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Christus gab dir eine Berufung - so bring dich ein!

Glaubenskonferenz 2002 St. Johann/Pg., Teil 4/5
05.10.2002
SERIE - Teil 4 / 5Glaubenskonferenz 2002 St. Johann/Pg.

Lasst uns beten!

O Gott und Vater, wir danken dir von Herzen für diesen Tag, besonders für die Berichte und die Grüße heute. Wir danken dir für den Eifer, für dein Evangelium und für die offensichtliche Liebe zu dir sowie für das Anliegen für deine Gemeinde.

In dieser fortgeschrittenen Stunde bitten wir dich, uns bei der Konzentration zu helfen. Besonders jetzt, wo es um ein viel schwierigeres Thema geht als heute Morgen. Es betrifft nicht mehr Babychristen und junge Gläubige, sondern Überlegungen, bei denen ich manchmal selbst nicht weiterweiß.

Hilf mir, denn ich zittere, wenn ich daran denke, über dieses Thema zu sprechen. Hilf uns allen beim Hören. Amen!

Begegnung am Abgrund: Die Bedeutung der Einheit im Glauben

Ein Mann stand auf der Golden Gate Bridge in San Francisco und war im Begriff zu springen. Ein Pastor hielt mit seinem Auto an und rief ihm zu: „Werfen Sie doch Ihr Leben nicht weg!“

Dann begann der Pastor, dem verzweifelten Mann das Evangelium zu erklären. Der Mann überraschte ihn und sagte: „Wissen Sie, danke, aber ich bin schon Christ.“

Daraufhin fragte der Pastor: „Ja, ja, aber welcher Denomination gehören Sie an?“ Der Mann antwortete: „Ich bin Baptist.“

Der Pastor hakte nach: „Gut, aber sind Sie südlicher Baptist, amerikanischer Baptist, Regular Baptist oder Independent Baptist?“

Der Mann erwiderte: „Independent Baptist.“

„Ja, preist den Herrn“, sagte der Pastor. „Habt ihr Klavierbegleitung oder singt ihr acapella?“

„Wir singen acapella, halleluja“, antwortete der Mann.

„Lest ihr die King James Bible oder benutzt ihr moderne Übersetzungen?“ fragte der Pastor weiter.

„Wir lesen aus den modernen Übersetzungen“, sagte der Mann.

Der Pastor starrte ihn an und sagte: „Dann springen Sie!“

Der Aufruf zur würdigen Berufung

Lesen wir heute Abend Epheser 4,1-6.

Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid. Dabei sollt ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragen.

Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Denn es gibt nur einen Leib und einen Geist, wie ihr auch berufen worden seid zu einer Hoffnung. Es gibt einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe und einen Gott und Vater aller, der über allen, durch alle und in allen ist.

Um nicht nur das Wortspiel des Schreibers zu sehen, schauen wir auch das Ende von Kapitel 3, Vers 21: "Ihm sei die Herrlichkeit in den Herausberufenen und in Christus Jesus."

Ich ermahne euch also: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid. Seid.

Die Herausforderung der Einheit in der Gemeinde

Das Thema heute Abend lautet: Gott hat uns zu einer hohen Berufung gerufen – zu wandelwürdig zu sein.

Ein junger Soldat steht vor dem Militärgericht. Seine Anklage lautet Fahnenflucht. Der Richter, Alexander der Große höchstpersönlich, schaut den jungen Mann unverwandt an. Der junge Soldat ist das Ebenbild von Alexander selbst.

Schockiert erkundigt sich der Feldherr nach dem Namen seines Doppelgängers. Der junge Mann antwortet zögernd: „Ich heiße Alexander.“ Zitternd verkündet der Feldherr sein Urteil: „Junger Mann, verändere dein Benehmen oder deinen Namen. Du kannst gehen.“

Wir wollen Gott in der Gemeinde verherrlichen. Wenn wir mit diesem Namen, den Berufenen, genannt werden, dann sollen wir auch dementsprechend wandeln. Andernfalls sollten wir unseren Namen ändern.

Wir sind zu Einheit berufen. Dies lesen wir in Vers zwölf und dreizehn: Die Gläubigen werden ausgerüstet von sehr begabten Personen, die selbst Gaben an die Gemeinde sind. Sie sind ausgerüstet für das Werk des Dienstes und für die Erbauung des Leibes Christi.

Dies geschieht, bis wir alle – hier ist Gottes universelle Gemeinde gemeint – zur Einheit des Glaubens und zur Einheit der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen. Bis wir zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wachstums der Fülle Christi gelangen.

Wir, Gottes weltweite Gemeinde, sind jedoch noch weit entfernt von diesem Ziel.

Einheit im Glauben: Grundsätze und Herausforderungen

Was anderes denke ich, wenn es um die Einheit des Glaubens geht: dass alle das Gleiche glauben. Es geht um eine Übereinstimmung in dem, was Christen über wichtige geistliche Grundsätze glauben.

In diesem Zusammenhang denke ich an das Beispiel vom kleinen Alois. Ein Biologieprofessor stellt ein Experiment vor: Er hat zwei Gläser mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Dann nimmt er zwei lebendige Regenwürmer. Den ersten Wurm legt er in das erste Glas. Dieser schwimmt herum und schlittert schließlich heraus. Den zweiten Regenwurm lässt er in das zweite Glas fallen, und dieser ist sofort tot.

Der Professor erklärt den Schülern: In diesem Glas ist Wasser, und in diesem Glas ist Schnaps. Was lernen wir von diesem Experiment? Der kleine Alois sagt: „Herr Vätzer, wenn wir genügend Schnaps trinken, kriegen wir keine Würmer.“ Nun ja, das ist eine mögliche Auslegung.

In vielen evangelikalen Kreisen, wo Menschen sich treffen, um aufeinander zuzugehen, würde man sagen: Ja, tolle Auslegung! Doch in manchen Gemeinden heute gibt es viele verschiedene Auslegungen und theologische Irrtümer. In vielen Kirchen hausen Propheten und verkehrte Theologen, die die Kardinalwahrheiten des christlichen Glaubens, das Evangelium selbst, verneinen.

Und in denselben Kirchen sind auch Kinder Gottes zu Hause. In unserer Gegend gibt es freikirchliche Gemeinden mit einer sehr ungesunden Sicht auf die Geistesgaben. Es sind Gemeinden, die von den zweifelhaften Praktiken aus Toronto und Pensacola begeistert sind und diese Segnungen nachahmen.

Andere feiern in der katholischen Kirche Gottesdienst mit, und wiederum andere freikirchliche Gemeinden schicken ihre Jugendgruppen, um in der Messe zu singen. Ein ungesundes Verständnis von Anbetung und Gottesdienst breitet sich immer schneller unter evangelikalen Christen aus.

Und dieselben Gemeinden wollen, dass wir mit ihnen auf verschiedene Weise zusammenarbeiten, in der Jugendarbeit oder in der Evangelisation, oder dass wir gemeinsame Gottesdienste feiern.

Umgang mit Spaltungen und Herausforderungen in der Gemeinde

Irgendwie möchte man sich einfach abschotten und zurückziehen, wenn man mit all den Missständen, falschen Betonungen, Überbetonungen und Unterbetonungen konfrontiert ist.

Na ja, wenn Sie es so wollen – ohne mich, ohne uns. Aber irgendwie hat mir heute spontan ein Ältester aus einer Gemeinde, die eine große Spannung und vielleicht sogar Spaltung erlebte, etwas gesagt. Er sagte aus heiterem Himmel: „Fred, es ist wunderbar, was du über Gemeinde sagst, aber heute Morgen habe ich an Johannes Kapitel 17 gedacht und an das Gebet Jesu für die Einheit seiner Jünger. Wie ist das zu sehen? Ist das überhaupt möglich? Ist das überhaupt erstrebenswert, wenn ich ihn richtig verstanden habe?“

Ich denke an Johannes 11,51, wo wir lesen, dass Jesus starb, damit er die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelt. Natürlich geschah vieles, als Jesus am Kreuz starb, und viele Ziele oder das große Ziel, das vielfach ausgedrückt wurde, wurden erreicht. Aber hier ist sein Ziel so erstrebenswert, dass es das Blut Jesu Christi kostete.

Die Bibel meint es ernst mit der christlichen Einheit, wenn der Tod Jesu Christi irgendein Indiz dafür ist.

Verschiedene Wege zur Einheit und ihre Grenzen

Wie sieht der Würdegewandel aus? Wie geht eine Gemeinde mit dieser Frage um, und wie steht es um die Einheit?

Es gibt einen römischen Vorschlag. Katholisch bedeutet „alles umfassend“, also universal. Die römische Kirche will die katholische Kirche, die universelle Kirche, sein. Alle anderen sollen Buße tun und zur Mutterkirche zurückkehren. Heute führen alle Straßen nach Rom.

Doch es gibt Bedenken, dass die römische katholische Kirche weder katholisch noch heilig ist. Die heilige römische katholische Kirche ist zwar römisch, aber sicherlich nicht heilig. Die Grundlage ihrer Mitgliedschaft ist nicht die Wiedergeburt oder das Bekenntnis: „Ich habe mich bekehrt, ich gehöre dem gleichen Herrn an, und ich möchte mich euch anschließen.“ Nein, die Grundlage ist die Taufe eines Kindes, das nicht weiß, was mit ihm geschieht.

Diese Taufe wird sakramental von einem Priester gespendet, der seine Vollmacht angeblich von Rom erhält, zurückgeführt auf Petrus selbst. Die Kirche ist nicht heilig, denn Gemeindezugehörigkeit wird praktisch nicht gelebt. Und die römische katholische Kirche ist auch nicht katholisch. Sie ist lediglich die Westkirche, die im Laufe der Jahrhunderte alle Konkurrenz im Westen auf brutalste Weise niedergeschlagen hat.

Aber die Konkurrenz, also uns, gab es immer. Was die Kirche Roms durch die Verfolgung anderer Christen nicht erreichen konnte – und Sir Robert Anderson von Scotland Yard schätzte die Anzahl der Märtyrer auf circa fünfzig Millionen, die er belegen konnte –, versucht sie jetzt durch Dialog und Diplomatie. Vertreter der römischen Kirche verhandeln mit Vertretern anderer Kirchen und auch Freikirchen, ganz vorsichtig.

Genauer gesagt: Grundsatzpapiere werden ausgehandelt und unterschrieben. Katholische Theologen lehnen sich weit aus dem Fenster und schreiben Dinge auf Papier, zu denen ihre Kirchenleitung in Wirklichkeit nicht steht, um uns zu umarmen.

Kardinal Ratzinger schlägt den Papst jetzt als Integrationsfigur für alle Christen vor. Am runden Tisch in Wien sprechen Abgeordnete der römischen Kirche mit Leitern anderer Kirchen und evangelikaler Freikirchen.

Ich selbst erhielt eine Einladung zum runden Tisch. Wenn ich daran denke, hätten manche meiner Pastorenfreunde in Salzburg Halleluja gerufen, wenn sie eine solche Einladung bekommen hätten.

Ökumenische Bestrebungen und ihre Herausforderungen

Der Weltkirchenrat möchte die ökumenische Einheit aller Kirchen erreichen. Doch wie soll das für uns konkret aussehen? Verschiedene Kirchen – manche mit einem etwas größeren Anteil an Wiedergeborenen, andere mit einer winzigen Minderheit von Wiedergeborenen – verhandeln miteinander über die Einheit ihrer Organisationen. Das betrifft uns jedoch nicht wirklich.

Unsere Einheit besteht in einem gemeinsamen Leben. Wir sind Kinder des Vaters, wiedergeboren, und gehören durch die Wiedergeburt und durch die Taufe im Heiligen Geist zu einem Leib. Kirchliche Institutionen, die im Neuen Testament gar nicht vorgesehen sind, verhandeln über Dinge, die uns nicht betreffen und auch nicht interessieren.

Viele Christen interessieren sich dennoch für diese Verhandlungen.

Eine andere Lösung sind evangelikale Organisationen, die entstehen, um die Einheit zu fördern. Ich denke zum Beispiel an die Arbeitsgemeinschaft Evangelikale Gemeinden Österreichs (ARGEGE). Diese Arbeitsgemeinschaft bietet die Möglichkeit zur Zusammenarbeit zwischen biblisch orientierten, tauchgesinnten Gemeinden. Ich halte das für eine gute Arbeit. Sehr viele gute Impulse gehen von dieser Arbeit aus.

Walter Mauerhofer und ich empfehlen, wenn es zeitlich passt und sich mit den eigenen Aufgaben in der Gemeinde vereinbaren lässt – ich spreche hier von den österreichischen Ältesten – die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen ernsthaft zu überlegen.

Es gibt auch die Reichsgott-Arbeitstagung, bei der Mitarbeiter aus evangelischen und freikirchlichen Gemeinden zusammenkommen. Diese Veranstaltungen überschneiden sich teilweise.

Dann gibt es die Evangelische Allianz, die evangelikale Kräfte in Kirchen und Gemeinden vereinen möchte. Sie bemühen sich sehr um uns in Salzburg. Ich lese mit Interesse ihre Protokolle, in denen steht, dass jemand eine Brücke zu uns schlagen soll. Diese Brücke habe ich selbst geschlagen, indem ich auf eine E-Mail freundlich und ausführlich geantwortet habe. Ich schrieb, dass ich an so viele Hochzeiten tanzen müsste und viel zu tun habe. Ich glaube, die verschiedenen Einheitsbestrebungen überschneiden sich und ich kann leider nicht teilnehmen.

An manchen Orten treffen sich Pastoren und Älteste zum Frühstück. In Salzburg frühstücke ich mit den Ältesten und Pastoren der Gemeinde vor Ort. Charismatiker laden uns zu ihren Begegnungskonferenzen ein. Die Macher der Transformation-Videos versprechen sogar Erweckung, wenn wir nur eng zusammenarbeiten. Doch der Mann, der dahintersteht, Otis, ist nebenbei bemerkt ein Irrlehrer.

Man bräuchte einen leeren Kalender, um an so vielen Hochzeiten tanzen zu können. Ehrlich gesagt, finde ich das übertrieben.

Doch leider ist mit jedem neuen Angebot, das ins Haus flattert, eine stillschweigende Zensur verbunden: Wer nicht mitmacht, gilt als gegen die Einheit. Daher ist die Versuchung groß, eine andere Lösung zu wählen.

Manche Gemeinden und Freikirchen ziehen sich deshalb ganz zurück, schotten sich ab und verstecken sich hinter ihrer viel zitierten Autonomie.

Die Spannung zwischen Einheit und Absonderung

Die Geschichte der Bürgerbewegung ist eine interessante Geschichte eines Seiltänzers in der Spannung zwischen der Wertschätzung der Einheit. Sie waren dort Pioniere. In der Zeit, in der die Brüderbewegung entstanden ist, war die Kirche ein Gemisch aus verschiedenen Gruppierungen. Pastoren verschiedener Denominationen haben nicht miteinander gesprochen. Bei den Brüdern fanden sie sich jedoch zusammen beim Brotbrechen.

Es gab aber eine Spannung zwischen der Einheit und der Wertschätzung der Einheit mit den Wiedergeborenen einerseits und der ganzen Frage der Absonderung auf der anderen Seite. Viele begnügen sich heute mit dem, was sie die Darstellung der Einheit des Leibes nennen. Natürlich bekennt man sich beim Brotbrechen zu dem einen Leib, aber de facto bleibt alles graue Theorie. Über das hohle Lippenbekenntnis zur Einheit hinaus geht man nicht.

Autonomie – heißt das wirklich, dass wir das, was die Gemeinde Gottes angeht, die über unsere Grenzen hinausgeht, nicht angeht? Dass es uns nicht interessiert, wir uns abkapseln, nur von unseren Gemeinden wissen, von unseren 600 Gläubigen in Ungarn, von unseren Missionaren, die bei uns berichten, und die anderen sind unwichtig? Das kann nicht biblisch sein. Aber manchmal ist es de facto so.

Ich bin zerrissen. Ein Teil von mir findet es viel einfacher, einfach zu sagen: „Hey Leute, das ist so ein Wirrwarr, wir werden uns auf unsere kleine Bewegung konzentrieren und den Rest vergessen.“ Auf der anderen Seite sehe ich die ganze Gefahr. Als Ältester denke ich, manche Strömungen und manche Lehren müssen ferngehalten werden von dieser Gemeinde. Gott hat mir eine Verantwortung gegeben für die Leute hier am Ort. Ich muss schauen, dass diese gefährlichen Überbetonungen und Irrtümer nicht Einlass finden in unserer Gemeinde.

Auf der anderen Seite lese ich Epheser 4 und einige andere Texte und sage mir: „Hey, warte mal! Paulus sagt im Epheserbrief, dass die Einheit der Erkenntnis das Ziel ist.“ Er redet von Winden der Lehre, von Betrügerei und Hochstaplern, vom Hin- und Hergeworfen- und Umgetriebenwerden durch manche unmündige Christen und Gemeinden. Dann lese ich das Neue Testament und sehe, dass es auch damals in den Gemeinden, an die er schrieb, Missstände gab. Diese Missstände waren oft der Anlass für die Epistel.

Unsere Vorgänger, wie Georg Müller, Robert Cleaver Chapman, John Nelson Darby und William Kelly, und auch heute im einundzwanzigsten Jahrhundert fühle ich mich persönlich – ich weiß nicht, wie du das empfindest – zerrissen. Das sind doch meine Brüder und Schwestern. Was ist meine Aufgabe?

Ich wette dir tausend Dollar, ich bin bereit, das zu tun. Ich weiß nicht, ob ich es sollte, aber ich lasse darauf ankommen, dass sich einige Brüder hier finden können, einige Älteste. Wenn ich die Gemeinden in Korinth, Kolossä, Galatien, Ephesus und Thessaloniki beschreibe, ohne Ortsbezeichnung, dann würden sie jeglichen Kontakt mit diesen Gemeinden meiden. Sie würden den Kontakt zu den Urchristen meiden. Hat jemand tausend Dollar? Das kann nicht richtig sein. Das ist nicht der würdige Wandel.

Persönliche Erfahrungen als Lernbeispiele

Ab jetzt möchte ich einige Beispiele aus meinem eigenen Erleben weitergeben. Es soll keine Selbstdarstellung sein.

Im Gebet habe ich euch irgendwie gewarnt: Der heutige Vortrag ist der schwierigste, den ich je in meinem Leben gehalten habe. Ich habe keine einfachen Antworten. Wohl habe ich einige Vorschläge und Prinzipien, und ich werde versuchen, einiges anhand von Beispielen zu erläutern. Aber das ist eine Gratwanderung.

Wir sind doch eine Gemeinde jetzt, oder? Wie sieht der würdige Wandel aus? Paulus ist jetzt am Zug. In den Versen 1 bis 3 heißt es: „Ich ermahne euch nun, ich der Gefangene im Herrn, wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut, mit Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend. Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.“

Die Zeit fehlt uns, um im Detail darauf einzugehen, was all diese wunderbaren Begriffe bedeuten: Demut, Sanftmut, Langmut.

Ich war mit einem TM Geller unterwegs auf einer Argegirt-Tagung. Wir haben meinen Bruder gesehen, und ich sagte: „Bruder, ich möchte dir meinen lieben Freund vorstellen.“ Wir hatten ein schönes Essen zusammen mit dem Bruder und seiner Frau. Es war eine schöne Gemeinschaft mit einem Austausch über ein Thema, bei dem wir eigentlich zweierlei Meinung sind. Wir hatten eine kleine theologische Auseinandersetzung, bei der wir uns auf sehr freundliche Weise gegenseitig Impulse gaben, weiter nachzudenken.

Als wir gegangen sind, um mit einem anderen Bruder zu reden, flüsterte der TM Geller zu mir: „Fred, das kann ich kaum glauben.“ Ich fragte: „Was kannst du kaum glauben?“ Er sagte: „Dass er wirklich dein Freund ist.“ Aber offensichtlich liebt er euch. „Fred, weißt du nicht, er denkt ganz anders als du.“ „Ja, das weiß ich.“

Ich mag keinen Kreis um meine Brüder, die genau so denken wie ich und sagen: „Das sind meine Freunde.“ Da ist die Freundschaft etwas leichter.

Die Bedeutung von Demut und Liebe im Umgang miteinander

Warum sind Demut und ähnliche Eigenschaften erforderlich? Weil die Versuchung für uns sehr groß ist, zu glauben, dass wir die ganze Wahrheit besitzen und die anderen nicht.

Wir lesen in Kapitel 3, Vers 18, und das ist unser Zusammenhang: Paulus betet, dass ihr in Liebe verwurzelt seid und imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Länge, Breite, Höhe und Tiefe von Gottes vierdimensionalem Plan für die Gemeinde ist.

Habt ihr die Reihenfolge bemerkt? Erstens Liebe und dann Verständnis. Es gibt manche Dinge, die man nicht verstehen kann, es sei denn, der Erkenntnisprozess beginnt mit Liebe. Liebe ist das Um und Auf, der Ausgangspunkt, der Mittelpunkt und das Ziel des Christentums.

Paulus geht davon aus, dass keine Gemeinde die ganze Wahrheit gepachtet hat. Wenn wir die Dinge völlig erfassen wollen, können wir das nur in der Gemeinschaft aller Heiligen tun. Das heißt, sie haben uns etwas zu sagen, und wir haben ihnen etwas zu sagen.

Das setzt Kommunikation und lehrmäßigen Dialog voraus. Das ist gut und lehrreich. Wir können tatsächlich etwas lernen und etwas weitergeben. Ohne Dialog haben wir keinen Einfluss auf die Gemeinde Gottes.

Was heißt das ganz praktisch? Bruder, du schreibst einen Artikel, Schwester, du schreibst einen Artikel. Bruder, du hältst eine Predigt oder gibst einen Vortrag über ein Thema, bei dem Christen verschiedener Meinung sind. Zum Beispiel hier ist ein Predigtthema für nächsten Sonntag: „Wenn wir genügend Schnaps trinken, bekommen wir keine Würmer.“ Das ist ein relativ untergeordneter theologischer Grundsatz, oder? Das ist kein kardinaler christlicher Gedanke.

Ich gehe davon aus, dass Christen in verschiedenen Gemeinden das auch unterschiedlich sehen können, oder? Pass auf, wenn du über ein Thema redest, das nicht das Evangelium selbst betrifft. Pass auf, dass du dich nicht im Ton vergreifst! Sanftmut!

Die Liebe diktiert, dass wir den Andersdenkenden keine schlechten Absichten unterstellen, dass wir sie ernst nehmen und die Intelligenz der Leute nicht in Frage stellen. Das heißt nicht, dass wir unseren Standpunkt nicht vertreten. Im Gegenteil! Wir vertreten unseren Standpunkt positiv, angemessen und im richtigen Ton.

Als Ältester kann ich dir sagen, wie wichtig es ist, eine ausgewogene, biblisch fundierte Lehre in der Gemeinde zu haben. Das ist das Um und Auf für eine wachsende Gemeinde: Lehre und Liebe.

Als Ältester hatte ich oft Bedenken wegen der Überbetonung und falschen Lehre zum Teil der charismatischen Pfingstbewegung. Und als Ältester könnte ich ja nicht gutheißen, dass dieser Einfluss bei uns Fuß fasst. Ja nicht!

Beispiele für respektvollen Umgang trotz theologischer Differenzen

Einmal wurde ich von den Ältesten in Saalfelden eingeladen, über die biblische charismatische Gemeinde zu sprechen. Das Thema war 1. Korinther 12-14. In der Gemeinde gab es einige Fragen, und ein paar Geschwister waren wirklich an diesen besonderen Schwerpunkten interessiert. Ich bin dann hingegangen und habe die Vorträge gehalten.

Als ich dort stand, bemerkte ich einige Geschwister, die ich nicht kannte. Ich dachte mir: „Bah, neue Geschwister kommen hinzu.“ Nach dem Vortrag stellte sich heraus, dass einige Geschwister von der Pfingstgemeinde waren, und ich sprach über ihr Kapitel. Der neue Pfingstprediger kam zu mir und sagte: „Bruder Colvin, manches hätte ich anders erklärt. Ich bin mit Ihnen nicht in allem einverstanden, aber ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie unseren Standpunkt respektvoll und fair behandelt haben.“ Das ist ein würdiger Umgang miteinander. Ich will nicht sagen, dass ich immer würdig handle, aber das ist ein gutes Beispiel.

Den gleichen Vortrag hatte ich in der Kulturpalette in Sofia gehalten. Damals waren etwa 300 bis 400 Charismatiker und Pfingstler gekommen, um meine Vorträge zu hören. Im Vorfeld bekam Stravko am Abend ein Telefonat von einem extremen Pfingstler. Er fragte: „Wissen Sie, was ich in meiner rechten Hand habe?“ Stravko antwortete: „Nein.“ Der Mann sagte: „Ich habe meine Bibel.“ Dann fragte er: „Wissen Sie, was ich in meiner linken Hand habe?“ Wieder antwortete Stravko: „Nein.“ Der Mann sagte: „Ich habe eine Pistole, und ich weiß, wie ich beides zu verwenden habe. Ich brauche nicht ins Kulturpalais zu kommen, um den Teufel zu hören.“

Wow! Ich wurde in den letzten Jahren schon vieles genannt, aber das war das erste Mal, dass ich der Teufel war. Danach hielt ich meine Vortragsreihe. Und jetzt, zehn Jahre später, vor einem Monat, kam ein Bruder aus der Pfingstbewegung auf mich zu. Er sagte: „Bruder Colvin, ich habe deine Vorträge vor zehn Jahren gehört, und sie haben mir wirklich geholfen. In 80 bis 90 Prozent meiner Lehre und Überzeugungen in unserer Gemeinde haben wir uns verändert. Ich bin nicht ganz einverstanden mit dem, was du über die Geistestaufe sagst. Aber eines habe ich gesehen: Der Mann, der dort steht und über unser Kapitel redet, liebt uns.“

Das ist interessant. Ein Mann hat die Pistole in einer Hand und die Bibel in der anderen, ein anderer nur die Bibel. Und das ehrliche Anliegen ist, vor einer wertschätzenden Zuhörerschaft zu sagen, was der erste Korintherbrief sagt – aber mit Liebe.

Die Einheit des Geistes als Grundlage

Verse 3 bis 6: Befleißt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Ein Leib, ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung.

Das ist interessant: Es gibt nur einen Himmel. Es gibt keinen Himmel für die Brüderversammlungen, keinen anderen Himmel für die Baptisten und noch einen für die Episkopalkirche. Es gibt nur eine Hoffnung der Berufung, es gibt nur einen Leib Christi, eine Taufe, einen Glauben, einen Herrn Jesus, einen Gott und Vater.

Alle beachten hier, dass der Text ganz deutlich sagt, was wir gemeinsam haben. Die christliche Einheit wird nicht vereinbart, verhandelt oder verwirklicht. Sie ist einfach da, sie existiert. Die Einheit des Geistes und die einheitliche Grundlage der Kinder Gottes ist einfach, denn unsere Einheit im Geist wurzelt in kardinalchristlichen Wahrheiten, die jeder Wiedergeborene glaubt.

Alle Wiedergeborenen sind ein Leib, haben eine Hoffnung, ihre Berufung usw. Unsere Aufgabe ist es, diese Einheit zu begreifen, zu schätzen und durch das Band des Friedens zu bewahren.

Band des Friedens – was heißt das? Das heißt, dass Streit ausgeschlossen ist. Wenn es um das Evangelium geht, wie in Apostelgeschichte 15, streiten Barnabas und Paulus gegen die Gesetzeslehre. Aber, Geschwister, Christen streiten nicht miteinander.

Ich werde nie vergessen, als junger Gläubiger, wie zwei Brüder da standen. Der eine schüttelte den Kopf über den anderen. Der eine war ein reiner Calvinist – ich glaube sogar, er hätte Calvin ausgeschlossen –, der andere war extrem in die entgegengesetzte Richtung. Wie sie miteinander umgingen! Der Knecht des Herrn streitet nicht.

Wir reden hier nicht über kardinalchristliche Wahrheiten, das haben wir im Text bereits klargestellt. Wenn wir das gemeinsam haben, dann streiten wir nicht über untergeordnete Themen.

Verlierbarkeit des Heils? Ja, ich werde das lehren, ich werde das positiv vertreten und auch die Einwände behandeln. Aber ich werde nicht streiten, und ich werde auch nicht Christen verteufeln, die etwas anderes lehren und glauben.

Erich Mauhofer sprach auf unserer Konferenz. Ich fand seinen Dienst ausgezeichnet, ich möchte ihn nicht missen. Es gab Brüder unter uns, die eine Auflehnung hatten, weil sie wussten, dass Erich die Heilssicherheit nicht so vertritt wie wir. Aber wir haben ihn nicht gebeten, zu diesem Thema zu sprechen.

Mit Erich zu reden und sich mit diesem edlen Mann auf der Grundlage der Bibel auseinanderzusetzen, die er mit ganzem Herzen liebt – genauso wie ich –, das ist der Weg. Nicht Streit.

Und nicht diese Bemerkungen, die oft sarkastisch sind und nicht angebracht, wenn wir über andere reden.

Nochmals: Was sind wir? Ein Leib, wir haben eine Taufe, wir haben eine Hoffnung, unsere Berufung, einen Herrn, einen Gott und Vater, der über alles, durch alles und in allen ist. Und wenn es so ist, ja, da sind wir. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Gefahr von Übervorsicht und Abgrenzung

Mittwoch trank ich mit einem Bruder aus Deutschland einen Sturm, und plötzlich sagte er, ich hätte keine Freimütigkeit, das zu tun. Ich antwortete: Ja, weil du ein Bruder aus Deutschland bist. Er fragte: Was meinst du?

Ich sagte: Freund, ich kenne euch seit fast zwanzig Jahren. Freimütigkeit nehmt ihr sehr oft in den Mund, aber ich habe noch nie erlebt, dass ihr Freimütigkeit positiv benutzt habt. Er wiederholte immer wieder: Ich habe keine Freimütigkeit, ich habe keine Freimütigkeit, ich habe keine Freimütigkeit.

Zu welcher Sekte gehört man dann, wenn man keine Freimütigkeit hat? Hat man überhaupt den Heiligen Geist? Das habe ich natürlich nicht gesagt. Aber ihr verwendet eine positive biblische Wendung immer negativ.

Weißt du was? Das ist das Ergebnis einer abgrenzenden, übervorsichtigen Haltung. Du kannst zu vorsichtig sein. Der Mensch, der darauf achtet, nichts Falsches zu tun, wird sehr wenig tun.

Wir tun das nicht, wir lehnen das ab, wir glauben das nicht, sondern wir glauben das Gegenteil. Wisst ihr, was das heißt? Wir definieren uns negativ, durch Abgrenzung. Wir definieren uns dadurch, was wir ablehnen, durch das, was wir tun, durch das, was andere unterlassen. Das, was besonders bei uns ist, ist ein Teil unserer Selbstdefinition.

Dadurch sind wir nicht eindeutig besser als der Skateboarder, der sagt: Ich bin kein Inline-Skater, oder der Snowboarder, der sagt: Ich mag Skifahren nicht.

Was ist unsere Identität, Geschwister? Ein Leib, eine Taufe, eine Hoffnung, unsere Berufung.

Historische Parallelen und die Bedeutung von Führung

In Epheser 4 fällt vielleicht die Anlehnung an Deborahs Lied auf. Paulus nimmt Deborahs Lied und die historische Situation auf und baut sie in seinen Text ein. Er spricht von der Gefangenschaft, die gefangen geführt wurde, vom Hinaufsteigen in die Höhe und vom Hinabsteigen aus der Höhe, vom Berg Tabor hinauf und herab in die Schlacht. Auch das Verteilen von Beute oder Gaben sowie die Verschlagenheit und listige Sonnen im Irrtum kommen vor. All diese Begriffe stammen aus Deborahs Lied, das in Richter 5 zu finden ist.

Es ist heute so, wie ich meine, genau wie in den Tagen Deborahs und Baraks. Die Pfade waren schwierig zu begehen, die Landbevölkerung musste gewundene Wege gehen. Sie konnten nicht auf der Straße reisen, also gab es wenig Kommunikation zwischen den zwölf Stämmen. Gottes Volk war schlecht gerüstet, um sich vom Denken und von der überlegenen Technologie der Heiden zu befreien.

Damals – und auch heute – war es ungeheuer wichtig, dass eine Deborah den Mut hat, aufzustehen und Initiative zu ergreifen. Ebenso wichtig war ein Barak, ein Mann, der endlich wird, um die Stammesfürsten zusammenzuführen. Ziel war es, möglichst viele, wenn auch nicht alle, Stämme im gemeinsamen Kampf gegen die Kanaaniter zu vereinen.

Der Bauer will wissen: „Wo warst du, Ruben?“ Bei den Schafhürden, du hast gespielt und die Flöte geblasen. Du hörst die Trompete und ein wenig von der Schlacht, doch du spielst weiter. Und dann dienst du auf Schiffen! Mehr als verflucht seist du, sagt der Engel des Herrn: „Verflucht seist du! Du warst in der Nähe der Schlacht und bist uns nicht zur Hilfe gekommen!“

Der geistliche Kampf um die Gemeinde

Leute, die große Schlacht heute, ist beschrieben in Vers 14 und den folgenden.

Und wir, da wir zugerüstet sind zum Dienst, wir, die Heiligen, die bedienen zur Aufbauung der Gemeinde und zum Ziel der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife der Gemeinde. Denn wir sollen nicht mehr unmündig sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listiger Sonnenirrtum.

Diese Begriffe kommen aus Deborahs Lied: Betrügerei der Menschen, windende Lehre, Unmündigkeit, Verschlagenheit, clevere Irrlehren. Heute ist der große Kampf um das Denken der gläubigen Geschwister.

Alois hat es heute so gut vorgetragen. Das Angebot, das einströmt und das Denken unserer jungen Leute in Anspruch nehmen will: heidnische Weltanschauungen, Psychologie in die Gemeinde hinein, theologische Irrtümer, Verwässerung des Evangeliums, Untergrabung der Inspiration, heidnische Vorstellungen von Gott und spiritistische Vorstellungen vom Wirken des Geistes, fleißige Anbetung, unbiblische Annäherung an die römische Kirche – meine Güte!

Es ist wichtig, dass die großen Gaben Gottes sich so einsetzen – die großen Gaben, die Gott an die Gemeinde gab: die Apostel, die Propheten, die Evangelisten, die Hirten und die Lehrer. Sie sollen sich so einsetzen, dass sie Verständigung unter den Stämmen fördern, dass sie Lernprozesse und nicht Spaltung bewirken.

Manchmal haben die großen Gaben ihren Einfluss benutzt, um eine Spaltung voranzutreiben. Professor Fier scheint in eine ganz andere Richtung zu gehen. Gottes Strategie für die Wahrheit ist ein reifer Prozess. Das ist interessant, oder? Ganz gefährlich, was da gelehrt wird.

Meine Güte, kannst du dir vorstellen, was da gelehrt wird? Dass Gottes Strategie ist, dass wir nicht mehr unmündig sind, so beeinflussbar, sondern dass wir reife Christen und reife Gemeinden sind.

Jesus liebt seine Gemeinde so sehr, dass er große Persönlichkeiten schenkte: Petrus, Paulus, Wesley, Luther, Darby, Wagner, Alois. Er gab ihnen die Aufgabe, uns zuzubereiten. Das Wachstum trägt zur Reife der ganzen Gemeinde bei.

Das Engagement von begabten Christen, von den Fürsten Israels, dient dazu, das Volk zuzubereiten und für die Wahrheit zu kämpfen.

Wehe uns, Geschwister, wenn wir zurücksehen! Wehe uns, wenn wir ignorieren, was los ist in der Christenheit!

Praktische Schritte für den lokalen Dienst

Aber wie geht man damit um? Von der abgedroschenen Phrase kann man doch etwas lernen: „Denke global, handle lokal.“ Man soll in erster Linie lokal handeln.

Unser Kampf findet in der eigenen Gemeinde statt. 90, vielleicht sogar 95 Prozent unserer Energie sollten darauf verwendet werden, Menschen in der eigenen Gemeinde auszurüsten. Es geht darum, unmündige Christen zu unterstützen und Menschen in ihren Vorstellungen von Gott, vom Evangelium und von Heiligung zu korrigieren.

Gleichzeitig haben wir auch Nachbargemeinden. Mich begeistert es, wie im Laufe der Jahre eine natürliche und sehr sinnvolle Zusammenarbeit entstanden ist – in Bayern und Österreich gemeinsam, aber auch mit Südtirol, Bulgarien und Kroatien eingebunden.

Diese Zusammenarbeit zeigt sich wunderbar im Training, in der Kooperation bei der Mission, in der Lehre, in der Jugendarbeit und in der Kinderarbeit.

Manche unserer Gemeinden befinden sich in Städten, in denen es weitere Gemeinden in der Umgebung gibt, die nicht unbedingt unserer Bewegung angehören. Ich denke dabei an Gemeinden in Steyr, Salzburg, Innsbruck und anderen Orten.

Wie soll man damit umgehen? Ist Zusammenarbeit mit allen Gemeinden anzustreben?

Wir sollen andere Gemeinden achten und alle Christen lieben. Es ist zu befürworten, dass wir im Dialog bleiben. Doch Zusammenarbeit setzt einen Konsens voraus. Wir können nicht mit allen alles teilen.

Grenzen der Zusammenarbeit und notwendiger Konsens

Lass mich ein Beispiel geben: Der Pastor der Salzburger Pfingstgemeinde wollte uns für eine gemeinsame evangelistische Arbeit unter Geschäftsleuten und Führungskräften gewinnen. Auf einer Tagung sprach er mich an und sagte: „Fred, möchtest du nicht mitmachen? Das wäre wirklich super.“

Ich antwortete ihm, Edwin, mit nur zwei Fragen im Vorfeld. „Deine Vorstellungen und Überzeugungen über Geistestaufe und Zungenreden – sind diese für dich wichtig oder unwesentlich?“ Er sagte: „Das ist mir wichtig.“

Daraufhin sagte Edwin: „Meine Vorstellungen über diese beiden Dinge sind mir auch sehr wichtig, ebenso den Ältesten unserer Gemeinde. Du würdest vermutlich meinen, dass es für junge Bekehrte wichtig ist, dass sie die Geistestaufe in eurer Form erleben und dass sie in Sprachen reden. Dabei hätte ich jedoch Bedenken.“

Seht ihr, wenn sich jemand bekehrt, dann sind Edwin und ich an unterschiedlichen Ohren. Was für eine Zusammenarbeit soll das sein? Mein Freund sagte einmal, ich sehe aus wie ein Lastwagen, der mit offenen Türen unterwegs ist. Was für eine Zusammenarbeit ist das?

Evan sagte: „Weißt du, Fred, ich habe das nie wirklich überlegt. Es scheint einfach nicht zu funktionieren. Wir haben keinen Konsens, um gemeinsam evangelistische Arbeit zu tun.“

Aber unsere Zusammenarbeit mit den Baptisten in der Schumacherstraße ist sehr fruchtbar. Als Hubert, der jetzige Pastor, nach Salzburg kam und ihm ein Arbeitsvertrag vorgelegt wurde, musste er feierlich unterschreiben, dass er die Zusammenarbeit zwischen der Schumacherstraße und der christlichen Gemeinde Loig fortsetzt. Das steht in seinem Vertrag.

Es gibt Treffen zwischen Ältesten und dem Vorstand, Predigeraustausch – na ja, vielleicht einmal in zwei Jahren –, Besuche hin und her. Geschwister kommen manchmal vorbei und umgekehrt. Evangelisationen haben wir zwei gemeinsam gemacht. Doktor Radlinger führte Schulungen mit Seelsorgehelfern aus unserer Gemeinde durch.

Vorgestern war ein Vorstandsmitglied der Baptistengemeinde am Telefon. Sie möchten, dass wir bei ihnen ein systematisches Training in Evangelisation durchführen, im Februar oder März. Der männliche Bruder, Pastor, der nach Salzburg kam, stimmte mündlich mit seinen Ältesten zu, dass die Brüder von Loig regelmäßig in seiner Gemeinde predigen. Das war eine der Bedingungen, damit er dort arbeiten darf.

Seht ihr, hier besteht Konsens. Es geht nicht darum, dass wir die Baptisten mehr lieben als die Pfingstler. Darum geht es nicht! Es geht darum, dass wir alle leben. Wir leben in Frieden mit allen und lernen, uns nicht dauernd zu zerfetzen und zu kritisieren.

Dort, wo Konsens vorhanden ist und sinnvoll erscheint, und wo es deinen ganzen Kalender nicht blockiert oder das Leben unmöglich macht, tut es gut, ein wenig zusammenzuarbeiten. Das fördert die Brüderlichkeit in deiner lokalen Gegend.

Umgang mit Irrlehren und Wahrheitsverteidigung

Aber was, wenn Irrtümer unter den Gemeinden sind? Man hört, wie es in Korinth zugeht. Dort gibt es Strömungen aus Delphi oder Toronto. Ehemalige Älteste vertreten jetzt Irrtümer in Ephesus. Das wird auch im 1. und 2. Timotheusbrief angesprochen. Was tun wir in solchen Fällen?

Es gibt Gläubige in der Gemeinde. Vers 15 sagt uns, was wir tun sollen: Lass uns die Wahrheit in Liebe beginnen. Wir bleiben in Kontakt und vertreten die Wahrheit mit Liebe. Manche Übersetzungen sagen, wir reden die Wahrheit, andere sagen, wir halten die Wahrheit, weil es einfach kein Verb gibt.

Ich mag die Übersetzung der Fred-Colvin-Version: Wahrheiten in Liebe. Geschwister, wisst ihr was? Ich habe etwas zu behaupten, und ich glaube, es ist wirklich befreiend. Wisst ihr, das, was wir glauben, ist ungeheuer positiv. Es ist gesund, es ist nahrhaft, es hat mit Freiheit zu tun. Andererseits nehmen wir die Heiligkeit auch ernst.

Wir kennen die wunderbare Sicherheit der Heilssicherheit, die viele Christen heute nicht kennen. Unser Verständnis von Gemeinde und Ältestenschaft ist solide. Andere Gemeinden, die langsam hineinschnuppern und sehen, bewundern die Betonung, die wir auf gesunde Zurüstung und Ermahnung legen.

Wir haben nichts zu entschuldigen. Wir können positiv Dialog führen, Kontakt halten und die Wahrheit in Liebe mit großer Freimütigkeit vertreten. Nicht mit Überheblichkeit, sondern mit Feingefühl und Demut.

Ich frühstücke mit den Salzburger Pastoren, und es sind zwei gläubige Pfarrer dabei. Wir tun das monatlich. Ich kann wirklich nicht mit allen zusammenarbeiten, wirklich nicht. Ich habe schon beschrieben, was in mancher dieser Gemeinden los ist.

Aber beim Frühstück gibt es die Möglichkeit zum Gebet, zur Gemeinschaft und zur Verständigung. Ich habe die lieben Brüder und Schwestern liebgewonnen. Aber ich bekenne die Wahrheit, weil ich sie liebe.

Beispiele aus ökumenischen Begegnungen

Einige Pastoren fehlten, und es gab eine Überzahl von Charismatikern und Pfingstlern. Das Treffen fand in der Baptismatikergemeinde in Freilassing statt. Pah, es ging richtig zur Sache in der Hütte! Alle, außer mir und einem katholischen Priester, beteten in Zungen. Wahnsinn, was hier los war!

Ich schaute hinauf, und der Priester schaute mich an. Er tat nur so, als ob er wirklich ein bekehrter Priester sei. Habe ich noch nicht erwähnt, dass es auch Umschulungen für ausgetretene Priester gibt? Aber dazu kommen wir später.

Wie reagierte ich? Am Anfang wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Ich war ein bisschen überfordert, aber ich überlegte es mir und brachte es beim nächsten Treffen zur Sprache.

Ich sagte zu meinen Brüdern: „Ihr sagt mir ständig, ich soll die Ältesten der Gemeinde in Leuk mitbringen. Wenn ich sie einmal mitbringe und ihr euch so kindisch verhaltet, dann werden sie denken, ihr seid verrückt, und sie werden nie wiederkommen.“

Dann sagte ein Missionar: „Fred, du meinst nicht kindisch, du meinst kindlich.“ Ich antwortete: „David, ich spreche wesentlich besser Deutsch als du und kenne den Unterschied zwischen kindlich und kindisch.“

„Du bist kindisch!“ rief ich. Boah, sie waren empört. Sie flippten aus und fragten: „Warum sagst du, dass wir kindisch sind? Das steht doch in 1. Korinther 14!“

„Ja, welche Stelle wäre es denn?“ fragte ich. „Du kennst 1. Korinther 14 so wenig, ihr seid doch Pfingstprediger und solltet den Text auswendig können.“

„Welche Stelle meinst du?“ fragte einer. Ich sagte: „Geht nach Hause, lest 1. Korinther 14 in aller Ruhe, und ihr werdet sehen, was ihr beim letzten Mal getan habt – das war kindisch.“

Dann wurde es wild. Ich sagte: „Schaut mal, Bruder, könntet ihr oder könntest du mit einer Frau leben, auch wenn sie Mondgeruch hat?“ Die großen, heiligen Brüder überlegten natürlich. „Ja, das könnten wir.“

Ich sagte: „Okay, ich habe Mondgeruch, und ich glaube, dass ihr kindisch seid. Wenn ihr damit nicht leben könnt, dann habe ich hier nichts zu suchen. Wenn ich nicht sagen kann, was meine ehrliche Überzeugung von der Bibel über euer Verhalten ist, und ihr mich nicht mögt, weil ich Mondgeruch habe, dann komme ich nicht wieder.“

„Nein, nein, nein, das soll so bleiben, das soll so bleiben!“ riefen sie.

Das ist nur eines von einigen Beispielen.

Und wisst ihr was? Die evangelikalen Pastoren sagen nichts. Aber wenn das Treffen vorbei ist, sagen sie: „Oh Gott sei Dank, du hast etwas gesagt!“

Freunde, andere Überzeugungen werden die evangelikalen Gemeinden überrollen, wenn wir die Wahrheit nicht in Liebe sagen.

Begegnung mit neuen Bewegungen

Eine neue Gruppe namens „His People“ ist eine ungeheuer starke evangelistische Bewegung. Sie ist stark gewachsen, allerdings auf Kosten der anderen charismatischen Gruppierungen in Salzburg.

Wir haben den Pastor zu einem teuren Essen eingeladen. Ich habe bezahlt – meine Güte! Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie viel wir geredet haben. Bruce, so hieß der Pastor, erzählte uns, wer er ist, was er erlebt hat und was er tut. Es war wirklich beeindruckend.

Christoph Hochmut und mir wurde sofort klar: Wir sitzen zusammen mit einem Mann mit großem Glauben. Ich rede nicht von einem Halleluja-Gefühlsrausch, sondern von einem Mann, den Gott verwendet hat. Ein Mann mit Format. Ein Mann, der die Fähigkeit hat, mit seinem Reden und seiner Ausstrahlung die Hälfte deiner Gemeinde mitzureißen, wenn er will.

Aber vor allem ist es ein Mann, der Jesus liebt und das Evangelium liebt. Er hat ein anderes Verständnis, ist amillennial und sieht manche Dinge des Heiligen Geistes anders. Doch er hat sich in gewisser Weise gemäßigt.

Dann haben wir uns gegenseitig unsere Geschichten erzählt. Wir berichteten von Salzburg und diesem Land, davon, wie Gott euch und uns verwendet hat. Bruce war zutiefst begeistert.

Wir sagten zu ihm: „Bruce, wir sind froh, dass du in Salzburg bist.“ Das war keine Floskel, sondern ehrlich gemeint. Wir glauben, dass Gott dich gebrauchen wird, um viele Menschen zu Jesus zu führen, die wir vielleicht nicht erreichen würden.

Aber wir haben auch eine Sorge. Wir hoffen, dass du das anerkennst und Abstand davon nimmst, Leute aus unserer Gemeinde abzuwerben. Wir respektieren dich, wollen mit dir in Kontakt bleiben und für dich beten.

Weißt du was? Wir arbeiten nicht zusammen, aber wir haben eine klare Beziehung. Trotz all der Leute, die von anderen Gemeinden zu seiner Gruppe in Salzburg gekommen sind, ist kein einziger von Leuk gegangen.

Andere Gruppen möchten Gespräche führen, aber sie wollen Lehrfragen ausklammern. Christoph hat mir von „Get Connected“, einer Jugendbewegung in Österreich, erzählt. Die wollen über alles reden – nur nicht über Lehre. Sie schließen das aus.

Freunde, wenn du die Wahrheit ausklammerst, dann klammerst du uns aus. Wenn kein Dialog möglich ist, gibt es keinen Grund, miteinander zu reden.

Ökumenische Arbeitskreise und Herausforderungen

Zusammenarbeit zwischen Kirchen – nur so nebenbei: Ich bin fast fertig, entschuldigt, aber dieses Thema kann man wirklich nicht in 15 Minuten behandeln.

Ich war eingeladen zum Ökumenischen Arbeitskreis. Die ganze Prominenz war da: Theologieprofessoren, Leute, die man aus der Zeitung kennt, der Dompfarrer von Salzburg – wenn ich richtig informiert bin, war der Vorsitzende der homosexuelle evangelische Theologe hier in Hallein – und noch weitere Persönlichkeiten. Drei oder zwei Freikirchen waren vertreten. Es ging um die Frage der Mitarbeit.

Ich habe über unser Gemeindeverständnis gesprochen und den Leuten gesagt: Unser Verständnis ist, dass die Gemeinde aus Wiedergeborenen besteht und ausschließlich aus Wiedergeborenen. Wir sehen, dass es örtliche Gemeinden gibt und die weltweite Gemeinde. Wir erkennen an, dass wir eine Bewegung sind, die der Heilige Geist ins Leben gerufen hat, aber wir sind keine Kirche.

Da wir keine freie Kirche sind, sind wir kein Gesprächspartner für euch. Darüber hinaus haben wir aus der Bibel nicht die Sicht, dass man eine Einheit von Institutionen anstreben soll – besonders nicht von Institutionen, bei denen nach unserem Verständnis das Evangelium nicht im Mittelpunkt steht und die Grundlage nicht die Wiedergeburt ist. Ist das klar?

Dann haben Sie zu mir gesprochen, als ob ich irgendwie der Vorsitzende der Bewegung wäre. Ich habe meine Rolle erklärt: Ich bin Ältester in Leug. Danach sind mir die Evangelikalen in den Rücken gefallen. Das war sehr peinlich. Hier stehe ich im Gespräch mit den unbeschnittenen Verlierern, und meine eigenen Brüder fallen mir in den Rücken.

Dann begannen sie, mich zu akkreditieren: Wir haben sehr wohl eine Denomination, und ich sei der Chef gegenüber den katholischen, evangelischen und orthodoxen Theologen. Trotzdem konnte ich unsere Sicht von Gemeinde verbreiten.

Ein Theologe, der ordentlicher Professor für Dogmatik an der Universität Salzburg ist, sagte: „Herr Kolben, Ihre Gemeinderichtung spricht uns das Heil ab.“ Ich antwortete: „Herr Professor, ich kenne Sie überhaupt nicht. Wenn ich Sie anschaue, sehen Sie ordentlich genug aus, aber ich könnte niemals sagen, ob Sie gerettet sind oder nicht. Ein persönliches Gespräch zwischen Ihnen und mir wäre dafür erforderlich.“

Ich musste ihm aber sagen, dass das Evangeliumsverständnis, das ich dem katholischen Weltkatechismus entnehme, und unser Verständnis vom Evangelium zweierlei sind. Wir glauben… Dann habe ich das Evangelium dargelegt.

Anschließend begann ich, mit meinen protestantischen Brüdern zu sprechen. Ich sprach von der Reformation. Als ich von der Reformation sprach, schaute ich weg von dem Theologen und blickte zu einem gläubigen evangelischen Pfarrer. Ich sagte: „Das ist unser Verständnis vom Evangelium.“

Umgang mit Christen in abweichenden Kirchen

Warum bin ich hingegangen? Warum gehst du überhaupt hin? Wollt ihr, dass solche Leute über uns urteilen und Informationen über uns verbreiten, ohne überhaupt mit uns gesprochen zu haben?

Wie sollen wir mit Wiedergeborenen umgehen, die in Kirchen sind, die das Evangelium verneinen? Die Antwort lautet: Sie sind wiedergeboren.

Einmal musste ich schreiben: Abstecker, habt ihr Zeit für noch eine Geschichte? Bei einem Gebetstreffen dieser Pastoren war ein gläubiger Pfarrer anwesend. Außerdem war ein sehr konservativer Erzbischof aus Salzburg dabei, unter dem dieser Priester viel gelitten hat. Denn er predigt tatsächlich das Evangelium in der Kirche.

Der Priester sagte: „Oh, betet für unseren Bischof, ich habe sehr unter ihm gelitten.“ Zu den Brüdern der Männlichen Brüdergemeinde betete er: „Oh Herr, wir beten für Erzbischof Eder. Du weißt, er ist Hirte deiner Schafe und …“ Und so weiter.

Ich hatte mit mir selbst vereinbart, keine politischen Gebete zu sprechen. Wenn ich bete, dann bete ich zu Gott und rede nicht zu den Brüdern. Denn bei solchen Gremien betet man oft: „Oh, ich bete, dass wir aufeinander zugehen, dass wir wirklich lernen, einander zu sehen und zu schätzen, so wie du uns schätzt.“ Und es gibt Gebetsanliegen, die so heißen: „Bete für die Ökumene“ oder „Bete für dies und das.“

Ich habe immer gesagt: „Mein Sohn ist nicht gerettet, bete für ihn.“ Das war meine Art, keine Politik oder so etwas. Aber auch in mir entstand ein politisches Gebet. Ich konnte mir nicht helfen.

Wir beten für den Erzbischof, er ist Hirte deiner Schafe. Du Dodel! Das habe ich nicht gebetet. Ich sagte: „Oh Gott, du weißt, dass wir gerade für den Erzbischof beten, und ich kenne seinen Brief über meine Freunde im Pongau.“ Ich begann im Gebet, seinen Brief zu zitieren.

Ich sagte: „Herr, du weißt, wir alle wissen, dass er verloren ist. Er ist schnurstracks unterwegs zum Feuer der Hölle. Wir beten, dass du ihm Buße schenkst zum Heil.“ Das war mein Gebet.

Ich war ganz gespannt. Der TMG, Christian aus Nepetal, saß da und sagte: „Wahnsinn, ja!“ Dann der Baptistenprediger, ein edler Mann, Graham Lange – wenn du ihn nicht kennst – sagte: „Amen, Herr Jesus, dass ihr ein Martin-Luther-Erlebnis habt.“

Es lohnt sich, die Wahrheit in Liebe zu sprechen.

Klare Haltung zur römisch-katholischen Kirche

Dann musste ich einen Brief schreiben, etwa zwei bis vier Seiten lang.

Da ein katholischer Geistlicher an unseren Treffen teilnimmt und diese Treffen die Gelegenheit bieten, Gemeinschaft mit Pastoren und Ältesten dieser Stadt zu haben – was ich sehr wichtig finde – halte ich es für notwendig, den Standpunkt von mir und unserer Gemeinde zur katholischen Kirche darzulegen.

Drei Punkte:

Erstens: Ich liebe Katholiken im Sinne der Wiedergeburt. Sie sind meine Nächsten, deshalb bin ich hier, um zu missionieren. Sie brauchen Jesus.

Zweitens: Wiedergeborene Katholiken möchte ich mit der Liebe lieben, mit der ich in Christus geliebt bin. Wenn sie meine Brüder sind, will ich sie nicht weniger lieben als irgendeinen anderen Christen.

Drittens: Ich hasse und verabscheue die römisch-katholische Kirche. Nicht wegen ihrer Behandlung meinesgleichen in der Kirchengeschichte – das wurde in unserem Treffen angesprochen – sondern wegen ihres ketzerischen Verständnisses des Evangeliums Gottes. Dies habe ich ausführlich dargelegt.

Ich sagte: Brüder, wenn ich hier mit Heinrich auf dieser Grundlage teilnehmen kann, dann bin ich hier. Ansonsten bin ich nicht hier.

Umgang mit Gläubigen in abweichenden Gemeinden

Wie reden wir mit Menschen, die in einer Kirche sind, in der das Evangelium geleugnet wird? Das ist sehr schwierig. Ich erinnere mich an eine Frau bei einer Evangelisation. Sie sagte, dass dies die erste Gelegenheit sei, seit Jahren auf diese Weise das Wort Gottes gehört zu haben. Und nun hat unsere evangelische Kirche beschlossen, homosexuelle Pfarrer zuzulassen. Was sollen wir da tun?

Es ist nicht einfach, mit solchen Menschen zu sprechen. Es sind hingebungsvolle Christen, die einfach eine andere Sichtweise haben, eine andere Richtung einschlagen als wir. Aber irgendwann muss man auch zu solchen Menschen und zu Katholiken, die in ihrem Glauben ausharren wollen, sagen: „Was ist die Wahrheit?“ Dabei geht es darum, die Wahrheit in Liebe zu verkünden.

Die Wahrheit lautet, Geschwister: „Geht aus ihr heraus, mein Volk, und sondert euch ab, damit ihr nicht ihren Sünden teilhaftig werdet.“ (Offenbarung 18,4). Das setzt natürlich eine gefestigte Überzeugung voraus. Man kann nicht innerhalb eines Tages eine solche Veränderung bewirken. Gott gab auch Israel Zeit, sich an das neue Evangelium und an ihre alten Einrichtungen zu gewöhnen.

Gott muss einen Menschen erleuchten, und man kann das nicht mit Gewalt erzwingen. Aber mit Liebe – das ist die Botschaft.

Der Umgang mit Andersdenkenden und die Wahrheit in Liebe

Wir reden über andere Christen. Wie reden wir? Wir sprechen die Wahrheit in Liebe.

Ich spiele Tennis mit einem Pfingstler. Wir tauschen uns aus. Ich frage oft, was in der Gemeinde Gottfried passiert, wie es ihm geht, und erkundige mich nach seiner stillen Zeit. Ich teile auch ein bisschen von mir mit.

Kurt, ein sehr guter Tennisspieler, sagte eines Tages zu mir: „Du, Fred, Gottfried ist in einer Sekte, oder?“ Ich antwortete: „Er geht in die Pfingstgemeinde.“ Dann sagte ich zu Kurt: „Du bist evangelisch. Wenn du eine Sekte nach dem landläufigen Verständnis beurteilen willst, bist du genauso in einer Sekte wie Gottfried.“ So lautet die Antwort auf deine Frage: Wenn du in einer Sekte bist, dann ist er es auch.

Aber die gleichen Brüder fragten mich auch nach einem anderen Pfingstler. Es gab eine Fernsehsendung mit Reinhard Bonnke, die alle gesehen hatten. An dem Abend war ich ein bisschen spät zum Tennis, und sie hatten schon alle darüber gesprochen. Wir spielten Tennis, waren in der Dusche, kamen heraus, und alle warteten auf mich. Der Sprecher der Gruppe sagte: „Sag mal, Fred, was hältst du von Reinhard Bonnke? Ist das sein Name?“ Alle Ohren und Augen waren auf mich gerichtet.

Ich antwortete: „Ist er von deiner Gemeinde? Freunde, er sagt viele Dinge, die gut sind und die ich befürworten kann. Aber wisst ihr, was er ist? Er ist ein Hochstapler, mit dem ich überhaupt nichts zu tun haben will. Unsere Gemeinde hat auch überhaupt nichts mit ihm zu tun.“

Dann sagte einer: „Wir sind aber erleichtert, wir hatten Angst um dich.“ Das ist meine ehrliche Überzeugung.

Wenn wir mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragen, dann befleißigen wir uns. Hörst du all die Begriffe? Es macht mich fast müde, und du bist sicherlich auch müde zu dieser Zeit. Die Begriffe klingen anstrengend, oder? Langmut, Demut, Ertragen, Befleißigung.

Es war ein anstrengender Vortrag über einen sehr anstrengenden Wandel. Geschwister, es ist heute nicht leicht. Deshalb steht Epheser 4 in der Bibel. Wenn du Epheser 4 liest, setzt Paulus voraus, dass es eine große Herausforderung ist, als Volk Gottes voranzugehen. Wir werden es nicht vollständig schaffen, aber wir können unseren kleinen Beitrag leisten: durch das Band des Friedens die Einheit des Geistes bewahren.

Wir können würdig wandeln, und wir werden dadurch bereichert. Ich glaube, wir in Salzburg, ich zumindest und einige von uns, sind durch unsere nahen Beziehungen zu einigen Gemeinden reicher geworden. Herr, wir sind reicher geworden.

Die Gemeinde Gottes hat viele Fehler, viele Flecken und wirkt wie eine Baustelle, denn der Herr ist noch nicht fertig mit seinem Werk. Aber die Kinder Gottes, die Gemeinde, sind zu hohen Berufen berufen.

So, Geschwister, wandeln wir würdig. Ich danke euch sehr für eure Langmut mit mir heute Abend.