Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein ermutigen und zum theologischen Denken anregen.
Heute haben wir wieder einen Gast bei uns: Peter. Herzlich willkommen, Peter. Schön, dass du da bist.
Hallo.
Ja, Peter, du bist noch nicht so lange bei uns in der Gemeinde. Du bist mit einer Physikerin aus unserer Gemeinde verheiratet, die du ja mal kennengelernt hast, weil sie einen Artikel in einer größeren Zeitschrift geschrieben hat.
Als ich dich noch nicht kannte, war das Erste, was ich von dir gehört habe, dass du irgendeinen Rekord im Bezug auf die Zahl Pi geknackt hast. Vielleicht erzählst du uns mal, warum Pi so eine wichtige Zahl ist und wie deine Beziehung zu dieser Zahl aussieht.
Ja, diese Zahl kommt fast in allen physikalischen und mathematischen Formeln vor. Mein Mathematiklehrer am Gymnasium hat viele Blätter mit Stellen von Pi ausgedruckt und an die Wand gehängt. Vor der Schulstunde haben wir dann immer wieder mal ein paar Stellen auswendig gelernt. So bin ich auch in Beziehung zu dieser Zahl gekommen.
Später habe ich dann gemerkt, dass es auch Weltrekorde dazu gibt. In meiner alten Firma hatten wir genau die Computer, die dafür nötig waren. Wir haben uns als Team entschieden, diesen Weltrekord mal zu brechen.
Und das habt ihr dann auch gemacht?
Ja, haben wir gemacht.
Okay, super.
Für mich sind das alles fremde Welten, als Nichtmathematiker. Aber heute wollen wir ja über ein anderes Thema reden, nicht über die Zahl Pi, sondern über das Thema Glaube und Wissenschaft.
Mir begegnet das immer wieder, dass Leute meinen, das gehöre nicht zusammen. Oder sie sagen direkt: „Ich bin ja Wissenschaftler, deswegen kann ich nicht an den Gott der Bibel oder an die Bibel selbst glauben. Für mich schließt das eine das andere aus.“
Die Frage ist natürlich immer: Stimmt das?
Peter, du bist ja Wissenschaftler. Trotzdem ist es für dich kein Problem, an Jesus als deinen Erlöser zu glauben und in einer Beziehung mit ihm zu leben. Dir ist es sogar wichtig geworden, dich intensiver mit dem Thema Glaube und Wissenschaft zu beschäftigen.
Damit ich nicht zu viel verrate, aber ich glaube, so viel kann ich sagen: Du hast sogar deinen Beruf verlassen und machst aktuell einen Master zum Thema Glaube und Wissenschaft. Wie bist du darauf gekommen, diesen Studiengang zu machen? Wo machst du dieses Studium? Was sind die Inhalte? Vielleicht nimmst du uns da mal ein bisschen mit hinein.
Ja, ich war schon länger ehrenamtlich bei Wort und Wissen tätig. Dort habe ich immer wieder Anfragen bekommen. Vielleicht sagst du kurz, was Wort und Wissen ist.
Wort und Wissen ist eine Studiengemeinschaft von gläubigen Wissenschaftlern. Wir organisieren Tagungen, publizieren Bücher, machen Studentenarbeit und so weiter. Dort war ich schon länger ehrenamtlich mit dabei und habe immer wieder Anfragen bekommen, da und dort auszuhelfen.
Als mir dann gleichzeitig meine alte Stelle nicht mehr so gefallen hat und ich gesehen habe, dass vieles in der Arbeit liegen bleibt, habe ich mich entschlossen, eine gewisse Zeit ganz diesem Thema zu widmen und habe dann dieses Studium aufgenommen.
Das ist ein Fernstudium an der Biola University in den USA. Dort beschäftigen wir uns damit, wie wir unseren Glauben und die Wissenschaft in Beziehung bringen können. Das ist eine Zusatzausbildung für Wissenschaftler. Ich lerne etwas über Theologie oder Philosophie, also Themen, die relevant für diese Fragestellungen sind. So habe ich nicht nur eine physikalische Ausbildung, sondern auch in diesem Bereich eine bessere Grundlage, um meinen Glauben mit der Wissenschaft in Zusammenhang zu bringen.
Und was wären zum Beispiel so Fächer, die du hast?
Wir haben die klassischen theologischen Fächer wie Altes und Neues Testament sowie Kirchengeschichte. Dann hatte ich auch Grundlagen in der Philosophie, zum Beispiel Wissenschaftsphilosophie. Ich habe auch Religionsphilosophie gemacht. Außerdem schauen wir uns in der Geschichte der letzten zweitausend Jahre an, wie das Zusammenspiel von Glaube und Wissenschaft war. Wir beschäftigen uns auch mit Fragen der Evolution und Schöpfung. Das sind so die Inhalte. Also es ist schon ein sehr weites Spektrum.
Ja, genau. Dann kommen wir doch mal zu der Frage, weshalb wir diesen Podcast überhaupt machen. Wissenschaft und Glaube haben wir ja schon mehrfach angesprochen. Passen Wissenschaft und Glaube an Gott denn eigentlich zusammen? Ist das nicht eher ein Widerspruch, so wie das heute oft wahrgenommen wird?
Ich finde, sie passen gut zusammen. In beiden Fällen geht es nämlich um die Suche nach Wahrheit. In der Wissenschaft versuchen wir, die Wahrheit über die Natur herauszufinden. Im Glauben, im Christentum, versuche ich, die Wahrheit über Gott herauszufinden. So haben wir auf beiden Seiten das gemeinsame Merkmal, dass wir nach der Wahrheit suchen.
Natürlich haben wir unterschiedliche Zugänge. Im Glauben sind wir auf die Offenbarung Gottes angewiesen, wie er in der Geschichte gehandelt hat. In der Wissenschaft gehen wir mit Beobachtungen und Experimenten an die Sache heran.
Ich habe auch gemerkt, dass ich als Gläubiger vieles in der Natur besser verstehen kann als ein Ungläubiger. Ich kann zum Beispiel die Frage nennen: Wieso gibt es überhaupt ein Universum? Die Wissenschaft hat darauf keine gute Antwort. Als Gläubiger weiß ich, dass Gott dieses Universum ins Dasein gerufen hat, dass er es erschaffen hat.
Kürzlich habe ich auch in der Wissenschaftsphilosophie bemerkt, wie ungläubige Wissenschaftler versuchen, die Frage zu beantworten: Wie können wir sicher sein, dass morgen noch die gleichen Naturgesetze gelten wie heute? Als Christ habe ich da einen guten Zugang, weil ich weiß, dass Gott treu ist und auch morgen diese Welt erhalten wird. So bekomme ich Antworten auf Fragen, die mir die Wissenschaft nicht geben kann.
Deshalb glaube ich wirklich, dass sich Glaube und Wissenschaft gut vereinbaren lassen. Wir sehen ja auch, wie die moderne Wissenschaft in einem christlichen Umfeld entstanden ist. Viele Wissenschaftler waren gläubig, wie Newton oder Kepler. Auch Maxwell und viele andere waren gläubige Wissenschaftler.
Das heißt, für sie war es überhaupt kein Widerspruch. Sie waren Wissenschaftler, oft sehr hochkarätige, aber sie sahen darin keinen Konflikt mit ihrem Glauben. Sie wussten, dass es einen Schöpfergott gibt, der eine Ordnung in die Natur gelegt hat. So wie er in der Bibel ein moralisches Gesetz gegeben hat, hat er auch Naturgesetze in die Natur hineingelegt, die wir erforschen dürfen.
Okay, das ist spannend, ja. Wir haben ja vorhin gesagt, dass du bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen immer wieder mitgearbeitet hast, erst ehrenamtlich, jetzt sogar vollamtlich. Du hast erzählt, wie du mit ihnen in Verbindung gekommen bist.
Wo seht ihr euren Auftrag oder noch besser: Wo siehst du deinen persönlichen Auftrag? Wenn man in eine Organisation hineinkommt, ist es ja wichtig zu sagen, das ist mein Bereich, da will ich mich besonders investieren.
Wir sehen unsere Aufgabe vor allem darin, das Vertrauen der Menschen in die Bibel zu stärken. Und zwar nicht nur in Heilsfragen, sondern ganz besonders auch, wenn es um Ursprungsfragen geht. Das betrifft die ersten Kapitel der Bibel, also 1. Mose, besonders Kapitel 1 bis 11.
Wir möchten den Menschen zeigen, dass viele Vorbehalte, die heute gegenüber der Bibel geäußert werden, oft nicht näher begründet sind, wenn man sie sich genauer anschaut. Zum Beispiel denkt man heute oft, die Wissenschaft würde beweisen, dass es keine Wunder geben kann. Wenn man das aber genauer betrachtet, sieht man, dass das nicht wirklich ein Ergebnis der Wissenschaft ist, sondern eine philosophische Grundannahme. Diese muss ich als Christ nicht unbedingt teilen.
Dort, wo es berechtigte Einwände gibt, suchen wir nach neuen Wegen, um ein harmonisches Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft zu finden. Immer wieder erreichen uns neue Entdeckungen aus der Wissenschaft. Deshalb müssen wir laufend dranbleiben und diese neu einordnen – aus christlicher Sicht.
So können wir Studenten und Schülern gute Antworten geben, wenn sie sich fragen, wie sie das, was sie in der Gemeinde lernen, mit dem verbinden können, was sie in der Schule oder an der Universität lernen.
Im Grunde genommen ist das ja genau das, was ihr tut – und was auch unser Thema in diesem Podcast ist. Ihr versucht deutlich zu machen, dass Glaube und Wissenschaft kein Widerspruch sind. Man kann Wissenschaftler sein und der Glaube kann einem manchmal sogar helfen, manches besser zu verstehen. Verstehe ich das richtig?
Ja, richtig. Das ist auch mein Anliegen: anderen Menschen zu helfen, besser zu verstehen, wie Gott wirkt. Außerdem möchte ich zeigen, dass wir der Bibel vertrauen können. Das ist wichtig, weil wir unser Heil in Jesus finden.
Ich möchte Menschen auch ermutigen, wenn sie in Schwierigkeiten sind oder schwierige Fragen haben. Wir wollen ihnen Antworten auf solche Fragen anbieten. Diese Antworten helfen ihnen, mit ihren Zweifeln umzugehen. So merken sie, dass es auch eine andere Sichtweise gibt.
Ja, genau. Es gibt bestimmte Themen, mit denen ihr euch bei Wort und Wissen beschäftigt. Einige hast du ja schon genannt oder Aufgaben erwähnt. Vielleicht noch einmal, um das komplett zu machen: Was sind denn so die Themen, mit denen ihr euch beschäftigt? Also wenn ich weiß, dass ich Fragen oder Zweifel habe, kann ich dann einfach zu Peter kommen und ihn fragen? Oder weiß er zumindest, wer das Wissen könnte?
Unser Schwerpunkt liegt vor allem bei den Naturwissenschaften. Ich selbst arbeite im Bereich Physik. Wir haben aber auch Mitarbeiter, die Chemiker, Biologen oder Geologen sind. Wir beschäftigen uns mit Fragen rund um Schöpfung und Evolution: Wie ist das Leben entstanden? Wie ist die Erde oder das Universum entstanden?
Darüber hinaus haben wir Fachtagungen oder Fachgruppen in den Bereichen Archäologie, Philosophie, Kultur und Geschichte, Informatik und Wirtschaft. Wir sind also recht breit aufgestellt – überall dort, wo es um Fragen geht, wie wir das in Bezug zur Bibel bringen können.
Ich persönlich beschäftige mich zum Beispiel damit, wie zuverlässig das Urknallmodell ist. Gibt es auch alternative Möglichkeiten, astronomische Daten zu deuten? Radiometrische Datierungen sind ein Gebiet, mit dem ich mich in Zukunft noch viel intensiver beschäftigen möchte.
Das klingt für mich jedenfalls sehr speziell. Ich frage mich, ob der Normalbürger auf der Straße solche Fragen hat. Aber es gibt ja Leute, die zu euch kommen, weil diese Fragen sie einfach betreffen. Was sind das für Leute? Sind das Wissenschaftler, Schüler oder Studenten?
Das sind nicht nur Wissenschaftler. Nein, es sind auch Schüler, die im Biologieunterricht mit der Evolutionstheorie konfrontiert werden. Dort lernen sie, der Mensch stamme vom Affen ab, und das, was die Bibel sagt, sei widerlegt. Das kann nicht so sein, oder? Diese Schüler kommen dann mit Fragen zu uns.
Wir wenden uns an sie, indem wir Schülerseminare anbieten und speziell Literatur für Schüler bereitstellen. Etwas vertiefter sind es auch Studenten, die sich für diese Fragen interessieren.
Darüber hinaus bieten wir Vorträge in Gemeinden an. Wir versuchen, jedermann zu erreichen. Aktuell beschäftigen wir uns mit Fragen rund um Gender, Klima oder Corona. Das sind alles Themen, bei denen es um Wissenschaft geht, die wir aber auch aus christlicher Sicht betrachten wollen, sodass wir einen christlichen Standpunkt dazu haben.
Das hört sich ja spannend an. Wenn wir jetzt vielleicht noch einmal Fragen aufgreifen, die von großem Interesse sind – gerade bei Menschen, die an Gott glauben und immer wieder auf Kopfschütteln stoßen, wenn andere Leute sagen: „Wie kannst du das einfach noch glauben?“
Eine der spannenden Fragen hast du ja angesprochen. Du sagst, Leute fragen immer wieder auch wegen der Evolution. Dann stellt sich die Frage: Kann die Welt auch ohne einen Schöpfer entstanden sein? Es gibt ja durchaus auch namhafte evangelikale Leute, die versuchen, die Evolution in die ersten Kapitel der Bibel irgendwie einzubauen. Was wäre da deine Meinung, deine Sichtweise heute? Ist es möglich, dass die Welt ohne einen Schöpfer entstanden sein kann?
Interessant ist das gerade bei den großen Fragen: Woher kommt das Universum? Woher kommt das Leben? Woher kommt das menschliche Bewusstsein? Hier hat die Naturwissenschaft oder eben die Evolution keine abschließenden Antworten.
Bei der Frage, woher das Universum kommt, stoßen wir mit unserem Wissen über die Physik an Grenzen. Wenn wir an das Urknallmodell denken, sieht man auch, dass sich das Universum nicht aus sich selbst heraus erklären kann. Es muss also etwas außerhalb des Universums und der Naturgesetze gegeben haben, das dieses ins Dasein rief.
Beim Ursprung des Lebens forscht man schon seit hundert Jahren intensiv, aber man hat heute keine Idee, wie das Leben entstanden sein könnte. Es wird mit jedem Tag schwieriger, eine Erklärung zu finden, weil man immer mehr feststellt, wie ungeheuer komplex das menschliche Leben und die menschliche Zelle aufgebaut sind.
Auch beim menschlichen Bewusstsein gibt es gute Gründe anzunehmen, dass wir es nicht mit einem rein natürlichen oder physikalischen Phänomen zu tun haben. Der Mensch ist eben nicht nur ein körperliches Wesen. Gerade in diesem Bereich tut sich die Wissenschaft sehr schwer, Antworten zu geben. Als Christen glauben wir, dass Gott dem Menschen seinen Atem eingehaucht hat und dass dadurch das Leben entstanden ist. Auch hier sieht man: Wissenschaftlich stößt man an seine Grenzen.
Das heißt, du sagst, für alle, die diese Welt ohne einen Schöpfer erklären wollen, ist das, wenn man sich die wissenschaftlichen Ergebnisse genau anschaut, mehr Interpretation als eine hundertprozentige Beweisführung.
Ja, es ist vielleicht auch ein Wunsch vieler Wissenschaftler, alles ohne Gott erklären zu können. Aber man forscht wirklich hartnäckig an diesen Fragen. Und es gibt seit Jahrzehnten keine großen Fortschritte, die es erlauben würden zu sagen, diese Fragen sind jetzt geklärt.
Eine Frage, die immer wieder aufgegriffen wird und die viele zu klären versuchen, ist der Streit darüber, wie alt die Erde eigentlich ist. Zunächst einmal stellt sich die Frage: Warum streitet man überhaupt darüber? Und wie schätzt du die wissenschaftlichen Argumente für ein hohes Erdalter ein?
Das ist vor allem eine Frage, die Gläubige beschäftigt, weil sie mit unserem Bibelverständnis zusammenhängt. Wenn man die ersten Kapitel der Bibel liest, hat man eigentlich den Eindruck, dass die Schöpfung noch nicht allzu lange her sein kann. Deshalb glauben auch die meisten Christen, dass die Erde noch relativ jung ist.
Andererseits gibt es auf wissenschaftlicher Seite viele Hinweise, die für ein hohes Erdalter sprechen. Besonders die radiometrischen Datierungsmethoden liefern solche Hinweise. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch gute Argumente für eine junge Erde gibt. Zum Beispiel wurden in Dinosaurierknochen Blutgefäße und Blutkörperchen entdeckt. Diese sind sehr fragile Strukturen, die eigentlich nicht 70 oder 80 Millionen Jahre überdauern könnten.
Trotzdem gibt es viele wissenschaftliche Argumente für ein hohes Erdalter. Die Schwierigkeit liegt darin, diese mit der Bibel in Einklang zu bringen. Das hängt auch mit der Frage zusammen, woher der Tod kommt. Im Tierreich kam der Tod laut Bibel erst mit dem Sündenfall in die Schöpfung hinein. Deshalb ist es schwierig, ein hohes Erdalter mit dem biblischen Schöpfungsbericht zu vereinbaren.
Auf der anderen Seite gibt es eben diese wissenschaftlichen Hinweise. Deshalb ist das vor allem unter Christen ein wichtiges Thema, über das häufig gesprochen wird.
Ihr sucht ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, auch nach Argumenten für eine junge Erde. Du sagst, es gibt durchaus auch Argumente für eine alte Erde. Was motiviert euch, in eine andere Richtung zu gehen und Argumente für eine junge Erde zu suchen?
Unsere Motivation liegt darin, dass wir sehen, wie Jesus dem Alten Testament vertraut hat. Er glaubte an die Genauigkeit und Autorität des Alten Testaments. Ich sehe einige Schwierigkeiten darin, eine alte Erde mit dem biblischen Schöpfungsbericht zu vereinbaren.
Wir beobachten auch, dass Gläubige, die ein hohes Erdalter akzeptieren, oft Kompromisse eingehen müssen. Meistens lehnen sie dann eine globale Sintflut ab oder glauben, dass der Tod schon vor dem Sündenfall in der Welt war. Das sind Punkte, die uns Probleme bereiten. Deshalb sind wir motiviert, immer wieder nach guten Argumenten für eine junge Erde zu suchen.
Aus meiner theologischen Ausbildung erinnere ich mich an die sogenannte Gap-Theorie. Diese besagt, dass zwischen 1. Mose 1 und 1. Mose 2 der Fall Satans liegt und dass Gott nicht Tohuwabohu (wüsten Zustand) geschaffen hat. Das ist ein Versuch, auf der einen Seite viele Jahre in die biblische Darstellung einzufügen, um ein hohes Erdalter zu argumentieren.
Du hast völlig richtig gesagt, es gibt Christen, die für ein hohes Erdalter argumentieren, und andere, die ein junges Erdalter vertreten.
Aber bedeutet der Glaube an ein hohes Erdalter, dass man den christlichen Glauben aufgeben muss?
Wie du sagst, gibt es unter Christen beide Ansichten. Die meisten glauben eher an eine junge Erde, basierend auf dem biblischen Bericht. Manche haben keine Mühe, auch ein hohes Erdalter mit der Bibel zu vereinbaren. Wenn man ein hohes Erdalter akzeptiert, muss man allerdings einen anderen Weg finden, die biblischen Aussagen zur Urgeschichte zu verstehen.
Mich überzeugen die bisherigen Vorschläge dazu nicht vollständig. Aber ich kann nachvollziehen, wenn jemand angesichts der wissenschaftlichen Befunde Schwierigkeiten hat, an eine junge Erde zu glauben.
Wichtig ist mir, dass es unter Christen beide Meinungen gibt. Der Glaube muss nicht aufgegeben werden, wenn man zu der Erkenntnis kommt, dass die Erde vielleicht doch alt ist.
Da bist du so typisch Wissenschaftler, und das finde ich super, versuchst du, beide Positionen zu sehen. Dann prüfst du auch, was mit der Bibel vereinbar ist und was nicht. Außerdem überlegst du, wie relevant das eine und das andere ist.
Mich würde interessieren: Wie gehst du persönlich konkret vor, wenn du eine wissenschaftliche Aussage hast und denkst, dass sie irgendwie nicht mit der Bibel zusammenpasst? Wie machst du das dann?
Das Erste, was ich meistens mache, ist, dass ich auf wissenschaftlicher Seite versuche herauszufinden, was man da überhaupt entdeckt hat. Es gibt ja oft große Unterschiede zwischen dem, was man in der Presse liest, und dem, was tatsächlich dahintersteckt. In der Presse wird vieles oft überbewertet. Da hilft es einfach oft, sich die wissenschaftliche Publikation anzuschauen, in der die Wissenschaftler häufig vorsichtiger in ihren Schlussfolgerungen sind.
Wenn man Zeit hat, kann man sich auch genau anschauen, was gemessen wurde. Dabei ist es wichtig, zu unterscheiden zwischen dem, was gemessen wurde, und wie die Daten interpretiert wurden. In der Interpretation fließen immer viele Annahmen ein. Als Christen gehen wir manchmal mit anderen Annahmen an die Sache heran, sodass man die gleichen Daten auch ganz anders interpretieren kann.
Auf biblischer Seite mache ich es genauso. Ich schaue mir genau an, was die Bibel dazu sagt. Ich nehme mir eine textgetreue Übersetzung und prüfe, was darin steht. In einzelnen Fällen nutze ich auch eine Interlinearübersetzung, bei der man den Urtext eins zu eins mit einer deutschen oder englischen Übersetzung vergleichen kann. Ich selbst verstehe die Ursprachen nicht. Wenn ich da Hilfe brauche, wende ich mich an jemanden, der das kann, oder ich schaue mir gute christliche Literatur zu einem Thema an.
Natürlich stimmt auch nicht automatisch alles, was ein christlicher Autor sagt. Auch da muss man manchmal etwas hinterfragen. Aber ich suche einfach herauszufinden, was die wissenschaftlichen Daten sind, wie sie interpretiert werden, was die Bibel dazu sagt und dann versuche ich, den wissenschaftlichen Text, den biblischen Text und die wissenschaftlichen Daten in Einklang zu bringen.
Wenn du das so machst – das fand ich super beschrieben, wie du es dargestellt hast – gibt es dann wahrscheinlich Situationen, in denen du merkst: „Hm, aber irgendwie kriege ich diesen Widerspruch nicht aufgelöst. Ich kann diese Frage nicht lösen.“ Gibt es so etwas? Und was machst du, wenn es so etwas bei dir gibt?
Das gibt es, aber zum Glück ist das gar nicht so häufig der Fall, wie man vielleicht denkt – auch aufgrund dessen, was man in den Medien über die Bibel liest.
Wenn offene Fragen bleiben, überlege ich, ob ich vielleicht mein bisheriges Bibelverständnis überdenken muss. Oder ich versuche zu überlegen, ob man die wissenschaftlichen Daten anders deuten kann. Das führt nicht immer gleich zum Ziel. Es braucht Geduld. Oft bleibt eine Frage auch jahrelang offen.
Es ist gut, wenn man da manchmal eine gewisse Distanz bewahrt und auch mal eine Frage offenlassen kann, wenn man nicht weiterkommt. Die Wissenschaft entwickelt sich weiter, und es kann sein, dass später plötzlich eine Antwort kommt. Ansonsten hat Gott uns auch nicht versprochen, dass wir hier auf der Erde alles verstehen. So wie wir im privaten Leben nicht immer alles verstehen, ist das auch bei Fragen rund um Glaube und Wissenschaft manchmal der Fall – dass eine Frage offen bleibt.
Das finde ich gut, dass du sagst: Nein, nicht alles löst sich auf. Es werden manche Fragen bleiben. Was ich bei dir spüre, ist, trotzdem der Bibel mit Vertrauen zu begegnen und eben nicht mit Zweifel. Das heißt nicht: „Wenn ich diese oder jene Frage nicht lösen kann, muss die Bibel falsch sein.“ Sondern: „Ich lasse es einfach mal liegen, weil ich weiß, dass Gott über allem steht und ich ihm vertrauen kann.“
Das ist ja auch, was du gesagt hast, was die Studiengemeinschaft versucht deutlich zu machen: das Vertrauen in die Bibel zu stärken – auch wenn es möglicherweise wissenschaftliche Aussagen gibt, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen.
Ja, unser Vertrauen zu Jesus und in sein Wort ist das, was uns letztlich durchträgt – auch dort, wo etwas offen bleibt.
Was uns wichtig ist, wird auch in unserem Logo gut zum Ausdruck gebracht: Von Worten zu Wissen. Es gibt zweimal den Buchstaben W – einmal oben links, einmal unten rechts. Die beiden Ws sind durch ein Kreuz verbunden.
Das obere W steht für uns an erster Stelle: das Wort. Das Wissen ist das zweite W, das wir etwas tiefer anordnen. Dieses Wissen ist das, wovon wir aus eigener Erfahrung wissen, dass unsere menschliche Erkenntnis begrenzt und vorläufig ist.
Unsere Motivation ist, dem Wort Gottes mehr zu vertrauen als dem, was wir mit unserem Verstand in der Wissenschaft herausfinden können. Wir wissen, dass wir begrenzt sind.
Wie ist das im Blick auf junge Leute, die jetzt ein wissenschaftliches Studium anstreben und sich überlegen: „Vielleicht sollte ich eine Wissenschaft studieren“? Würdest du das empfehlen, oder ist es manchmal auch gefährlich für den Glauben, gerade wenn sie in Zweifelstürme hineinkommen?
Ich würde sofort wieder Physik studieren. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Thema Glaube und Wissenschaft dabei nicht immer an oberster Stelle steht. Im Physikstudium lernt man viel darüber, wie Atome aufgebaut sind und wie ein Laser funktioniert. Dabei hat man nicht direkt mit sehr vielen Herausforderungen für den Glauben zu kämpfen.
Kosmologie hatte ich nur als Wahlfach. Dort gibt es natürlich die Fragen nach dem Ursprung des Universums. Aber wenn man einfach Physik studiert, kann es gut sein, dass man ganz um dieses Thema herumkommt.
Bei anderen Fächern empfehle ich jedem, sich vorher zu informieren, damit er weiß, worauf er sich einlässt. Unsere Fachgruppen bei Wort und Wissen können hier eine gute Hilfestellung bieten. Je nach Studiengang hat man mehr oder weniger oft mit herausfordernden Fragen zu tun.
Für manche ist das vielleicht nur eine intellektuelle Herausforderung. Andere sind eher der Typ, der dann ins Zweifel gerät. Wenn man sich vorher informiert, kann man sich besser darauf einstellen, was auf einen zukommt.
Wenn man sich vorher schon einmal mit solchen Themen beschäftigt hat, zum Beispiel ein Buch dazu liest, dann kommt es im Studium nicht überraschend, dass kritische Fragen gegenüber dem Glauben und dem Bibelverständnis auftauchen. Wenn man sich darauf vorbereitet hat, kann man besser damit umgehen.
Was mir im Studium auch geholfen hat, war der Kontakt innerhalb der Fachgruppe Physik. Dort konnte ich mich mit anderen gläubigen Studenten und Physikern austauschen. Wir konnten diese Fragen gemeinsam diskutieren. Das hat mich immer wieder ermutigt, im Glauben dranzubleiben.
Es ist wichtig, solche Vorbilder zu haben – wie andere Wissenschaftler mit diesen Fragen umgehen. Ich war sehr froh, dass ich an diese Fachtagung und in diese Fachgruppe hineingehen konnte. So hatte ich Ermutigung und Unterstützung von anderen Gläubigen.
Also, es war ein sehr spannendes Gespräch mit dir, Peter. Vielen Dank, dass du bei uns warst.
Das war es schon wieder – der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen. Wie kann man mit Glaube und Wissenschaft umgehen, wenn das für einen persönlich zu einem Konflikt wird?
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und lasst euch das Interesse an der Wissenschaft nicht nehmen. Seht Wissenschaft als eine Möglichkeit, Gottes Genialität zu entdecken.