Ich freue mich, dass wir an diesem Abend zusammenkommen, um in der Gegenwart unseres Herrn diesen Schritt zu gehen: ein neues Jahr.
Manche unter uns, besonders junge Leute, haben große Erwartungen, Freude und viele gute Pläne. Andere denken mit Wehmut daran zurück. Wieder andere empfinden Schmerz über vieles, was im zurückliegenden Jahr so viel Not bereitet hat.
Wir sind im Namen Jesu zusammen, der sagt: „Fürchte dich nicht.“ Wie oft hören wir diese Worte Jesu? Im Sterbezimmer der Tochter des Jairus sagt er: „Fürchte dich nicht, glaube nur.“ Auf dem Hirtenfeld spricht er: „Fürchtet euch nicht.“ Und in der Offenbarung, mit ihrer ganz unheimlichen Perspektive auf die Weltgeschichte, beginnt es ebenfalls mit den Worten: „Fürchte dich nicht, denn ich bin der Erste und der Letzte, der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“
Dankbarkeit und Vertrauen im Übergang ins neue Jahr
Wir singen miteinander das Danklied 329: "Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte."
Wir wollen beten:
Du ewiger Gott, unser himmlischer Vater,
im Flug der zerrinnende Zeit dürfen wir in deiner Gegenwart verharren.
Du bist gestern, heute und in alle Ewigkeit,
und die Zukunft ist dir nicht unbekannt.
Da sind wir froh, dass du uns führst in den neuen Lebensabschnitt.
Das, was zurückliegt, das weißt du und bekümmert dich.
Vieles ist falsch gelaufen, wo wir unrecht gehandelt haben.
Aber wir haben deine Güte überwältigend erlebt.
In wieviel Not hast du nicht Flügel über uns gebreitet!
Wir wollen dir jetzt einfach danken und nicht nur erinnern.
Das sollen Denkmäler deiner Güte sein,
wie deine Liebe nie aufgehört hat, uns zu suchen,
wie du immer wieder mit uns angefangen hast.
Da bitten wir jetzt, dass etwas neu wird, auch in diesem neuen Jahr, mit dir.
Wir wollen nun weiter mit dir reden über all das, was uns bewegt.
Danke, Herr, dass du dich nicht veränderst im Flug der Zeit,
dass deine Güte jeden Morgen neu ist.
Wir wollen miteinander Psalm 90 (Lied Nr. 735 im Gesangbuch) beten.
Es ist das Lied Moses, des Knechtes Gottes.
Wir wollen diesen Psalm einfach so am Stück miteinander beten:
Herr, du bist unsere Zuflucht für und für.
Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Du lässt die Menschen sterben und sprichst:
„Kommt wieder, Menschkinder!“
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
Sie fahren dahin wie ein Strom, sie sind wie ein Schlaf,
wie Gras, das am Morgen noch blüht,
und des Abends welkt.
Und das macht einen schon betroffen, dass wir so vergehen,
und es ist ein Grämen, dass wir so plötzlich dahin müssen.
Denn unsere Missetaten stehen vor dir,
unsere unerkannten Sünden ins Licht vor deinem Angesicht.
Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen Zorn,
wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.
Unser Leben währt siebzig Jahre,
und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre.
Und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe,
denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.
Wer aber glaubt, dass du so sehr schön bist,
und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.
Herr, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig.
Erfülle uns früher mit deiner Gnade,
so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange geplagt hast,
nachdem wir so lange Unglück leiden mussten.
Zeige deinen Nächsten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich
und führe das Werk unserer Hände bei uns, ja, das Werk unserer Hände wollest du fördern.
Lieder und biblische Ermutigung für den Jahresbeginn
Wir singen jetzt das Lied Nummer fünf und sechzig: "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Es ist unter der bekannten Melodie zu finden, die hinten im Gesangbuch steht. Wahrscheinlich kennen Sie sie alle. Wir singen alle sechs Verse zur Begleitung des Klaviers.
Lied Nummer fünf und sechzig, Musik.
Ich lese aus Josua 1. Das ist Seite 226 in den Bibeln. In ihren jeweiligen Ausgaben steht es an ähnlicher Stelle. Josua, ein junger Mann, muss die Führungsaufgabe über ein widerspenstiges Volk übernehmen. Er steht vor einem schwer zugänglichen Land, gerüstet, aber unsicher, wie das gelingen soll.
Der Übergang über den Jordan steht bevor. Gott sagt zu ihm in Vers 3: "Jede Stadt, auf die eure Sohne treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe."
In Vers 5 heißt es: "Niemand soll dir widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Sei getrost und unverzagt."
Gott gibt Josua die Aufgabe, das Land unter dem Volk aufzuteilen, das er ihnen zum Erbe geben will, wie er es ihren Vätern geschworen hat. Er soll getrost und unverzagt sein, damit er hält und tut, was im Gesetz steht, das Mose, Gottes Knecht, gegeben hat.
Josua soll nicht davon abweichen, weder zur Rechten noch zur Linken, damit er recht ausrichten kann, wenn er geht. Er soll das Buch des Gesetzes nicht von seinem Munde lassen, sondern es Tag und Nacht betrachten, damit er hält und tut, was darin geschrieben steht.
Dann wird es ihm auf seinen Wegen gelingen, und er wird Recht ausrichten. Gott befiehlt Josua: "Sei getrost und unverzagt. Lass dir nicht grauen und entsetzen dich nicht, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst."
Nun singen wir das Lied Nummer 480. Dieses Lied ist bei uns im Gesangbuch unter Abendlieder eingeordnet. Es ist gedichtet nach dem Osterwort der Emmaus-Jünger, die mit Jesus zusammen in der Herberge saßen: "Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden."
Das Lied stammt von Henry Francis Lyte. Er wollte ursprünglich Mediziner werden, wurde aber Theologe. Er war sehr unsicher, weil er selbst im Glauben nicht gefestigt war. An seinem ersten Ort als Vikar in Cornwall wurde er gerufen, weil ein Kollege im Sterben lag.
Dieser Kollege hatte viele dunkle Dinge in seinem Leben begangen und suchte Frieden mit Gott. Der junge Vikar war hilflos und fragte sich: "Was soll ich tun?" Dann las er mit dem sterbenden Kollegen die Bibel, besonders die Paulusbriefe, den Römerbrief.
Darüber kamen beide zu einem lebendigen Glauben. Später erzählte Lyte, sein Freund sei glücklich im Glauben gestorben, obwohl er viele schlimme Sünden begangen hatte. Er wusste gewiss, dass Jesus durch sein Leiden und Sterben für seine Verfehlungen gebüßt hat.
Alles war vergeben, er war von Jesu Gnade angenommen. Von diesem Tag an las Lyte die Bibel anders und predigte anders. In der Mitte seiner Predigten stand nur noch: Jesus allein besiegt den Tod. Bei ihm kann man vertrauen und getröstet sein.
Viele Lieder stammen von ihm, etwa achtzig. Auch das Lied, das in Deutsch lautet: "Alle Stürme dieses Lebens führen näher uns zum Herrn. Auf ihn hoffe ich nicht vergebens, denn er ist mein Fels, mein Stern. Ich will dir folgen, mein Heiland."
Lyte ließ sich in einem Fischerdorf rufen, das sehr schwierig war. Dort drohten Matrosen und hartgesottene Fischer. Nach etwa einem Vierteljahrhundert Arbeit bekam er Tuberkulose. Er versuchte immer wieder, an der Riviera Gesundheit zu finden.
Dieses Lied trug er der Gemeinde vor, bevor er wieder abreiste nach Nizza. Es war drei Wochen vor seinem Tod, am 31. Oktober 1847. Er sagte: "Ich stehe jetzt unter euch wie einer, der von den Toten wieder lebendig geworden ist."
Er wollte jedem von ihnen einprägen, sich auf die letzte Stunde vorzubereiten, die über jeden kommen wird. Man muss sich frühzeitig mit dem Sterben vertraut machen, Jesus, der in seinem Sieg den Tod auf ewig verschlingt.
Jetzt singen wir dieses Lied als ein richtiges Osterlied, Nummer 480.
Gottes Zusage in Zeiten der Unsicherheit
Ich habe für Sie und für all das, was Sie im Blick auf dieses neue Jahr bewegt, aus diesen vielen Worten „Fürchte dich nicht“ herausgegriffen. Das war doch sehr einundvierzig, Seite 695 in Ihrer Bibel. Das war ja einundvierzig, 14: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich oder ich erhalte dich durch die rechte Hand meines Bundesschlusses oder meiner Gerechtigkeit, Treue Gottes.“
Das war schon ein Orkan, wurde zu einem Dienst herausgerufen. Und als ich durch die Straßen lief, da hatte ich Angst, was mir auf den Kopf fällt. Also, es war vor wenigen Tagen so unheimlich gestürmt. Was hat es von den Dächern alles heruntergeblasen: Antennen und Dachziegel. Wir sind doofe, der Garten ist die schöne große Tanne, die ist herausgerissen, ein anderer Obstbaum auch. Und wir haben es im Wald erlebt, wie das geschüttelt und gerüttelt hat. Das hat wirklich an die Substanz gegangen, eine unheimliche Erschütterung.
Solch ein Sturm, solch ein Beben – für mich ist das das Vergehen der Zeit unseres Lebens. Wieso still den Untergrund bindet, bildet ein noch viel erschütterndes Beben. Uns wird das erst oft bewusst in manchen kritischen Lebensmomenten. Ein Stückchen vielleicht in dieser Nacht. Bei einem Besuch hatten ältere Leute erzählt, dass nach dem Krieg die Militärregierung das Knallen verboten hat. Und sie sagten, das war ganz wunderbar. Das waren stille Übergänge in das neue Jahr, hat nur das Läuten der Glocken gehört. Ja, vielleicht besinnlich.
Aber es wird uns in dieser Nacht bewusst, dass unser Leben unheimlich schnell dahinzieht. Für die jungen Leute ist das noch aufregend: „Endlich kriege ich meinen Job“, oder „Wir heiraten und erwarten das Kind“. Ach, was sind das schöne Augenblicke! Aber dann kommt die Wehmut, wenn man zurückblickt, wenn das Leben verflossen ist. Der Tag vergeht und kommt nie mehr zurück. Das Lied von Manfred Ewald, wehmütig, ja.
Und dann denkt man daran: Da waren Menschen, die uns alles im Leben bedeutet haben, mit denen wir gelacht haben und fröhlich waren. Und dann gehen sie ungefragt einfach weg, und wir können kein Wort mehr sprechen. Wir hätten so gern noch mal etwas gesagt, aber die Zeit vergeht unheimlich. Und das ist im Lauf der Zeit ja deshalb so erschreckend, weil wir ja gar nicht wissen, was das neue Jahr bringt.
Es sind ja immer auch Geistesströme, Umwälzungen, Revolutionen, Werte, Unterformen und Traditionen. Was gestern war und heute modern ist, ist morgen rückständig und veraltet. Du bist hinterm Mond, wenn du mit den alten Ansichten weiterleben musst. Alles muss neu sein und besser, größer. Und in dieser Flugzeit mit den enormen Umwälzungen – das sind ja nicht nur die äußeren Umwälzungen des Lernens und des Denkens, sondern auch Technik, die uns wieder erstaunen lässt.
Aber auch die geistigen Umwälzungen ideologischer Art greifen uns ganz tief. Da fragt man sich: Was bleibt überhaupt noch übrig? Wo liegt denn mein Leben noch? Wo habe ich denn noch irgendetwas?
Wenn man dann beim Lidl die Lebensmittelpackungen kauft, dann guckt man auf das Verfallsdatum. Ich denke, das ist ein Verfallsdatum. Ich kenne ja meine Stunde nicht. Wenn mein Leben abläuft, irgendwann ist das im nächsten Jahr drin. Oder schenkt mir Gott noch ein paar Jahre, ich weiß es ja nicht.
Wehmütig: Junge Leute, schon die kleinen Kinder sagen heute, du musst ganz lässig, cool sein. Toll, wenn sie das fertigbringen in den Erschütterungen der Zeit cool zu sein. Ja, ja, die Filmhelden können es, aber die spielen ja nur im Film. Die sind dann so ein Vogel, wie das zulässig machen, so abgebrüht. Keiner von uns wird das durchstehen, wenn es an uns kommt.
Sie können viel im Leben geleistet haben, sie können Gewaltiges fertiggebracht haben, dass Menschen sie bewundern, anerkennen, sie geehrt sind und berühmt. Aber wenn sie vor dem Abgrund der vergehenden Zeit stehen – was ist ihr Leben? Siebzig oder achtzig Jahre vor der Ewigkeit Gottes – was bleibt?
Wir würden alle Spuren hinterlassen, dass man unsere Gedanken kennt. Aber was bleibt eigentlich, wenn man davorsteht? Etwa wenn man schwierige Krankheitsbefunde bekommt oder wenn man im Alter merkt: Du wirst nicht mehr gebraucht, deine Gaben gehen zurück – was ist das? Wo falle ich hin? In welche bodenlose Tiefe?
Da kommen Ängste auf. Woran kann man sich halten?
Gottes Zuspruch gegen Angst und Furcht
Zum Jahreswechsel ruft uns unser Herr zu, in dieser Zeit der Unsicherheit auf ihn zu vertrauen. Die Computerindustrie hat uns monatelang gesagt, dass alles sehr riskant sei, trotz der tollen Technik. Ich glaube immer noch, dass das vor allem eine Verkaufsmasche war. Die Jahrtausendtauglichkeit sollte ein Verkaufsschlager sein. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.
Es ist erfreulich, dass Techniker, Geisteswissenschaftler und Theologen manchmal ein ähnliches Bild von der Wahrheit haben. Oft wird gesagt: Was kannst du denn so exakt messen? Sie sagen, man könne nicht genau sagen, was am Ende alles drin ist und ob alles funktioniert. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Das ist auch nicht schlimm. Was ist schon absolut sicher?
Manchmal geht etwas verloren, eine Maschine funktioniert nicht richtig, das Telefon tut nicht. Aber das ist nicht tragisch. Wichtig ist, dass Sie atmen können, dass Sie lachen und sich freuen können. Das Kontrollsystem darf nicht versagen – das finde ich wichtig.
Die Bibel legt immer den Finger auf das größte Risiko im Lauf der Zeit. Seit den ersten Tagen, seit Menschen auf der Welt sind, sind es nicht die technischen Dinge, nicht die Katastrophen, Vulkane, Gewitter oder Organe, die das Problem sind. Es ist das böse Menschenherz.
Wenn dieses Jahrhundert zu Ende geht, blicken wir zurück auf fanatisierte Macht, Bewunderung, Jubel der Menschen, Blut und Tränen, Kriegselend, nationale Verwirrung. Was alles in diesem Jahrhundert als wahr und verrückt angebetet wurde! Doch der überhebliche Mensch, der sich selbst an die Stelle Gottes gesetzt hat und sich selbst verkürzt hat, bleibt das größte Problem.
Ich erinnere mich, wie alte Männer aus dem Kriegsgefangenenlager zurückkamen und sagten, dass junge Leute nur in den Schulen etwas gelernt hätten, sonst würde man wahnsinnig werden. Was bleibt von unserer modernen Zeit? Höre auf die Stimme Gottes! Gott ruft: Fürchte dich nicht! Darauf kann ich mich doch bergen angesichts der Vergänglichkeit meines Lebens. Ich weiß nicht, was kommt. Gott sagt: Fürchte dich nicht!
Wenn Menschen mir das rufen, können sie das gar nicht wirklich wissen. Das sind billige Worte. Ich muss mich doch sehr fürchten, wenn ich mich nicht fürchte! Aber wenn Gott, der Herr, sagt: Fürchte dich nicht, wem sagt er das? Er sagt es einem schuldigen Volk, Israel. Wenn man es im Zusammenhang sieht, ist es ein untreues Volk, ein Volk, das die Gebote Gottes gebrochen hat, ein sündiges Volk.
Gott sagt zu diesem Volk: Ich habe dich ergriffen, ich habe dich gerufen. Dieses Wort gilt nicht einfach jedem Menschen auf der Welt. Es gibt Menschen, die die Stimme Gottes gehört haben und ja gesagt haben: Ja, ich habe den Ruf angenommen und will dir folgen. Du sollst mein Herz sein.
Dort wird Israel „Knecht Gottes“ genannt. Knecht heißt jemand, der Gottes Willen tun will. Wenn sie das tun, gilt ihnen der Zuspruch: Fürchte dich nicht! Unsere Führung ist Gottes Führung. Wir nehmen die Trostworte oft aus dem Zusammenhang heraus und wundern uns, dass wir selbst keine Ruhe und keinen Frieden finden. Dabei klammern wir aus, dass der Haussham doch damit verbunden ist, der dich ergriffen hat.
Er spricht: Du bist mein Knecht, du sollst mein Knecht sein. Ich erwähle dich und vermisse dich nicht. Gott ruft uns, und darum kann ich geborgen und fröhlich in das neue Jahr gehen.
Fünfmal steht in der Bibel: Ich kenne dich. Du bist nicht verrückt, wenn der Herr dich geschaffen hat, dich kennt, bevor du im Mutterleib bereitet wurdest. Er ist auch über dein Sterben, ruft dich aus dem Tod und entwickelt deinen Leib.
Wenn er sagt: Ich sage dir, ich habe dich, weil du mein Knecht bist, dann gilt: Fürchte dich nicht! Lassen Sie sich das sagen und schreiben Sie es auf für das neue Jahr.
Ich möchte noch sagen: Manchmal ist es nicht ganz leicht. Schon unsere jungen Leute in der Schule spüren das bei ihren Mitschülern. Das gehört zu unserer verrückten, albernen Zeit, in der man darüber diskutiert, ob es überhaupt einen Gott gibt. Es ist ein Niedergang der Vernunft.
Leben Sie in der Gegenwart des Herrn und wissen Sie, dass er Sie braucht und führt. Fürchte dich nicht! Frieden gibt Ruhe, was auch passieren mag. Daher hat die Regie, das Kommando, der Chef das Steuer in der Hand. Auch wenn unsere Nerven zappeln, legen wir sie in Gottes Hand.
Ich möchte noch das Zweite sagen: Es ist ein Weg gebahnt. Weg gebahnt! Wir sprechen oft vom Unbekannten, vom Neuen, das vor uns steht. Gerade junge Leute planen, verloben sich, haben große Dinge vor im neuen Jahr oder berufliche Veränderungen. Fröhliche Ereignisse können so ins neue Jahr konzipiert werden.
Dann blühen unsere Wünsche auf, und es ist eine wilde Phantasie, was alles kommen kann. Ich freue mich auf das Neue, auf Planung. Ich selbst habe große Pläne für dieses Jahr und freue mich darauf. Es ist schön, wenn man planen kann, aber man weiß ja nie genau, was kommt.
Es ist immer mit dem Unbekannten verbunden: Wenn alles klappt, wenn ich gesund bin, wenn Gott will, so Gott will. Und dann blicken wir ängstlich zur Seite und denken: Was ist, wenn der Tod nach dir greift? In der Angst sehen wir eigentlich Schicksalsmächte, dunkle Mächte, die uns blockieren.
Ich finde es so schön, wie es hier heißt: Weiche nicht! Oder anders übersetzt: Schau nicht ängstlich herum. Geh deinen Weg! Wie finde ich meinen Weg? Manche grübeln darüber. Suche Gottes Nähe täglich in der Stille deiner Bibellese. Höre auf das, was Gott will. Es ist nicht immer alles klar geschrieben, aber du wirst aus dem Wort Gottes viel Klarheit bekommen.
Dann nimm dir vor, Freunde zu fragen: Was denkst du, ist das richtig, was ich tue? Ich möchte nicht meinen Kopf durchsetzen. Da ist ein Weg gebahnt, wo keine Macht der Welt Gottes Willen außer Kraft setzen kann.
Wir sind nicht von denen, die weichen und verloren werden, sondern von denen, die glauben und gerettet werden. Wir wollen nicht abweichen. Das gilt auch für andere Lebensbereiche. Lass sie lachen, wir brauchen uns nicht dem Zeitgeist anzupassen.
Geh deinen Weg! Du brauchst keine Sorgen zu haben. Es ist uns verwehrt, über den Tag hinaus zu planen. Freue dich über den Weg, den Gott dir zeigt. Es ist genug, dass seine Güte und Barmherzigkeit jeden Morgen neu da sind.
Dann werden wir sagen: Führe mich, Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort. Sei und bleibe auch heute mein Beschützer und mein Hort.
Überwindung der Furcht durch Glauben
Was ist das mit der Furcht? Die Furcht macht unser Leben kaputt. Sie macht uns schwach, schreckhaft, kleinmütig, verzagt und feige. Sie schüchtert uns ein.
Wenn ich zurückdenke, schäme ich mich, wie oft ich mich gefürchtet habe. Heute könnte ich darüber eigentlich lachen, wenn es nicht so ernst und schändlich wäre. Gott hat in seinem Wort zugesagt, dass kein Haar von unserem Haupt fällt, ohne dass er es weiß. Er hat versprochen, den Weg, auf dem er sich verherrlicht, sicher zu führen.
Oft verläuft dieser Weg nicht nach unseren Wünschen und Gedanken. Manchmal ist er geprägt von Verachtung, Spott, Feindschaft und Misserfolg. Plötzlich wird Gott dann groß vor uns, und wir erleben das Neue. Diese Erfahrungen wollen wir oft gar nicht machen.
Furcht – woher kommt sie? Die ersten Menschen haben sich im Augenblick der ersten Sünde gefürchtet. Furcht ist ein Zeichen unserer Trennung von Gott. Manchmal hat man Angst, dass es uns nicht so ernst gemeint ist, oder dass es doch noch gut ausgeht.
Ich kenne das von vielen Krankenbesuchen. Es ist immer aufwühlend: Was ist in meinem Leben los? Ist das wirklich noch so? Ja, du darfst es wissen. Und warum? Das hängt ganz eng mit der Vergebung zusammen.
Ich muss die Vergebung Gottes haben, um dann fröhlich sagen zu können: „Sie können Gottes für mich nichts anhaben. Was kann jetzt noch gegen mich sein? Nichts kann mich mehr aus den Händen Gottes reißen.“ Auch wenn meine Gefühle und meine Stimmung mich immer wieder durcheinanderwerfen – und das ist ja so –, will ich doch auf ihn blicken und meinen Blick auf meinen Herrn fixieren.
Ich will nicht von ihm weichen. Mit meinem Glaubensblick will ich immer wieder bei ihm ruhen. Ich kann nichts anderes wissen und kennen im neuen Jahr als: „Herr, ich will dir folgen, wie du mich führst.“ Und wenn es ins Sterben geht, dann geht es zur Herrlichkeit. Dann ist der Triumph und ein Sieg erst recht ganz groß.
Das soll zu einer Triumphstunde führen. Darum: mutig und fröhlich vorwärts, mutig und fröhlich! Das alles sagt uns Gott, weil wir fröhliche Leute sein sollen.
Paulus hat aus dem Gefängnis in Iserlohn geschrieben: „Freut euch in dem Herrn allewege!“ Glaube muss uns fröhlich machen, auch in unseren schweren Stunden. Eine Freude, die kein Ende findet, weil sie aus dem Glauben kommt – aus dem Blick auf den Herrn.
Aber es fällt uns oft schwer, diese Freude auch so zu leben.
Mut und Engagement im neuen Jahr
Wir gehen in dieses neue Jahr 2000 hinein – ach, nicht dieser Block mit der Schnapszahl. Das ist gar nicht wichtig. Den Menschen ist oft nur das Äußerliche wichtig, aber es geht um ein Jahr der Herrschaft des Herrn, ein Jahr, das er uns schenkt. Früher wurde oft gepredigt: Jesus sagt, man solle einmal um den Baum herumgehen, um zu sehen, ob er Frucht trägt. Im Himmel herrscht gespannte Erwartung, ob es endlich ein Jahr wird, das dem Wohlgefallen Gottes entspricht.
Daher gibt es die Hoffnung, dass bei uns endlich alles besser wird, dass es ein fruchtbares Jahr wird. Darum gibt er diese feste Zusage und sagt: „Ich stärke dich!“ Ja, wir klagen niemandem, sagen: „Herr, meine Kraft ist so schwach, ich bin so untreu, und ich habe ein böses Herz.“ Dann vergraben wir uns plötzlich in unseren Sünden und sagen, wir seien böse Menschen. Doch er sagt: „Ich stärke dich.“ Seine Kraft vollendet sich in unserer Schwäche.
Das soll ein Jahr werden, in dem wir engagiert unsere Haut für unseren Herrn einsetzen. Glücklicherweise gibt es für Christen keine 40-Stunden-Woche. Ein Christ ist immer im Dienst. Vorhin im Gottesdienst sagte die Tochter von Bischof Dibelius, die dieses schöne Wort geprägt hat: „Christ ist immer im Dienst.“ Jawohl, und wir wollen dieses Jahr nutzen, solange Gott uns Raum gibt.
Auch wenn meine Kraft schon gebrochen ist – und das sage ich besonders den Älteren – wird Gott uns noch so viel Kraft geben, dass auch aus schwacher Hand viel bewegt werden kann. Was können Menschen durch Liebe und Güte in dieser trostlosen Welt geben? Gott hat viel vor. Jede Minute unseres Lebens ist kostbar und wertvoll. Es gibt keine unnützen Menschen, denn das Leben ist gut und macht uns stark und bewegt uns.
Ein Jahr, das Frucht bringt – ich will mein Leben wagen. Ich will nicht fragen, was dabei herauskommt. Ich will nicht nur dort hingehen, wo ich Erfolg sehe. Ich will auch dort arbeiten, wo der Herr mich an einer erfolglosen Stelle zum Dienst ruft. Dann ist es seine Sache, wie Erfolg entsteht. Ich will nicht abhängig sein von dem, was ich als Erfolg sehe. Ich tue es für den Herrn und im Licht seines Wiederkommens.
Für ihn zählt jeder noch so kleine Tag. Das ist es, was ich will: „Ich stärke dich, ich helfe dir.“ Er steht an jedem Tag bei uns. Und sie haben das in diesem Jahr erlebt: Ehe sie rufen, will er ihnen antworten. Wie kann Gott das lösen? Oder sind wir sprachlos? Ich könnte Ihnen stundenlang erzählen, welche Wunder Gottes ich erlebt habe. Ich hätte nie geahnt, dass Gott Probleme löst, die ich selbst nicht lösen konnte.
„Ich helfe dir“ – er macht es letztlich. Was können wir denn anderes tun? Wir können ja nicht einmal Wasser schleppen. Aber der Herr sorgt selbst dafür. Er bewegt Menschen. Wir wollen dieses Jahr zur Ehre unseres Herrn nutzen – mit unseren Gaben, aber auch mit den ganz weltlichen Aufgaben, die wir haben, mit all dem Dienst.
Das dürfen wir nicht trennen. Was ich tue, ist meine Lebensaufgabe, die ich durch den Herrn erfahre. Das ist unsere Berufung und unsere Aufgabe. Ich will überall den Herrn loben. „Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“, so wie Gott die ganze Welt erhält und den Bund seiner Gnade darüber breitet.
Ich verstehe das alles nicht – mit den Sternen und Planeten. Heute hat jemand bei uns am Tisch gefragt, wie sich die Erde dreht, in welche Richtung, also wo die Sonne aufgeht. Das weiß ich, aber ich verstehe auch nicht genau, wie sich die Erde noch einmal um sich selbst dreht. Ich verstehe so wenig von den Geheimnissen des Wetters.
Gott lässt alles in seiner Treue funktionieren, und da geht kein Chip daneben. Alles ist so perfekt, bis hin zu den fernsten Spiralnebeln. Wie gut erhält er meinen Leib in seiner Güte! Gott, ich halte dich fest im neuen Jahr, selbst wenn Sie angeschlagene Gesundheit haben. Er gibt Ihnen Kraft, soweit sie reicht, als Gnadengeschenk, als Zeichen seiner Güte.
Machen Sie etwas daraus! Vergraben Sie es nicht im Schweißtuch, sondern wirken Sie damit viel. Gehen Sie fröhlich in dieses neue Jahr. Im Namen des Herrn Jesu: Gehen Sie voran auf der Lebensbahn! Wir wollen nicht verweilen, sondern dir getreulich nachjagen.
Armin
Abschlussgebet und Segen für das neue Jahr
Wir singen jetzt noch das Lied 543: "Geh unter der Gnade".
Wir wollen beten:
Herr, du allein bist der Ewige. Du gehst mit uns in diese Nacht hinein. Wer sind wir, dass wir uns immer wieder selbst so wichtig nehmen und dich auf die Seite schieben? Dabei bist du doch der größte Trost und die einzige Sicherheit in einer Welt, in der sich alles wandelt und vergeht. Du bleibst immer dasselbe.
Auch deine Barmherzigkeit hat kein Ende, auch nicht bei uns. Wir können Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe all das erfahren in diesem neuen Jahr. Du kennst jeden von uns, wo unsere Wege und Aufgaben auch sind.
Wir wollen den Platz annehmen, wo du uns hingestellt hast, auch wenn er uns nicht gefällt. Auch wenn wir oft gerätselt haben, warum wir gerade dort wirken müssen, weil die Schwierigkeiten so groß sind.
Wir haben viel vor, mit dir dort zu erleben, lieber Herr. Mit einer Hilfe, mit einer Stärkung, mit einer Ermutigung. Wir danken dir, dass wir an deinem Reich teilhaben dürfen.
Wir bitten dich, dass du dein Reich herbeiführst in unserer Stadt, in unserem Land, aber auch weltweit. Wo die aus der Gemeinde Ausgesandten wirken, oft unter großen Schwierigkeiten, umgib sie mit Schutz und deiner Gegenwart. Wirke durch sie Heil und Segen.
Wir bitten auch für die Kranken, Leidenden und Schwermütigen, für die Trauernden. Komm ihnen ganz besonders nahe durch dein Wort.
Rede zu uns, wenn wir in der Stille des Morgens über deinem Wort nachsinnen. Lass uns dich finden.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Bleiben Sie noch kurz stehen. Im Anschluss feiern wir Abendmahl. Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Wir teilen zu zweit, auch schon in großen Gruppen. Hier vorne, an der Seite beim Büchertisch, gibt es noch Losungsbücher fürs neue Jahr, kleine Losungsbüchlein.
An allen Türen liegt das gezogene Losungs-Bibelwort aus, bei dem wir den Herrn bitten, dass er durch dieses Wort besonders in unsere Situation hineinredet.
Dann darf ich noch einmal bitten: Wir haben vorhin vergessen, darauf hinzuweisen, dass die weißen Zettel mit unseren Gemeindeveranstaltungen ausliegen. Wichtig in diesem Jahr ist das 50-jährige Bestehen unserer Kirche im Februar und andere wichtige Termine. Eine Übersicht über unsere Gottesdienste liegt ebenfalls aus.
Wer das noch nicht hat, nimmt es bitte am Ausgang mit.
Ich möchte auch danken für die Liebe und Hilfe, die Sie immer wieder für unsere Werke aufbringen: Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte. Ich bin immer beeindruckt, wie viel unsere Mitarbeiter wagen. Ich könnte Ihnen das nicht zumuten.
Bericht von einem Einsatz in Papua
Unsere Martina Riedl, eine Frau, die zu diesen Teams gehört, hat im Bürgerkrieg im Südsudan mit den Verantwortlichen der Befreiungsbewegung Verbindung aufgenommen. Sie baten sie, in ein Gebiet in Papua zu gehen, da in den nächsten Monaten viele Flüchtlinge erwartet werden.
Martina ist dann mit der UNO hingeflogen. Sie schreibt: Der Ort Papua besteht im Moment aus wenig mehr als der Landebahn und einigen Hütten. Bei der Ankunft waren wir sofort von einer Menschenmenge umgeben. Viele der Menschen, die uns mit afrikanischen Stimmen begrüßten, waren in Lumpen gekleidet. Man sah ihnen ihr hartes Leben deutlich an.
Ich fühlte mich jedoch gar nicht fremd. Ich war überwältigt von der Herzlichkeit, die mir zuteilwurde. „Kommst du wirklich her, um bei uns zu leben und uns zu helfen?“, fragte mich jemand. Natürlich wollte ich das gerne, aber die Frage machte mich betroffen. War es so unglaublich, dass wir nach Papua kommen sollten?
Ich merkte plötzlich, wie heiß die Sonne auf uns herunterbrannte. Als ich mich nach ein wenig Schatten umsah, konnte ich keinen einzigen Baum entdecken. Wie ich hörte, gibt es hier kaum Bäume. Baumaterial, wie zum Beispiel Stützen für das Dach, muss von weit her transportiert werden – bis zu drei Stunden Fußmarsch.
In der Regenzeit von April bis Oktober ist das Land weitgehend überschwemmt und sumpfig. Bisher wurde Papua hauptsächlich als Weidegrund für die Viehherden genutzt. Während der Trockenzeit leben die Menschen dann in provisorischen Glashütten. Es gibt hier keine permanenten Wohnhütten.
Inzwischen wurde angefangen, für uns eine Lehmhütte zu bauen, sodass ich ab dem 10. Januar in Papua eine Basis für Gesundheitsdienste aufbauen kann. Ich möchte Frauen und Männer in den Dörfern darin unterstützen, Hygiene zu fördern und die einfachsten Gesundheitshilfen zu leisten – in einem der verlassensten Gebiete dieser Welt.
Danke für Ihre Unterstützung und das Geben für den Einsatz von Martina Riedl dort im Südsudan.
Nun wollen wir daher seinen Segen auf sie legen und mit ihm in dieses neue Jahr hineingehen. Richte dich, Herr, sehen uns und behüte uns. Heller soll dein Angesicht über uns leuchten und dein Knecht. Ich hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.
