Einleitung und organisatorische Hinweise
Wir wollten den König Josaphat besprechen. Darf ich vorher ein paar Dinge sagen, ehe ich beginne? Hier vorne ist noch viel Platz, und es sind noch Plätze frei. Kommen Sie ruhig nach vorne durch, hier sind noch fünf Plätze, da können Sie alle noch sitzen.
Zunächst möchte ich einige Dinge ansprechen, die mir auf dem Herzen liegen, bevor ich anfange. Kommen Sie hier vorne durch, bitte.
Das Erste: Ich habe am Sonntag vergessen zu sagen, dass unsere Frauenstunde, die mittwochs im CVM stattfindet und von meiner Frau geleitet wird, jeden ersten Mittwoch im Monat um halb vier ist. Wo ist meine Frau eigentlich? Sie ist so klein, ich sehe sie kaum. Jeden ersten Mittwoch um halb vier ist also Frauenstunde, und am kommenden Mittwoch werden viele Frauen aus der Frauenstunde hier sein. Das habe ich am Sonntag nicht bekannt gemacht. Also, Sonntag ist Frauenstunde.
Zweitens: Die sogenannte Molli ist hier, die muss ich nachher unbedingt sprechen, Molli, nicht wahr?
Drittens: Wir haben eine Ungarnhilfe. Sie sind eine großartige Gemeinde. Letzten Dienstag und heute haben wir für notleidende Ungarn gesammelt, und es ist so viel zusammengekommen. Freund Hauptmann, wie viele Pakete haben wir verschickt? Zehn große Pakete, so herrlich, nicht wahr? Wir schließen das heute Abend ab.
Die Tische, an denen die Pakete mit einigen Helfern aus der Bibelstunde gepackt wurden, wurden von einer Frau organisiert. Sie hatte ihre Bibel dort hingelegt, mit ihrem Namen und Konfirmationsspruch darin. Jemand hat sich eine Ansichtskarte genommen. Wenn Sie sie fragen, wer die Bibel mit dem Konfirmationsspruch von Herrn Hoff versehen hat, der gibt sie ihr umgehend zurück. Die Bibel ist um das Fußball geraten, nicht wahr? Frau Hoffmann braucht ihre Konfirmationsbibel, es wäre schrecklich, wenn sie diese verlieren würde.
Da meinte jemand, das wäre eine Staatsbibel. Sehen Sie aber mal vorne in Ihre Bibel, ob Sie die Bibel von Hoffmann haben. Ist sie da? Danke, herrlich. Da bin ich aber kolossal beruhigt.
Dann habe ich noch etwas, das unbedingt zur Bibelstunde gehört: Am Dienstag in der Karwoche, Paul, da haben wir doch das Liebesmahl, nicht wahr? Ich möchte heute schon ein Wort dazu sagen. Darf ich? Es ist wichtig, dass wir an diesem Dienstag in der Karwoche die altchristliche Sitte pflegen, das Abendmahl miteinander zu feiern, hier in diesem Kreis. Das ist keine Missionsveranstaltung, laden Sie also keine Leute ein, die nicht zu diesem Kreis gehören.
Anschließend haben wir das sogenannte Liebesmahl, bei dem gegessen und getrunken wird, Zeugnisse gegeben und Gebetsgemeinschaft gehalten wird. Das hatten die ersten Christen, und wir haben diese Tradition wieder aufgenommen. Das findet am Dienstag der Karwoche statt. Dafür müssen Sie sich rechtzeitig eine Eintrittskarte beim neuen Hausmeister besorgen. Den habe ich ja am Sonntag eingeführt; er hört auf den Spitznamen Peipi. Wir sind froh, dass wir einen freundlichen, netten, jungen und gläubigen Hausmeister bekommen haben.
Zum Schluss noch etwas zu unserem Bruder Behmenburg, der zu uns gehört und von einem Auto überfahren wurde. Wir hatten ihn schon aufgegeben. Es geht ihm langsam besser. Er dankt für alle Fürbitten, deren Kraft er deutlich erfahren durfte. Er ist wie ein Wunder mit dem Leben davongekommen.
So, jetzt kommen wir also zu Josaphat. Aber diese Dinge sind nicht belanglos.
Wir stehen bei 2. Chronik 18. Da ein neuer Hausmeister da ist, gibt es auch wieder Bibeln, glaube ich. Haben Sie welche? Das ist wundervoll. Da liegen noch einige. Haben Sie alle?
Ich lese noch einmal 2. Chronik 18, Verse 1 bis 8:
"Und Josaphat hatte große Reichtümer und Ehre, Gott hatte ihn gesegnet, und er befreundete sich mit Ahab, dem gottlosen König Ahab. Nach einigen Jahren zog er hinab zu Ahab, dem Samariter. Ahab ließ für ihn und das Volk, das bei ihm war, viele Schafe und Ochsen schlachten. Er beredete ihn, dass er hinauf nach Ramot in Gilead ziehe. Ahab, der König Israels, sprach zu Josaphat, dem König Judas: 'Zieh mit mir gen Ramot in Gilead.' Also ein Kriegsvorhaben, nicht wahr? Josaphat sprach zu ihm: 'Ich bin wie du, und mein Volk ist wie dein Volk, wir wollen mit dir in den Streit.'"
Soweit hatten wir besprochen. Ich darf noch einmal kurz für die, die beim letzten Mal nicht da waren, den kurzen Zusammenhang herstellen.
Josaphat war ein junger Mann, der dem Herrn gehörte, an dem man Freude haben konnte, der mutig wurde auf den Wegen des Herrn, der einfach mit dem Herrn aus einer Wirklichkeit rechnete und dann auch erfahren durfte, dass der Herr mit ihm ist und ihn segnet.
Dann kommt dieses schreckliche 18. Kapitel. Er befreundet sich mit dem gottlosen König Ahab. Damals war das Volk Israel zweigeteilt, nicht Ost-West, sondern Nord und Süd. Das Südreich hatte Josaphat mit der Hauptstadt Jerusalem und dem Tempel. Das Nordreich mit der Hauptstadt Samaria gehörte ebenfalls zu Israel, dort regierte der gottlose, nein, nicht gottlose, sondern dem Heiligtum abtrünnige König Ahab, ein mächtiger, kluger König, der aber völlig in den Fängen seiner heidnischen Frau Isebel war.
Mit diesem König befreundet sich Josaphat, zu dem zieht er hin. Das ist schwierig zu sagen, darüber sprachen wir das letzte Mal. Ahab sagt ihm bei einem Festmahl, dass er einen Kriegszug vorhabe. Er will die Stadt Ramot in Gilead, die die Syrer ihm geklaut haben, wiedererobern. "Du ziehst doch mit", sagt er.
Josaphat antwortet: "Jawohl, mein Volk ist wie dein Volk", er sagt sogar nach dem Chronikbuch: "Meine Reiter sind wie deine Reiter." Also machen wir das gemeinsam.
Nun geht es so apart weiter, so kann nur etwas in der Bibel stehen: Josaphat sprach zum König Israels: "Frage doch heute das Wort des Herrn."
Der König Israel sammelte 400 Propheten und sprach zu ihnen: "Sollen wir gen Ramot in Gilead ziehen in den Streit, oder sollen wir abwarten?" Sie antworteten: "Zieh hinauf, Gott wird die Stadt in des Königs Hand geben."
Josaphat aber sprach: "Ist nicht noch ein Prophet des Herrn hier, dass wir durch ihn fragen?" Man sollte doch denken, 400 sollten genügen, nicht wahr? 400 Pfarrer, denken wir mal, bei der Konkurrenz.
Da sagt er: "Ist er nicht? Ist er nicht? Ist er nicht irgendwo hier?" Nein, niemand hier.
Der König Israel sprach zu Josaphat: "Es ist noch ein Mann, dass man den Herrn durch ihn fragen kann, aber ich habe ihn nicht gern, denn er sagt über mich kein Gutes, sondern immer Böses, nämlich Micha, den Sohn Jemlas."
Josaphat sprach zum König: "Rede nicht so."
Der König Israels rief seinen Kämmerer und sprach: "Bringe eilends her Micha, den Sohn Jemlas."
Sehen Sie, dieser Vers 4 ist mir interessant. Den möchte ich überschreiben mit: "Das Gewissen wacht auf."
Bis dahin hatte dieser fromme, schlichte Josaphat blindlings mit dem imponierenden Ahab und seinem götzendienerischen Weib Isebel mitgemacht. Vielleicht war ihm dieses Heidenfest und das, was da alles geschah, imponierend.
Als der König Ahab sagt: "Wir wollen in den Streit ziehen, du machst doch mit," sagt Josaphat klar: "Ich mache mit."
Dann fragt er auf einmal: "Wollen wir nicht lieber mal den Herrn fragen?" Auf einmal wacht sein Gewissen auf. Ist diese ganze Kriegssucht, ist diese ganze Unternehmung eigentlich noch in der Richtung meines Willens?
Ich war mutig geworden auf den Wegen des Herrn. Gehört das noch zu den Wegen des Herrn, dass ich mit dem gottlosen Ahab gemeinsame Kriegszüge mache? Gehört das noch zu den Wegen des Herrn? Sein Gewissen wird auf einmal unruhig.
Dazu muss ich zunächst darauf hinweisen: Ein bisschen spät. Das hätte man doch eigentlich sagen müssen, als er seine Zusage gab, den Krieg mitzumachen. Er sagte großspurig: "Mein Volk ist wie dein Volk, deine Reiter sind meine Reiter, und wir machen alles gemeinsam." Und dann auf einmal sagt er: "Ja, aber wir hätten doch Gott fragen sollen."
Das kommt ein bisschen spät.
Ich glaube, die unter uns, die eine Bekehrung in ihrem Leben hinter sich haben, kennen diese peinlichen Situationen, in denen man einen raschen Schritt getan hat und hinterher denkt: "Da hast du Gott nicht drüber gefragt." Dann geht es einem wie Josaphat, dass man in große Not gerät.
Für mich war es so, erlauben Sie mir, dass ich noch einmal persönlich rede. Es soll nicht heißen, dass ich mich für wichtig halte, aber es soll ein Zeugnis sein.
Als Weigel zu mir sagte, Busch wird mein Nachfolger, und Weigel eine imponierende Persönlichkeit war, da habe ich Ja gesagt. Ich habe nicht gesagt: "Lass mich erst mal darüber beten, lass mich erst mal den Herrn fragen." Ich habe Ja gesagt.
Dann habe ich in meinem Gebet, einfach weil ich es gewiss nicht bedacht hatte, nicht immer ausgeklammert, bin ich umgezogen in die Weiglerstraße und übernahm das Weiglerhaus.
Dann häuften sich die Schwierigkeiten. Alle Leiter meinten, sie täten Gott einen Dienst, wenn sie mir querständen. Da ging mir auf: Ich hatte eine gesegnete Arbeit im 13. Fabrikviertel, die ich nie hätte tun sollen.
Verstehen Sie, ich hatte Ja gesagt auf Rat der imponierenden Menschen, ehe ich meinen Herrn gefragt hatte. Und nun kamen die Nöte.
Ich habe ein schreckliches Ja durchgemacht, bis mein lieber Bruder Alfred Christlieb mir geholfen hat. Ich werde nie die tägliche Trugkonferenz vergessen, wo ich ihm das vorlegte und er mir sagte: "Bitte Gott mal um Vergebung. Und dann bitte ihn, da der Weg nicht rückgängig zu machen ist, dass er mitgeht."
Das habe ich beides getan, und dann hat Gott auch den falschen Weg gesegnet. Ich bin dann fröhlich Jugendfahrer gewesen, und Gott hat es gesegnet.
Aber ich merkte, dass am Anfang dieses Weges so ein Unglaube bestand.
Ich habe damals gelernt, was für eine gefährliche Sache es ist, was Josaphat hier tut: Für irgendeine Sache Ja zu sagen, nachdem man sie dem Herrn nicht vorgelegt hat.
Der Weltmensch versteht davon nichts. Der geht immer seine eigenen Wege, nicht wahr?
Aber ich rede von Kindern Gottes, das ist ja eine biblisch schöne Verantwortung hier, die einen Anfang mit dem Herrn gemacht haben, dass man für irgendeine Sache Ja sagt und hinterher überlegt, ob das eigentlich dem Herrn gefallen hat.
Es war ja auch hier so, Josaphat, das werden wir in den nächsten Diensten noch besprechen, konnte ja nachher eigentlich auch nicht mehr zurück, obwohl die ganze Sache offenbar gegen Gottes Willen war.
Da war alles verkehrt in dem ganzen Kriegsvorhaben.
Unter Josaphat fielen Tausende, das war ihm vom Moment des Verses 4 an klar: Das ist alles verkehrt, aber er konnte nicht mehr zurück, fand keinen Aufbruch mehr.
Sehen Sie, ich denke an manche Verlobungsgeschichten, hier als Jugendpfarrer ist man ja umgeben von Liebesgeschichten, nicht wahr? Eine richtige Liebesgeschichte.
Was meinen Sie, was ich für Aufregung und Nöte nicht nur mit eigenen Töchtern, sondern auch mit all meinem jungen Volk habe? Nein, mit Töchtern habe ich keine Nöte, pardon, da habe ich immer nur Freude gehabt, richtig.
Ich habe auch in meinen jungen Freunden viel Freude, aber manchmal auch Nöte, dass jetzt nicht das Falsche herauskommt.
Lieber, wie oft passiert es, dass ein junger Mann oder eine junge Frau bei mir sitzt und über ihre Ehe weint: "Es klappt nicht, mein Mann trinkt, oder mein Mann, oder die Frau."
Dann frage ich immer: "Habt ihr eigentlich, als ihr euch verlobt habt, darüber gebetet und gesagt: Herr, mach mir klar, ob das dein Wille ist?"
Dann kommt die Antwort: "Da habe ich nicht angefangen."
Und dann wundert man sich, dass man in so einer wichtigen Sache wie der Heirat ohne die Führung des Herrn einfach losmarschiert, und am Ende alles schiefgeht.
Ich sage dann: "Jetzt habt ihr es angefangen. Ich darf euch nicht einfach scheiden lassen, jetzt auf keinen Fall. Jetzt müsst ihr das machen, wie ich damals als Jugendfacher: Gott um Vergebung bitten und bitten, dass er aus der verfolgten Sache noch etwas macht."
Das kann er.
Bei Berufswahlen bekommt man manchmal eine Aufforderung; das lockt die ganze Geschichte.
Da sollte ein Kind Gottes auf den Rat hören, den der Pastor Christlieb mir damals gegeben hat.
Er sagte: "Mein lieber Wilhelm Busch, merke dir für alle Zeiten: Wenn eine wichtige Lebensentscheidung ansteht, dann frage deinen Heiland, ob es richtig ist. Und wenn du keine Klarheit bekommst, dann tue nichts und bleibe auf der Stelle."
Er sagte: "Ich will dich mit meinen Augen leiten. Er wird dir schon Klarheit geben."
Dann habe ich gesagt: "Ja, auf diese Weise bist du immer Pfarrer in einem ganz kleinen Nest geblieben und bist nie weggekommen."
Er sagte: "Das war eben der Weg Gottes für mich."
Es ist so unendlich wichtig.
Ich sage noch einmal: Für Weltmenschen hat das gar nichts zu bedeuten.
Von unbekehrten Weltmenschen sagt die Bibel: Sie sind wie Spreu, die der Wind zerstreut.
Da gibt es keine Führung Gottes, sondern sie werden getrieben vom Wind, das heißt vom Wind ihrer Triebe, ihrer Lüste, der öffentlichen Meinung, der Ratschläge von Tante Augustin, Tante Eulalia, alles Mögliche – das ist der Wind, der sie treibt.
Aber wer sein Leben in die Hand seines Erlösers gegeben hat, der soll auch die Konsequenz ziehen und sich von ihm führen lassen.
Es gibt ein Lied, das heißt: "Nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein seliges Ende und ewiglich."
Die Pfarrer heute tun Gott den Dienst daran, wenn sie gegen dieses Lied kämpfen, weil es so ein sentimentales Lied wäre.
Da ist halb recht.
Das ist allmählich sentimental gemacht worden, so dass man sagt: "Du nimm meine Hände und führe mich," zahle bis und dreh Orgel, und dass ein gottloser Mensch das singt und denkt, der liebe Gott soll schon mitgehen und alles gut machen, was ich so treibe.
So ist es nicht gemeint in diesem Lied.
Das ist gar nicht sentimental, das ist unendlich ernst.
"Führe mich" heißt: Ich gebe meinen eigenen Willen in den Tod. Herr, du sollst deinen Willen durchsetzen in meinem Leben bis an mein seliges Ende, nicht bloß heute und morgen, sondern mein Leben lang bin ich bereit, jeden Tag meine ganzen Lebenspläne deinem Willen zu opfern.
Nun steht hier die Frage: Wie erkenne ich den Willen Gottes?
Hier wurden Propheten gefragt, nicht wahr?
Ach, liebe Freunde, ich will euch in meinen Augen leiten.
Es ist mir merkwürdig, ich kann nur bezeugen, dass Gott tausend Mittel hat, uns klarzumachen, was sein Weg ist.
Es gibt den Rat der Brüder und Freunde, den soll man nicht verachten.
Im Wort Gottes gibt es manchen klaren Rat.
Ich will ihm in meinen Augen leiten.
Der Herr kann einem innerlich ganz klar machen, was sein Weg ist.
Je verborgener unsere Zeiten sind, desto gewisser sollten wir unseres Weges werden.
Auch im kleinsten Leben kann man fröhlich wandern.
Es war dumm, dass Josaphat auf einmal sagt: "Wir wollen den Herrn fragen," nachdem er eine leichtsinnige Zusage gegeben hat, diesen Krieg mitzumachen.
Aber immerhin ist es doch schön, wie sich Josaphat hier von dem gottlosen Ahab unterscheidet.
Ahab kommt gar nicht auf die Idee, den Herrn im Rat zu fragen.
Der sagt: "Welche politische Sache hat mit der Religion zu tun? Nichts! Kirche ist Kirche und Politik ist Politik, und die haben nichts miteinander zu tun."
Das ist ein Geschrei, das wir heute an allen nur hören können.
So handeln die Politiker gottlos und brutal, die Christen sitzen in ihren Kirchen und lassen alles über sich ergehen.
Ja, so hat Ahab gesagt.
Hier hören wir, dass man in solchen Dingen auch mal fragen kann: "Was ist dein Wille, Herr? Dein Wille!"
Ahab kommt nicht auf die Idee, den Herrn zu fragen.
Vielleicht kam ihm die Idee, es war ja immer ein König in Israel, und er dachte: Wenn ich den Herrn erst frage, wird er aus dem ganzen Kriegsvorhaben nichts machen.
Also frage ich lieber erst gar nicht, denn ich weiß ja ganz genau, was er antwortet.
Man weiß es nämlich meist nicht.
Aber Josaphat wacht das Gewissen auf: Sollte man nicht den Herrn fragen?
Ein bisschen spät, aber sie ist doch da.
Sehen Sie, das ist das Schöne bei Kindern Gottes.
Da gibt es ein unruhiges Gewissen, das wankt.
Da redet Gott noch im Gewissen.
Da alarmiert Gott noch: "Das stimmt nicht bei dir, das stimmt nicht."
Ich habe mal eine nette Geschichte gelesen, vielleicht haben Sie sie auch irgendwo gehört.
Es ist eine Traktätengeschichte.
Ein Bauer hatte einen Hund, und eines Nachts wacht der Bauer auf, weil der Hund so schrecklich bellt.
Der Bauer kommt zum Fenster, aber der Hund bellt weiter.
Der Bauer schreit: "Sei still, Karo!"
Bis der Hund endlich still ist, schreit und tobt der Bauer.
Man kann das lange ausführen, wenn man Kindern erzählen kann.
Der Bauer kann den Hund nicht stillkriegen, nimmt seine Flinte von der Wand und will den Hund totschießen.
Dann ist Ruhe, aber der Hund ist tot.
Der Bauer kann schlafen, und am nächsten Morgen findet er seinen Stall ausgeräumt.
So kann man sein Gewissen erschießen.
Das kann man.
Man kann sein Gewissen totkriegen, indem man sich einfach daran gewöhnt, seine eigenen Wege zu gehen.
Man kann sich an Sünden gewöhnen.
Man kann sich ans Lügen gewöhnen.
Wenn das Gewissen rebelliert, überfährt man es einfach so lange, bis es totgeschossen ist.
Das kann man.
Aber es ist schlimm.
Das ist der sicherste Weg in die Hölle.
Kinder Gottes sind Leute, die ein waches Gewissen haben, das noch alarmiert.
Wo der Geist Gottes noch einen Ansatzpunkt findet: "Du, Josaphat, die Sache stimmt nicht."
Man spürt das.
Lesen wir aus Vers 4: "Josaphat sprach zum König Israels: Frage doch heute das Wort des Herrn."
Man spürt hier plötzlich eine Not heraus.
Sein Gewissen ist unruhig geworden.
Die ganze Sache stimmt nicht.
Ach, das war schön, dieses unruhige Gewissen von Christen.
Es wurde manchmal unbequem für die Welt.
Für Josaphat war es selbst unbequem.
Und doch eine herrliche Sache.
Nun gehen wir weiter.
Jetzt treten im nächsten Abschnitt die falschen Propheten auf.
Der König Israel sammelt 400 Propheten und spricht zu ihnen: "Sollen wir gen Ramot in Gilead ziehen in den Streit, oder soll ich abwarten?"
Sie sprechen: "Zieh hinauf, Gott wird es dem König in die Hand geben."
Wir werden im Folgenden sehen, dass Gott Ramot in Gilead nicht in die Hände Ahabs gegeben hat.
Das haben diese Kerle glatt gelogen.
Aber sie sagten sich: Diese 400 Propheten, die der König bestellen konnte, wir kriegen unser Gehalt.
Das waren 400 Hofpropheten.
Das waren 400 Hofprediger, die mit Verdienstkreuzen geschmückt waren.
Man glaubt nicht, es blinkert von allen Ordensbrüsten herunter.
Das waren verdiente Männer, die salbungsvoll immer ihren christlichen Salböl über das schmierten, was der König gerade macht.
Das hat es zu allen Zeiten gegeben, bis in unsere Zeit hinein.
Wenn ich nur daran denke, wie unsere Kirche 1945 sagte, dass sie auftreten müsste und nie mehr Krieg sein dürfe, und wie sie allmählich sagte, dass man aber die Kriegsdienstverweigerer schützen wolle, und heute geben sie schon ihren Senf und Segen zur Atombombe.
Schließlich muss ich erleben: Diese 400 Männer kriegen ja Staatszuschüsse, ja?
Gott sei Dank, das ist das Schrecklichste.
Das ist das Schrecklichste, dass Ahab sich 400 Propheten halten kann, die den religiösen Segen geben zu dem, was ein gottloses Weib, Isebel, zuvor beschlossen hat.
Denn das Ganze ist ein Plan von Isebel, einer heidnischen Prinzessin.
Es ist dumm, wenn man als Pfarrer so etwas redet, nicht wahr?
Aber was bleibt mir übrig?
Hier steht es ja, dass es so etwas gibt.
Ich vergesse nicht den Militärpfarrer, zu dem ich als junger erweckter Mann ging, als ich Angst vor der Hölle hatte.
Ich fragte: "Herr Pfarrer, was soll ich tun, damit ich nicht in die Hölle komme?"
Wir haben eine Uniform, nicht wahr? Man muss da stramm stehen.
Ich hatte nur Leutnantsrang, der Pfarrer Majorsrang.
Und da sagte der Herr Leutnant: "Sie dürfen nicht grübeln, Deutschland muss siegen, und Deutschland über alles."
Mein Schreck.
Ich sagte: "Sie wissen das auch nicht."
Naja, man muss das auch nicht wissen, was man tun soll, um selig zu werden.
Er war auch so ein Hofprediger, der sagte: "Zieh auf nach Frankreich, Gott wird Paris in eure Hände geben."
Das ist ein sehr ernstes Ding, meine Freunde.
Vielleicht darf ich mal einen Namen nennen, der Ihnen vielleicht im Moment etwas sagt: Niemann.
Der Mann ist zumindest davor geschützt, dass er dem König nach dem Munde redet.
Er hat jedes Mal seine Popularität aufs Spiel gesetzt.
Darum sollten Christen zumindest diesem ernsten Mann nicht in den Rücken fallen.
Zumindest nicht in den Rücken fallen.
Wenn Sie eine politische Meinung haben, fragen Sie mal, ob der Mann nicht etwas Prophetisches sagt.
Er ist mir jedenfalls immer wieder sympathischer als all die Pastoren, die sich seit 1945 bis heute langsam schon wieder umgeschwenkt haben.
Dann lieber gar nichts Politisches sagen.
Aber das ist mir unheimlich.
Verstehen Sie, im 2. Timotheusbrief, ich muss das gerade eben vorlesen, steht in 2. Timotheus 4,3 ein schreckliches Wort:
"Es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen, nach ihren Ohren, die ihnen kitzeln."
Der König wollte Propheten haben.
So religiös war Ahab.
Da genügte nicht ein Prophet, sondern 400.
Ich bitte Sie, was war das für ein Konklave?
400, die konnten auch sofort zaubern.
Da musste man die Sache nicht in acht Tagen verschieben.
Die waren sofort da, diese 400.
Aber sie mussten reden, was Ahab hören wollte.
Es ekelt einen an, den Namen Gottes in diese schmutzige Geschichte hineingenommen zu sehen.
Das ist wohl das Schrecklichste, dass es in der Kirche immer wieder Zeiten gegeben hat, in denen die Kirche so abhängig von der öffentlichen Meinung wurde, dass sie die Menschen nicht mehr zur Buße rief, sondern ihnen sagte, was sie gern hören wollten.
Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Es ist heute Sitte geworden, goldene oder silberne Konfirmationen zu feiern.
Ich habe wenig mit dem Jugendpfarrer zu tun.
Goldene Konfirmation bedeutet, dass die vor 50 Jahren Konfirmierten wieder zusammenkommen.
Da ist Gottesdienst, Abendmahl, und dann Kaffeetrinken.
Man erinnert sich an den lieben Pastor Schulze und wie sie damals noch schöne Haare hatten, heute Glatzen und so weiter.
Neulich sagte ein ernster Christ: Eine solche Konfirmation könnte doch eigentlich nur so aussehen, dass man diese versammelten Leute fragt: "Habt ihr, als ihr damals vor dem Altar Gottes dem Herrn Jesus versprochen habt, ihm treu zu bleiben und zum Gottesdienst und Abendmahl zu gehen, das auch gehalten?"
Dass dann ein Bußfeuer über zerbrochenen Kompressionsblöcken entzündet wird.
Da gäbe es dann keinen Kaffee mehr.
Ich weiß nicht, es ist einfach schauerlich, dass hier kirchliche Dinge stattfinden, und Menschen an der Buße und heilsamen Umkehr vorbeigehen und schuldig werden am Segen.
Als ich das heute Nachmittag für mich wieder gelesen habe, empfand ich innerlich Not.
Ich kann Ihnen ganz offen sagen: Es ist für einen Prediger nicht leicht, eine gewisse Popularität aufs Spiel zu setzen, um der Wahrheit willen.
Was hat der Herr Jesus für Mut gehabt, als er so redete, dass viele hinter ihm wegströmten und nur noch zwölf übrig blieben.
Da graut mir davor, dass eines Tages um der Wahrheit willen hier sonntags nur noch zwölf Leute sitzen.
Das verstehe ich nicht.
Nun muss ich sagen: Israel hatte den König Ahab, weil es einen König Ahab verdiente.
Und es hatte 400 falsche Propheten, weil es 400 falsche Propheten verdiente.
Ohne die Christenheit hat sie auch immer die Prediger, die sie verdient, oder nicht?
Ja, ich danke Gott, dass ich in Essen, als kaum ein junger Pfarrer hier war, ein paar alte Brüder hatte, wie den alten Bruder Böhm oder den Bruder Gruber, einen Grubenschmied, schlichte und vornehme Leute, die mich über der Predigt und Bibel schnell zur Rechenschaft zogen, wenn es nicht wahr war, was ich gesagt hatte.
Dann haben wir gebetet, Gott um Vergebung gebeten und ich habe es richtigstellen müssen.
Da dachte ich: Gesegnete Gemeinde, die solche Leute hat, die einem Pastor den Kopf waschen können, über die Lehre, über die Predigt: "Wo steht das, Herr Pastor?"
Diese Hofprediger hat Herr Jesus gekannt.
Er hat gesagt: "Hütet euch vor falschen Propheten, sie sind wie Wölfe in Schafskleidern."
Manchmal, wenn ich meine Jungs vor mir sehe, denen ich Jesus verkündigen möchte, denke ich: "Was wird aus euch werden?"
Und ihnen sage ich zunächst schlicht: "Das ist ein Pastor, der wird euch wohl die Wahrheit sagen."
Ich kann ja eigentlich nicht gut sagen: "Sei vorsichtig, Mensch."
Oder kann ich das sagen?
Deshalb ist es so wichtig, das möchte ich Ihnen als reiferen Christen sagen, dass Sie ein Gespür für die Stimme der Wahrheit bekommen.
Ahab hatte sie nicht mehr.
Ahab ließ die 400 Kerle reden und freute sich daran.
Aber nun kommt das nächste.
Josaphat hatte noch ein Organ für die Stimme der Wahrheit.
Sehen Sie, die 400 Kerle redeten, schnatterten, predigten – das war nur Geplapper.
Josaphat sagt: "Ist nicht noch ein Prophet des Herrn hier?"
Ich meine, 400 sollten genügen.
Das ist der nächste Abschnitt, den ich überschreiben möchte mit: "Das gesunde Misstrauen eines geistlich gerichteten Menschen."
Wie kommt Josaphat dazu, zu begreifen, dass die 400 Kerle Blech reden?
Er kann ihnen nicht beweisen, dass sie Unsinn reden.
Aber was sie sagen, geht nicht an sein Herz.
Er fühlt: Das ist nicht Gottes Stimme.
Ja, woher weiß er das?
Ich habe darüber nachgedacht, wie Josaphat zu diesem eigenartigen Misstrauen gegen die 400 ausgekochten Hoftheologen des gottlosen Ahab kommt.
Da bin ich auf die Stelle in Johannes 10 gestoßen.
Dieses wundervolle Kapitel, wo Jesus von sich als dem guten Hirten und von seinen Seinigen als den Schafen seiner Herde spricht.
Er benutzt verschiedene Bilder für sich.
Er sagt: "Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, wird selig werden."
Dann sagt er: "Ich bin der gute Hirte."
Er ist die Tür und der gute Hirte.
Dann führt der Hirte die Schafe aus.
Und dann steht dieses phantastische Wort da: "Einem Fremden folgen die Schafe nicht, sie kennen die Stimme des Fremden nicht."
Der Herr Jesus sagt einfach: Wer zu meiner Herde gehört, der kann beurteilen, ob die Stimme des guten Hirten erklingt oder die eines fremden Stimmens.
Ob hier eine fremde Stimme ist.
Vor der fürchten sich die Schafe.
Wenn der Hirte ruft, kommen die Schafe angelaufen.
Wenn ein Fremder ruft, laufen sie weg.
Die Schafe, die dämlichen Schafe – Schafe sind doch das Urbild aller Dummheit.
Sie verklagen mich doch, wenn ich sie Schafe nennen würde.
Die Urbilder aller Dummheit.
Aber sie erkennen die Stimme ihres Hirten.
Und nun sagt Jesus: Was die dummen Schafe können, das können die von mir erkauften Kinder Gottes auch.
Sie können die fremde Stimme und die Hirtenstimme unterscheiden.
Mehr kann ich jetzt hier nicht sagen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie zur Herde Jesu Christi gehören, dass Sie das singen können:
"Weil ich Jesus Schäflein bin oder Großschaf in meinen Wegen, freue ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewahren.
Unter seinem sanften Stab gehe ich aus und ein und habe unaussprechlich süße Weide, dass ich keinen Mangel leide.
Und so oft ich durstig bin, führt er mich zu Brunnen hin."
Ich bekam von auswärts einen Brief, der mich sehr bewegte.
Da schrieb ein Mann, er sei Christ geworden, und seine Mutter sei unter dem Einfluss eines religiösen Propheten, der seine eigene Lehre entwickelte.
Aus allen Religionen das Beste, war es nicht Bahai?
Das ist bei jedem Deutschen seine eigene Religion und so weiter.
Nehmen Sie ein bisschen Christentum, ein bisschen Islam, ein bisschen Eigenideen, ein bisschen Idealismus, ein bisschen Blödsinn, und Sie können ein großer Mann werden.
Die Mutter sei diesem Mann völlig verfallen.
Nun ist er in Not.
Seine Mutter hat gesagt: "Wenn du mit mir verkehren willst, nur wenn du dabei bist."
Nun fragt er mich um Rat.
Ich sage ihm: "Meine liebe Mutter, aber er schiebt ihm ein paar Schriften zu."
Ich sage mal Bruchteile, ob er das könne.
Dann waren sie schon etwas anders von diesem Propheten.
Ich kann Ihnen sagen: Eine solche leere Schelle.
Aber wissen Sie, Worte sind vom Lichtstrahl Gottes geboren.
Unsere Seele sehnt sich nach dem Lichtstrahl Gottes.
Das geht der Vernunft so ein.
Da können sie sich richtig erheben, ohne dass ihr Herz auch nur eine Spur geändert wird.
Vielleicht beim Frauengemüt besonders eindrücklich schön, weil es ohne jede Kante und Ecke ist.
Die ganze Geschichte ist nur so ein tolles Phasengeklingel.
Und dann erschüttert mich, wie seine Mutter nun völlig dieser fremden Stimme erliegt.
Ein Sohn versteht das nicht.
Das ist eine fremde Stimme.
Ich kann mir das nicht vorstellen.
Es reicht, wenn eine Familie kaputtgeht.
Aber ich kann die Form der fremden Stimme nicht mehr verstehen.
Wo der Heilige Geist in unserem Herzen regiert – und ich wünsche Ihnen den Heiligen Geist.
Große Apostel hatten ihn.
"Ich will meinen Geist ausgießen über alles Fleisch", sagt der Herr.
Den Heiligen Geist dürfen alle empfangen, die an den Herrn Jesus glauben.
Wo der Heilige Geist ist, da bekommt man ein Unterscheidungsvermögen.
Für diese 400 falschen Propheten.
Nun zum nächsten Abschnitt, den ich überschreibe mit: "Das räudige Schaf."
Der König Israel sprach zu Josaphat: "Es ist noch ein Mann."
Komisch, wie das ineinander geht.
"Es ist ja nicht noch einer da?"
"Ja doch, es ist noch einer da, aber ich bin ihm gram, denn er sagt über mich kein Gutes und alle Wege Böses, nämlich Micha, den Sohn Jemlas."
Was musste Micha bedenken?
Dass Gott immer wieder solche Leute hat wie diesen Micha, der in einer Zeit, in der die ganze Prophetenschar dem König Honig ums Maul schmiert und redet, was ihm die Ohren kitzelt, noch da steht und einfach sagt, was der Herr befohlen hat.
Ein einzelner Mann, der gegen den Strom schwimmt.
Ich muss Ihnen noch einmal die Geschichte erzählen.
Verzeihen Sie, die Alten kennen sie schon, meine alten treuen Freunde.
Ich hatte vor vielen Jahren eine Einladung, eine Festpredigt im Neunkirchenkreis Siegen zu halten.
Das ist der freie Grund, der von der Siegerländer Erweckung am stärksten geprägt wurde.
Das war herrlich.
Wir hatten heute Morgen einen Festgottesdienst.
Das Wimmel von jungen Männern.
Hinterher wurde der Männer- und Jünglingsverein fotografiert auf der Straße.
Da kamen zwei junge Männer angeschlendert und sagten: "Warum seid ihr denn nicht dabei im Männer- und Jünglingsverein?"
Sie sagten: "Wir sind in der Baptistengemeinde."
Aber im christlichen Verein waren sie auch, das ist im Neunkirchenkreis.
Ich hatte gedacht, sie würden sagen: "Jetzt bin ich im Fußballverein."
Nein, nein, Baptistengemeinde sind auch dabei, nur in einer anderen Kompanie.
In diesem gesegneten Nest, wo die Erweckung vor hundert Jahren so tief gewirkt hat, dass durch drei Generationen ein starkes geistliches Leben da ist.
Da gaben die Brüder mir in der Mittagspause ein Büchlein in die Hand, die Geschichte dieses Männer- und Jünglingsvereins.
Da las ich die entzückende Geschichte, wie die Erweckung in Siegen und Freudenberg vor hundert oder hundertfünfzig Jahren mächtige Wellen schlug.
Der freie Grund war eine Talschaft, die noch völlig unberührt war.
Da waren rationalistische Pfarrer, die nach der Vernunft predigten: Gott, Tugend und Sterblichkeit.
Sie hatten die Bibel gründlich entmythologisiert und nur das behalten, was der Vernunft einleuchtete.
Da war ein alter Pfarrer, der wurde pensioniert.
Seine Abschiedspredigt wurde abgedruckt.
Er sagte: "Gott sei Dank, dass das Feuer dieser religiösen Schwärmerei von unserer Gemeinde ferngeblieben ist."
Dann platzte er aus allen Nähten.
Bis auf das eine räudige Schaf in Altenselbach.
Das war vor vielen Jahren.
Da war ein Mann, der sich bekehrt hatte.
Da war das Feuer rübergesprungen.
Das räudige Schaf in Altenselbach.
Ich weiß nicht, wer das räudige Schaf war, aber das war ein Kerl.
Das räudige Schaf in Altenselbach hat durch 150 Jahre hier ein Denkmal bekommen.
Er hat angefangen und erklärt: "Ich bin ein Sünder, aber Jesus macht mich gerecht, und alles andere ist Nichts."
Wegen Tugend.
An den wurde ich erinnert, an dieses räudige Schaf in Altenselbach.
Der Name hat sich bei dieser Ausdrucksweise herrlich gefreut.
Erinnert an den Pfarrer, wie der denn hieß, ich weiß es nicht mehr, Schulz oder so ähnlich in Magdeburg zur selben Zeit.
Damals war Magdeburg völlig von der Aufklärung erfasst.
Die Pfarrer predigten langweilige Morallehren auf der Kanzel.
Die Kirchen waren leer.
Dann erweckte Gott einen jungen Pfarrer.
Der predigte, dass wir verlorene Menschen seien, aber Jesus büßtfertige Sünder annimmt und durch sein Blut vor Gott gerecht macht.
Die Kirchen füllten sich.
Das Evangelium hatte eine große Anziehungskraft.
Dann gab es ein großes Trommelfeuer gegen ihn.
Bei einer großen Gesellschaft mit Subrezenten und verschiedenen Pfarrern sagte der Bürgermeister beim Glas Wein, dass dieser rückständige Pfarrer wohl ein ziemlicher Esel sei.
Das machte die Runde in Magdeburg: "Der ist ein Esel."
Am nächsten Sonntag ging der junge Pfarrer auf die Kanzel und sagte: "Jeder weiß, dass ich ein Esel bin."
"Ich habe nichts dagegen einzuwenden."
"Ah, dann möchte ich wenigstens der Esel sein, auf dem der Herr Jesus in Magdeburg einreitet, wie auf einem Esel, durch den er einmal in Jerusalem eingeritten ist."
Sehen Sie, Gott hat immer solche Michas, Söhne Jemlas, die einfach im Glauben stark geworden sind und sich durch alles schöne Gesäusel nicht irremachen lassen von der gründlichen Botschaft der Bibel über den verlorenen Zustand des Menschen, von der Möglichkeit der Umkehr, Versöhnung, Vergebung der Sünden und Rettung.
Dieser Jemlas – Micha, der Sohn Jemlas – der Name spricht Bände.
Micha heißt: Wer ist Gott gleich?
Vielleicht hat er sich den Namen erst später zugelegt.
Er hat den Eindruck von der Heiligkeit und vom Ernst Gottes.
Wer ist Gott gleich?
Wer das begriffen hat, verliert so ein bisschen Respekt vor König Ahab.
Er gewinnt den Mut, Ahab zu sagen, dass seine ganzen 400 Hofprediger alle ein großer Schwindel sind.
Ungewöhnlich ist, dass Ahab sagt: "Ich bin ihm gram, denn er sagt mir kein Gutes, sondern allezeit Böses."
Was soll der Prophet einem so gottlosen König noch weissagen, wenn er Böses sagt?
Was ist diesem König abzusagen, als Gottes Gericht?
Mehr war hier nicht zu sagen.
Der Ahab hätte sagen müssen: "Ich bin ihm gram, denn er sagt mir die Wahrheit."
Die Wahrheit kann oft sehr böse sein.
Wenn ein Arzt operiert, kommt er nicht mit einem kleinen Weihrauchkessel und wedelt ein bisschen hin und her.
Da braucht er ein Messer.
Die Wahrheit hat immer ein Messer.
Wenn Gott mir meine Sünde aufdeckt, tut das weh.
Da zerbricht man.
Da weint Petrus, nicht wahr?
Da weint der starke Petrus.
Messer, das ist kein Gesäusel.
Wenn ein Herz zerbricht und zum Glauben kommt, das sind große und harte Dinge.
Wahrheit ist nicht so einfach.
Da sagt Ahab: "Ich bin ihm gram."
Ich habe gerne Leute, die mir schmeicheln, aber nicht gerne Leute, die mir die Wahrheit sagen.
So hat Herodes gesagt: "Ich bin Johannes gram, weil er mir meinen Ehebruch vorgehalten hat."
Pilatus sagte: "Ich bin Jesus gram, weil er mich nach der Wahrheit gefragt hat."
Er geht dauernd aus dem Weg.
Überlegen wir, ob wir den Mut haben, der Wahrheit standzuhalten.
Wer es mit Gott zu tun bekommt, muss der Wahrheit standhalten.
Josaphats Gewissenskonflikt und die Suche nach Gottes Wort
Und nun geht es so apart weiter, so kann nur etwas in der Bibel stehen. Josaphat sprach zum König Israels: „Frage doch heute das Wort des Herrn.“
Der König Israels sammelte vierhundert Propheten und sprach zu ihnen: „Sollen wir gegen Ramon im Gilead in den Streit ziehen, oder sollen wir das unterlassen?“ Sie antworteten: „Sieh hinauf, Gott wird die Stadt in die Hand des Königs geben.“
Josaphat aber fragte: „Ist nicht noch ein Prophet des Herrn hier, dass wir durch ihn fragen?“ Man könnte meinen, vierhundert Propheten seien genug, nicht wahr? Vierhundert Pfarrer, denken wir mal, bei der Konkurrenz. Doch Josaphat sagt mehrmals, dass keiner von ihnen da ist, wirklich keiner.
Der König Israels antwortete Josaphat: „Es ist noch ein Mann, durch den man den Herrn fragen kann, aber ich mag ihn nicht, denn er sagt über mich nichts Gutes, sondern immer nur Böses. Er heißt Micha, der Sohn Jemlas.“ Josaphat sprach zum König: „Rede nicht so.“
Der König Israels rief seinen Kämmerer und sagte: „Bring eilends Micha, den Sohn Jemlas.“
Sehen Sie, dieser Vers vier ist für mich interessant. Ich möchte ihn überschreiben mit: „Das Gewissen wacht auf.“ Bis dahin hatte dieser fromme, schlichte Josaphat blindlings mit dem imponierenden Ahab und seiner gotteslästerlichen Frau Isebel mitgemacht. Vielleicht hatte ihn das Heidenfest beeindruckt und all das, was dort geschah.
Als der König sagt: „Wir wollen in den Streit ziehen“, sagt Josaphat: „Du machst doch mit?“ – „Klar, ich mache mit.“ Und dann fragt er plötzlich: „Wollen wir nicht lieber den Herrn fragen?“ Auf einmal wacht sein Gewissen auf. Ist diese ganze Kriegssucht, diese Unternehmung, eigentlich noch in Übereinstimmung mit meinem Willen?
Er war mutig geworden, den Wegen des Herrn zu folgen. Gehört es noch zu den Wegen des Herrn, mit dem gottlosen Ahab gemeinsame Kriegszüge zu machen? Gehört das noch zu den Wegen des Herrn? Sein Gewissen wird plötzlich unruhig.
Man muss allerdings sagen, das kommt ein bisschen spät. Das hätte man eigentlich sagen müssen, als er seine Zusage gab, den Krieg mitzumachen. Er sagte großartig: „Mein Volk ist wie dein Volk, deine Rösser sind meine Rösser, und wir machen alles gemeinsam.“ Und dann plötzlich sagt er: „Ja, aber wir hätten doch Gott fragen sollen.“ Das kommt ein bisschen spät.
Ich glaube, Menschen, die eine Bekehrung erlebt haben, kennen solche peinlichen Situationen, in denen sie einen schnellen Schritt getan haben und hinterher denken: „Da hast du Gott nicht gefragt.“ Dann geht es einem wie Josaphat, der in große Not geriet.
Für mich war das so – erlauben Sie mir, das persönlich zu sagen, ohne mich wichtig zu nehmen –, es soll ein Zeugnis sein: Als Weigel zu mir sagte, Busch wird mein Nachfolger, habe ich Ja gesagt. Ich habe nicht gesagt: „Lass mich erst mal beten, lass mich erst den Herrn fragen.“ Ich sagte einfach Ja.
Dann habe ich im Gebet gemerkt, dass ich nicht daran gedacht hatte. Ich zog um in die Weiglerstraße und übernahm das Weiglerhaus. Dann häuften sich die Schwierigkeiten. Alle Leiter meinten, sie täten Gott einen Dienst, wenn sie mir querstünden.
Da wurde mir klar, ich hatte eine gesegnete Arbeit im Dreizehnten Fabrikviertel, die ich nie hätte aufgeben sollen. Ich hatte Ja gesagt auf Rat beeindruckender Menschen, ohne meinen Herrn gefragt zu haben. Und nun kamen die Nöte.
Ich habe eine schwere Zeit durchgemacht, bis mein lieber Bruder Alfred Christlieb mir half. Ich werde nie die tröstliche Gesprächsrunde vergessen, in der ich ihm das vorlegte. Er sagte: „Bitte Gott um Vergebung. Und wenn der Weg nicht rückgängig zu machen ist, dann bitte ihn, dass er mitgeht.“
Das habe ich getan, und dann hat Gott auch den falschen Weg gesegnet. Ich war dann fröhlich Jugendpfarrer, und Gott hat es gesegnet. Im Weiglerhaus war viel Leben von jungen Menschen. Aber ich merkte, dass am Anfang dieses Weges ein Unglaube stand.
Ich habe damals gelernt, wie gefährlich es ist, für irgendeine Sache Ja zu sagen, bevor man den Herrn gefragt hat. Der Weltmensch versteht das nicht, er geht immer seine eigenen Wege. Aber ich rede von Kindern Gottes, die einen Anfang mit dem Herrn gemacht haben.
Es ist eine biblische Wahrheit, dass man manchmal Ja sagt und später überlegt, ob das eigentlich Gottes Wille war. Josaphat konnte später auch nicht mehr zurück, obwohl die ganze Sache offenbar gegen Gottes Willen war.
Der Krieg war verkehrt. Josaphat wurde das vom Moment des Vers vier an klar, aber er fand keinen Weg zurück, keinen Aufbruch mehr.
Ich denke an manche Verlobungsgeschichte. Als Jugendpfarrer bin ich umgeben von Liebesgeschichten. Was glauben Sie, wie viel Aufregung und Sorgen ich nicht nur mit eigenen Töchtern, sondern auch mit all meinen jungen Leuten habe?
Nein, mit Töchtern hatte ich keine Sorgen, pardon, da hatte ich immer nur Freude. Auch mit meinen jungen Freunden habe ich viel Freude, aber manchmal auch Sorgen, dass nichts Falsches daraus wird.
Lieber, wie oft kommt es vor, dass ein junger Mann oder eine junge Frau bei mir sitzt und über ihre Ehe weint. „Es klappt nicht, mein Mann trinkt, oder meine Frau …“ Dann frage ich: „Habt ihr eigentlich, als ihr euch verlobt habt, gebetet und gesagt: ‚Herr, mach mir klar, ob das dein Wille ist‘?“
Dann kommt die Antwort: „Nein, das haben wir nicht getan.“ Und dann wundert man sich, dass man in so einer wichtigen Sache wie der Heirat ohne die Führung des Herrn einfach losmarschiert ist und am Ende alles schiefgeht.
Ich sage dann: „Jetzt habt ihr es angefangen. Ich darf nicht einfach zur Scheidung raten, auf keinen Fall. Jetzt müsst ihr so handeln wie ich damals als Jugendpfarrer: Gott um Vergebung bitten und darum bitten, dass er aus der verpfuschten Sache noch etwas macht.“ Das kann er.
In Berufssachen bekommt man manchmal Aufforderungen, die ganze Geschichte lockt. Da sollte ein Kind Gottes auf den Rat hören, den Pastor Christlieb mir damals gab. Er sagte: „Mein lieber Wilhelm Busch, merk dir für alle Zeiten: Wenn eine wichtige Lebensentscheidung ansteht, dann frage deinen Heiland, ob es richtig ist. Wenn du keine Klarheit bekommst, dann tue nichts und bleibe auf der Stelle.“
Er sagte: „Ich will dich mit meinen Augen leiten. Er wird dir Klarheit geben.“ Ich sagte: „Ja, so bleibst du immer Pfarrer in einem kleinen Nest und kommst nie weg.“ Er antwortete: „Das ist eben Gottes Weg für dich.“
Es ist so unendlich wichtig. Ich sage noch einmal: Für Weltmenschen bedeutet das nichts. Von unbekehrten Weltmenschen sagt die Bibel, sie seien wie Spreu, die der Wind zerstreut. Es gibt keine Führung Gottes für sie. Sie werden vom Wind getrieben, das heißt von ihren Trieben, ihren Lüste, der öffentlichen Meinung, den Ratschlägen von Tante Augustin, Tante Eulalia und so weiter. Das ist der Wind, der sie treibt.
Aber wer sein Leben in die Hand seines Erlösers gegeben hat, der soll auch die Konsequenz ziehen und sich von ihm führen lassen.
Es gibt ein Lied, das heißt: „Nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein seliges Ende und ewiglich.“
Manche Pfarrer heute meinen, Gott werde damit kein Dienst getan, weil sie gegen dieses Lied kämpfen, da es so sentimental sei. Das ist halb richtig. Das Lied ist allmählich sentimental gemacht worden, sodass man es so versteht: „Du nimmst meine Hände und führst mich, zahlst und drehst die Orgel, und ein gottloser Mensch singt es und denkt, der liebe Gott soll schon mitgehen und alles gut machen, was ich tue.“
So ist das Lied nicht gemeint. Es ist nicht sentimental, es ist unendlich ernst. „Führe mich“ heißt: Ich gebe meinen eigenen Willen auf. Herr, du sollst deinen Willen durchsetzen in meinem Leben – bis an mein seliges Ende. Nicht nur heute und morgen, sondern mein Leben lang bin ich bereit, jeden Tag meine Lebenspläne deinem Willen zu opfern.
Nun steht hier die Frage: Wie erkenne ich den Willen Gottes? Hier wurden Propheten gefragt, nicht wahr?
Ach, liebe Freunde, ich will euch sagen: Ich kann nur bezeugen, dass Gott tausend Mittel hat, uns klarzumachen, was sein Weg ist. Es gibt den Rat von Brüdern und Freunden, den soll man nicht verachten. Im Wort Gottes gibt es manch klaren Rat.
Ich will euch sagen: „Ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Der Herr kann einem innerlich ganz klar machen, was sein Weg ist.
Je verborgener unsere Zeiten sind, desto gewisser sollten wir in unseren Wegen sein – auch im kleinsten Leben. Auch im kleinsten Leben können wir fröhlich wandern.
Josaphats Unterschied zu Ahab und die Rolle der falschen Propheten
Es war unklug, dass Josabat plötzlich sagte: „Wir wollen den Herrn fragen“, nachdem er leichtsinnig zugestimmt hatte, diesen Krieg mitzuerleben. Dennoch ist es schön, wie sich Josabat hier von dem gottlosen Aachen unterscheidet. Der Aachen kommt gar nicht auf die Idee, den Herrn im Rat zu fragen. Er sagt: „Welche politische Sache hat mit der Religion etwas zu tun? Nichts! Kirche ist Kirche und Politik ist Politik, und die haben nichts miteinander zu tun.“
Dieses Denken hört man heute überall, und es ist ein Geschrei, das wir kaum überhören können. So handeln viele Politiker gottlos und brutal, während die Christen in ihren Kirchen sitzen und alles über sich ergehen lassen. Ja, so hat der Aachen gesagt.
Hier aber hören wir, dass man in solchen Dingen auch einmal fragen kann: „Was ist dein Wille, Herr? Nein, dein Wille!“ Dem Aachen kommt nicht im Entferntesten die Idee, den Herrn in so einer Entscheidung zu fragen. Vielleicht kam ihm die Idee, dass es ja immer einen König in Israel gab, und er dachte: „Wenn ich den Herrn frage, wird er den ganzen Krieg durchleuchten. Nein, ich frage lieber erst gar nicht, denn ich weiß ja ganz genau, was er antwortet.“
Meist weiß man es nämlich noch nicht. Aber bei Josabat wacht das Gewissen auf: Sollte man nicht den Herrn fragen? Zwar ein bisschen spät, aber es ist doch da. Das ist das Schöne bei Kindern Gottes: Da gibt es ein unruhiges Gewissen, das wankt. Da redet Gott noch im Gewissen, da alarmiert Gott noch: „Das stimmt nicht bei dir, das ist nicht richtig.“
Ich habe einmal eine nette Geschichte gelesen, vielleicht haben Sie sie auch schon gehört. Solche Geschichten aus Traktaten, die man kennt. Es war von einem Bauernhund die Rede. Eines Nachts wacht der Bauer auf, weil der Hund schrecklich bellt. Der Bauer geht zum Fenster, doch der Hund bellt weiter. Der Bauer ruft: „Still, Karo!“ Doch der Hund bellt weiter. Schließlich wird der Bauer so wütend, dass er seine Flinte von der Wand nimmt, um den Hund zu erschießen. Endlich ist Ruhe. Der Hund ist tot, der Bauer kann schlafen. Am nächsten Morgen findet er seinen Stall ausgeräumt vor.
So kann man sein Gewissen erschießen. Man kann sein Gewissen totkriegen, indem man sich einfach daran gewöhnt, seine eigenen Wege zu gehen. Man kann sich an Sünden gewöhnen. Man kann sich ans Lügen gewöhnen. Und wenn das Gewissen rebelliert, überfährt man es so lange, bis es totgeschossen ist. Das ist möglich. Aber es ist schlimm, denn das ist der sicherste Weg in die Hölle.
Kinder Gottes sind Menschen mit einem wachen Gewissen, das noch alarmiert. Der Geist Gottes findet noch einen Ansatzpunkt. „Josabat, die Sache stimmt nicht.“ Man spürt das.
Können wir aus Vers 4 lesen? „Und Josabat sprach zum König Israels: Frage doch heute das Wort des Herrn!“ Hier spürt man plötzlich eine Not heraus. Ein unruhiges Gewissen ist erwacht, die ganze Sache stimmt nicht.
Ach, wie schön sind diese unruhigen Gewissen von Christen! Sie machen es der Welt manchmal unbequem. Für Josabat war es selbst unbequem, und doch eine herrliche Sache.
Die falschen Propheten und die politische Verblendung
Und nun gehen wir weiter. Im nächsten Abschnitt treten die falschen Propheten auf. Der König von Israel versammelt 400 Propheten und fragt sie: „Sollen wir gegen Ramot in Gilead zum Kampf ziehen, oder sollen wir darauf verzichten?“ Sie antworten: „Zieht hinauf, Gott wird es dem König geben.“
Wir werden im Folgenden sehen, dass Gott Ramot in Gilead nicht in die Hände gegeben hat. Diese Männer haben also glatt gelogen. Aber sie sagten sich: Diese 400 Propheten, die der König bestellt hat, sie bekommen ihr Gehalt. Das waren Hofprediger, die mit Verdienstkreuzen geschmückt waren. Man konnte sehen, wie die Orden von ihren Bruststücken blinkten. Das waren verdiente Männer, die immer ihren christlichen Salböl über das schmierten, was der König gerade tat.
So etwas hat es zu allen Zeiten gegeben, bis in unsere heutige Zeit hinein. Wenn ich nur daran denke, wie unsere Kirche 1945 sagte, dass sie auftreten müsse, damit nie mehr Krieg sei, und wie sie allmählich sagte, man wolle aber die Kriegsdienstverweigerer schützen. Heute geben sie schon ihren Segen zur Atombombe.
Schließlich muss ich erleben: Diese 400 Männer bekommen ja Staatszuschüsse. Gott sei Dank, das ist das Schrecklichste. Es ist das Schrecklichste, dass ein Abt sich 400 Propheten halten kann, die den religiösen Segen geben zu dem, was ein gottloses Weib, Isebel, zuvor beschlossen hat. Denn das Ganze ist ein Plan von Isebel, einer heidnischen Prinzessin.
Es ist dumm, wenn man als Pfarrer so etwas sagt, aber was bleibt mir übrig? Hier steht es ja, dass es so etwas gibt. Ich vergesse nicht den Militärpfarrer, zu dem ich als junger, erweckter Mann ging – mit Angst vor der Hölle. Ich fragte ihn: „Herr Pfarrer, was soll ich tun, damit ich nicht in die Hölle komme?“ Wir hatten eine Felduniform, und ich war nur Leutnant, er hatte den Majorsrang. Und da sagt der Herr Leutnant: „Sie dürfen nicht grübeln, Deutschland muss siegen, und Deutschland über alles.“
Mein Schreck war groß, ich sagte: „Sie wissen das auch nicht?“ „Naja, man muss das auch nicht wissen, was man tun soll, um selig zu werden.“ Er war auch so ein Hofprediger, der sagte: „Zieht hinauf nach Frankreich, Gott wird Paris in eure Hände geben.“ Das ist ein sehr ernstes Thema, meine Freunde.
Vielleicht darf ich mal einen Namen nennen, der Ihnen vielleicht im Moment bekannt ist: Niemann. Dieser Mann ist zumindest davor geschützt, dass er dem König nach dem Munde redet. Er hat jedes Mal seine Popularität aufs Spiel gesetzt. Darum sollten Christen zumindest diesem ernsten Mann nicht in den Rücken fallen. Zumindest nicht in den Rücken fallen. Wenn Sie eine politische Meinung haben, fragen Sie sich, ob der Mann nicht etwas Prophetisches sagt.
Er ist mir jedenfalls immer wieder sympathischer als all die Pastoren, die sich seit 1945 bis heute langsam wieder umgeschart haben. Dann lieber gar nichts Politisches sagen. Aber das ist mir unheimlich.
Verstehen Sie, im 2. Timotheusbrief steht ein schreckliches Wort. Ich muss das gerade eben vorlesen: 2. Timotheus 4,3. Da heißt es: „Es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufsuchen werden, die ihnen die Ohren kitzeln.“
Ahab wollte Prediger haben. So religiös war er. Da genügte nicht ein Prophet, sondern 400, ich bitte Sie! Was war das für ein Konklave? Vierhunderte, die sofort zaubern konnten. Man musste die Sache nicht in acht Tagen verschieben. Sie waren sofort da, doch sie mussten reden, was Herrn Ahab gefiel.
„Zieht hinauf nach Ramot in Gilead!“ Doch es ekelt einen an, dass der Name Gottes in diese schmutzige Geschichte hineingenommen wird. Das ist wohl das Schrecklichste: Dass es in der Kirche immer wieder Zeiten gegeben hat, in denen die Kirche so abhängig von der öffentlichen Meinung wurde, dass sie nicht mehr zur Buße rief, sondern den Menschen sagte, was sie gern hören wollten.
Ein Beispiel: Heute ist es üblich geworden, goldene oder silberne Konfirmationen zu feiern. Ich habe wenig mit dem Jugendpfarrer zu tun, aber bei der goldenen Konfirmation kommen die Leute zusammen, die vor 50 Jahren konfirmiert wurden. Es gibt einen Gottesdienst, sie gehen zum Abendmahl, dann gibt es Kaffeetrinken. Dabei erinnern sie sich an den lieben Pastor Schulze und daran, wie sie damals noch schöne Haare hatten – heute haben viele Glatzen.
Neulich sagte ein ernster Christ: Eine solche Konfirmation könnte doch eigentlich nur so aussehen, dass man die versammelten Leute fragt: „Ihr habt damals vor dem Altar Gottes dem Herrn Jesus versprochen, ihm treu zu bleiben. Habt ihr das getan?“ Dann gäbe es ein Bußfeuer über zerbrochenen Versprechen, und es gäbe keinen Kaffee mehr.
Ich weiß nicht, es ist einfach schauerlich, dass hier kirchliche Dinge gefeiert werden, während die Menschen an der Buße und der heilsamen Umkehr vorbeigehen und sich schuldig machen am Segen.
Als ich das heute Nachmittag wieder für mich gelesen habe, diese Stelle, habe ich innerlich Not empfunden. Das kann ich Ihnen ganz offen sagen: Es ist für einen Prediger nicht leicht, eine gewisse Popularität aufs Spiel zu setzen, um der Wahrheit willen.
Was für Mut hatte der Herr Jesus, dass er so redete, dass viele hinter ihm weggingen und nur noch zwölf übrig blieben! Da graust es mich davor, dass eines Tages, um der Wahrheit willen, hier am Sonntagmorgen nur noch zwölf Leute sitzen. Das verstehe ich nicht.
Nun muss ich sagen: Israel hatte den König Ahab, weil es einen König Ahab verdiente. Und es hatte 400 falsche Propheten, weil es 400 falsche Propheten verdiente. Die Christenheit hat ja auch immer die Prediger, die sie verdient, oder nicht?
Ich danke Gott, dass mich in Essen, als kaum ein junger Pfarrer hier war, ein paar alte Brüder wie der alte Bruder Böhm oder der Bruder Gruber, ein Grubenschmied, schlichte und vornehme Leute, aufsuchten und mich über die Predigt und in der Bibel zur Rechenschaft zogen. Sie sagten: „Das ist nicht wahr, was du gesagt hast.“ Da habe ich darüber gebetet, wir haben Gott um Vergebung gebeten, und ich musste es richtigstellen.
Ich dachte: Gesegnete Gemeinde, die solche Leute hat, die einem Pastor den Kopf waschen können über die Lehre, über die Predigt: „Wo steht das, Herr Pastor?“
Diese Hofprediger kannte auch der Herr Jesus. Er sagte: „Hütet euch vor falschen Propheten, sie kommen in Schafskleidern, sind aber reißende Wölfe.“
Manchmal, wenn ich meine Jungs vor mir sehe, denen ich Jesus verkündigen möchte, dann denke ich: Was wird aus euch werden? Und ihnen kann ich zunächst einmal schlicht sagen: „Das ist ein Pastor, der wird euch die Wahrheit sagen.“
Ich kann ja eigentlich nicht gut sagen: „Sei vorsichtig, Mensch.“ Oder kann ich das sagen?
Es ist so wichtig, das möchte ich Ihnen als reiferen Christen sagen: Sie sollen ein Gespür für die Stimme der Wahrheit haben. Ahab hatte das nicht mehr. Er ließ schmunzelnd diese 400 Kerle reden und freute sich daran.
Aber damit kommen wir zum Nächsten.
Josaphats gesunder Zweifel und das Misstrauen gegenüber falschen Stimmen
Josaphat hatte noch ein Gespür für die Stimme der Wahrheit. Sehen Sie, da haben die vierhundert Kerle losgeredet, geschnattert und gepredigt – das hat nur so gehagert, nicht? Und da sagt Josaphat: Gibt es hier nicht noch einen Propheten des Herrn? Ich meine, vierhundert sollten doch genügen.
Das ist der nächste Abschnitt, den ich überschreiben möchte: Das gesunde Misstrauen eines geistlich gerichteten Menschen. Wie kommt Josaphat dazu zu begreifen, dass die vierhundert Kerle Blech reden? Er kann ihnen nicht beweisen, dass sie Unsinn reden. Aber was sie sagen, geht nicht an sein Herz. Er fühlt, dass das nicht Gottes Stimme ist.
Woher weiß er das? Ich habe darüber nachgedacht, wie Josaphat zu diesem eigenartigen Misstrauen gegen die vierhundert ausgekochten Hoftheologen des gottlosen Abgangs kommt. Dabei bin ich auf die Stelle in Johannes 10 gestoßen – dieses wundervolle Kapitel, in dem Jesus von sich als dem guten Hirten und von seinen Schafen spricht.
Dort sagt Jesus, er brauche verschiedene Bilder für sich. Er sagt: „Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, wird selig werden.“ Dann sagt er: „Ich bin der gute Hirte.“ Er ist also die Tür und der gute Hirte. Der Hirte führt die Schafe aus, und dann steht dieses phantastische Wort da: Einem Fremden folgen die Schafe nicht, denn sie kennen die Stimme des Fremden nicht.
Der Herr Jesus sagt einfach: Wer zu meiner Herde gehört, der kann beurteilen, ob die Stimme des guten Hirten erklingt oder die eines Fremden. Wenn eine fremde Stimme ertönt, fürchten sich die Schafe. Selbst wenn der Hirte ruft, kommen die Schafe angelaufen, aber wenn ein Fremder ruft, laufen sie weg.
Schafe gelten als Urbild aller Dummheit – sie würden mich verklagen, wenn ich sie so nennen würde. Doch gerade diese dummen Schafe erkennen die Stimme ihres Hirten. Und nun sagt Jesus: Was die dummen Schafe können, das können auch die von mir erkauften Kinder Gottes. Sie können die fremde Stimme von der Stimme des Hirten unterscheiden.
Mehr kann ich jetzt hier nicht sagen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie zur Herde Jesu Christi gehören und das singen können: „Weil ich Jesus Schäflein bin oder Großschaf in meinem Wegen, freue ich mich immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewahren. Unter seinem sanften Stab gehe ich aus und ein und habe unaussprechlich süße Weide, dass ich keinen Mangel leide. Und so oft ich durstig bin, führt er mich zu Brunnen hin.“
Wenn ich die schönsten religiösen Geraden höre, ist das oft eine fremde Stimme. Denn ich bekam von außen einen Brief, der mich sehr bewegt hat. Da schreibt ein Mann, er sei Christ geworden, und seine Mutter stehe unter dem Einfluss eines religiösen Propheten, der seine eigene Lehre entwickelt hat. Aus allen Religionen nimmt er das Beste – nicht Bahai, das ist bei jedem Deutschen seine eigene Religion –, ein bisschen Christentum, ein bisschen Islam, ein bisschen Eigenideen, ein bisschen Idealismus, ein bisschen Blödsinn. So stampfen sie sich zu einem großen Mann.
Die Mutter sei diesem Mann völlig verfallen, und nun ist er in Not. Seine Mutter hat gesagt: „Wenn du mit mir verkehren willst, dann nur, wenn du dabei bist.“ Nun fragt er mich um Rat. Seine liebe Mutter schiebt ihm ein paar Schriften zu, ich sage mal Bruchstücke, ob er das könne. Dann waren sie schon ab anderswo von diesem Propheten.
Ich kann Ihnen sagen: eine solche leere Schelle! Aber wissen Sie, Worte sind alle vom Lichtstrahl Gottes geboren. Unsere Seele sehnt sich nach dem Lichtstrahl Gottes, und das geht der Vernunft so ein. Da können sie sich richtig erheben, ohne dass ihr Herz auch nur eine Spur geändert wird.
Vielleicht ist das beim Frauengemüt besonders eindrücklich schön, weil es ohne jede Kante und Ecke ist. Die ganze Geschichte ist nur so ein tolles Phasengeklingel. Und dann erschüttert es mich, wie seine Mutter nun völlig dieser fremden Stimme erliegt und so ein Sohn darunter leidet.
Das ist eine fremde Stimme, kann ich mir nicht anders vorstellen. Es reicht, wenn eine Familie daran kaputtgeht. Aber ich kann die Form der fremden Stimme nicht ertragen, wenn der Heilige Geist in unserem Herzen regiert. Ich wünsche Ihnen den Heiligen Geist, denn nicht nur große Apostel hatten ihn.
„Ich will ausgießen meinen Geist über alles Fleisch“, sagt der Herr. Den Heiligen Geist dürfen alle empfangen, die ihre Hand in den Herrn Jesus legen. Wo der Heilige Geist ist, da bekommt man ein Unterscheidungsvermögen – auch für so vierhundert falsche Propheten.
Micha, der Sohn Jemlas – das räudige Schaf
Jetzt, im nächsten Abschnitt, überschreibe ich das räudige Schaf, das räudige Schaf.
Der König von Israel sprach zu Josaphat: „Es gibt noch einen Mann.“ Komisch, wie das ineinandergeht. Eigentlich ist ja niemand mehr da. Doch, es ist noch einer da, aber ich bin im Gram. Denn er sagt nichts Gutes über mich und prophezeit nur Böses – nämlich Micha, den Sohn Jemlas.
Was musste dieser Mann ertragen? Man sollte meinen, man müsste das bedenken: Gott hat immer wieder solche Leute wie diesen Micha. In einer Zeit, in der die ganze Prophetenschar dem König Honig ums Maul schmiert und redet, was ihm gefällt, steht dieser eine Mann noch da und sagt einfach, was Gott befohlen hat. Ein einzelner Mann, der gegen den Strom schwimmt.
Ich muss Ihnen die Geschichte noch einmal erzählen. Verzeihen Sie, die Alten kennen sie schon, meine treuen Freunde. Vor vielen Jahren bekam ich eine Einladung, eine Festpredigt im Neunkirchenkreis Siegen zu halten. Das ist der freie Grund, der von der Siegerländer Erweckung am stärksten geprägt wurde. Das war herrlich! Heute Morgen hatten wir einen Festgottesdienst mit einem Gewimmel junger Männer. Danach wurde der Männer- und Jünglingsverein auf der Straße fotografiert. Es war eine große Menge Fotografen da.
Dann kamen zwei junge Männer herangeschlendert und fragten, warum sie denn nicht im Männer- und Jünglingsverein dabei seien. Sie antworteten, sie gehörten zur Baptistengemeinde. Aber sie waren auch im christlichen Verein, das ist im Neunkirchenkreis so. Ich hatte gedacht, sie seien im Fußballverein, aber nein, sie waren Baptisten und somit auch dabei – nur in einer anderen Kompanie.
In diesem gesegneten Nest, wo die Erweckung vor hundert Jahren begann und bis heute ein starkes geistliches Leben durch drei Generationen hindurch besteht, gaben mir die Brüder in der Mittagspause ein Büchlein in die Hand: die Geschichte dieses Männer- und Jünglingsvereins.
Ich las die entzückende Geschichte, wie die Erweckung in Siegen und Freudenberg, in der Umgebung von Siegen, vor hundert oder hundertfünfzig Jahren mächtige Wellen schlug. Der freie Grund war damals eine Talschaft, die noch völlig unberührt war.
Dort wirkten rationalistische Pfarrer, die nur nach der Vernunft predigten: Gott, Tugend und Sterblichkeit. Sie hatten die Bibel gründlich entmythologisiert und ließen nur noch das gelten, was der Vernunft einleuchtete.
Ein alter Pfarrer wurde pensioniert, und in seiner Abschiedspredigt stand ein paar Sätze, in denen er Gott dankte, dass das Feuer dieser religiösen Schwärmerei von seiner Gemeinde ferngeblieben sei. Doch dann platzte ihm der Kragen.
Bis auf ein einziges räudiges Schaf in Altenselbach, das war noch da. Dort war ein Mann, der sich bekehrt hatte, und das Feuer war auf ihn übergesprungen – das räudige Schaf in Altenselbach.
Ich weiß nicht, wer dieses räudige Schaf war, aber er war ein Kerl, ein räudiges Schaf in Altenselbach, das durch 150 Jahre hinweg hier ein Denkmal bekommen hat. Er hat angefangen und erklärt: „Ich bin ein Sünder, aber Jesus macht mich gerecht, und alles andere ist dennoch nicht wegen Tugend.“
An diesen Mann wurde ich erinnert, an das räudige Schaf in Altenselbach. Der Ausdruck hat mir sehr gefallen. Er erinnert an einen Pfarrer, wie er damals hieß – vielleicht Schulz oder so ähnlich – in Magdeburg zur selben Zeit.
Damals war Magdeburg völlig von der Aufklärung erfasst. Die Pfarrer predigten langweilige Morallehren von der Kanzel, die Kirchen waren leer. Dann erweckte Gott einen jungen Pfarrer, der predigte, dass wir verlorene Menschen seien, aber Jesus bußfertige Sünder annimmt und durch sein Blut vor Gott gerecht macht.
Die Kirchen füllten sich, denn das Evangelium hat eine große Anziehungskraft. Natürlich gab es ein großes Trommelfeuer gegen ihn. Bei einer großen Gesellschaft, bei der Subrenten und verschiedene Pfarrer anwesend waren, sagte der Bürgermeister beim Glas Wein, dieser rückständige Pfarrer sei wohl ein ziemlicher Esel.
Das verbreitete sich in Magdeburg: „Er ist ein Esel.“ Am nächsten Sonntag ging der junge Pfarrer auf die Kanzel und sagte: „Jeder weiß, dass ich ein Esel bin. Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Aber ich möchte wenigstens der Esel sein, auf dem der Herr Jesus in Magdeburg einreitet – wie ein Esel, durch den er einst in Jerusalem eingeritten ist.“
Sehen Sie, Gott hat immer solche Michas, Söhne Jemlas, die im Glauben stark geworden sind und sich durch das schöne Gesäusel nicht von der gründlichen Botschaft der Bibel abbringen lassen. Von der Botschaft über den verlorenen Zustand des Menschen, die Möglichkeit der Umkehr, Versöhnung, Vergebung der Sünden und Rettung.
Dieser Micha, der Sohn Jemlas – der Name spricht Bände. Micha heißt: „Wer ist gottgleich?“ Vielleicht hat er sich den Namen erst später zugelegt. Er vermittelte den Eindruck von Heiligkeit und Ernst vor Gott.
Wer das begriffen hat, verliert ein bisschen Respekt vor König Ahab. Er gewinnt den Mut, Ahab zu sagen, dass seine ganzen 400 Hofpropheten ein großer Schwindel sind.
Ungewöhnlich ist, dass Ahab sagt: „Ich bin im Gram, denn er sagt mir Böses.“ Was soll der Prophet einem so gottlosen König noch weissagen, wenn nicht Böses? Was ist diesem König abzusagen, als Gottes Gericht über ihn?
Mehr war hier nicht zu sagen. Der Arzt hätte sagen müssen: „Ich bin im Gram, denn er sagt mir die Wahrheit.“ Die Wahrheit kann oft sehr böse sein. Wenn ein Arzt operiert, kommt er nicht mit einem kleinen Weihrauchkessel und wedelt ein bisschen hin und her. Er braucht ein Messer!
Und die Wahrheit hat immer ein Messer! Wenn Gott mir meine Sünde aufdeckt, tut das weh. Da zerbricht man. Da weint Petrus. Nicht wahr? Da weint Starkemann Petrus.
Also Messer – das ist kein Gesäusel. Wenn ein Herz zerbricht und zum Glauben kommt, sind das große und harte Dinge. Wahrheit ist nicht einfach.
Da sagt er: „Ich bin ihm gram. Ich habe gerne Leute, die mir schmusen, aber nicht gerne Leute, die mir die Wahrheit sagen.“ So hat auch Herodes gesagt: „Ich bin Johannes gram, weil er mir meinen Ehebruch vorgehalten hat.“ Und Pilatus sagte: „Ich bin Jesus gram, weil er mich nach der Wahrheit gefragt hat.“ Er geht ständig aus dem Weg.
Überlegen wir, ob wir den Mut haben, der Wahrheit standzuhalten. Wer es mit Gott zu tun bekommt, muss der Wahrheit standhalten.
