Einführung in die Berufung der Jünger am See Genezareth
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode einhundertzwanzig: Von Menschenfischern, Teil zwei.
Wir sind gerade mit Jesus in Galiläa, am See Genezareth, wo er vier Jünger beruft. Ich lese uns Markus Kapitel 1, Verse 16-20:
„Und als er am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, im See die Netze auswerfen, denn sie waren Fischer. Jesus sprach zu ihnen: Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich verließen sie die Netze und folgten ihm nach.
Als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes. Auch sie waren im Boot und besserten die Netze aus. Sogleich rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit den Lohnarbeitern im Boot zurück und gingen ihm nach.“ (Markus 1,16-20)
Die Bedeutung der Berufungserfahrung
Wer sich bis heute gefragt hat, wie es möglich war, dass hier vier Erwachsene und zumindest teilweise auch verheiratete Männer einfach diesem Jesus nachfolgten, der weiß seit gestern, dass dieser Berufung eine Erfahrung vorausgeht.
Diese Erfahrung ist ein wundersamer Fischfang, ein Erlebnis von Entsetzen im Angesicht dieses Rabbis aus Nazaret. Dieser Rabbi konnte nicht nur predigen, sondern begegnete ihnen auf wundersame Weise mitten in ihrem Arbeitsalltag.
Vielleicht ist das wichtig: Wir brauchen nicht unbedingt heilige Momente, Gottesdienste oder Alphakurse, um unser Verlorensein zu erkennen. Es reicht ein ganz normaler Arbeitstag, an dem uns Jesus begegnet. Ein Tag, an dem wir zögerlich das tun, was Jesus sagt, und plötzlich erfassen, dass hinter seinem Wort göttliche Allmacht steht.
Gott möchte sich zu erkennen geben, davon bin ich überzeugt. Er will, dass Menschen zur Selbsterkenntnis finden. Deshalb bleibt Gott für keinen Menschen, der ihn aufrichtig sucht, ein ferner oder unnahbarer Gott.
Gott weiß, was uns überzeugt. Das Einzige, wozu wir bereit sein müssen, ist das, was Petrus getan hat: „Aber auf dein Wort will ich die Netze hinablassen.“ Wer dazu bereit ist, wird erleben, wie Gott sich in seinem Leben offenbart.
Und mit dieser Offenbarung kommt die Berufung.
Berufung und Entsetzen am Fischfang
Lukas 5,9-11
Denn Entsetzen hatte ihn erfasst, ebenso alle, die bei ihm waren, über den Fischfang, den sie getan hatten. Auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Gefährten oder Teilhaber von Simon waren, waren betroffen.
Jesus sprach zu Simon: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“
Als sie dann die Boote ans Land gebracht hatten, verließen sie alles und folgten ihm nach.
Markus 1,17
Und Jesus sprach zu ihnen: „Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“
Die Bedeutung des Begriffs „Menschenfischer“
Und dazu vielleicht noch zwei Anmerkungen. Die Formulierung Menschenfischer klingt weniger bedrohlich als die Realität, oder? Mit dem Wort Menschenfischer können sich Petrus und seine Gefährten identifizieren.
Es wäre ganz anders gewesen, wenn Jesus ihnen gesagt hätte: „Hört mal her! Ich möchte euch zu Aposteln und Lehrern einer weltweiten, komplett neuen religiösen Bewegung machen, die das Judentum hinter sich lässt und in wenigen Jahrhunderten die ganze Welt durchdringen wird.“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dann abgewunken hätten.
Stattdessen sagt er: „Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Das klingt viel vertrauter. Es macht deutlich, dass wir ganz vorsichtig sein müssen, wenn wir das Arbeitsleben und das sogenannte geistliche Leben voneinander trennen wollen. Arbeitsleben und geistliches Leben haben sehr viel gemeinsam.
Oder drücken wir es so aus: Weil der Messias gekommen ist, arbeiten wir auf sein Wort hin für ihn. Wir rechnen damit, dass wir das, was wir im Arbeitsalltag lernen, für sein Reich einsetzen können. Bis dahin, dass wir, wenn er ruft, einen Schritt des Glaubens aus dem erlernten Beruf heraus tun, um ihm in besonderer Weise zu folgen.
Die Berufung einfacher Menschen und die Bedeutung von Gehorsam
Wenn der Herr Jesus seine Jünger beruft und für die wichtigsten Aufgaben vermeintlich einfache Leute auswählt, so einfach, dass später der Hohe Rat nicht versteht, wie solche Menschen ihm zum Problem werden können, zeigt das eine besondere Perspektive. Hier ein kurzer Ausschnitt aus einer Verhandlung gegen Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat:
In Apostelgeschichte 4,13 heißt es: „Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und bemerkten, dass es ungelehrte und ungebildete Leute waren, wunderten sie sich und erkannten, dass sie mit Jesus gewesen waren.“
Das war der Blick der High Society auf die Jünger Jesu. Natürlich stimmt das nicht wirklich. Ungelehrt und ungebildet, wenn es um Abschlüsse ging, ja – aber nicht, wenn es um Charakter und Berufung ging.
Wir sollten uns nie von Abschlüssen und Titeln blenden lassen. Natürlich kann Gott einen Paulus in den Dienst stellen. Ich glaube, dass dieser blitzgescheite Pharisäer einen ganz wertvollen Beitrag zum intellektuellen Durchdringen des Evangeliums geleistet hat. Aber bitte lasst uns nie denken, dass Brauchbarkeit eine Frage von Titeln ist.
Wenn der Herr Jesus also seine Jünger beruft und für die wichtigsten Aufgaben vermeintlich einfache Leute benutzt, macht er damit klar, worauf es im Reich Gottes wirklich ankommt. Und das ist eben nicht zuerst Bildung, auch wenn meines Erachtens Bildung nie schadet.
Sondern es ist die Bereitschaft zum Gehorsam, die Bereitschaft, auf das Wort Jesu hin die Netze auszuwerfen oder die Netze zu verlassen. Es ist die Bereitschaft, sich mit den eigenen Gaben und Erfahrungen von Gott gebrauchen zu lassen und dabei einfach mal davon auszugehen, dass ich alles erreichen kann, was Gott von mir will, wenn ich nur an seiner Seite bleibe.
„Ich werde ja mit dir sein.“ Das sagt Gott zu Mose, und das sagt er irgendwie auch zu allen Christen, die sich von ihm berufen lassen: „Ich werde ja mit dir sein.“
Die Motivation der Jünger und der Ruf zur Nachfolge
Und noch eine zweite abschließende Bemerkung: Andreas, Petrus, Jakobus und Johannes verlassen ihren Arbeitsplatz nicht aus Frust. Sie folgen Jesus nicht nach, weil sie die ganze Nacht hindurch nichts gefangen haben und schon lange keine Lust mehr auf ihren Job hatten.
Im Gegenteil, sie hatten gerade den besten Tag ihres Geschäftslebens erlebt. Sie hatten mehr gefangen, als ihre Netze fassen konnten. Wenn ihnen ihr Job Spaß gemacht hat, dann an genau diesem Tag. Es hatte sich finanziell gelohnt, man hatte ihnen wahrscheinlich anerkennend auf die Schulter geklopft. Sie waren die Helden in ihrem Business – die Coverstory der nächsten Ausgabe von Kutter und Küste.
Wenn sie jetzt gehen, dann gehen sie nicht, weil sie nichts zu verlieren haben. Sie gehen, weil sie Jesus folgen wollen. Sie gehen, weil ihr Herz für mehr brennt als für ein erfolgreiches Fischereiunternehmen. Sie gehen, weil sie mitten im Job dem Grauen begegnet sind und wussten, dass es Wichtigeres gibt als beruflichen Erfolg. Dass es eine größere Berufung gibt als das Geldverdienen. Und dass diese Welt genau sie, genau jetzt brauchte – so verrückt dieser Gedanke auch war und bis heute ist.
Persönliche Anwendung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welche Erfahrungen du in deinem Berufsleben bereits gemacht hast, die der Herr Jesus für den Bau seines Reiches verwenden kann.
Das war's für heute. Wenn dir der Podcast gefällt, würde ich mich über eine positive Bewertung freuen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
