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Jesus, der Nachkomme der Rut

13.12.2020Rut 1,1-4,22

Einführung in die Adventsserie und die Bedeutung von Ruth

In unserer Adventsserie über die Frauen aus dem Stammbaum Jesu kommen wir heute zur dritten Frau, die Matthäus erwähnt. Am ersten Advent haben wir auf Tama geschaut, letzte Woche auf Rahab. Heute widmen wir uns Ruth.

Über Ruth lesen wir in einem ganzen Buch der Bibel, das nach ihr benannt ist. Es ist eines von nur zwei Büchern in der Bibel, die nach einer Frau benannt sind. Zudem ist es das einzige Buch im Alten Testament, das nach einer nicht-jüdischen Person benannt ist.

Das Buch Ruth passt sehr gut in die Weihnachtszeit. Denn an Weihnachten feiern wir das Fest der Liebe. Wir feiern, dass Licht in die Dunkelheit dieser Welt hineinkommt, wie wir es vorhin in einem der Lieder gehört haben. In der Weihnachtszeit pausiert so mancher Streit. Selbst die Bösen werden dann vorübergehend lieb. Feinde kommen zusammen.

Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der Weihnachtsfrieden von 1914. Viele von uns haben bestimmt schon davon gehört: Im Ersten Weltkrieg, im ersten Winter, am ersten Weihnachtsfest des Ersten Weltkrieges, stellten sich die sich feindlich gegenüberstehenden Schützengräben – die Armeen der Deutschen und der Engländer – Weihnachtsbäume auf die Schützengräben. Dann sangen sie sich gegenseitig Weihnachtslieder vor. Letztendlich kamen sie aus ihren Schützengräben heraus und trafen sich sogar zu einem Fußballspiel zwischen den Gräben.

Ein bisschen so, wie das, was an Weihnachten geschieht, ist auch dieses Buch Ruth. Es kommt in diese Finsternis hinein, die wir unmittelbar davor in der Bibel finden. Das Buch Ruth folgt auf das Buch Richter. Es spielt sich ab während der Richterzeit. Und das Buch Richter ist ein Buch voller Finsternis.

Gott hatte sein Volk geführt ins gelobte Land. Israel hatte das Land besiedelt, so wie Gott es verheißen hatte. Doch dann kommt eine Zeit, in der das Volk sich immer wieder von Gott abwendet, eigene Wege geht und sündigt. Immer wieder greift Gott ein und diszipliniert sein Volk. In seiner Gnade schenkt er Retter. Aber es hilft alles nichts, es geht immer weiter bergab.

So endet das Buch Richter mit den deprimierenden Worten: „Zu der Zeit war kein König in Israel, jeder tat, was ihm recht dünkte.“

Inmitten dieser finsteren Zeit leuchtet das Buch Ruth auf. Das Buch Ruth ist ein erstaunliches Buch – in mancherlei Hinsicht. Denn Gott kommt in diesem Buch nicht wirklich als Akteur vor. Wir sehen ihn nicht in Aktion, wir hören keine Worte aus seinem Mund. Wir lesen eigentlich nur menschliche Dialoge, die geprägt sind von großer Freundlichkeit und Nächstenliebe.

Ich möchte mit uns dieses Buch im Schnelldurchlauf betrachten und dann einige ganz konkrete Lehren für uns hier und heute aus diesem interessanten und mutmachenden Buch ziehen.

Die Vorgeschichte: Flucht und Tragödie in der Richterzeit

Die Vorgeschichte des Buches passt sehr gut in die oft gottlose Zeit der Richter. Es gab einen jüdischen Mann namens Elimelech, der eine Frau und Söhne hatte. Entgegen dem göttlichen Gebot nahm er seine Familie aus dem gelobten Land Israel mit und zog in ein feindliches Land, zu den Moabitern. Der Grund war eine Hungersnot, und er dachte, dort würde es sicher besser sein. Nicht dort, wo Gott uns hinstellt, sondern dort, wo die Feinde sind.

Doch nicht nur das: Es geschieht auch noch etwas, das Gott eindeutig verboten hatte. Die Söhne Elimelechs heirateten moabitische Frauen und vermischten sich mit den Ungläubigen. So beginnt dieses Buch tatsächlich mit einem Rückblick auf diese sündigen Taten.

Zu der Zeit, als die Richter richteten, heißt es zu Beginn des Buches, entstand eine Hungersnot im Land. Ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen – er hieß Elimelech, seine Frau Naomi, und die Söhne Machlon und Kiljon – waren sie Ephratiter aus Bethlehem in Juda.

Als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. Elimelech, der Mann von Naomi, starb, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen zurück. Diese nahmen moabitische Frauen; die eine hieß Orpat, die andere Ruth. Nach ungefähr zehn Jahren dort starben auch die beiden Söhne, Machlon und Kiljon, sodass Naomi ihren Mann und beide Söhne überlebte.

Was für eine Tragödie! Naomi, eine jüdische Frau fern der Heimat, ist verwitwet. Nicht nur ihr Mann ist tot, sondern auch ihre beiden Söhne sind inzwischen gestorben, ohne dass sie Nachkommen hatten. Das war in der damaligen Zeit besonders tragisch. Es galt als Schande und war ein großes Problem, denn der Ehemann und dann die Söhne sorgten für die Altersversorgung.

Hier lebt sie nun mitten unter Menschen, die mit den Israeliten eigentlich nicht viel zu tun haben wollen. Und sie hat niemanden, der für sie sorgen kann.

Rückkehr und Loyalität: Ruths Entscheidung

Nun hört sie davon, dass die Hungersnot in Israel vorbei ist, und sie macht rückgängig, was ihr Mann getan hatte. Sie entscheidet sich: Ich muss zurück zu meinem Volk.

Ihr war klar, dass ihre beiden Schwiegertöchter, die Moabiterinnen waren, in Israel kaum Chancen hatten, einen Mann zu finden. Wer würde schon eine fremde Frau heiraten? Das war ja verboten. Deshalb will sie ihre beiden Schwiegertöchter entlassen. Es wäre für sie in Moab viel leichter, einen neuen Mann zu finden und eine Familie zu gründen.

Wir lesen in Vers 8, dass Naomi zu ihren Schwiegertöchtern spricht: „Geht hin und kehrt um, jede in das Haus ihrer Mutter! Der Herr tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede in ihres Mannes Hause.“ Und sie küsste sie.

Da erhoben sie ihre Stimmen, weinten und sprachen zu ihr: „Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen.“ Aber Naomi antwortete: „Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoß haben, die eure Männer werden können? Kehrt um, meine Töchter, und geht hin! Denn ich bin nun zu alt, um wieder einen Mann zu nehmen.

Und wenn ich dächte, ich hätte noch Hoffnung und nähme diese Nacht einen Mann und würde Söhne gebären – wollt ihr warten, bis sie groß würden? Wollt ihr euch so lange einschließen und keinen Mann nehmen? Nicht doch, meine Töchter, mein Los ist zu bitter für euch! Denn des Herrn Hand ist gegen mich gewesen.“

Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr. Orpa küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied, doch Ruth blieb bei ihr.

Naomi sprach: „Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. Kehre auch du um deiner Schwägerin nach!“ Ruth antwortete: „Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren soll! Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, und dort will ich begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“

Seht ihr diese wunderbare gegenseitige Fürsorge? Die Schwiegermutter denkt an das Wohl ihrer Schwiegertöchter. Aber auch die Schwiegertöchter wollen ihre Schwiegermutter nicht im Stich lassen. Es braucht viel Zureden, bis Orpa endlich geht. Ruth hingegen weicht nicht von der Seite ihrer Schwiegermutter.

So kam es, dass Ruth mit Naomi nach Bethlehem zurückkehrte.

Neue Hoffnung in Bethlehem: Begegnung mit Boas

Zurück in Bethlehem berichtet Naomi ihren Landsleuten von ihrem tragischen Schicksal. Dabei gibt sie sich selbst einen neuen Namen. So lesen wir in Vers 20: „Nennt mich nicht Naomi, denn Naomi heißt lieblich. Nennt mich nicht die Liebliche, sondern Mara, das heißt bitter, denn der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan. Voll zog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naomi, da doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat?“

Tragisch, nicht? Neben ihr steht Ruth, und so endet das Kapitel.

Zu Beginn von Kapitel zwei lesen wir, dass Ruth nun auch in Israel in herzlicher Liebe für ihre Schwiegermutter sorgt. Sie geht auf ein Feld, um dort Ähren aufzusammeln. Das, was liegen geblieben ist, dürfen Fremdlinge aufsammeln. So will sie ein bisschen Nahrung für sich und ihre Schwiegermutter sammeln.

Inmitten dieser trüben Situation taucht der dritte Hauptakteur dieses Buchs auf: Boas, ein Verwandter des Mannes von Naomi. Ich lese ab Vers 3:

„Sie, das ist Ruth, ging hin und las auf den Schnitter nach auf dem Felde. Es traf sich, dass dieses Feld dem Boas gehörte, der von dem Geschlecht Elimelechs war. Und siehe, Boas kam eben von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: ‚Der Herr sei mit euch!‘ Sie antworteten: ‚Der Herr segne dich!‘

Boas sprach zu seinem Knecht, der über die Schnitter gestellt war: ‚Zu wem gehört das Mädchen?‘

Der Knecht, der über die Schnitter gestellt war, antwortete und sprach: ‚Es ist eine Moabiterin, die mit Naomi gekommen ist aus dem Land der Moabiter. Sie hat gesagt: Lass mich doch auflesen und sammelt hinter den Gaben der Schnitter nach. Sie ist gekommen und dageblieben von morgen bis jetzt und hat nur wenig ausgeruht.‘

Da sprach Boas zu Ruth: ‚Hörst du wohl, meine Tochter? Du sollst nicht auf einen anderen Acker gehen, um aufzulesen. Geh auch nicht von hier weg, sondern halte dich zu meinen Mägden. Sieh, wo sie schneiden im Felde, da geh ihnen nach. Ich habe meinen Knechten geboten, dass dich niemand antaste. Und wenn ich dürste, so geh hin zu den Gefäßen und trinke von dem, was meine Knechte schöpfen.‘“

Da fiel sie auf ihr Angesicht, beugte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: „Womit habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dass du mir freundlich bist, wie ich doch eine Fremde bin?“

Boas antwortete und sprach zu ihr: „Man hat mir alles gesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod, dass du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. Der Herr vergelte dir deine Tat! Dein Lohn möge vollkommen sein bei dem Herrn, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.“

Sie sprach: „Lass mich Gnade vor deinen Augen finden, mein Herr, denn du hast mich getröstet und deine Magd freundlich angesprochen, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner Mägde.“

Boas sprach zu ihr: Als Essenszeit war, „Komm hier und iss vom Brot und tauche deinen Bissen in den Essigtrank!“

Sie setzte sich zur Seite der Schnitter. Er aber legte ihr geröstete Körner vor. Sie aß und wurde satt und ließ noch übrig.

Als sie sich aufmachte, um weiter zu lesen, gebot Boas seinen Knechten und sprach: „Lasst sie auch zwischen den Gaben lesen und beschämt sie nicht! Zieht auch etwas für sie aus den Gaben heraus und lasst es liegen, damit sie es aufsammeln kann, und niemand schelte sie darum!“

Das ist Hoffnung.

Hier taucht jetzt dieser Boas auf – und was für ein freundlicher Mann! Was für eine fürsorgliche Haltung sehen wir hier. Für Ruth war es gefährlich, als Moabiterin auf dieses Feld zu gehen. Ein Mann hätte sich über sie her machen können, und niemand hätte sie verteidigt. Doch wie aus dem Nichts, scheinbar rein zufällig, erscheint Boas, hört von ihr, nimmt sich ihrer an und sorgt für sie.

So kommt sie zurück nach Hause und berichtet ihrer Schwiegermutter von dem, was ihr widerfahren ist. Naomi jubelt – die eben noch bittere und betrübte Witwe jubelt –, weil sie weiß, dass Boas ein Verwandter ist und damit ein potenzieller Löser, wie es dann hier weiter heißt.

Die Rolle des Löser: Hoffnung auf Erlösung

Löser ist ein Wort, das wir heute so nicht unbedingt verstehen. Ehrlöser verstehen wir vielleicht besser. Letztlich war der Löser ein naher Verwandter, der nach dem damaligen Gesetz und Brauch die Verantwortung hatte, wenn ein Verwandter gestorben war und eine Frau kinderlos geblieben war, diese Frau zu heiraten und ihr Nachkommen zu schenken.

Wir haben das vor zwei Wochen in der Geschichte von Tama betrachtet: Der erste Mann stirbt, dann der Bruder. Tama heiratet den Bruder, um Nachkommen zu schaffen, was er allerdings nicht getan hat. Der dritte Bruder tut es erst recht nicht. Aber das war eigentlich die Rolle des Lösers. Naomi erkennt, dass Boas hier ist und dass er, wenn er will, diese Rolle übernehmen könnte.

Nun weiß sie, dass sie zu alt ist – das haben wir gerade schon in Kapitel 1 gehört –, um noch Kinder zu gebären. Aber sie weiß, dass ihre Schwiegertochter an ihrer Stelle Kinder gebären könnte. So jubelt sie nicht nur, sondern überlegt auch, was sie tun könnte. Sie will nichts dem Zufall überlassen, und das sehen wir zu Beginn von Kapitel 3.

Naomi gibt ihrer Schwiegertochter ganz klare Anweisungen, was sie tun soll und wie sie aktiv werden kann, damit sie durch Boas nicht nur an Nahrung, sondern auch an Nachkommen kommt. Wir lesen, wie Naomi zu Ruth spricht:

„Meine Tochter, ich will dir eine Ruhestätte suchen, damit es dir wohl ergeht. Siehe, Boas, unser Verwandter, bei dessen Märkten du gewesen bist, düngt diese Nacht Gerste auf seiner Tenne. So bade dich und salbe dich, lege dein Kleid an und geh hin auf die Tenne. Gib dich dem Mann nicht zu erkennen, bis er gegessen und getrunken hat. Wenn er sich dann schlafen legt, so merk dir die Stelle, wo er sich hinlegt, und geh hin. Und decke zu seinen Füßen auf und leg dich hin, so wird er dir sagen, was du tun sollst.“

Ruth antwortete ihr: „Alles, was du mir sagst, will ich tun.“

Ja, wir sehen also, wie Naomi jetzt versucht, für ihre moabitische Schwiegertochter zu sorgen und ihr einen Mann, ein Haus, in dem sie leben kann, zu besorgen. Dort könnte sie dann als Schwiegermutter auch gleich mitleben. Und wir sehen, dass sie wirklich nichts dem Zufall überlässt.

Es ist schon fast ein bisschen anrüchig, wie das hier läuft. Die Frau wartet nicht darauf, dass der Mann aktiv wird. Sie ergreift die Initiative: Mach dich schön, riech gut, bade, salbe dich – also parfümiere dich. Dann geh zu dem Mann und decke ihm die Füße auf.

Und das war nicht ohne Risiko. Boas ist ein schon etwas älterer Mann, und plötzlich liegt eine nette junge Frau nachts zu seinen Füßen. Wahrscheinlich war er allein, denn es ist nicht so, dass er mit einer großen Gruppe zusammen war. Er als Eigentümer blieb vermutlich nachts bei seinem Eigentum, während die Knechte und Mägde alle nach Hause gegangen waren.

Also war er wahrscheinlich allein. Für Ruth hätte das durchaus schlecht ausgehen können. Aber sie geht das Risiko ein und tut, was ihre Schwiegermutter ihr gesagt hat.

Dann sehen wir wiederum den Großteil des dritten Kapitels. Genau wie im zweiten Kapitel gibt es am Anfang eine kurze Unterhaltung zwischen Ruth und Naomi. Danach folgt der Großteil des Kapitels: ein langer Dialog und ein Miteinander auf dem Feld zwischen Boas und Ruth. Am Ende des Kapitels kehrt Ruth wieder zu Naomi zurück.

Wir lesen von diesem Mittelteil:

„Sie ging hinab zur Tenne und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte. Als Boas gegessen und getrunken hatte, war sein Herz guter Dinge, und er ging hin und legte sich hinter einen Kornhaufen. Sie kam leise, deckte zu seinen Füßen auf und legte sich hin.

Als es Mitternacht war, erschrak der Mann und beugte sich vor. Siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. Er sprach: ‚Wer bist du?‘

Sie antwortete: ‚Ich bin Ruth, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über mir aus, denn du bist der Löser!‘

Er aber sprach: ‚Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! Du hast deine Liebe jetzt noch besser erwiesen als vorher, dass du nicht den jungen Männern nachgegangen bist, weder den Reichen noch den Armen.

Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, will ich dir tun. Denn das ganze Volk in meiner Stadt weiß, dass du eine tugendsame Frau bist. Ja, es ist wahr, dass ich ein Löser bin, aber es ist noch ein Löser da, näher verwandt als ich.

Bleib über Nacht hier! Will er dich am Morgen lösen, so mag er es tun. Hat er aber keine Lust zu lösen, so will ich dich lösen, so wahr der Herr lebt! Schlaf bis zum Morgen!‘“

Dann sendet er sie früh am Morgen weg, damit niemand sieht, dass sie bei ihm war. So endet dieses Kapitel wieder mit einem frohen Dialog zwischen Ruth und Naomi.

Wir lesen:

„Sie kam zu ihrer Schwiegermutter. Die sprach: ‚Wie steht’s mit dir, meine Tochter?‘

Sie erzählte ihr alles, was der Mann getan hatte, und sprach: ‚Diese sechs Maß Gerste gab er mir, denn er sagte: Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen.‘

Sie aber sprach: ‚Warte nun ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie es ausgeht! Denn der Mann wird nicht ruhen, er wird es heute zu Ende bringen.‘“

Die Erfüllung der Hoffnung: Boas als Erlöser

Und so warten wir gespannt auf Kapitel vier. Wir warten gemeinsam mit diesen Frauen voller Hoffnung darauf, was nun geschehen mag.

Im abschließenden vierten Kapitel sehen wir, wie Boas sich gleich am Morgen daranmacht und mit dem Löser verhandelt. Dieser ist noch näher verwandt und hätte das erste Anrecht darauf, die Frauen zu heiraten, ihren Besitz zu übernehmen und Nachkommen zu schaffen. Diese Nachkommen würden dann den Namen des Verstorbenen Elimelech weiterführen.

Boas verhandelt geschickt. Zuerst bringt er das Attraktive vor und sagt, dass es Land gibt, das man von Elimelech als Löser erben könnte. Dann erwähnt er, dass da auch noch diese moabitische Frau, diese Ausländerin, ist.

Der andere Löser, der zunächst sehr interessiert ist, sagt: „Ja klar, da bin ich sehr interessiert, ich mache das.“ Doch als er von der moabitischen Frau erfährt, sagt er: „Oh, moabitische Frau, sorry, das geht nicht.“

So verkündet Boas dann vor den Ältesten der Stadt: „Ihr seid heute Zeugen, dass ich von Naomi alles gekauft habe, was Elimelech besaß. Alles, was Kiljon und Machlon gehörte, habe ich übernommen. Dazu habe ich mir auch Ruth, die Moabiterin und Frau Machlons, zur Frau genommen, damit ich den Namen des Verstorbenen erhalte, auf seinem Erbteil, und sein Name nicht ausgerottet wird unter seinen Brüdern und aus dem Tor seiner Stadt. Dessen seid ihr heute Zeugen.“

Boas ist der Erlöser von Ruth und Naomi, der Retter. Ruth hatte nicht einmal zu hoffen gewagt, dass so etwas möglich sein könnte. Wir erinnern uns daran, wie traurig und bitter Naomi nach Bethlehem zurückgekommen war, ohne jede Hoffnung. Vielleicht konnte sie noch irgendwo ein paar Körner auf dem Feld lesen und irgendwie überleben.

Doch hier entsteht neue Hoffnung. Und dann geht das Ganze noch weiter und führt zu einem großen Happy End: Ruth wird schwanger und bringt einen Sohn zur Welt. Der Nachkomme ist da.

Das ist die Geschichte von Ruth.

Die Einordnung in den grossen Rettungsplan Gottes

Quasi im Abspann erfahren wir schließlich, wie sich der Sohn der Ruth in den Familienstammbaum einfügt.

Ich frage mich, wie es euch mit dieser Geschichte geht und wie sie in euren Ohren klingt. Ist diese Freundlichkeit, diese liebevolle Fürsorge nicht herzerwärmend? Ist so ein Happy End nicht genau das, was wir in doch eher tristen Zeiten brauchen?

Oder findest du das ein bisschen unrealistisch? So wie wenn man abends mal Romantik-TV anschaltet oder sich einen Weihnachtsfilm ansieht. Ganz nett, aber hat nichts mit der Realität zu tun.

Vielleicht sind deine Erfahrungen nicht ganz so positiv. Vielleicht wartest du schon sehr lange, in großer Not, auf ein Happy End.

So stellt sich die Frage: Was sollen wir von diesem Buch lernen? Was können wir konkret für uns hier mitnehmen?

Nun, ich möchte vier Lektionen mit uns bedenken.

Lektion 1: Gottes Souveränität und Verantwortung

Das Erste, was wir erkennen sollten, ist, dass Gott alles im Griff hat. Manche Christen versuchen, Gott von der Verantwortung für alles Schlimme zu entlasten. Sie sagen, dass Gott ja nichts dafür kann – es ist einfach schlecht gelaufen.

Andere meinen, Gott könnte eingreifen, will uns aber in unserer Freiheit nicht einschränken. Deshalb müsse er sich zurückhalten und könne bestenfalls versuchen, das Chaos, das wir anrichten, wieder ein wenig in Ordnung zu bringen.

Gott nimmt für sich solche Entschuldigungen nicht in Anspruch. In der ganzen Bibel tut er das nirgends. Durch sein Wort sagt er uns: „Ich bin souverän, ich habe alles in der Hand.“ Teilweise lesen wir das ganz direkt.

In diesem Buch gibt es immer wieder Andeutungen. So sagt Naomi zum Beispiel, dass sie klar erkennt, dass Gott sie nicht einfach zurückgezogen hat, sondern dass Gott hier handelt: „Voll zog ich aus“, haben wir in Kapitel 1 gehört, „aber der Herr hat mich wieder heimgebracht.“ Das war der Herr, der es getan hat.

„Warum nennt ihr mich Naomi? Da hat doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat.“ Es war Gott.

Wir sehen das auch in anderen Bereichen der Bibel. Im Buch Hiob erfahren wir, dass Gott eindeutig das Leid des Hiob zulässt. Er gewährt dem Bösen Raum, um Hiob Leid anzutun.

Und wir lesen ganz deutlich, wie sehr es sogar Gottes Plan ist, dass sein geliebter Sohn, Jesus Christus, leiden und sterben muss. Gott nimmt für sich keine Entschuldigung in Anspruch. Er sagt: „Ich bin der Herr über alle Dinge.“

Naomi zweifelt daran nicht. Aber gerade das führt dazu, dass sie wirklich enttäuscht ist von Gott, weil er all das Leid zugelassen hat. Und ganz ehrlich: Vielleicht geht es dir heute ganz genauso. Vielleicht glaubst du an Gott. Vielleicht weißt du, dass Gott alles in seiner Hand hält.

Und gerade deshalb bist du enttäuscht von Gott, weil dein Leben nicht so gelaufen ist, wie du es dir gewünscht hättest. So war es bei Naomi und Ruth, denn die frohen Tage waren längst vorbei.

Einst hatte sie geheiratet, wahrscheinlich ein frohes Hochzeitsfest. Elimelech, ihr Geliebter, und der Herr hatten sie gesegnet, beschenkt mit zwei Söhnen. Alles war wunderbar, das Familienglück perfekt.

Dann aber ging alles bergab. Elimelech kam auf die Idee, wegzugehen aus der Heimat. Dann starb er, und später starben auch die beiden Söhne.

Alles wurde zur großen Tragödie. Dort, wo eben noch Hoffnung war, wo ein leichtes und frohes Herz schlug, blieb nur noch Trauer und Bitterkeit.

Vielleicht bist du genau in der Situation von Naomi am Ende von Kapitel 1. Einst war alles voll und gut, jetzt ist sie leer und bitter.

Und da stellt sich die Frage: Ist der souveräne Gott wirklich auch ein guter Gott? Das ist die zweite Lektion, über die wir nachdenken wollen.

Lektion 2: Gottes Güte trotz Leid

Das Buch Ruth beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja: Der souveräne Gott ist wirklich ein guter Gott. Nomi konnte das zurück in Bethlehem noch nicht erkennen. Während sie noch klagt, dass der Herr sie leer zurückgebracht hat, während sie noch sagt, Gott habe es nicht gut mit ihr gemeint, haben wir am Ende von Kapitel 1 gehört, wie sie klagt. Wer steht daneben ihr?

Während sie klagt und sich bitter zurücklehnt, steht Ruth, die treue Schwiegertochter, an ihrer Seite. Sie stellt sich an die Seite ihrer Schwiegermutter und wird von Gott gebraucht, um für sie zu sorgen.

Ihr Lieben, lasst uns in schweren Zeiten nicht vorschnell über Gott urteilen. Vielleicht ist seine Hilfe in deiner großen Not näher, als du gerade wahrnimmst. Vielleicht steht die Ruth schon an deiner Seite. Gottes Wege sind für uns oft rätselhaft, aber der Herr erweist immer wieder, dass er wirklich barmherzig und treu ist. Er sorgt für jeden, der sich ihm anvertraut.

Und ganz ehrlich: Wenn du schon einige Jahre mit dem Herrn unterwegs bist, hast du das nicht auch schon erlebt? Wie er sich in schweren Zeiten, voller Trauer, Bitterkeit und Not, doch treu und barmherzig erwiesen hat?

Vielleicht ist das ein gutes Gespräch heute über die Mittagszeit. Vielleicht führt uns das in den Lobpreis Gottes, der gut ist und treu sorgt.

Lektion 3: Gottes Plan und menschliches Handeln

Und das bringt uns zur dritten Lektion: Der souveräne und gute Gott gebraucht Menschen bei der Durchführung seiner Pläne – Menschen, die aktiv werden.

Das sehen wir auch im Buch Ruth. Es beginnt schon damit, dass Ruth sich dem einen wahren Gott zuwendet. Sie erkennt den Gott Naomis, ihrer Schwiegermutter, den Gott ihres verstorbenen Ehemannes, als ihren eigenen Gott an. „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch, dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ Gottes Hilfe erfahren die, die sich Gott zuwenden.

Im weiteren Verlauf sehen wir, wie der Herr sorgt – wie er treu sorgt, nicht nur für Naomi, sondern auch für Ruth. Er sendet mit Boaz den Erlöser, der sie zuerst durch Nahrung versorgt und dann durch Nachwuchs.

In all dem sind die Frauen aber nicht passiv und warten einfach nur ab, bis Gott zeigt, wer er ist. Wir haben gesehen, wie sie aktiv werden. Ruth wird aktiv: Erst geht sie mit und vertraut sich diesem Gott an. Dann geht sie aufs Feld und liest Ähren. Anschließend wird sie noch aktiver, macht einen Plan und sagt: „Mach dich schön und geh hin.“ Sie wollen ihr Glück auch ein Stück weit erzwingen. Ruth macht mit – und selbst Boaz macht mit.

Boaz hatte in Kapitel zwei zu Ruth noch gesagt, quasi als Segensspruch: „Der Herr vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem Herrn, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht fändest.“ Das klingt wie ein frommer Segenswunsch: „Der Herr sorge mal nett für dich.“

In Kapitel drei greift Ruth interessanterweise genau diese Worte auf. Als sie zu Boaz hingeht, sagt sie: „Nun, so breite deine Flügel über deine Marken.“ Eben hat er noch gesagt: „Der Herr breite seine Flügel über dich, dass du Zuflucht findest.“ Jetzt sagt sie: „Breite deine Flügel.“ In der Luther-Übersetzung steht dort „den Zipfel deines Gewandes“, aber im Hebräischen ist es tatsächlich genau das gleiche Wort. Hier steht genau dasselbe.

Das, was Boaz ihr wünscht, nimmt sie auf und sagt: „Ja, okay, dann mach du doch gleich.“ So wird Boaz zur Antwort dieses guten Segensspruchs. Boaz antwortet: „Das will ich tun. Ich zögere nicht.“ Ruth ist enorm davon überzeugt, dass Boaz nicht zögern wird, sondern tun wird, was er eben noch nur ganz fromm gewünscht hat.

So sehen wir Gottes Wege in all dem. Es sind Menschen, die handeln, Menschen, die reden, Menschen, die Dinge tun. Aber letztendlich führt Gott seinen Plan aus. Er tut das jedoch nicht durch die Passivität der Menschen – nicht durch eine heilige Passivität, wie wir sie manchmal hören: „Ich warte auf den Herrn, er wird schon tun.“

Geduld ist gut und angebracht, weil Gottes Timing nicht immer unser Timing ist. Manchmal sagen wir: „Ich brauche jetzt Hilfe.“ Und Gott sagt: „Ich möchte, dass du erst noch eine Lektion lernst.“ Aber das heißt nicht, dass wir immer passiv bleiben müssen.

Klar, Sünde sollten wir vermeiden. Aktiv werden und gegen Gottes ausgesprochenen Willen handeln, ist falsch. Da müssen wir manchmal einfach aushalten und warten. Aber Gott gebraucht uns mit allem, was er uns gegeben hat – mit unserem Intellekt, mit unseren Ideen, mit unseren Fähigkeiten –, um seinen Plan auszuführen. Das sehen wir hier eindeutig.

Gott führt seinen Plan aus, seinen guten Plan, durch menschliche Aktivitäten. Das ist die dritte Lektion.

Lektion 4: Gottes Erlösung durch menschliche Geschichte

Schließlich sehen wir, dass der souveräne und gute Gott durch menschliche Aktivitäten seinen Plan zur Erlösung von Menschen ausführt. Die Geschichte von Naomi, Ruth und Boaz ist dabei sowohl ein Puzzlestück in dem noch viel größeren Rettungsplan unseres souveränen und guten Gottes als auch ein Abbild dieses Rettungsplans – Puzzlestück und Abbild zugleich.

Ein Puzzlestück ist es, weil sich das Buch Ruth wirklich in die große Geschichte einfügt, die Gott mit seinem Volk schreibt. Es knüpft an das Buch Richter an, in diese finstere Zeit, in der es keinen König gab in Israel und jeder tat, was ihm wohl dünkte. Dennoch gab es schon die Sehnsucht nach einem König, nach etwas Besserem, weil der Herr es verheißen hatte.

Dann kommt das Buch Ruth als Hoffnungstimmer in diese Finsterkeit. Am Ende des Buchs hören wir, wer die Nachkommenschaft von Ruth und Boaz sein wird: Obed, sein Sohn Isai und dessen Sohn David, der große König David. Noch können wir das nicht wissen, denn er heißt dort nur David.

Anschließend folgt das erste und zweite Buch Samuel. In diesen Büchern sehen wir, wie Samuel David salbt, wie David letztendlich König wird, wie Frieden in das Land einzieht und wie aus dem Chaos der Richterzeit eine Blütezeit entsteht. Doch auch diese Blütezeit ist nur ein Schatten einer viel größeren Blütezeit, die noch kommen soll – durch ein ewiges Nachkommen Davids auf dem Thron. Auch das lesen wir bei Samuel.

So führt diese Ahnengalerie, die wir am Ende des Buchs Ruth sehen, die dort fast deplatziert wirkt, uns weiter. Man könnte meinen, das Buch endet langweilig, mit einer Ahnengalerie, aber genauso beginnt das Neue Testament. Es knüpft genau dort an, bringt die gleiche Ahnengalerie und fügt sie in eine größere ein, die uns zu Jesus Christus führt.

Auf diese Weise fügt sich dieses Buch, diese schöne kleine Geschichte, in den großen Rettungsplan Gottes ein. Gleichzeitig ist es ein Abbild dieses großen Rettungsplans. Das, was wir im Buch Ruth sehen, weist uns schattenhaft auf Jesus hin – auf das, was Jesus tun würde.

Das Buch Ruth zeigt uns, wie Gott mitten in die Not von Menschen hineinkommt und einen Löser, einen Erlöser, einen Retter sendet. Wir sehen, dass das Buch, das in großer Not beginnt, mit großem Lobpreis endet. In Kapitel 4, Vers 14 rufen die Menschen: „Gelobt sei der Herr, der zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat, dessen Name werde gerühmt!“

Egal, ob uns heute bewusst ist, dass wir auch große Not haben – vielleicht ist uns das klar, vielleicht sind wir wie Naomi am Ende von Kapitel 1. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht geht es dir gerade recht gut und du denkst, du hast alles im Griff. Vielleicht sagst du, es ist gut, dass ein Erlöser gefunden wurde, aber bei dir läuft alles eigentlich gut.

Doch genauso wie wir manchmal den Segen Gottes nicht wahrnehmen, erkennen wir oft auch nicht, wie tief wir schon im Schlamassel stecken und denken, alles sei gut. Vielleicht geht es dir heute so wie Elimelech, als er nach Moab ging und dachte: „Ach, läuft doch, die Söhne haben Frauen gefunden, es wird alles gut.“ Er nahm gar nicht wahr, dass er gegen Gottes Willen rebelliert hatte, weil er weggezogen war von dem Ort, an dem Gott sein Volk segnen wollte.

Er hatte sich letztlich von Gott abgewandt. Das haben wir alle getan. Wir leben immer wieder in Rebellion gegen Gottes gute Gebote. Wir gehen unsere eigenen Wege. Deshalb sind wir alle in Not, denn diese Wege, die wir gehen – ob wir das erkennen oder nicht – führen ins Desaster, so wie einst bei Elimelech.

Doch unser guter Gott, dieser Gott der Barmherzigkeit, hat einen Plan erdacht, damit Menschen, die sich von ihm abgewandt haben und ihre eigenen Wege gegangen sind, zurückkommen können – zurück zum Weg des Segens. Sie können Vergebung ihrer Schuld erhalten, die wir alle angesammelt haben.

Nicht umsonst kommt dieser Nachkomme von Ruth und Boaz, Jesus Christus, in die Welt. Er ist der vollkommene Löser, der uns aus aller Not und aller Schuld erlöst. Er ist der wahre und bessere Boaz, der nicht ruhte, wie Naomi richtig erkannte, bis er die Erlösung bewirkt hatte.

So ging Jesus seinen Weg, der zunächst wie eine große Tragödie aussah, denn er führte ihn zu Ablehnung, Spott, Folter und Tod. Aber Gott wirkte auch damals, mitten in dieser Not, um seinen großen Plan auszuführen.

Was die Menschen damals noch nicht erkennen konnten, war schon aktiv: Jesus starb am Kreuz nicht als Unfall, sondern stellvertretend für die Schuld von Menschen wie dir und mir. In seiner großen Weisheit und Macht hat Gott ihn von den Toten auferweckt.

Jesus ist der lebendige Herr, der dich ruft, das zu tun, was Ruth einst getan hat: „Diesen Gott soll dein Gott sein.“ Folge ihm nach und geh den Weg, den er dir vorgibt.

So führt uns der Herr Jesus hin zu einem großen Happy End. Denn eines Tages wird er wiederkommen. Auch das können wir heute noch nicht erkennen. Es mag uns genauso unrealistisch erscheinen wie damals, als Naomi nach Bethlehem zurückkam und meinte, sie sei leer und habe nichts mehr zu erwarten, sie werde hier sterben.

Doch der Herr hat uns gesagt: „Nein, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Er wird diese Welt zu einem Ende bringen, und dann wird es ein Happy End geben, das besser ist als das von Boaz, Ruth und Naomi.

Denn dann wird er alles Leid für alle Zeit zu einem Ende bringen. Ihr werdet Segen, Herrlichkeit und vollkommene Freude erleben – für alle Ewigkeit.

Noch ist es nicht so weit. Wir leben mitten im Advent, in der Zeit des Wartens auf die Ankunft des Herrn. Aber auch in dieser Zeit dürfen wir wissen, dass der Herr alles im Griff hat. Er ist der souveräne Gott. Er wirkt oft im Verborgenen, aber er führt seinen guten Plan aus.

Darauf darfst du dich verlassen. Zugleich darfst du aktiv werden und handeln, so dass du ein Werkzeug Gottes wirst – in seiner treuen Fürsorge und Barmherzigkeit gegenüber anderen Menschen. Bis er dann kommt, und dann wird die Freude vollkommen sein.

Schlussgebet

Ich bete mit uns.

Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, weil du der Allmächtige bist. Du bist der souveräne Herr über alle Dinge.

Auch wenn es uns manchmal so scheint, als sei diese Welt aus den Fugen geraten, dürfen wir doch wissen: Du hast alles in deiner Hand. Das gibt uns Hoffnung und Zuversicht.

Herr, wir bitten dich, dass du uns zu Menschen machst, die lernen, in allen Situationen auf dich zu vertrauen. Schenk uns, dass wir klarer erkennen, wie du für uns sorgst – oft eher im Verborgenen. Und doch tust du es.

Danke, dass wir wissen dürfen, dass du in Jesus Christus für uns gesorgt hast – auf eine Art und Weise, die wir uns nicht hätten erdenken können. Danke, dass das große Happy End uns noch bevorsteht.

So hilf uns, unseren Weg zu gehen in der festen Gewissheit, dass du treu bist und allmächtig. Gepriesen seist du dafür. Amen.