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Sieg und Niederlage liegen nah beieinander

26.06.2024
Gott hatte Israel nach einer langen Wüstenwanderung ins verheißene Land geführt. Dieses Land war ihnen versprochen. Erst aber musste es erobert werden. Gott bereitet sie darauf vor, aber nun stand der erste Kampf an. Ein triumphaler Sieg folgte. Aber die Niederlage wartete schon auf sie. Wir beschäftigen uns mit den Gründen, warum Sieg und Niederlage oft nahe beieinander liegen.

Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.

Unser Podcast möchte dazu anregen, den Glauben praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.

Vorbereitung auf den Einzug ins verheißene Land

Gott hatte Israel nach einer langen Wüstenwanderung ins verheißene Land geführt. Dieses Land war ihnen versprochen. Erst musste es jedoch erobert werden. Gott bereitete sie darauf vor. Dann stand tatsächlich der erste Kampf an. Nach diesem ersten Kampf gab es einen triumphalen Sieg. Doch die Niederlage wartete bereits auf sie.

Israel stand also kurz davor, ins gelobte Land einzuziehen. Jörg, du hast dich in letzter Zeit mit dem Buch Josua beschäftigt und dabei einige Prinzipien abgeleitet. Wie hat Israel die erste große Herausforderung bewältigt? Diese Herausforderung war die Eroberung der befestigten Stadt Jericho.

Das werde ich gleich noch erläutern. Welche Prinzipien können wir für unser Glaubensleben daraus ableiten? Wir betrachten die Geschichten nicht nur, um zu sagen: „Naja, okay, das ist passiert.“ Vielmehr überlegen wir, was der gleiche Gott, der ihnen damals geholfen hat, auch uns heute sagen möchte.

Der Sieg bei Jericho als Glaubensprobe

Die Eroberung von Jericho war ein echtes Glanzstück. Ich würde sagen, sie ist hundertprozentig in Ordnung – ganz am Anfang des Buches Josua. Die Prinzipien, die wir aus dem gesamten Buch Josua ableiten können, drehen sich für mich um die Frage: Wie lebe ich ein Glaubensleben im Sieg? Das ist für mich ein zentrales Thema. Es geht um Kämpfe, Niederlagen, Eroberungen und darum, bei Gott zu bleiben.

Vielleicht kurz zur Wiederholung: Wir hatten ja schon einen Podcast über die Vorbereitungszeit. Dabei habe ich mich gewundert, dass vor der Einnahme von Jericho in Kapitel 6 fünf Kapitel mit Vorbereitungen standen. Ganz am Anfang sagt Gott: „Fürchte dich nicht, sondern geh auf meine Verheißung, stütz dich auf die Verheißung.“ Über dieses Thema hatten wir auch einen speziellen Podcast.

Josua hat dann die Möglichkeiten mit den Kundschaftern erkundet. Das war, denke ich, kein Unglauben. Er hat erfahren, dass die Leute sogar Angst vor ihnen hatten. Nebenbei hat Gott noch Rahab, ihre komplette Familie und ihre Freunde gerettet. Danach sind sie durch den Fluss gezogen und haben sich auf der gegnerischen Seite ein Lager aufgeschlagen – durch ein Wunder.

Gott macht solche Wunder oft, denke ich. Ich habe für mich gelernt, dass er am Anfang eines Glaubenslebens manchmal Dinge einfacher macht. So darf man ermutigt eine Erfahrung machen. Daran sollten wir uns auch erinnern. Das wird im anderen Podcast noch kommen. Diese Erinnerung ist nämlich am Anfang des Buches Josua und am Ende nochmal Thema. Gott ist es wichtig, dass wir uns an die Dinge erinnern, die wir mit ihm erleben.

Damals hat man Steine aufeinander geschichtet oder einen Stein beschrieben – beides wird im Buch Josua erwähnt. Für mich ist das wichtig, denn man vergisst so schnell, was man mit Gott erlebt hat. Man sagt sich immer: „Nein, das werde ich nie vergessen“, und dann ist es nach einer Weile doch nicht mehr präsent. Deshalb ist es vielleicht wirklich gut, solche Erinnerungen festzuhalten, weil man schnell vergesslich ist. Es ist halt so viel los.

Ich glaube, manche Dinge bleiben tief sitzen – und das sind vielleicht eher die Niederlagen. Ich bilde mir ein, dass ich mich eher an die schlechten Dinge mehr erinnere. Ich würde es nicht beschreiben, als wäre es so, aber die Tendenz sehe ich so. Schlechte Erfahrungen erschüttern einen mehr. Bei den guten freut man sich zwar, aber sie sind vielleicht nicht so existenziell, das weiß ich nicht.

Auf jeden Fall soll man sich daran erinnern. Danach haben sie sich auch noch beschnitten – ein Bild für die Sünde, die abgelegt wird, wie beim Passah, das von Gott kommt. Vor allem ist wichtig: Joshua ist Jesus begegnet. Das war die Vorgeschichte.

Dann kam Jericho. Jesus, als der Führer dieser Heerscharen, sagte ihm: „Ich werde euch diese Stadt geben.“ Es gab also eine klare Verheißung. Joshua wusste von vornherein, wie es ausgehen wird. Eigentlich mussten sie nicht kämpfen, wenn man es genau betrachtet.

Um Jericho mussten sie zwar ein paarmal herumlaufen – das war auch Arbeit. Sie haben auch noch gekämpft, als sie in die Stadt eingedrungen sind. Aber die Hauptarbeit hat Gott gemacht. Im Hebräerbrief steht es auch: „Durch Glauben fielen die Mauern von Jericho, als sie sieben Tage umgezogen waren“ (Hebräer 11,30). Das war eine Glaubenssache und zugleich eine Glaubensprobe.

Du musst erst mal sieben Tage nur so herumlaufen, begleitet von deinem Heeresmusikchor. Die Verteidiger lachen sich wahrscheinlich kaputt, während sie von oben auf dich herabblicken und denken: „Was machen die jetzt?“ Am siebten Tag dürfen sie dann sogar siebenmal um die Stadt ziehen – und zwar immer still, sie dürfen kein Wort sagen.

Man macht sich da so seine Gedanken, wenn man die Kilometer zählt. Am vierten Tag denkt man vielleicht: „Hm, ich weiß nicht, ich würde jetzt lieber etwas für Gott tun.“ Aber man soll warten und still sein. Manche mögen es nicht, still zu sein, andere, besonders Introvertierte, laufen gerne so herum. Andere sagen: „Ich will jetzt hier mal reden, etwas tun und dies.“ Aber sie haben es gemacht.

Und Gott hat ihnen wirklich einen Sieg geschenkt – einen übernatürlichen Sieg. Ich würde sagen, das war zu hundert Prozent erfüllt. Das war echt eine tolle Sache.

Glaubensleben als Kampf und die Bedeutung von Niederlagen

Ich fand es wichtig, dass du gesagt hast: Dieses Buch Josua zeigt uns auch unseren Kampf im Glauben. Manchmal wird es so ausgelegt, dass das Land Kanaan schon der Himmel sei. Man meint, man müsse einfach nur nach Kanaan kommen. Aber im Himmel werden wir in diesem Sinne nicht diese Kämpfe haben. Deshalb kann es nicht der Himmel sein.

Für mich ist das das Glaubensleben, weil noch eine Ruhe übrigbleibt, sagt der Hebräerbrief. Diese Ruhe werden wir im Himmel haben. Da bin ich ganz bei dir. Aber ich finde es wichtig, das nochmal zu erwähnen, weil diese Auslegung einem immer wieder begegnet. Auch sprichwörtlich sagt man ja, man geht über den Jordan und dann ist man gestorben. Für mich ist das aber nicht der Tod und dann der Himmel, sondern das ist das Eingehen ins siegreiche Glaubensleben auf dieser Erde. So würde ich es deuten.

Es beginnt ja hier mit dem Sieg über Jericho. Das ist ein bombastischer Sieg. Ich erinnere mich, dass archäologische Ausgrabungen zeigen, dass die Mauern von Jericho so breit waren, dass zwei Kampfwagen nebeneinander fahren konnten. Ich habe das nicht nachgeschaut, aber ich meine, das könnte gut sein. Also riesige Mauern, die normalerweise nicht bezwingbar waren. Wie du es eben gelesen hast, hat Gott durch den Glauben eingegriffen, und sie haben diese Stadt besiegt.

Aber so ging es nicht weiter. Es kam relativ bald eine Niederlage, wie es auch im Leben ist. Wie kam es zu dieser Niederlage? Ich glaube, es war Unvorsichtigkeit und Übermütigkeit. Sie hatten jetzt erlebt, wie sich Sieg anfühlt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man innerlich dachte: „Ach, das habe ich jetzt schon mal durchgemacht, ich weiß jetzt, wie es geht, Gott ist auf unserer Seite, das wird immer so weitergehen.“ So eine Tendenz merke ich bei mir auch.

Neulich hat meine Frau mich mal ein bisschen runtergeholt. Da habe ich gemerkt, dass sie bei einer Sache etwas kritischer wurde. Ich habe ihr auch gesagt, dass das für sie untypisch ist. Zuerst habe ich das abgestritten, aber sie hatte natürlich recht. Sie hat mich auf etwas aufmerksam gemacht, wo man denkt, man kann das jetzt alleine schaffen. Und das ist im Glaubensleben, ich will nicht sagen tödlich, aber sehr gefährlich. Gefährlich ist das richtige Wort, denn wir sind abhängig von Gott.

Nicht umsonst sagt Jesus in Johannes 15: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Die Kraft kommt bei der Rebe aus dem Weinstock. Die Rebe in sich hat keinen Saft und keine Lebenskraft, sie ist nur ein Kanal.

Ich denke, sie wurden hier übermütig. Dann haben sie wieder Kundschafter geschickt, was in Ordnung war. Aber diesmal kamen die Kundschafter mit einer Einschätzung zurück, dass es eine deutlich kleinere Stadt sei, nicht weit von Jericho entfernt. Sie meinten, zwei- bis dreitausend Mann würden reichen. Also nahmen sie dreitausend, die Obergrenze. Das sollte kein Problem sein.

Dann kam die große Niederlage. Sie wurden angegriffen, und Gott war nicht auf ihrer Seite. Ich glaube, es gab zwei große Fehler. Der erste war der Übermut, der zweite, dass sie Gott nicht vorher gefragt haben. Sie dachten, das klappt jetzt einfach.

Das kann im eigenen Glaubensleben auch passieren. Man weiß, wie man betet, wie man eine Bibelstunde vorbereitet, wie man in ein Konfliktgespräch geht. Man betet nicht mehr so ernsthaft, weil man denkt, das läuft schon, das ist Routine. Das war der Fehler.

Sie haben etwas übersehen, was sie nicht wissen konnten. Gott hatte eine klare Regel gesetzt in Jericho: Sie durften keine Beute machen. Warum? Ich denke, es stimmt, das war die Erstlingsfrucht der Eroberung. Ich habe das neulich gelesen und fand es stimmig, dass diese Erstlingsfrucht Gott gehört. Sie gehört immer Gott.

Bei allen anderen Eroberungen durften sie Beute machen, nur in Jericho nicht. Deshalb fand ich diese Auslegung gut. Die erste Eroberung gehört ganz dem Herrn, wie auch die Früchte, Ernten und Erstgeborenen, die in Israel durch Geld ausgelöst wurden. Man darf sich nicht am sogenannten Bann, also an diesen Beutestücken, vergreifen.

Jetzt gab es aber einen Mann, Achan, der das heimlich gemacht hat. Die anderen wussten das nicht. Deshalb hat Gott sie in diese Niederlage laufen lassen.

Die Folgen der Sünde und der Umgang mit Schuld

Joshua war ganz entsetzt nach der Niederlage. Ich fand das Gebet so herrlich weinerlich, dass ich mich richtig mit ihm identifizieren konnte. Er ging von falschen Voraussetzungen aus.

Ich lese mal aus dem Josuabuch, Kapitel 7, Vers 6: Die erste Reaktion finde ich toll. Joshua zerriss seine Kleider und fiel zusammen mit den Ältesten Israels vor der Lade des Herrn auf sein Gesicht zur Erde bis zum Abend. Sie warfen Staub auf ihre Häupter, taten Buße und trauerten. Joshua sagte: „Ach Herr, Herr, warum hast du dieses Volk über den Jordan geführt, damit du uns in die Hände der Amoriter gibst, um uns umzubringen?“ Das ist eine indirekte oder direkte Anklage: Warum lässt du uns umbringen? „Oh, dass wir uns doch entschieden hätten, jenseits des Jordans zu bleiben.“ Er war richtig entmutigt.

Weiter sagte Joshua: „Ach Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? Wenn das die Kanaaniter und alle Einwohner des Landes hören, werden sie uns umbringen und unsere Namen von der Erde ausrotten. Was willst du dann für deinen großen Namen tun?“ Das klingt nach einer Mischung aus Weinerlichkeit und Sorgen über die Zukunft. Was machen jetzt die Kanaaniter? Werden sie angreifen?

Jetzt finde ich die Reaktion von Gott spannend. Da sprach der Herr zu Joshua: „Steh auf, warum liegst du so auf deinem Gesicht? Israel hat sich versündigt, sie haben meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe, und haben von dem Gebannten genommen und gestohlen und es verheimlicht und unter ihre Geräte gelegt. Darum können die Kinder Israels nicht vor ihren Feinden bestehen, sondern müssen ihren Feinden den Rücken kehren, denn sie sind dem Bann verfallen. Ich werde hinfort nicht mit euch sein, wenn ihr das Gebannte nicht aus eurer Mitte ausrottet. Was legst du hier auf deinem Gesicht? Was jammerst du hier so rum?“

Würde ich das jetzt mal übersetzen: Joshua hat einfach gedacht, Gott hat uns jetzt verlassen, und Gott sagt: Nein, ihr habt meinen Bund übertreten, ihr habt den Bann weggenommen. Das ist spannend, denn es bringt auch Spannung in den Text. Es war ja Achan im Grunde genommen, aber Joshua wusste nichts davon. Trotzdem ist das ganze Volk ausgebremst. Die Niederlage gilt dem gesamten Volk, obwohl es nur einer war.

Ich glaube, wir im Westen sind sehr individualistisch unterwegs und können das nicht verstehen. Warum soll das Volk bestraft werden, weil einer diese Sünde macht? Andere Kulturen verstehen das sofort; denen müsste man das gar nicht erläutern. Einer steht für alle – das ist so. Sie leben als Gemeinschaft, das ist ein anderes kulturelles Verständnis als wir im Westen haben.

Gott hat ganz klar gesagt: Israel hat sich versündigt, nicht nur Achan. Es gibt auch Verse, zum Beispiel Prediger 9, Vers 18, die eine Parallele zu hier zeigen: „Ich wandte mich um und sah unter der Sonne, dass nicht die Schnellen den Wettlauf gewinnen und die Starken die Schlacht, dass nicht die Weisen das Brot erlangen und auch nicht die Verständigen den Reichtum noch die Erfahrenen Gunst, denn sie sind alle von Zeit und Umständen abhängig.“ Wir denken immer, wir sind’s. Das hatten die hier auch gedacht und waren deswegen nachlässig.

Im Prediger 9,18 steht auch: „Weisheit ist besser als Waffen, aber ein einziger Sünder verdirbt viel Gutes.“ Dasselbe Prinzip.

Jetzt ist natürlich die Frage: Konnte Joshua nichts machen? Doch, er hätte vorher den Herrn fragen können. Das haben sie ihm aber nicht getan. Ich habe mir das Buch Josua angeschaut. Dort wurde zweimal nicht gefragt. Im ganzen Buch Josua steht nicht immer deutlich, dass Gott gefragt wurde. Aber bei jeder Schlacht, die im Detail beschrieben wird – vier Schlachten werden ausführlich beschrieben – und dann gibt es ein paar Feldzüge, die allgemein beschrieben sind –, immer wenn es genau beschrieben wird, hat Gott ihnen vorher zugesagt, dass sie diese Könige und Städte bekommen würden.

Man kann daraus indirekt schließen, dass Gott entweder erschienen ist, wie damals bei Jericho, oder sie ihn gefragt haben. Hier aber haben sie nicht gefragt. Hätten sie gefragt, hätte er ihnen eine Antwort gegeben. Sie haben eben nicht gefragt.

Spannend ist auch, dass Achan alles heimlich gemacht hat. Deswegen war es fast unmöglich für Joshua, das herauszufinden. Er hatte die gestohlenen Dinge in seinem Zelt vergraben. Seine Familie und Freunde, die ein- und ausgingen, merkten, dass da ein Loch war. Sie wurden später auch bestraft. Achan wurde hingerichtet. Das ist ein eigenes Podcastthema: Das ist eine Strafe in Gottes Augen. Auch die, die mit ihm wohnten, wurden bestraft, weil sie es wussten. Die anderen wussten es nicht.

Wie kam es heraus? Durch die Urim und Tummim, durch Losentscheid vom Priester. Der Losentscheid kam bis zu Achan und seiner Familie. Dann haben sie ihn gefragt: „Was hast du gemacht?“ Das ist so eine Geschichte, die wir auch im Glaubensleben erleben: Erst sieht man alles in Ordnung, dann begehrt man etwas innerlich, will es haben, und nimmt es sich schließlich. Dann nimmt das Unglück seinen Lauf.

Das ist eine Lektion, die ich auch für mich lernen kann: Wir sind wirklich eine Einheit. Ich habe schon manches Mal gedacht: Haben wir einen Achan in unserer Gemeinde? Vielleicht bin ich es selbst. Gott möge es offenbaren, damit wir beten können: „Zeig uns doch auf unserem Weg, ob er richtig ist oder nicht.“ Auch verborgene Dinge bringt Gott ans Licht.

Gerade wenn in einer Gemeinde Dinge ganz gehörig schief laufen, will Gott uns dadurch deutlich machen: „Kehrt um, tut Buße.“ Bei Achan war die Buße allerdings sehr oberflächlich, so wirkt es auf mich von außen. Er hat nicht am Anfang gesagt: „Hallo, ich bin’s.“ Sondern er ließ es immer näher zu sich kommen. Dann traf ihn ein ganz starkes Gericht, er kam ums Leben, wie du gesagt hast.

Es war die Erstlingsfrucht, und da straucheln wir natürlich. Warum muss er deswegen sterben? Erstens sind durch ihn 36 Männer gestorben. Das muss man auch sehen. Ich glaube, wir unterschätzen die Sünde und die Heiligkeit Gottes. Gott hat gesagt: „Das ist der Bann, mach das nicht, sonst bin ich nicht mehr mit euch.“ Er hat es vorher klar gesagt, und das hat Achan nicht interessiert. Jetzt sind die Konsequenzen da, und plötzlich hat man Mitleid.

Ich glaube, wir unterschätzen Gott da auch. Auch in meinem Leben unterschätze ich das. Man spielt ja immer so mit der Sünde und denkt: „Ach, das ist nicht so wild, das geht schon, Gott wird schon drüber hinwegsehen, er ist doch barmherzig.“ Das ist gefährlich. Gott ist barmherzig, aber den Sieg verspielt man oft. Nicht unbedingt das Leben, die anderen sind ja am Leben geblieben, aber getroffen hat es nur ihn. Den Sieg haben aber auch die anderen verspielt, weil er gesündigt hat.

Ich glaube, mit der Sünde zu liebäugeln ist immer gefährlich.

Nachher wurde ein Gedenkstein wieder hingestellt, und sein Grab wurde zum Mahnmal, damit man sich daran erinnert. Später erinnerten sie sich daran – das kommt im nächsten Podcast. Sie haben daraus gelernt. Er wurde im Tal Achor beerdigt, was „Unglückstal“ heißt. Später heißt es in Hosea 2,17: „Ich will ihnen dort ihre Weinberge geben und das Tal Achor zum Tal der Hoffnung machen.“

Wie immer kann Gott aus einem Unglück auch wieder Hoffnung bringen. Auch in diesem Gericht hat er ihnen eine neue Chance gegeben. Sie haben die Stadt beim zweiten Mal erobert. Wie genau, gehen wir jetzt nicht ins Detail.

Das heißt: Erst durch die Niederlage haben sie einiges über Gott und sich selbst gelernt. Schließlich hatten sie wieder Erfolg, weil sie Buße taten, zu Gott zurückkamen, und er ihnen noch eine Chance gab. Letztlich haben sie diese Niederlage auch nachgespielt. Es gab einen Hinterhalt, den man nachlesen kann. Sie erlebten das alles noch einmal, diesmal aber mit Sieg.

So hat Gott das benutzt. Ich glaube, man lernt sehr viel aus Niederlagen, oft mehr als aus Erfolgen im Leben.

Der Umgang mit Niederlagen und die Realität des Glaubenslebens

Ja, das ist gut. Ich meine, wir kommen ja auch weltlich wieder in so eine Mentalität hinein, dass Leute eher sagen: Das waren meine Niederlagen, die muss man gar nicht irgendwie verdecken. Also: Diese zwei Firmen habe ich versucht zu gründen, das ist leider schiefgegangen. Aber wie du sagst, ich habe manches daraus gelernt. Und umso mehr sollten wir auch geistliche Lektionen gerade aus den Niederlagen lernen.

Das heißt, sie hatten erst den Sieg mit Jericho, dann die Niederlage bei Ai. Schlussendlich hat Gott daraus einen Sieg gemacht, als sie doch einiges gelernt hatten – auch geistlich.

Wie ging es denn danach weiter im Buch Josua, wenn wir das so als Grundlage für ein siegreiches Leben nehmen? Lief dann alles nach Plan?

Ja, das wäre schön, aber das Buch ist realistisch. Ich glaube, es ist ein Vorbild für unser Glaubensleben.

Dann kam etwas, das war so der größte Aha-Effekt diesmal beim Durchlesen. Ich hatte zwar ein paar, aber ich würde sagen, dieser war noch ein bisschen mehr Aha als die anderen.

Die Gibeoniter kamen. Da muss man ein bisschen Hintergrundwissen haben: Sie waren nicht weit weg, Gibeon liegt von Ai und Jericho nicht weit entfernt. Das ist alles so im Zentralgebirge Israels. Sie gingen also sozusagen am Rampen.

Und sie haben einen Trick gemacht. Israel durfte nämlich Bündnisse schließen – aber nur mit Völkern, die weit weg waren. Jetzt haben sie sich verstellt. Sie nahmen alte Kleider, zerrissene Schuhe, alte Weinschläuche, verschimmeltes Brot und all solche Dinge – so ein bisschen Vintage-Style.

Sie taten so, als kämen sie von ganz weit her und hätten gehört, was Jahwe alles getan hat. Deshalb wollten sie jetzt mit Israel ein Bündnis schließen.

Die Israeliten waren schon ein bisschen kritisch und sagten: „Ihr kommt ja auch nicht aus der Nähe.“ Die Gibeoniter antworteten: „Nein, nein, wir kommen nicht aus der Nähe, guckt doch mal unsere Kleidung an.“ Dann steht da, sie haben das verschimmelte Brot gegessen, und dann war ihnen klar: Ja, die kommen von weit weg.

Das war die zweite Begebenheit, bei der sie nicht Gott gefragt haben.

Der Effekt für mich ist: Satan ist ein Lügner. Du denkst zwar, das ist so, aber man sollte immer den Herrn fragen, auch bei manchen Dingen.

Ich habe mir jetzt angewöhnt, wirklich zu beten bei bestimmten Entscheidungen: „Herr, zeige mir das, was nicht offenbar ist.“ Er hätte es ihnen gesagt – bei den Gibeonitern.

Dann mussten sie einen Eid ablegen. Drei Tage später merkten sie: Huch, das sind ja unsere Feinde. Das Volk murmelte gegen die Obersten und war richtig sauer auf ihre Gemeindeleitung – wenn ich das jetzt mal übersetze. Und mit Recht, manchmal ist das zu Recht. Man macht ja nicht immer alles perfekt.

Aber sie sagten: „Nein, wir haben einen Eid gemacht, wir müssen uns daran halten, das geht nicht anders.“

Da habe ich auch überlegt: Mussten sie das wirklich? Die anderen haben betrogen. Aber ein Mann, ein Wort. Oder wie die Bibel sagt: Auch wenn du zum Schaden schwörst, hast du bei Gott geschworen, also erfülle es.

Und es war zu ihrem Schaden.

Genau, es war so, dass die Gibeoniter bedroht wurden. Israel musste im Grunde genommen als Schutzmacht eintreten.

Danach wurden sie in einen Krieg hineingezogen – mit fünf Königen. Diesen Krieg haben sie allerdings gewonnen, weil Gott für sie gekämpft hat.

Das war so ein Anlass. Die anderen, die Kanaaniter, die in der Ebene lebten, haben das alles mitbekommen. Dann haben sich fünf Könige zusammengetan.

Nein, das waren die Amoriter, genau. Es sind ja viele Völker da, es waren alles Amoriter. Sie haben mitbekommen: „Da oben sind welche von uns schon angegriffen worden. Jetzt gehen wir gegen die Israeliten vor – aber nicht direkt gegen sie, sondern gegen die Bündnispartner, nämlich die Gibeoniter.“

So einen Stellvertreterkrieg gibt es ja öfter, auch heutzutage. Da kann man sich zurückziehen, wenn es nicht ganz so klappt. Man hat den Gegner nicht direkt angegriffen – das sind halt Vorteile von Stellvertreterkriegen.

Aber Gott hat da eingegriffen, auch bei den restlichen Vorstößen.

Ich glaube, das muss man jetzt nicht im Detail machen. Es ist so in den Kapiteln 10, 11 und 12. Auch im Norden haben sie sehr viel Land erobert.

Große Herausforderungen konnten sie in Siege umwandeln, weil sie immer den Herrn gefragt hatten und treu waren.

Allerdings, wenn man das Buch genau liest, steht zwar, sie haben das Land erobert, aber es blieb schon ziemlich viel übrig.

Das eine ist, einen punktuellen Sieg zu erringen – auch über eine bestimmte Sünde. Das andere ist, ausdauernd ein siegreiches Leben zu führen.

Das sind zwei völlig verschiedene Sachen. Nicht ganz völlig, aber doch zwei verschiedene Dinge, würde ich sagen.

Hier sind mehr die punktuellen Siege beschrieben. Wir waren heute so in den Kapiteln sechs bis zwölf.

Die anderen Sachen, die Ausdauer, machen wir im Extra-Podcast. Kapitel 13 bis 24. Damit sind wir mit dem Josuabuch auch durch und sehen dann, wie man es schafft, ausdauernd auf lange Sicht ein Glaubensleben zu führen und dran zu bleiben.

Da können wir auf jeden Fall schon gespannt sein.

Ich nehme einfach mit: Glaubensleben ist Kampf, das zeigt es sehr deutlich.

Der Normalfall sollte Sieg sein. Wenn es keinen Sieg gibt, muss ich mich fragen, warum das so ist. Ich sollte es nicht einfach als gegeben hinnehmen.

Manchmal muss ich Buße tun. Gott will mir verschiedene Dinge zeigen und mich dann wieder zum Sieg führen.

Gerade wenn du von den Gibeonitern redest, dann bleibe nahe bei Gott. Frage ihn immer wieder und komm nicht in dieses Raster: „Ich weiß das alles, kein Problem.“

Man soll immer wieder fragen: „Herr, was willst du?“

Für mich war das wirklich so dieser Aha-Effekt.

Egal, ob es jetzt um Berufswahl geht – das ist momentan für mich nicht so aktuell – obwohl man am Ende auch mal überlegt, ob man doch noch mal was anderes machen will oder andere Entscheidungen treffen will.

Sie haben dieses schimmelige Brot gegessen, und für mich war das glasklar. Das war so.

Ich möchte mich da nicht auf meine Erfahrung ausruhen, sondern immer wieder den Herrn wirklich suchen.

Es gab da schon Überraschungen. Ich habe das Letzte praktiziert und auch eine Antwort von Gott bekommen.

Schön, schön.

Das wünschen wir auch euch, die uns zuhören, dass ihr das, was wir hier reden, auch in euren Alltag umsetzen könnt.

Wenn ihr vielleicht sagt: „Hey, das könntet ihr noch besser machen“ oder auch mal „Hey, das hat mir wirklich geholfen“, dann freuen wir uns, wenn ihr uns schreibt unter podcast@efa-stuttgart.de.

Wir wünschen euch – das ist die Evangelische Freikirche Evangelium für alle – und Jörg und Thomas – Gottes Segen und ein siegreiches Leben in Christus.