Eigenname Gottes: Gott stellt sich vor – Teil zwei. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um einen allmächtigen Gott: El Shaddai. Ein Gott, der alles weiß, und ein Gott, der meinem Leben durch einen Rahmen aus Geboten und Werten Stabilität und Sinn geben will.
Das waren die ersten beiden Aspekte, mit denen wir uns diese Woche beschäftigt haben.
Erinnerungen an den Glaubensbeginn und die Bedeutung von El Shaddai
Wenn wir heute weitermachen, muss ich bei dem Begriff El Shaddai immer an die Zeit denken, als ich zum Glauben kam. Ende der Achtziger traf ich als religiöser Mensch zum ersten Mal bewusst auf Christen, die mehr waren als nur nett. Es waren junge Leute, die ihre Bibel kannten, Jesus als Herrn nannten und sich in einer Jugendgruppe trafen, um dort Anbetungslieder zu singen und die Bibel zu studieren.
Es war die Zeit, als die revidierte Elberfelder Bibel modern wurde und man noch zu Recht sagen konnte: Jeder Christ ein Gitarrist. Es war die Moderne – eine gute Zeit, um gläubig zu werden.
Ein Lied, das ich damals toll fand, kam von Amy Grant. Es heißt El Shaddai. Das Lied stammt aus der Feder von Michael Card und John Thompson und passt hervorragend in unsere Reihe, weil Gott darin mit seinen Eigennamen angesprochen wird.
So heißt es im Refrain:
El Shaddai, El Shaddai,
El Eljonna Adonai.
Age to Age, you're still the same,
by the power of your name,
El Shaddai, El Shaddai,
Erkamkana Adonai,
We will praise and lift you high,
El Shaddai.
Ich werde das jetzt nicht übersetzen, aber man sieht, dass der Gottesname El Shaddai sehr oft vorkommt, immer wieder.
Die Herkunft und Bedeutung des Namens El Shaddai
Bitteschön, was bedeutet El Shaddai?
Das erste Mal taucht El Shaddai in 1. Mose 17 auf. Dort lesen wir: 1. Mose 17,1: „Und Abram war neunundneunzig Jahre alt, da erschien der Herr dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, hebräisch El Shaddai.“
Fairerweise muss man sagen, dass die Übersetzung von El Shaddai uneindeutig ist. „El“ ist klar, das heißt Gott, aber was bedeutet „Shaddai“? Hier wird es schwierig, denn die Etymologie des Wortes ist leider nicht eindeutig.
„Shaddai“ kommt vor allem in 1. Mose und im Buch Hiob vor. Es ist also ein sehr altes Wort. Die gebräuchlichste Wiedergabe ist tatsächlich „der Allmächtige“. Das liegt daran, dass Martin Luther „Shaddai“ so in der Lutherbibel übersetzt hat. Wir dürfen davon ausgehen, dass er seine Inspiration dafür aus der lateinischen Bibel, der Vulgata des Hieronymus, nahm. Dort wird „Shaddai“ ebenfalls mit „Omnipotens“, also „der Allmächtige“, übersetzt.
Aber auch Hieronymus im vierten Jahrhundert hatte ein noch älteres Vorbild: die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta. Auch dort findet sich im Buch Hiob für „Shaddai“ bereits die Übersetzung „Pantokrator“. Dies könnte man mit „Alherrscher“ oder „Der Herrscher über alles“ wiedergeben.
Eine alternative Deutung des Namens El Shaddai: Das Bild der Mutterbrust
Ich hatte gesagt, dass die Etymologie des Wortes, also seine Herkunft, nicht eindeutig ist. Deshalb habe ich mich entschieden, die Abstammung auszuwählen und vorzustellen, die für mich gleichzeitig die plausibelste und die schönste ist. Meine Wahl begründe ich mit 1. Mose 49,25.
Jakob segnet seinen Sohn Josef mit den Worten: „Von dem Gott deines Vaters, der dir hilft, und von Gott dem Allmächtigen, der dich segnet, mit Segnungen des Himmels droben, mit Segnungen der Flut, die unten liegt, mit Segnungen der Brüste und des Mutterleibes.“
Schaut man sich diesen Vers im Original an, findet man El Shaddai. Es heißt dort „Von Gott dem Allmächtigen“. Weiter hinten im Vers findet sich ein Wort, das ganz ähnlich klingt. Dort steht „Birkott Shaddaim“, die Segnungen der Brüste.
Schaddai, Shaddaim klingt ähnlich, und deshalb kann man tatsächlich Schaddai etymologisch von dem Wort „Mutterbrust“ ableiten. Das ist nicht nur plausibel, sondern auch sehr schön.
Warum ist das so schön? Wenn El Shaddai der Gott der Mutterbrust ist – natürlich nur etymologisch –, dann transportiert dieser Gottesname etwas, das weit über Allmacht hinausgeht. Hinter diesem Namen steckt nämlich die Idee, dass Gott für mich das sein will und sein kann, was eine Mutterbrust für ein Neugeborenes ist.
Ich weiß nicht, wer schon einmal einem kleinen Baby dabei zugeschaut hat, wie es sich hungrig regt, das Mündchen spitzt, nach der Brust der Mutter sucht, immer unruhiger wird und sich tatsächlich von nichts anderem beruhigen lässt, bis es endlich an der Brust der Mutter das bekommt, was es sich wünscht.
Das ist für mich das Bild hinter El Shaddai. Wie ein Neugeborenes an der Brust der Mutter all den Trost, die Geborgenheit, Hilfe, das Verständnis und die Nahrung bekommt, die es zum Leben braucht, so bekomme ich bei Gott, bei meinem El Shaddai, einfach alles, was ich zum Leben brauche.
Wenn ich ihn habe, habe ich genug. Er ist die Quelle allen Genusses und aller Zufriedenheit, die Quelle allen Segens und aller Möglichkeiten. Er ist derjenige, der im Bild seine Mutterliebe in mein Leben hineinfließen lassen will. Wie das Neugeborene in der Mutter die Allmächtige wahrnimmt – diejenige, die alles hat, alles kann und einfach da ist –, so dürfen wir auf dieselbe Weise unseren Gott wahrnehmen.
Er hat alles, er kann alles, und er ist für uns da. Allmacht ist ein Konzept, das ich nicht greifen kann. Aber wenn ich mich als das kleine hilflose Kind sehe, das an der Brust seiner Mutter nuckelt und dabei einschläft, weil es sich völlig sicher, erfüllt und geliebt weiß, dann bekommt Allmacht für mich ein greifbares Profil.
Dann weiß ich genau, dass ich so einen Gott haben will, dass mich so ein El Shaddai in seiner Allmacht begeistert.
Alternative Interpretationen und abschließende Ermutigung
Wie gesagt, man könnte El Shaddai auch anders erklären.
Man könnte Shaddai von Schaddad ableiten, was gewalttätig sein, verheeren oder zerstören bedeutet. El Shaddai wäre dann der Gott der Gewalttat oder der Zerstörung. Diese Deutung passt durchaus, wenn man bei Jesaja oder Joel davon liest, dass Gottes Gericht wie eine Verwüstung vom Allmächtigen kommt.
Trotzdem, auch wenn diese Erklärung möglich ist, gefällt mir persönlich die Bedeutung „Mutterbrust“ im Blick auf die Herkunft des Wortes einfach besser.
So lasst uns diese Episode schließen mit Psalm 91,1: „Wer im Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen.“
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dein kleines Bibelstudium zu Shaddai machen. Ein Link, der dir dabei hilft, ist ein Skript.
Das war's für heute. Schreibe doch heute den Mitgliedern der Gemeindeleitung eine aufmunternde und lobende E-Mail. Leiter brauchen das.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
