Zum Inhalt

Das Loblied Marias

Lukas 1,46-56

Einleitung

Das Loblied der Maria wird auch "Magnificat" genannt. Dieser Name kommt vom ersten Wort der lateinischen Übersetzung.

I. Die überglückliche Maria (46-50)

Nachdem Elisabeth Maria alles erzählt hat, was Maria ihr eigentlich berichten wollte, wurde Maria überglücklich. Nun hat sie das Verlangen den Herrn zu Rühmen. Ihre Seele und ihr Geist sollen den starken Gott preisen. Mit allem was Maria zur Verfügung steht, möchte sie Gott loben, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Er hat es nicht verabscheut diese unscheinbare Frau anzusehen, d.h. ihr eine so wichtige Aufgabe zuzuteilen. Sie ist sich bewusst: denn er hat große Dinge an mir getan.

Ja, sie ist wirklich begnadigt diese junge Frau. Sie ist überglücklich und freut sich riesig über die erfahrene Barmherzigkeit. So grossartig findet sie dies Gnade Gottes, dass sie der Überzeugung ist, dass von nun mich selig preisen alle Geschlechter. Maria wird allen Geschlechtern bekannt sein, denn ihr Name wird stets mit ihrem Sohn, Jesus Christus, verbunden werden. Man wird sie glücklich preisen, die in ihrer Niedrigkeit vom Herrn angesehen wurde. Ich bin der Überzeugung, dass Maria damit nicht meinte, ihr werde fast göttliche Verehrung zuteil werden, dies würde ja vollkommen im Widerspruch zu ihrem Lobgesang stehen. Sie selber zeigt uns ja gerade durch ihren Lobgesang, wem die Ehre gehört, nämlich allein Gott dem Mächtigen. Und sie sagt in Vers 50: Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.

Sie bezeugt selbst, dass die Barmherzigkeit Gottes für alle erfahrbar ist, nämlich für alle die ihn fürchten. Dies ist ein Grundwissen bei den Juden, so lesen wir in den Sprüchen: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht. Spr.1,7. Was Maria erfahren hat, kann jeder erfahren der den Herrn fürchtet, denn das ist der Blickwinkel Gottes. Er scheut sich nicht dem Geringen zu begegnen, wenn dieser ihn fürchtet.

Evangelisation

Fürchtest Du den Herrn? oder anders gefragt: Bist du dir bewusst, dass du dich vor Gott zu verantworten hast? Die Not der Menschen ist, dass sie Gott nicht fürchten. Der Prediger zeigt einen der Gründe auf, wenn er sagt: Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun. Pred.8,11. Er fügt dann hinzu, dass es lethtlich darauf ankommt, daß wir Gott fürchten: Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, daß es wohlgehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Pred.8,12. Jesus sagt es deutlich vor wem wir uns fürchten sollen: Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr können, / Ich will euch aber zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, in die Hölle zu werfen, ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch. Lk.12,4-5.

Lerne Gott zu fürchten, denn nur Jesus kann dich vor dem Verderben retten. Willst Du dich nicht retten lassen? Wer Gott fürchtet, der wird Gottes Barmherzigkeit erfahren wie Maria sie erfahren hatte.

Weiter

Wer von Jesus gerettet ist, der kent die überschwengliche Freude, die Maria hatte. Natürlich ist das nicht ein Dauerzustand, denn auch Maria musste in der Beziehung zu ihrem Sohn noch viel lernen und sie machte sich auch oft Sorgen. Auch wenn wir nicht immer in dieser überwenglichen Freude leben, sollte doch die Dankbarkeit über Gottes Handeln unser Leben prägen.

II. Der mächtige Gott (51-55)

A. Keine Vorschau

Nun beginnt Maria damit, den mächtigen Gott, dessen Name heilig ist zu beschreiben. Viele sind hier der Meinung, dass es sich um eine Voraussage handelt, d.h. Maria sagt jetzt in Voraussicht wie Gott handeln wird. Ich bin aber zu Schluss gekommen, dass Maria hier keine Voraussagen macht, sondern dass Sie Gottes Chararakter, das Wesen Gottes beschreibt. Sie kommt ja aus dem Judentum und sie wusste sehr wohl wie Gott in der Geschichte Israel gehandelt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihr wie dem Hiob ergangen ist, der nach der Begegnung mit Gott sagte: Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Hiob 42,5.

Maria hatte vom Hörensagen gehört, wie Gott handelte, aber nun hat sie an sich selbst erfahren, wie Gott handelt. Nun bestätigt sie alles was sie gelernt hat und sagt damit: Du Herr bist in der Tat so wie ich es gelehrt bin. Bis jetzt wusste ich das alles auch, aber nun habe ich dies alles erfahren. Was Maria nun über Gott aussagt, sind Wesenszüge Gottes, die natürlich bestehen bleiben, sie stützt sich aber ab auf das Handeln Gottes in der Vergangenheit. Aber Gott wird natürlich auch in Zukunft in gleicher Weise handeln, weil es seinem Wesen entspricht.

B. Das Lob

Betrachten wir nun, wie Maria diesen mächtigen Gott beschreibt.

Er übt Gewalt mit seinem Arm

Gott handelt in der Geschichte, ihm sind keine Grenzen gesetzt, so sagt er durch den den Propheten Habakuk dem Volk Israel: Denn siehe, ich will die Chaldäer erwecken, ein grimmiges und schnelles Volk, das hinziehen wird, so weit die Erde ist, um Wohnstätten einzunehmen, die ihm nicht gehören. Hab.1,6. Mit seinem starken Arm kann Gott ganze Völker bewegen und sie gebrauchen ohne dass sie es merken.

Er zerstreut die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn

Hoffart oder Hochmut ist Gott stets zuwieder. Gott warnt durch Jeremia sein Volk vor Hochmut, indem er sagt: Höret und merkt auf und seid nicht so hochfahrend, denn der Herr hat's geredet. Jer.13,15. Auch Mose warnte bereits das Volk: So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen, so daß du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. ... dann hüte dich, daß dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergißt, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft, Dt.8,11.14.

Genau das ist Israel passiert. Sie haben vergessen, sie wurden hochmütig und der Herr zerstreute ganz Israel. Wir stehen selbst in der Gefahr Hochmütig zu werden, denn es gibt auch einen frommen Hochmut. Dies kann Gott aber in keiner Weise gefallen.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Mehrfach hat Israel dies erfahren, dass Gott gewaltige von ihren Thronen warf und Niedrige erhoben hat. So stiess er beispielsweise Saul von seinem Thron und setzte David als König ein, welcher der jüngste seiner Familie war und nicht in grossem Ansehen stand. Aber nicht nur in Israel handelte Gott so, sondern auch in andern Völkern, so heisst es von Nebukadnezar:

Denn nach zwölf Monaten, als der König auf dem Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging, / hob er an und sprach: Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit. Gottes Reaktion liess nicht lange auf sich warten, denn Daniel fährt weiter: Ehe noch der König diese Worte ausgeredet hatte, kam eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen, / man wir dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, und du sollst bei den Tieren des Feldes bleiben; Gras wird man dich fressen lassen wie die Rinder, und sieben Zeiten sollen hingehen, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt wem er will. Dan.4,26-29.

Und Asaf sagt: "sondern Gott ist Richter, der diesen erniedrigt und jenen erhöht." Ps.75,8. Im Psalm 2 wird uns sogar berichtet, dass Gott über das Gehabe der Grossen nur lachen kann. Sie meinen, sie machen Weltgeschichte und sind sich nicht bewusst, dass sie keinen Schritt weiter können, als Gott es ihnen zulässt. Dort steht:

Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten Rat miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: / "Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!" / Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. Ps.2,2-4.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßt die Reichen leer ausgehen.

oder: Die Hungrigen füllte er mit Gutem und Reiche schickte er leer weg. [Ps.107,9]

Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, / wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

Und schliesslich wird Maria sehr klar, dass die Zusagen Gottes, die er Abraham und den Vätern gemacht hatte, dass er diese halten wird. Barmherzigkeit wird er seinem Volk trotz allem zukommen lassen. Israel ist das erwählte Volk ob uns das gefällt oder nicht.

Das bezeugt Gott durch Mose: Aber wenn sie auch in der Feinde Land sind, verwerfe ich sie dennoch nicht, und es ekelt mich nicht vor ihnen, so daß es mit ihnen aus sein sollte und mein Bund mit ihnen nicht mehr gelten sollte; den ich bin der Herr, ihr Gott. Lev.26,44.

C. Starker Gott

Maria rühmt den starken Gott vielfältig. Ihr Herz geht über, sie ist begeistert von ihrem Gott. Maria rühmt Gott aufgrund von Tatsachen. Sie stützt sich auf das Handeln Gottes, das er durch die ganze Geschichte Israels gezeicht hat. Kennen wir diese Begeisterung? Oder haben wir immer noch ein Wenn und Aber? Geben wir Gott recht in seinem Handeln?

III. Maria verlässt Elisabeth (56)

Maria geht vermutlich vor der Geburt des Johannes wieder zurück nach Nazareth. Vielleicht wollte sie nicht von den vielen Gästen gesehen werden, denn im 4. Monat sieht man bereits, daß ein Kind am wachsen ist.

Schluß

In solchen besonderen Erfahrungen fällt es uns oft leicht den Herrn zu rühmen. Aber wir machen nicht alle Tage besondere und aussergewöhnliche Erfahrungen. Die Schlußfolgerung aus dem Lobgesang der Maria, wir sollten täglich unseren Gott in dieser überschwenglichen Weise loben, wäre falsch. Jakobus ist diesbezüglich sehr nüchtern, er schreibt: Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Jak.5,13. Dieses Lob der Maria ist ein kleiner Vorgeschmack auf die Ewigkeit hin, dort werden wir Gott ohne Zweifel in hohem Maße loben. Jetzt aber sollten wir aber nicht mittels verschiedener Methoden einen solchen Lobpreis hochstilisieren. Dieser Lobpreis kommt automatisch, wenn sich Gott uns in einer besonderen Weise beschenkt. Unsere Aufgabe auf dieser Erde ist es in allen Dingen dem Herrn dankbar zu sein, wie Paulus die Thessalonicher auffordert: Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. 1.Thes.5,18.

Amen