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Zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes

16.08.2020

Begrüßung und Eröffnung

Ja, schönen guten Morgen, schön, dass ihr alle da seid. Es freut mich sehr, dass wir uns wieder hier in den Räumlichkeiten treffen dürfen. Auch wenn es mit Auflagen verbunden ist, können wir uns richtig sehen.

Ich möchte auch alle begrüßen, die sich über YouTube dazuschalten. Ihr seid herzlich willkommen, schön, dass ihr dabei seid.

Ich möchte jetzt zu Beginn erst einmal beten:

Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du in unserer Mitte bist. Ich danke dir, Herr, dass wir uns wieder richtig treffen und uns auch sehen können. Ich danke dir, dass wir uns in deinem Namen hier versammeln dürfen. Danke auch für diejenigen, die zugeschaltet sind.

Ich bitte dich, dass du diesen Tag segnest, diesen Gottesdienst segnest. Ich bitte dich, dass unsere Herzen zur Ruhe kommen und dass wir uns etwas sagen lassen von deinem Wort. Bitte sprich du zu uns durch die Predigt, durch die Lieder und durch die Gemeinschaft. Verändere unsere Herzen, so dass wir dir ähnlicher werden. Amen.

Einführung mit einer Geschichte von Wilhelm Busch

Zu Beginn möchte ich eine kleine Geschichte vorlesen. Viele von euch kennen sicherlich das Buch „Jesus unser Schicksal“ von Wilhelm Busch. Pastor Wilhelm Busch ist vor allem einigen ein Begriff. Ich möchte daher eine kurze Geschichte daraus vorlesen.

Caro und ich lesen aktuell das Buch zusammen. Vor ein paar Tagen hat mich eine Geschichte besonders berührt. Ich habe länger darüber nachgedacht und möchte sie zu Beginn mit euch teilen. Ich denke, sie kann uns helfen, uns bewusst zu machen, welch großes Privileg es ist, Jesus im Leben zu haben.

Wilhelm Busch hatte damals eine Broschüre gelesen, eine Lektüre, und darüber schreibt er Folgendes: So etwas Schreckliches habe ich noch nie gelesen. Ein Arzt hatte in dem Schriftstück seine ganze Wut gegen den Tod ausgelassen. Seitenweise hieß es etwa so: „Oh du Tod, du Feind der Menschheit, jetzt habe ich eine Woche lang um ein Menschenleben gerungen und dachte, den Mann über den Berg gebracht zu haben. Und dann erhebst du dich grinsend über den Bettesrand, greifst zu – und alles war vergeblich. Ich kann Menschen heilen, und doch weiß ich, es ist vergeblich.“

„Du kommst mit deiner Knochenhand, oh du Betrüger, du Tod, du Feind.“ Seitenweise nur Hass gegen den Tod. Und dann kam das Schrecklichste: „Du Tod, du Punkt, du Ausrufezeichen.“ Wörtlich fuhr er fort: „Oh verdammt, wenn du doch ein Ausrufezeichen wärest! Aber wenn ich dich ansehe, dann verwandelst du dich in ein Fragezeichen. Und ich frage mich: Ist der Tod ein Ende, oder ist er nicht ein Ende? Was kommt nach dem Tod? Tod, du gemeines Fragezeichen!“

Wilhelm Busch schreibt dazu: „Das ist es. Und ich kann Ihnen sagen, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Jesus, der Bescheid weiß, hat gesagt: Der Weg ist breit, der in die Verdammnis führt, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt. Hier fallen die Würfel. Nun freue ich mich, dass ich einen Heiland habe, der schon hier das Leben gibt und das Leben ist und zum Leben führt. Darum verkündige ich Jesus so gern.“

Zeugnis aus dem Ersten Weltkrieg und Brief eines Soldaten

Sehen Sie, ich war im Ersten Weltkrieg wochenlang bei Verdun, wo damals eine der größten Schlachten tobte. Zwischen den Linien lagen Leichen über Leichen. Ich bin meinen Leichengeruch ein Leben lang nicht losgeworden, diesen süßlichen Leichengeruch.

In dieser Todeswelt aber ist heute einer, der aus den Toten auferstanden ist. Er sagt: „Ich lebe, ihr sollt auch leben. Glaubt an mich, kommt her zu mir, bekehrt euch zu mir, werdet mein Eigentum. Ich führe euch zum Leben.“ Ist das nicht wundervoll?

Wie kann man in einer Todeswelt überhaupt leben ohne Jesus, der das Leben ist und zum Leben führt, zum ewigen Leben?

Ich habe in diesen Tagen einen alten Brief gelesen, den Professor Karlheim abgedruckt hat. Es ist der Brief eines im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallenen Soldaten, eines Christen. In dem Brief heißt es etwa so: „Es ist grauenvoll um uns herum, wenn die Russen mit ihrer Stalinorgel schießen. Dann kommt eine Panik über uns alle, und die Kälte und der Schnee sind grauenvoll. Aber ich habe keine Angst. Wenn ich fallen sollte, so muss es wunderbar sein. Dann bin ich mit einem Schritt in der Herrlichkeit. Dann schweigt der Sturm, und ich sehe meinen Herrn von Angesicht zu Angesicht, und sein Glanz umgibt mich. Ich habe nichts dagegen, heute hier zu fallen.“

Der Soldat ist kurze Zeit danach gefallen. Als ich das las, musste ich denken: Was ist das für eine Sache, dass ein junger Mann keine Angst vor dem Tod hat, weil er Jesus kennt?

Ja, Jesus ist der Fürst des Lebens, und er gibt den Seinen eine sichere Hoffnung des ewigen Lebens. Ja, lasst uns diesen Herrn anbeten, der uns jedem diese Hoffnung gibt, der jedem diese Sicherheit gibt, dass wir eines Tages beim Herrn Jesus sein werden.

Singen wir das erste Lied „O Gott, dir sei Ehre“. Im Anschluss hören wir das Kinderlied.

Predigtankündigung und Einführung in den Epheserbrief

Wie ihr gestern in der WhatsApp-Gemeindegruppe mitbekommen habt, ist Daniel gestern oder schon am Freitag spontan krank geworden. Deshalb springe ich heute ein und werde noch einmal eine Predigt aus dem Epheserbrief halten. Es geht um die allererste Stelle aus Epheser 1 – diesen Lobpreis Gottes. Ich denke, das ist das Fundament des gesamten Epheserbriefs. In diesem Sinne schadet es nicht, sich diese geistlichen Wahrheiten, die Paulus dort aufschreibt, immer wieder vor Augen zu führen.

Es gibt Menschen, die wirklich tiefgründige Fragen an sich selbst, an das Leben und an die Umstände stellen. Dabei ist es oft so, dass Gott uns den Sinn, warum manche Dinge passieren, nicht mitteilt. Manche Menschen versuchen sehr intensiv, den Sinn hinter Ereignissen zu erfassen, aber Gott gibt uns oft nicht die Antwort darauf, warum die Dinge geschehen. Gerade diese Menschen stehen oft vor der Herausforderung, Gott zu vertrauen – dass egal, was passiert, es gut ist, auch wenn wir es nicht verstehen.

Man kann mit diesen tiefsinnigen Fragen auch in Bezug auf Gott weitergehen und sich fragen: Warum hast du überhaupt die Erde geschaffen, obwohl du wusstest, dass die Menschheit in Sünde fallen wird? Warum hast du die Menschheit erschaffen, obwohl du wusstest, dass sie sündigen wird? Warum hast du überhaupt den Satan geschaffen, obwohl du wusstest, dass er die Menschheit verführen wird? Hätte Gott Satan nicht geschaffen, wäre die Menschheit vielleicht nie in Sünde gefallen. Das ist eine tiefgründige Frage.

Es gibt weitere Fragen: Warum hast du dir die Juden als dein Volk erwählt, obwohl du wusstest, dass sie deinen Sohn verwerfen werden? Warum lesen wir in Römer 11,8-11, dass Gott einem Teil der Juden verschlossene Augen gegeben hat, damit sie ihn nicht erkennen? Warum gibt es diese verschlossenen Augen bei den Juden, sodass sie Jesus Christus nicht erkennen? Und warum hast du durch die Verwerfung der Juden den Heiden die Möglichkeit gegeben, gerettet zu werden, um das Volk, dem du selbst die Augen verschlossen hast, zur Eifersucht zu reizen?

Versteht ihr, das sind Fragen wie: Warum machst du das, Gott? Warum ist dein Evangelium und dein Heilsplan so kompliziert? Wie kann ein ewig lebendiger Gott sterben? Wie kann Jesus Christus, der die Sünde hasst, absolut ohne Sünde ist und nie gesündigt hat, freiwillig zur Sünde werden?

Paulus, der diesen Reichtum des Evangeliums im Römerbrief ausführlich beschreibt, erklärt, dass Gott die Juden und die Heiden alle in den Ungehorsam eingeschlossen hat – mit dem Ziel, sich aller zu erbarmen. Warum schließt Gott die Nationen zuerst von den Verheißungen aus? Und warum gefällt es Gott, ab Jesus Christus Juden und Heiden zu einer Gemeinde zu machen? Warum müssen sie erst ausgeschlossen werden, um dann doch wieder eingegliedert zu werden? Auch hier fragen wir uns: Warum machst du das, Gott?

Paulus schreibt das im Römerbrief auf und kommt am Ende von Kapitel 11 zu dem Schluss, dass er letztlich zusammenbricht und diesen Reichtum der Gnade sowie die Tiefe und Weisheit Gottes im Evangelium preist.

Gottes Handeln zum Lob seiner Herrlichkeit

Warum gibt Gott Sündern ein Erbe im Himmel? Warum erwählt sich Gott noch bevor er Menschen geschaffen hat diejenigen, die er später retten wird? Warum erwählt sich der edle und starke Gott das Unedle und Schwache? Wie kann Gott uns oder warum fordert Gott uns auf, zu glauben, wenn er es am Ende ist, der uns den Glauben schenkt?

Warum tut Gott all diese Dinge, die ich jetzt aufgezählt habe? Warum tut er all diese Dinge? Weil er ein großes Ziel hat – und zwar zum Lob seiner Herrlichkeit, zum Lob seiner Herrlichkeit.

Gott tut all diese Dinge, die für uns große Fragezeichen sind, zum Lob seiner Herrlichkeit. Er begnadigt uns, damit wir seine Herrlichkeit loben. Er ist in dem Schwachen mächtig, damit wir seine Gnade loben. Er hat das Evangelium geschenkt, um sich groß zu machen.

Als Paulus im Gefängnis saß und den Epheserbrief schrieb, hat Paulus das verstanden. Er hat es zusammengefasst und erkannt, dass das ganze Handeln Gottes an seinen Kindern ein Ziel hat: dass Gott verherrlicht wird.

Das wollen wir nun gemeinsam lesen – diese Zusammenfassung von Paulus in Epheser Kapitel 1, Verse 3 bis 14. Dort bringt Paulus das auf den Punkt, was ich eben versucht habe zu erklären.

Dort steht:

 Epheser 1,3-14

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in der himmlischen Region in Christus. Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm sein in Liebe.

Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.

In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns überströmend widerfahren ließ in aller Weisheit und Einsicht.

Er hat uns das Geheimnis seines Willens bekannt gemacht, entsprechend dem Ratschluss, den er nach seinem Wohlgefallen gefasst hat, in ihm zur Ausführung in der Fülle der Zeiten alles unter einem Haupt zusammenzufassen.

In Christus sind sowohl, was im Himmel als auch was auf Erden ist, zusammengefasst. In ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens.

Damit – hier ist wieder das Ziel – wir zum Lob seiner Herrlichkeit dienen.

Die wir zuvor auf den Christus gehofft haben, in ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.

Der Heilige Geist ist das Unterpfand unseres Erbes bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.

Die Dreieinigkeit in der Errettung

Der erste Punkt umfasst die Verse drei bis fünf. Die Überschrift lautet: „Wir loben Gott, den Vater, unseres Herrn Jesus Christus.“

Es ist bemerkenswert, dass die Verse drei bis vierzehn im Griechischen einen einzigen Satz bilden. Diese Information ist sehr wichtig. Da es ein einziger Satz ist, erkennen wir, dass Paulus hier einen großen, zusammenhängenden Gedanken entfalten möchte.

Wenn ihr in eure Bibeltexte schaut, seht ihr, dass Paulus mit diesem Abschnitt die Errettung beschreibt, die als Werk der Dreieinigkeit Gottes dargestellt wird. In den Versen drei bis fünf wird deutlich, wer angesprochen wird: gleich in Vers drei ist es Gott, der Vater.

Das Ganze endet nicht in Vers fünf, sondern in Vers sechs. Dort heißt es, dass der Vater uns gesegnet hat (Vers 6), und zwar zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade. Dies ist das abschließende Motiv: Gott hat alles getan, damit er gelobt wird.

In Vers sieben wird eine andere Person angesprochen, nämlich Jesus Christus. Ab Vers dreizehn geht es dann um den Heiligen Geist.

So sehen wir in diesem einen griechischen Satz die gesamte Dreieinheit Gottes, die uns errettet und gesegnet hat. Jedes Mal, wenn auf eine Person der Dreieinheit hingewiesen wird, schließt der Abschnitt damit ab, dass Gottes Handeln zum Lob seiner Herrlichkeit geschieht. Gott rettet also zum Lob seiner Herrlichkeit.

Lobpreis Gottes, des Vaters

Und Paulus beginnt in Vers 3 und sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“

Letztendlich sagt er in Vers 3, dass wir Gott anbeten und Gott, den Vater, preisen.

Warum? Welchen Grund gibt er uns, um Gott, den Vater, zu preisen?

Erstens steht dort: „weil er uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Regionen in Christus.“

Ich weiß, dass unter Christen manchmal die Vorstellung aufkommt, materieller Segen sei wichtiger als geistlicher Segen. Das bedeutet, viele denken, wenn es mir gut geht, wenn ich gesund bin, wenn ich viel habe und gut lebe, dann sei das der Segen Gottes für mich.

Ja, das sind Geschenke Gottes. Aber Paulus möchte hier betonen, dass wir mit jedem geistlichen Segen gesegnet sind.

Ich möchte das mit einem praktischen Beispiel verdeutlichen: Ist ein Christ, der beruflich erfolgreich ist, dessen Kinder gut ausgebildet sind, der gesund und angesehen ist und hundert Jahre alt wird, mehr gesegnet als ein bitterarmer Missionar, der sein Leben im Dschungel hingibt und mit Mitte dreißig an einem Virus stirbt?

Versteht ihr, was ich damit sagen will? Beide sind gesegnet. Darum geht es hier gar nicht.

Wir dürfen materiellen Segen nicht gegeneinander ausspielen. Paulus meint hier geistlichen Segen. Jeder Christ ist mit geistlichem Segen gesegnet, egal ob er arm oder reich, jung oder alt ist.

Mit diesem geistlichen Segen meint Paulus all die Segnungen, die er in den Versen 3 bis 14 beschreibt: dass wir erwählt sind, dass uns vergeben ist, dass wir ein Erbe im Himmel haben und dass die Gnade Jesu Christi über uns strömt.

Das sind all diese Segnungen, die wir in Christus haben.

Und er sagt: Wir preisen Gott, den Vater im Himmel, weil er uns diesen Segen gegeben hat. Darum sollen wir ihn preisen.

Erwählung und Vorherbestimmung

Nun kehren wir zurück und betrachten die Verse vier bis sechs. Wir preisen Gott, weil er uns gesegnet hat. Aber warum preisen wir Gott noch? Schaut in euren Texten die Verse vier bis sechs im Epheserbrief 1,4-6.

Warum preisen wir ihn noch? Weil er uns vor Grundlegung der Welt auserwählt hat. So steht es im Text. Wir preisen ihn, weil er uns vorherbestimmt hat, seine Kinder zu werden. Wenn ihr in euren Bibeltext schaut, in Vers fünf, steht dort: Er hat es getan nach dem Wohlgefallen seines Willens. Das heißt, es hat Gott gefallen. Es war sein Wille und ihm wohlgefällig, einzelne Sünder, die auf dem Weg ins Verderben sind, zu erretten und sie zu erwählen, damit sie heilig werden.

Es hat dem Herrn gefallen, einzelne, unendlich schwache Sünder vorherzubestimmen, um seine Söhne zu werden. Und das tat Gott laut 1. Korinther 1,29. Ihr müsst nicht mit aufschlagen, aber hier geht es um dasselbe Thema, um die Erwählung. Gott tut es, damit kein Fleisch sich rühme. Gott erwählt, damit kein Fleisch sich rühme, damit keine eigene Gerechtigkeit bleibt und kein Überheben sich über andere Christen erhebt. Sondern das Schwache, das Unedle, das, was vor der Welt nichts ist, das hat Gott erwählt – zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. Damit am Ende nur seine Ehre bleibt.

Ich weiß, dass es ein schwieriges Thema ist, aber wir wollen es trotzdem mit allem Respekt ansprechen.

Nun können wir schon die Frage stellen: Wie kann Gott den einen erwählen und den anderen nicht? Dabei stellen wir uns Gott in diesem Sinne als einen ungerechten Gott vor. Paulus geht in Römer 9,14-15 genau darauf ein. Wir können das kurz nachschlagen: Römer 9,14-16.

Alles, was ich jetzt erkläre, dreht sich um die Herrlichkeit Gottes. Dort in Römer 9,14-16 wird genau diese Frage gestellt: Ist Gott etwa ungerecht? Ist Gott ungerecht? Und was sagt Paulus in Vers 14? Ist Gott ungerecht, wenn er erwählt? Wie antwortet er? Frage an euch: Ist Gott ungerecht, wenn er den einen erwählt und den anderen nicht? Das sei ferne! Dieser Gedanke darf nicht einmal aufkommen.

Warum? Vers 16: Weil Gott Gott ist. Über wen er sich erbarmt, über den erbarmt er sich. Und in Vers 16 heißt es weiter: So liegt es nicht daran, ob jemand will oder läuft, sondern daran, dass es an Gottes Erbarmen liegt.

Und wisst ihr, was diese Verse mit uns tun? Wenn es nicht an meinem Wollen und Laufen liegt, wenn da nichts ist, woran ich meine Gerechtigkeit festmachen kann, was passiert mit mir? Was passiert mit meinem letzten Brocken Stolz in meinem Herzen? Er muss weichen. Warum? Weil es nur an Gottes Erbarmen liegt.

Je kleiner wir bei der Errettung werden, desto größer wird Gott. Je weniger wir wollen und laufen und je mehr Gott sich erbarmt, desto größer wird der Lobpreis seiner Herrlichkeit aus Epheser 1.

Versteht ihr diesen Gedanken? Damit kein Fleisch sich rühme, 1. Korinther 1,29.

Ich glaube, das alles hat nur den Zweck, unsere Gerechtigkeit zu eliminieren, unsere Selbstgerechtigkeit. Denn wir können schon mit unserer Sünde zum Kreuz gehen und sagen: Ich schaffe es nicht. Aber oft bleibt trotzdem noch ein letztes bisschen Stolz.

Das sieht man ja im Konflikt im Epheserbrief zwischen Heiden und Juden. Die Juden hatten immer noch ihren Stolz, obwohl sie das auserwählte Volk waren. Und die Heiden hielten sich doch irgendwie für gebildeter als die Juden. So bleibt Stolz in uns zurück.

Und was tut Gott? Er nimmt alles weg, alles, damit sein Lob größer wird. Das ist der Gedanke zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.

Auf einmal werden wir klein, und auf einmal stehen wir vor dem Kreuz und fragen uns: Warum bin gerade ich auserwählt? Ich, der ich der größte aller Sünder bin? Warum ich, der Unedle? Warum hat sich Gott meiner erbarmt? Warum hat er in den Strudel der ewigen Verdammnis eingegriffen und mich herausgerissen? Warum ich? Was ist an mir besonders?

Das ist eine Lehre der Gnade.

Beispiel aus dem Mannschaftssport zur Erwählung

Ihr kennt das doch sicher alle, die Mannschaftssport gemacht haben. Alfred und ich haben uns letztens darüber unterhalten. Bei ihm, darf ich das so sagen, war es beim Fußball ungefähr so: Alfred wurde meistens als Letzter gewählt. Eigentlich wurde er eher zugeordnet, als wirklich ausgewählt.

Was ich damit sagen will: Das ist ein sehr gutes Beispiel. Normalerweise wählen wir die Spieler aus, die am besten sind. Der ist ein guter Fußballer, der ist edel, den kann ich am besten gebrauchen für meine Mannschaft. So wählen wir aus, oder?

Wie würde Gott auswählen, laut 1. Mose 1,29? Gott hätte Alfred zuerst in seine Fußballmannschaft gewählt? Nein, nicht das Edle, sondern das Unedle und Schwache. Das ist der Gedanke in der Lehre. Damit Alfred umso dankbarer ist und sagen kann: Jesus, du weißt, ich bin ein Niemand, so wie Tobi auch, und du hast mich trotzdem genommen – zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.

Das ist der Gedanke aus Epheser 1. Schaut mal mit mir in Epheser 1,6! Einfach, damit ihr es selbst seht – das sind nicht meine Worte, es steht geschrieben.

Warum wurde Alfred zuerst in die Fußballmannschaft gewählt? Zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade.

Und auch wenn es ein strittiges Thema ist, zeigt allein die Logik aus diesen Versen: Gott erwählt, damit wir ihn loben.

Was passiert, wenn wir diese Erwählungslehre klein halten? Loben wir ihn dann genau für diesen Punkt, den er extra in der ganzen Errettung festgemacht hat? Kann es sein, dass wir schuldig werden, Gott genau dafür zu loben?

Er hat es getan, damit wir ihn loben – zum Lob seiner Herrlichkeit.

Bedeutung der Herrlichkeit Gottes

Vielleicht möchte ich es noch kurz erklären: Die Herrlichkeit, also das Lob der Gnade seiner Herrlichkeit, ist sozusagen die Manifestation seiner Kraft und seines Handelns.

Die Herrlichkeit ist eigentlich die praktische Auswirkung seines Handelns. So könnte man es nennen. Es zeigt, wie Gott uns begnadigt, wie er uns segnet und erwählt. Es ist ein Ausdruck seines praktischen Handelns, also ein praktischer Ausdruck seiner Gnade. Man könnte sagen, es ist praktische Gnade. Damit wird Gnade für uns nicht einfach nur zu einem theologischen Ausdruck, den wir benutzen, ohne genau zu verstehen, was er bedeutet.

Was wir hier sehen, ist die praktische Handlung seiner Gnade, damit sie gelobt wird. Gott hätte es nicht tun müssen. Hätte er uns nicht gerettet, hätten wir in alle Ewigkeit nicht den Reichtum seiner Gnade erkannt. Auch die Engel hätten es nicht erkannt.

Wir schauen uns die nächste Folie an. Wer eine Bibel dabei hat, kann lieber dort nachlesen: Epheser 3,8-10. Diese Stelle habe ich schon das eine oder andere Mal erwähnt, aber sie gehört jetzt hier mit dazu. Denn hier sehen wir noch einmal den ewigen Aspekt, warum Gott gnädig ist.

Dort steht: „Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Heiden den unaussprechlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, um alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis von den Ewigkeiten her Gott verborgen war, der alles erschaffen hat durch Jesus Christus.“

Und jetzt Vers 10: „Also er war gnädig, damit den Fürstentümern und Gewalten, Engeln und Dämonen in den himmlischen Regionen oben im Himmel durch die Gemeinde, dadurch wie Gott der Gemeinde gnädig ist, die Weisheit Gottes bekannt gemacht wird.“

Hier sehen wir es wieder: Gott handelt an seiner Gemeinde, Gott handelt an uns. Damit was passiert? Damit Gottes Weisheit präsentiert wird. Gott zeigt, dass er gnädig ist. Er ist nicht nur theoretisch gnädig, sondern er beweist es.

Die Engel und die Dämonen sehen es zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade. So können wir nicht anders, als auszurufen, wie Paulus es im Römerbrief 11 schreibt: „Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte und wie unausforschlich seine Wege! Wer hat den Sinn des Herrn erkannt, und wer ist sein Ratgeber gewesen?“

Das Gleiche müssen wir doch auch sagen, wenn wir dieses Evangelium hören: Wie tiefgründig das ist! Wer war Gottes Ratgeber?

Die auf Christus hoffen dienen zum Lob seiner Herrlichkeit

Die Überschrift lautet: "Die auf Christus hoffen". Sie dienen zum Lob seiner Herrlichkeit.

In den Versen 7 bis 12 eures Bibeltextes wird der Fokus nun auf Jesus Christus gerichtet. Im ersten Abschnitt lag der Schwerpunkt auf dem Vater. Er hat uns aus der Ewigkeit erwählt, gesegnet und vieles mehr. Jetzt wird auf Jesus Christus geschaut.

In Vers 7 heißt es: „In ihm, in Jesus, haben wir die Erlösung. In ihm sind wir freigekauft. Er hat sein Blut gegeben, uns losgelöst und unsere Übertretungen vergeben.“ Ja, deine Übertretungen sind reich und groß. Deine Übertretungen sind reich und groß. Durch und durch bist du so verdorben, dass an dir nichts Gutes ist. Manchmal merken wir das nicht, doch das liegt daran, dass wir nicht genug Licht über uns haben. Die biblische Wahrheit lautet: Nichts Gutes ist an dir. Und wenn an dir irgendetwas Gutes ist, dann nur, weil Gott das Gute bewirkt.

Und obwohl – und das ist jetzt wirklich wichtig – unsere Übertretungen reich und groß sind, haben wir in Jesus Christus die Vergebung nach dem Reichtum seiner Gnade. Der Reichtum seiner Gnade ist immer größer als der Reichtum unserer Übertretungen.

Das ist so, als ob Paulus beides auf die Waage legt: Ja, deine Sünden sind wie ein Reichtum, sie sind unendlich groß. Aber der Reichtum der Gnade Gottes ist viel, viel größer. Er ist reich an Barmherzigkeit. Das beschreibt Paulus später, wie er uns, als wir tot in unseren Sünden waren und nichts von Gott wissen wollten, geistlich lebendig gemacht hat. Er hat uns Augen gegeben, uns gerettet – wie der barmherzige Samariter. Wegen dieser Barmherzigkeit ist er ans Kreuz gegangen und hat sein Blut vergossen.

Schaut nun in Vers 8, dort steht, dass er uns seine Gnade überströmend widerfahren ließ. Überströmend geht in die Richtung, dass der Kelch überfließt. Da ist ein Glas, aber das Glas kann nicht fassen, was hineingegossen werden muss. Die Gnade war überströmend in dein Leben. Da ist Sünde, aber die Gnade strömt über. Es ist mehr Gnade da als Sünde.

Seht ihr, mit welchen Worten Paulus in Vers 8 versucht, diese Gnade zu verdeutlichen? Er sucht ein Bild, um zu zeigen, wie reich seine Gnade ist. Es ist genug da für alle Bedürfnisse. Reichtum braucht man für Bedürfnisse, und es ist genug da. Seine Gnade fließt nicht nur über, sondern sie strömt über.

Es macht einen Unterschied, ob ein Fluss fließt oder ob ein Fluss eine Strömung hat. Paulus beschreibt die Gnade als überströmend. Das ist wie ein Wasserfall, der ohne Ende strömt. Wir sind dreckig und stellen uns in diesen Wasserfall – und er wäscht alles weg.

Paulus versucht, diese Gnade zu beschreiben, doch er findet kein passendes Bild dafür. Wenn du noch nicht errettet bist und erkannt hast, dass du schuldig und dreckig bist, darfst du dich in diese überströmende Gnade werfen.

Und wenn du ein Kind Gottes bist, das verzweifelt an seinem sündigen Wesen leidet, wenn du heute hier sitzt und dich verklagt fühlst, wenn du heute hier sitzt und schuldig vor Gott bist, weil du über etwas nicht hinwegkommst – spring in diesen Strom der Gnade! Spring in diesen Strom der Gnade! Glaube diesem Wort in Vers 8 und klammere dich an diese überströmende Gnade!

Gottes Gnade zum Lob seiner Herrlichkeit

Nun habe ich versucht, die Gnade, die hier gezeigt wird, etwas zu erklären. Aber warum handelt Gott so gnädig mit uns? Warum?

Schaut in 1. Korinther 1,12. Dort sehen wir auch, warum Gott so gnädig ist. Warum vergibt er uns immer wieder? Warum vergibt er dir immer wieder? Warum darfst du heute, obwohl du es nicht verdient hast, am Abendmahl teilnehmen und Gemeinschaft mit Jesus Christus haben?

Warum? Es geschieht zum Lob seiner Herrlichkeit. Es geht um seinen Namen. Deshalb wird Gott immer wieder vergeben. Es geht um seine Ehre, es geht um sein Lob. Das Einzige, was er möchte, ist das Schlachtopfer unserer Lippen, so wird es beschrieben.

Das heißt, dass das Lob unserer Lippen keine andere Leistung ist und...

Versiegelung mit dem Heiligen Geist

Wir kommen zum dritten Punkt. Der dritte Punkt heißt: Versiegelt mit dem Heiligen Geist zum Lob seiner Herrlichkeit.

Wir lesen die Verse 1 und 13-14. Dort steht:
In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt, in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.

Paulus geht weiter. Erst zeigt er den Vater, dann den Sohn, jetzt zeigt er den Heiligen Geist. Er sagt, dass wir in Jesus Christus ein ewiges Erbteil haben. Das hat er bereits in Vers 11 geschrieben: Wir haben ein Erbteil.

Nun schreibt Paulus, dass, als wir das Evangelium gehört haben und gläubig wurden, Gott uns den Heiligen Geist gegeben hat. Wir sind versiegelt worden. Der Heilige Geist ist das Unterpfand für dieses Erbe, das wir empfangen werden.

Also: In Jesus Christus haben wir ein Erbe, das steht sowohl in Vers 11 als auch in Vers 14. Unterpfand kann man auch mit Garantie übersetzen. Der Heilige Geist ist uns als Garantie gegeben worden, dass wir dieses Erbe im Himmel antreten werden.

Das ist ein ganz starker Beweis für die Unverlierbarkeit des Heils. Hier ist der Heilige Geist. Er wird dich durchtragen, dir Mut machen, dir Kraft geben. Er wird dir schenken, dass du ausharrst. Er wird dich von Sünde überführen. Er wird dir den Glauben schenken, wenn du keinen Glauben mehr hast. Er ist das Unterpfand.

Es ist wirklich interessant, dass Gott uns den Heiligen Geist und diese Garantie nicht im Sinne von „Wenn du dranbleibst, dann wirst du das Erbe empfangen“ gibt. Stattdessen gibt er uns diese Garantie am Anfang unserer Reise, ab dem Tag, an dem wir gläubig wurden. Er sagt: „Du wirst ankommen, du wirst ankommen.“

Ja, es wird schwer. Viele Christen haben Verfolgung erfahren, und vielen Christen ging es bis aufs Blut schlecht. Jeder von uns durchfährt und durchlebt Glaubenskrisen. Jeder von uns ist im Glauben manchmal so schwach, dass er vielleicht gar nicht mehr weiß, ob er gerettet ist. Jeder von uns hat Sündenkrisen.

Aber an dem Tag, an dem wir gläubig wurden, wurde uns die Garantie gegeben, dass dieses Erbe, das Gott für dich aufbewahrt, wir es bekommen werden. Das ist die Garantie.

Warum gibt uns Gott diese Garantie? Warum gibt er sie uns? Schaut in Vers 14: Zum Lob seiner Herrlichkeit.

Schlussgedanken und Ausblick

Ich komme zum Schluss. Sie werden bereits bemerkt haben, dass ich manche Verse übersprungen habe und den Bibeltext sicherlich nicht in jeder Tiefe ausgelegt habe.

Aber eine Sache müssen wir heute lernen. Ich glaube tatsächlich, dass es Paulus in diesem heutigen Bibelabschnitt nicht darum ging, eine perfekte, theologisch tiefgehende Arbeit abzuliefern. Vielmehr ging es Paulus um eine einzige Sache: den ganzen ewigen, weisen Plan der Errettung, den Gott vor Ewigkeit geplant hat.

Er hat dich gesegnet, dich erwählt, und in Jesus haben wir die Erlösung. Er hat uns vergeben, uns Gnade gegeben und in Christus ein Erbe geschenkt. Außerdem wurden wir mit dem Heiligen Geist versiegelt. Diese Dreieinheit Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ist an unserer Errettung und Heiligung beteiligt.

All diese Dinge hat Gott getan, und sie zielen auf ein Ziel ab: zum Lob seiner Herrlichkeit. Das müssen wir verstehen. Amen!

Abschlusslied und Verabschiedung

Wir hören jetzt ein Lied, und danach übernimmt Benni wieder. Noch verbirgt die Dunkelheit das Licht, noch sieht man die Sonne nicht. Doch schon zieht ein neuer Tag herauf, und das Licht des Morgens leuchtet auf.

Die Gottgeliebten werden sein wie die Sonne, die in ihrer Pracht erstrahlt. Die Gottgeliebten werden sein wie die Sonne. Die Tränen werden noch gewahrt, und der Mensch ist noch des Menschen Feind. Doch weil Jesus für die Feinde starb, hoffen wir nun.

Die Gottgeliebten werden sein wie die Sonne, die noch nicht ganz erstrahlt. Das Unrecht hält noch an, doch der Tag steht schon vor der Tür. Das Leben und die Zeit sind noch präsent, doch der Schmerz wird vergehen.

Ja, der erste Teil ist vorbei. Danke, Tobi, für die Predigt. Wir dürfen auf jeden Fall mitnehmen und lernen, dass egal was passiert, es zu Gottes Herrlichkeit geschieht. Vor allem dient unsere Rettung dazu, Gott groß zu machen. Niemand kann sich da etwas selbst zuschreiben.

Der erste Teil ist zu Ende, und damit möchte ich auch diejenigen verabschieden, die über YouTube zugeschaltet sind. Der Livestream endet jetzt. Wir bedanken uns, dass ihr dabei wart, und laden euch herzlich ein, beim nächsten Mal wieder einzuschalten – am Sonntag um 9:30 Uhr.

Für die Geschwister der Gemeinde Hersbruck geht es weiter in Microsoft Teams, beziehungsweise für uns hier. Wir werden heute auch das Abendmahl feiern.

Ja, also bis zum nächsten Mal an alle, die über YouTube dabei waren. Wir hören jetzt noch zwei Lieder.

Er trank den Leidenskelch an meiner Statt, er sühnt aus Gnaden mein Versagen. Meine Freundlichkeit soll nicht vergehen.