Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Diese Reihe bietet Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, sowie praktische Impulse für deine Nachfolge. Sie ist dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Gebet – Vortrag I.
Die Bedeutung des Gebets am Berg der Verklärung
In Lukas 9,28-29, kurz bevor der Herr Jesus auf den Berg der Verklärung steigt, heißt es: „Und es geschah aber etwa acht Tage nach diesen Worten, dass er Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg, um zu beten.“
Wusstest du das? Jesus ging auf den Berg der Verklärung, um zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand wurde weiß und strahlend.
Jesus tritt betend ein und begegnet dort Gott. Gleichzeitig begegnet Gott ihm. Wenn jemand sagt, er habe eine tiefe Sehnsucht nach einer Gottesbegegnung, dann wird diese Begegnung von Gebet begleitet sein. Es wird nicht ohne Gebet geschehen.
Dabei handelt es sich nicht um ein mystisches Gebet, wie es in einigen Richtungen des Christentums propagiert wird – kein „Ich schalte meinen Kopf aus und horche in mich hinein“. Vielmehr ist es ein Gebet, bei dem wir Worte finden, die unserem Intellekt, unserem Lebensalter und unserem geistlichen Alter entsprechen.
Wir begegnen Gott von Angesicht zu Angesicht, ohne dass wir ihn sehen. Hoffentlich versteht ihr das Bild. Gott begegnet mir persönlich, nicht irgendeiner Hülle, keinem Abziehbild und nichts, was ich in einem Buch über das Beten gelesen habe.
Es gibt viele Beter, die tolle Bücher über das Gebet schreiben, doch das hat mit mir nichts zu tun. Ich möchte Gott begegnen.
Jesus als Vorbild im Gebet und die Wirkung auf die Jünger
In Lukas Kapitel 11 sehen wir ein Beispiel, das wir nachher noch genauer betrachten werden. Dort betet Jesus, und anschließend kommen die Jünger zu ihm. Sie sagen: "Lehrer, lehre uns beten." Das bedeutet, dein Gebet hat eine absolute Vorbildfunktion.
Das betrifft jetzt Eltern, Leiter und jeden, der irgendwo ein Vorbild sein möchte. Wenn du möchtest, dass Menschen beten lernen, dann zeige ihnen zuerst, wie es geht, indem du es selbst vormachst. Ich finde das total spannend. Wie gesagt, wir werden uns das gleich noch anschauen: Jesus hält keinen Kurs zum Thema Gebet, sondern er betet einfach.
Irgendwann sind die Jünger so beeindruckt, dass sie sagen: "Hey, wir wollen das auch lernen. Es kann nicht sein, dass du betest und wir nicht." Spannend, oder? Wenn du solche Menschen hast, dann musst du sie nicht mehr motivieren, mitzumachen. Sie wollen von sich aus dabei sein.
Warum? Weil sie dich gesehen haben. Das heißt, dein Gebet motiviert deine Jünger, deine Kinder, die Jugendlichen, für die du verantwortlich bist, deine Gemeindemitglieder oder wen auch immer du vor Augen hast. Es ist dein Gebet, das sie inspiriert.
Jesus betet für den Glauben seiner Jünger
In Lukas Kapitel 22 gibt es einen ganz spannenden Punkt, und zwar in Vers 32. Dort zeigt sich Petrus zunächst ein wenig selbstsicher. Doch dann sagt der Herr Jesus zu ihm in Lukas 22,32: „Ich aber habe für dich gebetet.“ Wofür? „Dass dein Glaube nicht aufhöre.“
Wow! Ich gebe offen zu, dass ich genau dafür bete: dass der Glaube nicht aufhört. Wisst ihr, was hier passiert? Jesus steht vor Petrus und weiß, dass dieser ihn verleugnen wird. Petrus hat so viel Negativität vor sich. Er macht einen großen Fehler, der so gravierend ist, dass man erwarten könnte, er würde daran völlig zerbrechen.
Das ist durchaus möglich, denn er macht alles falsch. Derjenige, der lautstark ruft: „Ich werde dich niemals verleugnen!“, tut genau das – und zwar dreimal. Und Jesus sagt ihm das.
Aber was rettet Petrus? Was ist es, das Menschen vor einem geistlichen Untergang bewahrt? Was kannst du tun, damit Menschen geistlich nicht untergehen? Wo beginnt deine Verantwortung für die Geschwister in der Gemeinde?
Die Antwort liegt genau an der Stelle, an der Jesus sagt: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Wir alle wissen, dass wir irgendwann in Situationen kommen, die einfach zu viel sind – Momente, in denen wir sagen: „Das schaffe ich nicht mehr.“
Weißt du, was du dann brauchst? Menschen, die hinter dir stehen, die die Hände falten und beten, dass dein Glaube nicht aufhört. Das ist Gemeinschaft, das ist Gemeinde, das ist die Familie Gottes, die füreinander eintritt.
Und wenn wir es lernen wollen, dann lernen wir es beim Herrn Jesus.
Gebet in der tiefsten Not: Gethsemane als Beispiel
Und dann kommt Gethsemane. Dieser Moment absoluter Schwäche, in dem er ganz unten durch muss, wo er wirklich Angst bekommt. Die Lässigkeit, mit der er so manche pharisäische Diskussion quasi aus dem Ärmel geschüttelt hat, ist plötzlich vorbei. Er schwitzt Blut und Wasser und wünscht sich, dass der Kelch an ihm vorbeigeht, weil er genau weiß, was auf ihn zukommt. Es sind nicht nur die körperlichen Schmerzen, die ihn erwarten.
Es ist die Trennung vom Vater, die ewige Liebe zwischen Vater und Sohn wird mitten zerrissen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und was bringt ihn an diesen Punkt, an dem er sagt: „Nicht mein Wille geschehe, sondern der deine“? Was ist das, was du, wenn es hart auf hart kommt, am allermeisten brauchst und worauf du nicht verzichten kannst? Je mehr Leid, je mehr Angst, je mehr Brutalität und Katastrophe in deinem Leben herrschen, desto mehr musst du es kultivieren: Gebet. Gethsemane ist Gebet.
Ich lese es euch vor, Lukas 22, ab Vers 40: „Als er aber an den Ort gekommen war, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt! Und er zog sich ungefähr einen Steinwurf weit von ihnen zurück, kniete nieder, betete und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir wegnehmen willst, doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte. Und als er in ringendem Kampf war, betete er heftiger. Sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen. Er stand auf vom Gebet, kam zu den Jüngern und fand sie eingeschlafen vor Traurigkeit. Er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht – und ich würde sagen: nicht auch – in Versuchung kommt!“
Gebet ist das Einzige, was dich in der Not rettet. Du kannst mir jetzt glauben oder es lassen, aber Gebet ist das Einzige, was dich rettet, wenn du ganz unten bist. Und du musst Gebet gelernt haben, bevor die Katastrophe kommt. Wenn sie da ist und du nicht weißt, wie man betet, dann ist es tatsächlich zu spät. Gebet lernst du nicht, indem du einfach nach Gethsemane hinein stolperst und denkst: „Wird schon irgendwie gehen.“
Gebet als Ausdruck von Vergebung am Kreuz
Ein letzter Punkt ist Lukas 23,34: Der Herr Jesus schaut vom Kreuz herab und spricht: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Hier erkennen wir, dass Gebet auch Vergebung bedeutet. Wenn wir für unsere Feinde beten, für diejenigen, die uns Böses antun, und wenn wir uns von Groll und Rache distanzieren, dann ist all das Gebet.
Gebet als unverzichtbarer Bestandteil der Nachfolge
Und ich habe euch diese Stellen jetzt vorgelesen, weil es mir wichtig ist, dass ihr eine Sache wirklich versteht: Wir können nicht Jesus nachfolgen und gleichzeitig behaupten, Nachfolger zu sein, ohne zu beten. Bitte versteht das.
Wir haben einen Herrn, der betet und bei dem die Himmel aufgehen. Er bereitet seinen Dienst im Gebet vor, trifft wichtige Entscheidungen im Gebet, bereitet Lehrgespräche im Gebet vor und hat Begegnungen mit Gott im Gebet. Sein Gebet ist ein Vorbild für andere. Er betet dafür, dass der Glaube von Geschwistern nicht zerbricht. Er lernt, tiefste Not zu akzeptieren, findet Trost durch Gebet und tut Fürbitte für seine Feinde.
Wir haben so einen Herrn. Deshalb gehört das Gebet ins Zentrum unseres Lebens.
Das war's für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
