Einführung in das Thema des Sterbens und alltägliche Konflikte
Wir kommen nun zu Kapitel 14 im Römerbrief, Seite 170 in den ausgelegten Bibeln. Paulus behandelt hier das Thema unseres Sterbens anhand eines ganz praktischen Alltagskonflikts, der sich damals offenbar häufiger zugetragen hat. Dieser Konflikt ist uns auch heute nicht ganz unbekannt.
Es handelt sich um ein Problem, bei dem schwerwiegende Differenzen und Irrwege auftreten. Paulus hat solche Themen stets sehr unverblümt und unverhüllt angesprochen, kritisiert und ans Licht gebracht. Andererseits gibt es auch harmlose, unwichtige Nebenfragen und Randfragen.
Über diese Thematik werden wir am nächsten Sonntag noch etwas ausführlicher sprechen, wenn wir den zweiten Teil dieses vierzehnten Kapitels behandeln – über die Schwachen und die Starken.
Paulus sorgt sich darum, dass wir in Randfragen und unwesentlichen Nebenfragen – zu denen ich heute ganz bestimmt viele politische Fragen zählen möchte – nicht zerstreiten. Diese Fragen trennen vielfach die Christenheit, obwohl wir darin sehr verschieden denken können. Das liegt daran, dass es keine Heilsfragen sind.
Umgang mit Meinungsverschiedenheiten in der Gemeinde
Den Schwachen im Glauben nehmt an, aber streitet nicht über Meinungen. Der eine glaubt, dass er alles essen darf, der Schwache aber isst nur pflanzliche Nahrung. Das war also schon damals so. Heute gibt es wieder eine Strömung, die aus gesundheitlichen oder ideologischen Gründen so handelt.
Wer ist der, der den anderen verachtet? Der eine ist, der andere nicht. Wer nicht ist, der richtet den anderen nicht. Denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt mit seinem eigenen Herrn. Er wird aber stehen bleiben, denn Gott kann ihn aufrecht erhalten.
Der eine schätzt einen Tag höher als den anderen, der andere achtet alle Tage gleich. Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. Wer bestimmte Tage beachtet, der tut es für den Herrn. Wer es tut, richtet seinen Blick auf den Herrn und dankt dabei. Wer es nicht tut, lässt es im Blick auf den Herrn und dankt Gott ebenfalls.
Es geht hier nicht um den Sonntag, der bei Paulus eine große Bedeutung hat. Offenbar geht es um andere Fastenvorschriften, die mit bestimmten Festtagen verknüpft wurden. Wahrscheinlich war es immer auch noch das jüdische zeremonielle Gesetz, das in diese neuen Gemeinden hineinragt.
Leben und Sterben gehören dem Herrn
Denn keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Darum, ob wir nun leben oder sterben, gehören wir dem Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.
Du aber, warum richtest du deinen Bruder? Oder du, warum verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben: „So wahr ich lebe“, spricht der Herr, „mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen, um zu werden.“ Und jeder wird für sich selbst Gott Rechenschaft geben.
Darum lasst uns nicht mehr einer den anderen richten. Richtet vielmehr euren Sinn darauf, dass niemand seinem Bruder Anstoß oder Ärgernis gibt.
Die Herausforderung des Todes und menschliche Reaktionen
Lieber Herr, gib uns jetzt Glauben. Armin.
Liebe Schwestern und Brüder, heute ist ein schwerer Tag für viele unter uns. Sie denken zurück, und jede Erinnerung ist eine Wunde. Über dem Schmerz, den sie erlitten haben, stehen nicht nur die Schmerzen des Verlusts, sondern auch das Gefühl des Versäumten. Man denkt: „Ich hätte manches gerne noch in Ordnung gebracht, kann es aber nicht mehr tun.“
Ein schwerer Tag ist es auch, weil man an die unerbittliche Macht des Todes erinnert wird. Ich verstehe sehr gut, wenn Menschen heute die Gedanken an den Tod verdrängen. Es ist sehr schwer, so darauf zuzugehen.
Wahrscheinlich hat jeder von uns den stillen Wunsch und sagt: „Herr, wenn du mir freundlich sein willst, dann lass mich einmal ganz plötzlich und unbewusst sterben.“ Denn das Schwerste ist doch sicher, langsam auf den Tod zuzugehen – so wie es heute an diesem Tage viele tun, die schon vor sich sehen, dass die Gesundung sich nicht mehr einstellen wird.
Das Leidenslager und unsere moderne Gesellschaft haben ja gar keine Lösung. Sie sagt nicht, dass man diesen Menschen das Leben verkürzen soll, weil man die Last gar nicht mehr ertragen kann – die schwere Last, auf den Tod zuzugehen.
Das Bild des Todes als Bedrohung und die menschliche Angst
Ich wollte immer gern einmal einen Film drehen. Wahrscheinlich würde ihn aber niemand ansehen. Es sollte noch einmal dargestellt werden, wie unsere ganze Welt heute eingesperrt ist – von dieser Todesmacht.
Es ist ja wirklich nicht nur die politische Gefahr eines irgendwann ausbrechenden Krieges. Viel näher liegt uns allen der eigene Tod. Und der kommt so sicher und sehr früh, viel früher, als man immer gedacht hat.
Ich wollte diesen Film drehen, in dem eine Gruppe von Menschen in einem Raum eingesperrt ist. Ein Geiselnehmer hat sie dort zusammengetrieben. Sie leben dort drinnen, unterhalten sich. Immer wieder, im Zeitraum von einer Stunde, kommt der Geiselnehmer rein und holt einen heraus. Man hört draußen den Schuss knallen.
Dann sitzen die anderen drinnen und wissen: Das kommt jetzt. Ich kann es ausrechnen. Bald bin ich dran. Bin ich der Nächste? Oder ist der andere der Nächste? So leben wir eigentlich.
Was entwickelt sich da drin in diesem Raum? Da fängt der eine an, das einfach zu vergessen.
Lebensfreude und Illusionen angesichts des Todes
Ich verstehe am besten, wenn Menschen angesichts des Todes in einer überschäumenden Lebensfreude leben und sagen: Lasst uns jeden Augenblick ausschöpfen und noch genießen, was uns erwartet – wer weiß, was danach kommt. Das versteht man noch gut.
Aber man versteht nicht, wenn Menschen sich Illusionen über das machen, was im Sterben geschieht. Illusionen dürfen wir als Christen niemals haben. Ich bin immer sehr erschrocken darüber, wie viele Theorien und Meinungen bei uns kursieren.
Der Tod ist so bitter, weil er die Hinrichtung unseres Lebens ist. Wir werden ins Gericht Gottes gezogen, und alles, was uns in dieser Welt bedeutsam und wichtig war, muss dahin. Wir sind dann plötzlich Sterbende, die nichts mehr fühlen, nichts mehr haben, entdecken oder schmecken können. Wir werden weggezogen.
Wir sollten uns keine Illusionen über das Sterben machen. Außerdem sollten wir ganz offen über den Schmerz des Todes sprechen. Denn wir dürfen Mitleid empfinden und mitfühlen mit dem, was andere bewegt, aber...
Die Zugehörigkeit zu Christus im Leben und Sterben
Nun möchte ich auch unseren Text ein paar Punkte einfach unterstreichen.
Das Erste: Wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn – im Vers 8. Das soll das Erste sein.
Was Christen unterscheidet, ist doch, dass wir nicht mehr mit unseren Gedanken am Tod hängen bleiben. Obwohl natürlich unsere Augen schmerzlich hängen bleiben, wenn wir heute Mittag noch an einem Grab stehen. Die wissen das ja.
Unser ganzes Fühlen und Empfinden ist so mit dem Tod verbunden, dass wir dauernd damit zu tun haben und es empfinden. Aber wir reden von der Herrschaft Jesu, dass unser Blick auf Jesus, den Herrn, schaut.
Wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.
Das Leben und Sterben im Blick auf Jesus als zentrale Achse
Nun möchte ich das noch einmal in einem Bild darstellen, und zwar wie bei einem Rad, in dessen Mitte die Achse sitzt. Wenn das Rad überhaupt laufen soll, dann kann unser Leben nur funktionieren, wenn es immer um Jesus, den Herrn Christus, geht. Auch mein Sterben kann nur dann richtig geschehen, wenn ich nicht in eigener Verantwortung handle, sondern im Namen Jesu.
Das muss ich noch einmal erklären: Es ist bei uns selbstverständlich, dass wir unser Leben in eigener Regie leben. Wir sagen: Das möchte ich selbst entscheiden, das möchte ich für mich prüfen. Auch beim Sterben ist es so, dass niemand das für den anderen übernehmen kann. Jeder muss diesen Weg selbst gehen. Die Eltern können das nicht für die Kinder tun, und die Kinder nicht für die Eltern, auch nicht der Ehegatte für den anderen.
Paulus beschreibt das so, wie es im Leben ist. Genauso ist es auch beim Sterben, dass ich jeden Augenblick meines Lebens und meines Sterbens in der Gegenwart Jesu leben darf. Es ist immer gut, dass der Herr dazu gesetzt ist. In der Bibel ist „der Herr“ schon im Alten Testament ein Name für Gott selbst – derjenige, der alle Fäden dieser Welt in der Hand hat.
Die Hoffnung auf das ewige Leben und die Realität des Gerichts
Es gibt immer wieder Menschen, die sich besorgt fragen, ob wir Christen hier nicht unsere Gedanken schweifen lassen und ein wenig unsere Phantasie zu Hilfe nehmen. Sie denken dann immer wieder: „Das könnte doch auch das Hirngespinst der Christen sein, wenn sie da eine Ewigkeitshoffnung haben.“
Man muss ihnen gründlich erklären, warum das nicht so ist. Sie können sich umschauen: Christen reden von der Ewigkeitshoffnung. Viele Christen sind sehr glaubenslos angesichts der Todesmacht. Wenn der Tod kommt, können sie sich gar nichts mehr einreden. Sie können schon in etwa ahnen, wie das einmal sein wird in ihrer Todesstunde, wenn sie die bewusst erleben. Da reden sie sich nichts mehr ein.
Die Hoffnung auf ewiges Leben ist immer vom auferstandenen Herrn Jesus selbst geweckt worden, schon bei den ersten Jüngern, die Zweifel am Grab Jesu hatten. Dann haben die Engel es ihnen zuerst gesagt, und dann ist Jesus ihnen begegnet und hat ihnen gesagt: „Bleibt doch nicht stehen am Grab, schaut doch nicht dahin, sondern schaut auf Jesus, der lebt.“
Das ist jetzt ganz wichtig: Jesus hat den Tod aus den Angeln gehoben und demontiert. Der Tod ist nicht mehr diese machtvolle Zerschlagung meines Lebens. Für die, die in Jesus sind, ist das Sterben gerade im Lied ein Entschlafen.
Ich darf mich in meiner Todesstunde in die starken Hände Jesu befehlen, und ich weiß, dass mich der Tod nicht einen Augenblick halten darf, sondern dass ich ihn übergehen darf ins neue Leben.
Die Zukunftshoffnung und die neue Welt
Wir sollten uns auch heute sehr gründlich informieren, dass dieser Jesus uns ganz konkrete Zukunftshoffnungen schenkt – von dieser neuen Welt.
Wenn ich Sie zu Beginn des Gottesdienstes begrüßt habe mit den Worten, dass Gott die Tränen aus unseren Augen abwischt, dann steht dort noch viel mehr über diese neue Welt, auf die wir zusteuern.
Wir Christen haben eine sehr feste Hoffnung auf die Gerechtigkeit, die kommen wird, und auf einen neuen Leib, den Gott uns schenken wird. In diesem neuen Leben dürfen wir ihn preisen und ihm dienen – in der Ewigkeit.
Gott hat wichtige Aufgaben für uns bereit. Er wird uns in die Pflicht nehmen und uns Verantwortung übertragen. Wir werden gebraucht – auch in der Ewigkeit.
Darum sollte unser Herz schon dort hängen, auch wenn wir in dieser Welt noch einige wichtige Dinge zu tun haben. Wir leben oder sterben dem Herrn. Jeder Augenblick heute hat nur dann seinen Sinn, wenn er auf die Ewigkeit ausgerichtet ist. Alles andere wird uns später als versäumte, verlorene Zeit erscheinen.
Lassen Sie uns die Tage richtig nutzen! Wir leben oder sterben dem Herrn.
Ach, wäre ich doch schon stündlich vor dem großen Gott an seinem Thron und trüge meine Palmen!
Wir dürfen eine Vorfreude und Sehnsucht auf die Vollendung unseres Lebens haben.
Die Bedeutung des Gerichts und der Verantwortung jedes Einzelnen
Jetzt möchte ich noch etwas anderes unterstreichen. Entweder sehen wir es so, dass wir alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Vielleicht wissen einige von Ihnen noch, wie wir im letzten Jahr hier eine ganze Predigt nur über das Gericht gehalten haben.
Das ist mir heute wieder wichtig, weil sicher einige denken: „Ich habe das schon gehört, willst du uns denn Angst machen, wenn du vom Gericht redest?“ Nun, ich frage Sie einmal: Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind und Ihr Beifahrer sagt: „Pass auf, da vorne ist eine Radaranlage“, und Sie antworten: „Du machst mir Angst“, aber wenn dort wirklich eine Anlage steht, dann ist es doch besser, wenn Sie Ihre Geschwindigkeit anpassen.
Oder wenn Sie aus einer Flasche trinken wollen und jemand sagt: „Pass auf, da ist giftiges Zeug drin“, und Sie sagen: „Du machst mir Angst“, aber wenn das stimmt, dann ist das eine Warnung, die wir einander schuldig sind. Es wäre unverantwortlich, dies auch nur einmal zu verschweigen.
Nun ist das eine Kernfrage: Ist das Gericht in der Bibel nur eine altertümliche Vorstellung, oder ist es wahr? Es gibt überhaupt keinen Gedanken an die Zukunft in der Bibel, der nicht mit dem Gericht zusammenhängt.
Wenn Sie sich das einmal überlegen, werden Sie auch zugeben können, dass eigentlich höchstens Menschen wie Adolf Hitler die Verantwortung leugnen. Sie sagen: „Wenn ich sterbe, dann soll alles aus sein.“ Massenmörder sind nicht daran interessiert, dass es ein ewiges Gericht gibt. Wollen Sie in diese ehrenvolle Reihe gehören und sagen: „Mich interessiert nicht, was kommt, ich habe mein Leben gelebt“?
Jesus hat immer wieder gesagt: „Wir werden einmal Rechenschaft von unserem Leben ablegen.“ Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden. Paulus sagt das sogar im Blick auf die Christen, dass auch von uns einmal Rechenschaft gefordert wird: „Was hast du mit dem Garten getan?“
Wir müssen uns schämen über die vielen großen Gaben, die uns in der Gemeinde, in seinem Wort und in seinem Geist gegeben wurden. Was haben wir mit diesen Gaben in der kurzen Zeit unseres Lebens getan? Wir werden dann vor ihm stehen.
Die Verantwortung und Freiheit des Einzelnen vor Gott
Sie entschuldigen, dass ich Ihnen heute keine fröhliche Predigt halten kann, und doch schulde ich Ihnen das Wort. Es sind die Feuerflammen Gottes, die uns durchdringen bis in das Innerste unserer Seele und uns prüfen. Dabei wird uns bewusst, wo uns jedes Wort weh tut, das wir leichtfertig verletzend gesprochen haben.
Bei uns ist jeder Gedanke peinlich, wenn wir uns fragen: Was kann ich denn tun? Heute darf ich Reinigung beanspruchen und Vergebung. Ich darf auf jenes Gericht zugehen, in dem ich weiß, dass meine Schuld abgetragen ist. So darf ich fröhlich auf dieses Gericht zugehen. Wenn ich vor dem Richterstuhl stehe, sind meine Werke in Jesus getan, begonnen und vollendet.
So habe ich meine Arbeit begonnen, und so will ich dort erscheinen. Es heißt: „Jeder wird für sich selbst Rechenschaft geben.“ (Römer 14,12) Paulus hat dieses Gericht in einem Zusammenhang ausgesprochen, in dem es uns gar nicht mehr bewusst war. Er sagt es dort, wo in der Gemeinde in äußerer Form so viel übereinander kritisiert und gegeneinander gesprochen wurde.
Er sagt: Du brauchst den anderen gar nicht so zurechtzuweisen. Jeder steht vor seinem Herrn. Interessant ist, dass Paulus sogar die Menschenwürde und die Freiheit jedes Menschen davon ableitet, dass jeder einmal vor Gott Rechenschaft geben muss.
Das ist mir erst in unserer heutigen Zeit bewusst geworden. Heute ist der Freiheitsgedanke ausgehöhlt, indem man das ewige Gericht weggenommen hat. Wenn ich jedem Menschen sage: Du hast Freiheit, du bist selbst für dein Leben verantwortlich, und ich einem jungen Menschen nicht mehr sage: Du wirst einmal in der Todesstunde vor Gott stehen und dann deine Freiheit verantworten müssen, dann entsteht ein falsches Verständnis von Freiheit.
Du kannst dein Leben selbst verwalten, auch wenn du achtzehn wirst, aber du wirst es einmal vor Gott verantworten müssen. Da wundert es nicht mehr, warum bei uns Freiheit zu einem Selbstbedienungsladen und süchtigen Gefühlen geworden ist. Wer wird die Verantwortung leugnen? Warum wird Freiheit zum Tollhaus?
Es gibt keinen Freiraum, der nicht gebunden ist an Verantwortung. Wir wollen das als Christen wieder lernen: Gott gibt uns viele Freiheiten, aber wir müssen vor Gott Rechenschaft geben. Wahrscheinlich ist dies auch einer der notvollen Punkte gegenwärtig in unserer evangelischen Christenheit, dass diese Verantwortung geleugnet wird, dass sich alles, was ich hier lebe, nicht mehr vor Gott verantworten muss.
Das wollen wir nicht verschweigen, und wir schulden einander dieses Reden. Damit kann ich mich heute auf meine Todesstunde vorbereiten und mein Haus bestellen.
Christus als Herr über Leben und Tod
Jetzt aber noch das letzte Vers neun dazu: Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, damit er über Tote und Lebende herrsche.
Jetzt kommt es darauf an, dass wir unsere Tage heute richtig nutzen. Es wäre schlimm, wenn wir nur in großer Angst vor dem Tod leben würden. Wenn wir uns nur unter Druck setzen lassen und fragen: „Wann kommt denn das?“
Umgekehrt ist es für uns Christen so, dass die Schranke des Todes plötzlich nicht mehr wesentlich ist. Ich komme vom Leben und gehe zum Leben. Ich darf meinen Leib ablegen, und er wird mir einen neuen Leib drüben in seiner Welt geben.
Es wird gesät vergänglich und wird auferstehen unvergänglich. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Darauf, auf diese große Hoffnung hin, sollen wir leben.
Man möchte heute schon viel fröhlicher und zuversichtlicher diesen Tag angehen und sagen: „Dann hat ja mein Leben einen weiten Raum. Ich weiß, dass ich für Jesus leben darf.“
Leben und Sterben im Dienst des Herrn
Aber nun: Leben oder Sterben – dem Herrn. Wie das im Leben mit dem Herrn geht, das wissen wir.
Wir fragen: Was willst du von mir? Was kann ich für dich wirken? Und was kann ich tun?
Aber was ist das mit dem Sterben? Ich habe in einer Predigt von Traugott Hahn, dem baltischen Märtyrer, gelesen. Er wurde im Alter von etwa dreiundvierzig Jahren damals von den bolschewistischen Revolutionären hingerichtet.
Vor diesem Leidensweg sagte er: Gott hat die Umstände eines jeden Menschen schon geplant. Wer sterben soll, das soll keiner jetzt mehr sagen: „Ich will schnell sterben.“ Gut, es kann auch eine Leidenszeit geben.
Ganz besonders würdigt er, dass Gott Menschen dafür ausersehen hat, vor der Welt ein Zeugnis zu geben – auch über schwere Schmerzens-Tage und Monate hinweg – ihm die Treue zu schwören.
Und dann sagt er: Es gibt nichts Größeres mehr als das Martyrium. Wie auch immer das Zeugnis im Sterben aussieht und das Festhalten: Herr Jesus, ihr Leben – niemand sonst.
Für dich lebe ich.
Die Begleitung im Sterben und das Vertrauen auf Gottes Plan
Jesus hat uns eines versprochen: Er wird uns auch in den schweren Sterbestunden nicht verlassen. Niemand hat versprochen, dass uns diese Stunden erspart bleiben. In den schweren Sterbestunden erscheint er uns vielmehr und wird uns größer als alles andere.
In einem Lied heißt es: „So kommen ein enttäuscht oder morgen.“ Ich weiß, dass wir es mit Jesus glücklich davonbringen. Davon bin ich überzeugt, egal wie tief diese Zeit sein wird und wie er mich hindurchführt. Das ist seine Planung und seine Strategie. Er weiß ganz genau, wie es richtig wird.
Ich lebe und sterbe ihm.
Wir wollen nicht mehr bitten um ein sanftes Sterben. Wie können wir Gott so etwas vorschreiben? Wir wollen ihn nur noch bitten: Herr, lass es zu deiner Ehre geschehen. Herr, du hast schon die Zeit meines Lebens so benutzt, um etwas daraus zu machen zu deinem Lob. Dann bin ich auch für die Zeit meines Hinscheidens bereit, so dass ich lebe oder sterbe nur dir zur Ehre.
Und dann weiß ich, dass es so wunderbar und groß wird, festlich und reich, dass es gesegnet wird.
Die christliche Begleitung beim Sterben und die Feier des Lebens
Dann helfen Sie auch bitte mit beim Sterben der Christen. Dann lassen Sie diesen Unfug, dass man nicht mehr darüber reden darf, dass man das Sterben verdrängen muss. Und dann gehen Sie hin und bringen ein schönes Lied mit und ein gutes Wort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er gleich stirbt.“
Dann machen Sie das, dass Sie das Sterben segnen und dass wir dabei sind, auch in diesen letzten Todesstunden. Ich bin dreizehn Jahre in dieser Gemeinde und habe hunderte von Menschen beerdigt. Zum Sterbenden in der Todesstunde wurde ich nur zweimal oder dreimal gerufen. Ich verstehe das nicht, warum wir nicht mehr Leben und Sterben zu Ehren des Herrn feiern. So wie wir die Freude vor dem Herrn leben wollen, wollen wir auch das Sterben mit ihm durchstehen – zu seinem Lob und zu seiner Ehre.
Er hat das alles schon geordnet. Es gibt kein Schicksal und keinen Zufall, ganz gleich, was auch sein mag. Ob es ein Unfall ist, der mich trifft, oder eine unheilbare Krankheit – für die, die Jesus, dem Herrn, gehören, ist das alles wohlgeordnet, und das wird zu Ehren des Herrn dienen.
Und dann wollen wir unsere christlichen Begräbnisfeiern auch zu Siegesfeiern Jesu machen, auch wenn die Tränen uns noch im Auge stehen. Wir blicken vorwärts, weil wir von der neuen Welt wissen. Wenn hier einer weggerufen wird, dann wird er drüben gebraucht, vor dem Thron Gottes. Und das soll die Sehnsucht nur größer werden lassen, dass wir bald da drüben sind.
Früher hat man von den Konfirmanden bei der Konfirmation als Bekenntnis sagen lassen: „So möchte ich schließen: Herr Jesus, dir leb ich, dir leid ich, dir sterbe ich. Dein bin ich, nicht tot, sondern lebendig. Mach mich oje so ewig selig.“ Amen.
Schlusswort und Gebet
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