Die Kraft Jesu und das Geheimnis des Leidens
Kolosser 1, Vers 24 beschreibt Paulus zunächst die grenzenlose Kraft Jesu, in dem die ganze Fülle Gottes wohnt. Diese Kraft bewegt alles, was es in der Welt gibt – von den großen Gewalten im Kosmos bis hin zu den kleinsten Zellen.
Daneben stellt Paulus seine eigene Lebenserfahrung: „Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide. Und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“
Wir schämen uns oft für das Leiden. Ich erinnere an einen großen deutschen evangelikalen Leiter, der jahrelang einem Missionswerk mit mehreren hauptamtlichen Missionaren und einer bedeutenden Bibelschule vorstand. Eines Tages musste er in eine Nervenklinik eingeliefert werden. Dort begegnete er einem Gemeindeglied und sagte: „Dass ich Sie hier als Patient treffe, hätte ich nicht gedacht.“ Die Antwort lautete: „Ja, warum eigentlich nicht?“
Vielleicht ist uns im Kopf verankert, dass jemand, der Jesus dient und ganz in seiner Nachfolge steht, von einem Triumph zum nächsten geht. Mit einem strahlenden Gesicht, großem Jubel und Beifall von allen, die auf ihn blicken.
Wenn ich in die Schweiz komme, staune ich immer wieder, was dort die großen Firmen leisten. Es gibt einen großen Wirtschaftsaufschwung, sie legen Erfolgsbilanzen vor und zeigen, was alles erreicht wird. Als Jesus-Gemeinde sind wir sicher immer in der Versuchung, vor der Welt mitzuprotzen und anzugeben. Wir sagen dann: „Guckt mal her, bei uns wachsen die Mitgliederzahlen, unsere Gottesdienste sind voll und wir haben eine prächtige Jugendarbeit.“
Wir stehen immer wieder in der Versuchung, auch von der Welt zu lernen. Es gibt Kurse, wie man richtiges Management macht, wie man seine Kräfte bündelt und wie man Erfolg programmieren kann. Muss man das heute nicht vor der Welt demonstrieren können? Dass Christen in der Kraft Gottes leben müssen? Dass andere an uns sehen und die Nachbarn sagen: „Wenn ich dich sehe, dann erkenne ich etwas von der Größe Gottes, das spricht so aus dir.“
Aber wir wissen ganz genau, wie alle großen Zahlen und prahlerischen Erfolge täuschen können. Diese dummen Hitlisten, die man heute über Gottesdienstbesuche führt, als ob sie etwas über das geistliche Leben aussagen könnten. Die Gesetze des geistlichen Lebens sind ganz anders als die in der Welt.
Wenn heute am Buß- und Bettag eine solche Konferenz stattfindet, ist es mir wichtig, dass wir einmal wieder neu lernen, wie die Kraftverhältnisse Gottes sich im Leben unserer Gemeinden und in unserem eigenen geistlichen Leben widerspiegeln.
Die Diskrepanz zwischen äußerer Schwäche und göttlicher Kraft
Schlagen Sie nur die Bibel auf, wie demütig, schwach und geschlagen Jesus mit seinen Jüngern durch die Welt zog – nicht imponierend und nicht groß. Und dann stoßen wir auf einmal auf diesen großen Apostel Paulus. Es ist ja ungeheuer, wie er durch das römische Weltreich stürmte. Nichts konnte ihn bremsen, und doch war er in einer äußerlichen und inneren Schwäche und Ohnmacht.
Das ist mir heute zuerst einmal wichtig, Ihnen zu sagen: Die Kraft Gottes steht in einem eigentümlichen Gegensatz zu dem, was man an uns sehen kann, zu dem, was alle anderen an uns beobachten. Auch das Evangelium, das wir verkünden, steht in einem Gegensatz zu uns als Person.
Paulus sagt einmal – Sie kennen die Stelle –, 2. Korinther 12, dass Gott vorgesorgt hat, damit er sich nicht überhebe. Der Kraftprotz, der eine Schau abziehen will, damit ich mich nicht überhebe, hat mir Gott einen Pfahl ins Fleisch gegeben. Der tut weh, schwächt ihn und hält ihn auf im Dienst.
Im Propheten Zephanja, Kapitel 3, Vers 11, steht das Wort, das auf Israel bezogen war, schon im Alten Bund: „Ich will“, sagt Gott, „die stolzen Prahler von dir tun, und du wirst dich nicht mehr überheben auf meinem heiligen Berg. Ich will in dir übriglassen ein armes und geringes Volk. Die werden auf des Herrn Namen, auf seine Kraft trauen.“
So etwas kann eigentlich niemand verstehen, außer man liest die Bibel und ist ein Geistesmensch, erfüllt vom Heiligen Geist, der den neuen Blick hat. In der Welt, wenn man jetzt nur den Medaillenregen der Schweiz beobachtet, da sind die Sieger vorne. Und es ist sicher immer wieder auch bei uns so, dass wir im Glauben demonstrativ sagen wollen: „Aber wenn wir ehrlich sind, wir kommen aus Gemeinden, in denen es oft elend, arm und jämmerlich zugeht.“
Und wenn jetzt Jesus uns von innen her, von unserem Herzen sieht – liebe Schwestern und Brüder – dann lasst uns doch offen am Busch und Betag sagen: Wir schämen uns über so viel Ohnmacht und Schwäche in unserem Glaubensleben, über so viel Sünde, Versagen und Untreue.
Paulus im Gefängnis und die Realität des Leidens
Paulus schreibt an einer Stelle, dass in Jesus alle Kraft wohnt. Im Kolosserbrief spricht er davon, dass in Jesus die Fülle Gottes ist.
Er selbst sitzt zu dieser Zeit im Gefängnis, vermutlich in Caesarea, und das zwei Jahre lang zu Unrecht. Doch Gott holt ihn nicht heraus. Warum lässt Gott das zu? Paulus ist in Ketten, und der Prozess zieht sich hin.
Man kennt solche bösen, gemeinen Fragen, die heute oft gestellt werden: Glaubt er vielleicht nicht richtig? Als ob es eine Frage des Glaubens wäre, wenn man durch die Tiefen des Kreuzwegs geführt wird.
Paulus spricht in seinen Briefen oft und offen über seine Niederlagen und Enttäuschungen. Er erzählt von Bedrängnissen, die einem die Luft zum Atmen nehmen und einen einschnüren. Wenn er vom Leiden spricht, meint er nicht nur Bedrängnisse, Ungemach oder Pech. Er spricht von den Leiden, die alle treffen, die Jesus nachfolgen. Das gehört ganz normal zur Gemeinde dazu.
Er weiß genau: Wenn ich Jesus nicht mehr kompromisslos nachfolge, dann hätte ich auch kein Leiden mehr. Ich würde den Widerspruch nicht mehr erfahren.
Denken Sie an Johannes, der uns die Offenbarung gegeben hat. Wie schreibt er gleich zu Beginn? Johannes, der große Apostel, nennt sich Mitgenosse am Reich und an der Trübsal. Beides gehört zusammen.
Man kann nur am Reich Gottes teilhaben, wenn man auch an den Bedrängnissen teilhat. Die Kraft Gottes kann man nur erfahren dort, wo die eigene Kraft zerbricht.
Die Verbindung von Leiden und Reich Gottes
Im neunzehnten Jahrhundert war das das Missionslied, und ich singe es heute immer noch gern: „Herr Jesus Christ, die Sache, an der wir stehen.“
Dabei stolpert man oft an der Stelle, wo es heißt: „Woll an, so führ uns allzugleich zum Teil am Leiden und am Reich.“ Ich will doch am Reich Gottes teilhaben und darum auch Ja sagen zu dem Weg der Schwäche und der Entehrung.
Ich forsche immer gerne bei den großen Zeugen der Gemeinde Jesu. Da waren bekannte, berühmte Missionsleute, die heute vielleicht die Jungen nur als Wegbereiter sehen. Ludwig Krapf war der erste Missionar in Ostafrika. Sein ganzes Leben lang führte er keinen einzigen Menschen zu Jesus. Trotzdem kennt heute jedes Schulkind in Kenia seinen Namen. Das hat Gott gewirkt, als er bereits tot war. Krapf wurde der große Suaheli-Forscher und Wegbereiter der Mission.
Wenn man in seinen Tagebüchern liest, fürchte ich, dass wir es gar nicht so offen wagen würden, aus unseren Gemeinden oder von unserem eigenen Leben so zu sprechen, wie er es tut. Damals hatte die englische Kirchenmission, die ihn ausgesandt hatte, drei Handwerkermissionare zu ihm geschickt. Er freute sich sehr, endlich Hilfe zu bekommen.
Wie ging es aus? Der Erste zweifelte schon in London an seiner Berufung und blieb daheim. Der Zweite zweifelte in Aden, der jemenitischen Hafenstadt, an der anglikanischen Kirche und kehrte ebenfalls heim. Der Dritte, namens Pfefferle, kam zu ihm, und nach wenigen Wochen starb Ramfiber. Krapf schrieb heim an die Missionsfreunde: „Kann man denn so etwas vor den Missionsfreunden noch verantworten? Laute Misserfolge, das sieht doch sauber aus!“
Und doch blieb er bei seinem Satz: Afrika muss durch die Mission erobert werden. Das habe ich nicht im Heiligtum der Vernunft gelernt, wohl aber im Heiligtum des Herrn. Eine Stimme sagte mir: „Fürchte dich nicht! Es geht durch Sterben zum Leben, durch den Untergang zum Auferstehen, durch die Zerstörung allen menschlichen Unternehmens zur Aufrichtung des Reiches Christi.“
„Statt dich durch die Niederlage deiner Mannschaft mutlos machen zu lassen, greife du die Sache Jesus selbst an. Verlass dich nicht mehr auf menschliche Hilfe, sondern allein auf den lebendigen Gott. Es ist ihm nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Glaube, liebe, kämpfe und werde nicht müde und nicht matt, dann wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen.“
Er stand auf vom frisch geschaufelten Grab seines Freundes Pfefferle und wusste plötzlich gewiss: Einmal wird das Christentum ganz Ostafrika decken, so breit wie der Pangani-Fluss. Ganz breit wird es daherfließen, weil Jesus mit ohnmächtigen Menschen arbeitet.
Wissen Sie das auch noch? Das soll uns mutig machen, mutig machen, auch immer wieder, wenn wir an die Grenze unseres Könnens stoßen, mit der ungeahnten Kraft Jesu zu rechnen, dessen Kraft sich in unserer Schwäche vollendet.
Die Überwindung menschlicher Grenzen durch göttliche Kraft
Darum sind die Schwierigkeiten, auf die wir stoßen – seien es menschliche Schwierigkeiten, Grenzen unseres missionarischen Eifers oder verschlossene Türen, zum Beispiel in der Jugendarbeit – für uns kein Hindernis. Wir wissen, dass unser Herr Jesus diese Hindernisse überwinden will. Er hat mich als schwaches Werkzeug erwählt, und ich darf meine ganze Kraft zur Verfügung stellen. Nicht weil meine menschliche Methode oder mein Verstand es könnten, sondern weil der Herr derjenige ist, der aufschließt, und niemand mehr zuschließt. Das ist Jesu Eigenart.
Gerade deshalb betet Paulus im Kolosserbrief und sagt: Betet doch für mich! Warum? Für mich, dem die Hände gebunden sind, der ich sein Bote in Ketten bin, damit ich auch in dieser ausweglosen Situation das Geheimnis des Evangeliums so verkünden kann, wie es verkündet werden muss. Es ist immer ein Geheimnis Jesu. Ein Mensch ist noch nie anders zum Glauben gekommen, als dass Jesus selbst die Tür geöffnet hat. Es gibt keinen Trick und keine Methode dafür. Jesus hat dieses Wunder immer dort getan, wo Menschen in ihrer ganzen Hilflosigkeit auf den Herrn angewiesen waren.
Das ist mir zuerst einmal wichtig: Der extreme Gegensatz zwischen einem herrlichen Evangelium von der Macht Gottes und so unansehnlich schwachen Boten wie wir es sind. Und das ist des Herrn Triumph. Haben Sie etwa gedacht, diese Fischer und Zöllner, die Jesus in seine Nachfolge gerufen hat, wären irgendwo tauglich gewesen? Wissen Sie, warum Jesus sie gerufen hat? Damit die Kraft von ihm ausgeht und nicht von uns, damit sich niemand einbildet, wir wären die Könner.
Die Freude am Leiden als Ausdruck der Nachfolge
Aber jetzt sagt Paulus, wir sollten uns am Leiden freuen. Das ist schwierig – sich am Leiden zu freuen. Wir betrachten es immer wieder als ein Missgeschick. Ich habe das in meiner Gemeindearbeit oft erlebt: Rückschläge, Zusammenbrüche, Misserfolg – sich am Leiden freuen, sich an den Schwierigkeiten freuen. Das ist ja eine Gefahr.
Ich möchte das mit dem Leiden noch einmal erklären. Wissen Sie, man kann sich auch ins Leiden hinein verlieben. Man kann sich am Leiden gefallen finden: „Ach, ich habe es so schwer, mir geht alles so schwer.“ Das ist ja alles nicht gemein. Es kann auch sturer, störrischer Wille sein, dass ich mich selbst ins Leiden hineinmanövriere durch meine Dummheit.
Wissen Sie, der Selbstmörder liebt auch das Leiden. Das ist trotzdem kein gottgefälliger Weg. Paulus redet vom Leiden um Jesu willen. Und was ist denn das Jesusleiden? Das ist der Hass, der Widerstand, die Feindschaft, die mich bloß deswegen trifft, weil ich sein Evangelium nicht modisch der Zeitmeinung anpassen kann. Weil ich bei seinem Wort bleibe, weil ich treu und gehorsam bleibe, weil ich die Gebote Gottes nicht umbiegen will, so wie man es vielleicht heute gerne hätte.
Oft stehe ich dann so da wie Paulus vor seinen Volksgenossen damals in der jüdischen Synagogengemeinde. Und er sagt: „Und Jesus ist doch der Messias, und er ist die Heilung der Welt. Ohne ihn wird man nicht selig.“ Dieses Leiden, diesen Widerspruch hat Paulus ertragen. Er hat ja Schläge dafür bekommen. Wir können uns damit gar nicht vergleichen, aber vielleicht sind wir manchmal auch der Feindschaft ausgewichen.
Paulus hat das Leiden nie als ein Verhängnis oder als eine Bürde bezeichnet, sondern als eine Ehre. Er war stolz, dass er würdig gewesen war, für Jesus zu leiden. Wir sind doch oft feige, wenn es darum geht, in die schwierigsten Missionsfelder hinauszugehen, etwa in radikalen Islamländern, weil wir den Widerspruch und die Feindschaft fürchten. Wir sind selbst oft feige beim öffentlichen Bekenntnis.
Für Paulus waren die Leiden jedoch etwas, worüber er sich freut. Er sagt, darin wird genau die Kraft Christi in seinem Leben sichtbar.
Die Wundmale Christi als Zeichen der Autorität
Ich möchte es an einem Beispiel erläutern: Sie wissen doch, wie sehr die Galater Paulus mit ihrem Gesetzesverständnis zu schaffen machten. Paulus musste den Galatern widersprechen.
Er stand ganz allein da, gegenüber einer Vielzahl von Gemeinden, die alle verführt waren. Was brachte Paulus als seine Autorität vor? Womit konnte er pochen und sagen: „Hört auf meine Stimme“? Er hätte sagen können: „Ich habe so und so viele Gemeinden gegründet, ich bin der erfolgreichste Missionar, ihr müsst euch meiner Autorität unterordnen.“ Das hat Paulus aber nie gemacht.
Wissen Sie, was er gesagt hat? „Hinfort mache mir keiner mehr Mühe, ich trage die Wundenmale Jesu.“ Obwohl das die anderen nicht verstanden, die sagten: „Du sitzt dauernd im Gefängnis, du machst das ungeschickt mit deiner Missionsarbeit.“ Für Paulus war das das Markenzeichen der Nachfolge Jesu. Die überschwängliche Kraft sei von Gott und nicht von uns.
Was uns auch überrascht: Paulus wirkte im Auftreten als Prediger schwächlich, wie wir im 2. Korintherbrief lesen. Den Beifall fanden die Lügenprediger. Paulus sagt jedoch: „Ich bin froh, dass ich die Wundmale Christi tragen darf, die Nägelmale, dass man es meinem geschlagenen Körper ansieht, dass ich hinter Jesus Nachfolge stehe.“
In Philipper 1 sagt Paulus: „Ihr dürft für Christus nicht nur glauben, sondern auch für ihn leiden.“
Die Bedeutung des Leidens im Gemeindeleben
Ich habe es in meiner Gemeindearbeit immer so erlebt, nicht dass ich alles gelitten habe. Im Gegenteil, Gott hat mir viel Gutes geschenkt. Aber ich fand es ein ganz großes Vorrecht, dass ich ausharren durfte bei denen, die in der Nachfolge Jesu schwere Wege gegangen sind.
Dort, wo die Kinder ungläubig waren, obwohl die Eltern gebetet haben wie die Weltmeister. Und dennoch ist nichts passiert. Wo eine schwere, unheilbare Krankheit kam und man nach Jakobus 5 gebetet hat, und doch kam die Gesundung nicht.
Und auf einmal hat man dort erlebt, wie es oft bei einem jungen Familienvater mit dem gerade geborenen Kleinkind war, und dann die ungeahnte Kraft Gottes erleben durfte – auch durch einen Weg des Leidens.
Wir müssen heute aufpassen, dass wir Jesus nicht zum Superstar machen. Unsere Welt akzeptiert Jesus als Superstar. Wissen Sie, neben all den Größen wie Lothar, Matthäus und Verona Feldbusch und wie sie alle heißen, Hans Meiser und so weiter – da nehmen die Leute Jesus, die Welt akzeptiert ihn.
Aber immer werden sie die Wundmale Jesu nicht sehen wollen. Dass es ein Kampf ist um eine Welt, die Jesus widerspricht. Und diese Wundmale gehen hinein bis in unser Herz.
Das Leiden als Ruf zum Gehorsam
Ich bin beim dritten Punkt: Es ist nötig, dass wir vom Leiden reden. Wissen Sie, dieses Leiden spielt sich bei uns auch dort ab, wo Jesus uns im Gewissen trifft. Dieses Leiden ist da, wo Jesus uns zum Gehorsam ruft. Keiner von Ihnen hat es in seiner Bekehrungsstunde ganz fertiggebracht. Bis ins hohe Alter hinein bleibt es ein schwerer Kampf, dem Wort Jesu und seinem Geist gehorsam zu sein und nicht seinem Fleisch oder auch seinen vernünftigen Gedanken zu folgen.
Und das tut wahnsinnig weh. Wie viele liebefromme Christen sind durch die Torreitersünde noch im Alter gefallen. Herr, reiß mich los, auch wenn es weh tut, von falschen Dingen. Du willst kein gefesseltes Herz haben. Wir sollten heute jungen Leuten wieder sagen: Wer Jesus folgt, der hat keinen leichten Weg. Das fordert von dir die ganze Hingabe. Das ist nicht immer Lust und Befriedigung, sondern tut oft weh. Oft wirst du einsam sein, und Freunde werden sich von dir abwenden. Aber es liegt ein Segen darauf, dass du ganz neu die Offenbarung der Kraft Jesu erfährst.
Es ist eine große Versuchung für uns heute – wir hätten das ja nie gedacht –, dass wir als Gemeinde Jesu einmal in die Versuchung kommen, von der Welt eingeladen zu werden mit dem Angebot: „Komm, ihr dürft alle mitmachen, wir wollen alle auch christlich sein.“ Bloß eins dürfen wir nicht mehr sagen: das Wort von der Bekehrung. Allein Jesus, sonst kein anderes Heil. Ob es in der Kultur, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Politik oder sonst wo in der Gesellschaft ist: Wir müssen sagen, am Kreuz Jesu scheidet sich alles.
Wir wollen damit niemanden abstoßen. Aber gerade das Bußwort, das Wort von der Bekehrung, vom ganzen Gehorsam, wo ein reicher Jüngling traurig wegzog, weil er viele Güter hatte: Sei ganz Jesu Eigentum, sonst wirst du nicht fröhlich. Das ist in ihrem schönen Namen „Freie Missionsgemeinde“: Ganz Jesus gehören, nicht abhängig von irgendwelchen staatlichen Rechten und Anerkennungen.
Es ist sehr interessant, wenn man das in der Apostelgeschichte noch einmal liest und in den Paulusbriefen, dass die Gemeinde Jesu nie die Anerkennung der Welt gebraucht hat. Nie die Presse, nie das Wohlwollen der Gesellschaft. Braucht sie nie, auch nicht das Geld der Welt. Das zeigte Paulus vor der Gemeinde von Kolossä, wenn Sie einmal dorthin reisen: Die Guides sagen, dass Kolossä noch gar nicht ausgegraben ist, ganz in der Nähe von Pamukkale und Hierapolis.
Diese Stadt, wo Paulus das noch einmal vorlebt: „Ich lebe in ganzer Ausschließlichkeit nur aus der Fürsorge meines Herrn, in körperlicher Schwäche. Ich gehöre nur Jesus, dem Gekreuzigten, und da ist die Welt mir gekreuzigt, und ich bin der Welt gekreuzigt.“ Die ganze Kraft, die Gott durch das Leben des Paulus wirkte, war nur so möglich, weil er ihm ungeteilt gehörte.
Ich habe Ihnen gesagt, dass ich das gerne so erforsche, und wenn man Lebensbilder ansieht, ist für uns in Deutschland etwa Pfarrer Paul Schneider ein solches Beispiel. Er war einer der wenigen, der unerschrocken gleich zu Anfang erkannte, dass das Hitlerreich antichristlich ist. Schon 1934 hat er herausgestellt, was heute eine lange Diskussion bei uns ist: Wie ist das Verhältnis der Gemeinde Jesu zur Welt?
Sie müssen wissen, dass die ganze Kirchengeschichte hindurch, in den zweitausend Jahren, immer diese Diskussion war: Die Gemeinde Jesu lebt in der Welt, aber wir dürfen nicht abhängig werden von der Welt. Paul Schneider predigte das 1934 seiner landeskirchlichen Gemeinde: „Jetzt sind wir endlich wieder in dieses Spannungsverhältnis, in den Normalzustand der Gemeinde Jesu zurückgekehrt. Der Herr Jesus mache uns seine kleine Herde bereit für die Entscheidungsstunde, da es gilt, seinen Namen nicht zu verleugnen.“
In seiner letzten Predigt, bevor er ins KZ Buchenwald gebracht wurde, wo er grausam ermordet wurde – dort im Bunker –, rief er immer wieder diese Jesusworte hinaus, während die anderen auf dem Appellplatz standen. 1939 war er schon umgekommen. Paul Schneider sagte in seiner letzten Predigt in Dickenschied: „Täusche dich nicht, Gemeinde! Du kannst an Jesu Herrlichkeit und Sieg nicht anders Anteil haben, als indem du das heilige Kreuz um Jesu Willen auf dich nimmst und mit Jesus den Leidens- und Sterbeweg gehst. Freut euch, dass ihr mit Christus leidet, auf dass ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.“
Er schloss seine Predigt mit den Worten: Ist die Kreuzesnachfolge nicht am Ende der schönste und beste Weg durch dieses Erdenleben? Paulus sagt: „Ich freue mich am Leiden.“ Nicht dass jeder Christ leiden muss – das ist missverständlich. Vielen von Ihnen geht es sehr gut. Umso mehr sollten Sie teilhaben an denen, die heute leiden: an den bekennenden Ekklesia-Gemeinden in Nordnigeria, wo die Scharia, das muslimische Gesetz, eingeführt ist; am Schicksal der 400 Gemeinden in Indonesien, denen die Kirchen abgebrannt wurden; den unzähligen in Asien, die sich zu Jesus bekehrt haben, wo die ganze Familie sich von ihnen abgewandt hat.
Jede Bekehrung im Buddhismus, im Hinduismus und im Islam bedeutet ein lebenslanges Opfer. Oft ist das eigene Haus noch angezündet worden. Ein Mitempfinden, dass wir Christenfremdlinge sind, dass das kein Normalzustand ist, den wir haben. Wir wollen um Jesu willen nicht den bequemen Weg gehen, sondern den Weg, wo sich Jesus offenbaren kann.
Die antichristlichen Mächte sind auch unter uns lebendig, auch im finsteren Kontinent Europa. Es braucht eine wache Jesusgemeinde, Mut, hier den Weg zu gehen und nicht korrupt zu schielen auf Teilnehmerzahlen und Erfolg, sondern nur auf Treue: „Herr, ich will kompromisslos den Weg mit dir gehen.“
Ich rufe die jungen Christen hier auf, sich nicht anzupassen an die Zeitmode und den Zeitgeist. Ob das um die Lebensgestaltung der Ehe und der vorehelichen Zeit geht oder was das in eurem Leben ist – der Umgang mit dem Geld: „Jesus, ich will nur dir folgen!“
Einer unserer Mitarbeiter: Wir haben über 170 Missionare in 37 Ländern der Welt, die durch ihren Beruf draußen sind, einen Informatiker, der in einem Moslemland als Zeuge Jesu arbeitet. Ich fragte ihn: „Lockt dich das nicht, wo man in Deutschland jetzt sechsstellige Summen als Gehalt zahlt und die Greencard anbietet? Du bist ein hervorragender Informatiker an einer Universität, um dort Zeuge Jesu zu sein, eine Studentengemeinde zu gründen.“ Er sagte: „Ich habe nur ein Leben, und das kann man mir nicht für Geld abkaufen. Ich will Jesus dienen mit 1 Mark im Monat, Jesudiener.“
Ich weiß nicht, wo bei Ihnen die Entscheidung fällt. Ich bin dankbar für so viele, die hier im Beruf stehen und viele Gaben geben, damit Mission geschehen kann. Aber wir wollen frei werden von diesem Blick, als ob das Leben wäre, wenn man aus dem Vollen schöpft. Das ist Leben, wo ich aus der Gemeinschaft mit den Leiden Jesu lebe und miterlebe, wie gerade in diesen Tagen Jesus seine großen Siege tut.
Eine durchgeschlagene, leidende Gemeinde – der Aufbruch der Christengemeinden in China ist ja unvorstellbar. Aus der Kulturrevolution heraus eine Vervielfachung der Gemeinden in unglaublicher Größe. Und wir erleben das heute in vielen Teilen der Welt, wo Jesus eine schwache Gemeinde gebraucht hat, die nichts mehr hat, als dass sie sich an Jesus und seinem Wort festhält.
Darum ein letztes: Das Leiden ist deshalb wichtig. Warum sagt Paulus, dass er erstatte, was noch fehlt an den Leiden Christi? Das Erlösungsleiden Jesu ist vollkommen, da muss nichts mehr erstattet werden. Aber wer in der Spur Jesu lebt, wird immer wieder mit hineingeführt werden. So bleibt die Gemeinde Jesu auch in dieser letzten bösen Zeit der Weltgeschichte, in der wir stehen, ein Fremdkörper, der von der Welt nicht angenommen wird.
Paulus nannte sich einen Sklaven Jesu, einen Diakon Jesu, und gab sein Leben hinein. Warum? Weil Jesus seinen Dienst so verstand: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich auch euch“ (Johannes 17,18; Johannes 20,21). Wie Jesus den ganzen Hass der Welt getroffen hat, so ist es heute nicht anders möglich.
Viele Jahre hindurch haben wir gerne Straßenmissionen auf der Königstraße in Stuttgart gemacht. Sie wissen doch, wie feindlich die Welt ist, wenn wir von dem reden, was die Mitte unseres Herzens ist. Das muss man aushalten, und wir wollen es nicht billiger oder einfacher machen, um die ungeahnte Kraft Jesu zu erfahren.
Wenn wir dort Jesus dienen wollen, werden wir immer stärker erfahren und erleben, wie wir mit Freimut davon reden, was Jesus von uns will. Es ist ein Geheimnis, dass in dieser Welt, die so feindlich gegen Jesus gesinnt ist, das Evangelium genau dort ist, wo es uns so herrlich ablehnen will. Wo der Mensch sagt: „Ich kann mich schon selber bessern. Ich kann das mit eigener Kraft machen.“ Wenn wir sagen: „Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte, wenn dein Blut nicht für uns vergossen wäre“ – davon müssen wir reden, vom Blut Jesu, von seiner Erlösungstat.
Das wollen wir in diese Welt hineinrufen und werden plötzlich erleben, dass das die Menschen zieht, nicht wir, nicht unsere Gemeindeformen. Dass Jesus in unseren Tagen heute der Herr ist, dem alle Macht gehört, in dem die Fülle Gottes wohnt. Wo denn sonst? Dass gar nichts anderes mehr attraktiv ist.
Einer unserer Ärzte im afrikanischen Niger hat es von Gott geschenkt bekommen, eine ganze Reihe der stolzen Wüstensöhne der Tuaregs zu Jesus zu führen. Als er jetzt nach mehrjährigem Afrikaeinsatz zurückkam, fragte ich ihn: „Wie kannst du das machen, diese Menschen, die ganz anders denken? Sie haben doch vor dir so viel probiert.“ Er sagte: „Das ist ganz merkwürdig. Ich war mir bewusst, immer wieder, wenn ich in den Basaren anfing, ganz offen, sogar in diesen Marktsituationen zu predigen, wollte ich bloß in der Gegenwart Jesu sein. Und dann habe ich gemerkt: Wenn ich von Jesus sprach, herrschte atemlose Stille.“
Er hat gezogen, nicht sonst. Das haben mir ehemalige buddhistische Mönche aus Burma erzählt. Die sagen: „Warum haben die die ganze Weisheit des Buddhismus aufgegeben?“ Da sagten sie: „Du hast einmal Jesus erlebt, da ist es drin.“
Das ist der Grund, warum Jesus uns manchmal auch Wege in die Schwäche führt, damit wir seine wirkliche Kraft wieder neu entdecken. Sein Evangelium, seine Macht, dass er Erneuerung schenken kann in unserer Gemeinde, damit eine wirkliche Umkehr geschieht. Dass wir nicht vielerlei suchen, sondern ihn.
Ich habe mein Leben lang an mancher Traditionslast gelitten, die wir in den Landeskirchen mittragen. Dieses Wort des württembergischen Prälaten Karl Hardenstein zitiere ich gerne: Er hat ganz offen gesagt, es sei eine große Gefahr, dass am Ende der Zeit die Kirche verweltlicht, sich unheilige Mittel für ihre Zwecke bedient, dass die Kirche sich von den Mächten der Welt gebrauchen lässt, die Sünden nicht mehr straft, die Sünder nicht mehr straft und den Weg zum Himmel breit und bequem macht. Sie vergisst, dass die Welt für sie gekreuzigt ist und buhlt um ihren Beifall, um die Weisheit und Ehre der Welt.
Liebe Schwestern und Brüder, ich hoffe, dass Sie in den Freien Missionsgemeinden Ihren Weg ganz klar gehen. Ich möchte Sie einfach bitten, dass Sie Ihren Weg in der ersten Jesusliebe gehen, die nicht erhalten darf. Dienen Sie ihm treu und gehorchen Sie ihm. Denn das ist das Geheimnis Jesu: Er will in diesen Tagen noch große Dinge tun, wenn wir uns ihm ganz hingeben, auch durch unsere Ohnmacht, unsere Leiden und Schwächen hindurch. Er will sich in unseren Tagen in Ihren Gemeinden, durch Ihr Leben, groß verherrlichen. Amen.
Paul Schneider als Beispiel für Treue in der Nachfolge
Ich habe Ihnen gesagt, dass ich das gerne so erforsche. Wenn man sich Lebensbilder anschaut, ist für uns in Deutschland etwa der Pfarrer Paul Schneider ein solches Beispiel. Er war einer der wenigen, der unerschrocken gleich zu Anfang erkannte, dass das Hitlerreich antichristlich ist.
Schon 1934 hat er herausgestellt, was heute eine lange Diskussion bei uns ist: Wie ist das Verhältnis der Gemeinde Jesu zur Welt? Sie müssen wissen, dass die ganze Kirchengeschichte hindurch, also die letzten zweitausend Jahre, genau diese Frage immer wieder diskutiert wurde. Die Gemeinde Jesu lebt in der Welt, aber sie darf nicht abhängig von der Welt werden.
Paul Schneider predigte 1934 seiner landeskirchlichen Gemeinde: „Jetzt sind wir endlich wieder in dieses Spannungsverhältnis, in den Normalzustand der Gemeinde Jesu zurückgekehrt. Der Herr Jesus mache uns seine kleine Herde bereit für die Entscheidungsstunde, da es gilt, seinen Namen nicht zu verleugnen.“
In seiner letzten Predigt, bevor er ins KZ Buchenwald gebracht wurde, wo er grausam ermordet wurde, sprach er weiterhin diese Worte. Dort im Bunker, wo er immer wieder die Worte Jesu hinausrief, während die anderen auf dem Appellplatz standen, starb er bereits 1939.
Paul Schneider sagte in seiner letzten Predigt in Dickenschied: „Täusche dich nicht, Gemeinde! Du kannst an Jesu Herrlichkeit und Sieg nicht anders Anteil haben, als indem du das heilige Kreuz um Jesu Willen auf dich nimmst und mit Jesus den Leidens- und Sterbeweg gehst. Freut euch, dass ihr mit Christus leidet, auf dass ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.“
Er schloss seine Predigt mit den Worten: „Ist die Kreuzesnachfolge nicht am Ende der schönste und beste Weg durch dieses Erdenleben?“
Die Realität des Leidens in der weltweiten Gemeinde
Paulus sagt: „Ich freue mich am Leiden.“ Nicht, dass jeder Christ leiden muss – das wäre missverständlich. Vielen von Ihnen geht es sehr gut. Umso mehr sollten sie teilhaben an denen, die heute leiden.
Denken wir an die bekennenden Ekwa-Gemeinden in Nordnigeria, wo die Scharia, das muslimische Gesetz, eingeführt ist. Oder an das Schicksal der 400 Gemeinden in Indonesien, denen die Kirchen abgebrannt wurden. Ebenso an die unzähligen Menschen in Asien, die sich zu Jesus bekehrt haben, obwohl sich ihre ganze Familie von ihnen abgewandt hat.
Jede Bekehrung im Buddhismus, Hinduismus und Islam bedeutet ein lebenslanges Opfer. Oft ist sogar das eigene Haus angezündet worden. Es ist wichtig, ein Mitempfinden zu haben, dass wir Christenfremdlinge sind und dass dieser Zustand kein Normalzustand ist.
Wir wollen um Jesu willen nicht den bequemen Weg gehen, sondern den Weg, auf dem sich Jesus offenbaren kann. Die antichristlichen Mächte sind auch unter uns lebendig – auch im finsteren Kontinent Europa.
Es braucht eine wache Jesusgemeinde und Mut, hier den Weg zu gehen. Dabei dürfen wir nicht korrupt auf Teilnehmerzahlen und Erfolg schielen, sondern nur auf Treue.
Herr, ich will kompromisslos den Weg mit dir gehen. Ich rufe die jungen Christen hier auf, sich nicht anzupassen an die Zeitmode und den Zeitgeist – sei es bei der Lebensgestaltung der Ehe, der vorehelichen Zeit oder dem Umgang mit Geld.
Jesus, ich will nur dir folgen!
Zeugnis eines Missionars und die Kraft Jesu in der Schwäche
Einer unserer Mitarbeiter sagte: Wir haben über 170 Missionare in 37 Ländern der Welt, die durch ihren Beruf draußen sind. Ein Informatiker, der in einem Moslemland als Zeuge Jesu arbeitet, wurde von mir gefragt: Lockt dich das nicht, wo man in Deutschland jetzt sechsstellige Summen als Gehalt zahlt und die Greencard angeboten wird? Du bist ein hervorragender Informatiker an einer Universität, um dort Zeuge Jesu zu sein und eine Studentengemeinde zu gründen.
Er antwortete: Ich habe nur ein Leben, und das kann man mir nicht für Geld abkaufen. Ich will Jesus dienen mit einem Mark im Monat – Jesudiener.
Ich weiß nicht, wo bei Ihnen die Entscheidung fällt. Ich bin auch dankbar für so viele, die hier im Beruf stehen und viele Gaben geben, damit Mission geschehen kann. Aber wir wollen frei werden von dem Blick, als ob das Leben daraus bestünde, aus dem Vollen zu schöpfen. Das wahre Leben ist, wenn ich aus der Gemeinschaft mit den Leiden Jesu lebe und miterlebe, wie gerade in diesen Tagen Jesus seine großen Siege tut.
Eine durchgeschlagene, leidende Gemeinde erlebt den Aufbruch der Christengemeinden in China. Das ist ja unvorstellbar: Aus der Kulturrevolution heraus hat sich die Gemeinde in einer unglaublichen Größe vervielfacht. Wir erleben das heute in vielen Teilen der Welt, wo Jesus eine schwache Gemeinde gebraucht hat, die nichts mehr hat, außer dass sie sich an Jesus und seinem Wort festhält.
Das Leiden als Teil des Dienstes und der Sendung
Und darum ein Letztes: Das Leiden ist deshalb wichtig. Warum sagt Paulus, dass er erstattet, was noch fehlt an den Leiden Christi? Das Erlösungsleiden Jesu ist vollkommen; da muss nichts mehr erstattet werden.
Aber wer in der Spur Jesu lebt, wird immer wieder mit hineingeführt werden. So bleibt auch die Gemeinde Jesu in dieser letzten bösen Zeit der Weltgeschichte, in der wir stehen, ein Fremdkörper und wird nicht von der Welt angenommen.
Paulus nannte sich selbst einen Sklaven Jesu, einen Diakon Jesu, und darum hat er auch sein Leben hingegeben. Warum? Weil Jesus seinen Dienst genauso verstand. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich auch euch, sagt Jesus im Johannes 17 und Johannes 20. Wie Jesus den ganzen Hass der Welt getroffen hat, so ist es auch heute nicht anders möglich.
Viele Jahre hindurch haben wir gerne Straßenmissionen auf der Königstraße in Stuttgart gemacht. Sie wissen doch, wie feindlich die Welt ist, wenn wir von dem reden, was die Mitte unseres Herzens ist. Das muss man aushalten.
Dabei wollen wir es nicht billiger und nicht einfacher machen, um die ungeahnte Kraft Jesu zu erfahren. Wenn wir dort Jesus dienen wollen, werden wir das immer intensiver erfahren und immer größer erleben können, wie wir mit Freimut davon reden, was Jesus von uns will.
Das Geheimnis der Kraft Jesu und die Herausforderung für die Gemeinde
Es ist ein Geheimnis, dass in dieser Welt, die so feindlich gegen Jesus gesinnt ist, das Evangelium genau dort zu finden ist, wo es uns schwerfällt, es anzunehmen. Dort, wo der Mensch sagt: „Ich kann mich schon selbst bessern. Ich kann das mit eigener Kraft schaffen.“
Wenn wir jedoch sagen: „Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte, wenn dein Blut nicht für uns vergossen worden wäre“, dann müssen wir doch vom Blut Jesu und von seiner Erlösungstat sprechen. Davon wollen wir in diese Welt hineinrufen und werden plötzlich erleben, dass es die Menschen anzieht – nicht wir, nicht unsere Gemeindeformen.
Dass Jesus in unseren Tagen heute der Herr ist, dem alle Macht gehört, in dem die Fülle Gottes wohnt – wo sonst sollte das sein? Dass nichts anderes mehr attraktiv ist.
Einer unserer Ärzte im afrikanischen Niger hat es von Gott geschenkt bekommen, eine ganze Reihe der stolzen Wüstensöhne der Tuaregs zu Jesus führen zu dürfen. Als er nach mehrjährigem Aufenthalt in Afrika wieder zurückkam, fragte man ihn: „Wie kannst du das machen? Diese Menschen denken doch ganz anders. Sie haben so viel ausprobiert.“
Er antwortete: „Ich war mir immer bewusst, dass ich, wenn ich auf den Basaren anfing, ganz offen in diesen Marktsituationen zu predigen, nur in der Gegenwart Jesus sein wollte.“
Man fragte ihn weiter: „Was hast du denn gepredigt? Das ist doch in der Islammission ganz wichtig – welches Thema?“
Er sagte: „Ich habe gemerkt, wenn ich von Jesus sprach, herrschte atemlose Stille.“
Jesus hat gezogen, nicht sonst.
Das haben mir ehemalige buddhistische Mönche aus Burma erzählt. Sie sagten: „Warum haben sie die ganze Weisheit des Buddhismus aufgegeben?“ Da antworteten sie: „Weil sie Jesus einmal erlebt haben. Da ist alles drin.“
Und das ist der Grund, warum Jesus uns manchmal auch Wege durch die Schwäche führt, damit wir seine wirkliche Kraft neu entdecken. Sein Evangelium, seine Macht, dass er Erneuerung schenken kann in unserer Gemeinde, damit eine wirkliche Umkehr geschieht – dass wir nicht vielerlei suchen, sondern ihn.
Warnung vor Verweltlichung und Aufruf zur Treue
Ich habe mein Leben lang immer unter mancher Traditionslast gelitten, die wir in den Landeskirchen mittragen. Dieses Wort des württembergischen Prälaten Karl Hardenstein zitiere ich ganz offen: Er hat gesagt, es ist eine große Gefahr, dass am Ende der Zeit die Kirche verweltlicht, sich unheilige Mittel für ihre Zwecke bedient und sich von den Mächten der Welt gebrauchen lässt.
Die Kirche straft die Sünden nicht mehr und die Sünder nicht mehr. Sie macht den Weg zum Himmel breit und bequem und vergisst dabei, dass die Welt für sie gekreuzigt ist. Stattdessen buhlt sie um den Beifall, die Weisheit und die Ehre der Welt.
Liebe Schwestern und Brüder, ich hoffe, dass Sie in den freien Missionsgemeinden Ihren Weg ganz klar gehen. Ich möchte Sie einfach bitten, dass Sie Ihren Weg in der ersten Jesusliebe gehen, die nicht verloren gehen darf. Dienen Sie ihm treu und gehorchen Sie ihm.
Denn das ist das Geheimnis Jesu: Er will in diesen Tagen noch große Dinge tun, wenn wir uns ihm ganz hingeben – auch durch unsere Ohnmacht, unsere Leiden und unsere Schwächen hindurch. Er will sich in unseren Tagen in Ihren Gemeinden und durch Ihr Leben groß verherrlichen. Amen.
