Begrüßung und Einstimmung auf den Advent
Auch die Familien mit den Kindern drüben und alle, die durch die Kassetten im Krankenlager mit uns verbunden sind, möchte ich mit einem Wort Jesu grüßen.
Am zweiten Advent erinnern wir uns immer an die Wiederkunft Jesu. Er kommt, ja, am Ende der Zeit – der Herr der Welt, der die Welt richtet. „Siehe, ich komme bald“, sagt Jesus. „Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.“
Wir wollen nun gemeinsam das Adventslied singen, das in unserer Zeit entstanden ist, von Jochen Klepper: „Die Nacht ist vorgedrungen“, Lied 14, die Verse 1, 2 und 4.
Lasst uns beten: Du barmherziger Herr, unser lieber Heiland, wir danken dir für diese schöne Zeit, die du uns schenkst, in der wir auf dein Kommen warten. Heute wollen wir ganz neu entdecken, dass du der mächtige Herr bist, der auch unser Lebensschicksal in Händen hält.
Du kannst all dem Leid und dem Schweren, das viele von uns belastet, wehren. So dürfen wir jetzt bei dir alles ablegen, was uns traurig macht, was uns besorgt, auch das, was uns in den letzten Tagen beschwert hat.
Dann erwecke ganz neu unseren Glauben, dass wir dich richtig erkennen als den Herrn, der alle Macht hat im Himmel und auf Erden. Dass wir dir unsere Loblieder singen und fröhlich auftrumpfen können im Wissen um deinen Sieg und dass du alles in deiner Hand hältst.
Wir wollen dir jetzt in der Stille all das bringen, was uns als persönliche Not bedrückt. Wir beten in der Stille.
Komm, o mein Heiland, Jesus Christ, meins Herzens Tür, die dir offen ist! Amen.
Das Kommen des Gottesreiches im Evangelium
So schön, wie die Kinder uns hier immer wieder mitnehmen in die Freude. Wir lesen Lukas 17,20-30 vom Kommen des Gottesreiches.
Als Jesus gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann. Man wird auch nicht sagen: ‚Siehe, hier ist es‘ oder ‚Da ist es‘.“ Man kann also nicht mit dem Finger darauf zeigen oder sagen: „Ich habe es hier jetzt.“ Es ist ein verborgenes Reich, denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter uns, doch da geheimnisvoll, so wie der Schatz im Acker.
Jesus sprach aber zu seinen Jüngern: „Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, einen der Tage des Menschensohnes, also des wiederkommenden Jesus, zu sehen, und werdet ihn nicht sehen. Sie werden zu euch sagen: ‚Siehe da‘ oder ‚Siehe hier‘. Geht nicht hin, lauft ihnen nicht nach. Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum anderen, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.
Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird es auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes, also der Wiederkunft Jesu.
Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und sie alle umbrachte. Ebenso wie es geschah zu den Zeiten Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten.
An dem Tag aber, als Lot aus Sodom ging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird es auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn offenbar wird.
Lied und Gebet zur Vorbereitung auf das Kommen Gottes
Vielen Dank, Frau Örsingen!
Jetzt wollen wir einstimmen in das Adventslied Hosianna Davids Sohn, Nummer 401, die Verse eins bis vier. Wenn es dort heißt „von den Reichsgenossen“, dann ist nicht an irgendwelche irdischen Reiche gedacht, wie manche vielleicht von ihrer unbewältigten Vergangenheit meinen, sondern an das Reich Gottes. Wir wollen Teilhaber am Reich Gottes sein, damit sie dieses Wort im biblischen Sinn richtig lieben können.
Wir haben ein Gebet, das das Kommen Gottes herbeiruft, in Jesaja 63. Das ist heute unser Predigttext: Jesaja 63, Vers 15 bis Kapitel 64, Vers 3. Jesaja 63, Vers 15 ist überschrieben mit „Ein Buß- und Bittgebet des Volkes Gottes“.
Damals war es nach der Zerstörung Jerusalems, nach der Zerstörung des Tempels und nach der Vertreibung in die babylonische Gefangenschaft. Dort heißt es: „So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich, bist du doch unser Vater! Denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater, unser Erlöser, das ist von alters her dein Name. Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte Willen, um der Stimme Willen, die dein Erbe sind!“
Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsere Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschst, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.
Hier geht es schon durch die letzten tiefen Anfechtungen hindurch, wenn man sich so von Gott verlassen fühlt. Es ist immer schwierig. Ob das ihre Situation heute trifft? Ich denke, es gibt einige, die das ganz besonders hören können.
„Ach, dass du den Himmel zerrischest und führest herab, dass die Berge vor dir zerfließen, wie Feuer reißig entzündet, wie Feuer wassersiedend macht! Dass dein Name kund würde unter den Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten, und führst es herab, dass die Berge vor dir zerfließen!“
„Und dass man von alters her nicht vernommen hat, kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren.“
Man merkt hier schon, wie Paulus das zitiert im 1. Korinther 2,9, das auch hier in der Anmerkung erwähnt wird, dass das erfüllt ist im Kommen Jesu.
Advent als Zeit der Freude und weltgeschichtlichen Bedeutung
Liebe Gemeinde,
es ist so wunderschön in diesen Adventstagen. Ich habe mich gefreut, bei mancherlei Besuchen zu sehen, wie überall Erinnerungszeichen wie Tannenzweige und Kerzen aufgestellt sind. Es ist ja nicht nur die geschäftliche Dekoration in unserer Stadt.
Was mich in diesen Adventstagen am meisten freut, ist, dass Menschen verwandelt sind. Sie haben liebe Gedanken und überlegen, wie sie jemand anderem Freude machen können. Wäre es nicht schön, wenn das das ganze Jahr über anhalten würde? Wenn Menschen sagen: „Oh, da ist noch jemand, den muss ich besuchen, jemand Altes und Krankes, Verwandtschaft, die noch auf einen Gruß wartet.“
Doch Advent ist nicht nur ein Privatidyll. Man muss einmal hinausblicken über die häusliche Feier. Heute, am zweiten Advent, hören und merken wir: Das Kommen Gottes hat eine weltgeschichtliche Bedeutung. Es betrifft die Mächtigen und die Regierenden. Das hat Maria in ihrem Magnifikat, in ihrem Loblied vor der Geburt Jesu, so wunderbar gesungen. Der kommende Heiland stürzt die Mächtigen vom Thron und hebt die Armen auf. Er bringt Trost, viel mehr als alle Sozialprogramme der Welt, und Heil für die Menschen, die verzweifelt und ohne Hoffnung sind.
Mir ist unwillkürlich eingefallen, wie ich im Februar dieses Jahres in der kolumbianischen Stadt Medellín war und dort am Sonntag am Gottesdienst der Gemeinde teilnehmen konnte. Es war in einem Lagerschuppen eine kleine freikirchliche Gemeinde, übervoll mit Menschen. Mein Freund, ein Dozent der dortigen theologischen Hochschule, sagte: „Guck mal da oben, da steht das Haus vom Drogenboss Escobar.“ Er zeigte genau hin. Escobar hatte Milliarden sein Eigen. Medellín war berühmt als die Stadt der Theologie der Revolution und hat ganz Südamerika verändert.
Aber dann sagte Theodoner: „Was wir hier heute Morgen im Gottesdienst machen und was wir mit der Ausbildung unserer Prediger tun, hat weltgeschichtlich eine viel größere Bedeutung als das, was diese Geldleute, die Mächtigen, die Umstürzler und die Revolutionäre tun.“ Sie sind sich dessen bewusst. „Wir warten auf Jesus. Jesus hat alle Macht im Himmel und auf Erden, und es werden einmal alle Knie sich beugen, wenn der Herr Gericht hält. Da laufen alle Fäden der Weltgeschichte zusammen.“
Heute, an diesem Tag, bauen wir, ohne dass wir es richtig unterscheiden und sehen können, dass Gott sein Reich unsichtbar mitten unter uns auf. Am Ende der Tage, wenn Sonne und Mond ihren Schein verlieren und alles vergehen wird, dann wird er und sein Reich dastehen – so, dass man es sehen kann, ganz neu und wunderbar. Er kommt.
Ich bitte Sie daher, von Ihren häuslichen Feiern ein bisschen weiter hinauszublicken, über den Tellerrand. Sie müssen nur die Zeitung aufschlagen – und das tun wache Christen – und Sie sehen, wie in unserer Welt gelitten wird, wie gesoffen wird, wie Menschen unter die Räder kommen und Unrecht geschieht. Wie Menschen verzweifelt sind, da wird gehasst, getreten, gehöhnt und gespottet. Da wird gehungert und gelitten.
Übrigens: Wenn Sie sich nur in Ihrem nächsten Kreis umschauen, hier in dieser Kirche, sitzen neben Ihnen Menschen, die völlig verzweifelt und mutlos sind. Sie haben keine Hoffnung mehr, sind traurig und verzagt. Mir hat in diesen Tagen jemand gesagt: „Wenn ich nur eine Stunde einmal ohne Schmerzen sein könnte, das wäre schon genug.“ Und ich habe es erlebt: Sehnsucht, Leiden, Hoffnung.
Da hat dieses Gebet seinen Platz als Adventsgebet: „Ach, Herr, reiß doch eine Ritze in den Himmel, dass Menschen jetzt etwas von deiner Herrlichkeit erfahren. Mach doch den Himmel auf, dass Menschen dir jetzt begegnen.“
Die Bedeutung des Betens in der Adventszeit
Es ist mir heute Morgen ganz wichtig, dass Sie überhaupt wahrnehmen, was Beten bedeutet. Wir stehen in einem Riss des offenen Himmels. Dieser Himmel ist da, denn mit dem Kommen Jesu ist der Himmel aufgerissen. Ich darf hineinblicken und den Heiland Jesus in seiner Macht und Herrlichkeit sehen. Daraus darf ich wissen: Ich darf mein Herz vor ihm ausschütten. Ich darf ihm alles sagen, was mich bedrängt und bewegt. Er hat das Sagen über alles. Wir dürfen vor ihn treten.
Komm, Herr Jesus – das ist mein erster Punkt. Komm bald, komm doch bald, Herr Jesus! Vielleicht waren Sie einmal im Saal der Brüdergemeinde in Kongtal. Dort steht an der Wand geschrieben: „Komm bald, Herr Jesus!“ Das ist ein wichtiger Satz. Sie wissen doch, dass so das Neue Testament endet. Ganz am Ende der Offenbarung, nach dem Durchmarsch durch all die schrecklichen Weltentwicklungen, steht das Amen: „Ja, komm bald, Herr Jesus!“
Jetzt muss ich Sie einmal fragen – auf Ihr Gewissen hin: Wann haben Sie das letzte Mal so gebetet? Sehnsüchtig: „Komm bald!“ Sagen Sie: „Entschuldigung, ich möchte doch zuerst noch…“ Der eine will noch seine Heirat vorher haben, der andere sagt: „Ich möchte meinen Ruhestand noch genießen.“ Hat das Kommen Jesu nicht noch ein bisschen Zeit? Oder beten Sie wirklich so: „Komm bald, Herr Jesus!“?
In der Urchristengemeinde war das ein Ruf, der jedes Mal ausbrach – am Ende des Gottesdienstes, bei jeder Zusammenkunft: „Maranatha, unser Herr, komm bald!“ Warum waren die Christen damals so weltflüchtig? Sie waren nicht weltflüchtig, sondern sie sahen, dass das Unrecht dieser Welt, das Böse, das Leid und die Tränen endlich ein Ende haben müssen. Es kann nicht ewig so weitergehen, dass Gott auf die Seite gedrückt wird und Menschen tun, was sie wollen, jeder nach seinem Gutdünken herrscht.
Aber jetzt noch einmal: Warum wollen wir denn nicht so beten? Es gibt einen ganz einfachen Grund: Wir merken erst, wie weit wir von den Gedanken Gottes entfernt sind. Wenn ich Ihre Gebete und meine Gebete einmal analysiere, dann hören sie sich meist so an: „Herr, löse meine Geldprobleme, löse meine Gesundheitsprobleme, löse meine schwierigen Familienverhältnisse oder den Ärger mit den Mitmenschen, die mir solche Schwierigkeiten machen.“ Wir sind ganz sesshafte Bürger dieser Welt geworden. Jesus sagt einmal: „Nach dem allem trachten die Heiden.“ So sind wir.
Bewegt uns das noch: „Dein Reich komme her, lass doch jetzt dein Reich anbrechen, deine Gottesherrschaft mitten in unserer Welt!“ Wann wird es endlich so sein, dass du, Herr, Menschen wieder begegnest? Wir leben heute in einer sehr gottlosen Zeit. Das sieht man am meisten an den Christen, am meisten an den gläubigen Christen, weil so wenig Glaube und Erwartung auf das Kommen Jesu da ist.
Wenn man Jesus erwartet, den Weltenrichter, erschrecke ich zuerst. Dann denke ich: „Dann wird ja alles in deinem Leben bloßgelegt.“ Ach, wir sind doch schon lange durchschaut bei Gott. Dann müssen wir ja unsere Handlungen verändern. Dann müsste unser Leben ganz anders sein.
Ja, jetzt bitte: Stellen Sie sich auf den kommenden Heil ein. „Komm bald, Herr Jesus!“ Ich hoffe, dass Sie alles in Ihrem Haus nicht nur auf Weihnachten richten – mit den Backwaren, die noch fertig werden müssen, mit den Päckchen, die noch zur Post müssen, mit Briefen, die noch geschrieben werden –, sondern dass Ihr Leben bereit ist. Und sagen Sie: „Ich bin einer, der täglich vor dem Herrn der Welt steht und sein Leben durchleuchten lässt.“
Mir tut es ein bisschen weh, dass manche ganz gutmütig sind und meinen, sie seien evangelistisch oder missionarisch, wenn sie so Gott verteidigen und sagen: „Es gibt vielleicht doch noch irgendwo einen Gott.“ So, als könnte man Gott auf die Schultern klopfen. Uns soll man doch immer die Betroffenheit abspüren. Wir sind solche, die täglich von Gott geprüft und geleitet werden. Deshalb sind wir auch Menschen, die sehr zerbrochen sind – hoffentlich alle unter der Last unserer Versäumnisse, der Schuld und der Sünde unseres Lebens.
Gottes Gericht und die Notwendigkeit der Gottesbegegnung
Wissen Sie, als Israel dieses Wort von Jesaja erhielt, befanden sie sich an einem Tiefpunkt. Sie fragten sich: Warum geht es uns so schlecht? Wie kann Gott das zulassen? Und warum müssen wir so viel Böses erleben? Jesaja antwortet: Ach, ihr habt doch Gott verloren, ihr steht gar nicht mehr in seiner Nähe. Was ihr braucht, ist eine neue Begegnung mit dem lebendigen Gott.
Solche Momente sind oft Zeiten, in denen das Kleine klein wird und das Große groß. In meinem Leben hat dieses Kapitel eine ganz besondere Bedeutung. Ich bin damals in den Schwarzwald gezogen und habe mein erstes Pfarramt begonnen – so fröhlich und mutig. In Stuttgart hatte ich eine große Jugendarbeit geleitet, Pläne gemacht und Programme erstellt. Alles lief wunderbar. Ich lud Leute ein, ging von Tür zu Tür. Doch merkwürdigerweise kamen immer weniger Jugendliche zu den Gruppen.
Eines Abends kam ich in die Jugendgruppe, schaltete das Licht an – und da war niemand mehr da. Ich fragte mich, was los sei, ob heute ein besonderes Fernsehprogramm läuft. Doch es gab nichts, kein Fußballspiel, keinen Europapokal. Ich ging nach Hause, hatte einen freien Abend und blätterte in der Bibel. Da stieß ich auf Jesaja 63.
In den Versen davor steht: Gott wurde ihr Feind, Israels Feind, und stritt mit ihnen. Das war mir gar nicht bewusst. Gott ist doch der liebende Gott. Dass Gott mit uns streitet, mit seinem Volk kämpft – wissen Sie, das kann heute auch so sein. Gott kämpft mit uns, schlägt uns Dinge aus der Hand und nimmt uns in sein Gericht, weil er uns liebt. Er sagt: Du verlierst deine Kraft in vielerlei Hinsicht, du musst das Wesentliche wiederfinden. Deshalb lässt Gott uns oft durch notvolle Zeiten gehen.
Wissen Sie, das Gericht Gottes kann heute schon geschehen. Am meisten beginnt es bei der Gemeinde Gottes. Gott geht hart mit uns ins Gericht. Darum kann er viel zerstören, uns Lasten auflegen, damit wir zur Besinnung kommen. Wir müssen erkennen, dass wir vor allem eine neue Gottesbegegnung brauchen. Er, der Herr, muss uns vor Augen treten, sodass deine Gegenwart mich wie die Luft umgibt.
Leben Sie so im Alltag? Er ist da, der ewige Gott, der mich hält, der mich durchleuchtet, prüft und wägt, vor dem ich stehe. Es gibt Situationen, in denen Gott uns den Weg zumauert. Werden Sie jetzt nicht ungeduldig, sondern verstehen Sie: Da passt dieses Gebet gut – „Ach, dass du den Himmel zerrissest und herabführst!“ Ich möchte dir wieder begegnen.
Gerade in diesen Adventstagen ist das besonders notwendig. Ich möchte ihm begegnen. Nun möchte ich mit einem zweiten Teil fortfahren: Die Hilfe steht vor der Tür.
Mich überrascht, wie in diesem Gebet gebetet wird. Das Gebet kann man nur in der Bibel lernen. Heute gibt es viele, sogar Päpste, die sagen, wie man heute nur beten darf. Manche meinen, man dürfe nur lobpreisen – und das über längere Zeit. Nun, Lobpreis ist immer gut, und wird oft vernachlässigt. Aber niemand kann uns vorschreiben, wie wir beten sollen. Sie dürfen auch bei Gott klagen. Das kann niemand verbieten.
Manche Psalmbeter haben es gewagt, mit Klage zu beginnen. Auch hier wird Gott gedrängt und gesagt: „Ach Herr, jetzt reiß doch den Himmel auf!“ Sie dürfen so beten, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Ist das nicht schön? Sie dürfen vor Gott so auftreten und das sagen. Der größte Ehrentitel Gottes bleibt „Vater“. Unter den Menschen gibt es kaum rechte Väter, aber Gott ist das Urbild des Vateramtes. Er ist die Autorität, die unser Leben in der Hand hält.
Vater, ich will dir begegnen, deiner Macht und Größe. Ich will mich ganz neu unter dir sehen, von dir umgeben, geschaffen und getragen. Und das, was Jesus ergänzend hinzugefügt hat, von der Vatergüte Gottes: Der Vater ist noch größer als alle Menschen in ihrer Güte. Wo wird ein Vater seinem Kind, das um Brot bittet, einen Stein geben? Oder einen Fisch durch eine Schlange ersetzen? Oder einen Skorpion in den Mund schieben?
Wenn ihr, die ihr böse seid, euren Kindern schon gute Gaben gebt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel euch überschütten – nicht mit allem, was ihr euch wünscht, sondern mit seinem Geist. Da bricht sein Königreich an. Jesus war es wichtig, dass wir uns nicht in Geldsorgen verlieren. Manche sind im Glauben verunsichert, wenn sie keine materiellen Gebetserhörungen erleben.
Gott kann groß zu uns sein. Er hat uns oft seine Güte erwiesen. Aber er sieht das nicht als seine letzte Aufgabe an, uns im letzten Rechtshändel dieser Welt den Sieg zu schenken. Ihm ist wichtiger, dass sein Reich bei uns anbricht, dass er bei uns ist, dass seine Königsherrschaft da ist.
Mich überrascht, dass man Gott so anrufen darf: „Schau doch vom Himmel herab!“ Darf man so unflätig mit Gott reden? Ja, Sie dürfen. Gott nimmt das Schreien seiner Kinder nicht als Respektlosigkeit, solange es zu ihm kommt.
Ich möchte Ihnen sagen: Sie beten alle viel zu wenig. Das ist die Chance, Gottes Nähe zu erfahren. Gehen Sie in die Stille, rufen Sie ihn an, und Sie werden ihn neu erleben, wie er zu Ihnen spricht.
Das Schlimmste ist nicht, respektlos zu beten. Das ist nicht schlimm. Jesus hat bewusst gesagt, man darf sogar „Abba“ sagen, wie Kinder in der Babysprache. Am allerschlimmsten ist es, Gott auf der Seite liegen zu lassen.
Kennen Sie solche Familien? Vielleicht haben Sie das schon gesehen: Das Wohnzimmer ist voll, doch irgendwo sitzt der alte Opa in der Ecke, will etwas sagen, aber keiner hört zu. Der Junge legt die Füße auf den Tisch und schaut Fernsehen, die Mutter bügelt, der Vater liest Zeitung. Alle reden durcheinander, und der Opa wird nicht ernst genommen. Das ist respektlos.
So ist es heute auch gegenüber Gott. Wir wissen, dass es ihn gibt, aber wir reden nicht mit ihm, ehren ihn nicht, lieben seine Vatergüte nicht und lassen ihn nicht in unser Leben hinein.
Du musst doch helfen! So dürfen wir kommen. Und so klingt es auch in den Worten: „Du bist doch da mit deiner großen Barmherzigkeit, ich habe einen Faustpfand in der Hand – deine Barmherzigkeit!“
Vor ein paar Tagen las ich eine Nachricht, dass einige junge freikirchliche Christen eine Aktion gestartet haben. Christen sollten Buße tun. Für was? Zufälligerweise nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch dafür, dass wir so wenige Friedensinitiativen in der Vergangenheit im ehemaligen Jugoslawien gestartet haben.
Ich habe kurz nachgedacht und festgestellt: Ich komme zwar viel herum, aber Jugoslawien war ich auch nicht. Stimmt, eine Friedensinitiative habe ich nicht einmal in Stuttgart gegründet, nicht einmal in der Gemeinde. Muss ich Buße tun? Da wird heute viel Unsinn erzählt.
Ich freue mich, wenn Leute Friedensinitiativen haben und vor allem Lösungen wissen. Aber ich will nur für eines Buße tun: dass ich zu wenig gebetet habe. Das drückt mich, und das sollten Christen tun. Gebet ist mehr als irgendeine politische Erklärung, die genauso wirkungslos ist wie viele der UNO, NATO, EG und so weiter.
Ich will den Herrn bitten, dass er in dieser dunklen Welt erscheint und durch seine Kinder wieder etwas bewegt. Dass das Gottesreich anbricht. Und dafür will ich am meisten beten, dass das auch heute in unseren Kirchen und Gemeinden geschieht.
„Ach Herr, ach, dass du den Himmel zerrissest!“ Das Faustpfand ist seine Barmherzigkeit. Deine Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Wir wissen doch, wie barmherzig Gott ist. Er will helfen. Er hat sogar Mahnwachen um seinen Thron gestellt, so steht es beim Propheten Jesaja. Sie erinnern ihn immer wieder an seine Verheißungen.
Wenn wir beten, könnte Gott in unseren Tagen so viel bewegen.
Noch ein letztes: Wir warten auf Gottes Macht und Sieg. Wir warten auf Gottes Macht und Sieg. „Komm bald, Herr Jesus!“ war unser erster Punkt. Das zweite war: Die Hilfe steht vor der Tür. Jetzt warten wir auf Gottes Macht und Sieg.
Das Gebet ist eigenartig, da kann man viel lernen. Da steht: „Warum lässt du uns abirren? Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen?“ Wir wollten doch frei sein, mündig sein, unser Leben selbst führen. Wir sind doch selbst von Gott weggelaufen, haben sein Wort weggeworfen. Wir waren ungehorsam!
Jetzt wird Gott angeklagt: „Warum lässt du uns in die Sünde hineinstolpern? Warum lässt du unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Warum lässt du das zu, Herr?“
Seien Sie versichert, das ist Glaubenssprache. Ganz anders als wenn Gott eine Vorhaltung macht: „Wie kannst du das zulassen?“ Es ist Glaubenssprache: „Herr, du weißt, wie schwach ich bin, wie leicht ich von der Sünde verführt werde. Du musst eine Mauer um mich bauen, mich bewahren vor dem bösen Feind, mich aus den Klauen der Sünde befreien, mein Herz erneuern.“
Das ist schön, wenn man so beten darf: „Ach Herr, erneuere mich, mach aus mir einen neuen Menschen!“
Seien Sie versichert, die Adventssonntage haben alle einen Sinn. Die Vorbereitung ist wichtig. In Vers 18 steht: „Kurze Zeit haben die Feinde dein heiliges Volk vertrieben, deine Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.“ Es war damals der Tempel. Für die Leute war es ein Schock, wie unreine Füße auf den Ruinen des Tempels herumliefen.
Manche waren auch schockiert, wie die Bischofswahl ausging. Ich höre immer wieder, dass manche sagen: „Was ist das bloß? In den Augen der Welt sieht das furchtbar aus, unsere zerstrittene Kirche, die nicht einmal einen Führer bekommt.“
Ich sage immer wieder: Nun ja, ist es sinnvoll, eine Zweidrittelmehrheit in einer so zerrissenen und pluralistischen Gesellschaft wie heute zu fordern? Mir ist das Erscheinungsbild der Kirche nicht der letzte Maßstab.
Viel schlimmer ist, was hinter dieser Krise offenbar wird: In der Gemeinde Gottes herrscht längst keine Einmütigkeit mehr. Dein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben.
Wir sind längst nicht mehr einig, ob Jesus nur ein Mensch war oder Gottes Sohn ist. Wir sind nicht mehr einig, ob wir auf unseren Edelmut, unsere Moral und Ethik bauen oder allein durch die Gnade Jesu gerettet werden, der für uns am Kreuz starb.
Wenn vom zertretenen Heiligtum die Rede ist, muss man auch in unserer Lage heute sagen: Was kann man tun? Beten.
„Ach Herr, gib doch wieder, dass Menschen dir begegnen, deiner Macht und Größe.“ So wie sie es vielleicht durch Gottes Güte einmal erlebt haben, dass das Wort mächtig wurde und sie zum Glauben führte, dass Gott ihnen seinen Geist schenkte und sie Christus erkennen konnten.
„Ach, ergieß dich doch noch einmal!“ Da heißt es: Wie ein Feuerbrand musst du noch einmal herunterfahren, wie Feuer, das reißig entzündet, da muss noch einmal ein Flächenbrand kommen, der alles mitreißt, belebt und bewegt.
Heute ist es ökologisch nicht mehr richtig zu erklären, dass das an unserer Zeit liegt. Aber als ich kürzlich in Mosambik war, sagte mein Missionar, der mich führte, immer wieder: „Guck, da brennt wieder ein Feuer, das ist ein Zeichen des Lebens.“
Das ist schlimm, wenn die Afrikaner die Landschaft abbrennen, bevor sie ihre Felder bestellen. Ich will das nicht gutheißen, aber jahrelang waren die Felder überwuchert von Gestrüpp und Gebüsch. Jetzt schneiden sie alles ab und machen große Feuer, bevor der Acker bestellt wird.
Das sind Zeichen des Lebens, da wird wieder gebaut, da beginnt das Leben.
Oder wie oft hat Jesus das Bild gebraucht: „Ich will ein Feuer anzünden.“ Was wollte ich lieber, als dass es brenne, dass es unsere kalten Herzen erwärmt, dass wir vom Geist Gottes erfüllt werden, dass er unser Leben bestimmt.
„Ach Herr, lass das wieder geschehen in unseren Tagen. Komm wirklich und mach in unserer dunklen, unheimlichen Welt etwas Neues. Lass dein Reich anbrechen bei uns!“
Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben. Das geschieht seit Jahrhunderten, seit dem Kommen Jesu, dass er Einzug hält als Herr und König und uns fröhlich macht in seiner Gegenwart. Amen.
Wir singen nun das Lied „Wie soll ich dich empfangen?“, Lied 10, Verse 7 bis 10.
Wir wollen beten: Jesus Christus, du Herr der Welt, du möchtest auch uns mit all dem, was uns jetzt bewegt, unter deine Fürsorge nehmen. Wir dürfen ganz getrost und gelassen dir auch die Geschicke der Welt überlassen. Wir sind nicht die Regierenden und nicht die Mächtigen.
Aber wir dürfen um deine Barmherzigkeit bitten, dass du jetzt auch dort wohl tust, wo alle Dunkelheit der Welt so mächtig sich gebärdet. Dass du dort durch deine Kinder herrlich wirkst.
Du tust das durch die Jahrhunderte hindurch, auch im Verborgenen. Wir möchten nur, dass unser Leben durch dich ganz geprägt ist von deiner Gerechtigkeit.
In uns gibt es so viel Dunkles, Herr. Richte uns, zeig uns, wo wir Buße tun sollen, wo wir umkehren sollen, damit du auch in diesen Adventstagen bei uns einziehen kannst. Dass du durch unsere Hände, unser Tun und Reden hindurch viel wirken kannst für dein ewiges Friedensreich.
Herr, du hast deine Gemeinde immer wieder mitten in die Welt gestellt. Wir denken besonders an die, die in Not und Krankheit leben, die verzagt und mutlos sind. Gib, dass sie sich in dir freuen, dass sie wissen: Du bist da.
Auch in aller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wird es bei dir hell. Du lässt niemand im Dunkeln, der dich sucht.
Gebrauche auch uns, dass wir in diesen Tagen dein Licht in die Dunkelheit der Welt tragen, deinen Trost und deine Freude.
Ach Herr, wir danken dir, dass du jedem von uns so begegnen willst, dass wir in unmittelbarer Nähe mit deinem Reich leben dürfen. Dass du unser Leben gebrauchen kannst, damit deine Königsherrschaft in dieser Welt aufgerichtet wird.
Das freut uns und macht uns Mut. Da ist keiner unbrauchbar, und jeder Tag unseres Lebens ist bedeutsam und wichtig vor dir.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wir singen noch vom Lied 8 den sechsten Vers.
Die Kassetten vom Kinderchor gibt es hinten auch in der CD-Version. Es gibt eine mit Weihnachtsliedern und eine mit übrigen Kinderliedern. Auch von früheren Aufnahmen unseres Kinderchors gibt es welche für 14,80 Euro. Wer versehentlich den falschen Preis bezahlt hat, muss es nur sagen, dann wird es sofort korrigiert.
Diese gibt es dort, und ich möchte sagen: Wenn Sie Patenkinder haben oder etwas verschenken möchten, wir haben im unteren Saal Waren aus der Dritten Welt aufgebaut. Das sind Kenia-Taschen mit Lederüberschlag, zwischen 10 und 30 Mark. Diese wurden von Pfarrfrauen in großer, langer Handarbeit hergestellt, damit ihre Kinder eine Ausbildung bekommen können.
Das ist immer wieder bewegend, wie die Mütter gearbeitet haben und sich freuen, dass wir die hier verkaufen. Sie wissen gar nicht, wie sehr sie uns damit helfen. Die Mütter wollen, dass ihre Kinder etwas lernen. Das ist schön, wenn man das unterstützt.
Dann gibt es noch Webarbeiten aus Äthiopien, die Dr. Schmoll mitgebracht hat. Diese können Sie hier nicht kaufen. Außerdem gibt es peruanische Handarbeiten, exquisite Lederwaren, die der Missionsuhr im unteren Saal gehören.
Ich darf noch einmal einladen: Heute Nachmittag um 15 Uhr haben wir unseren adventlichen Alten Mittag. Egal, ob Sie hier wohnen oder nicht – alle, die über 65 sind, mit ihrem Ehegatten sind herzlich eingeladen, mit uns zu feiern. Es ist schön, wenn man mehr Zeit zum Beisammensein hat.
Auf Ihren Plätzen liegt der neue Notizenzettel, der bis Ende Februar gilt, damit Sie Informationen haben. Manchmal empfiehlt es sich, ihn durchzulesen, dann sind Sie genau informiert. Wir sagen hier nicht mehr alles, was dort draufsteht.
Von meiner Mosambik-Reise hat Idea einen längeren Artikel gebracht. Wer ihn haben will, findet ihn hinten auf dem Simson, kostenlos zum Mitnehmen.
Ich bin Ihnen so dankbar für das, was Sie tun. Mir passiert es immer wieder bei der Predigt: Wenn man unmittelbar predigt und nicht wortwörtlich am Manuskript entlanggeht, vergisst man wichtige Gedanken. Das passiert mir oft bei meinen Beispielen.
Ich habe Ihnen erzählt, dass ich in meiner Gemeinde in Schramberg-Schulgen in der Jugendarbeit einen Tiefschlag erlebt habe, als niemand mehr kam. Das muss ich ergänzen: Ein halbes Jahr später feierten wir an der gleichen Stelle Bibelstunden mit 200 jungen Leuten. So kann Gott seine Macht demonstrieren.
Das erleben wir auch immer wieder bei unserer Arbeitshilfe für Brüder. Ich will nicht, dass daraus ein Gesetz wird, dass es immer so gehen muss und man nur auf der Erfolgsschiene fährt. Aber es ist eindrucksvoll zu sehen, wie mit kleinen Hilfen viel getan werden kann.
Wir sehen, dass durch Ihre Gaben weltweit viel geschehen konnte. Einer unserer Mitarbeiter, Stephan Fett, war in Kambodscha, wo wir eine Mitarbeiterin, Rita Blöcher, haben. In der Hauptstadt Phnom Penh arbeitet sie mit Straßenkindern, die eine Lehrlingsausbildung bekommen.
Das war uns auch an Weihnachten wichtig: Dass möglichst viele junge Leute eine praktische Ausbildung erhalten und in dieser Zeit Jesus als Heiland kennenlernen. Was kann das für ein Land bedeuten, das so verschlossen ist für die Mission?
Wir wissen, durch wen das geht: durch Rita Blöcher vor Ort, die durch unsere christlichen Fachkräfte ausgesandt wurde.
Wir wollen heute für die Arbeit von „Hilfe für Brüder“ geben, die diese Mittel vor Ort zur Verfügung stellt, damit die Ausbildung stattfinden kann. Ganz herzlichen Dank!
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Frida Gruber, 97 Jahre. Sie war Buchhalterin und viele Jahre Mesnerin in unserer Gemeinde, etwa bis 1956. Sie starb im hohen Alter, zuletzt wohnte sie in der Hasenbergsteige und dann im Altenheim in Würzburg.
Die Familie Gruber mit der Bäckerei in der Hohenheimer Straße am Eck zum Bethesda war eine wichtige Stütze für unsere Gemeinde. Wir denken dankbar an so viel, was Frau Gruber auch hier in der Gemeinde gegeben hat, auch wenn nur wenige aus unserer Predigtgemeinde sie noch persönlich kannten. Doch wir wissen, dass das durch die Generationen weitergetragen wird, in großer Treue dem Herrn zu dienen.
Bei der Beerdigung hatten wir die Losung des Sterbetages: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum leben oder sterben wir, wir gehören dem Herrn!“
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Warten auf Gottes Macht und Sieg
Noch ein letztes Mal: Wir warten auf Gottes Macht und Sieg. Wir warten auf Gottes Macht und Sieg. „Komm bald, Herr Jesus“ war unser erster Punkt, und das zweite war: „Die Hilfe steht vor der Tür“. Jetzt warten wir auf Gottes Macht und Sieg.
Das Gebet ist schon eigenartig, da kann man viel lernen. Dort steht: „Warum lässt du uns abirren? Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen?“ Ja, wir wollten doch frei sein, wir wollten mündig sein, wir wollten unser Leben selbst führen. Wir sind doch selbst von Gott weggelaufen, wir haben sein Wort verworfen. Wir waren ungehorsam!
Jetzt wird Gott angeklagt: „Warum lässt du uns in die Sünde hineinstolpern? Warum lässt du unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Warum lässt du das zu, Herr?“ Das ist Glaubenssprache. Ganz anders als wenn Gott eine Vorhaltung gemacht wird: „Wie kann Gott das zulassen?“ Glaubenssprache bedeutet: „Herr, du weißt doch, wie schwach ich bin, wie leicht ich von der Sünde in mir verführt werde. Du musst doch eine Mauer um mich bauen, du musst mich bewahren vor dem bösen Feind, du musst mich aus den Klauen der Sünde befreien, du musst mein Herz erneuern.“ Das ist schön, wenn man so beten darf: „Ach Herr, erneuere mich, mach aus mir einen neuen Menschen!“
Seien Sie gewiss, dass die Adventssonntage alle einen Sinn haben. Die Vorbereitung ist wichtig. In Vers 18 steht: „Kurze Zeit haben die Feinde dein heiliges Volk vertrieben, deine Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.“ Es war damals der Tempel. Für die Leute war es ein Schock, wie unreine Füße auf den Ruinen des Tempels herumgelaufen sind.
Auch heute schockiert manche, wie die Bischofswahl ausgegangen ist. Ich höre immer wieder Leute sagen: „Was ist das bloß? In den Augen der Welt sieht das furchtbar aus, unsere zerstrittene Kirche, die nicht mal mehr einen Führer bekommt.“ Ich würde immer wieder sagen: Nun ja, ist es sinnvoll, eine Zweidrittelmehrheit zu fordern in einer Gesellschaft, die so zerrissen und pluralistisch ist wie unsere heute?
Mir ist das äußere Erscheinungsbild der Kirche nicht der letzte Maßstab. Viel schlimmer ist, was hinter dieser Krise offenbar wird: dass in der Gemeinde Gottes schon längst keine Einmütigkeit mehr herrscht. Dein Wort ist wahr und trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben. Doch wir sind längst nicht mehr einig, ob Jesus nur ein Mensch war oder Gottes Sohn ist. Wir sind längst nicht mehr einig, ob wir auf uns selbst bauen, auf unseren Edelmut, unsere Moral und Ethik, oder ob wir allein durch die Gnade Jesu gerettet werden, der für uns am Kreuz starb.
Wenn vom zertretenen Heiligtum die Rede ist, muss man auch heute sagen: Was kann man da tun? Beten! „Ach Herr, gib doch wieder, dass Menschen dir begegnen, deiner Macht und Größe. So wie sie es vielleicht durch Gottes Güte einmal selbst erfahren haben, dass das Wort mächtig wurde und sie zum Glauben geführt hat, dass Gott ihnen seinen Geist geschenkt hat und sie Christus erkennen konnten. Ach, erweise dich doch auch noch einmal!“
Da heißt es: Wie ein Feuerbrand musst du noch einmal herunterfahren, wie ein reißiges Feuer, das entzündet wird. Da muss noch einmal ein Flächenbrand kommen, der alles mitreißt, belebt und bewegt.
Heute ist es ökologisch nicht mehr richtig zu erklären, dass das an unserer Zeit liegt. Aber als ich jetzt wieder in Mosambik war, hat mein Missionar, der mich dort geführt hat, immer wieder gesagt: „Guck, da drüben brennt wieder ein Feuer, das ist ein Zeichen des Lebens.“ Das ist doch schlimm, wenn die das alles abbrennen – so eine afrikanische Unsitte, dass sie immer die Landschaft abbrennen, bevor sie ihre Felder bestellen. Ich will das nicht gutheißen, nicht dass sich jemand an dieser Stelle aufhält – das ist nicht der Sinn meines Beispiels.
Aber da waren jahrelang die Felder überwuchert von Gestrüpp und Gebüsch. Jetzt schneiden sie das alles ab und machen große Feuer, bevor der Acker wieder bestellt wird. Das sind Zeichen des Lebens, da wird wieder gebaut, da beginnt das Leben.
Oder wie oft hat Jesus das Bild gebraucht: „Ich will ein Feuer anzünden.“ Was wollte er lieber, als dass es brennend sei, dass es unsere kalten Herzen erwärmt, dass wir wieder erfüllt werden vom Geist Gottes, dass er durch und durch unser Leben bestimmen kann?
„Ach Herr, lass das doch wieder geschehen in unseren Tagen. Komm du wirklich und mach in unserer dunklen, unheimlichen Welt etwas Neues! Lass dein Reich anbrechen bei uns! Was kein Auge gesehen hat und was kein Ohr gehört hat, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben.“
Das geschieht in all den Jahrhunderten seit dem Kommen Jesu: dass er Einzug hält als der Herr und als der König und dass er uns fröhlich macht in seiner Gegenwart. Amen!
Abschluss mit Lied, Gebet und Gemeindemitteilungen
Wir singen nun das Lied „Wie soll ich dich empfangen?“, Lied 10, Verse 7 bis 10.
Wir wollen beten: Jesus Christus, du Herr der Welt, du möchtest auch uns mit all dem, was uns jetzt bewegt, unter deine Fürsorge nehmen. Wir dürfen ganz getrost und gelassen dir auch die Geschicke der Welt überlassen. Wir sind nicht die Regierenden und nicht die Mächtigen. Aber wir dürfen um deine Barmherzigkeit bitten, dass du jetzt auch wohl tust – gerade dort, wo alle Dunkelheit der Welt so mächtig sich gebärdet. Dass du dort durch deine Kinder herrlich wirkst.
Du tust das durch die Jahrhunderte hindurch, auch im Verborgenen. Wir möchten nur, dass unser Leben durch dich ganz geprägt ist von deiner Gerechtigkeit. In uns gibt es so viel Dunkles, Herr. Das richte und das zieh uns ins Licht. Zeig uns, wo wir Buße tun sollen, wo wir umkehren sollen, damit du auch in diesen Adventstagen bei uns einziehen kannst. So dass du durch unsere Hände, durch unser Tun und durch unser Reden hindurch viel, viel wirken kannst für dein ewiges Friedensreich.
Herr, du hast deine Gemeinde immer wieder mitten in die Welt hineingestellt. Dabei denken wir jetzt besonders an die, die in Not und Krankheit leben, die verzagt und mutlos sind. Gib doch, dass sie sich in dir freuen und wissen: Du bist da. Auch in aller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wird es bei dir hell. Du lässt niemanden im Dunkeln, der dich sucht.
So gebrauche auch uns, dass wir in diesen Tagen in das Dunkel der Welt dein Licht hineintragen – deinen Trost, deine Freude.
Ach Herr, wir danken dir, dass du jedem von uns so begegnen willst, dass wir in unmittelbarer Nähe mit deinem Reich leben dürfen. Ja, so dass du unser Leben gebrauchen kannst, damit deine Königsherrschaft in dieser Welt aufgerichtet wird. Das freut uns und macht uns Mut. Niemand ist dir unbrauchbar, und jeder Tag unseres Lebens ist bedeutsam und wichtig vor dir.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wir singen noch vom Lied 8, den sechsten Vers.
Die Kassetten vom Kinderchor gibt es hinten auch in der CD-Version. Dort gibt es eine mit Weihnachtsliedern und eine mit übrigen Kinderliedern. Auch von früheren Aufnahmen unseres Kinderchores gibt es welche. Sie kosten 14,80 Euro.
Wer irgendwo versehentlich den falschen Preis bezahlt hat, muss das nur sagen. Dann wird das sofort wieder gut gemacht.
Also, die Kassetten gibt es da. Ich möchte auch sagen: Wenn Sie irgendwo Patenkinder oder so haben, zum Verschenken, dann haben wir drüben im unteren Saal Waren aus der Dritten Welt aufgebaut. Das sind Kenia-Taschen mit Lederüberschlag, zwischen 10 und 30 Euro. Diese Taschen wurden von Pfaffrauen in großer, langer Handarbeit hergestellt, damit ihre Kinder eine Ausbildung bekommen können.
Das ist immer wieder bewegend, wie die Mütter da gearbeitet haben und wie sehr sie sich freuen, dass wir die Taschen hier verkaufen und sagen: Ihr wisst gar nicht, wie ihr uns helft. Die Mütter wollen, dass ihre Kinder etwas lernen, und es ist schön, wenn sie das auch fördern.
Dann gibt es dort auch Handarbeiten und Webarbeiten aus Äthiopien, die Dr. Schmoll mitgebracht hat – direkt aus Äthiopien. Diese können Sie hier gar nicht kaufen.
Außerdem sind dort peruanische Handarbeiten, exquisite Lederwaren aus Peru, die der Missionsuhr drüben im unteren Saal zugeordnet sind.
Ich darf noch einmal einladen: Heute Nachmittag um 15 Uhr haben wir unseren adventlichen Alten-Mittag. Egal, ob Sie hier wohnen oder nicht, ich möchte Sie herzlich einladen, mit dabei zu sein. Alle, die über 65 sind, sind mit ihrem Ehegatten eingeladen, mit uns zu feiern. Es ist schön, wenn man mehr Zeit hat, auch zum Beisammensein.
Auf Ihren Plätzen liegt der neue Notizenzettel, der bis Ende Februar gültig ist. So haben Sie alle Informationen. Es empfiehlt sich manchmal, ihn durchzulesen. Dann sind Sie ganz genau informiert, und wir müssen hier nicht alles noch einmal sagen, was dort draufsteht.
Von meiner Mosambik-Reise hat Idea einen längeren Artikel gebracht. Wer ihn haben will, findet ihn hinten auf dem Simson. Dort kann man ihn kostenlos mitnehmen.
Ich bin Ihnen so dankbar für das, was Sie tun. Mir passiert es ja immer wieder in der Predigt, wenn ich unmittelbar predige und nicht wortwörtlich am Manuskript entlanggehe, dass ich wichtige Gedanken vergesse.
Das passiert mir immer wieder bei meinen Beispielen. So habe ich Ihnen erzählt, dass ich in meiner Gemeinde in Schramberg-Schulgen in der Jugendarbeit einen Tiefschlag erlebt habe, als niemand mehr kam. Das muss ich ergänzen: Ein halbes Jahr später haben wir an der gleichen Stelle Bibelstunden mit 200 jungen Leuten gefeiert. So kann Gott seine Macht demonstrieren.
Das erleben wir auch immer wieder bei unserer Arbeitshilfe für Brüder. Ich will nur nicht, dass man daraus ein Gesetz macht, dass es immer so gehen muss und man immer nur auf der Erfolgsschiene fährt.
Aber es ist eindrucksvoll zu sehen, wie mit kleinen Hilfen viel getan werden kann. Wir sehen, dass immer wieder etwas durch Ihre Gaben in aller Welt geschehen konnte.
Einer unserer Mitarbeiter, Stephan Fett, war in Kambodscha. Dort haben wir eine Mitarbeiterin, Rita Blöcher, die in diesem Land arbeitet, in dem über eine Million Menschen durch die Roten Khmer ermordet wurden. In der Hauptstadt Phnom Penh arbeitet sie mit Straßenkindern. Dort bekommen die Kinder eine Lehrlingsausbildung.
Das war uns auch zu Weihnachten ganz wichtig: Dass möglichst viele junge Leute eine praktische Ausbildung bekommen und in dieser Zeit Jesus als Heiland kennenlernen.
Was kann das für dieses Land bedeuten, das so verschlossen ist für die Mission? Wir wissen genau, durch wen das geht, denn Rita Blöcher ist vor Ort. Sie wurde durch unsere christlichen Fachkräfte ausgesandt.
Wir wollen heute für die Arbeit von Hilfe für Brüder sammeln, die diese Mittel dort zur Verfügung stellen, damit diese Ausbildung geschehen kann.
Ganz herzlichen Dank!
Nachruf und Segensworte
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Frida Gruber, 97 Jahre alt. Sie war Buchhalterin und viele Jahre lang Mesnerin in unserer Gemeinde, und zwar etwa bis zum Jahr 1956. Sie starb jetzt im hohen Alter. Frau Gruber wohnte zuletzt in der Hasenbergsteige und später in Würzburg im Altenheim.
Die Familie Gruber mit der Bäckerei unten in der Hohenheimer Straße am Eck zum Bethesda war eine wichtige Stütze für unsere Gemeinde. Wir denken sehr dankbar an diesen Abschied und an all das, was Frau Gruber der Gemeinde gegeben hat. Auch wenn nur ganz wenige aus unserer Predigtgemeinde Frau Gruber noch persönlich gekannt haben, wissen wir, dass ihr Wirken durch die Generationen weitergetragen wird. In großer Treue hat sie dem Herrn gedient.
Bei der Beerdigung hatten wir die Losung des Sterbetages: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum leben oder sterben wir, wir gehören dem Herrn!“ Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!