Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen! Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verirrt und seine Güte nicht von mir wendet.
Wir wollen jetzt vor dein Angesicht treten, Herr, und im Namen Jesu alles vor dich bringen, was in unserem Herzen ist. Du hast gesagt: Schüttelt euer Herz vor mir aus. Herr, du kennst uns besser, als wir uns selbst kennen. Du kennst alle Schuld, die auf uns liegt. Du kennst all unsere Bindungen – zerreiße sie doch!
Du kennst unsere Sorgen und Quälereien. Herr, du hast sie längst auf dich genommen. Setze unsere Seelen jetzt ganz frei von allem! Und siehe, du erkennst uns und gib, dass wir hören können – auch das eine, das nur du tust. Amen!
Wir beten weiter das Gebet: „Gelobt seist du, dass du unser Gebet nicht verwirrst.“ Amen.
Einführung und Lesung der Geschichte
Nun fehlt der Gemeinde noch, sich zu setzen. Ich möchte dir jetzt eine Geschichte aus dem Neuen Testament vorlesen. Aus dieser Geschichte werde ich nachher in der Predigt ein Wort herausnehmen und es auslegen. Aber zum Verstehen muss man die Geschichte gehört haben.
Ich glaube, diese Geschichte gehört zu Lukas 7. Nachdem Jesus vor dem Volk gesprochen hatte, ging er nach Kapernaum. Dort lebte ein römischer Hauptmann, dessen Knecht krank war. Dieser Hauptmann hielt Jesus für würdig, ihm zu helfen. Da er aber von Jesus gehört hatte, sandte er die Ältesten der Juden zu Jesus und bat sie, dass Jesus seinen Knecht gesund mache.
Als die Ältesten zu Jesus kamen, baten sie ihn flehentlich und sagten: „Er ist es, Herr, dass du ihm das zeigst, denn er hat unser Volk lieb, und die Schule, das heißt das Versammlungshaus, hat er uns erbaut.“ Jesus ging mit ihnen hin.
Als sie aber nicht weit vom Haus entfernt waren, sandte der Hauptmann Freunde zu Jesus und ließ ihm sagen: „Ach, Herr, bemühe dich nicht, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst. Darum habe ich mich auch selbst nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan ist, und habe Soldaten unter mir. Ich sage zu einem: ‚Geh hin!‘, so geht er; und zu einem anderen: ‚Komm her!‘, so kommt er; und zu meinem Knecht: ‚Tu dies!‘, so tut er es.“
Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn. Er wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm folgte: „Ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“
Und als die Gesandten wieder nach Hause kamen, fanden sie den kranken Knecht gesund.
Herr, dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. Amen! Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt! Amen!
Der zentrale Vers und seine Bedeutung
Wir hören ein Wort aus der Geschichte des Hauptmanns von Kapernaum in Lukas 7.
Der Hauptmann sagt: „Ach, Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst! Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Zumutungen des Glaubensunterrichts
Meine Freunde, heute sind durch den Haie-Bericht die Soldaten und die Wehrmacht wieder in aller Munde. Daher ist es ganz aktuell, dass wir heute von einem Hauptmann sprechen, nicht wahr?
Trotzdem finde ich, dass dieser Text eine ziemliche Zumutung ist. Sehen Sie, als junger Mann war ich Soldat, und offen gestanden hat mich am meisten angeödet, dass wir so oft zu sogenannten Instruktionsstunden mussten. Dort hat ein Offizier oder Unteroffizier uns in unsachlicher Langeweile Nichtigkeiten beigebracht. Was habe ich mich da gelangweilt!
Und nun mutet uns der Herr Jesus hier zu, dass wir eine Instruktionsstunde bei dem römischen Hauptmann mitmachen sollen. Immerhin ist es keine Instruktionsstunde über Waffentechnik oder Strategie, sondern eine Instruktionsstunde über den Glauben. Er soll uns einen rechten Glauben beibringen.
Der Herr Jesus sagt am Schluss: Solchen Glauben habe ich in der Kirche – er sagt in Israel, das war die Kirche der damaligen Zeit – solchen Glauben wie bei diesem Heiden habe ich in der Kirche nicht gefunden.
Und, meine Freunde, sehen Sie, da ist die zweite Zumutung. Sie sind doch alle Christen, nicht wahr? Wir sind alle Christen. Sie haben doch Unterricht gehabt. Als ich einmal in München im Löwenbräu evangelisierte, da sagte der bayerische Bischof der damaligen Zeit zu mir: „Was soll das?“ Ich antwortete, wir wollen die Draußenstehenden erreichen. Er sagte: „Das gibt es hier nicht in München, die sind alle unterwiesen und getauft, es gibt keine Draußenstehenden, es sind alle Christen, die hier sitzen.“
Na, und der Hauptmann war doch ein Heide. Und jetzt soll dieser Heide uns Christen die Instruktionsstunde über den richtigen Glauben geben? Na, das kann ja interessant werden. Nicht nur eine ziemliche Zumutung – erstens eine Instruktionsrunde sowieso und zweitens ein Heide über den rechten Glauben.
Aber der Herr Jesus hat uns das nun ans Herz gelegt. Wir sollen bei diesem Hauptmann den richtigen Glauben lernen. Und weil schließlich irgendwo der Wille Jesu gelten muss, also in der Kirche wenigstens nicht, wollen wir seinen Befehlen nachkommen.
Wir schreiben also über den Text und über die Predigt: Glaubensunterricht bei einem heidnischen Hauptmann.
Erster Teil: Was wir von uns selbst halten sollen
Ich habe drei Teile, ich müsste sechs haben. Wie gesagt, die anderen drei bringe ich nächsten Sonntag nicht.
Was wir von uns selber zu halten haben. Mein lieber Mann, was hältst du von dir? Was halten Sie von sich? Wilhelm Busch, was hältst du von dir? Hier lernen wir, was wir von uns selber zu halten haben.
Aber um das auszuführen, muss ich uns die Geschichte noch einmal vergegenwärtigen. Palästina gehörte zum großen Römerreich. Überall lagen römische Besatzungen, auch in der galiläischen Hauptstadt Kapernaum. Der Stadtkommandant der Römer hat einen Knecht. Wir wissen nicht genau, ob es ein Sklave oder ein Soldat ist, ein Bursche, wie man bei uns sagt. Einmal nennt er sogar seinen Sohn. Also irgendeiner seiner Untergebenen, der ihm sehr wert ist. Und dieser Knecht ist todkrank, kein Arzt kann helfen.
Nun hat dieser Mann von Jesus gehört und er glaubt, dass Jesus heilen kann. Er bittet die Ältesten der Stadt, die ältesten der jüdischen Gemeinde, die ja zugleich auch den städtischen Rat bildeten. Israel war immer Kirche und Staat völlig eins. Er bittet die Ältesten der Juden, sie möchten doch für ihn zu Jesus gehen und ihn bitten, in sein Haus zu kommen. Er hat das wohl getan, weil er wusste, dass es für einen Juden verboten war, ein heidnisches Haus zu betreten. Man wurde dadurch unrein. Darum bittet er die Ältesten der Juden, sie möchten für ihn bitten.
Jetzt stelle ich mir die Geschichte mit meiner blühenden Phantasie so ein bisschen vor: Er wartet zu Hause mit Spannung, ob dieser Jesus wohl kommt. Und auf einmal kommt ein Bote atemlos und sagt: Hauptmann, er kommt! Weißt du, diese Ältesten, die haben die Sache großartig gemacht. Mensch, die haben richtig gebeten!
Was haben sie denn gemacht? Oh, die haben gleich gesagt: Herr Jesus! Dieser Hauptmann ist es wert, dass du kommst. Und sie haben darauf hingewiesen, dass du der Gemeinde hier ein Versammlungshaus gebaut hast, wo der Name des Herrn verkündigt wird. Sie haben darauf hingewiesen, dass du freundlich und barmherzig mit den Leuten umgehst.
Da springt der Hauptmann auf: Was haben sie gesagt? Dann schickt er ein paar Freunde, die er gerade zur Hand hat, los. Die müssen nun zu Jesus gehen, der schon ganz nah ist, und ihm sagen: Herr, der Hauptmann lässt dir sagen, ich bin es nicht wert, dass du zu mir kommst. Sprich nur ein Wort, wo du bist, da wird mein Knecht gesund.
Ich möchte heute an dem Wörtlein „Ich bin es nicht wert“ hängenbleiben. Wie kommt der Mann dazu, so von sich zu reden? Ich habe geistig mal Erhebungen eingezogen über den Hauptmann. Ich habe seine Vorgesetzten gefragt: Herr General, was halten Sie von dem Hauptmann von Kapernaum?
Da sagt der General: „Judäa ist die schwierigste Provinz im ganzen Römischen Reich. Da gibt es sofort Aufstände, die sind sofort beleidigt, wenn nur ein Adlerbild, so eine Standarte, nach Jerusalem getragen wird. Schwierige Provinz. Und der schwierigste Teil von Judäa ist Galiläa. Jeder zweite ist da ein Zelot, ein Freiheitskämpfer. Die Hauptstadt von Galiläa ist Kapernaum, das im ganzen Römischen Reich eine der schwierigsten Kanten ist. Da können wir nur unsere besten Leute einsetzen, und da haben wir diesen Hauptmann hingesetzt.“
„Du wirst verstehen“, sagt der General zu mir, „dass wir den für einen außerordentlich wertvollen Mann halten.“ Und der Hauptmann sagt: „Herr Jesus, ich bin nicht wert.“
Ich frage die Ältesten Israels in Galiläa, die die Römer hassten: Was haltet ihr von dem Mann? Haben wir ja schon gehört. Sie sagen, er tritt nicht auf wie die SS in Polen mit dem Stiefel des Siegers. Nein, nein! Er ist unser Bruder und Freund. Er hat ein Versammlungshaus gebaut, und da kommt er selber hin. Ein wertvoller Mensch, sagen die Ältesten. Und er sagt: „Ich bin nicht wert.“
Jetzt möchte ich mal fragen: Was halten Sie von dem Hauptmann? Sie haben auch schon ein Urteil über ihn, jetzt allmählich. Sehen Sie, man sagt heute so viel, die Pfarrer sollten vor allem Dinge von Mitmenschlichkeit predigen. Es gibt eine ganze theologische Fakultät, die sagt, das ganze Christentum besteht in Mitmenschlichkeit.
Also in puncto Mitmenschlichkeit können wir uns eine Scheibe abschneiden von dem Hauptmann, wie er sich um seinen kranken Knecht kümmert. Da geht es nicht einfach bloß um die Frage Lohnfortzahlung oder so irgendwas. Sondern er läuft, er schickt Freunde, er bemüht sich um seinen kranken Knecht. Mitmenschlichkeit, nicht? Ein großzügiger Mann. So möchten wir ja sein wie der Mann, so möchten wir sein.
Und da steht dieser Hauptmann und sagt: „Ich bin nicht wert. Herr Jesus, ich bin nicht mehr wert, dass du unter mein Dach gehst.“ Jetzt frage ich Sie: Wie kommt der Hauptmann dazu, so von sich zu reden? Ich bin es nicht wert.
Da gibt es nur eine Antwort. Und jetzt gebe Gott, dass Sie die hören können: Er hat vor dem Angesicht des heiligen Gottes gestanden. Er hat in Israel vom lebendigen Gott gehört und nicht nur gehört, sondern den wirklichen lebendigen Gott erlebt. Er hat Fragen gelernt, was wir endlich mal wieder lernen sollten: Was sagt Gott über mich?
Es ist nicht mehr zum Anhören, wie heute jeder Hans Wurst davon redet, was er von Gott hält. Interessiert doch niemand! Interessiert mich nicht, was Theologieprofessoren von Gott halten, aber das interessiert mich: Was hält Gott von uns? Darum geht es! Und das hat der Hauptmann gefragt: Was hält Gott von mir?
Das steht in der Bibel ganz klar: Was Gott von ihm und ihm und ihm und mir hält, das Menschenherz ist böse von Jugend auf. Das hält Gott von uns. Da steht in der Bibel: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Lüge, Lästerung.“ Gottes. Oder: Es fehlt uns der Ruhm, den wir vor Gott haben sollten.
Es packt mich immer wieder die Geschichte, wie man einmal eine Ehebrecherin, die man beim Ehebruch ertappt hat, vor Jesus führt und zu ihm sagt: Herr, im Gesetz steht, dass sie sterben muss. Du bist doch einverstanden, dass sie gesteinigt wird. Und Jesus sagt: Ja, sie soll gesteinigt werden. Halt! Wer ohne Sünde ist, soll den ersten Stein werfen.
Dann wacht keiner mehr, einen Stein aufzuheben. Im Lichte Gottes sehen Sie, dass keiner ohne Sünde ist. Haben Sie schon so im Licht Gottes gestanden? Der Hauptmann lehrt uns, was wir von uns selber halten sollen. Wer mal im Lichte Gottes gestanden hat, der spricht mit dem Hauptmann: „Ich bin nicht wert.“ Der singt mit Hiller: „Ich hatte nichts als Zorn verdient.“
Da zerbricht einem der Hochmut. Dass wir eine so hochmütige Gesellschaft sind, beweist nur, dass wir Religion haben, aber noch nie vor Gott gestanden haben.
Zweiter Teil: Was wir von Jesus halten sollen
Und nun ein zweiter Glaubensunterricht beim heidnischen Hauptmann. Er hat uns zuerst gesagt, dass wir von uns selbst halten sollen und vor Gott nichts wert sind.
Und nun kommt als zweiter Teil: Glauben Sie nicht beim Hauptmann, was wir von Jesus halten sollen. Er lehrt uns, was wir von Jesus halten sollen – nicht von der Kirche, nicht vom Pastor, nicht von der Religion, nicht von Gott, sondern von Jesus.
Ist Ihnen klar, was wir von Jesus halten sollen? Wenn er vorher gesagt hat: „Ich bin nichts wert“, dann sagt er jetzt, dass wir von Jesus halten dürfen, dass er der einzig Wertvolle vor Gott und den Menschen ist.
Liebe Freunde, er bekennt Jesus als den Sohn des lebendigen Gottes, den Einzigen, den, der aus der anderen Welt gekommen ist. Ich möchte das deutlich machen. Sehen Sie, der Hauptmann lässt seine Freunde den Herrn Jesus so anreden. Wir müssen mal wieder ein bisschen Sprachforschung betreiben, nicht wahr? Die Freunde müssen so reden: Herr – was Luther mit „Herr“ übersetzt, steht im griechischen Testament als „Kyrios“. Nun haben die Leute damals nicht Griechisch gesprochen, sondern Hebräisch oder Aramäisch. Dort sagten sie „Adonai“.
Das griechische Wort „Kyrios“ oder das hebräische „Adonai“ heißt nicht dasselbe, wie wenn wir bei uns sagen „Herr Schulze“, „Herr Meier“, „Herr Busch“ oder „Herr Kimmel“. „Kyrios“ oder „Adonai“ bedeutet der göttliche Herr. „Adonai“ ist der Name Gottes.
Als die römischen Kaiser erklärten, sie seien Götter und ließen sich Weihrauch opfern, legten sie sich den Titel „Kyrios“, Herr, zu. Das war ein religiöser Titel, verstehen Sie? Das bedeutet: göttlicher Herr.
Und nun nimmt dieser römische Hauptmann, der dem Kaiser den Fahneid geschworen hat, bitte, seinem Kaiser den Titel „Kyrios“ und sagt zu Jesus, „du Rabbi aus Nazareth, wo du herkommst: Du bist der Herr, du bist der Kyrios, du bist der Adonai!“ Er bekennt ihn als Gott. Verstehen Sie?
Darum kann er nun so weiterreden zu ihm: „Sprich nur ein Wort, dann wird mein Knecht gesund.“
Sie, Herr, wenn ich bete, mich hört Gott nicht. Ich bin Heide, ich bin Sünder, mich hört er nicht. Ich wage nicht. Aber du, der Sohn! Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann hat der Vater schon gehört.
Er lehrt uns, was wir von Jesus halten sollen: der Einzigartige, der ganz Andere, der Sohn Gottes.
Es gibt eine wundervolle Geschichte, wie Jesus öffentlich auftritt und zuerst an den Jordan geht, wo Johannes die Sünder tauft. Da reiht sich Jesus in die Sünderei ein und trägt gewissermaßen unsere Sünde schon in den Jordan.
Und da kommt eine Stimme vom Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Es ist, als ob der Hauptmann diese Stimme gehört hätte. Und er hat sie gehört, er hat sie im Gewissen gehört: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Haben wir diese Stimme auch gehört, dieses Zeugnis Gottes über Jesus?
Ich will zwischendurch mal eben sagen: Im Neuen Testament kommen drei römische Zenturionen vor. Eigentlich möchte man am liebsten ein kleines Examen abhalten, wo sie vorkommen.
Der erste ist dieser Hauptmann von Kapernaum, der an den Sohn Gottes glaubt. Der zweite ist der Hauptmann, der das Hinrichtungskommando auf Golgatha führt. Als Jesus stirbt, bekennt er wahrhaftig: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ Er glaubt an ihn.
Der dritte ist ein Hauptmann namens Cornelius, der in der Apostelgeschichte vorkommt und durch die Predigt des Petrus zum Glauben an den Sohn Gottes kommt.
Stellen Sie sich vor: Menschen sind in der Welt herumgekommen, haben all die Religionen gesehen, ihre Kraftlosigkeit, ihre Fragwürdigkeit. Und dann begegnet ihnen Gnade und Wahrheit in Jesus, und sie begreifen: Hier kommt jetzt der wirkliche Gott.
Aber, Freunde, Israel verwirrt Jesus. Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Und die heidnischen Hauptleute glauben. Da geht das Wort Jesu in Erfüllung: Die Letzten werden die Ersten sein.
Das wird auch die tote Kirche des Armenlandes noch erfahren, wenn sie die Erweckungen der roten Kommunisten Chinas erlebt – als unsere tote Christenheit.
Kein Satz, den Jesus sagt, sollten wir leichtfertig nehmen. Seien wir vorsichtig, ob wir nicht vielleicht unter dem Satz stehen: Die Ersten dieses Evangeliums erster Hand werden die Letzten sein.
Sehen Sie, so ist es eine aufregende Sache – Glaubensunterricht beim Hauptmann von Kapernaum. Dort werden wir vor die Frage gestellt und gestärkt: Was hältst du von Jesus?
Bitte geben Sie Antwort: Was hältst du von Jesus? Einen Religionslehrer, einen Betrüger, einen edlen Mann, an dem Gott besonders als Beeindruckender mehr als bei anderen Menschen gegenwärtig war? Oder glaubst du mit dem Priester Zacharias, dass in ihm Gott besucht und sein Volk erlöst hat?
Wir müssen Antwort geben auf diese Frage.
Dieser Glaubensunterricht beim Hauptmann von Kapernaum ist ein Seminar, in dem wir gefragt werden: Was hältst du von Jesus?
Jesus selbst hat gesagt: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
Ich muss noch sagen: Ich bin überzeugt, dass der Hauptmann sich klarmachte: Wenn hier Gott mir begegnet in Jesus, dann ist er nicht bloß gekommen, um kranke Knechte zu heilen, sondern um Größeres zu tun – um das Reich Gottes hierherzubringen, um Sünder selig zu machen, um wertlose Menschen bei Gott wertvoll zu machen.
Dritter Teil: Jesus für uns in Anspruch nehmen
Damit sind wir beim Dritten: Glaubensunterricht beim Hauptmann von Kapernaum. Können Sie mir noch zuhören? Es ist sehr warm hier, aber ich hoffe, dass es nicht nur äußerlich warm ist, sondern dass auch Ihre Herzen durch meine Predigten warm werden. Das möchte ich so gerne.
Zum Unterrichten beim Hauptmann von Kapernaum: Was wir von uns halten, ist nichts wert. Was wir von Jesus halten, ist wertvoll bei Gott und den Menschen.
Und das Dritte: Wir dürfen Jesus für uns in Anspruch nehmen. Der Hauptmann glaubte und nahm Jesus für sich in Anspruch – ganz primitiv, in der ersten besten Not. Und dafür hat Jesus ihn gelobt. Sehen Sie, das will Jesus. Darum ist er gekommen: dass wir ihn für uns in Anspruch nehmen.
Das ist die eigentlichste Sünde, schlimmer als alle anderen Sünden unseres Lebens, dass wir ohne Jesus leben. Dass wir ohne Jesus morgen im Alltag stehen, dass wir ohne Jesus unsere Probleme lösen, dass wir uns mit einer Welt ohne Jesus abfinden, dass wir ohne Jesus Kinder Gottes sein wollen, dass wir ohne Jesus sterben wollen und noch meinen, wir könnten selig werden. In Wirklichkeit kommen wir in die Hölle.
Das ist die Sünde: dass Gott seinen Sohn gegeben hat, wir sagen, es ist schön und wir glauben das, aber wir nehmen ihn nicht für uns in Anspruch.
Der Apostel Paulus hat in eindrücklichen Bildern deutlich gemacht, was es heißt, Jesus für sich in Anspruch zu nehmen. Lassen Sie mich zwei davon herausnehmen.
Er sagte einmal: Von Natur sind wir Gott unangenehm. Das Wort klingt unangenehm. Wie ein Mensch unangenehm ist, der einen schleimigen Charakter hat oder einen üblen Atem, so sind wir Gott unangenehm. Das ist nur ein ganz schwaches Bild. Wir sind Gott ein Gräuel, wir sind ihm unangenehm.
Dann sagt Paulus: In Jesus, wenn ich ihn für mich in Anspruch nehme, hat Gott mich ihm angenehm gemacht. Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten. Wenn ich in Jesus bin, bin ich Gott lieb und wert wie sein eigener Sohn. In Jesus werden wir Gott angenehm.
Oder ein anderes Bild: Paulus sagt, wir sind vor Gott ungerecht, wir sind angeklagt und könnten auf tausend Einsprüche antworten. Alle Sünden haben wir getan, wir sind Verurteilte. Ungerecht drückt Paulus es aus. Darum stehen wir zeitlich und ewig unter Gottes Zorn.
Wenn ich aber Jesus für mich in Anspruch nehme, dann bin ich in Jesus vor Gott gerecht. Dann hat das Gesetz nichts mehr gegen mich, dann bin ich Gott so lieb und wert wie sein eigener Sohn, der nie eine Sünde getan hat.
Dazu muss man natürlich wissen, etwas mehr als der Hauptmann, dass dieser Jesus für uns am Kreuz starb, dass er unser Bürge wurde, dass er für unsere Schuld die Strafe trug, dass er für uns eingetreten ist und dass er von den Toten auferstanden ist.
Wir dürfen Jesus für uns in Anspruch nehmen. Aber ich möchte nicht sterben, ohne einen Heiland zu haben, den ich für mich in Anspruch nehmen kann. Und ich möchte keinen Tag leben, ohne dass ich einen Heiland habe, den ich für mich in Anspruch nehmen kann, der sich darüber freut und mich lobt, wenn ich das tue.
Anmerkung zum Zeitgeschehen und Warnung vor falschen Einflüssen
Nun könnte ich hier meine Predigt abbrechen und Schluss machen. Aber ein besonderer Anlass zwingt mich, noch ein paar Worte dazuzufügen.
Sehen Sie, in unserer Stadt wird gerade wieder mächtig Reklame gemacht für diesen widerlichen Film „Das Schweigen“. Lassen Sie mich grob sagen: Ein Misthaufen stinkt, auch wenn er künstlerisch aufgeschichtet ist. Nicht wahr? Ich möchte sagen, dass ich den Film nicht gesehen habe. Es genügt mir, was ich darüber höre. Und ich möchte Ihnen sagen, auch studienhalber haben wir solchen Kram nicht anzusehen. Ich lasse mir doch mein Unterbewusstsein nicht verderben, nur damit irgendwelche Kerle Geld verdienen. Das zieht doch keiner ungestraft an. Unser Unbewusstsein nimmt die Dinge auf. Seien Sie vorsichtig, Jungs, seid vorsichtig, das lebt nachher in uns. Wer so hilflose Kerle sind, das kommt ja von all den Eindrücken.
Nun, ich kann das nicht ändern. Dieser Misthaufen stinkt nun mal. Aber was mich nun packte, war die Art, wie Reklame gemacht wird in den Zeitungen für diesen Film – im Namen des Christentums, im Namen des Christentums. Da liest man also als Inserat in Essener Zeitungen gestern folgende Sätze. Hören Sie gut zu:
„Unrecht haben alle, welche in paulinisch missverstandener Sexualmoral nicht sehen wollen…“ Das ist ein Satz, den kein Mensch ganz versteht, auch der Schreiber nicht. Aber jetzt kommt es: „…nicht sehen wollen, dass das Christentum nichts mit Moral zu tun hat, sondern mit dem Gebet um einen gnädigen Gott.“
Das ist verblüffend richtig. Was kann ich tun, um ein Kind Gottes zu werden? Nichts als Jesus annehmen. Das ist scheinbar verblüffend richtig, aber es ist eine große Lüge.
Das Evangelium hat nichts mit Moral zu tun, das ist richtig. Aber das Evangelium hat zu tun mit einem neuen Leben. Meine Freunde, wer durch Jesus ein Kind Gottes geworden ist und Frieden mit Gott hat, der steht unter der Herrschaft des Heiligen Geistes und nicht mehr unter der Herrschaft eines Geistes von unten oder seiner Naturtreibe. Er hat den Kampf zu kämpfen, aber die Herrschaft hat der Heilige Geist. Wer in Jesus seinen gnädigen Gott gefunden hat, der ist zu einem neuen Leben gekommen.
Was ist das für ein Christentum, wenn wir um Gnädigung beten und gleichzeitig im Dreck wühlen? Nein, nein, Christentum hat nichts mit Moral zu tun, aber mit einem neuen Leben. Jesus ist gekommen, damit er uns Sünder zu Kindern Gottes macht und in ein neues Leben versetzt.
Wer in Jesus Frieden mit Gott gefunden hat, der sagt mit Paulus im Römerbrief: „Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir mit Christus abgestorben sind?“ (Römer 6,2). Und dann fährt er fort, und das möchte ich Ihnen zurufen: Haltet euren Blick auf diesen Heiland, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christo Jesu, unserem Herrn (Römer 6,11).
Mögen die Mächte dieser Welt ihr schmutziges Wesen treiben, aber sie sollen die Finger vom Evangelium lassen, das wir als Schild davor halten. Das müssen wir uns also energisch vornehmen, und zwar in aller Deutlichkeit.
Ich möchte es Ihnen aber sagen: Ich kann die Welt nicht ändern, darum protestiere ich hier nicht lange herum. Ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann dafür sorgen, dass Menschen am Schall des Evangeliums geändert werden.
Schlussgebet und Gemeindelieder
Sie dürfen Jesus für uns in Anspruch nehmen, damit wir Sünder vor ihm angenehm und gerecht werden und zu einem neuen Leben und einem neuen Geist kommen. Das wollen wir tun: ihn so für uns in Anspruch nehmen.
Lassen Sie uns beten!
Herr, unser Heiland, wir danken dir von Herzen, dass du nicht nur dem Hauptmann von Kapernaum begegnet bist, sondern auch uns. Nun stell uns in dein Licht, offenbare dich uns und mach uns zu Menschen, die an die Lebensquelle dürsten und zu ihr kommen! Amen!
Wir wollen stehenbleiben und aus dem Lied 150 den dritten Vers singen.
Dann: „He, und mein Leben ist nichts auf dieser Erde, was Christus mir gegeben hat, das ist der liebe Herr.“
Wir wollen nach dem Segen aus dem Lied 69 die Verse 1, 2 und 4 singen, das die ganze Predigt begleitet.
Nun werden wir still und beten:
Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen! Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden! Amen.