Einleitung und Thematische Einordnung
Wir machen noch ein kleines bisschen weiter. Ihr merkt, das Thema Kinder allein würde schon für die ganze Schulung ausreichen. Ich möchte das jedoch nicht machen, weil auch noch andere Themen angekündigt wurden, die ich gerne besprechen möchte.
Deshalb will ich in dieser Stunde mit dem Genderthema zum Ende kommen. Ich habe diesem Thema etwas mehr Raum eingeräumt als den anderen, mit denen wir uns noch beschäftigen werden. Das liegt daran, dass es eine grundlegende Veränderung in der Gesellschaft betrifft, besonders im Hinblick auf Geschlechterrollen.
Ich betone noch einmal – und habe das ja mehrfach getan – dass nicht alles daran schlecht ist. Es gibt durchaus positive Ansätze beim Gender-Thema, zweifellos. Das macht es schwierig, richtig darauf zu reagieren.
Wie ich bereits gesagt habe, tut es uns nicht gut, wie in anderen Diskussionen einfach grundsätzlich alles als böse abzutun. Das habe ich auch bei Gender-Menschen schon ein paar Mal erlebt. Dann wird so getan, als sei das der Antichrist oder so ähnlich. Das ist unglaubwürdig. Wer das so vertritt, wird es später nicht mehr schaffen, seinen Kindern etwas zu vermitteln. Dabei geht viel verloren.
Aber Kinder müssen auch lernen, sensibel zu unterscheiden. Ich glaube, das ist wichtig. Ich habe ja verschiedene Pole genannt, wie ich das beurteilen würde.
Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind da, das stimmt. Verhaltensweisen sind gesellschaftlich geprägt, sie sind diskutabel und können verändert werden. Aber ich muss mein Kind nicht künstlich zwingen, diese Rollen aufzugeben oder in etwas hineinzupassen.
Kinder sind nicht total frei. Nicht nur das, was ich innerlich fühle, ist Realität und muss um jeden Preis verteidigt werden. Es gibt äußere Grenzen, an denen ich Kindern helfen muss, eine Identität zu gewinnen.
Diese Hilfe von außen bekommen sie immer nur. Entweder durch Medien und staatliche Einflüsse oder bewusst von mir als christlichen Eltern gesetzt.
Ohne diese äußeren Normen, an denen sich Kinder reiben und formen, geht es gar nicht.
Entwicklung der sexuellen Identität und gesellschaftliche Einflüsse
Und das funktioniert in keinem Schulbereich, und schon gar nicht, wenn es um sexuelle Identität geht. Sexualwissenschaftler haben darauf hingewiesen, dass sich sexuelle Identität normalerweise ab dem Alter von neun, zehn, elf oder zwölf Jahren langsam entwickelt. Dann formt sich das ganze Paket. Das heißt, es gibt schon erste Anfänge.
Natürlich zeigt sich in der frühen Kindheit die sexuelle Identität zunächst dadurch, wie sich Kinder als Junge oder Mädchen verhalten. Man findet viele Jungen, die als Kinder Rollenmuster einnehmen, die wir als weiblich ansehen würden, bis hin dazu, dass Jungen irgendwann mal Mädchenkleider anziehen. Das ist einfach ein Experimentieren, ein Ausprobieren, das Kinder noch unbefangen tun. Kinder sind noch nicht so stark rollenspezifisch festgelegt.
Deshalb haben kleine Jungs auch kein Problem damit, mit Mädchen im Kindergarten zu spielen. Das ist ganz normal. Da gibt es keinen großen Unterschied. Erst mit der Zeit ändert sich das. Man wird sich bewusst: „Ich bin doch ein Junge, und Mädchen sind Mädchen.“ Die Mädchen sind erstmal blöd – all das verändert sich dann mit der Zeit.
Aber ich möchte natürlich trotzdem kein Mädchen sein. Das ist dann auch wieder nicht der Fall. Das heißt, diese Entwicklung findet in dieser Zeit statt und wird immer weiter vorangetrieben. Für diese Entwicklung braucht es aber äußeren Input. Wenn dieser nicht da ist, entsteht eine zutiefst verunsicherte Persönlichkeit.
Denn Kinder brauchen von außen Orientierung. Ich glaube, dass das einer der Hauptschäden sein wird, die in der Zukunft durch die „Gentleman-Stimmung“ entstehen. Es gibt viele Menschen, die im tiefsten Inneren total verunsichert sind, wer sie eigentlich sind und was sie sind. Man redet ihnen ein: „Das ist jetzt das Ergebnis der totalen Freiheit, jetzt endlich ohne äußere Manipulation. Das bist du eigentlich.“ Und sie selbst sind auf der Selbstsuche, wer sie wirklich sind.
Diese Verunsicherung entsteht auch durch andere äußere Rahmen, die weggefallen sind. Ihr werdet zum Beispiel sehen, dass sehr viele Jugendliche total verunsichert sind, wenn es um die Berufswahl geht.
Früher war es klar: Dein Vater war Tischler, du musst auch Tischler werden. Wenn nicht, musst du darum kämpfen. Heutzutage ist es eher so: Der Staat bietet alles frei an. Es gibt 2.573 Ausbildungsberufe. Such dir einen aus! Und was macht der normale Jugendliche? Er steht davor und weiß gar nichts mehr.
Das heißt letztendlich: Was macht er am Ende? Er macht es doch so, wie es andere sagen. „Jetzt mach mal!“ oder die Lehrer sagen: „Mach das!“ oder die Freundin oder der Freund macht einen bestimmten Beruf, also mach ich den auch. Das heißt, mit dieser großen Freiheit sind viele Jugendliche total überfordert.
Genauso ist es bei vielen anderen Dingen auch. Es ist eine Illusion der Aufklärung, dass absolute Freiheit das Ideal ist. Die meisten Menschen können mit absoluter Freiheit gar nicht leben. Im Grunde wollen wir in jedem Punkt hundertprozentige Festlegungen.
Manchmal merkt man das auch: Ihr macht eine Vorschrift, die Kinder kämpfen dagegen. Aber ihr wisst ja: Was willst du denn machen? Jetzt weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall nicht das, was du willst. Das ist das Einzige, was ich sicher weiß. Und dann na ja...
Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Prägung
Dahinter steckt nicht irgendwie eine geheime Persönlichkeit, die sich entwickeln muss. Dahinter steckt einfach nur: Ich will mich reiben, ich will mich auseinandersetzen. Das kann heute durchaus bis in die Mitte zwanzig gehen.
Ich erinnere mich an manche Diskussionen, die ich mit einigen Professoren geführt habe. Im Grunde genommen wollte ich nur herauskitzeln, wie begründet er seine Position hat. Ich war gar nicht dagegen, aber er hat immer mehr Panik bekommen und gesagt, er sei gegen mich und so weiter. Dabei fand ich manche Sachen gar nicht schlecht. Ich habe argumentiert: Nein, der Grund spricht dagegen, und das spricht dagegen. Da fand ich seine Position gar nicht so schlecht. Das war einfach ein bisschen Provokation. Es ging auch darum, seine Gründe genau herauszubekommen. Ich wollte nicht einfach akzeptieren, was er sagt, sondern genauer begründet bekommen.
So sind manche Jugendlichen auch. Einfach zu sagen: Ja gut, wenn du das nicht so denkst, dann halt nicht, bringt auch nichts. Persönlichkeit definiert sich durch Reibungen an Vorgaben, und diese Vorgaben sind nötig. Ich halte es für eine Illusion, sogar für eine schädliche Illusion, den Menschen den Eindruck zu geben, sie hätten totale Freiheit, könnten total machen, was sie wollen. Viele Leute wissen innerlich eigentlich gar nicht genau, was sie wollen. Manche, die es wissen, handeln trotzdem nicht frei, sondern sind äußerlich gesteuert – nur eben nicht mehr durch die Eltern oder die Kirche, sondern durch die Gruppe.
Wenn jemand in der Gruppe diese Kleidung trägt oder diese Meinung äußert, kannst du davon ausgehen, dass genau alle, die zu dieser Szene gehören, genauso denken. Das ist ja nicht totale Freiheit. Wäre es wirklich totale individuelle Freiheit, dann frage ich mich immer wieder: Warum sieht man in der Schule so wenig Mädchen mit Sari? Denn in Indien finden doch alle das schön. Warum finden das in Deutschland nicht alle schön, wenn es wirklich ihre eigene Meinung wäre? Weil es eben nicht aufs tiefste Innere ankommt, sondern darauf, was gerade Mode ist.
Warum sind bei vielen Wohnungen, die neu gebaut werden, heute ganze Wände bunt gemalt? Weil Leute das schön finden. Warum finde ich das schön? Weil das etwa seit fünf, sechs Jahren in ist. Ich finde es auch nicht schlecht. Aber von mir aus kannst du auch alle Wände grün machen oder alle Wände weiß. Dann hätte ich schon wieder meine Meinung dazu. Ich bin jetzt nicht der Innenarchitekt oder künstlerisch besonders begabt, aber ich finde viele Sachen schön.
Generell ist das natürlich so, und du wirst in zehn Jahren genau datieren können, wann die Häuser gebaut wurden, allein daran, wie sie aussehen. Ich finde das manchmal schön. Wenn ich eingeladen bin, kann ich dir ziemlich genau sagen, auf fünf Jahre genau, wann das Haus gebaut wurde, weil es so super schön war. Hast du ein Haus mit braunen Fliesen außen, braunem Klinker? Dann weißt du, wann es gebaut wurde. Ihr wisst doch Bescheid. Ja, dein Haus ist auch so? Ja, vollkommen klar. Hast du ein Haus, bei dem alle Wände weiß sind? Das wurde wahrscheinlich in den Neunzigern bis Anfang der 2000er gebaut. Das ist vollkommen klar.
Jetzt merken wir doch: Das hängt nicht daran, dass wir das alles plötzlich so schön gefunden haben. Das hängt daran, dass alle gesagt haben: So muss es sein, das machen wir also auch so. Natürlich empfinden wir das emotional als schön, aber das Emotionale kommt nicht aus uns heraus. Es kommt alles von außen. Nur ist es jetzt nicht mehr eine Gesellschaft, die das prägt, sondern jetzt ist es die Werbe- und Möbelindustrie, die uns prägt.
Ich habe ja gar nichts dagegen. Also, jetzt meint ihr, ihr müsst euer Haus genau umgekehrt machen und gar nicht mehr so, wie in den Achtzigern oder Neunzigern. Ihr müsst das nicht machen, ihr könnt das auch in der Gegenwart machen. Ich bin auch postmodern, ich sage auch, wir brauchen Pluralität. Aber hier bin ich jetzt echt in der postmodernen Zone. Warum? Weil ich glaube, dass die Einrichtung der Wohnung letztendlich sowieso unwichtig ist.
Das ist jetzt meine persönliche Meinung. Ich meine, die Einrichtung ist schön, aber letztendlich ist das Wichtige, worum es sich zu kämpfen lohnt, nicht, ob die Wand rot oder grün ist. Worum es sich zu kämpfen lohnt, sind die Maßstäbe der Bibel, wo sie eine Aussage macht. Daran müssen wir festhalten. Die anderen Sachen lassen wir doch frei.
Gesellschaftliche Trends und biblische Maßstäbe
Wenn die Gesellschaft in Zukunft wieder alles vorschreibt, ist das in Ordnung. Dann werden wir eben alle, wie früher im Kommunismus, ein rotes Sternchen tragen oder so. Vielleicht sind es dann grüne Sternchen oder solche, die gegen den Klimawandel sind. Allerdings hat man in den letzten sechs Monaten kaum noch etwas davon gehört. Vor einem halben Jahr war der Klimawandel doch noch ein Thema. Jetzt wird es wärmer, aber nach dem kalten Winter hat sich kein Politiker mehr dazu geäußert.
Das Thema wird bestimmt wiederkommen. Es muss nur noch ein bisschen weniger kalt werden, dann wird es wieder aktuell sein. Gerade gestern habe ich von den neuesten Untersuchungen zum Golfstrom gelesen. Man hat immer gesagt, der Golfstrom werde schwächer. Doch die neuen Untersuchungen zeigen, dass der Golfstrom stärker wird.
Das passt eigentlich nicht zusammen, denn beim Klimawandel müsste der Golfstrom doch schwächer werden. Langfristig müsste Europa kälter werden, sagt man. Aber es gibt ja eine Klimaerwärmung in einem Jahr. Das hängt alles zusammen, weil der Golfstrom das Klima beeinflusst, indem er Wärme transportiert. Es ist seltsam, dass neuere Messungen zeigen, dass sich daran gar nichts verändert hat.
Ich will nicht sagen, dass wir einfach sorglos mit der Umwelt umgehen sollen. Umweltauflagen sind schon wichtig. Aber viele Modelle sind nicht so zuverlässig. Ich bin einer, der Anfang der Ökobewegung groß geworden ist und damals ein begeisterter Anhänger war – zum Beispiel bei der Studie „Global 2000“. Das war damals ein dicker Wälzer, herausgegeben von Präsident Carter, in dem alles drinstand: Die Zukunft wird dramatisch, alles geht nur bergab. Im Jahr 2000 würde das Öl ausgehen, es gäbe riesige Knappheiten und Kriege um Öl.
Das klang alles sehr gut und überzeugend. Man könnte sagen, der Golfkrieg war ein Beispiel dafür. Aber ganz so ist es nicht gekommen. Deshalb steht die Studie „Global 2000“ heute bei mir nur noch als Erinnerung im Bücherschrank. Sie zeigt, wie selbst hochbezahlte Spezialisten und Institute sich irren können.
Deshalb glaube ich nicht uneingeschränkt an den Klimawandel. Er ist zwar real, aber nicht zu vergöttern. Es sind alles Prognosen, die eintreten können, aber auch ganz anders verlaufen können. Generell ist es sinnvoll, ökologisch zu handeln. Das ist gut. Aber jetzt komme ich vom Thema ab.
Wir werden immer von außen geprägt. Die Frage ist nur: Von wem lassen wir uns prägen? Wollen wir uns von der Bibel und Gottes Maßstäben prägen lassen? Wollen wir uns bewusst auch von einer gewissen Tradition prägen lassen? Das muss ja nicht nur die biblische Tradition sein.
Generell stellt sich die Frage: Warum sind gesellschaftliche Traditionen eigentlich schlecht? Das ist kein guter Grund. Es wird oft angenommen, dass alles, was in der Vergangenheit geprägt wurde, erst einmal in Frage zu stellen und schlecht zu finden ist. Neues wird von vielen Menschen generell als gut betrachtet – bei Jüngeren genauso wie bei Älteren.
Ich kenne das von meinen Kindern. Wenn ich ihnen sage, dass ich gerne Musik höre, sagen sie: „Das ist alt, das ist blöd.“ Was für Musik gut ist? Die neue natürlich. Dabei kommt es gar nicht mehr darauf an, wer die Musik macht oder ob sie wirklich gut ist. Man könnte ja wissenschaftliche Kriterien anlegen, die für junge Leute aber keine Rolle spielen. Für sie ist die Musik einfach gut, wenn sie gerade in den Hitparaden ist.
Da stellt sich die Frage: Warum ist das so? Das können wir genauso hinterfragen, wenn wir schon geprägt sind. Warum sind traditionelle Rollenbilder denn alle schlecht? Das muss ja nicht sein – zumindest nicht aus biblischer Sicht. Bei der Bibel gibt es für mich jedenfalls keinen Spielraum. Aber bei anderen Traditionen müssen wir mit Mut die Frage stellen: Warum muss das, was vorgestern oder vorvorgestern galt, generell schlecht sein?
Unsere Großväter und Urgroßväter haben zwar manches falsch gemacht, aber auch vieles richtig. Offen für Neues zu sein bedeutet auch, den Blick nicht zu verstellen, indem man krampfhaft versucht, alles Überkommene und traditionelle Rollenbilder künstlich aufzulösen. Dagegen zu erziehen ist ein Problem.
Politische Strukturen und Gender Mainstreaming
Es gab hier Meldungen, die ich gerne mit einbeziehen möchte. Du hast irgendetwas gesagt, ich habe „mhm“ gesagt, hinter diesem Politiker, ja genau. Man kann das nicht auf einzelne Personen festmachen. Bewegungen, die heute die Postmoderne stark prägen, sind nicht mehr hierarchisch organisiert, sondern per Netzwerk. Das heißt, es handelt sich um lose Netzwerke. In diesen Netzwerken gibt es einige Knotenpunkte, also wichtige Personen oder Organisationen.
In Deutschland ist das einflussreichste Zentrum das Gender-Kompetenzzentrum in Berlin. Es ist ein unabhängiges Institut, das jedoch von der Bundesregierung gegründet, finanziert und getragen wird. Dieses Institut wurde vor etwa fünf bis sechs Jahren eingerichtet und hat die Aufgabe, Ideen und Konzepte zu entwickeln, wie Gender Mainstreaming in der Gesellschaft durchgesetzt werden kann.
Das Gender-Kompetenzzentrum hat auch die Aufgabe, jedes neue Gesetz, das auf Bundesebene verabschiedet wird – egal ob es das Finanzamt betrifft oder andere Bereiche –, darauf zu überprüfen, ob es den Kriterien von Gender entspricht. Damit möchte ich sagen, dass es auch auf hohen, einflussreichen Positionen Gremien gibt, die genau das betreiben.
Wenn du allerdings einen Politiker fragst – ich habe selbst mit Politikern gesprochen –, durchschauen viele das Ganze gar nicht. Das ist auch nicht böse gemeint, denn Politiker haben so viel zu tun. Wenn du siehst, dass jeder Politiker im Bundestag jeden Tag viele Papierwerke erhält, wird ihm einfach gesagt: „Gender Mainstreaming ist gut.“ Dann werden noch ein paar Beispiele genannt, wie „die armen Frauen, die unterdrückt werden“, „die Löhne müssen wir angleichen“ und „ich setze mich für die Kinder ein“. Die meisten Politiker haben keine Zeit, sich wirklich einzusetzen. Es sind nur einige wenige in Fachausschüssen, die sich damit beschäftigen. Diese sind von Leuten besetzt, die davon begeistert sind und sagen: „Das ist der Weg zur Freiheit.“ Diese setzen das durch. Bei den anderen wird nur mit den scheinbar positiven Auswirkungen geworben, die das auf die Gesellschaft hat. Vor allem mit Argumenten gegen Unterdrückung, gegen Traditionalismus und für die weitere Befreiung der Frau werden Koalitionen geschmiedet.
Das zieht sich dann bis hinunter zum Sachbearbeiter irgendeiner Kommunalbehörde. Wer bekommt seine Vorschriften? Wenn eine Gemeinde Zuschüsse für die Jugendarbeit erhält, müssen sie bestimmte Vorgaben erfüllen. Die meisten Sachbearbeiter ist das total egal, sie machen einfach ein neues Formular, achten darauf und ziehen das durch. Die meisten Sachbearbeiter sind keine Überzeugungstäter, genauso wenig wie die meisten Politiker. Die meisten Politiker sind einfach überzeugt, dass das gut ist, und ein paar Werbungen dafür, bei denen man bestimmten Personen genau sagen muss, was man den Konservativen und was man den Liberalen sagen muss. Letztlich sind es relativ wenige Personen, die als Initialzündung dahinterstehen. Allerdings verbreitet sich diese Basis mit jedem Jahr mehr, weil immer mehr Überzeugungstäter erzogen werden.
Das heißt, die ganze Menge junger Akademiker und Akademikerinnen heute sind überzeugte Anhänger von Gender Mainstreaming, weil sie schon von Kindheit an anders geprägt worden sind. Sie kamen vor etwa zehn Jahren in die Oberstufe, haben nach sechs, sieben Jahren aufgehört und studieren heute. Die ganze Zeit wurde ihnen immer positiver Unsinn vermittelt, ohne dass der Begriff explizit erwähnt wurde. Natürlich sind sie heute davon überzeugt, dass das eine gute Sache ist, nicht weil sie es wirklich durchdacht haben, sondern weil das schon während der gesamten Gymnasialzeit und Grundschule so vermittelt wurde. Im Studium wird das ebenfalls vermittelt.
Ich habe mit mehreren Professoren an Universitäten in verschiedenen Fächern gesprochen. Sie sagen, es gibt Vorschriften bezüglich des Mainstreamings: Wie man mit Studenten umgehen soll, wie der Unterricht aufgebaut sein soll, damit traditionelle Rollenmuster nicht mehr geprägt werden. So findest du heute junge Leute, auch junge Christen, die total überzeugt sind, dass das gut ist, weil sie immer nur das so gehört haben und nur die positiven Aspekte genannt wurden.
Deshalb wird der Trend im Menschen weitergehen und auch wieder enden. Man muss keine Angst haben, dass er bis in alle Ewigkeit fortgeschrieben wird. Bei allen solchen gesellschaftlichen Trends gibt es einen Anstieg, bis sie zu Megatrends werden. Dann fängt es an, die Leute zu nerven, sie sehen die negativen Auswirkungen und der Trend bricht ab. Aber noch hat er seinen Höhepunkt erreicht, und die Schäden sind natürlich auch später noch da. Denkt nur an die Diskussion um die antiautoritäre Erziehung. Manche Ausführungen davon müssen wir bis heute mittragen. Obwohl antiautoritäre Erziehung heute aus der allgemeinen pädagogischen Ausbildung weitgehend verbannt ist, kenne ich kaum jemanden, der sie noch ernsthaft so vertritt wie in den sechziger und siebziger Jahren. Die Auswirkungen sind aber noch da, das ist vollkommen klar.
Genauso wird es hier auch sein. Irgendwann wird jeder Mensch sagen, das ist zu Ende, aber die Reste werden dann noch vorhanden sein und die Strukturen mitgeprägt haben. Wir können also nicht einfach aussitzen und warten, bis es vorbei ist, denn die Auswirkungen werden bleiben.
Gender Mainstreaming wird auf allen Ebenen der Politik und Pädagogik umgesetzt. Du hast nach Personen gefragt. Ich würde hier als Namen das Gender-Kompetenzzentrum nennen. Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt mehrere Broschüren heraus, die sich mit Gender Mainstreaming befassen. Ich habe mehrere bestellt und durchgelesen. Das ist eine offizielle Stimme der Bundespolitik. Dort werden mehrere Untersuchungen ausführlich dargestellt. Man findet dort Zitate aus Gesetzen der EU, der Bundesrepublik und der Länder, wie Gender Mainstreaming durchgesetzt wird. Natürlich alles mit den Begriffen gegen Geschlechterunterdrückung. Es wird gesagt, dass bisherige gesellschaftliche Strukturen Unterdrückung, Vergewaltigung und Diskriminierung bedeuten und dass man die Menschen von dieser Diskriminierung befreien will.
Der Grundgedanke dahinter ist, dass alles, was Menschen bisher im Rahmen gegeben hat, Unterdrückung ist. Jetzt muss vollkommene Freiheit geschaffen werden, alles ist möglich. Diesen Grundgedanken halte ich für problematisch. Einerseits glaube ich, dass der Mensch psychologisch äußere Orientierung braucht. Er wird sie immer haben, nur vielleicht in Zukunft nur noch durch Politik, Medien oder aus Gott oder der Tradition.
Eine weitere Kritik, die ich schon mehrfach genannt habe, ist, dass die Bibel wirklich sagt, Mann und Frau sind unterschiedlich. Ich glaube auch, dass die grundsätzliche Unterscheidung zwischen sozialem Geschlecht und biologischem Geschlecht falsch ist. Biblisch gesehen ist sie falsch. In der Bibel wird gesagt, dass die körperliche Identität mit der sozialen Identität eins ist. Das heißt nicht, dass jede Verhaltensweise gleich ist, aber ein Mann soll sich als Mann verhalten, weil Gott ihn nicht nur äußerlich biologisch als Mann geschaffen hat, sondern ganz als Mann.
Interessanterweise sehen wir bei sogenannten Transsexuellen, also bei Geschlechtsumwandlungen, dass das nur mit einem riesigen medizinischen Aufwand möglich ist. Jede Zelle eines Mannes, der als Mann geboren wurde, sagt: Du bist Mann, weil überall das Y-Chromosom ist, alle Hormone, der Knochenaufbau, der Muskelaufbau – alles sagt das. Und jetzt sagt man, das alles spielt keine Rolle, nur weil ich innerlich die Emotionen habe, eigentlich bin ich eine Frau. Da merkt man schon, wie komisch das klingt und biblisch gesehen falsch ist.
Gerade gegen diese falsche Auffassung von Transsexualität sprechen doch die Aussagen, die ich gestern zitiert habe, aus dem fünften Buch Mose: „Eine Frau soll nicht Männerkleider tragen und ein Mann nicht Frauenkleider.“ Das heißt, du bist biologisch Mann oder Frau, und jetzt willst du leben wie ein anderes Geschlecht. Genau dagegen wendet sich die Bibel. Diese Idee, dass ich ganz anders bin, als Gott mich geschaffen hat, gab es schon zur Zeit des Alten Testaments. Die Bibel stellt sich deutlich dagegen.
Ich glaube, dieses Grundkonzept, dieses Ziel ist falsch und wird Menschen kaputtmachen. Man kann es probieren, wie man zu allen Zeiten solche Dinge auf den Kopf gestellt hat, aber auf Dauer wird es den Menschen schaden. Es wird Jugendliche in eine totale Verunsicherung zurücklassen, weil sie nicht mehr wissen, wer sie eigentlich sind.
Wenn der Lehrer zum Beispiel nur sagt: „Du bist zwar äußerlich ein Junge, aber es könnte sein, dass du eine Partnerin hast oder zwei, oder dass du schwul bist, oder dass eigentlich ein Mädchen in dir steckt“, dann stoßen viele Jugendliche, die ohnehin schon tief verunsichert sind, noch mehr in eine große Verunsicherung hinein. Das führt zu psychischen Schäden, Persönlichkeitsproblemen und Schwierigkeiten, normale Bindungen einzugehen.
Ich glaube, hier entsteht nicht nur mehr Freiheit, sondern vor allem viel größere Verunsicherung und Schädigung der Entwicklung. Gerade in dieser Phase braucht ein Kind äußere Einflüsse, egal wie wir sie benennen und rechtfertigen können. Es braucht äußere Maßstäbe.
Wer das glaubt, und das sind einzelne Beispiele, wird nicht so viel bewirken, weil jetzt und in den nächsten Generationen von Lehrern und Verantwortlichen in Schulen, im Moment ist es ungemischt. Manche haben Ideen von Gender Mainstreaming, die durch Medien und Schulbücher unterstützt werden. Das heißt, das Durchschlagen kommt noch. Das ist keine Fantasie.
Seht ihr die EKD in Gelsenkirchen? Deutschland hat Anfang dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, die einen Vergleich des Verhaltens von Jungen und Mädchen vor zehn Jahren und heute zeigt. Dort zeigt sich, dass Gender Mainstreaming durchgeschlagen hat. Erste Erfolge und Veränderungen zeigen sich darin, wie Mädchen und Jungen sich definieren.
Mich interessiert besonders die Frage der Religion. Vielleicht wisst ihr das auch noch: Man hatte früher die Illusion, dass Mädchen religiöser sind, sicher religiöser, weil häufig Frauen in der Arbeit mit Kindern die ersten waren. Heute ist es so, dass das religiöse Interesse bei jungen Frauen in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen ist, es hat sich halbiert. Bei jungen Männern hingegen ist es leicht angestiegen.
Was heißt das? Bewusster Ausdruck von Gender Mainstreaming ist: „Für Frauen sind Kinder, Küche, Kirche.“ Das hat die Religion geschafft, das religiöse Interesse zu mindern.
Eine andere Sache fand ich fast skurril, deshalb nenne ich sie mal, weil sie so real ist: Vor zehn Jahren war die Gewaltbereitschaft von jungen Frauen viel geringer. Wenn es Schlägereien gab, waren fast immer die Jungs beteiligt. In den letzten zehn Jahren hat sich das stark verändert. Junge Frauen sind deutlich gewaltbereiter geworden. Es gibt immer mehr Gewalttaten, die von jungen Frauen begangen werden. Deshalb seid gewarnt.
Das sind statistische Ergebnisse, die deutlich zeigen, dass Gender Mainstreaming das Verhalten von jungen Männern und Frauen in vielen Punkten bereits verändert hat, ohne dass die Jugendlichen wissen, dass das Gender Mainstreaming ist. Sie erleben nur die Auswirkungen dessen, was ihnen vermittelt wird. Nicht jeder Lehrer erklärt, dass er das Programm hat und pädagogische Mittel einsetzt, um das zu erreichen. Viele machen das, weil sie es gut finden. Der Hintergrund ist das Ergebnis.
Ganzheitlichkeit wird so interpretiert, dass jeder Mensch individuell ist. Das ist heute wahrscheinlich die Einstellung, und das bestimmt auch die Geschlechtlichkeit. Das heißt, man kann gar nicht mehr grob in Junge und Mädchen gruppieren, sondern müsste jeden individuell behandeln und fördern. Das ist natürlich nur teilweise möglich. Man ist erst gezwungen, grobe Einteilungen zu finden, um Gemeinsamkeiten zu erkennen und die Menschen zu unterstützen.
Im Grunde ist das das Ideal, das dahintersteht: Jeder ist total individuell. Genauso wenig, wie man dir deine Geschlechtlichkeit und dein Verhalten vorschreiben kann, kann man deine gesamte Persönlichkeit irgendwo einordnen. Man müsste also jeden Schüler individuell fördern und gestalten.
Hier stimme ich dir vollkommen zu. Das ist ein gutes Argument, das wir als Christen in der Auseinandersetzung führen können: Gender Mainstreaming will sagen, dass das, was medizinisch möglich ist, auch verändert werden soll. Heute ist es möglich, durch Geschlechtsumwandlung zumindest das äußere Erscheinungsbild einer Person zu verändern. Das soll auch ein Menschenrecht werden. Das ist die Forderung dahinter.
Die Argumentation, die du genannt hast, ist richtig: Vergewaltigen wir nicht den Menschen, was seinen Körper angeht? Das ist ein klares Argument dagegen, und es gibt keine eindeutige Antwort. Hier würde man letztlich nur sagen, dass das, was du empfindest und willst, dein Bewusstsein ist. Dieses soll sich nicht versklaven lassen durch den äußeren Körper. Wenn es dir Spaß macht, zwischen dir und deinem Körper, dann soll das gefördert werden, und dann muss dein Körper dementsprechend verändert werden.
Aber ich würde zu Recht sagen, dass deine Argumentation absurd ist. Das spricht gegen diese Ganzheitlichkeit und dagegen, den Körper so anzunehmen, wie er nun einmal ist. Das sind Argumente, die wir bringen können.
Wir haben Argumente, das habe ich ja gesagt, auch aus Studien. Es gibt ausführliche Bücher, die die Unterschiede zwischen Mann und Frau darstellen. Die Hirnphysiologie von Männern und Frauen ist unterschiedlich, und das sind harte Fakten, auf die wir uns berufen können. Wir können sagen: Nein, Mann und Frau sind nicht nur eine Sache, die ich gerade empfinde. Das ist von vornherein biologisch festgelegt, schon von Kindheit an.
Jede Festlegung wird erst negativ gesehen, wenn es möglich ist, diese Festlegung zu relativieren. Deshalb sage ich: Der Grundgedanke ist die totale Emanzipation, totale Freiheit, „Was ich will und denke, das soll durchgesetzt werden.“ Das ist eine Illusion.
Deshalb glaube ich, dass wir biblisch argumentieren können – und biologisch unterstützt –: Es gibt keine grundsätzliche Trennung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht. Gott will es so, und die Biologie zeigt es uns: Ein Mann ist ein Mann, und eine Frau ist eine Frau.
Was gerne herangezogen wird, sind Untersuchungen zu Intersexuellen. Früher sagte man Zwitter oder Hermaphroditen. Das sind Menschen, die mit zwei Geschlechtsorganen geboren werden. Diese Fälle gibt es, aber ich kann nicht von der Ausnahme auf die Allgemeinheit schließen. Das wäre absurd. Dann müsste ich auch jede psychiatrische Behandlung als absurd ansehen.
Ich könnte dann sagen: Der Schizophrene ist der Normalfall, und alle anderen haben ihre weiteren Persönlichkeiten unterdrückt. So müssten wir jedem helfen, seine weiteren Persönlichkeiten zu entdecken. Genau so ist es aber nicht.
Ich kann nicht davon ausgehen, dass jemand, der einen genetischen Defekt hat – denn das ist es ja –, normal ist. Wenn jemand als Intersexueller geboren wird, muss ich ihm helfen, seine Rolle in der Gesellschaft zu finden, in der die meisten Menschen anders sind. Das ist ein genetischer Defekt. Aber ich kann das nicht als Normalfall ansehen und sagen, weil der nicht bestimmt ist, dürfen wir letztlich keinen anderen bestimmen.
Mittlerweile spricht man vom Kampf ums dritte Geschlecht. Früher wurden Hermaphroditen nach der Geburt operiert, die Eltern entschieden, ob es ein Junge oder Mädchen wird, und das Kind wuchs so auf. Die meisten hatten nie Probleme damit.
In der Diskussion heute nimmt man zwei, drei Beispiele, in denen sich Menschen später anders fühlten als das Geschlecht, zu dem sie operiert wurden. Diese fühlten sich unterdrückt. Das wurde als Diskriminierung und Unterdrückung bezeichnet. Deshalb fordert man heute, Hermaphroditen gar nicht mehr zu operieren, sondern mit zweierlei Geschlechtsmerkmalen aufwachsen zu lassen, damit sie sich später selbst entscheiden können.
Stellt euch vor, ein normaler Pubertierender hat schon Probleme zu erkennen, ob er Junge oder Mädchen ist. Was macht dann der Hermaphrodit, der häufig der einzige in der Schule ist, der so ist? Er ist total draußen, hat Schwierigkeiten, eine Beziehung aufzubauen, und findet sich nicht zugehörig.
Ich glaube, man bietet ihm keine Hilfe, sondern liefert ihn unter dem Vorwand der Freiheit der totalen Verunsicherung aus. So etwas kann schiefgehen. Es gibt immer Probleme in der Erziehung, aber ich kann nicht von Problemfällen ausgehen und deshalb alles, was normal läuft, infrage stellen. Das tut man aber genau in dieser Diskussion.
Deshalb werden immer wieder dieselben Spiele gespielt. Man wird mir sagen: „Du bist böse, weil du die unterdrückst, die so leben wollen.“ Das ist die Argumentationsschiene, auf der wir herauskommen müssen, indem wir deutlich machen: Du unterdrückst die Leute genauso. Es gibt keine totale Freiheit.
Das zeigen auch Untersuchungen, zum Beispiel in meinem Buch über Homosexualität. Es gibt bei den Leuten das Gefühl: „Ich fühle mich zu einem anderen hingezogen.“ Das ist Realität. Es gibt verschiedene Gründe dafür. Aber die schwule Identität entsteht erst in der schwulen Community. Das sagen fast alle Sexualwissenschaftler. Das heißt, „Ich bin schwul, und das ist gut so“ entsteht erst in der Umgebung, in der man bestärkt wird und Lebensformen entwickelt werden.
Da entsteht erst die schwule Identität, wie wir sie kennen. Das ist nicht die Verunsicherung aus dem Gefühl heraus. Wir können nicht sagen: „Du bist böse und sündig.“ Man muss denjenigen helfen, weil das eine Störung ist, ein Problem, mit dem wir zu kämpfen haben, wie Leute mit anderen psychischen Problemen. Es gibt viele psychische Probleme, aber man muss den Menschen helfen, damit umzugehen, und nicht sagen: „Weil du das so fühlst, ist das echt und richtig.“
Hier müssen wir als Christen eingreifen.
Ich möchte unsere Stunde bald beenden, aber noch etwas dazu sagen, wie wir als Christen damit umgehen. Erster Punkt: Wo betrifft uns das überhaupt als Christen?
Intersexuell oder Hermaphrodit kommt aus der griechischen Mythologie. Hermes und Aphrodite hatten ein Kind, das zwei Geschlechtsmerkmale hatte. Dieser Begriff Hermaphrodit wird in psychologischer und sexualwissenschaftlicher Literatur erwähnt. Politisch spricht man heute mehr von Intersexuellen.
Meistens sind die Chromosomen eindeutig, doch es gibt etwa zwanzig verschiedene Variationen. Äußerlich sieht es ähnlich aus, chromosomal ist es sehr unterschiedlich. Die meisten Fälle sind genetisch verursacht. Es gibt genetische Defekte, die sich auf die Aktivierung bestimmter Gene auf den X- oder Y-Chromosomen beziehen. Das bedeutet, dass Gene zwar vorhanden, aber nicht aktiviert sind. Das ist eine Ursache für Intersexualität.
In den meisten Fällen ist es genetisch eindeutig, aber die äußeren Geschlechtsmerkmale entwickeln sich unterschiedlich. Das ist logisch, denn ein Mann hat X- und Y-Chromosomen, die Gene auf dem X-Chromosom sind meist deaktiviert. Das erklärt viele Erscheinungsbilder.
Die meisten Intersexuellen haben nur ansatzweise beide Geschlechtsmerkmale. Manchmal sind sie äußerlich sichtbar, manchmal nicht. Es gibt verschiedene Untergruppen, zum Beispiel Menschen mit Vagina und Penis, aber ohne Gebärmutter, oder mit Gebärmutter und einer besonders langen Klitoris, die wie ein Penis wirkt.
Das ist eine längere Geschichte, zu der ich nur empfehlen kann, sich zu informieren. In den meisten Fällen ist es genetisch verursacht und durch Hormone umgesetzt, die für die Entwicklung bestimmter Körperteile verantwortlich sind.
Wo betrifft uns das als Christen? Wir müssen analysieren, wo uns das betrifft, und wie wir darauf reagieren. Viele gläubige Lehrer sind selbst stark von nicht-biblischen Vorstellungen geprägt. Junge Lehrer haben seit der Gymnasialzeit bis zum Ende des Studiums immer wieder vermittelt bekommen, dass Gender Mainstreaming so ist. Sie bekommen meist nur einseitige Informationen. Argumente dagegen werden nicht erwähnt.
Kennt ihr heute ein populäres Buch, das sich kritisch mit Homosexualität auseinandersetzt? Nein, gibt es nicht. In keinem Lehrplan werden die negativen Seiten von Homosexualität genannt. Das Einzige, was ansatzweise kritisch ist, sind Schulbücher, die von Schulen herausgegeben werden, aber auch dort wird vieles geglättet.
Genauso ist es mit Gender Mainstreaming. Falls jemand eine Doktorarbeit schreiben will, kann ich das nur empfehlen, denn man bekommt dafür viele Fördermittel. Professoren sagen, egal welche Forschungsarbeit man macht, wenn man einen Gender-Aspekt einbringt, steigt die Wahrscheinlichkeit auf Fördergelder stark. Das ist momentan ein großes Thema.
Das betrifft uns als Gemeinden und Christen auch im Berufsleben. Wenn man Geld für Jugendarbeit oder andere Projekte beantragt, wird man mit diesen Themen konfrontiert.
Wir sollten keine Illusionen haben: Wenn Kinder aus einem Elternhaus kommen, in dem sie ausgebeutet werden, oder wenn Mitarbeiter solche Ansichten vertreten, ist das problematisch. Wir sind Bürger unseres Staates und vom Zeitgeist beeinflusst.
Früher haben uns Rollenmuster von Mann und Frau geprägt, und auch gegenwärtige Christen sind von den heutigen Rollenmuster geprägt. Junge Christen und Akademiker sind stärker von Gender-Gedanken geprägt, weil sie über viele Jahre damit konfrontiert wurden und nur die positiven Aspekte vermittelt bekamen. Wir können darüber sprechen, aber wenn nur die positiven Aspekte genannt werden, fällt es schwer, die Defizite und Probleme zu erkennen. So werden auch Menschen geprägt.
Ein weiterer Punkt betrifft die ungläubigen Gemeinden. Wir müssen damit rechnen, dass immer mehr Menschen mit Identitätsproblemen zum Glauben kommen. Jede Gemeinde wird mit Homosexuellen zu tun haben. Wir können diese Menschen nicht einfach ausstoßen. Wir müssen lernen, sie zu begleiten.
Es wird immer mehr Menschen mit Identitäts- und sexuellen Störungen geben, die gesellschaftlich mitgeprägt sind. Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen. Sagen wir einfach: „Lebe, wie du willst“? Dann vergessen wir die gesamte Sexualethik der Bibel. Oder bieten wir Hilfe an?
Das ist eine Herausforderung für die Gemeinden.
Ein weiteres Thema ist die Toleranz. Wie gehen wir damit um? Das möchte ich gleich noch besprechen.
Ein Beispiel: Man fühlt sich schnell bevormundet, wenn nicht alles möglich ist, wie man es empfindet. Dabei geht viel von der biblischen Absicht verloren, die uns korrigieren will.
Wir reden hier nicht nur über Inhalte, sondern wir glauben als Christen, dass Gott besser weiß, was für uns gut ist, als wir selbst. Deshalb sollten wir bereit sein, uns auch in Frage stellen zu lassen.
Das Grundproblem ist die Autonomie des einzelnen Menschen. Gender Mainstreaming ist nur ein Beispiel für die totale Autonomie: „Ich will total autonom sein, niemand soll mir reinreden, was ich tue, denke und mache.“ Das äußert sich vor allem im sexuellen Bereich, aber auch in vielen anderen.
Das führt dazu, dass die Bibel ihre Relevanz auch in christlichen Gemeinden verlieren wird. Am Ende geht es höchstens noch darum, dass Gott einem ein paar Streicheleinheiten gibt, weil man gut ist und alles, was man tut, gut ist. Das hören Menschen gerne.
Aber in anderen Bereichen – Beruf, Ehe, Ökologie – heißt es dann: „Die Bibel hat mir nichts zu sagen.“ Das ist falsch.
Wir müssen das verstehen und jungen Leuten vermitteln, dass wir Gott erlauben, uns zu kritisieren. Wir müssen bereit sein zu akzeptieren, dass Gott uns sagt, wenn wir falsch handeln. Wenn das nicht mehr da ist, gibt es kein christliches Leben.
Es geht nicht nur um das Geschlecht, sondern um die Erkenntnis, ob ich bereit bin, zu akzeptieren, dass Gott mir Dinge sagt, auch wenn sie nicht meinen Emotionen entsprechen.
Viele Christen verwechseln Gefühl und göttliche Wahrheit. Gefühle müssen hinterfragt werden. Nicht alles, was ich fühle, entspricht dem, was Gott sagt.
Das ist auch in der Gemeindearbeit schwierig. Ich habe erlebt, dass Leute gesagt haben: „Gott hat mir innerlich gesagt, ich soll mich von meinem Partner trennen.“ Woher kam das? Vom Gefühl. Gefühle müssen geprüft werden.
Wir werden noch weiter über diese Themen sprechen, weil es wichtig ist, das Problem zu verstehen, sonst kämpfen wir gegen Symptome und nicht gegen die Ursache.
Nach der Andacht gibt es eine Pause. Wer möchte, kann in den Pausenraum kommen, und wir machen dann um elf Uhr weiter.
Herausforderungen in Bildung und Gemeinde
Wer das glaubt, dem möchte ich einige Beispiele nennen. Diese Beispiele werden nicht sehr zahlreich sein, weil das Thema vor allem in den nächsten Generationen von Lehrern und Verantwortlichen an Schulen noch nicht vollständig durchdrungen ist. Im Moment ist die Situation noch gemischt. Manche haben Ideen vom Gender Mainstreaming, die durch Medien und Schulbücher unterstützt werden, aber das volle Durchschlagen dieser Ideen steht noch aus.
Das bedeutet, es handelt sich nicht nur um Phantasie. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Gelsenkirchen hat Anfang dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, in der das Verhalten von Jungen und Mädchen vor zehn Jahren mit dem Verhalten heute verglichen wurde. Diese Studie zeigt, dass Gender Mainstreaming bereits erste Erfolge hat und Veränderungen bewirkt, wie sich Mädchen und Jungen definieren.
Mich interessieren besonders einige Aspekte, zum Beispiel im Bereich Religion. Vielleicht habt ihr noch die Illusion, dass Mädchen religiöser sind oder sich mehr für Religion interessieren. Früher war es häufig so, dass Frauen in den meisten Fällen die treibende Kraft in der Familie waren, wenn es um Religion ging. Heute hat sich das deutlich verändert: Das religiöse Interesse bei jungen Frauen hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Das Interesse ist also stark zurückgegangen. Bei jungen Männern hingegen ist es leicht angestiegen.
Was bedeutet das? Es zeigt sich ein bewusster Ausdruck von veränderten Rollenbildern. Früher sagte man oft „Frauen, Kinder, Küche, Kirche“ – das war das traditionelle Rollenbild. Heute hat sich das geändert, und das zeigt sich auch im Rückgang des religiösen Interesses bei jungen Frauen.
Eine weitere fast skurrile Beobachtung aus der Studie betrifft die Gewaltbereitschaft. Vor zehn Jahren war die Gewaltbereitschaft bei jungen Frauen deutlich geringer. Wenn es zu Schlägereien kam, waren fast immer die Jungen beteiligt. In den letzten zehn Jahren hat sich das stark verändert: Junge Frauen sind deutlich gewaltbereiter geworden. Es gibt immer mehr Gewalttaten, die von jungen Frauen begangen werden.
Deshalb sollte man vorsichtig sein, wenn man heiratet. Ich weiß nicht, ob ihr verheiratet seid, aber man sollte sich vorher gut überlegen, mit wem man zusammenkommt. Diese Ergebnisse sind statistisch belegt und zeigen einige Beispiele auf.
Die gesamte Studie zeigt vielmehr, dass Gender Mainstreaming das Verhalten von Jungen und Mädchen in vielen Punkten bereits verändert hat, ohne dass die Jugendlichen selbst wissen, dass sie Teil dieses Prozesses sind. Nicht jeder Lehrer erklärt, dass er ein Gender-Mainstreaming-Programm verfolgt oder pädagogische Mittel dafür einsetzt. Oft handeln sie einfach so, weil sie es für richtig halten, und die Veränderungen sind die Folge.
Der Begriff „Ganzheitlichkeit“ wird heute so interpretiert, dass jeder Mensch individuell ist. Das gilt auch für die Geschlechtlichkeit. Das bedeutet, man kann Jungen und Mädchen eigentlich nicht mehr in Gruppen einteilen, sondern müsste jeden individuell behandeln und fördern. Da das natürlich nur teilweise möglich ist, versucht man zunächst, grobe Einteilungen vorzunehmen, um Gemeinsamkeiten zu finden und die Menschen zu unterstützen.
Im Grunde genommen ist das Ideal, dass jeder Mensch total individuell ist. Genauso wenig, wie man jemandem seine Geschlechtlichkeit und sein Verhalten vorschreiben kann, kann man seine gesamte Persönlichkeit in eine Schublade stecken. Deshalb müsste man eigentlich jeden Schüler individuell fördern und gestalten.
Hier stimme ich dir vollkommen zu. Das ist ein gutes Argument, das wir als Christen in Diskussionen vorbringen können: Gender Mainstreaming ist nicht nur ein gesellschaftlicher Trend. Es will sagen, dass alles, was medizinisch möglich ist, auch umgesetzt werden soll. Heute geht es oft darum, das äußere Erscheinungsbild einer Person durch Geschlechtsumwandlung zu verändern. Das soll sogar zum Menschenrecht werden.
Das ist die Forderung dahinter, und ich glaube, die Argumentation, die du genannt hast, ist richtig: Vergewaltigen wir nicht den Menschen, wenn wir an seinem Körper so grundlegende Veränderungen vornehmen? Das ist ein klares Argument dagegen, und darauf gibt es keine eindeutige Antwort.
Man könnte sagen, dass das Bewusstsein und die Wünsche eines Menschen sich nicht durch den äußeren Körper versklaven lassen sollen. Wenn jemand sich in seinem Körper nicht wohlfühlt, soll das gefördert werden, und der Körper soll entsprechend verändert werden.
Aber ich höre aus deiner Argumentation heraus, dass das absurd ist. Das widerspricht dem Gedanken der Ganzheitlichkeit und dem Annehmen des Körpers, wie er ist. Das sind Argumente, die wir bringen können.
Wir haben Argumente, die auf biblischen Schriften beruhen, die die Unterschiede zwischen Mann und Frau darstellen. Es gibt ausführliche Bücher darüber, die zeigen, wie die Hirnphysiologie von Männern und Frauen unterschiedlich ist. Das sind harte Fakten, auf die wir uns berufen können.
Mann und Frau sind nicht nur eine Sache, die man gerade empfindet. Das Geschlecht ist von Anfang an biologisch festgelegt – schon von Kindheit an. Jede Festlegung wird nur dann negativ gesehen, wenn es möglich ist, diese Feststellung zu relativieren.
Der Grundgedanke von Gender Mainstreaming ist die totale Emanzipation und Freiheit: „Was ich will und denke, soll durchgesetzt werden.“ Das ist eine Illusion. Deshalb können wir biblisch argumentieren, dass es keine grundsätzliche Trennung gibt, sondern dass Gott will, dass Mann Mann und Frau Frau ist. Die Biologie zeigt uns das auch.
Oft wird das Beispiel von Intersexuellen herangezogen – also Menschen, die mit zwei Geschlechtsmerkmalen geboren werden. Diese Fälle gibt es, früher sprach man von Zwitter oder Hermaphroditen. Es gibt solche genetischen Besonderheiten, aber ich kann nicht von der Ausnahme auf die Allgemeinheit schließen. Das wäre absurd.
Dann müsste ich auch jede psychiatrische Behandlung als absurd ansehen. Ich könnte sagen, der Schizophrene sei der Normalfall, und alle anderen hätten ihre Persönlichkeiten unterdrückt. Das ist nicht sinnvoll.
Wenn jemand genetisch einen Defekt hat, wie ein Intersexueller, dann muss man ihm helfen, seine Rolle in der Gesellschaft zu finden, in der die meisten Menschen anders sind. Aber ich kann das nicht als Normalfall ansehen und sagen, weil es diese Ausnahme gibt, dürfen wir keine anderen mehr bestimmen.
Mittlerweile spricht man vom Kampf um das dritte Geschlecht. Früher wurden Intersexuelle operiert. Die Eltern entschieden, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, und das Kind wuchs entsprechend auf. Die meisten Intersexuellen hatten damit keine Probleme.
In der Diskussion werden aber immer wieder einige wenige Fälle herausgegriffen, wo Betroffene später sagten, sie seien das andere Geschlecht und fühlten sich unterdrückt. Daraus wird dann Diskriminierung abgeleitet.
Deshalb wird heute gefordert, Intersexuelle gar nicht mehr zu operieren, sondern sie mit beiden Geschlechtsmerkmalen aufwachsen zu lassen, damit sie später selbst entscheiden können, welchem Geschlecht sie angehören.
Stellt euch vor, ein normaler Pubertierender hat schon Probleme, zu erkennen, ob er Junge oder Mädchen ist. Was macht dann der Intersexuelle, der oft der einzige in der Schule ist, der so ist? Er ist total außen vor.
Zudem soll er eine Beziehung aufbauen, aber das ist schwierig, wenn andere ihn als „anders“ wahrnehmen. Das führt zu Verunsicherung.
Ich glaube nicht, dass man damit wirklich hilft. Im Gegenteil: Unter dem Vorwand der Freiheit werden Menschen der totalen Verunsicherung ausgeliefert.
Natürlich gibt es immer Probleme in der Erziehung, aber ich kann nicht von Problemfällen ausgehen und deshalb alles, was normal läuft, infrage stellen. Genau das passiert aber in der Diskussion.
Deshalb werden immer wieder dieselben Beispiele genannt, und man wird als „böse“ bezeichnet, weil man angeblich Menschen unterdrückt, die so leben wollen, wie sie sind.
Das ist die Argumentationslinie, auf die wir reagieren müssen, indem wir klar machen, dass es keine totale Freiheit gibt. Das zeigen auch Untersuchungen, zum Beispiel in Bezug auf Homosexualität.
In meinem Buch habe ich dazu einiges geschrieben: Es gibt bei manchen Menschen das Gefühl, sich zu einem anderen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Das ist Realität und hat verschiedene Gründe.
Die schwule Identität entsteht aber erst in der schwulen Community. Das sagen fast alle Sexualwissenschaftler. Das heißt, jemand sagt: „Ich bin schwul, und das ist gut so.“ Diese Identität entsteht erst in der Umgebung, wo sie bestärkt wird und bestimmte Lebensformen entwickelt werden.
So entsteht die schwule Identität, wie wir sie kennen. Das ist nicht nur eine Verunsicherung aufgrund von Gefühlen.
Wir können den Menschen nicht sagen, sie seien böse oder sündig. Vielmehr müssen wir ihnen helfen, weil es eine Störung ist, mit der sie zu kämpfen haben – ähnlich wie Menschen mit anderen psychischen Problemen.
Es gibt viele psychische Probleme, und wir müssen den Betroffenen helfen, damit umzugehen. Wir dürfen nicht einfach sagen: „Weil du dich so fühlst, ist das richtig so.“
Hier müssen wir als Christen eingreifen.
Unsere Stunde ist bald vorbei, aber ich möchte noch ansprechen, wie wir als Christen mit diesem Thema umgehen können. Ein erster Punkt ist: Wen betrifft diese Sache überhaupt als Christen? Das ist genau die Frage, die wir uns stellen müssen.
Begriffsklärung Intersexualität und biologische Grundlagen
Intersexuell, Hermaphrodit – genau das kommt aus der griechischen Mythologie, insbesondere aus der Sexualwissenschaft. Dort gibt es Hermes und Aphrodite, die ein Kind gezeugt haben. Dieses Kind hatte in der griechischen Mythologie zwei Geschlechtsmerkmale. Daraus stammt der Begriff Hermaphrodit, also jemand, der nicht nur einem Geschlecht zugehört, sondern beiden.
Das findet man vor allem in psychologischer Literatur häufiger erwähnt, besonders in der Sexualwissenschaft. In der politischen Auseinandersetzung spricht man heute jedoch eher von intersexuell.
Meistens sind die Chromosomen eindeutig. Intersexualität umfasst jedoch etwa zwanzig verschiedene Varianten. Äußerlich sehen diese oft ähnlich aus, chromosomal sind sie jedoch sehr unterschiedlich. Die meisten Fälle sind genetisch bedingt. Das heißt, es gibt einen genetischen Defekt. Es muss nicht sein, dass jemand zwei X-Chromosomen oder ein X- und ein Y-Chromosom hat. Es kann auch sein, dass bestimmte Gene auf dem X- oder Y-Chromosom nicht aktiviert sind.
Das bedeutet, es geht nicht nur um das Vorhandensein der Chromosomen, sondern auch darum, ob bestimmte Gene ein- oder ausgeschaltet sind. Verschiedene Ursachen können biologisch dahinterstecken. Das ist eine längere Geschichte, die ich nur empfehlen kann, sich genauer anzuschauen. In den meisten Fällen ist die Ursache genetisch bedingt.
Diese genetische Grundlage wirkt sich über Hormone aus, die für die Entwicklung bestimmter Körperpartien verantwortlich sind. Rein äußerlich haben die meisten Intersexuellen nur ansatzweise beide Geschlechtsmerkmale. Das heißt, sie sind nicht vollständig ausgeprägt, sondern nur teilweise.
Man kann das meistens schon von Geburt an erkennen. Es gibt ausgeprägte Fälle, in denen männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale sichtbar sind, manchmal nur äußerlich. Zum Beispiel kann eine Person sowohl eine Vagina als auch einen Penis haben, aber keine Gebärmutter. Es gibt auch Fälle mit Gebärmutter, bei denen die Klitoris besonders lang ist und wie ein Penis wirkt.
Es gibt verschiedene Untergruppen und Gruppen, die nicht alle gleich sind. Äußerlich sieht es so aus, als hätten sie beiderlei Geschlechtsmerkmale. Genetisch sind die meisten allerdings eindeutig. Es gibt etwa zwanzig verschiedene Fälle, aber genetisch sind die meisten eindeutig. Die äußeren Geschlechtsmerkmale bilden sich unterschiedlich aus.
Das ist auch logisch. Ein Mann hat zum Beispiel ein X- und ein Y-Chromosom. Das bedeutet, er hat prinzipiell alle genetischen Informationen, die auch eine Frau hat. Allerdings werden die weiblichen Gene durch das Y-Chromosom deaktiviert. Deshalb entwickeln sich die weiblichen Merkmale nicht.
Früher dachte man, Genetik bedeutet, dass die Gene da sind und alles bestimmen. Heute weiß man, dass es darauf ankommt, ob die Gene ein- oder ausgeschaltet sind. Vielleicht kennt man noch aus der Schule rezessive und dominante Gene. Rezessive Gene sind vorhanden, aber sie prägen sich nicht aus. Manchmal zeigen sie sich erst bei Kindern oder Enkelkindern. Sie sind in dir drin, werden aber nicht aktiviert und haben keine Auswirkung.
Das ist wahrscheinlich auch eine Ursache für Intersexualität. Auf jeden Fall handelt es sich um einen genetischen Defekt. Es läuft nicht so ab, wie es biologisch vorgesehen ist. Dadurch entstehen ungewöhnliche Körperformen. So wie manche Kinder mit sechs Fingern geboren werden, die meistens operativ entfernt werden, damit das Kind nicht diskriminiert wird.
Heute tendiert man eher dazu zu sagen: Nein, lass es so, weil es natürlich ist. Aber da ist die Meinung noch unterschiedlich, weil das Thema nicht so stark diskutiert wird.
Das betrifft uns als Christen besonders. Wo sind wir herausgefordert, über das hinaus, was uns als interessierte Zeitgenossen ohnehin betrifft? Die erste Frage ist: Wo betrifft uns das? Die zweite: Wie reagieren wir darauf?
Ich habe beobachtet, dass viele gläubige Lehrer an christlichen Schulen selbst kaum merken, wie stark sie von nicht-biblischen Vorstellungen geprägt sind. Junge Lehrer bekommen seit der Gymnasialzeit bis zum Ende des Studiums immer wieder einseitige Informationen vermittelt. Die Argumente, die dagegen sprechen, werden oft nicht erwähnt.
Kennt ihr heute ein populäres Buch, das sich kritisch mit Homosexualität auseinandersetzt? Es gibt kaum eines. In keinem Lehrplan werden die negativen Seiten von Homosexualität genannt. Das einzige, was ansatzweise erwähnt wird, findet man in Schulbüchern, die von Schulen herausgegeben werden. Dort steht zum Beispiel: „Das große dunkle Geheimnis Homosexualität“ und es werden einige Punkte genannt.
In anderen Aufklärungsbüchern findet man meist nur geschönte und geglättete Darstellungen. Das gilt auch für das Gender-Mainstreaming. Falls hier jemand eine Doktorarbeit schreiben möchte: Das Thema ist sehr gefragt. Man bekommt überall gute Plätze und viele Professoren fördern das.
Professoren sagen, egal welches Forschungsthema man hat, man sollte versuchen, einen Gender-Aspekt einzubringen. Dadurch steigen die Chancen auf Forschungsgelder erheblich. Das ist momentan ein sehr wichtiges Thema.
Das betrifft uns als Gemeinden und Christen im Berufsleben, aber auch, wenn wir Geld für Jugendarbeit oder andere Projekte beantragen. Das Thema betrifft uns also schon jetzt.
Die Arbeit mit Kindern finde ich wichtig. Wir sollten keine Illusionen haben: Wenn Kinder in einem ausbeuterischen Elternhaus leben oder Mitarbeiter ausgenutzt werden, ist das nicht in Ordnung. Wir sind alle Bürger unseres Staates und vom Zeitgeist beeinflusst.
Ich habe gestern gesagt, dass Rollenmuster von Mann und Frau uns in der Vergangenheit geprägt haben und wir dafür gekämpft haben. Das gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für gegenwärtige Christen. Wovon sind sie geprägt? Von den Rollenmuster unserer Gegenwart und vom Gender-Mainstreaming.
Natürlich sind auch junge Christen betroffen. Akademiker, die länger an Universitäten geprägt werden, sind stärker von den Gedanken des Gender-Mainstreamings beeinflusst. Dabei werden vor allem positive Aspekte betont, weil das über viele Jahre so vermittelt wird.
Wir können sagen, es ist nicht alles schlecht. Aber wenn nur die positiven Seiten genannt werden, fällt es schwer, die Defizite und Probleme zu erkennen. Dadurch werden auch Menschen geprägt.
Herausforderungen für die Gemeinde und Umgang mit Identitätsproblemen
Der nächste Punkt betrifft die Ungläubigen, die in die Gemeinde kommen. Wir müssen damit rechnen, dass, wenn Menschen zum Glauben kommen – und wir werden in Deutschland zunehmend mehr davon haben –, sie häufig Identitätsprobleme mitbringen. Ein aktuelles Beispiel ist die Frage der Homosexualität.
Jede Gemeinde wird mit homosexuellen Menschen zu tun haben. Es geht nicht mehr darum, sie einfach auszuschließen oder „rauszuschmeißen“. Wir müssen lernen, diese Menschen zu begleiten. Wir können nicht alle ausschließen, denn es gibt keinen Platz mehr dafür. Das heißt, als Gemeinde werden wir herausgefordert, darauf einzugehen. Es werden immer mehr Menschen mit Identitätsproblemen, auch mit sexuellen Störungen, kommen, die zum Teil gesellschaftlich geprägt sind.
Wir müssen uns fragen, wie wir damit umgehen. Sagen wir einfach: „Ist doch egal, lebe, wie du willst“? Wenn wir das tun, können wir die gesamte Sexualethik der Bibel vergessen. Dann hat die Gemeinde eigentlich keine Grundlage mehr. Deshalb müssen wir Hilfen anbieten und dem etwas entgegensetzen.
Darüber wird gleich noch gesprochen, denn wir müssen uns auch mit den Konflikten auseinandersetzen, die entstehen. Ein zentraler Punkt ist die Frage der Toleranz: Wie gehen wir damit um? Das möchte ich gleich noch besprechen, nachdem wir ein paar Beispiele gesammelt haben.
Ein Beispiel ist die Arbeitssituation. Wie Gerda schon sagte, fühlt man sich schnell bevormundet, wenn nicht alles möglich ist. Das ist momentan mein Eindruck, weil viele biblische Absichten verloren gehen, die uns korrigieren wollen. Dabei reden wir nicht nur über Inhalte, sondern generell gilt: Wir Christen glauben, dass Gott besser weiß, was für mich gut ist, als ich selbst.
Deshalb sollte ich zumindest prinzipiell bereit sein, mich auch in Frage stellen zu lassen. Hier zeigt sich ein Grundproblem: Es geht letztlich um die Autonomie des einzelnen Menschen. Das ist ein Beispiel für totale Autonomie: Ich will vollkommen autonom sein, niemand soll mir reinreden, was ich tue, denke oder mache.
Diese Haltung äußert sich besonders im sexuellen Bereich, aber auch in vielen anderen Bereichen. Themen, die früher tabu waren, werden heute als solche erklärt. Das führt dazu, dass die Bibel selbst in christlichen Gemeinden an Relevanz verliert. Am Ende geht es höchstens noch darum, dass Gott einem ein paar Streicheleinheiten gibt, weil man gut ist und alles, was man tut, auch gut ist.
Das klingt für viele Menschen verlockend. Aber in anderen Bereichen – sei es Beruf, Ehe oder Ökologie – heißt es dann: „Nein, da hat die Bibel mir nichts zu sagen.“ Das müssen wir sehen und verstehen.
Die Bibel ist jedoch anders. Wir müssen versuchen, sie neutral zu betrachten – egal, ob uns das passt oder nicht. Es geht nicht darum, ob uns das gefällt, sondern darum, was die Bibel tatsächlich sagt.
Das ist auch wichtig, um jungen Menschen zu vermitteln: Ja, ich erlaube Gott, mich zu kritisieren. Ich erlaube Gott, mir zu sagen, wenn ich etwas falsch mache. Wenn das nicht mehr da ist, gibt es kein christliches Leben.
Es geht also nicht in erster Linie um mein Geschlecht oder meine Identität. Es geht um die Erkenntnis: Bin ich bereit zu akzeptieren, dass Gott mir Dinge sagen darf? Und dabei dürfen wir uns nicht nur auf unsere Emotionen verlassen.
In christlichen Kreisen erleben wir oft, dass Menschen sagen: „Gott hat mir innerlich gesagt, ich soll mich von meinem Partner trennen.“ Das kommt oft aus einem Gefühl heraus. Aber Gefühle müssen nicht hinterfragt werden? Doch, sie müssen es. Dein Gefühl ist dein Gefühl, aber Gottes Wort entspricht nicht immer deinem Gefühl. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Das ist auch eine Herausforderung in der Gemeindearbeit. Wir werden darauf noch weiter eingehen, weil es mir wichtig ist, diesen Punkt gründlich zu durchdenken. Wir müssen begreifen, was wirklich das Problem ist. Sonst kämpfen wir gegen eine Sache, die vielleicht gar nicht das eigentliche Problem ist, und erreichen dadurch nichts.
Nach dem Vortrag gibt es eine Andacht, dann eine Pause. Ihr könnt in den Pausenraum kommen, der hier vorne ist. Danach machen wir mit dem Programm weiter.