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Gottes Vorstellung einer funktionierenden Gesellschaft

16.08.2003Psalm 82,1-8
Einleitung

Im Moment bin ich bei meiner persönlichen Bibellese in den Psalmen. Bei diesem Psalm bewegte mich unweigerlich die Frage, wer denn diese Götter sind. Das möchte ich als erstes klären und dann werden wir ganz interessante Punkte sehen, die Gott ausserordentlich wichtig sind. Ein Lied Asafs.

Gott steht auf in der Versammlung der Götter, und zieht sie zur Rechenschaft: (Ps 82,1) »Wie lange wollt ihr noch das Recht verdrehen und für die Schuldigen Partei ergreifen? (Ps 82,2) Verteidigt die Armen und die Waisenkinder, verschafft Wehrlosen und Unterdrückten ihr Recht! (Ps 82,3) Befreit die Entrechteten und Schwachen, reisst sie aus den Klauen ihrer Unterdrücker! (Ps 82,4) Aber ihr seht nichts und ihr versteht nichts! Hilflos tappt ihr in der Dunkelheit umher, und die Fundamente der Erde geraten ins Wanken. (Ps 82,5) Ich hatte zwar gesagt: 'Ihr seid Götter, meine Söhne seid ihr, Söhne des Höchsten!' (Ps 82,6) Doch ihr werdet wie die Menschen sterben, wie unfähige Minister aus dem Amt gejagt!« (Ps 82,7) Greif ein, Gott, regiere die Welt; denn dir gehören alle Völker! (Ps 82,8)

Exkurs: Wer sind die Götter?

Also: Wer sind nun diese Götter? Ist Gott lediglich einer dieser Götter? Lebt er gar in einer Göttergemeinschaft, in der er sich zu behaupten hat? Nein, zum Glück nicht, denn wenn Gott damit beschäftigt wäre sich in einer Göttergemeinschaft zu behaupten, dann müssten wir immer mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, dass ein anderer Gott die Oberhand gewinnt.

Es gibt eben nur einen lebendigen und ewigen Gott, der unwandelbar ist, nämlich der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er ist souverän und Daniel beschrieb diese Souveränität treffend: Er verändert das Bestehende und gibt allem seine Frist; er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Klugen ihren Verstand. (Dan 2,21) Die Bibel lehrt uns unmissverständlich, dass die Führung eines Volkes von Gott eingesetzt ist, dass er die Macht und Autorität zuteilt. Deshalb schrieb Paulus den Römern: Alle ohne Ausnahme müssen sich den Trägern der Staatsgewalt unterordnen. Denn es gibt keine staatliche Macht, die nicht von Gott kommt. Die jeweiligen Amtsträger sind von ihm eingesetzt. (Röm 13,1) Und Jesus selbst sagte zu Pontius Pilatus: Jesus antwortete: »Du hättest keine Macht über mich, wenn Gott es nicht zugelassen hätte. Darum liegt die grössere Schuld bei denen, die mich dir ausgeliefert haben.« (Joh 19,11) Also wieder zurück zu den Göttern. Der Psalm macht eines ganz klar: Die Götter waren nicht einfach da, sie wurden von Gott benannt und eingesetzt.

Ich hatte zwar gesagt: 'Ihr seid Götter, meine Söhne seid ihr, Söhne des Höchsten!' (Ps 82,6) Damit ist eindeutig, dass Gott hoch erhaben über diesen Göttern steht. Sie sind nicht einmal unsterblich. Vielleicht bildeten sie sich aufgrund ihrer Machtfülle ein, sie seien unantastbar und sogar unsterblich, aber Gott erinnert sie an ihre Vergänglichkeit. Doch ihr werdet wie die Menschen sterben, wie unfähige Minister aus dem Amt gejagt!« (Ps 82,7) Also, da sie sterben wie Menschen, sind sie keine göttlichen Wesen. Es handelt sich hier ganz einfach um Menschen, die von Gott für ganz bestimmte Aufgaben eingesetzt wurden – die verlängerten Arme Gottes. Die Menschen, denen Gott Macht und Verantwortung zur Führung des Volkes übergab. Sie werden als Götter bezeichnet, weil sie in göttlicher Autorität handeln sollten. Dass Gott das so sieht, lässt sich am einfachsten am Beispiel von Mose aufzeigen.

Wenn Aaron für dich zum Volk spricht, wird das so sein, wie wenn ein Prophet die Botschaften seines Gottes weitergibt. (Ex 4,16) Luther Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein. (2.Mose 4,16) Und nochmals sagte Gott zu Mose: Darauf sagte der HERR zu Mose: »Ich bevollmächtige dich, vor den Pharao hinzutreten, als wärst du Gott, und dein Bruder Aaron wird dein Prophet sein. (Ex 7,1) Übrigens nimmt Jesus in einem Streitgespräch auf diesen Psalm bezug. Die Juden wollten Jesus steinigen und er fragte sie, wegen welcher guten Tat sie ihn steinigen wollten. Sie antworteten: Sie gaben ihm zur Antwort: »Wir steinigen dich nicht wegen einer guten Tat, sondern weil du ein Gotteslästerer bist. Du bist nur ein Mensch und gibst dich als Gott aus.« (Joh 10,33) Jesus erwidert darauf: Jesus antwortete: »In eurem eigenen Gesetz heisst es doch: 'Ich habe zu euch gesagt: Ihr seid Götter.' (Joh 10,34) Und was in den Heiligen Schriften steht, ist unumstösslich, das wissen wir. Gott nannte also die, an die er sein Wort richtete, Götter. (Joh 10,35)

Mit anderen Worten: Wenn Gott Menschen als Götter bezeichnete, warum stösst ihr euch daran, dass ich mich so bezeichne? Mich aber hat der Vater bevollmächtigt und in die Welt gesandt. Wie könnt ihr da behaupten, ich lästere Gott, wenn ich sage, dass ich sein Sohn bin? (Joh 10,36)

Wie sich Gott die Welt vorstellt

Wenn nun die Verantwortlichen eines Volkes hier als Götter angesprochen sind, so zeigt uns dieser Psalm ein ganz hervorragendes politisches Regierungsprogramm auf. Gott sagt hier diesen Göttern oder Ministern, wie er sich die Schwerpunkte ihrer Aufgabe vorstellt. Welchen Aufgaben sie besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen sollten. »Wie lange wollt ihr noch das Recht verdrehen und für die Schuldigen Partei ergreifen? (Ps 82,2) Verteidigt die Armen und die Waisenkinder, verschafft Wehrlosen und Unterdrückten ihr Recht! (Ps 82,3) Befreit die Entrechteten und Schwachen, reisst sie aus den Klauen ihrer Unterdrücker! (Ps 82,4) Die Aufmerksamkeit der Regierung sollte auf die schwachen Menschen ausgerichtet. Was Schwach ist sollte beschützt und nicht ausgebeutet werden.

Man soll für den Unschuldigen Partei ergreifen und für sein Recht kämpfen. Arme und Waisenkinder, Wehrlosen und Unterdrückten soll man zu ihrem Recht verhelfen. Entrechtete und Schwache soll man den Unterdrückern entreissen. Wer das tut, der hat verstanden, wie sich Gott eine Regierung vorstellt. Wie er möchte, dass die Völker geführt werden. Der hat begriffen, was Gott am Herzen liegt. Das lehrte Gott sein Volk schon lange. Im Gesetz steht: Urteilt unparteiisch! Hört die kleinen Leute genauso an wie die vornehmen und einflussreichen, und lasst euch von niemand einschüchtern; denn Gott selbst wacht über das Recht. Ist euch ein Fall zu schwierig, so kommt zu mir, damit ich ihn entscheide.« (Dtn 1,17) Gott verbindet sogar die Hilfe, die wir von ihm bekommen, mit der Bereitschaft, mit der wir bereit sind zu helfen. So heisst es in den Sprüchen: Wenn du für das Schreien der Armen nur taube Ohren hast, wirst du keine Antwort bekommen, wenn du selber um Hilfe rufst. (Spr 21,13)

Anwendung

Gott liebt es, wenn wir Gutes tun. Sein Programm war und ist es, dass den Armen geholfen wird. Er verabscheut Unterdrückung. Das gilt natürlich auch für die Gemeinde Jesu. Paulus schrieb: Im Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude. / Wer Christus auf diese Weise dient, an dem hat Gott Freude, und er ist auch in den Augen der Menschen glaubwürdig. Rö.14,71- 18.

Und das gilt natürlich auch für den Auftrag den Jesus selber wahrgenommen hatte. Jesus sagte, als sich die Schriftgelehrten und Pharisäer wunderten mit welchem Menschen sich Jesus abgab: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. Mk.2,17. Und so ist auch die Einladung von Jesus die logische Folge: Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. / Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Mt.11,28-29.

Was Menschen daraus machen

Das Problem ist wie immer nicht Gott, sondern der Mensch. Wir Menschen sind von Gott eingesetzt und wir bekamen die nötigen Vollmachten, doch statt das Richtige zu tun, handeln wir eigensüchtig. Das Dilemma und Chaos unserer Welt ist allein auf diesen Sachverhalt zurückzuführen.

Aber ihr seht nichts und ihr versteht nichts! Hilflos tappt ihr in der Dunkelheit umher, und die Fundamente der Erde geraten ins Wanken. (Ps 82,5) Die Fundamente der Erde, die Fundamente der Gesellschaft geraten ins wanken. Alles gerät durcheinander. Das ist das Dilemma, das wir in der ganzen Völkerwelt beobachten können. Je schlimmer und eigensüchtiger eine Regierung handelt, je schlimmer geht es dem Volk. Korruption nimmt überhand. Der Stärkere siegt und geht scheinbar als Gewinner hervor.

All das ist ein Ausdruck des selbstsüchtigen Menschen, der sich schlussendlich nur um seinen eigenen Profit Gedanken macht. Wenn einer den anderen ausbeutet, dann ist kein Platz mehr für Gerechtigkeit und Frieden. Egal welches System man nimmt. Sei es der Kommunismus, der Islamismus oder der Kapitalismus. In jedem System sind Menschen, die andere ausbeuten und für sich die meisten Vorteile herausholen. Das Hauptproblem ist nicht das System, sondern der Mensch in diesem System.

Nur ein Beispiel. Schüepps erzählten einmal, dass sie die Kinder in den brasilianischen Heimen fast nicht herausbekommen. Nicht weil sich die Leitung Sorgen über die Kinder macht, denn die Kinder werden völlig vernachlässigt und verwahrlosen in diesen Heimen. Nein, sie wollen sie nicht freigeben, weil sie vom Staat für jedes Kind einen Betrag erhalten. Die Völker werden zu Pulverfässern, deren Zündschnur schon brennt. Eben: Aber ihr seht nichts und ihr versteht nichts! Hilflos tappt ihr in der Dunkelheit umher, und die Fundamente der Erde geraten ins Wanken. (Ps 82,5)

Anwendung

Ganz anders hatte sich Gott das vorgestellt. Ganz anders wird seine neue Welt sein. Ganz anders soll es deshalb bei uns Christen aussehen. Wir sollen eben diese Werte aufrecht halten. Ganz anschaulich macht das Johannes in seinem Brief: Angenommen, jemand, de alles besitzt, was er zum Leben braucht, sieht seinen Bruder oder seine Schwester Not leiden. Wenn er sich ihnen nun verschliesst und kein Erbarmen mit ihnen hat – wie kann da Gottes Liebe in ihm bleiben? 1.Joh.3,17.

Und auch in der Wahrnehmung von Verantwortung in der Gemeinde, geht es nicht um Machtfülle sondern um Dienst. Petrus schreibt: Leitet die Gemeinde, die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, als rechte Hirten! Kümmert euch um sie, nicht weil es eure Pflicht ist, sondern aus innerem Antrieb, so wie es Gott gefällt. Tut es nicht, um euch zu bereichern, sondern aus Hingabe. (1.Petr 5,2) In eurem Verantwortungsbereich führt euch nicht als Herren auf, sondern gebt euren Gemeinden ein Vorbild. (1.Petr 5,3) Dann werdet ihr, wenn der oberste Hirt kommt, den Siegeskranz erhalten, der nie verwelkt. (1.Petr 5,4) Wir als Gemeinde Jesu sollen in den Völkern ein Gegengesellschaft oder eine vorbildliche Gemeinschaft leben. An uns sollten die Menschen sehen, wie sich Gott das Leben vorstellt.

Gott regiert

Gott wird aber alles zu seiner Zeit in Ordnung bringen. Er wird als gerechter und erhabener Herrscher Ordnung schaffen und dem Unterdrückten aufhelfen. Er wird die stolzen und eingebildeten Menschen von ihrem Sockel stossen, die nicht bereit waren auf ihn zu hören.

Ich hatte zwar gesagt: 'Ihr seid Götter, meine Söhne seid ihr, Söhne des Höchsten!' (Ps 82,6) Doch ihr werdet wie die Menschen sterben, wie unfähige Minister aus dem Amt gejagt!« (Ps 82,7) Greif ein, Gott, regiere die Welt; denn dir gehören alle Völker! (Ps 82,8)

Es ist der sehnlichste Wunsch Asafs, dass Gott bald einschreiten möge, um diesem Treiben in den Völkern ein Ende zu setzen. Aber noch ist es nicht so weit. Der Tag wird kommen, an dem Gott alles ins rechte Licht rücken wird. Dann wird nicht mehr der stolze und gottlose Mensch gewinnen, sondern dann werden die Schwachen und die Verachteten den Sieg davon tragen. All jene, die Jesus treu nachgefolgt sind. Dann wird Gott als absolut gerechter Richter in Erscheinung treten und nichts und niemand wird sich vor ihm verbergen können.

Schluss
  1. Zusammenfassung
  2. Gott regiert! Paulus schrieb dem Timotheus: Erfülle deinen Auftrag vorbildlich und untadelig, bis Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt. / Das wird Gott zu der von ihm bestimmten zeit geschehen lassen – er, der vollkommene und alleinige Herrscher, der König über alle Könige und der Herr über allen Herren, / er, der als einziger Unsterblichkeit besitzt ... / Ihm gebühren Ehre und Macht für immer und ewig! AMEN. 1.Tim.6,14-16.