Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 116: Der Konflikt in Nazaret, Teil I.
Die Gewohnheit des Herrn Jesus in Nazaret
Der Herr Jesus befindet sich in Galiläa. Wir lesen in Lukas 4,16: „Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge, und er stand auf, um vorzulesen.“
Wie harmlos diese Geschichte anfängt, oder? Mir gefällt die Idee, dass der Herr Jesus als Mensch gute Gewohnheiten hatte. Es heißt hier, er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge.
Mir scheint, dass das Leben mit Gott gute Gewohnheiten braucht, die aber natürlich gern auch von etwas Spontaneität unterbrochen werden dürfen. Als gläubige Menschen müssen wir uns der Realität stellen, dass unser Fleisch – so nennt die Bibel unseren noch nicht erlösten Körper – nur selten Lust auf die Begegnung mit Gott hat.
Wenn wir dann gute Gewohnheiten einüben, geht es eben nicht nur ums Lusthaben, sondern vielmehr darum, einer guten Gewohnheit nachzugehen, von der ich weiß, dass sie mir gut tut.
Ich habe solche guten Gewohnheiten in meinem Leben, weil ich die Idee von dem Herrn Jesus genau genommen aus diesem Vers hier, Lukas 4,16, abgeschaut habe. Solche guten Gewohnheiten in meinem Leben sind zum Beispiel ein wöchentlicher Ruhetag, um Kraft zu schöpfen, ein Eheabend mit meiner Frau, mittägliche Gebetszeiten oder dreimal im Jahr über meine Visionen und Ziele im Leben nachzudenken.
Ich finde gute Gewohnheiten toll, und wie es mir scheint, der Herr Jesus auch.
Die Lesung aus Jesaja in der Synagoge
Lesen wir noch einmal Lukas Kapitel 4, die Verse 16 bis 19:
Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging am Sabbattag, wie es seine Gewohnheit war, in die Synagoge. Dort stand er auf, um vorzulesen. Man reichte ihm das Buch des Propheten Jesaja.
Als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben stand: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, armen gute Botschaft zu verkündigen. Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.“
Man gibt dem Herrn Jesus das Buch des Propheten Jesaja, doch wir dürfen uns dabei kein Buch vorstellen, wie wir es heute kennen. Es war eine Schriftrolle. Deshalb lesen wir auch heute noch von „aufrollen“. Jesus fand die Stelle, die er vorlesen wollte, indem er darin suchte.
Damals gab es noch keine Kapitel- und Verseinteilung, wie wir sie heute kennen. Deshalb heißt es nicht: „Lasst uns Jesaja 61, Verse 1 und 2 lesen“, sondern es wurde einfach der Text zitiert.
Und was für ein grandioser messianischer Text! Lukas Kapitel 4, Verse 18 und 19:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, armen gute Botschaft zu verkündigen. Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.“
Das sind grandiose Hoffnungen, die uns Gott durch Jesaja hier gibt.
Die Reaktion der Zuhörer und die Bedeutung der Verkündigung
Aber noch besser ist, was jetzt kommt.
In Lukas 4,20 heißt es: „Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück, setzte sich, und alle Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.“ Beim Lesen der Schrift stand Jesus. Als er fertig war und die Schriftrolle zurückgegeben hatte, setzte er sich. Jetzt warteten alle gespannt darauf, was er zu dieser Stelle sagen würde.
Es ist schon irgendwie merkwürdig, wenn man sich vorstellt, dass jedes Wort, das er sagen würde, dasselbe Gewicht wie die Worte aus dem Propheten Jesaja hätte. Der Gott, dessen Geist Jesaja inspiriert hatte, war Mensch geworden. Wenn Jesus den Mund aufmacht, dann ist das der O-Ton Gottes. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir bei Jesus genau zuhören, was er uns zu sagen hat, und sehr genau darauf achten, wie wir mit ihm umgehen.
Was sagt der Herr Jesus jetzt? In Lukas 4,21 sagt er: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.“ Ich glaube, das muss seine Hörer wie ein Schlag getroffen haben. Seht ihr, mit welchem Anspruch Jesus hier auftritt?
Erstens behauptet er, der gesalbte Knecht Gottes zu sein. In Lukas 4,18 heißt es: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat.“ Zweitens beschreibt er seinen Predigtdienst so: „Er hat mich gesalbt, den Armen gute Botschaft zu verkündigen.“
Wenn wir dann noch ein Stück weiter die Predigt von Jesus betrachten, stellt er uns zwei Arme vor. Da ist eine materiell arme Witwe, und dann gibt es einen reichen syrischen Fürsten. Dessen Armut bestand trotz seines Reichtums darin, kein Mittel gegen den Aussatz zu besitzen. Beide erleben Gottes Gnade.
So wird ganz schnell deutlich, dass Jesus jede Art von Armut im Blick hat, vor allem aber wohl die geistliche Armut.
Die Botschaft der Befreiung und das „angenehme Jahr des Herrn“
Aber was ist denn die gute Nachricht an die Armen? In Lukas 4,18 heißt es: „Er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit zu setzen.“ Die Botschaft an die Armen betont Freiheit, Befreiung, Freispruch oder Vergebung.
In Vers 21 steht: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.“ Damit meint Jesus mit den Gefangenen, Blinden und Zerschlagenen seine Zuhörer. Die Begriffe sind nicht wörtlich, sondern bildhaft zu verstehen. Die Einwohner von Nazaret – seine alten Nachbarn, Freunde und Kunden – sind die Gefangenen ihrer Sünde und Schuld. Sie leben unter der zerschlagenden Kraft des Teufels und sind geistlich blind. Jesus möchte ihnen die Augen des Herzens für das Evangelium öffnen.
In Lukas 4,19 heißt es weiter: „Auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.“ Während der Text in Jesaja weitergeht, hört Jesus hier auf vorzulesen. In Jesaja 61,2 steht: „Auszurufen das Gnadenjahr des Herrn und den Tag der Rache unseres Gottes.“ Diesen zweiten Teil, den Tag der Rache, liest Jesus nicht mehr vor. Sein Schwerpunkt liegt auf dem angenehmen Jahr des Herrn – einem Jahr der Befreiung, Erleuchtung und des Aufrichtens.
Jesus hört mitten im Satz auf zu lesen, rollt die Buchrolle zusammen, gibt sie zurück und setzt sich hin. Nun sind alle Augen auf ihn gerichtet. Dann sagt er: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.“ Ein spannender Moment – wie werden sie reagieren?
Was Jesus ihnen sagt, ist: „Ich bin der Messias, ich bin gekommen, um Menschen von ihrer Schuld zu befreien. Im Moment habe ich kein Interesse daran, Menschen mit dem Zorn Gottes zu konfrontieren. Das angenehme Jahr des Herrn ist angebrochen. Bitte macht etwas daraus!“
Persönliche Anwendung und Gebetsangebot
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welche guten Gewohnheiten deinem geistlichen Leben guttun würden.
Ein Tipp: Ich bete aktuell jeden Abend um 21:30 Uhr über Zoom dafür, dass sich der Ukraine-Konflikt entspannt. Wenn du mitbeten möchtest, schreibe mir eine E-Mail.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
