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Das ewige Leben ist erschienen

31.12.19971. Johannes 1,1-4

Einleitung

Nachdem wir nun längere Zeit verschiedene Texte aus dem Lukasevangelium betrachtet haben, wenden wir uns nun dem 1. Johannesbrief zu. Der Johannesbrief gehört zu den katholischen Briefen. Dies hat jedoch nichts mit der katholischen Kirche zu tun. Katholisch wird hier in der Bedeutung "allgemein" verwendet. Zu dieser Kategorie gehören auch die Petrusbriefe, der Judas- und Jakobusbrief. Die Besonderheit liegt darin, dass sie die Namen der Schreiber tragen und nicht den Namen der empfangenden Gemeinde. Hier im Johannesbrief wird auch keine Gemeinde genannt.

Der Johannesbrief entstand in der Zeit Ende 80er Anfang 90er Jahre. Die Einleitung dieses Schreibens zeigt bereits die Richtung des Schreibens auf. Text lesen: 1. Joh. 1,1-4.

I. Das Wort des Lebens (1-2)

Ohne sich selber vorzustellen und ohne die Empfänger zu bgrüssen beginnt Johannes mit seinem Schreiben. Also ähnlich wie wir dies im Hebräerbrief vorfinden. Obwohl sich Johannes mit Namen nicht vorstellt, erfahren wir eine wichtige Begebenheit in seinem Leben. Johannes hat das Wort des Lebens mit eigenen Augen gesehen! Das was von Anfang an war, das was er gehört hat, was er gesehen hat, was er beobachtet und sogar mit den eigenen Händen betastet hat, das bezeugt und verkündigt er. Nicht nur er hat dies gesehen, sondern mit ihm viele Zeugen, deshalb schreibt er in der Mehrzahl, was wir gehört, gesehen, betrachtet und mit unseren Händen betastet haben. Das Wort des Lebens ist greifbar gewesen, es ist in der Geschichte, in Raum und Zeit erschienen, so dass man es hören, betrachten und sogar betasten konnte. So wie es auch im Johannesevangelium zu lesen ist: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Joh.1,14. Johannes berichtet von diesem Wort des Lebens, als einem Ereignis, das nun in der Vergangheit liegt. Sie hatten gesehen, sie hatten gehört, sie hatten mit eigenen Händen betastet. Sie sind nun Zeugen dieses geschichtlichen Ereignisses. Und was die Apostel machen wird im zweiten Vers deutlich. Sie bezeugen und verkündigen das ewige Leben, das beim Vater war und ihnen erschienen ist. Welches ja nur Jesus Christus selbst sein kann. Das ist nun die Hauptaufgabe der Apostel, dieses sichtbar gewordene ewige Leben zu verkündigen.

Johannes stellt sich damit in zwei Punkten gegen eine damals falsche Lehre.

  1. Macht er deutlich, was ich gesehen habe, das habe ich nicht allein gesehen, sondern es sind noch viele Zeugen mit mir zusammen. D.h. was er sagt beruht nicht auf einer Einbildung. Damit wehrt er sich gegen eine individuelle Erkenntnisweise, in der jeder nach seinem geistigen Stand, individuelle Erkenntnisstufen erlangt, die aber von anderen nicht überprüfbar ist.
  2. Macht er deutlich, dass das Fundament unseres Glaubens nicht nicht in einer inneren Erkenntnis, sondern in einer äusseren Erkenntnis des Sohnes Gottes, welcher in die Welt kam, liegt. Also etwas, was von Aussen auf mich zukommt. Via Verkündigung werde ich mit diesem Ereignis konfrontiert und nicht durch meine inneren geistigen Erfahrungen.
Denn im Menschen ist nichts Gutes, wie sollte er dann in sich Gott entdecken? Es muss an den Menschen herangetragen werden. Von aussen kommt das Gute zum Menschen im Sohn Gottes, der in dieser Welt gelebt hat.

Damit lehnt Johannes einen individualistischen Glauben, der auf den eigenen inneren Erfahrungen beruht, und gar mit besonderen Methoden gefördert werden kann, ab. Das Zeugnis und die Verkündigung dessen, was die Apostel gesehen haben kann allein Grundlage für das ewige Leben sein.

Anwendung

Wie würden wir uns vorstellen, wenn wir beschreiben wollten auf Grund von was wir Glauben und auf Grund von was wir verkündigen? Wir können ja nicht sagen, dass wir Jesus gesehen und gar betastet hätten. Wir gehören zu denen von denen Petrus sagt: Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 1.Petr.1,8. Aber was können wir dann ins Feld führen? Auf welchem Boden stehen wir? Wir stehen - und dies müssen wir uns ganz gut einprägen - auf dem Boden der Lehre der Apostel.

Wir haben Jesus nicht gesehen, aber wir glauben dem Zeugnis und der Verkündigung der Apostel. Sie haben uns bezeugt, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist und dass er wieder kommen wird.

Wie im AT durch die Propheten, erfahren wir im NT durch die Apostel den Willen Gottes. Dieser Gedanke liegt auch dem Wort des Petrus zugrunde: daß ihr gedenkt an die Worte, die zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten, und an das Gebot des Herrn und Heilands, das verkündet ist durch eure Apostel. 2.Petr.3,2. Von Jesus zu zeugen, war ja die Aufgabe der Apostel, so sagte der Herr zu ihnen bevor er gen Himmel ging: aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein... Apg.1,8a. Kurz danach lesen wir, dass die ersten Christen beständig in der Lehre der Apostel blieben. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Apg.2,42. Es heisst hier interessanterweise nicht, dass sie in der Lehre Jesu blieben, sondern in der Apostellehre. Die Apostellehre ist gleichbedeutend mit der Lehre Christi. Dieser Zeugendienst, dieser Weg der Vermittlung des Evangeliums wird auch im Hebräer deutlich: Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so große Rettung nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn und bei uns bekräftig wurde durch die, die es gehört haben? Hebr.2,3. Also eben z.B. durch Johannes, welcher zu diesen Hörern des Herrn gehörte. Unser Glaube beruht demnach nicht auf einer inneren Erleuchtung, die wir selbst oder jemand anders erlebt hat, unser Glaube beruht auf Augenzeugenberichten. Wenn wir glauben, so glauben wir dem Zeugnis dieser Menschen. Die Apostel waren sich ihrer Aufgabe, Verantwortung und Autorität sehr wohl bewusst. So sagt Paulus den Galatern: Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. Gal.1,8. Auch Johannes warnt in seinem zweiten Brief: Wer darüber hinausgeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. 2.Joh.9.

Die Thessalonicher werden von Paulus aufgefordert: So steht nun fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Lehre, in der ihr durch uns unterwiesen worden seid, es sei durch Wort oder Brief von uns. 2.Thess.2,15. Und am Schluss dieses Briefes fordert er völlige Beachtung seiner Worte, indem er schreibt: Wenn aber jemand unserm Wort in diesem Brief nicht gehorsam ist, den merkt euch und habt nichts mit ihm zu schaffen, damit er schamrot werde. 2.Thess.3,14. Unser Glaube beruht auf der Lehre der Apostel. Diese Lehre finden wir im Neuen Testament und wir tun gut daran, wenn wir diese Lehre sehr ernst nehmen und nicht davon abweichen. Denken wir nur an die eindringliche Mahnung des Paulus Johannes spricht auch zu uns als einer dieser Zeugen und was er uns zu sagen hat, fordert von uns höchste Aufmerksamkeit. Heute haben wir keine solchen Zeugen mehr, deshalb gibt es auch kein Apostolat mehr. Auch wenn es heute noch kleine und grosse Kirchen gibt, die für sich die apostolische Autorität beanspruchen wollen, ändert dies nichts an der Tatsache, dass das Apostolat mit dem Tod des letzten Augenzeugen verschwunden ist. Unsere Aufgabe liegt nun darin in dieser Apostellehre beständig zu bleiben und nicht davon abzuweichen.

Evangelisation

Johannes spricht hier davon, dass er das ewige Leben gesehen hat. In der Person Jesu ist das Ewige Leben den Menschen erschienen. Hast Du dieses ewige Leben? Und dass wir uns nicht falsch verstehen, ewig ist hier nicht ein Begriff der Quantität, also der länge des Lebens, sondern ein Begriff der Qualität. Denn jeder Mensch wird nach seinem Sterben wieder auferstehen, die einen zur Verdammnis, die auch ewig im Sinn von Dauer ist, und die anderen zum ewigen Leben. Also, hast Du dieses ewige Leben? Oder ich könnte auch anders Fragen: Hast Du Jesus? denn Johannes schreibt: Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. 1.Joh.5,12. Damit meint Johannes nicht irgendein Jesus, den wir uns selbst ausgedacht oder aus unseren inneren Empfindungen entsprungen ist, sondern er meint den Jesus, der wirklich auf dieser Erde war. Nur wer diesen Jesus hat, der hat auch das ewige Leben. Ohne Jesus gibt es kein wirkliches Leben, da können wir uns anstrengen soviel wir wollen. Wir können nur weitersagen, was uns die Apostel gelehrt haben. Den Schritt zu Jesus musst du selber tun. Du musst Jesus in deinem Leben Raum geben. Im Johannesevangelium lesen wir diesbezüglich: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen Glauben. Joh.1,12.

Wenn Du Jesus noch nicht aufgenommen hast, dann hast Du das Leben eben nicht, obgleich Du dich nicht Tod fühlst, aber die Diagnose ist - vom Wort Gottes her klar - in Dir ist das Leben nicht. Jeder weiss, ob er Jesus in sein Leben aufgenommen hat oder nicht. Wenn Du das nicht weisst und du gar sicher bist, dass Du diesen Schritt noch nicht getan hast, dann tue ihn so schnell du kannst! Gerne bin ich ich oder jemand aus unserer Gemeinde bereit, Dich dabei zu begleiten und Dir das Evangelium nochmals ganz klar zu erklären.

II. Gemeinschaft im Wort (3-4)

Nun schreibt Johannes nochmals: was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch 1.Joh.1,3a. Und nun begründet er, warum er dies verkündigt, nämlich: damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 1.Joh.1,3b. Hier ist das zur Zeit bekannte Wort "koinonia" verwendet. Es könnte auch als Teilhabe verstanden werden, was der Gemeinschaft ja auch eigen ist. Durch die Verkündigung verschafft Johannes den Lesern Anteil an dem was er schon weiss. Dadurch haben sie Gemeinschaft miteinander und gleichzeitig, Gemeinschaft mit dem Vater und Jesus Christus. Diese Gemeinschaft basiert jetzt aber nicht auf dem Prinzip von Sympatie und Antipatie. So stellen sich oft unsere Gemeinschaften zusammen. Die Gemeinschaft die Johannes meint basiert auf Information oder man kann auch sagen auf einer Lehre. Er verkündigt der Gemeinde wer Christus ist und dadurch bekommen sie Anteil an der Lehre. Es handelt sich hier nicht um eine gefühlsmässige Gemeinschaft, sondern um eine überzeugungsmässige Gemeinschaft, bei der natürlich auch die Gefühle ihre Aufgabe erfüllen. Durch die Verkündigung der Apostel, also durch die Apostellehre haben wir Gemeinschaft miteinander. Wenn wir diesen Boden verlassen, dann wird auch die Gemeinschaft auseinanderfallen oder sie wird in einer oberflächlichen Art weitererhalten.

Anwendung

Man kann ja das Objekt der Gemeinschaft verschieben. So ist beispielsweise bei einem Kaninchenzüchterverein, die Kaninchen das gemeinschaftschaffende Objekt. Bei einer Fussballmannschaft ist es das Fussballspiel usw. Bei den Christen ist es die Apostellehre. Nun kann man aber die Apostellehre leicht verändern, man muss ja nur einige Akzente verschieben und sich stillschweigend oder ausgesprochen darüber einigen, dann kann die Gemeinschaft trotzdem weiterbestehen und man kann es sehr schön miteinander haben. So sagte Paulus dem Timotheus: Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken. 2.Tim.4,3. Bestimmt haben diese Leute Gemeinschaft miteinader, aber das gemeinschaftbildende Element ist falsch. So bildet eine sogenannte gute Gemeinschaft noch lange keine Garantie, dass wir mit unserem Glauben richtig liegen. Hätten die Propheten dieses Kriterium als Orientierung genommen, ob sie noch im rechten Glauben stehen, wäre z.B. ein Jeremia nicht auf dem rechten Glaubensweg gewesen. Die einzige Garantie gibt uns das Wort Gottes, die Lehre der Apostel, wenn dies die Grundlage unserer Gemeinschaft ist, dann haben wir den besten Grund, den es gibt. Deshalb warnt Paulus den Timotheus: Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören. 1.Tim.4,16.

Ist der Grund unserer Gemeinschaft die Lehre der Apostel? Ist es Dir wichtig, was in der Gemeinde gelehrt wird oder ist es Dir einfach wichtig, ob es hier schön ist, ob alle nett sind usw. Der Grund unserer Gemeinschaft soll die Verkündigung und das Zeugnis der Apostel sein, dann haben wir - und nur dann - haben wir Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Johannes schreibt dies nun, damit seine Freude vollkommen ist, denn der Glaubende freut sich, wenn er den Glauben mit andern teilen kann.

Schluss

Das Wort des Lebens, das ewige Leben ist Mensch geworden und sichtbar in Zeit und Raum. Unser Glaube und unsere Hoffnung ist an diese Person gebunden, die in der Geschichte offenbar wurde. Vertrauen wir doch auf das Zeugnis und die Verkündigung der Apostel und lassen wir uns Jesus nicht nehmen, durch weiss ich was für weise und schöne Erklärungen. Der Wiedersache hat natürlich Interesse uns von diesem Jesus wegzubringen und uns einen anderen Jesus anzubieten. Wir brauchen aber keinen anderen, als den, der in diese Welt gekommen ist, der für uns am Kreuz starb und auferstand, und der, welcher nun zur Rechten Gottes sitzt, denn in Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Kol.2,3. Amen