Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 333: Jesus geht auf dem See, Teil 4.
Faszination und Bericht des Wunders auf dem See
Ihr habt es sicherlich in der letzten Episode bemerkt: Mich fasziniert das Ereignis, bei dem Jesus auf dem See geht. Wenn Matthäus uns diesen Abschnitt aus dem Leben Jesu berichtet, liegt sein Schwerpunkt auf dem Verhalten des Petrus und am Ende auf der Erkenntnis der Jünger: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.“
Bevor wir über den Text nachdenken, wollen wir ihn noch einmal hören. Matthäus Kapitel 14, Verse 27 bis 32:
Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: „Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Er aber sprach: „Komm!“ Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich. Und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: „Herr, rette mich!“ Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifelst du?“ Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
Nachfolge als praktischer Lebenswandel
Wenn ich über den Text nachdenke, fallen mir andere Bibelstellen ein, die davon sprechen, dass wir so wandeln sollen, wie Jesus gewandelt ist. Das gilt nicht nur für besonders Fromme, sondern ist der Standard.
1. Johannes 2,6 sagt: Wer behauptet, in ihm zu bleiben, ist verpflichtet, selbst so zu wandeln, wie Jesus gewandelt ist.
Wenn ich also behaupte, Christ zu sein, muss sich das in meinem Wandel zeigen, also in meinem Verhalten. Das ist keine verkappte Werksgerechtigkeit, sondern einfach der Ausdruck eines neuen Lebens.
Wo der Geist Gottes in einem Menschen wirkt und man im Geist wandelt, wird der neue Mensch, der wir bereits sind, ganz praktisch im Leben sichtbar. Das kann Zeit brauchen, aber es wird Schritt für Schritt geschehen.
Veränderung durch das Anschauen Jesu
Und wenn wir uns fragen, wie diese Veränderung geschieht, dann haben wir in der letzten Episode in 2. Korinther 3,18 gelesen: Wir werden verändert, indem wir Jesus anschauen, indem wir uns mit ihm, mit seinem Wesen und mit seiner Einstellung vertraut machen.
Indem wir ihn imitieren, werden wir selbst ein Überwinderleben führen.
Dazu noch eine Stelle aus dem Hebräerbrief 12,1-3: Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen.
Und mit Ausdauer laufen wir den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Er hat um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht geachtet und das Kreuz erduldet. Nun hat er sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes.
Betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen ermattet.
Die Lektion des Blickes: Jesus oder der Sturm?
Das ist die Lektion, die Petrus gerade lernt. Im Leben kommt es darauf an, wohin ich blicke – auf Jesus oder auf den starken Wind.
Lasse ich mich von seinem übernatürlichen Vorbild prägen oder gebe ich den Zweifeln in meinem Leben Raum? Das Gegenteil von Nachfolge ist hier Zweifel. Zweifel daran, dass Gottes Einladung aufs Wasser Kraft hat.
Natürlich ist es nicht normal, so zu leben, wie Jesus gelebt hat. Es fühlt sich oft falsch an, die Gebote Gottes ernst zu nehmen.
Sind es nicht gerade die angstmachenden Situationen, in denen ich auf alte Überlebensstrategien zurückgreife, nur um zu erleben, dass sie nicht funktionieren?
Persönliche Erfahrung mit dem Wandel
Ich blicke persönlich auf eine Vergangenheit zurück, in der biografisch bedingt Grobheit bis hin zum Zorn prägende Faktoren meines Verhaltens waren. Meine Härte gab mir Sicherheit; sie war mein Boot mitten in den Stürmen des Lebens.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie falsch sich das anfühlte, als ich endgültig bereit war, mein zorniges Verhalten als Sünde zu erkennen und geduldiger mit meiner Frau umzugehen. Es war, ähnlich wie bei Petrus, mehr ein Experiment als eine feste Gewissheit.
Dieser Schritt war ein Sprung ins Ungewisse. Wo würde mich das hinführen, wenn ich aus dem Boot steige und so lebe, wie Jesus es sich von mir wünscht?
Einladung zum Leben und Glaubensschritte
Gottes Wort ist so klar. Es ist immer eine Einladung zum Leben. Wir müssen uns nur trauen, aus dem Boot zu steigen.
Im geistlichen Leben reicht es nicht aus, im Boot sitzen zu bleiben und während man gegen den Sturm ankämpft, Jesus nur zu bewundern. Wenn wir so leben, sind wir nicht in der Freiheit angekommen. Der Geist Gottes will uns von sündigen Verhaltensmustern befreien.
Damit das passiert, müssen drei Dinge zusammenkommen: Der Wunsch, auf dem Wasser zu Jesus zu kommen, das Gebot „Komm!“ und der Glaubensschritt. Petrus stieg aus dem Boot, ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.
Deshalb stellt sich die Frage: Habe ich den Wunsch, Jesus ähnlicher zu werden? Höre ich auf das Gebot Gottes? Und zwar nicht als ein Gebot, das mich einengen will, sondern – in den Worten von Jakobus – als ein Gesetz zur Freiheit? Wenn ja, dann wage ich Schritte des Glaubens, konkrete und kleine Schritte der Veränderung, hinein ins Ungewisse.
Das Ganze geschieht ohne Angst, weil ich weiß, dass Jesus immer da ist, um den kleingläubigen Jürgen wieder aus dem Wasser zu ziehen.
Die Wirkung des Glaubens auf die Erkenntnis Jesu
Wohin führt es, wenn wir erleben, dass es möglich ist, erste Schritte auf dem Wasser zu gehen? Wenn wir aus der Kraft Gottes heraus wirklich anders leben – und das mitten im Sturm, während alles in mir danach schreit, die gewohnten alten Verhaltensmuster beizubehalten?
Es führt dazu, dass ich begreife, wer Jesus ist.
Als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die, die im Boot waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“
Die Bezeichnung „Gottes Sohn“ betont die besondere Beziehung Jesu zum Vater im Himmel. Hier ist einer, der auf einzigartige Weise mit Gott verbunden ist und Gott auf besondere Weise offenbart.
Wir wissen natürlich auch, woran das liegt: In Jesus wurde Gott selbst Mensch. Deshalb kann der Herr Jesus sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“
Persönliche Erkenntnis und Erfahrung des Sohnes Gottes
Woran erkenne ich für mich ganz persönlich, dass Jesus wahrhaftig der Sohn Gottes ist? Die Antwort darauf ist ganz einfach. Ich erkenne es nicht allein durch das Lesen der Bibel, sondern daran, dass ich mitten im Sturm ein Wunder erlebe.
Ich erkenne es, indem ich den Sturm als Chance begreife, neue, verändernde Erfahrungen mit Jesus zu machen. Was ich sagen möchte, ist Folgendes: Wir können mit unserem Verstand zustimmen, dass der Herr Jesus Gottes Sohn ist, ohne uns deshalb anbetend und erschrocken vor ihm niederzuwerfen.
„Sohn Gottes“ kann ein Titel sein oder eine Erfahrung. Für mein Leben wünsche ich mir die Bereitschaft, immer wieder solche Sohn-Gottes-Erfahrungen zu machen. Kleine Schritte auf dem Wasser, mitten im Sturm – Erfahrungen, die dadurch entstehen, dass ich mich rufen lasse.
Mich rufen lasse, so zu leben, wie er es mir vorgelebt hat; mich rufen lasse zum Gehorsam, in die Freiheit.
Abschluss und Einladung zum Gebet
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welche Bedeutung es für dein Leben hat, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist.
Das war's für heute. Wenn du für verfolgte Christen beten möchtest, dann besorge dir doch das monatlich erscheinende Gebetsheft von Open Doors.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
