Bekanntenkreis doch schon einige.
Genau. Ich weiß noch aus meiner frühen Kindheitserinnerung, dass wir eine Zeit lang gekocht haben. Mama hat gekocht und hatte alle Hände voll zu tun mit acht Personen im Haushalt.
Irgendwann haben wir uns dann darauf geeinigt, dass Döner auch ganz in Ordnung ist. Deswegen sind wir jetzt jedes Jahr bei unserem Dönermann.
Das habe ich noch nicht so oft gehört.
Ja, nee, einfach damit Mama entlastet ist und nicht die ganze Zeit in der Küche steht, die ganze Weihnachten nur und sich Stress macht.
Keine Würstchen und Kartoffelsalat also?
Nee, also am 24. bestellen wir immer. Genau.
Am 25. und 26. haben wir dann morgens – ah ja – in der Nacht vom 24. auf den 25. gehen wir dann mit unserer Jugendgruppe los und singen Lieder für unsere Gemeindemitglieder. Die Nachbarn hören es hoffentlich.
Genau, ansonsten am 25. und 26. haben wir dann morgens Kirche und nachmittags dann Familienfeiern mit der größeren Verwandtschaft.
Genau, das ist so der grobe Abriss.
Ja, Michael, wie feiert ihr Weihnachten? Ich finde Weihnachten oder besser gesagt die Adventszeit immer wieder eine ganz spannende Zeit. Ich mag sie durchaus sehr gerne. Für mich gehören der 24., 25. und 26. Dezember als ein Teil dazu.
Meistens beginnt es für mich mit der Adventszeit, zum Beispiel mit dem Weihnachtssingen. Bei uns an der Bibelschule in Brake gibt es das Adventssingen, was ich immer eine ganz tolle Sache finde. Dabei kann man gut zuhören und sich auf die Zeit einstimmen.
Dann merke ich, dass es zuhause langsam losgeht, zum Beispiel mit dem Essen von Spekulatius oder Lebkuchen. Das gibt es bei uns auch direkt an Weihnachten.
Dieses Jahr werden wir Weihnachten ein bisschen anders gestalten, was je nach Jahr unterschiedlich ist. Als unsere Kinder klein waren, drehte sich vieles natürlich um die Geschenke. Manchmal haben wir auch die Weihnachtsgeschichte gemeinsam gespielt, mit verteilten Rollen am Heiligabend.
Wer warst du damals? Ich war meistens der Regisseur. Den Kindern macht es Spaß, die verschiedenen Rollen zu übernehmen. Manchmal bin ich selbst in verschiedene Rollen geschlüpft, um ihnen zu zeigen, welche Figuren in der Geschichte vorkommen – zum Beispiel die Hirten, Maria, Josef und all die anderen.
Dieses Jahr werden wir das nicht machen, weil unsere Kinder schon etwas größer sind. Es wird zwar Geschenke geben, aber ich habe vor, die Weihnachtsgeschichte am Abend vorzulesen. Das finde ich immer wieder eine schöne Sache.
Gemeinsam ein paar Lieder zu singen, finde ich auch schön. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, je nachdem, wer alles kommt. Wir haben in diesem Jahr auch die Kinder und einige Leute aus der Gemeinde eingeladen. Je nachdem, wer kommt, funktioniert das ganz gut. Ganz alleine singe ich eher nicht, aber mit anderen zusammen finde ich es schön.
An Heiligabend habt ihr dann also auch Gäste bei euch? Ja, genau.
Bei uns war es eigentlich immer so, dass die engste Familie da war. Manchmal haben wir aber auch ganz bewusst Leute eingeladen, zum Beispiel alleinstehende Gemeindemitglieder, damit sie nicht alleine am Heiligabend sind.
2015, als viele Flüchtlinge zu uns kamen, haben wir auch mehrere Flüchtlinge eingeladen. Sie sind mitgekommen und haben sogar Geschenke mitgebracht. Das waren meist Menschen mit muslimischem Hintergrund. Sie fanden es super, Weihnachten in Deutschland mitzuerleben.
Ich hatte dann die Möglichkeit, ihnen am Abend genauer zu erklären, wie das mit Jesus, Maria und Josef war und wie alles passiert ist. Das lief richtig gut.
Wir haben bis heute tolle Erinnerungen daran. Wenn ich sie treffe, erinnern sie sich daran, wie wir gemeinsam Weihnachten gefeiert haben. Das haben wir am 24. Dezember gemacht.
Darauf komme ich später noch einmal ein bisschen zu sprechen.
Jetzt liest du die Weihnachtsgeschichte immer aus einem bestimmten Evangelium, oder welche Weihnachtsgeschichte nimmst du?
Ja, meistens nehme ich klassischerweise das Lukas-Evangelium. Das Lukas-Evangelium ist wahrscheinlich das, was einige fast auswendig können, weil sie es jedes Jahr hören. Ich finde das auch eine sehr schöne Sache, weil dort relativ viele Details beschrieben sind, was genau passiert.
Normalerweise spreche ich dann über die Hirten auf dem Feld. Es wird erzählt, dass Engel erschienen sind, und von Maria und Joseph, die auf Herbergssuche sind, bis Jesus geboren wird. Je nachdem, wie es sich ergibt, variiert das ein wenig. Ich weiß noch nicht genau, wie ich das in diesem Jahr machen werde.
Manchmal lese ich auch weiter, zum Beispiel die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland. Oder ich erzähle, wie Maria und Joseph mit dem kleinen Baby in den Tempel in Jerusalem gehen. Das gehört ja auch zur Geschichte dazu, wird aber oft ausgelassen. Dann ist es immer eine Frage, wie interessiert die Zuhörer sind und ob sie lieber die längere oder die kürzere Variante hören möchten.
Sehr schön. Und am 25. und 26. gibt es bei euch in der Kirche auch Veranstaltungen, oder?
Ja, am 25. gibt es morgens einen Gottesdienst, der meist etwas länger dauert. Dort gibt es auch Beiträge von Kindern. Manche Kinder tragen Gedichte auf oder lernen kleine Texte auswendig. Das ist dann eher ein kindgerechter Teil, und es gibt auch eine Predigt.
In den letzten Jahren habe ich oft die Predigt am Weihnachtsmorgen gehalten. Das lag vor allem daran, dass ich während des Jahres oft unterwegs bin. Die Gemeinde fand es deshalb gut, wenn ich an Weihnachten predige. Meine Frau hat dann scherzhaft gesagt: „Michael, du bist jedes Mal dran, wenn Weihnachten ist – nur dieses Jahr nicht, aber sonst immer.“
Das war für mich immer eine Herausforderung, denn ich wollte nicht jedes Jahr dasselbe sagen. Es wäre ja langweilig, wenn ich immer die gleiche Predigt halten würde. Aber jedes Mal, wenn ich mich näher mit dem Thema beschäftige, entdecke ich neue Aspekte, die bei Weihnachten eine Rolle spielen.
Wow, hast du da eine bestimmte Predigt, bei der du den Fokus mal anders gelegt hast als sonst? Was ist dir da besonders im Gedächtnis geblieben?
Zum Beispiel habe ich das Weihnachtsevangelium aus dem Johannesevangelium genommen: „Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Dabei habe ich mich mehr darauf konzentriert, was das eigentlich bedeutet.
Hier zeigt sich ein ganz anderer Aspekt – mehr der göttliche. Es geht darum, dass Gott in die Welt kommt. Das wird hier stärker betont als der menschliche Aspekt, den wir sonst eher bei Lukas finden, mit Maria und Josef. Ich kann mir gut vorstellen, wie die junge schwangere Frau und Josef zusammen unterwegs sind, das ist dann mehr das Menschliche.
Ich fand es spannend, diesen ganz anderen Blickwinkel einzunehmen: die große Weltgeschichte, Gott, der auf die Erde kommt, vor Augen zu haben.
So, und jetzt zu dir, Tina. Wie sieht es bei dir aus? Was möchtest du erzählen? Wo willst du dich verändern?
Gar nicht groß anders. An Heiligabend sind wir bei meinen Eltern, also mit der Familie zusammen, nach dem Gottesdienst.
Bei uns gibt es meistens typisch russlanddeutsche Speisen, wie Mante. Mama gibt sich immer viel Mühe damit. Ich erinnere mich noch, als ich jünger war, dass die Geschenke manchmal schon Tage vorher oder an dem Abend unter den Tannenbaum gelegt wurden. Da war man natürlich richtig gespannt. Aber irgendwann wurde das Wohnzimmer abgeschlossen, und man durfte nicht mehr rein.
Nach dem Heiligabendgottesdienst essen wir dann zusammen. Papa liest die Weihnachtsgeschichte vor, wir singen ein paar Lieder, und dann werden die Geschenke ausgepackt, bis wir irgendwann auseinandergehen.
Wir haben auch so ein Nachtsingen, wie wir es nennen. Dabei fahren wir mit der Jugend los und singen in den Häusern der Gemeindemitglieder. Wir bekommen sogar die Schlüssel, damit wir leise reingehen und „Stille Nacht“ singen können. Das ist immer ein sehr schönes Erlebnis.
Wie macht ihr das mit dem Auspacken der Geschenke? Packt ihr alle gleichzeitig aus?
Nein, wir machen das meistens vom Kleinsten bis zum Größten, also die Jüngsten fangen an. Alle warten gespannt und schauen zu.
Ja, und wir haben auch einen Weihnachtsbaum, unter dem die Geschenke liegen. Damit würde ich auch direkt zum Thema Traditionen überleiten.
So ähnlich wie das hier, oder? Ja, genau. Leider noch nicht so dekoriert, aber genau, so ein Weihnachtsbaum. Ich kenne das auch von Gläubigen, die das gar nicht mal so gut heißen. Vielleicht kannst du mal ein bisschen was über den Weihnachtsbaum erzählen: warum man ihn an Weihnachten aufstellt, was daran gut oder auch nicht gut ist.
Ja, vielleicht. Ja, klar. Also wahrscheinlich kennen das viele, wenn man mit Zeugen Jehovas spricht. Bei denen ist es ja so, dass es noch ganz, ganz schlimm war, wenn jemand feiert. Von ihrer Sicht ist das total heidnisch. Sie legen auch immer ganz großen Wert darauf. Meistens ist das der Wachtturm, also ihre Zeitschrift, die sich vor Weihnachten genau damit beschäftigt, dass man das gar nicht tun soll.
Ich kenne auch ein paar Zeugen Jehovas etwas näher, und häufig sagen sie zu Weihnachten, dass man das nicht feiern soll, das sei ganz schlimm. Es gibt auch Christen, die das so sehen. Wenn ich mit Christen spreche, die keine Weihnachten feiern, würde ich auch sagen: musst du auch nicht. Es steht nirgends in der Bibel, dass man als Christ Weihnachten am 24. oder 25. Dezember feiern muss.
Zumal wissen wir ja, dass die Leute in der orthodoxen Kirche Weihnachten Anfang Januar feiern. In Deutschland war es über Jahrhunderte hinweg gar nicht sicher, wann überhaupt das Datum ist. In manchen Teilen Deutschlands gab es ganz andere Daten, zum Beispiel auch im Januar, wie bei den Orthodoxen. Erst später hat man sich geeinigt.
Am Ende muss man sagen: In der Bibel steht kein Datum. Nirgends steht, dass Jesus am 24. Dezember geboren wurde. Wir wissen das nicht ganz genau. Interessant finde ich, dass man kirchengeschichtlich dieses Datum gewählt hat, weil es so ganz nahe am kürzesten Tag im Jahr liegt.
Diesen Gedanken finde ich auch gar nicht schlecht. Da haben wir zum Beispiel so Friediger in der frühen Kirche, Chrysostomus hieß der. Er hat gesagt, dass damals auch noch andere Feiern zu diesem Zeitpunkt stattfanden. Die Römer feierten den Sol Invictus, die unbesiegbare Sonne, ihren heidnischen Gott.
Chrysostomus sagte: Wir Christen feiern an diesem Tag, weil Jesus geboren ist. Jesus ist das eigentliche Licht, das in die Welt gekommen ist. Er erleuchtet die Welt, die dunkel und finster ist. Das ist am besten zu feiern, wenn der Tag am kürzesten ist. Ab diesem Zeitpunkt wird es wieder heller.
Das ist eine geistliche Sache, da bewusst reinzudeuten und zu sagen: Wir machen an diesem Tag eine Alternative. Wir machen nicht das, was alle tun, die keine Christen sind, sondern wir feiern Jesus. Das finde ich erst mal eine tolle Sache. Aus christlicher Sicht wahrzunehmen, nicht nur zu meutern oder beleidigt zu sein, sondern etwas an die Stelle zu setzen.
Ja, und jetzt war ja deine Frage, wie der Weihnachtsbaum gekommen ist. Den hatte man damals noch nicht. Völkerkundler, die sich damit beschäftigen, sagen, dass die ersten Weihnachtsbäume, von denen wir wissen, wahrscheinlich im Elsass, also heute Frankreich, damals deutschsprachig, im 13. oder 14. Jahrhundert aufgetaucht sind. Das ist schon ziemlich lange her.
Allerdings in einem Gebiet, das schon sehr lange christlich geprägt war, also im Elsass. Dort gab es schon zur Zeit der alten Römerchristen kaum noch Heidentum. Anders als zum Beispiel in Thüringen oder Sachsen, wo noch lange viele Leute nicht Christen sein wollten.
Das Elsass gehörte zum römischen Reich Gallien, und die Leute dort waren frühchristlich. Dort hatte man lange Zeit nicht den Weihnachtsbaum, sondern den Christbaum. Ihr kennt das vielleicht auch noch ein bisschen. Man spricht von Christbaumkugeln und nicht von Weihnachtsbaumkugeln.
Der Baum hieß über Jahrhunderte Christbaum. Erst in den letzten 150 bis 200 Jahren ist der Weihnachtsbaum in den Vordergrund getreten. Früher gab es den Christbaum nur in der Kirche, zuhause hatte man keinen.
Das hing damit zusammen, dass im Spätmittelalter die Leute keine Bibel hatten und auch nicht lesen konnten. Selbst wenn sie die Bibel auf Deutsch gehabt hätten, konnten sie sie nicht lesen. Zu bestimmten Zeiten im Jahr, genau vor Weihnachten, spielte man die Heilsgeschichte den Leuten in Form eines Laientheaters vor.
Einige kennen das vielleicht, es gibt das ja noch touristisch in Oberammergau. Dort spielen Laienschauspieler die Leidensgeschichte Jesu, meist vor Ostern, und das ist sehr bekannt. So etwas gab es früher auch vor Weihnachten.
Man spielte an mehreren Abenden die Heilsgeschichte, von der Geburt Jesu über das Alte Testament, dann Jesu Tod, Auferstehung und wie das bis in die Ewigkeit zum himmlischen Jerusalem führt. Dies wurde den Leuten innerhalb weniger Tage vorgespielt.
Die ganze Zeit stand dieser Christbaum da. Das Ziel war, dass der Christbaum der Baum des Lebens sein sollte. Wenn wir im Alten Testament im Paradies lesen, steht dort vom Baum des Lebens. Dort steht auch, dass man nicht vom Baum des Lebens essen soll, damit man nicht ewig lebt.
Deshalb Baum des Lebens – Vorsicht, das ist gefährlich. Sie sollen ewig leben, aber nicht als sündige Menschen, das war der Gedanke. In der Offenbarung steht wieder vom Baum des Lebens, der Früchte bringt, die alle heilen.
Die damalige Interpretation in der Kirche war, dass dieser Baum des Lebens eigentlich das Kreuz Jesu ist. Denn durch Jesu Tod am Kreuz bekommen wir ewiges Leben. Also muss das der Baum sein.
Deshalb sind die Christbaumkugeln so glitzernd. Sie sollen kostbare himmlische Früchte sein, die am Baum hängen. Der Baum sollte unbedingt grün sein. Deshalb heißt er Tannenbaum. Welche Bäume sind sonst bei uns grün? Nur wenige.
Eine Eiche oder ein anderer Baum sieht nett aus, aber ist kahl und tot. Der Baum sollte der Baum des Lebens sein. Ein grüner Baum im Winter sieht lebendig aus. Das war ursprünglich der Gedanke des Christbaums.
Obendrauf sollte meistens ein Stern sein, der Stern von Bethlehem, der die Weisen zum Stall geführt hat. Wenn man das vor Augen hat, finde ich das eigentlich toll.
Es gibt Leute, die sagen, das sei heidnisch, weil Römer und Germanen heilige Bäume hatten. Das stimmt. Auch Hindus und Buddhisten haben heilige Bäume.
Nur weil andere Völker heilige Bäume verehren, muss ich mir das nicht wegnehmen lassen. Ich kann es genauso gut benutzen, wie beim Wasser. Wir benutzen Wasser für die Taufe. Hindus taufen im Ganges und glauben, dass die Sünde abgewaschen wird, aber mit anderem Hintergrund.
Die Juden haben die Mikwe, eine rituelle Waschung, um Unreinheit abzuwaschen. Die Bedeutung der christlichen Taufe ist eine ganz andere als bei Hindus oder Juden.
Genauso ist es mit dem Baum. Manche Germanen hatten früher auch einen Baum, aber sie meinten etwas ganz anderes damit. Der Baum ist von Gott geschaffen. Von daher ist das super. Der Baum ist nicht böse an sich.
Wenn ich sage, dieser Baum erinnert mich an den Baum des Lebens, dass Jesus gekommen ist, mir ewiges Leben zu geben, dann ist es das wert, so plastisch vor Augen gestellt zu werden.
Nebenher schafft ein Baum auch Atmosphäre. Wenn du einmal im Jahr so einen Baum im Wohnzimmer hast, mit Schmuck, ist das schön. Der Geruch ist auch schön.
Wer es nicht will, muss es nicht machen, es gibt keine Verpflichtung. Aber ich finde es nicht nachvollziehbar, Christen das zu verbieten, weil andere Völker heilige Bäume haben.
Bei uns ist es kein heiliger Baum, sondern ein Symbol. Ein Symbol dafür, dass Jesus gekommen ist und eigentlich der Baum des Lebens ist. Er ist derjenige, durch den wir ewiges Leben bekommen.
Daran erinnern wir uns zu Weihnachten, weil Gott Mensch geworden ist und auf die Erde gekommen ist.
Für mich ist das ein spannender, neuer Aspekt. Ich wusste das bislang nicht. Ich fand es immer schön, aber gut, dass wir diese Folge drehen.
Dann hat sich auch geklärt, dass das nicht wirklich heidnisch ist, sondern symbolisch gesehen wird. Voll cool.
Ich bin dem nachgegangen, auch in alten Büchern zur Völkerkunde, und es ist ziemlich eindeutig: Die Idee, das sei heidnisch, ist erst vor etwa 200 Jahren aufgetaucht.
Damals versuchten manche Leute, viele christliche Bräuche als heidnisch zu erklären. Das passierte in der Zeit der Aufklärung und danach, als man vom Germanentum und Heidentum begeistert war.
In Wirklichkeit war es ursprünglich nicht so. Manche Sachen wurden uminterpretiert, waren aber früher stärker mit geistlichen Inhalten verbunden.
Solche Sachen können durchaus hilfreich sein. Du hast vorhin auch angesprochen, dass Bäume in heidnischen Kulten verehrt wurden, und dass der Weihnachtsbaum eigentlich nur symbolisch zu sehen ist.
Ähnlich ist es beim Abendmahl. Das ist auch symbolisch. Manche sagen, das sei wirklich der Leib und das Blut Christi. Für uns ist es symbolisch: das ist mein Leid, das ist mein Blut.
Wir denken nicht, dass wir wirklich Fleisch oder Blut essen oder trinken. So ist es auch mit dem Baum. Man kann ihn benutzen.
Symbole sind an sich nicht böse, sofern wir wissen, was sie bedeuten. Dann helfen sie uns sogar. Sonst sind sie nur nette Dekoration.
So kann es sein, dass Symbole uns helfen, an wichtige geistliche Dinge zu denken.
Viele Sachen sind für einen selbst vielleicht klar, aber man ist sich nicht bewusst, dass das für alle so klar ist, gerade wenn man aus einem bestimmten Kontext kommt.
Unter anderem ist mir die Jungfrauengeburt aufgefallen. In der Bibel wird ganz klar gesagt, dass Jesus von der Jungfrau Maria geboren wird. Heutzutage wird daraus jedoch oft etwas anderes gemacht, nämlich dass es sich einfach um eine junge Frau handelt. Ja, sie war eine junge Frau, aber sie war eben auch Jungfrau. Viele Menschen können das nicht so annehmen.
Dass manche Leute das nicht akzeptieren können, kann ich durchaus nachvollziehen, besonders wenn etwas beschrieben wird, was im normalen Alltag nicht vorkommt. Wenn jetzt beispielsweise eine junge Frau zu mir in der Seelsorge käme und sagen würde: „Michael, ich bin schwanger“, dann würde ich fragen: „Mit wem hast du geschlafen?“ Wenn sie antwortet: „Mit niemandem“, dann würde ich sagen: „Da stimmt etwas nicht.“ Heute gibt es zwar Möglichkeiten wie die In-vitro-Fertilisation, bei der eine Frau auch ohne Geschlechtsverkehr schwanger werden kann. Das gab es zur biblischen Zeit aber nicht.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Geschichte total außergewöhnlich und etwas ganz Besonderes ist – und genau deshalb wird sie erzählt. Manche sagen: „Das kann doch gar nicht passieren.“ Damit haben sie Recht. Aber wäre Jesus wie jedes andere Kind geboren worden, würde man fragen: Warum wird die Geschichte dann so besonders erzählt? Dann wäre er nur ein Kind unter vielen, die im selben Jahr im damaligen Israel geboren wurden.
Es war etwas ganz Außergewöhnliches, und deshalb wird uns auch die ganze Vorgeschichte erzählt. Dabei merken wir ganz deutlich: Es war eben nicht nur eine junge Frau. Ich erinnere mich, dass ich Theologie an der Universität studiert habe. Einer der Professoren hat genau das so vorgetragen und darauf hingewiesen, dass die Jungfrauengeburt im Alten Testament vorhergesagt ist.
Im Alten Testament, das auf Hebräisch geschrieben ist, steht der Begriff „Alma“. Alma kann Jungfrau, aber auch junge Frau bedeuten. Der Professor sagte dann: „Seht ihr, das ist ja klar, das bedeutet junge Frau, und das war ja auch so – Maria war eine junge Frau.“ Damit passe alles wieder zusammen.
Was er dabei nicht erwähnte, ist, dass im Neuen Testament das griechische Wort „Parthenos“ verwendet wird. Das bedeutet nicht junge Frau, sondern wirklich Jungfrau. Das müssen wir anerkennen, denn das passt nicht zusammen.
Eine Frage, die ich mir immer gestellt habe, ist: Was für ein seltsamer Prophet ist das, der vorher sagt: „Achtet darauf, es passiert ein großes Wunder. Eine junge Frau wird ein Kind bekommen.“ Da würde ich sagen: Dafür braucht man keinen Propheten, denn normalerweise bekommen ja junge Frauen Kinder, nicht alte Frauen. Das wäre vollkommen unsinnig.
Im Alten Testament ist gemeint, dass es eine Jungfrau ist – nur dann ist es etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches, bei dem Gott handelt. Im Neuen Testament wird deutlich, dass Maria eine Frau war, die vor der Ehe keine Beziehung zu einem Mann hatte. Dann erscheint ihr ein Engel und sagt: „Du hast mit keinem Mann geschlafen, deshalb kannst du auch kein Kind bekommen.“ Der Engel sagt aber auch: „Genau das wird Gott durch ein Wunder bewirken. Er wird dich schwanger machen.“
Josef, der genau wusste, dass er mit Maria nicht geschlafen hatte, sagte sogar, um sie vor Steinigung zu schützen – denn die Leute würden denken, sie habe Ehebruch begangen –, dass er so tun werde, als wäre das Kind von ihm. Dann wolle er verschwinden, damit alle denken, Josef sei böse.
Dann kommt ein Engel zu Josef und sagt ihm: „Nein, Maria war treu, du brauchst keine Angst zu haben.“ So geht die Geschichte weiter, und sie heiraten, noch bevor Jesus geboren wird. Das berichtet die Bibel.
Diese ganze Geschichte soll uns vor Augen führen, dass die Menschen damals fest davon ausgingen, auch Josef und Maria, dass hier ein Wunder Gottes geschieht.
Wenn ich an einen Gott glaube, der die Welt erschaffen kann und der Jesus von den Toten auferwecken kann, dann ist es für mich auch nicht unmöglich, dass Gott in einer Frau ein Kind entstehen lässt, das nicht auf normalem Weg gezeugt wurde.
Für mich ist die Jungfrauengeburt eine sehr wichtige Sache, weil sie deutlich macht: Hier wird nicht einfach irgendein Kind geboren. Von Anfang an wird klar, dass hier etwas total Außergewöhnliches geschieht, das es nie zuvor und nie danach gab.
Das wird in der Bibel hervorgehoben. Dass es nicht mit normalen Mitteln geschieht, ist klar. Aber genau das ist die Aussage: Hier passiert etwas, das nie zuvor und nie danach geschehen ist.
Jesus wird oft als der zweite Adam bezeichnet. Und da hast du vollkommen recht: Auch Adam wurde nicht normal geboren. Adam wurde durch einen übernatürlichen Eingriff Gottes geschaffen.
Bei Adam wissen wir, dass er als erwachsener Mann geschaffen wurde. Das macht Sinn, denn wer hätte ihn großziehen sollen, wenn er als Baby entstanden wäre? Jesus hingegen wurde als kleines Baby geboren. Ansonsten sind beide durch einen übernatürlichen Akt Gottes entstanden.
Ich glaube, das Problem in der modernen Theologie ist, dass viele Dinge in der Bibel nicht wörtlich genommen werden. Das hat oft damit zu tun, dass man sich dem dann unterordnen müsste.
An der Universität gibt es verschiedene Kriterien, um biblische Aussagen zu bewerten. Ein Kriterium ist die Analogie: Nur das, was wir heute beobachten können, hat auch früher stattgefunden.
Da muss man sagen: Heute gibt es keine Frauen, die ohne Zeugung ein Kind bekommen, also damals auch nicht. Damit schließt man aber von vornherein aus, dass Gott einmalige Wunder vollbringen kann.
Natürlich kann niemand beweisen, dass die Jungfrauengeburt tatsächlich so stattgefunden hat. Ich habe nur Zeugenaussagen von Menschen, die dabei waren, denen ich vertraue und die ich für glaubwürdig halte. Das ist die einzige Grundlage.
Beweisen kann ich das nicht, und das Gegenteil kann auch niemand beweisen. Niemand kann heute beweisen, dass Jesus auf natürliche Weise gezeugt wurde.
Der mangelnde Glaube daran, dass Gott übernatürlich eingreifen kann, ist das Problem. Wenn ich nicht glaube, dass Gott eingreifen kann, macht es eigentlich keinen Sinn, Christ zu sein.
Denn als Christ bete ich ja gerade deshalb, weil ich glaube, dass Gott zuhört und eingreifen kann. Ich habe keine Angst vor dem Tod, weil ich weiß, dass Gott Tote wieder lebendig machen kann oder dass die Seele den Tod überdauert.
Wenn ich nicht glaube, dass Gott mehr tun kann als Menschen, fällt das alles weg. Dann macht das Christsein eigentlich gar keinen Sinn.
Gut, dann kommen wir zu einer weiteren Sache, die vielleicht nicht Tradition ist, aber doch etwas, das wir immer wieder in den Läden finden. Ich habe es mal mitgebracht: einen Weihnachtsmann.
Was hat der Weihnachtsmann eigentlich mit Weihnachten zu tun? Tja, eigentlich gar nichts. Oder na ja, er hat schon etwas damit zu tun, weil man ja in jedem Supermarkt vor Weihnachten Weihnachtsmänner findet. Seit ein paar Jahren gibt es, ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist, auch Weihnachtsfrauen.
Nein, das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen. Doch, es gibt sie. Wahrscheinlich sind sie noch nicht ganz so erfolgreich, aber in Form von Gender muss das ja auch sein, ist ja klar. Nur Weihnachtsmänner geht nicht. Es gab sogar mal Namen, da stand „Nicola, die Weihnachtsfrau“. Aber nicht in unserer Gegend hier, oder?
Ich kenne nur Weihnachtsengel. Weihnachtsengel gibt es natürlich auch, klar. Die gab es dann auch mit Frau, also halt ohne Bart, ein bisschen nett lächelnd und so weiter.
Also der Weihnachtsmann, so wie hier, wie dieser hier, den gibt es auch noch gar nicht so lange. Wenn man sich das anschaut, sieht das ein bisschen seltsam aus. Ich habe mir sagen lassen, dass in Amerika an jeder Straßenecke so ein Weihnachtsmann steht, der „Hohoho“ ruft, etwas sagt und Geschenke an die Kinder verteilt.
In Deutschland ist das nicht ganz so häufig. Manchmal in Kindergärten oder so, da kleben sich Männer lange Bärte an und setzen sich eine Zipfelmütze auf. Aber eigentlich ist solche Kleidung ungewohnt. Man könnte vielleicht sagen, das ist hier so ein bisschen ein poppiger Morgenmantel. Vielleicht könnte man von „fluschi“ oder „pluschig“ sprechen, hier und da überall, und die Mütze ist dann so eine Schlafmütze. Sonst sind die Leute so nicht herumgelaufen.
Diese Darstellung vom Weihnachtsmann ist, wie manche vielleicht wissen, erst in den 1930er Jahren von Coca-Cola entworfen worden. Die Farben sind nicht zufällig knallrot und weiß, sondern die Farben von Coca-Cola, die sie verwendet haben.
Davor, also 50 bis 60 Jahre früher, kam ein amerikanischer Journalist auf die Idee, den Weihnachtsmann zu entwerfen. Das ist eine Mischung aus Nikolaus und Vater Weihnachten, den man in Russland zum Beispiel kennt – der irgendwie aus dem Wald kommt und im Winter unterwegs ist.
Man hat diese Figuren zusammengefügt, und daraus wurde ein freundlicher Greis, der die Kinder beschenken soll.
Der Nikolaus aber, an den man am Nikolaustag erinnert, eher am Anfang der Adventszeit, war ein Gemeindeleiter aus Myra, also ein Bischof, wie man das damals nannte, in der heutigen Türkei. Er war eine historische Person, die auffiel, weil sie vielen Menschen geholfen hat.
Damals gab es Hungersnot, und ein Schiff der Römer kam mit Getreide vorbei, das eigentlich für den Kaiser in Rom bestimmt war. Nikolaus, der wirklich so hieß, überredete die Leute, ein Teil des Getreides herauszugeben. Er sagte, er werde dafür beten und gerade stehen, wenn es später fehlen sollte. So wurde Getreide herausgegeben, und die Leute bekamen zu essen. Als das Schiff in Rom ankam, wurde berichtet, dass wieder genauso viel Getreide an Bord war, wie ursprünglich geliefert werden sollte.
Solche Geschichten zeigen, dass Nikolaus ein mutiger Mann war, der sich echt für andere eingesetzt hat. In Erinnerung daran wurde der Nikolaus später als Gabengeber dargestellt. Er kam und gab Geschenke. Lange Zeit war es üblich, dass man zu Weihnachten gar keine Geschenke bekam, sondern nur am Nikolaustag.
Denn eben dieser Nikolaus, der Bischof von Myra, beschenkte die Menschen, und daraus entwickelte sich die Tradition, Geschenke zu erhalten.
Daran kann man sich erinnern, muss man aber nicht. Was wir von ihm wissen, ist, dass er ein gläubiger Mann war, der sich sehr für andere eingesetzt und Menschen auf verschiedene Weise unterstützt hat. Das ist okay.
Er sah nicht so aus wie der Weihnachtsmann hier. Er war schon ein bisschen älter, klar, aber nicht so bischofsmäßig. Er trug eine flache Mütze, die dunkelrot war, das war damals üblich. Einen komischen Morgenmantel hatte er nicht an – das ist reine Fantasie.
Der Weihnachtsmann ist also eine ziemlich neue Erfindung. Was dahintersteht, ist die Erinnerung an den Nikolaus, diese historische Person aus der heutigen Türkei.
Wie sollten wir als Christen damit umgehen? Oder wie bist du zuhause mit deinen Kindern damit umgegangen?
Zu Weihnachten gehören für die Kinder ganz normal Schokoladen-Weihnachtsmänner, die sie gerne essen. Ich habe von Anfang an nie vom Weihnachtsmann gesprochen, sondern immer direkt vom Nikolaus. Sobald die Kinder es verstehen konnten, habe ich ihnen auch von der Geschichte des Nikolaus erzählt, und dann war die Sache klar.
Ich habe ein Problem mit dem Weihnachtsmann, denn ihn gibt es ja gar nicht, das sind reine Fantasiefiguren. Ich finde es problematisch, wenn man zu Weihnachten erzählt, dass Maria durch ein Wunder schwanger wurde, Josef dabei war, und dann kommt der Weihnachtsmann dazu. Das vermischt sich und macht es Kindern schwer, Realität und Fantasie auseinanderzuhalten.
Deshalb erzähle ich meinen Kindern eher vom Nikolaus, weil der unumgänglich ist, überall präsent ist und weil es auch lecker ist, die Schokolade zu essen. Ich mache deutlich, welche Funktion der Nikolaus hat, und sage, manche Leute nennen ihn Weihnachtsmann, aber bei uns ist es der Nikolaus.
Der Nikolaus war ein Gabengeber, und wir bekommen ja auch zu Weihnachten Geschenke.
Warum ist es als Tradition in Ordnung, als Christ Geschenke zu verteilen?
Das ist eine längere Geschichte. Früher haben Kinder fast ausschließlich nur zu Weihnachten Geschenke bekommen. Das hängt damit zusammen, dass viele Leute, besonders Knechte und Angestellte, nur einmal im Jahr Lohn bekamen – und zwar zu Weihnachten.
Kurz vor Weihnachten gab es deshalb große Märkte, manche gibt es bis heute noch. Man nennt sie Kirmes. Ganz bekannt ist eine in Hamburg, deren Name mir gerade nicht einfällt.
Bei diesen Feiern wurden Güter angeboten, die Kinder gern hatten: Spielzeug, Süßigkeiten. Diese gab es das ganze Jahr über nicht, denn es gab keine Supermärkte, keine Kaufhäuser, keinen Amazon.
Weil die Leute nun Geld hatten und es kurz vor Weihnachten war, wurden diese Dinge angeboten. Eltern oder Verwandte kauften sie und schenkten sie den Kindern. So wurden die Kinder einmal im Jahr beschenkt.
Manchmal gab es Geschenke nur, wenn die Kinder artig waren. Wenn sie etwas Schlimmes getan hatten, gab es nichts. Manche kennen vielleicht noch, dass der Nikolaus früher vom Knecht Ruprecht begleitet wurde. Der kam mit der Rute in der Hand, und wenn du böse warst, gab es Ärger. Heute macht man das nicht mehr.
Was ist die Bedeutung dahinter?
Die Bedeutung ist, dass uns noch einmal bewusst gemacht werden soll, dass Gott uns zu Weihnachten unheimlich beschenkt hat. Wir machen das ein bisschen nach, um uns daran zu freuen.
Das große Geschenk Gottes ist, dass er selbst Mensch geworden ist, dass er uns so nahe gekommen ist, dass wir ihn anfassen und mit ihm reden konnten – mit Jesus. Das ist etwas Einmaliges.
Was wir in anderen Religionen nicht finden: Im Islam bleibt Allah ganz entfernt, auch Gott im Alten Testament ist weit weg. Dass Gott als Mensch anfassbar wird und Menschen so nahekommt, ist etwas ganz Besonderes.
Das ist das einmalige Geschenk Gottes, und das feiern wir, um uns daran zu erinnern.
Was ich wichtig finde, ist, die wahre Bedeutung der Weihnachtsfeier immer im Kopf zu haben. Es geht um die Geburtstagsfeier Jesu, der auf die Erde gekommen ist.
Jesus können wir keine Geschenke geben, das bringt nichts. Er ist ja nicht mehr leibhaftig da. Und vor allem, was sollten wir ihm schenken, was er noch braucht? Das wäre ja seltsam.
Deshalb beschenken wir uns gegenseitig, aber im Gedenken daran, dass das größte Geschenk ist, dass Gott Mensch geworden ist. Jesus kam, weil er uns so lieb hat und unsere Probleme mit Gott und uns selbst lösen will. Er hilft uns, zu uns selbst zu finden und zu wissen, warum wir eigentlich hier sind.
Diese Geschenke sind nur eine Unterstützung dafür.
Deshalb ist es schade, wenn die Geschenke zu sehr in den Mittelpunkt rücken und man die Geschichte mit Jesus vergisst.
Ich finde, das sollte nicht passieren.
Mir ist gerade eine Idee gekommen: Vielleicht sollte man mal ein Jahr darauf verzichten, sich gegenseitig Geschenke zu machen, und stattdessen als Familie irgendwo spenden. Das wäre sinnvoll.
Vor Weihnachten gibt es ja immer die Weihnachtspäckchenaktion, bei der man für Kinder aus ärmeren Ländern Geschenke macht. Damit verdeutlicht man, was für ein großes Geschenk Jesus für uns getan hat.
Ich habe mit Leuten gesprochen, die dort in Rumänien oder anderswo die Geschenke verteilen. Sie berichten, wie begeistert die Kinder sind, weil sie sonst so wenig bekommen.
Wenn man das mit der Botschaft verbindet, dass Gott uns auch beschenkt hat und zu uns kommt, ist das für Kinder viel plastischer, authentischer und wahrnehmbarer, wenn sie wirklich etwas in die Hand bekommen.
Das finde ich eine tolle Sache.
Man könnte so etwas auch mal machen. Das würde bestimmt einige Leute überraschen.
Statt sich gegenseitig zu beschenken, könnte man überlegen, so etwas den Nachbarn zu schenken, die vielleicht keinen Bezug zu Jesus haben.
Oder wie wäre es, wenn vor Weihnachten alle nur an Geschenke denken, und dann jemand auf Leute zugeht und sagt: „Gott hat mich beschenkt, ich will dich auch beschenken.“
Dann hat man etwas Schönes Kleines, vielleicht einen Weihnachtsstern oder ein paar Pralinen.
Ich vermute, das würde manche Menschen zum Nachdenken bringen und ihnen zeigen, dass Weihnachten nicht nur ein Konsumfest sein sollte.
Es geht nicht nur darum, zu hoffen, dass man das bekommt, was man sich wünscht, oder dass alle glücklich sind.
Es geht auch darum, sich daran zu erinnern, glücklich zu sein, weil Gott uns beschenkt hat – mit Leben, Gesundheit, Gemeinschaft und der Vergebung unserer Schuld.
Wir können mit ihm leben, und das ist das ganze Konzept.
Deshalb finde ich es eine gute Idee, nicht nur an Geschenke für sich selbst zu denken, sondern auch nach außen zu gehen und anderen mit solchen Geschenken Hoffnung zu bringen.
Ich möchte noch kurz ein Zeugnis weitergeben von einer Schwester aus unserer Gemeinde. Sie bereitet vorher Päckchen vor. Immer wenn der Postbote kommt – wenn sie ihn noch erwischt und er sich nicht heimlich davonmacht – bekommt er meistens auch etwas in die Hand gedrückt, zum Beispiel selbstgebackene Kekse und manchmal auch eine Schrift.
Das ist doch eine gute Gelegenheit, finde ich.
Vielleicht kommt man so mit manchen Menschen ins Gespräch über den Glauben und merkt: Als überzeugter Christ geht man anders an Weihnachten heran.
Es ist nicht nur ein Familienfest oder eine Tradition, sondern es hat mit Jesus und mit Gott zu tun.
Ja, sehr schön. Jetzt noch einmal zum Zuhörer oder Zuschauer: Ich weiß nicht, warum du heute eingeschaltet hast. Vielleicht bist du einfach sehr gespannt auf das Thema Traditionen rund um Weihnachten. Vielleicht fühlst du dich aber auch einsam. Ich glaube, das ist in der Weihnachtszeit oft so, dass man sich einsam fühlt und dann plötzlich Zeit hat oder sich die Zeit mit verschiedenen Dingen vertreibt.
Jesus ist in unsere Einsamkeit gekommen und hat uns Hoffnung gegeben. Das hast du auch gerade schon erwähnt. Welche Hoffnung gibt Jesus uns? Und was bringt er auch den Einsamen, selbst wenn man nicht wirklich einsam ist, sich aber innerlich so fühlt? Ich glaube, Weihnachten kann in vielerlei Hinsicht dazu führen, dass man sich schlecht fühlt.
Einerseits, wenn man wirklich alleine ist – alle sind fröhlich, mit der Familie zusammen –, und dann ist da jemand, der als Witwe oder Witwer alleine ist oder aus anderen Gründen allein. Oder auch, weil es zu dieser Jahreszeit so dunkel ist oder weil man gerade etwas Schweres erlebt hat. Da ist es wichtig zu sehen: Eigentlich will Gott uns ganz nahekommen und uns Hoffnung geben.
Mir geht es so: Ohne Weihnachten hätte ich kaum Hoffnung in meinem Leben. Ohne Weihnachten würde ich mich fragen, wofür das Leben überhaupt Sinn macht. Wenn ich bei Philosophen nachlese, heißt es oft, dass es am Ende keinen Sinn im Leben gibt. Wenn man an Evolution glaubt, ist der Mensch nur eine Weiterentwicklung irgendeines tierischen Wesens. Dann leben wir, sterben und das war’s.
Wenn einem das zu Weihnachten bewusst wird, weil man frei hat, nicht arbeitet und zu Hause sitzt, fühlt man sich schnell schlecht. Dann ist es tröstlich zu wissen, dass mein Leben kein Zufall ist. Es gibt eine Instanz jenseits von dem, was hier sichtbar und irdisch ist, jenseits von dem, was gerecht oder ungerecht ist, was Menschen tun. Es gibt Gott, der darüber steht. Dieser Gott hat Interesse an mir, ist auf diese Welt gekommen und will Kontakt mit mir. Genau das ist an Weihnachten passiert: Gott wird Mensch in Jesus.
Deshalb finde ich Weihnachten eine tolle Sache, die Hoffnung macht – gerade wenn man frustriert ist. Man hört von Krieg, Wirtschaftskrise, Betrug, Korruption und vielleicht gibt es auch Streit in der Familie. Doch dahinter steht Gott. Er kann Dinge verändern und mir Sinn und Ziel im Leben geben, Hoffnung schenken.
Er hat mir auch versprochen: Wenn ich dazu bereit bin, kann ich in der Ewigkeit nach dem Leben hier auf der Erde bei ihm sein. Das ist ein tröstlicher Gedanke. Jedes Jahr gibt es Ängste, zum Beispiel vor Krankheit oder dem Tod. Aber zu wissen, dass Gott mir verspricht, es geht auch danach weiter, ist sehr hoffnungsvoll. Er hat das selbst bezeugt, indem er gestorben und wieder auferstanden ist. Das gehört für mich unbedingt zu Weihnachten dazu.
Jesus hat uns diese Hoffnung gegeben. Wir dürfen sie im Glauben annehmen, aber auch Hoffnungsträger sein. Wir haben vorhin schon darüber gesprochen, wie wir das weitergeben können – unter anderem durch praktische Dinge.
Zum Schluss noch einmal kurz zusammengefasst: Wie können wir praktisch vorgehen, um gerade zu Weihnachten diese Hoffnung weiterzugeben und für andere Licht in der Welt zu sein?
Ich glaube, jeder Christ kann für die Menschen in seiner Umgebung beten, von denen er weiß, dass sie Schwierigkeiten haben. Ich gehe davon aus, dass Gott Dinge tun kann, die ich nicht tun kann. Er kann den Menschen innerlich Trost, Hoffnung und Liebe schenken, auch wenn ich das nicht vermag.
Ich empfehle auch, wie wir es in den vergangenen Jahren immer wieder gemacht haben – und ich hoffe, dass es auch dieses Jahr klappt –, zu überlegen, mit wem man Zeit verbringen kann, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. In der Umgebung gibt es immer jemanden, den man ansprechen könnte. Das kann ein Nachbar sein, etwa jemand, der allein lebt, weil der Partner gestorben ist, oder jemand, der keinen Besuch von Kindern bekommt, weil es Streit gibt oder weil keine Kinder da sind.
Wir haben auch schon Asylbewerber eingeladen und gemeinsam gefeiert. Anfangs war da Unsicherheit, wie das wird, aber am Ende war es eine gute Erfahrung. Die Menschen waren dankbar.
Einmal haben wir als Gemeinde am 24. Dezember nicht privat gefeiert, sondern alle, die wollten, blieben in der Gemeinde und wir luden Leute von der Straße ein. Das war eine besondere Sache, mit speziellen Menschen, aber es hat funktioniert.
Solche Menschen sind oft diejenigen, zu denen wir sonst keinen Kontakt haben. Sich zu Hause auf eine oder zwei Personen zu konzentrieren, finde ich eine tolle Sache. Darüber hinaus ist es wichtig, für Menschen zu beten, die gerade mit Einsamkeit, Verzweiflung oder Angst konfrontiert sind.
Michael, vielen herzlichen Dank, dass du uns heute mitgenommen hast und uns einen Einblick gegeben hast, wo die ganzen Traditionen herkommen. Du hast auch Bücher darüber geschrieben, einige sind vergriffen und wurden nicht neu aufgelegt, aber vielleicht bekommt man sie gebraucht. Wir verlinken das gerne, oder, Tina?
Vielen lieben Dank an dich, lieber Zuhörer, liebe Zuschauer, dass du heute eingeschaltet hast. Wir wünschen dir gesegnete Weihnachten. Gib das gerne weiter.
Eye unto us where the lambs have fed,
Gently laid in a manger bed.
Unto us a Child is born,
Unto all his given, and his name shall be called:
Fulfilled by his power,
He will be sure to go to the everlasting Father.
This chime sings his praise, the prince of angels,
Unto us, wrapped in swaddling bands,
Hushed to sleep at the Virgin's hands.
Unto us a Child is born,
Unto us a Son, and his name shall be called...
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Falls du Fragen oder Anregungen hast, zum Beispiel Themenvorschläge, schreib uns gern.
Wir wünschen dir noch eine gesegnete Woche mit den Worten aus Kolosser 3,17:
Und was immer ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.