Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 105: Wilde Ehe und ein zweiter Mose – Jesus und die Samariterin.
Einführung in das Gespräch mit der Samariterin
Wir sind an der Stelle stehen geblieben, an der Jesus ihr lebendiges Wasser anbietet, das ihren Durst nach Leben in alle Ewigkeit stillen kann. Sie versteht jedoch nicht, was er damit meint.
Was Jesus jetzt tut, ist ungewöhnlich, zumindest auf den ersten Blick. Doch in Jesus war der Heilige Geist. Es ist daher nichts Ungewöhnliches, dass er durch den Heiligen Geist Dinge weiß oder Impulse für Gespräche erhält. So scheint es hier der Fall zu sein.
Die Samariterin bittet ihn also, ihr dieses merkwürdige lebendige Wasser zu geben, von dem er gesprochen hatte. Daraufhin antwortet Jesus in Johannes 4,16: Er spricht zu ihr: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher.“
Das klingt leichter, als es ist. Um ihre Lebenssituation kurz zu schildern:
Die Lebenssituation der Samariterin und Jesus’ Erkenntnis
Sie ist mit einem Mann zusammen, aber nicht mit ihm verheiratet. Heute ist es völlig üblich, in wilder Ehe zusammenzuleben. Damals jedoch war das eher selten. Natürlich gab es solche Beziehungen, aber man sprach nicht offen darüber – besonders nicht gegenüber einem Fremden, erst recht nicht gegenüber einem jüdischen Mann.
Deshalb antwortet sie ausweichend. In Johannes 4,17 heißt es: Die Frau antwortete und sprach zu ihm: „Ich habe keinen Mann.“ Formal hat sie damit völlig Recht.
Jesus nutzt diesen Moment, um ihr zu zeigen, dass er sie wirklich kennt. Das ist etwas, das wir nie vergessen dürfen: Wenn wir Jesus begegnen, treffen wir auf den, der uns wirklich kennt. Wenn Jesus uns anbietet, unseren Durst nach Leben zu stillen, dann weiß er genau, wie es in uns aussieht und was wir wirklich brauchen.
In Johannes 4,17-18 steht: Die Frau antwortete und sprach zu ihm: „Ich habe keinen Mann.“ Jesus sagt zu ihr: „Du hast recht geantwortet, ich habe keinen Mann“ – im Sinne von Ehemann. Denn fünf Männer, also fünf Ehemänner, hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann im Sinne von Ehemann. Darin hast du wahrgeredet.
Biblische Sicht auf Ehe und wilde Ehe
Ein kleiner Einschub: Diese Stelle zeigt gut, dass in Gottes Augen eine wilde Ehe keine Ehe ist.
Eine Ehe aus biblischer Sicht hat grob gesprochen drei Standbeine.
Erster Mose 2,24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Das Verlassen und Anhangen bezieht sich auf die Sexualität aus der Sicht des Mannes. „Ich verlasse meine Eltern, werde zum Haupt einer eigenen Familie, und ich hänge mich an meine Frau.“
In den meisten Kulturen ist dies mit einem öffentlichen Akt verbunden, in Deutschland zum Beispiel vor dem Standesamt. Dort wird die Ehe durch einvernehmliche Sexualität vollzogen.
Einfach nur Sex miteinander zu haben, wird in der Bibel Unzucht genannt. Das ist eine Form von unbezahlter Prostitution und hat nichts mit Ehe zu tun.
Deshalb sagt Jesus hier: „Der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Das bedeutet, du hast einen Kerl und ihr habt eine Beziehung, aber er ist nicht dein Ehemann.
Die Geschichte der Samariterin und ihre Erfahrungen
Und wir können darüber spekulieren, warum sie nach fünf Ehemännern den sechsten nicht mehr geheiratet hat. Geht man davon aus, dass sich in der damaligen Zeit hauptsächlich Männer haben scheiden lassen, dann können wir uns schon die Frage stellen, was diese Frau durchgemacht hat.
Du wirst geheiratet und abgestoßen, geheiratet, wieder abgestoßen, wieder geheiratet, abgestoßen – fünfmal. Irgendwann hast du deinen Ruf weg. Und irgendwann weißt du, dass Männer Schweine sind. Vielleicht nicht alle, aber die, die sich für dich interessiert haben, eben schon.
Und irgendwann weißt du, dass es naiv war zu glauben, dass es da einen Prinzen geben könnte, der sich danach sehnt, dich glücklich zu machen. Und nun trifft sie auf Jesus, der dieses heikle Thema unverblümt anspricht, sie erkennt ihn, er weiß, wie es ihr geht.
Für sie gibt es in dieser Situation nur eine Erklärung. Johannes 4,19: Die Frau spricht zu ihm: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Klar, irgendwie. Jemand, der mich kennt, ohne mich zu kennen, muss ein Prophet sein – was sonst?
Theologische Diskussion über den richtigen Anbetungsort
Aber natürlich ist dieser Mann, den sie nicht kennt, nicht nur ein Prophet, sondern auch ein Jude.
Ich weiß nicht, ob sie auch ein wenig von ihrer persönlichen Situation ablenken will, jedenfalls lenkt sie das Gespräch auf eine theologische Frage.
Johannes 4,20: Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.
Ich hatte schon erwähnt, dass Juden und Samariter sich in Glaubensfragen gar nicht so unähnlich waren. Beide glaubten an die fünf Bücher Mose, an denselben Gott, und beide erwarteten einen Messias.
Dabei ist für die Samariter die Prophetie aus 5. Mose 18 besonders wichtig.
5. Mose 18,18: Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern – das heißt aus den Israeliten – erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören.
Muslime nutzen diese Stelle gern als Prophetie auf Mohammed. Aber wer lesen kann, merkt, dass es sich hier um einen Juden und nicht um einen Araber handeln muss. Es heißt ja „aus deinen Brüdern“.
Jetzt wird aber gerne behauptet, dass Mohammed von Ismail abstammt und Ismail der Stammvater der Araber sei. Daher könne sich die Formulierung „aus deinen Brüdern“ eben nicht nur auf Juden, sondern auch auf Araber beziehen. Damit könnte Mohammed die Erfüllung dieser Prophetie sein.
Was kann man dem entgegensetzen? Zwei Dinge:
Erstens hat, wer behauptet, dass Ismail der Stammvater der Araber ist, das Problem, dass Ibn Ishaq in der Biografie des Mohammed auf Araber verweist, die lange vor Ismail lebten.
Versteht ihr? Wie kann Ismail der Stammvater der Araber sein, wenn es die Araber schon vor ihm gab?
Zweitens sind die muslimischen Aufzeichnungen über Mohammed als Nachfahren von Ismail historisch sehr spät und in sich extrem widersprüchlich.
Das heißt, Ismail als Stammvater der Araber und als Vorfahre von Mohammed ist ein Mythos, der gepflegt wird. Dessen Begründung wird jedoch mehr als fragwürdig, wenn man sich die Originaldokumente anschaut.
Deshalb kann sich...
Die Prophetie aus 5. Mose 18 und ihre Auslegung
5. Mose 18,18: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern erstehen lassen.“
Dies bezieht sich nicht auf Araber und auch nicht auf Mohammed.
Jesus als der verheißene Prophet und Messias
Aber kommen wir noch einmal zurück zu dem Gespräch Jesu mit der Samariterin. Für die Samariterin beziehen sich 5. Mose 18,18 und natürlich auch 5. Mose 18,15 auf den Messias.
Wir wissen, dass sie Recht hat. Es ist eine Prophetie auf den Herrn Jesus, wie Petrus in Jerusalem in einer Predigt über Jesus bezeugt.
Wir lesen in Apostelgeschichte 3,22: Mose hat schon gesagt: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören, in allem, was er zu euch reden wird.“
Deshalb ist Jesus tatsächlich ein zweiter Mose.
Sieben markante Parallelen zwischen Mose und Jesus
Und ich dachte, wir beenden diese Episode damit, dass wir uns die vielen Ähnlichkeiten zwischen den beiden ansehen. Es sind sieben, die besonders auffällig sind. Hier kommen sie:
Beide wurden als Säuglinge fast umgebracht. Beide verließen großen Reichtum, um in Armut ihren Dienst zu tun. Beide vollbrachten durch Gottes Kraft herausragende Wunder. Beide führten Menschen aus der Knechtschaft in die Freiheit. Beide sind Mittler eines Bundes mit Gott. Beide sind nach ihrem Tod nicht mehr aufzufinden. Und beide waren für ihre Sanftmut bekannt.
Abschluss und Segen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, was dir in dieser Episode besonders wichtig geworden ist.
Das war's für heute. Bitte vergiss nicht, in dieser Zeit viel für die Regierung zu beten, damit wir in Ruhe und Frieden leben können.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.