Sex vor der Ehe – fünf Blickwinkel auf ein heikles Thema
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in das Thema Sex und Verantwortung
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Sex und Verantwortung. Sex vor der Ehe – ein spannendes Thema. Wo stehen wir?
Zunächst haben wir uns die Frage gestellt, wo wir im Blick auf die Bibel stehen. Das ist wichtig, denn es macht nur dann Sinn, in sexualethischen Fragen die Bibel zu konsultieren, wenn wir auch daran glauben, dass sie uns dazu etwas zu sagen hat. Ich persönlich denke, dass das der Fall ist.
Gott spricht zum Menschen. Menschen schreiben das Gehörte auf, und wir sind heute in der Lage, die Worte Gottes nachzulesen. Ja, ich gebe zu, beim Neuen Testament sind wir, was den ursprünglichen Text angeht, nur zu 99,5 Prozent sicher, und beim Alten Testament zu 95 Prozent. Aber ganz ehrlich: Mir reicht das. Für über 3.000 Jahre Überlieferungsgeschichte ist das nämlich gar nicht schlecht.
Und bitte lasst uns nicht vergessen: Zu einer guten Kommunikation gehört Wiederholung. Das heißt, wir finden manche Themen über die ganze Bibel hinweg verteilt. Die Bibel ist redundant. Gerade wenn es um Sex vor der Ehe geht, sagt sie immer wieder dasselbe.
Biblische Haltung zu vorehelichem Sex
Ich habe keine Texte in der Bibel gefunden, in denen vorehelicher Sex angepriesen oder empfohlen wird, etwa weil es so wertvoll sei, sich auszuprobieren oder „die Hörner abzustossen“. Solche Texte gibt es im Wort Gottes nicht.
Was ich jedoch habe, ist eine Warnung vor Porneia, also vor Unzucht oder Hurerei. Damit haben wir eine klare Warnung vor Sex außerhalb einer legitimen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.
Im mosaischen Gesetz finden wir zudem ein Beispiel dafür, wie mit Frauen umgegangen wurde, die vor der Ehe bereits Sex hatten. Die Strafe dafür war die Steinigung. So sehr uns das auch erschrecken mag – mich erschreckt das ebenfalls – macht es deutlich, wie sehr Gott gegen diese Sünde ist.
Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass geistliche Frauen sich nicht wie Flittchen verhalten. Da es zum rechten Gebrauch des mosaischen Gesetzes gehört, von den Geboten zu lernen, was Recht und was Unrecht ist, muss man wohl sagen: Sex vor der Ehe ist verboten.
Die Verpflichtung aus vorehelichem Geschlechtsverkehr
Und noch etwas fällt im mosaischen Gesetz auf: Sex vor der Ehe bringt eine Verpflichtung mit sich. Geschlechtsverkehr ist also nichts, was man einfach nur aus Lust zueinander tut.
Die Bibel kennt die Bindung, die entsteht, wenn zwei Menschen ein Fleisch werden. Diese Bindung darf nicht leichtfertig eingegangen oder wieder gelöst werden.
Wenn ein unverheirateter Mann mit einer unverheirateten Frau schläft, betritt er heiligen Boden. Er nimmt vorweg, was eigentlich zur Ehe gehört. Vor Gott entsteht daraus die Verpflichtung, eine Ehe einzugehen.
Juristisches Beispiel aus dem Alten Testament
Aber hören wir den Text, der das deutlich macht: 2. Mose 22,15.
Dort heißt es: Wenn jemand eine Jungfrau betört, die nicht verlobt ist, und bei ihr liegt, muss er sie sich gegen das Heiratsgeld zur Frau erwerben.
Der Sachverhalt ist einfach: Es geht um eine Frau, die nicht verlobt ist. Achtung, Verlobung in der Bibel bedeutet nicht dasselbe wie heute. Verlobung meint hier, dass die Frau rechtlich schon verheiratet ist, aber noch bei ihren Eltern wohnt.
Der Grund dafür ist, dass die Heimholung noch nicht stattgefunden hat. Die eigentliche Hochzeitsfeier steht noch aus, aber sie gilt bereits als verheiratete Frau.
In 2. Mose 22,15 geht es jedoch um eine unverheiratete junge Frau, die betört wird. Es kommt zum Sex, und plötzlich hat die Jungfrau ein Anrecht darauf, die Ehefrau zu werden.
Achtung: Der Beischlaf ist nicht ehestiftend. Man ist nicht automatisch ein Ehepaar, nur weil man miteinander geschlafen hat. Aber aus der Tatsache, dass man intim wurde, wächst ein Anspruch auf Ehe.
Ich sage das so deutlich, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der Männer häufig das sind, was die Ärzte singen, nämlich Schweine.
Deshalb ist es gut, in die Bibel zu schauen, die deutlich macht, dass mit maximaler Intimität auch maximale Verbindlichkeit einhergehen sollte.
Rechte und Pflichten bei vorehelichem Sex
Jürgen muss nicht unbedingt den ersten Mann heiraten, mit dem er Sex hatte. Der Text geht weiter und erklärt das genauer.
In 2. Mose 22,16 steht: Falls sich der Vater der Frau hartnäckig weigert, sie dem Mann zu geben, soll dieser Geld bezahlen – und zwar den Brautpreis für Jungfrauen. Hier wird ein Vetorecht des Vaters erwähnt. Das bedeutet, keine Frau muss einen Mann heiraten, der sie mit Überredung dazu gebracht hat, mit ihm zu schlafen.
Es gibt also gute Gründe, Nein zu sagen. Gleichzeitig zeigt sich hier eine seelsorgerliche Spannung: So wertvoll es ist, im Leben nur mit einer Frau oder einem Mann intim zu sein, kann es dennoch gute Gründe geben, dass ein One-Night-Stand nicht zur Ehe führt.
Für den Mann, der die junge Frau betört hat, ist das zwar bitter. Er muss trotzdem zahlen. Er hat sich ein Recht herausgenommen, das ihm nicht zustand. Deshalb muss er den Brautpreis bezahlen, die Frau entschädigen und seinen Fehler wiedergutmachen – auch wenn er dafür keine Frau bekommt.
So wird der One-Night-Stand für ihn zu einem teuren Vergnügen.
Weitere Konsequenzen aus 5. Mose
Und das ist noch nicht alles. In einem vergleichbaren Text aus 5. Mose 22 lesen wir in den Versen 28 und 29:
Wenn jemand ein Mädchen, eine Jungfrau, die noch nicht verlobt ist, antrifft, sie ergreift und bei ihr liegt und dabei ertappt wird, so soll der Mann, der bei dem Mädchen gelegen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben.
Er soll sie zur Frau haben, weil er sie geschwächt hat. Er kann sie nicht verstossen, sein Leben lang.
Hier lesen wir von einer weiteren Folge vorehelichen Geschlechtsverkehrs. Eine Scheidung wird unmöglich; er kann sie nicht verstossen, sein Leben lang.
Grundprinzipien und heutige Bedeutung
Es ist wichtig, dass wir bei den heute betrachteten Texten die zugrunde liegenden Prinzipien klar herausarbeiten. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es sich um juristische Fallbeispiele handelt.
Auch wenn man mehr sagen könnte, wird doch eines deutlich: Aus vorehelichem Sex erwächst Verantwortung. Zugegeben, nicht immer in den Augen der Gesellschaft, aber in den Augen Gottes. Gott ist bereit, uns für unsere Unzucht zu richten.
Daher möchte ich erneut die Frage stellen: Ist Sex vor der Ehe erlaubt? Die Antwort lautet: Nein. Und wenn er stattfindet, bleibt dies nicht ohne Folgen. Dabei meine ich nicht nur eine mögliche Schwangerschaft.
Voreheliche Sexualität ist zwar nicht ehestiftend, aber sie ist in Gottes Augen eine so heilige Angelegenheit, dass sie eng mit der Ehe verbunden ist. Die Betroffenen sollten deshalb Verantwortung übernehmen. Dazu gehört mindestens ein finanzieller Ausgleich für die Entjungferung beziehungsweise den Beischlaf.
Besser wäre es jedoch, über eine Hochzeit nachzudenken und sich der Tatsache zu stellen, dass der Teil, der aktiv zur Verführung beigetragen hat, sein Recht auf Scheidung in der Zukunft verwirkt hat.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest die Stelle aus Zweite Mose 22 noch einmal in Ruhe durchlesen und das Prinzip auf die heutige Zeit übertragen.
Das war's für heute. Die Skripte zu allen Episoden findest du auf frogwords.de und in der App.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.