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Gnade um Gnade

Jesu Leben und Lehre, Teil 10/652
29.01.2021Johannes 1,15-16
SERIE - Teil 10 / 652Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.

Episode zehn: Gnade um Gnade.

Einführung in den Prolog des Johannes-Evangeliums

Auf unserem Weg durch das Leben Jesu befinden wir uns immer noch im Prolog, also im Vorspann des Johannes-Evangeliums. Ich habe bereits im ersten Podcast dieser Reihe erwähnt, dass das Johannesevangelium etwas Besonderes ist.

Johannes gibt uns zu Beginn einen Einblick in das Wer und Warum. Wer ist Jesus? Und warum ist er auf die Erde gekommen? Jesus ist Gott, genauer gesagt der Teil der göttlichen Dreieinigkeit, den Johannes das Wort nennt. Durch Gott, das Wort, wurde alles geschaffen. In ihm sind Leben und Licht.

Der Mensch ohne Gott ist wie ein Zombie: geistlich tot und vegetiert in der Finsternis vor sich hin. Doch bei Jesus kann jeder Mensch ewiges Leben und Erleuchtung finden. Und mehr noch: Gott, das Wort, wird Mensch. Damit kommt Gott uns so nahe, dass wir eine Entscheidung treffen können – nämlich die Entscheidung, ob wir an diesen Jesus glauben wollen.

Dieser Glaube an Jesus ist der Einstieg in eine exklusive Beziehung mit Gott. Johannes nennt die Gläubigen deshalb „Kinder Gottes“. Ein Kind Gottes zu sein, ist das Beste, was diese Welt zu bieten hat.

Johannes der Täufer als Zeuge und Vorbote Jesu

Schauen wir uns weiter die letzten Verse des Prologs an, genauer Johannes 1, Vers 15, diesmal in der Neuen Genfer Übersetzung. Dort heißt es: „Auf ihn, das heißt auf Jesus, wies Johannes die Menschen hin. ‚Er ist es‘, rief er, ‚von ihm habe ich gesagt, der, der nach mir kommt, ist größer als ich, denn er war schon vor mir da.‘“

Achtung! Obwohl das Johannesevangelium von Johannes dem Apostel geschrieben wurde, geht es hier im Text um Johannes den Täufer. Johannes der Täufer ist der Vorbote von Jesus. Erst kommt Johannes, dann kommt Jesus. Johannes der Täufer weist auf Jesus hin. In anderen Übersetzungen heißt es, er zeuge von ihm. Ein Zeuge bezeugt das, was er gesehen hat.

Für Johannes den Täufer ist ein Punkt besonders wichtig: Er weist darauf hin, dass Jesus größer ist. Jesus steht in der Hierarchie über Johannes, Jesus ist wichtiger, Jesus ist die Nummer eins. Für Johannes den Täufer geht es immer um eine Sache: Er will verhindern, dass Menschen ihn toll finden und Jesus übersehen.

Deswegen macht er sich große Mühe, darauf hinzuweisen, wie besonders Jesus ist. Er bringt drei Punkte, von denen wir uns heute zwei anschauen wollen.

Die Präexistenz Jesu als Zeichen seiner Größe

Punkt Nummer eins aus dem Text lautet: „Denn er war schon vor mir da.“

Diese Formulierung „er war schon vor mir da“ betrifft nicht das Alter Jesu. Ganz im Gegenteil: Jesus ist jünger als Johannes der Täufer – nicht viel, aber doch einige Monate. Woher wissen wir das?

Als Maria, die Mutter Jesu, Besuch vom Engel Gabriel bekommt, wird sie durch den Heiligen Geist schwanger. Kurz darauf besucht sie ihre hochschwangere Verwandte Elisabeth. Elisabeth ist die Mutter von Johannes dem Täufer. Maria ist gerade schwanger geworden, während Elisabeth mindestens schon im sechsten Monat ist. Jesus und Johannes der Täufer sind also ungefähr ein halbes Jahr auseinander.

Obwohl Jesus dem Alter nach jünger ist, sagt Johannes der Täufer: „Er war schon vor mir da.“ Johannes möchte damit sagen: Haltet diesen Jesus nicht für einen normalen Menschen. Auf den ersten Blick mag er wie ein ganz normaler jüdischer Rabbi aussehen, der umherzieht und predigt. Doch es wäre ein großer Irrtum, das zu glauben.

Dieser Wanderprediger aus Galiläa ist kein gewöhnlicher Mensch. Er ist zwar Mensch und als solcher normal, aber er hat eine Vorgeschichte. Er kommt aus der Ewigkeit. Bevor Johannes geboren wurde, war Jesus schon da.

Johannes der Täufer sagt das nicht, weil er glaubt, alle menschlichen Seelen seien ewig und warteten irgendwo darauf, geboren zu werden. Johannes glaubt auch nicht an Reinkarnation. Vielmehr will er einen fundamentalen Unterschied zwischen sich und dem Herrn Jesus herausstellen.

Johannes ist etwa dreißig Jahre alt, und Jesus sieht ebenfalls so aus, als wäre er ungefähr in diesem Alter. Doch während Johannes’ Leben mit der Zeugung begann – in dem Moment, als Gott ihm einen menschlichen Geist gab – gilt das für Jesus nicht. Seine Persönlichkeit nahm nicht mit der Zeugung ihren Anfang.

Als Johannes Mensch wurde, war Jesus noch nicht gezeugt. Aber Jesus war bereits da, denn Gott war das Wort, das schon existierte. Dieses Vorherdasein nennt man seine Präexistenz. Das macht Jesus größer als Johannes den Täufer.

Die Fülle der Gnade als Ausdruck von Jesu Größe

Das war Punkt Nr. 1, denn er war schon vor mir da.

Punkt Nr. 2 macht Jesus größer als Johannes den Täufer, wie es in Johannes 1,16 heißt: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ Eine Gnade ist ein Geschenk. Hier spricht Johannes der Täufer und beschreibt Jesus.

Was zeichnet Jesus aus? Wichtig ist, dass Johannes der Täufer nichts vom Kreuz weiß. Er beschreibt nicht, was Jesus einmal für die Gläubigen tun wird, sondern was er für alle Menschen getan hat. Es geht um die Frage: Was macht Jesus größer als Johannes? Es ist schlichtweg die Menge an Gutem, an Gnade, die er gewirkt hat.

Bei Jesus ist Gnade die Fülle. Er steckt quasi hinter allem Guten, das es auf der Erde gibt. Ich will das erklären. Alles Gute, was der Mensch erlebt, kommt von Gott. Jeden Tag erfährt jeder Mensch Gnade um Gnade. Jeder Atemzug, den wir tun, ist ein Geschenk Gottes.

Wenn wir dann noch eine Wohnung haben, ein paar Freunde oder eine Bibel, dann sind das alles Geschenke Gottes. Jeder Mensch lebt jeden Tag von Gottes Gnade.

Die Undankbarkeit der Menschen trotz Gottes Gnade

Wenn Paulus im Römerbrief erklärt, warum Gott zornig ist – und zwar auf alle ungläubigen Menschen – dann lautet seine Antwort: weil sie undankbar sind. Das ist die große Sünde der Heiden.

Hören wir kurz Paulus in Römer 1, die Verse 18-21, noch einmal nach der neuen Genfer Übersetzung. Gott lässt nämlich auch seinen Zorn sichtbar werden. Vom Himmel her lässt er ihn über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen hereinbrechen.

Denn mit dem Unrecht, das sie tun, treten sie die Wahrheit mit Füßen. Dabei ist doch das, was man von Gott erkennen kann, für sie deutlich sichtbar. Er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen.

Die Menschen haben also keine Entschuldigung. Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig.

Der Heide genießt jeden Tag in vollen Zügen die guten Gaben Gottes. Aber er bleibt, obwohl er es hätte besser wissen können, Gott den Dank schuldig. Er hält es nicht für nötig, Danke zu sagen.

Gott gibt?

Jesus als Urheber und Erhalter allen Guten

Aber jetzt müssen wir wieder ein bisschen genauer werden. Wer ist es, der uns Gnade um Gnade gibt, ein Geschenk nach dem anderen? Wer ist in der Dreieinigkeit dafür verantwortlich, dass die Welt ein Ort ist, an dem die Sonne scheint, dass es morgen früh noch die Schwerkraft gibt und dass Menschen Liebe empfinden können? Wer sorgt eigentlich für die Welt? Wer beschenkt mich mit allem Guten?

Die Antwort kennen wir schon aus Episode drei, die den Titel „Vom Urheber, Erhalter und Ziel der Schöpfung“ trug. Es ist Gott das Wort, es ist der Herr Jesus, der das tut.

Ich bin heute aufgestanden, verschlafen in die Küche geschlurft, habe für meine Frau und mich eine große Kanne Schwarztee aufgebrüht, mich dann an meinen Schreibtisch gesetzt und einen Teil meiner derzeitigen Morgenroutine in der deutschen Übersetzung der Septuaginta gelesen: lesen, Schwarztee schlürfen, bei meinen schlechten Augen eine Brille tragen, eine Lampe einschalten, Wollsocken anziehen, in einem warmen Zimmer sitzen.

Wenn wir die Augen öffnen, werden wir sehen, was Johannes meint, wenn er sagt: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ Oder wie es in Psalm 136 heißt: Alle seine sechsundzwanzig Verse enden mit denselben Worten. Psalm 136,1 lautet: „Preist den Herrn, denn er ist gut, denn seine Gnade währt ewig.“ Und dann geht es so weiter: „Denn seine Gnade währt ewig“, „Denn seine Gnade währt ewig“, „Denn seine Gnade währt ewig“, „Denn seine Gnade währt ewig.“

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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