Einführung in das Thema Reich Gottes
Das Reich Gottes – Ein Blick auf die Herrschaft Jesu
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Wesen und die Struktur des Reiches.
Was macht ein Reich aus?
Ich stelle diese Frage, weil wenn Gott einen Begriff wie „Reich“ verwendet, dann meint er tatsächlich ein Reich. Nur weil wir ein Wort heute kaum noch benutzen, heißt das nicht, dass es in der Bibel nicht bewusst eingesetzt wird. Es transportiert eine Idee, die uns hilft zu verstehen, was Gott eigentlich sagen möchte. Und er verwendet eben das Wort „Reich“.
Was macht also ein Reich aus?
Ich denke, es sind im Wesentlichen vier Dinge, die wir mit einem Reich verbinden. Da ist auf der einen Seite eine Art Herrscher. Dann gibt es Untertanen, ein Gebiet, über das sich das Reich erstreckt, und schließlich Gesetze.
Ich möchte die vier Punkte mal ganz vorsichtig auf uns übertragen. Das ist auch nicht kompliziert.
Der König und seine Untertanen
Wenn wir uns die Frage stellen, wer der König in diesem Reich ist, dann ist es Jesus. Eine klassische Stelle dazu finden wir in Jesaja 9,5-6. Dort haben wir diesen prophetischen Blick auf ein Kind, das uns geboren wird. Es heißt: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Man nennt seinen Namen wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.“
Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich. Dieses Reich soll gefestigt und gestützt werden durch Recht und Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Herrscharen wird dies tun.
Diese Stelle zeigt uns im Alten Testament, wer dieser König ist. Es gäbe noch viele weitere Stellen, die das bestätigen, doch diese ist besonders prägnant.
Die nächste Frage lautet: Wer sind seine Untertanen? Auch das ist einfach zu beantworten. Jesus zeigt in einem Gespräch mit Nikodemus genau, wer die Menschen sind, die das Reich Gottes sehen und in das Reich Gottes hineinkommen können.
Es sind wiedergeborene Christen. In Johannes 3,3 und 5 heißt es: Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Wer also verstehen möchte, was das Reich Gottes ist, braucht eine Wiedergeburt. Noch deutlicher wird es in Vers 5: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.“
Das bedeutet, dass diejenigen, die dazugehören, also die Untertanen des Reiches, dieselben Menschen sind, die wir heute als wiedergeborene Christen bezeichnen würden.
Das Gebiet des Reiches Gottes
Wenn wir über das Gebiet nachdenken – also über den Herrscher, die Untertanen und das Gebiet –, dann ist das ein bisschen komplizierter. Wenn wir an ein irdisches Reich denken, zum Beispiel Deutschland, die Ukraine oder Russland, dann gibt es dort Grenzen, eine Hauptstadt, eine Flagge, eine Hymne und eine Armee. All das haben wir im Reich Gottes nicht.
Wir haben das nicht, weil das Reich Gottes zwar auf der Welt stattfindet, aber nicht von der Welt ist. Das ist ein wichtiger Unterschied. Etwas kann in der Welt sein, aber nicht von dieser Welt. Es ist eine himmlische Realität, die sich in Menschen verwirklicht. Das ist der Unterschied: Eine himmlische Realität, die in mir stattfindet.
Insofern findet das Reich Gottes geographisch überall dort statt, wo wiedergeborene Christen sind. Geographisch betrachtet ist das Reich Gottes auf der ganzen Welt präsent. Jesus sagt das auch. Im Gleichnis vom Acker, auf den der Samen gesät wird, steht die Welt für diesen Acker. Logischerweise findet das Reich Gottes überall statt.
Gleichzeitig können wir zu Recht sagen, wenn uns jemand fragt: „Wo gehörst du denn hin?“, dann antworten wir mit Philipper 3,20: „Unser Bürgerrecht ist in den Himmeln.“ Dort gehören wir hin. Ich bin zwar noch hier – und das tut mir manchmal leid –, aber das lässt sich gerade nicht ändern. Wenn du mich also fragst, wo ich hingehöre, dann sage ich: „Unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten.“
Deshalb hat unser Reich auch keine irdische Hauptstadt. Es ist nicht Jerusalem, es ist nicht Mekka und es ist nicht Berlin. Das alles haben wir nicht. Wir haben ein himmlisches Jerusalem. Das heißt, wir sind alle über die Welt verstreut, aber wir sammeln uns in einer himmlischen Stadt, zu der man nicht reisen kann und in der man dennoch lebt, wenn man gläubig ist.
Die Gesetze des Reiches Gottes
Kommen wir zu den Gesetzen, und hier wird es jetzt ganz, ganz interessant. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Jesus eigentlich predigen musste? Also, warum hat Jesus überhaupt gepredigt? Wenn man die verkürzte Form des Evangeliums versteht – Jesus ist für meine Sünden gestorben –, dann hätte es ja eigentlich gereicht: Er wird geboren, man nimmt den Dreijährigen, nagelt ihn ans Kreuz, lässt ihn wieder auferstehen, und fertig. Oder?
Das ist aber nicht passiert. Jesus wird erst dreißig Jahre alt, dann predigt er ein, zwei, drei Jahre über alle möglichen Themen, bei denen man sagt: Hammer! Und erst danach kommt Kreuz und Auferstehung. Wofür eigentlich dieses ganze Predigen?
Na ja, weil jedes Reich Gesetze hat. Ein Reich ohne Gesetze versinkt in Anarchie. Das ist nicht das, was Gott will. Es ist auch völlig klar: Wenn du eingebürgert werden möchtest in irgendein Reich dieser Welt – sagen wir, wenn du die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen möchtest –, dann musst du ein Bekenntnis ablegen, dass du das Grundgesetz achtest, dass du die Gesetze achtest. Wenn du in Amerika eingebürgert werden möchtest, gibt es einen Oath of Allegiance, einen Treueschwur, den du ablegen musst und sagst, dass du dich an die Verfassung halten wirst.
In jedem Reich ist das so: Wenn du dazugehören willst, sagst du zu den Gesetzen, dass sie jetzt deine sind. Das ist irgendwie völlig klar. Und auch wenn jedes Land auf der Erde das ein klein bisschen unterschiedlich macht: Du musst, um Bürger eines Landes, sprich eines Reiches zu werden, die Gesetze anerkennen.
So ist es bei Jesus nicht anders. Das ist übrigens die Idee hinter der Bergpredigt. Die Bergpredigt ist letztlich eine Sammlung von Dingen, die du wissen solltest, bevor du dann weiterliest. Matthäus 5 bis 7 beschreibt diese Sammlung, und dann kommt in Matthäus 8 das Thema Bekehrung.
Also: Was muss ich wissen, bevor ich glaube und bevor ich mich auf dieses Projekt einlasse? Es ist nicht so, dass es dann so etwas wie Kleingedrucktes gibt, das hinterherkommt. Das sind die Gesetze. Das ist das, was Gott sich wünscht. Im Reich Christi gibt es Rechtsordnungen, wenn man so will. Das ist ein bisschen wie im Alten Testament, wo es auch das mosaische Gesetz gab.
Schaut mal in Matthäus 21, dort wird ein Übergang beschrieben. Da heißt es in Matthäus 21, Vers 43: "Deswegen sage ich euch, das Reich Gottes wird von euch weggenommen, das ist Israel, von Israel weggenommen und einer Nation gegeben, die seine Früchte bringen wird." Das heißt, hier ist das Reich Gottes in seiner alttestamentlichen Ausprägung gemeint. Es ist da, und es gibt auch Gesetze.
Dieses Reich Gottes wird Israel weggenommen und einem anderen Volk gegeben – das ist die Gemeinde. Deswegen nennt Petrus uns ja auch eine heilige Nation oder ein Volk zum Besitztum. Mit diesem Übergang des Reiches ist nun eine Veränderung des Gesetzes verbunden. Früher war es das mosaische Gesetz, jetzt treten wir ein in diese neue Form des Reiches, in der das Reich in einer ganz anderen Qualität vor uns steht.
Wir haben es jetzt nicht mehr mit dem mosaischen Gesetz zu tun, sondern mit dem Gesetz Christi. Der Christus ist einer, der Gesetze predigt. Er hat eine Vorstellung davon, wie die Leute, die in seinem Reich leben, sich verhalten sollen. Das ist nicht so: "Mach, was du willst." Das ist keine Anarchie.
Deshalb können wir in Galater 6, Vers 2 lesen: "Einer trage des anderen Lasten, und so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen." Das ist spannend. Paulus konfrontiert in Bezug auf Evangelisation die Frage, warum er sich allen möglichen Leuten so anpasst und dabei so eine Freiheit hat.
Paulus beschreibt sein Leben in 1. Korinther 9, Vers 21 so: "Ich bin denen, die ohne Gesetz sind, wie einer ohne Gesetz, obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin." Christen sind also keine Anarchisten. Obwohl Paulus sagt, er sei "ohne Gesetz" gegenüber manchen Menschen, steht er nicht ohne Gesetz vor Gott, sondern unter dem Gesetz Christi.
Er steht unter einem Gesetz. Er ist in einem Reich, da gibt es einen König, und er ist Untertan. Das ist ein himmlisches Reich, und es gibt das Gesetz Christi. So kann Paulus die, die ohne Gesetz sind, gewinnen. Er steht unter dem Gesetz Christi, das ihm Freiheiten gibt, sich anderen Leuten anzupassen, aber es ist ein Gesetz, dem er unterworfen ist.
Jakobus nennt dieses Gesetz ein Gesetz der Freiheit. Das Gesetz Christi macht uns frei – und zwar im doppelten Sinn: Einerseits frei von dem moralischen Zeremonialgesetz des alten Bundes. Du musst nicht mehr den Sabbat halten, du musst nicht mehr das Laubhüttenfest feiern. Du darfst sogar ein Schweinenackensteak essen. All das ist weg.
Wir sind frei von diesen alten Bindungen, die nur einen prophetisch-illustrativen Charakter auf Christus hin hatten. Gleichzeitig stehst du unter dem Gesetz Christi. Das bedeutet: Wenn du dich auf diesen König und seine Herrschaft einlässt, erfährst du echte Freiheit von Sünde. Das geht weit über das hinaus, was das Alte Testament dir geben kann.
Warum das so ist, können wir an anderer Stelle noch besprechen. Und das, was ich eben sagte, dass ein Reich Gesetze hat, gilt auch andersherum: Genau so, wie der Herr Jesus seinen Jüngern sagt, was sie tun sollen, warnt er sie vor Gesetzlosigkeit.
Gesetzlosigkeit ist nichts, was du ganz oberflächlich mit "Na, habe ich ja nichts mehr mit zu tun, ich lebe ja aus Gnade" abtun kannst. Falsch!
In Matthäus 7, mitten in der Bergpredigt, die ich als eine Art Antrittsrede beschrieben habe, heißt es in Vers 21: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmel ist."
Du möchtest also in das Reich Gottes, das zukünftige Reich oder vielleicht sogar die gegenwärtige Form davon. Das Reich Gottes ist das, wo du hingehst, wo du Frieden und Rettung findest, dort wo Gott herrscht.
Wer den Willen meines Vaters tut, wird hineinkommen. Und wo das nicht passiert, da kommt irgendwann Jesus. In Vers 23 heißt es: "Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter."
Jesus beschreibt hier ein Gericht über Menschen, die äußerlich zum Reich gehören, deren Ungehorsam aber ganz klar zeigt, dass sie doch nicht dazugehören. Du kannst äußerlich Teil einer Gemeinschaft sein, aber innerlich stimmt es nicht. Wenn man in dein Leben hineinschaut, sieht man das auch.
Dasselbe Gericht finden wir an anderer Stelle, zum Beispiel in Matthäus 13, Vers 41 und 42: "Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich – da haben wir wieder das Reich Gottes, hier als Reich des Sohnes – alle Fallstricke zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun. Sie werden sie in den Feuerofen werfen, da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein."
Hier begegnet uns wieder der Gedanke: Ungerechtigkeit und Leben im Reich Gottes vertragen sich nicht miteinander.
Die Motivation für Gehorsam im Reich Gottes
Frage: Warum halten die Untertanen, warum halten die Bürger des Reiches Gottes die Gebote Christi? Die Antwort darauf ist unglaublich revolutionär. Manchmal denke ich, das ist einfach der Hammer. Wir halten die Gebote, weil wir Jesus lieben.
Wenn du dich fragst, warum du Steuern zahlst oder bestimmte Gebote einhältst, dann liegt das oft daran, dass du nicht bestraft werden möchtest oder kein schlechtes Gewissen haben willst. Im Blick auf das Reich Gottes, wenn es darum geht, Jesus zu gehorchen, lautet die Antwort jedoch: Weil ich ihn liebe und in seiner Liebe bleiben möchte.
Gehorsam im Reich Gottes ist Ausdruck einer intakten, gelebten Beziehung mit dem König, die auf Vertiefung angelegt ist. Das ist das Besondere daran.
Deshalb kann Jesus im Blick auf dieses Reich in Johannes 14 sagen: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ (Johannes 14,21) Das ist Jesu Liebessprache: Gehorsam.
Weiter heißt es: „Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“ Hier entsteht eine Beziehung, die immer tiefer wird – ähnlich wie bei einer guten Freundschaft.
Auch in Johannes 15,10 sagt Jesus: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“ Das bedeutet: Ich liebe, und ich bleibe in der Liebe. Ich liebe und werde geliebt, indem ich die Liebessprache des Geliebten spreche – und diese Sprache ist Gehorsam.
Jesus fährt fort: „Wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe, so bleibt auch ihr in meiner Liebe.“ Das ist nichts Besonderes, was wir tun. Es ist einfach die Logik der Liebe, die Logik der Liebe Gottes. Relativ einfach.
Soweit zum Herrscher, den Untertanen, dem Gebiet und dem Gesetz des Reiches Gottes.
Nun zur Frage: Was ist Gesetzlichkeit? Gesetzlichkeit ist der Gedanke, dass ich mir durch das Halten von Geboten die Liebe und das Wohlwollen Gottes verdienen kann. Das heißt, Gesetzlichkeit versucht durch Gehorsam Gottes Liebe zu bekommen.
Im Reich Gottes dagegen geschieht Folgendes: Ich habe die Liebe Gottes erkannt. Ich bin geliebt, ich weiß, Gott feiert mich. Ich bin ein geliebtes Kind. Und jetzt halte ich aus purer Begeisterung die Gebote.
Das ist der Unterschied. Man kann das leicht verwechseln. Das ist auch das Problem, an dem das Judentum scheitert. Das Judentum möchte sich durch das Halten von Geboten Gottes Liebe verdienen.
Das ist ähnlich wie in manchen Familien, in denen man lernt: „Wenn ich ein artiges Kind bin, werde ich von meinen Eltern geliebt.“ Wenn ich mein Zimmer aufräume, gute Noten nach Hause bringe oder nicht widerspreche, dann haben mich meine Eltern lieb. Das ist bedingte Liebe.
Gott aber liebt uns bedingungslos. Seine Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft. Und jetzt wird es interessant: Diese bedingungslose Liebe soll uns anregen, ihn zurückzulieben.
Ich kann mich nicht durch das Halten von Geboten retten. Ich kann mich nicht durch Artigkeit, Frömmigkeit oder gute Werke retten. Das geht nicht.
Gerettet wird immer durch Glauben aus Gnade. Es ist immer dasselbe: Ich vertraue Gott. Ich vertraue darauf, dass das, was er am Kreuz getan hat, völlig ausreicht.
Wenn ich darauf vertraue und sage: „Jetzt bin ich angekommen, ich bin geliebt“, dann bleibe ich in dieser Liebe.
Dann taucht die Frage auf: Wie bleibe ich in dieser Liebe? Indem ich zurückliebe. Indem ich genau das tue, was der Sohn tut. Er hält die Gebote, liebt den Vater, der Vater liebt ihn. Ich halte die Gebote, der Herr liebt mich. Und dadurch entsteht Beziehung.
Das war’s für heute.
Interessierst du dich für den ersten Petrusbrief? Dann komm doch nächste Woche zum Seminar CBE-Tiefgang im Christlichen Bildungszentrum Erzgebirge in Oelsnitz.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Zusammenfassung und Abgrenzung zur Gesetzlichkeit
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