Begegnung mit der wachsenden Christenheit in China
Ich war am letzten Sonntag beim bayerischen Gemeinschaftstreffen in Puschendorf bei Nürnberg. Siegfried Wild, der dortige Leiter dieses Gemeinschaftswerkes aus China, war gerade einen Tag vorher zurückgekehrt. Er erzählte, dass sich die Zahl der Christen in China seit 1950 mindestens verfünffacht hat. Das Gemeinschaftswerk war zusammen mit der China Inland Mission eine überseeische Missionsgemeinschaft dort.
Er berichtete von einem evangelischen Gottesdienst in Peking, bei dem jeder Christ eine Bibel auf den Knien hatte. Wenn wir Bibeln ausgelegt haben, sage ich ihnen: Bald wird an jedem Platz eine Bibel liegen. Ich werde nicht ruhen, bis sie das Wort Gottes über der Bibel verfolgen. Denn alles, was ich sage und was nicht in der Bibel steht, können Sie sowieso vergessen. Die Predigt will nur auf das Wort Gottes hinführen. Die Gemeinde in China hat nur dort überlebt, wo sie im Wort, in der Bibel, gegründet war. Das ist wichtig.
Johannes 16,16 und folgende: Jesus sprach: "Eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen, und noch einmal eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich wiedersehen." Ich mache einen Sprung zu Vers 20: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet leiden, doch euer Leid soll in Freude verwandelt werden. Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, muss sie leiden, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, sondern freut sich darüber, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr habt nun Leid, aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen. Eure Freude soll niemand von euch nehmen."
An dem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Herr, wie verstehen Sie unterschiedliche Vollendung der Freude? Es ist immer interessant, andere Leute zu fragen, wie sie uns sehen. Fragen Sie mal andere, was das Kennzeichen von Christen sei. Da wird Ihnen viel Wichtiges schon genannt werden: Christen sind Leute, die in die Kirche gehen, die an Gott glauben. Manche sagen, Christen sind solche, die nach den Geboten Gottes leben. Immerhin ist das schon ein Schritt vorwärts. Das sollte ja dazugehören zu einem christlichen Leben. Oder Christen sind solche, die mit Freude dienen, sich einsetzen und opfern.
Aber wahrscheinlich wird fast nie jemand auf die Idee kommen, dass ein Kennzeichen von Christen Freude ist. Wenn Sie aber die Bibel ansehen, wird überall gerade das Kennzeichen der Freude betont, vor vielen anderen äußeren Kennzeichen, die für uns heute wichtig geworden sind.
Wie oft hat Jesus von der Freude gesprochen? "Freut euch!" heißt es. Vom Bethlehem aus haben die Chöre der Engel verkündet: "Große Freude!" Als Paulus im Gefängnis war – das war für ihn eine ganz schwere Zeit, man kann sich kaum vorstellen, damals war alles noch viel härter als heute – wie er gelitten hat unter dieser brutalen Behandlung. Aber er hat den Philipperbrief, diesen ganz fröhlichen Brief, geschrieben. Dort schreibt er: "Es verdrießt mich nicht, dass ich immer wieder das Gleiche schreibe, dass ich mich dauernd wiederhole." Und da kommt immer wieder im Philipperbrief: "Freut euch! Freut euch! Und abermals sage ich euch: Freut euch!" Das war ihm ganz wichtig, noch als Gefangener vor der nahen Hinrichtung.
Es sind Christen zuzurufen: Ihr müsst fröhliche Leute sein! Darum möchte ich heute darüber sprechen. Jesus will fröhliche Leute haben.
Woher kommt dann die Traurigkeit? Das müssen wir zuerst einmal feststellen. Woher kommt sie? In unserer Welt gibt es ein ganzes Programm, um Freude zu machen und Freude zu wecken. Da beschäftigt man sich auch in Kirchengemeinden und bei Christen und bricht sich den Kopf, wie man das machen kann, damit die Leute endlich fröhlich werden. Da muss man sich doch wirklich etwas Neues einfallen lassen.
Es gibt tolle Mittel, indem man neue Namen bringt und nette Courage, und dann macht man die Leute fröhlich, dass sie doch endlich mal heiter werden. In unserer Welt ist das ja auch so: Es gibt eine ganze Vergnügungsindustrie. Wahrscheinlich ist das heute so das geheime Motto über viele Planungen: Es muss Spaß machen. Die Kinder sollen gerne in die Schule gehen, das sollte ihnen Spaß machen. Stimmt nicht ganz, aber das Planungsziel ist wenigstens noch da. Man soll Spaß am Leben haben, Spaß an der Freude. Immer wieder kommt das durch.
Aber es ist sehr schwierig. In einem Werbespot heißt es: "Fanta – wir trinken, weil es uns Spaß macht." Da ist eine Zigarettenreklame schon ein wenig realistischer. Sie sagt: "Mildesorte, weil das Leben so hart ist." Aha, darum die viele Freude? Das Leben ist gar nicht so fröhlich.
Ich bin so dankbar, dass Jesus nicht in dieses Programm einsteigt. Er sagt nicht: Freude machen um jeden Preis. Und da gibt er uns nicht hier und da kleine Dinge, an denen man seine Freude aufhängt. Denn dann ist ja Freude immer kurzlebig. Ich freue mich über den Sonnenschein, aber wenn es morgen regnet, ist gleich wieder schlechte Stimmung da. Ich freue mich über meine Gesundheit, aber wenn ich zum Arzt muss...
Jesus geht ganz anders vor. Wenn er Freude bei uns wecken will, dann spricht er die Traurigkeit unseres Lebens an. Unser Leben ist nicht heiter. Das ist ein Traum unserer Tage. Wahrscheinlich hat man den Menschen eingeredet, jeder Mensch kommt mit einer Erwartung her und meint, das Leben müsse ihm Freude bieten. Wer hat Ihnen denn das versprochen? So wie jeder Mensch meint, es sei ihm Gesundheit garantiert. Sie können protestieren beim Arzt, sagen: "Sie können mich nicht mal gesund machen."
Ich glaube, dass es wahrscheinlich kaum einen in unserer Kirche gibt, der wirklich gesund ist durch und durch. Und es gibt wahrscheinlich keinen in unserer Kirche, der nicht irgendwo Traurigkeit hat. Das ist der geheime Untergrund dieser Welt. Vielleicht sind wir oberflächlich und schütteln das Leiden von uns ab. Wir haben längst vergessen den Nachbarn neben uns im Haus, mit dem wir eigentlich traurig sein möchten, mit dem Patienten im Krankenhaus oder mit den Menschen in der Welt, die leiden.
Ist nicht die Welt insgesamt ein trauriges Leben, ein Leiden? Da werden Sie wieder sagen: "Du, das gefällt mir in der Bibel gar nicht, dass da nicht so viel Fröhlichkeit drinsteckt." Das ist ein ganz anderes Klima. Ich gehe viel lieber zum Zirkus oder sehe mir heute Morgen um 10:30 Uhr im ZDF Charlie Chaplin Filme an – viel heiterer als das, was da gesprochen wird.
Jesus deckt die Traurigkeit auf in unserem Leben und spricht davon, über ein kleines. Und dann ist die Traurigkeit dabei seinen Jüngern. Sie gehen zurück in ihr Leben, in ihre Aufgaben hinein, und dann überfällt sie der ganze Schmerz wieder. Da gibt ihnen Jesus nicht kleine Freudenzeichen, die jedoch schnell wieder vergehen und verfliegen, sondern er spricht zu ihnen von der Traurigkeit und nimmt die zum Thema.
Das sind ganze große Traurigkeiten. Das war der schwarze Tag für die Jünger, der dann kam, als sie erleben mussten, dass Jesus selbst gefangengenommen wurde, dass sie ihn folterten und ihnen ins Gesicht schlugen. Und dann haben sie ihren Herrn und Meister ans Kreuz geschlagen, er, der doch eigentlich sie befreien und erlösen sollte. Er ist ohnmächtig und schwach, da hängt er nun. Da war für sie eine Welt zusammengebrochen.
An diesem rabenschwarzen, pechschwarzen Tag hatten sie keinen Mut mehr und keine Hoffnung. Da wollten sie aufhören, und sie verstanden ihr Leben nicht mehr. Selbst im Leben der Christen gibt es Anfechtungen, die so tief reichen, dass man sagt: Jetzt habe ich so lange gebetet, und es sieht so aus, als ob Jesus mein Gebet eben doch nicht erhört hätte und er mir diesen Wunsch versagt hat.
Wie viel Enttäuschung gibt es auch im Leben der Christen! Man muss sie ja nur ansehen. Und ich weiß, wie viele von Ihnen jetzt auch schon gesagt haben – und ich weiß, dass das von Ihnen ein großes Vertrauen ist, wenn Sie es einem erzählen, weil man es ja kaum einem Menschen heute erzählen darf: Wir haben die Angewohnheit, das Schwere sofort zu bagatellisieren und zu sagen: "Ach, das ist nicht so schlimm, vielleicht wird es morgen besser mit einer Krankheit." Wenn uns einer klagt, wir in Schwierigkeiten stecken, sagen wir: "Das wird sowieso alles leichter werden."
Wir haben einen merkwürdigen Trost als Seelsorger, indem wir verharmlosen und bagatellisieren. Jesus spricht ganz offen von der Traurigkeit. Über ein kleines Land kommt die große und schwere Traurigkeit auch im Leben der Jünger. Und das ist vielen so gegangen. Sie haben sich zu Jesus hin gewandt und sich für Jesus entschieden, sind mit Jesus gegangen. Dann kamen schwere Jahre, und da stecken sie noch drin. Sie wissen nicht, wo das Dunkel noch hell werden soll.
Das hilft uns heute dann sehr wenig, auch wenn wir das sehen mit unseren Augen, dass die Knospen blühen, der Frühling anbricht und die Sonne scheint. Aber eine Mutter, die heute um ihren Sohn weint, weil er ein zerbrochenes Leben hat, da können Sie nicht trösten. Und Sie können niemanden trösten, der um einen lieben Menschen weint, der krank ist, und wer um seine Sünden weint, da können Sie nicht trösten und nicht bagatellisieren.
Jesus spricht ja von den großen Weltschmerzen, die man hat. Wer mitleidet, wer einen psychisch Kranken in der Familie hat, die Traurigkeit spürt, zu einer Ohnmacht kommt und sagt: "Herr, du hast doch eigentlich Macht. Wenn du das Grab gesprengt hast, wo bist du denn?" Über ein kleines: "Ich werde traurig sein." Und das kann sie behandeln, ihr Thema der Freude.
Darum muss ich jetzt sprechen: Die Traurigkeit wird umfunktioniert, ist ganz groß. Jesus spricht anders, als wir so gemeinhin mit unseren Worten reden. Da sagen wir: Auf jeden Winter kommt ein neuer Frühling. Das ist verlogen. Das stimmt in der Natur, aber doch nicht bei unserer Traurigkeit. Da kennen Sie die Traurigkeiten noch schlecht, wenn Sie alles zum Happy End auflösen würden. Das wäre billig. Und das müssen wir auch lassen.
"Kopf nicht hängen, es wird sowieso wieder besser!" Jesus spricht ganz anders. Er spricht davon: Eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt, eure Freude wird entstehen mitten in der Traurigkeit, da wo ihr glaubt, jetzt ist aus, jetzt hat euch der Herr verlassen, jetzt kommt nichts mehr von ihm. Genau da werdet ihr es erfahren.
Und das wird eingeleitet. Wir sagen Johannes-Evangelium – überliefert von Jesus: "Wahrlich, wahrlich", das ist ja dieses griechische Amen. Jesus hat das vor ganz wichtigen Worten vorangestellt: Amen, Amen, unumstößlich gilt dies: Ich will euch wiedersehen.
Verstehen Sie jetzt, warum Christen am Tingeltangel und an manchen oberflächlichen Lustbarkeiten dieser Welt immer so schrecklich interessiert sind? Sie haben mehr Schmerz als andere Leute, die ihn nur verdrängen und die unter der Decke leben. Verdrängt, aber in der Freude nehmen sie Jesus beim Wort, und in der Traurigkeit nehmen sie Jesus beim Wort und sagen: Ich will hier in meinem Schmerz deine Freude erleben und erfahren, mittendrin.
Du musst das umfunktionieren, mein Leid. Wir wollen den Gräbern stehen und wollen fröhlich werden. Warum? Amen, Amen, ich sage euch, sagt Jesus: Ich will euch wiedersehen. Er will in einer ganzen neuen Größe uns erscheinen, da wir uns der Tod so machtvoll wird und so schwer wird, dass wir nicht überwinden können.
Ich habe das vorher denken müssen, wie wir dieses Lied von Paul Gerhardt gesungen haben: "Von dem Glaubenslicht, das des Todes Macht zerbricht und die Hölle selbst macht stille." Dass wir zurückgehen und sagen: "Ich gehe hinein in meine Traurigkeit, ich lebe mit dem Schmerz meines Lebens, aber ich weiß um Jesus, der versprochen hat, dass er mir erscheinen will, das so zu mir sprechen wird in aller Not."
So war es doch bei den Jüngern, als sie sich eingeschlossen hatten, traurig und voll Angst, nach dem Ostermorgen, und das gar nicht verstanden haben, dass doch Jesus plötzlich unter ihnen ist. Und das stand vor sie und sagte dann: "Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben."
Darum will ich es Ihnen so sagen: Das ist sein Versprechen. Er will sie wiedersehen. Er will ihnen nahekommen in ihrem Schmerz, in ihrer Traurigkeit und will ihre Traurigkeit verwandeln – heute schon.
Da wird ein Bild von Jesus gebraucht, das so grandios ist, von einer Mutter, wie ein Kind geboren wird. Wir haben heute in unserer übertriebenen Aufklärung ja das alles zu einem schlichten Naturvorgang herunterstilisiert. Ich vergesse das nicht bei der Geburt meiner ersten Tochter, wie selbst dieser Arzt, der schon viele Geburten erlebt hat, doch wieder bewegt war und so offen. Wir konnten so viel reden. Es ist ein Geheimnis.
Wir können doch Kinder gar nicht aufklären, was da geschieht. Das ist doch ein Schöpfungshandeln Gottes. Welche Mutter begreift das? Besuchen Sie einmal Frauen auf der Wöchnerinnenstation. Jede ist offen für dieses Geschehen, das gut an ihr getan hat. Das vergisst man später schnell wieder. Das ist ganz groß.
Da ist ein Mensch geboren worden zum Leben, ein Neues ist geschehen. Unheimlich groß, unsagbar groß und schön. Ein Kind ist geboren. In diesem Satz steckt genauso viel Geschiedenes: In der Traurigkeit deines Lebens, in dem Schmerz, den du gar nicht lösen kannst, will ich euch wiedersehen.
Wir stehen da und wissen nicht, wie das werden soll. Ich fühle mich so hilflos an den Krankenbetten. Was soll ich denn sagen? Wir sprechen von der Krankheit, wir sprechen von mitfühlender Anteilnahme, aber dann tragen wir die ganze Not vor Jesus, und dann sagen wir: Er ist da, ehrlich, seine segnenden Hände auf sie.
Und wie viele erzählen es dann und sagen: Diese Krankenzeit wurde mir zum Segen. Es gibt dann auf einmal fast keinen Christen, der nicht sagen muss: Ich will die Krankenzeit nicht mehr wegdenken aus meinem Leben. Da bin ich erst auf die Tiefe gekommen, da habe ich erst das Wesentliche meines Glaubens entdeckt, dass die neue Geburt geschehen ist.
Und in der Tat muss Jesus seine Leute manchmal in die Traurigkeit führen, damit sie fröhlich werden. Über ein kleines: "Dann werdet ihr mich sehen." Und dann kann niemand mehr eure Freude von euch nehmen.
Erholt sich Gottes Lob und seine Freude tatsächlich von den Leidenden, von den Angeschlagenen, von den Mythen und von den Kranken, von denen, die in großer Not geführt sind, nicht von den Erfolgreichen, nicht von den Reichen, nicht von denen, die Ruhm und Ehre haben.
Es ist das Geheimnis eines reichen Glaubenslebens, wenn man Anteil hat mit denen, die jetzt einen schweren Weg geführt werden, die in der Traurigkeit stehen, und teilhaben kann an ihren Glaubenserfahrungen, wie sie es uns bezeugen. Erzählen: Ging es ihnen nicht oft schon so, dass sie sagten: Ich wollte einen Besuch machen, und ich wurde getröstet. Ich wollte einen Kondolenzbesuch machen bei Christine, und das war ganz anders. Sie hat mit mir geredet, und da ist ein Lichtschein der Ewigkeit in mein Leben gefallen.
Das Geheimnis ist doch, dass Jesus uns begegnet in der Traurigkeit: Der auferstandene Herr selbst. Das ist der Grund unseres Jubilierens, unseres Freundes. Er will fröhliche Leute haben. Ach, doch nicht mit allerlei oberflächlichem Zirkus, den wir hier abspielen und den Gottesdienst dann verändern zu einer harmlosen und plätschernden Unterhaltungsveranstaltung.
Schon da, wo von unserer Not gesprochen wird, sehen wir Jesus. Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Das war der Grund ihrer Freude. Und das löscht dann niemand mehr aus. Das kann niemand mehr von euch wegnehmen. Niemand, gar niemand.
Weil ich ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister Jesus tritt herein. Denen, die ihn lieben, muss auch ihr Leben voller Freude sein.
Ich muss jetzt noch von der vollendeten Freude sprechen. Das Wort gebraucht Jesus, weil er genau wusste: Es gibt diese kurzlebige Freude, die wir alle haben. Wir freuen uns über ein gutes Mittagessen, über einen Gruß eines netten Menschen, über eine Freundlichkeit, die uns jemand schenkt oder zuteilwerden lässt.
Aber Jesus spricht hier von der vollkommenen Freude. Und die meint er nicht, dass die andere damit einfach abgewertet würden. Im Gegenteil, die nehmen wir ganz ernst und wollen uns auch daran freuen.
Aber die vollkommene Freude – die ist groß. Vollkommene Freude heißt, die kann gar nie mehr weggenommen werden. Sie ist umfassend und schließt alles ein.
Diese vollkommene Freude kommt aus der wunderbaren Macht Jesu. Er nimmt den ganzen Schmerz weg, die ganze Traurigkeit, die uns bewegt. Er lässt uns hinüberblicken über die Schrecken dieser Welt.
Und tatsächlich ist die Freude eine Freude, die herkommt von seinem Wiederkommen. Wir wissen um die Auferstehung Jesu und seine Nähe heute. Er ist bei uns alle Tage.
Müssen wir also sagen: Die Traurigkeit wird von zwei Seiten in die Zange genommen – von der Osterfreude Jesu, der bei uns ist, und von der anderen Seite wird sie noch in die Zange genommen vom wiederkommenden Herrn.
Und das ist eine Freude, die dann auch gilt über allem Leid, auch über dem unlösbaren Leid Ihres Lebens. Das ist schon längst von Jesus in die Zange genommen.
Heute ist er daher überall in Not. Und dann kommt er sichtbar und richtet sein Reich auf. Dann wird er Leid und Geschrei und Schmerzen wegnehmen. Es kann gar nichts mehr da sein, was mich traurig machen kann.
Ich will so froh sein und heute diese Freude weitertragen. Niemand soll diese Freude von euch nehmen.
Und die wird vollkommen und sichtbar erst sein an dem Tag, wo wir nichts mehr fragen müssen, wo wir auch nicht mehr fragen: Warum war das in meinem Leben so kompliziert? Warum ist mein Mann gestorben? Warum haben wir alles Gute verloren? Warum hat mich die Krankheit getroffen?
Sondern wird nur noch ein Danken sein: Herr, dass du mir in den Schrecken der Welt immer größer geworden bist. Das war wunderbar.
Niemand soll diese Freude mehr von euch nehmen. Das hat kein anderer so besingen können wie Paul Gerhardt:
"Mein Herz legt den Springen und kann nicht traurig sein,
Ist voller Freud und Singen,
Sieht Lothar Sonnenschein,
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ,
Da ist was mich singen macht,
Ist was im Himmel ist."
Amen.
Die Bedeutung der Freude als Kennzeichen des Christen
Herr Wicke, Ihnen unterschiedliche vollendete Freude, Armin. Es ist immer interessant, andere Leute zu fragen, wie sie uns sehen. Fragen Sie mal andere, was Kennzeichen von Christen seien. Da wird Ihnen viel Wichtiges schon gut erwähnt werden.
Christen – das sind Leute, die in die Kirche gehen. Das sind Leute, die an Gott glauben, werden manche sagen. Andere werden sagen, das sind Leute, die nach den Geboten Gottes leben. Immerhin, das ist schon ein Schritt vorwärts. Das sollte ja dazu gehören zu einem christlichen Leben. Oder die mit Freuden dienen, die sich einsetzen, die sich opfern.
Aber wahrscheinlich wird fast nie irgendjemand auf die Idee kommen, dass ein Kennzeichen von Christen Freude sein könnte. Aber wenn Sie die Bibel ansehen, wird überall gerade das Kennzeichen der Freude betont – vor vielen anderen äußeren Kennzeichen, die für uns heute wichtig geworden sind.
Wie oft hat Jesus von der Freude gesprochen: „Freut euch!“ Vom Bethlehem kam die Verkündigung der Engel: „Große Freude!“ Große Freude. Als Paulus im Gefängnis war, war das für ihn eine ganz schwere Zeit. Man kann sich kaum vorstellen, damals war alles noch viel härter als heute. Wie er gelitten hat unter dieser brutalen Behandlung.
Aber Paulus hat den Philipperbrief, diesen ganz fröhlichen Brief, geschrieben. Dort schreibt er: Es verdrießt mich nicht, dass ich immer wieder das Gleiche schreibe, dass ich mich dauernd wiederhole. Und da kommt immer wieder im Philipperbrief: „Freut euch! Freut euch! Und abermals sage ich euch: Freuet euch!“ Das war ihm ganz wichtig, noch als Gefangener vor der nahen Hinrichtung.
Es sind Christen zuzurufen: Ihr müsst fröhliche Leute sein. Und darum möchte ich heute darüber sprechen. Jesus will fröhliche Leute haben.
Die Herausforderung der Traurigkeit im Leben der Christen
Woher kommt dann die Traurigkeit? Das müssen wir zuerst einmal feststellen: Woher kommt sie?
In unserer Welt gibt es ein ganzes Programm, um Freude zu machen und Freude zu wecken. Da beschäftigt man sich auch in Kirchengemeinden und bei Christen und bricht sich den Kopf, wie man das machen kann, damit die Leute endlich fröhlich werden. Da muss man sich doch wirklich etwas Neues einfallen lassen.
Und da gibt es tolle Mittel, indem man neue Begegnungen schafft und netten Mut macht. Dann wird man fröhlich, und die Leute werden endlich mal heiter. In unserer Welt ist das ja auch so. Es gibt eine ganze Vergnügungsindustrie, und wahrscheinlich ist das heute so das geheime Motto vieler Planungen: Es muss Spaß machen.
Die Kinder sollen gerne in die Schule gehen, das sollte ihnen Spaß machen. Stimmt nicht ganz, aber das Planungsziel ist wenigstens noch da. Man soll Spaß am Leben haben, Spaß an der Freude. Immer wieder kommt das durch. Aber es ist sehr schwierig.
In einem Werbespot heißt es: „Fanta – wir trinken, weil es uns Spaß macht.“ Da ist eine Zigarettenreklame schon ein wenig realistischer. Sie sagt: „Mildesorte, weil das Leben so hart ist.“ Aha, darum die viele Freude? Das Leben ist gar nicht so fröhlich.
Ich bin so dankbar, dass Jesus nicht in dieses Programm einsteigt. Er sagt nicht: Freude machen um jeden Preis. Er gibt uns nicht hier und da kleine Dinge, an denen man seine Freude aufhängt. Denn dann ist Freude immer kurzlebig.
Ich freue mich über den Sonnenschein, aber es regnet morgen gleich wieder – schlechte Stimmung. Ich freue mich über meine Gesundheit, aber wenn ich zum Arzt muss, ist das nicht so schön.
Jesus geht ganz anders vor. Wenn er Freude bei uns wecken will, dann spricht er die Traurigkeit unseres Lebens an. Unser Leben ist nicht heiter. Das ist ein Traum unserer Tage. Wahrscheinlich hat man den Menschen das eingeredet.
Jeder Mensch kommt mit einer Erwartung her und meint, das Leben müsse ihm Freude bieten. Wer hat ihnen denn das versprochen? So wie jeder Mensch meint, es sei ihm Gesundheit garantiert. Kann man beim Arzt protestieren? „Sagen Sie nichts, die können mich nicht mal gesund machen.“
Ich glaube, dass es wahrscheinlich kaum jemanden in unserer Kirche gibt, der wirklich gesund ist durch und durch. Und es gibt wahrscheinlich keinen in unserer Kirche, der nicht irgendwo Traurigkeit hat. Das ist der geheime Untergrund dieser Welt.
Vielleicht sind wir oberflächlich und schütteln das Leiden von uns ab. Wir haben längst vergessen, den Nachbarn neben uns im Haus, mit dem wir eigentlich traurig sein möchten, mit dem Patienten im Krankenhaus oder mit Menschen in der Welt, die leiden.
Ist nicht die Welt insgesamt ein trauriges Leben, ein Leiden? Da werden wieder einige sagen: „Du, das gefällt mir in der Bibel gar nicht, dass da nicht so viel Fröhlichkeit drinsteckt. Das ist ein ganz anderes Klima.“
Ich gehe viel lieber zum Zirkus oder schaue mir heute Morgen um 10:30 Uhr im ZDF Charlie-Chaplin-Filme an. Viel heiterer als das, was da gesprochen wird.
Jesus deckt die Traurigkeit auf in unserem Leben und spricht davon. Über ein kleines, und dann ist die Traurigkeit dabei. Seinen Jüngern über ein kleines. Sie gehen zurück in ihr Leben, in ihre Aufgaben hinein, und dann überfällt sie der ganze Schmerz wieder.
Und da gibt ihnen Jesus nicht kleine Freudenzeichen mit, die jedoch schnell wieder vergehen und verfliegen. Sondern er spricht zu ihnen von der Traurigkeit und nimmt die zum Thema. Das sind ganze große Traurigkeiten.
Die Traurigkeit der Jünger und die Realität des Leidens
Das war ein schwarzer Tag für die Jünger. Sie mussten erleben, wie Jesus selbst gefangen genommen wurde. Sie sahen, wie man ihn folterte und ihm ins Gesicht schlug. Schließlich wurde ihr Herr und Meister ans Kreuz geschlagen. Dabei sollte er doch eigentlich sie befreien und erlösen.
Jesus ist ohnmächtig und schwach, da hängt er nun. Für die Jünger ist eine Welt zusammengebrochen. An diesem rabenschwarzen, pechschwarzen Tag hatten sie keinen Mut mehr und keine Hoffnung. Sie wollten aufgeben. Sie verstanden ihr Leben nicht mehr.
Auch im Leben der Christen gibt es Anfechtungen, die so tief reichen, dass man sagt: „Jetzt habe ich so lange gebetet, und es sieht so aus, als hätte Jesus mein Gebet doch nicht erhört. Er hat mir diesen Wunsch versagt.“ Wie viel Enttäuschung gibt es auch im Leben der Christen! Man muss sie sich nur ansehen.
Ich weiß, wie viele von ihnen jetzt schon gesagt haben, dass es ein großes Vertrauen ist, wenn sie das jemandem erzählen. Denn man darf es heute kaum einem Menschen erzählen. Wir haben die Angewohnheit, das Schwere sofort zu bagatellisieren und zu sagen: „Ach, das ist nicht so schlimm. Vielleicht wird es morgen besser.“
Wenn uns jemand klagt, dass er in Schwierigkeiten steckt, sagen wir: „Das wird sowieso alles leichter werden.“ Wir haben einen merkwürdigen Trost als Seelsorger, indem wir verharmlosen und bagatellisieren.
Jesus spricht ganz offen von der Traurigkeit. Über ein kleines Land kommt die große und schwere Traurigkeit. Auch im Leben der Jünger war das so. Viele haben sich zu Jesus hingewandt und für ihn entschieden. Sie sind mit Jesus gegangen. Dann kamen schwere Jahre. Sie stecken noch immer darin und wissen nicht, wann das Dunkel hell werden soll.
Das hilft uns heute sehr wenig, auch wenn wir mit unseren Augen sehen, dass die Knospen blühen, der Frühling anbricht und die Sonne scheint. Aber eine Mutter, die heute um ihren Sohn weint, weil er ein zerbrochenes Leben hat, kann man damit nicht trösten.
Man kann niemanden trösten, der um einen lieben Menschen weint, der krank ist, und wer um seine Sünden weint, der kann nicht getröstet werden durch Bagatellisierung. Jesus spricht ja von den großen Weltschmerzen, die man hat.
Wer mitleidet, wer einen psychisch Kranken in der Familie hat, der Traurigkeit spürt, die zu einer Ohnmacht führt und sagt: „Herr, du hast doch eigentlich Macht! Wenn du das Grab gesprengt hast, wo bist du denn?“ – der erlebt ein kleines Leid, das groß ist. „Ich werde traurig sein“, sagt Jesus. Und das kann man behandeln im Thema der Freude.
Die Verwandlung der Traurigkeit in Freude
Darum muss ich jetzt sprechen: Die Traurigkeit wird umgewandelt und ist ganz groß. Jesus spricht anders, als wir normalerweise mit unseren Worten reden. Wir sagen oft: „Auf jeden Winter folgt ein neuer Frühling.“ Das ist zwar in der Natur wahr, aber nicht unbedingt bei unserer Traurigkeit.
Wenn man alle Traurigkeit einfach zum Happy End auflösen würde, wäre das billig. Das darf man auch nicht sagen: „Kopf nicht hängen, es wird sowieso wieder besser.“ Jesus spricht ganz anders. Er sagt: „Eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt, eure Freude wird entstehen mitten in der Traurigkeit.“
Gerade dort, wo ihr glaubt: „Jetzt ist es aus, jetzt hat euch der Herr verlassen, jetzt kommt nichts mehr von ihm“, genau dort werdet ihr es erfahren. Das wird eingeleitet im Johannes-Evangelium, wo Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich“ – das ist das griechische Amen. Jesus hat diese Worte vor ganz wichtigen Aussagen vorangestellt: „Amen, amen, unumstößlich gilt dies: Ich will euch wiedersehen.“
Verstehen Sie jetzt, warum Christen sich so schrecklich für das Tingeltangel und manche oberflächlichen Lustbarkeiten dieser Welt interessieren? Sie haben mehr Schmerz als andere Menschen, die ihren Schmerz nur verdrängen und unter der Decke leben.
In der Freude nehmen sie Jesus beim Wort, und in der Traurigkeit nehmen sie Jesus beim Wort und sagen: „Ich will hier in meinem Schmerz deine Freude erleben und erfahren – mittendrin.“ Du musst dein Leid umwandeln. Wir wollen an den Gräbern stehen und fröhlich werden.
Jesu Wiederkehr und die vollendete Freude
Warum sagt Jesus: Amen, amen, ich sage euch? Er will uns wiedersehen. Er möchte uns in einer ganz neuen Größe erscheinen, besonders dann, wenn der Tod so mächtig und schwer wird, dass wir ihn nicht überwinden können.
Ich musste darüber nachdenken, als wir das Lied von Paul Gerhardt gesungen haben – von dem Glaubenslicht, das die Macht des Todes zerbricht und sogar die Hölle zum Schweigen bringt. Dann gehen wir zurück und sagen: „Ich gehe hinein in meine Traurigkeit, ich lebe mit dem Schmerz meines Lebens.“ Aber ich weiß um Jesus, der versprochen hat, dass er uns erscheinen will und in aller Not zu uns sprechen wird.
So war es auch bei den Jüngern, als sie sich eingeschlossen hatten, traurig und voller Angst nach dem Ostermorgen. Sie hatten gar nicht verstanden, dass Jesus plötzlich unter ihnen stand, vor ihnen stand und sagte: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Darum will ich es ihnen so sagen: Das ist sein Versprechen. Er will sie wiedersehen, er will ihnen nahekommen in ihrem Schmerz und ihrer Traurigkeit und diese Traurigkeit verwandeln.
Heute wird oft ein Bild von Jesus gebraucht, das so grandios ist wie das einer Mutter, die ein Kind gebiert. In unserer übertriebenen Aufklärung wird das alles oft zu einem schlichten Naturvorgang heruntergestuft. Ich vergesse nicht die Geburt meiner ersten Tochter. Selbst die Hebamme, die schon viele Geburten erlebt hatte, war wieder bewegt, und wir waren so offen und konnten so viel reden.
Es ist ein Geheimnis. Wir können Kindern gar nicht erklären, was da geschieht. Es ist ein schöpferisches Handeln Gottes. Welche Mutter begreift das wirklich? Besuchen Sie einmal Frauen auf der Wöchnerinnenstation. Jede ist offen für dieses Geschehen, das ihr gutgetan hat. Das vergisst man später schnell wieder. Das ist ganz groß: Ein Mensch ist geboren worden zum Leben, etwas Neues ist geschehen – unheimlich groß, unsagbar groß und schön. Ein Kind ist geboren.
In diesem Satz steckt etwas ganz Ähnliches: „In der Traurigkeit deines Lebens, in dem Schmerz, den du gar nicht lösen kannst, will ich euch wiedersehen.“ Wir stehen da und wissen nicht, wie das werden soll. Ich fühle mich so hilflos an den Krankenbetten. Was soll ich denn sagen? Wir sprechen von der Krankheit, wir sprechen von mitfühlender Anteilnahme. Aber dann tragen wir die ganze Not vor Jesus und sagen: Er ist da, mit seinen segnenden Händen auf ihnen.
Und wie viele erzählen dann, dass diese Krankenzeit ihnen zum Segen wurde. Es gibt fast keinen Christen, der nicht sagen muss: „Ich will die Krankenzeit nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Da bin ich erst in die Tiefe gekommen, da habe ich erst das Wesentliche meines Glaubens entdeckt.“ Dass die neue Geburt geschehen ist.
In der Tat muss Jesus seine Leute manchmal in die Traurigkeit führen, damit sie fröhlich werden.
Die unzerstörbare Freude der Christen
Bald werdet ihr mich sehen, und dann kann euch niemand mehr eure Freude nehmen. Erholt sich Gott sein Lob und seine Freude tatsächlich von den Leidenden, von den Angeschlagenen, von den Müden und von den Kranken, von denen, die in großer Not sind? Nein, nicht von den Erfolgreichen, nicht von den Reichen, nicht von denen, die Ruhm und Ehre haben.
Es ist das Geheimnis eines reichen Glaubenslebens, wenn man Anteil hat an denen, die jetzt einen schweren Weg gehen, die in der Traurigkeit stehen, und teilhaben kann an ihren Glaubenserfahrungen. Wie sie es uns bezeugen: Oft ging es ihnen so, dass sie sagten, sie wollten einen Besuch machen, und wurden getröstet. Sie wollten einen Kondolenzbesuch bei Christine machen, und das war ganz anders. Sie hat mit ihnen geredet, und da fiel ein Lichtschein der Ewigkeit in ihr Leben.
Das Geheimnis ist doch, dass Jesus uns in der Traurigkeit begegnet – der auferstandene Herr selbst. Das ist der Grund unseres Jubilierens, unseres Freuens. Unser Freund will fröhliche Leute haben, aber nicht mit allerlei oberflächlichem Zirkus, den wir hier abspielen und den Gottesdienst dann verändern – zu einer harmlosen und plätschernden Unterhaltungsveranstaltung.
Schon da, wo von unserer Not gesprochen wird, aber wir Jesus sehen, da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Das war der Grund ihrer Freude, und das löscht dann niemand mehr aus. Das kann niemand mehr von euch wegnehmen – niemand, gar niemand! Denn ich bin euer Trauergeist, aber mein Freudenmeister Jesus tritt ein.
Den, die ihn lieben, muss auch ihr Leben lauter Freude sein.
Die vollendete Freude als Ziel des Glaubens
Ich muss jetzt noch von der vollendeten Freude sprechen. Dieses Wort gebraucht Jesus, weil er genau wusste, dass es diese kurzlebige Freude gibt, die wir alle kennen. Wir freuen uns über ein gutes Mittagessen, über den Gruß eines netten Menschen oder über eine Freundlichkeit, die uns jemand schenkt oder zuteilwerden lässt.
Aber Jesus spricht hier von der vollkommenen Freude. Damit meint er nicht, dass die andere Freude einfach abgewertet wird. Im Gegenteil: Diese nehmen wir ganz ernst und wollen uns auch daran freuen. Doch die vollkommene Freude ist groß. Vollkommene Freude bedeutet, dass sie uns nie mehr genommen werden kann. Sie ist umfassend und schließt alles ein.
Diese vollkommene Freude kommt aus der wunderbaren Macht Jesu. Er nimmt den ganzen Schmerz weg, die ganze Traurigkeit, die uns bewegt. Er lässt uns hinüberblicken über die Schrecken dieser Welt. Tatsächlich ist die Freude eine Freude, die von seinem Wiederkommen herkommt. Wir wissen um die Auferstehung Jesu und seine Nähe heute. Er ist bei uns alle Tage.
Wir müssen also sagen: Die Traurigkeit wird von zwei Seiten in die Zange genommen. Einerseits von der Osterfreude Jesu, der bei uns ist. Andererseits wird sie von dem wiederkommenden Herrn in die Zange genommen. Das ist eine Freude, die auch über allem Leid gilt, auch über dem unlösbaren Leid unseres Lebens.
Das ist schon längst von Jesus in die Zange genommen. Heute ist er überall in der Not. Dann aber kommt er sichtbar und richtet sein Reich auf. Dann wird er Leid, Geschrei und Schmerzen wegnehmen. Es kann nichts mehr da sein, was mich traurig machen kann.
Ich will so froh sein und heute diese Freude weitertragen. Niemand soll diese Freude von euch nehmen. Sie wird vollkommen und sichtbar erst an dem Tag sein, an dem wir nichts mehr fragen müssen. Dann werden wir auch nicht mehr fragen: Warum war das in meinem Leben so kompliziert? Warum ist mein Mann gestorben? Warum haben wir alles Gute verloren? Warum hat mich die Krankheit getroffen?
Sondern es wird nur noch ein Danken sein: Herr, dass du mir in den Schrecken der Welt immer größer geworden bist. Das war wunderbar.
Niemand soll diese Freude mehr von euch nehmen. Das hat kein anderer so besingen können wie Paul Gerhardt: „Mein Herz legt den Springen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen.“
Lothar Sonnenschein sagt: „Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesus Christ.“ Da ist, was mich singen macht, das, was im Himmel ist.
Armin
