Sex vor der Ehe – Fünf Blickwinkel auf ein heikles Thema
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Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Verbot von Hurerei. Ist Sex vor der Ehe erlaubt? Wie nähert man sich dieser Frage, wenn man nicht von vornherein weiß, dass die Antwort nur „ja“ lauten kann? Einfach deshalb, weil die Bibel keine Autorität für das eigene Leben hat.
Aber nehmen wir mal an, wir würden das nicht denken. Nehmen wir an, wir gehören zu denen, die in der Bibel lesen, weil sie Gottes Stimme hören wollen. Einfach, weil sie glauben, dass ein Gott, der uns das Sprechen geschenkt hat, damit wir miteinander kommunizieren können, selbst auch sprechen kann.
Und nicht nur das: Sie glauben, dass er auch mit uns sprechen will. Und zwar nicht nur plaudern, sondern uns mit allerwichtigsten Informationen versorgt. Informationen, die wir ernst nehmen müssen, wenn wir nicht verloren gehen wollen.
Die biblische Warnung vor Unzucht und Hurerei
Wenn wir so darüber nachdenken, wollen wir verstehen, was Paulus meint, wenn er uns davor warnt, Unzucht oder Hurerei, im Griechischen Porneia genannt, zu treiben. Das ist besonders wichtig, weil auch der Herr Jesus selbst diesen Begriff negativ verwendet.
In Matthäus 15,19 heißt es: „Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken.“
Der Herr Jesus zählt in diesem Zusammenhang diese bösen Gedanken auf: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse und Lästerungen.
Unzucht stammt also aus einem Herzen mit bösen Gedanken. Das ist nicht gerade schmeichelhaft. Wenn ich Sex mit einer Person habe, mit der ich nicht verheiratet bin, dann ist das Porneia.
Die Ursprünge des Begriffs Porneia in der Bibel
Schauen wir uns an, wo der Begriff das erste Mal in der Bibel vorkommt. Das ist natürlich in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der sogenannten Septuaginta.
Es ist die Geschichte der Witwe Tamar, die, ohne dass er es weiß, von ihrem Schwiegervater schwanger wird.
In 1. Mose 38,24 heißt es: „Und es geschah nach etwa drei Monaten, da wurde dem Judah berichtet: Deine Schwiegertochter Tamar hat Hurerei, Porneia, getrieben. Und siehe, sie ist sogar schwanger von Hurerei, schwanger von Porneia.“
Tamar schläft als unverheiratete Frau mit ihrem Schwiegervater. Damit betreten wir den Bereich der Unzucht.
Ich werde in der Folge die Begriffe Unzucht und Hurerei synonym verwenden, da sie denselben Sachverhalt beschreiben.
Normen aus der Bibel ableiten – eine wichtige Unterscheidung
Aber bevor wir weitergehen, ein grundsätzliches Wort zu Normen, die ich aus der Bibel ableite. Nicht alles, was ich in der Bibel lese, wird deshalb für mich zum Gebot, nur weil es dort steht. Es ist wichtig, dass wir das verstehen.
In der Bibel gibt es Gebote und Verbote, an die ich mich auch heute noch halten sollte. Aber es gibt in der Bibel auch Beschreibungen, die erst einmal nur genau das sind: Beschreibungen.
Ein simples Beispiel: Abraham schickt seinen Knecht los, um für seinen Sohn Isaak eine Frau zu finden. Das ist eine Beschreibung. Es gibt kein Gebot in der Bibel, dass ein Vater für seinen Sohn eine Tochter aussuchen muss. Es war in der damaligen Zeit, wie es scheint, die Regel. Aber es wäre falsch, wenn man aus der Erzählung in 1. Mose 24 ableitet, Gott wolle, dass Väter für ihre Söhne eine Braut besorgen – und das unter Einsatz eines kamelreitenden Angestellten.
Wir müssen also vorsichtig sein, wenn wir aus der Bibel Normen ableiten. Ideal ist es, wenn es für das, was wir übernehmen, ein klares Gebot Gottes gibt.
Das Gebot gegen vorehelichen Sex im mosaischen Gesetz
Aber zurück zum Thema Sex vor der Ehe. Finden wir dazu ein Gebot? Die Antwort lautet: Ja und Nein.
Es gibt kein direktes Verbot, das ausdrücklich sagt, du darfst vor der Hochzeitsnacht nicht mit anderen Männern schlafen. Allerdings gibt es ein Gebot, das Frauen, die das tun, mit dem Tod durch Steinigung bestraft.
Bevor ich die entsprechende Bibelstelle vorlese, noch etwas zum Hintergrund: Ein Mann erhebt gegen seine Frau den Vorwurf, sie habe vor der Hochzeitsnacht mit anderen Männern geschlafen, um ihren Ruf zu zerstören.
Stellt sich heraus, dass er lügt und sie zu Beginn der Ehe noch Jungfrau war, wird der Ehemann streng bestraft. Doch wenn sich herausstellt, dass seine Behauptung wahr ist, heißt es in 5. Mose 22,21-22:
„Wenn aber jene Sache Wahrheit gewesen ist, die Zeichen der Jungfrau sind an der jungen Frau nicht gefunden worden, dann sollen sie die junge Frau hinausführen an den Eingang des Hauses ihres Vaters, und die Männer ihrer Stadt sollen sie steinigen, dass sie stirbt. Denn sie hat eine Schandtat in Israel verübt, ist eine Hure im Haus ihres Vaters, und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.“
Eine Frau, die vor der Ehe mit Männern schläft, begeht demnach eine Schandtat. Sie verhält sich wie eine Prostituierte, und keine Israelitin sollte das tun.
Das Verbot der Anstiftung zur Prostitution
Es war den Vätern in Israel ausdrücklich verboten, ihre Töchter zur Prostitution anzuhalten.
In 3. Mose 19,29 heißt es: „Du sollst deine Tochter nicht entweihen, sie zur Hurerei anzuhalten, damit das Land nicht Hurerei treibt und das Land voll Schandtaten wird.“
Keine Israelitin sollte sich wie eine Prostituierte verhalten.
Vorehelicher Sex als Verstoß gegen Gottes Prinzipien
Aber zurück zu unserem Text aus dem fünften Buch Mose, Kapitel 22. Wir haben es hier mit einem Gesetzestext zu tun, der vorsieht, dass Frauen für vorehelichen Geschlechtsverkehr gesteinigt werden. Dort steht: „Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.“
Auch wenn das mosaische Gesetz heute nicht mehr gilt, wird an dieser Stelle deutlich, dass vorehelicher Geschlechtsverkehr ganz eindeutig als etwas Falsches angesehen wird. Er ist falsch, verboten und wird sanktioniert.
Noch etwas ist wichtig: Wir haben es hier mit einer kasuistischen Beschreibung von Recht zu tun. Ein Kasus, also ein Fall, wird durchgespielt und offenbart das dahinterliegende Prinzip. Dieses Prinzip zeigt die Absicht und den Charakter Gottes.
Der Fall ist hier die hurerische Frau. Das Prinzip lautet: Sex gehört in die Ehe. Dahinter steckt die Absicht Gottes, die Menschheit mit Ehen zu beschenken, die aufgrund ihrer Exklusivität maximale Freude für die Eheleute und maximale Stärkung für die Gesellschaft bereithalten.
Zusammenfassung und Ausblick
Anfänglich habe ich gefragt, ob Sex vor der Ehe erlaubt ist. Wenn man die Bibel vorsichtig nach Normen zu dieser Frage durchsucht, wird man in 5. Mose 22 fündig.
Sehr klar spricht sich Gott im mosaischen Gesetz gegen vorehelichen Sex aus. Er nennt ihn eine Schandtat und etwas Böses. Der Apostel Paulus erwähnt, dass das mosaische Gesetz gerade den Unzüchtigen etwas zu sagen hat.
Man kann also aus den Geboten des mosaischen Gesetzes sexualethische Normen ableiten. Genau das sollte man im Blick auf voreheliche Sexualität aus 5. Mose 22 tun. Sie ist nicht erlaubt, wird streng bestraft, gilt als Hurerei und macht aus jungen Frauen Prostituierte.
Da es sich um einen Fall handelt, der ein Prinzip illustriert, kann man dasselbe auch für junge Männer sagen. Auch sie werden schuldig. Dazu werde ich morgen noch etwas mehr sagen.
Praktische Anregung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Stelle aus 5. Mose 22 noch einmal ganz durchlesen und darüber nachdenken, wie du deine Ethik aus der Bibel ableitest.
Das war's für heute. Morgen Abend findet um 19:15 Uhr wieder eine Online-Bibelstunde zum 1. Johannesbrief statt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.