Einführung in den Epheserbrief und Kontext der Unterordnung
Die Lehre der Apostel – der Epheserbrief Vers für Vers. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir betrachten den Epheserbrief, Kapitel sechs. Die Verse fünf bis vierundzwanzig sind inhaltlich noch immer Teil der Konkretisierung von Epheser 5,21, das heißt: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.“
In diesem Zusammenhang haben wir bereits über Liebe und Respekt in der Ehe gesprochen. Außerdem ging es um Gehorsam und liebevolle Belehrung in der Kindererziehung. Nun wenden wir uns den Sklaven zu.
Die Rolle der Sklaven im christlichen Kontext
Epheser 6,5: Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus.
Das ist auch wieder total spannend. Wenn wir das lesen, denken wir vielleicht ein bisschen: Hä? Hier werden Sklaven angesprochen, das ist ja komisch. Wir kennen das gar nicht so, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der es keine Sklaven mehr gibt. Übrigens ist das auch deshalb so, weil Christen sich dafür eingesetzt haben.
Was wir vielleicht übersehen, ist, dass Sklaven hier als ethisch verantwortliche Personen angesprochen werden. Das war in der damaligen Zeit absolut ungewöhnlich. Der Sklave war ein Ding auf zwei Beinen, ein Besitz, mit dem man machen konnte, was man wollte.
Und den Sklaven wird jetzt gesagt, dass sie ihren irdischen Herren gehorchen sollen – mit Furcht und Zittern. Das heißt mit dem nötigen Respekt. Und das auch deshalb, weil nicht alle Herren gute Herren waren. Ein Herr konnte seinen Sklaven tatsächlich ungestraft misshandeln oder töten.
Aber hier geht es, wenn es um Furcht und Zittern geht, noch um mehr. Der Begriff taucht im Alten Testament immer wieder dort auf, wo Menschen Gott begegnen. Das ist etwas, was hier mitschwingt.
Sklaven sollen einerseits ihren irdischen Herren dienen, aber sie tun das, weil sie eigentlich einem anderen Herrn gegenüber verantwortlich sind. Wenn sie in Einfalt des Herzens gehorchen – also wenn ein christlicher Sklave ohne Hintergedanken, mit einer sauberen Motivation so gehorcht –, dann tut er das eigentlich, weil er dem Herrn Jesus dient.
Und ihr könnt das gerne auf euer Angestelltenverhältnis übertragen. Also ihr könnt gerne sagen: Dort, wo ich angestellt bin, da ist mein Chef eigentlich der Herr Jesus, dem ich diene.
Die Motivation zum Dienst und die Haltung der Sklaven
Epheser 6,6: Nicht in Augendienerei oder als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut.
Christliche Sklaven sollen dienen, aber nicht in erster Linie, um Menschen zu gefallen. Wenn hier steht, nicht in Augendienerei, bedeutet das, dass man etwas nur tut, wenn andere zuschauen. Und wenn niemand mehr zuschaut, tut man es nur, um von Menschen bewundert zu werden. Das ist jedoch nicht der Sinn. Vielmehr tun sie den Willen Gottes von Herzen.
Eigentlich sind sie Sklaven Christi. Weil er ihnen den Auftrag gibt, ihrem Herrn zu gehorchen, handeln sie entsprechend.
Wie sollen sie dienen? Vers 7 sagt: Dient mit Gutwilligkeit als dem Herrn und nicht den Menschen.
Wenn man sich fragt, ob es noch einen tieferen Grund oder eine Motivation hinter diesem Dienst gibt, findet man eine Antwort in Vers 8: Ihr wisst doch, dass jeder, der Gutes tut, dies vom Herrn empfangen wird, ob er Sklave oder Freier ist.
Die Motivation hinter dem Dienst hängt also mit einer Belohnung zusammen. Für manche ist es ein ungewohnter Gedanke, dass Gott das Leben irgendwann einmal belohnen wird – eine Belohnung für ein gottgefälliges Leben.
Vielleicht sucht jemand hier im Raum ein Predigtthema. Das wäre ein spannendes Thema: Belohnung für ein gottgefälliges Leben. Dieses Thema ist in der Bibel größer, als man oft denkt.
Es ist immer etwas merkwürdig, wenn ich sage: Lebt heilig, damit Gott euch dafür belohnt. Ja, aber man kann doch nicht nur wegen der Belohnung heilig leben. Nicht nur wegen der Belohnung, aber sie ist dennoch ein Anreiz.
Dieser Anreiz taucht in der Bibel öfter auf, als man manchmal denkt. Studiert das gerne einmal und überrascht eure Gemeinde mit einer guten Predigt dazu. Das ist wirklich lohnenswert.
Und schickt mir eure Predigt, wenn sie gut ist. Dann lade ich euch auch mal zum Predigen ein – das machen wir schon.
Die Gleichbehandlung von Sklaven und Herren im Glauben
Epheser 5,8: „Ihr wisst doch, dass jeder, der Gutes tut, die Belohnung vom Herrn empfangen wird, egal ob er Sklave oder Freier ist.“
Ihr wisst, es gibt bestimmte Dinge, die man als Christ wissen sollte. Hier geht es darum, dass jeder, der Gutes tut, dafür vom Herrn belohnt wird – ganz gleich, ob man Sklave oder frei ist. Interessanterweise schreibt Paulus den Sklaven im Kolosserbrief etwas anderes. Er sagt ihnen, wenn sie Gutes tun, werden sie eine Belohnung erhalten. Gleichzeitig warnt er die Sklaven in Kolosser 3,25: „Denn wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; es gibt kein Ansehen der Person.“
Das bedeutet: Es spielt keine Rolle, welcher soziale Status jemand hat. Wenn du Gutes tust, wirst du belohnt. Wenn du aber Unrecht tust, ist dein sozialer Status keine Ausrede fürs Sündigen.
Zurück zum Epheserbrief, denn hier folgt ein weiterer wichtiger Punkt. Wir haben bereits einige bedeutende Aussagen gesehen. Zum Beispiel wurde den Männern gesagt, sie sollen ihre Frauen lieben wie Christus die Gemeinde liebt. Dann kam die Aufforderung an die Väter, ihre Kinder zu erziehen, mit ihnen zu sprechen, gemeinsam einen Plan zu machen, wie man ihnen die Bibel nahebringt und wie man wichtige ethische Themen mit ihnen bespricht – und das auch umzusetzen.
Und jetzt, hier im Epheserbrief, wird den Sklaven gesagt, dass sie dienen sollen. Doch das ist noch nicht alles: Nun kommen die Herren ins Spiel. Das war für die damalige Zeit eine revolutionäre Aussage.
Die Verantwortung der Herren gegenüber ihren Sklaven
Das ist genauso, als würde man einem Vater sagen: Du sollst dich um deine Kinder kümmern. Der absolute Herrscher hat hier genau dasselbe im Blick, und ihr Herren sollt ebenso so mit euren Sklaven umgehen und ihnen nicht drohen. Denn ihr wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr im Himmel sind und dass es bei ihm kein Ansehen der Person gibt.
Man kann sich vorstellen, dass so ein Satz in der antiken Welt ein absoluter Schock war. Hier steht: Die Herren sollen fair und gut mit ihren Sklaven umgehen. Ihr Herren sollt ihnen genauso begegnen, wie die Sklaven euch gegenüber handeln. Die Sklaven waren aufgefordert, ein Vorbild in Integrität und Gutwilligkeit zu sein. Und jetzt sollen sich die Herren an den Sklaven ein Beispiel nehmen, so wie diese für euch arbeiten.
Die Sklaven arbeiten gut, sie sind motiviert, engagieren sich und sind auch fleißig, wenn niemand hinschaut. Genauso sollt ihr jetzt mit euren Sklaven umgehen. Ihr sollt aufhören, ihnen zu drohen. Natürlich darf ich meine Sklaven auf die Konsequenzen hinweisen, die Fehlverhalten hat. Aber hier geht es um etwas anderes.
Zur Zeit von Paulus gab es einen römischen Dichter, Seneca, der das Verhältnis von Herren zu Sklaven so auf den Punkt brachte: Er sagte, Sklaven seien Feinde. Das zeigt, wie schwierig und angespannt dieses Verhältnis war. Man vertraute ihnen eigentlich nicht. Deshalb drohte man ihnen, machte ihnen Angst und schüchterte sie ein, damit sie unbedingt gehorchten.
Jetzt kommt Paulus und sagt: Dieses Erniedrigende gibt es bei uns nicht. So gehen wir Christen nicht mit Menschen um. Wir wollen selbst nicht eingeschüchtert, bedroht oder erniedrigt werden. Also tun wir das auch nicht. Das geht einfach nicht.
Man merkt, was hier passiert: Im Herzen eines christlichen Herrn wird etwas verändert. Ihm wird beigebracht, was es heißt, seine Sklaven zu lieben. Und indem sich hier etwas verändert, ändert sich von innen heraus auch der Blick auf die gesamte Sklaverei.
Das ist natürlich total ungewöhnlich. Stell dir vor, du bist Herr, bekehrst dich und versammelst dann alle deine Sklaven und sagst: Jetzt überlegen wir mal gemeinsam, was sich alles ändert. Die Sklaven fallen aus allen Wolken: Wie, ich werde nicht mehr geschlagen? Nein, schlagen gibt es nicht mehr. Ich werde nicht mehr in Ketten gelegt und eine halbe Nacht im Keller eingeschlossen? Nein, das machen wir auch nicht mehr. Unglaublich!
Warum sollen die Herren liebevoll und fair mit ihren Sklaven umgehen? Ganz einfach: Weil es nur einen Herrn im Himmel gibt, nämlich Jesus. Er ist Herr der christlichen Sklaven genauso wie Herr der christlichen Herren. Man sieht wieder das Prinzip der Unterordnung.
Ihr Sklaven dürft euch unterordnen, das ist kein Problem. Aber ihr lieben Herren, auch ihr habt einen Herrn, dem ihr euch unterordnen müsst. Und seid vorsichtig, denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Jesus ist nicht parteiisch. Wenn ihr eure Sklaven falsch behandelt, werdet ihr durch euren höheren gesellschaftlichen Status vor dem Gericht Gottes keinen Vorteil haben.
Der geistliche Kampf als kosmische Realität
Kommen wir zu einem abschließenden Thema, das vermutlich der Höhepunkt im Aufbau des Briefes ist. Es geht um das Christsein aus einer kosmischen Perspektive: Mein Leben als Konflikt mit unsichtbaren Mächten, die einerseits besiegt sind, mir andererseits aber immer noch das Leben schwer machen.
In Epheser 6,10 wird das deutlich. Hier merkt man, dass am Ende noch einmal ein großes Thema aufgegriffen wird. Ihr erinnert euch: Heidenchristen stehen stark im Blickpunkt. Das sind Menschen, die aus einer Vergangenheit kommen, die sehr stark okkult und dämonisch geprägt war. Sie hatten demzufolge viele Berührungspunkte mit solchen Mächten, aber wahrscheinlich auch viele Fragen.
Schließlich heißt es: „Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Das Thema Stärke hatten wir bereits in Epheser 3,16. Dort betet Paulus, dass Gott der Vater die Gläubigen an ihrem inneren Menschen stärken möge. Es geht also um eine Stärke, die Gott uns geben will, und wir dürfen uns nach dieser Stärke ausstrecken.
Wenn es um geistlichen Kampf geht, also dort, wo unsichtbare Mächte uns in unserem Glaubensleben schaden wollen, sollen wir stark im Herrn sein. Eine Möglichkeit dafür besteht darin, füreinander zu beten – das war Epheser 3,16. Wir sollen beten, dass Gott unsere Geschwister stark macht in ihrer Auseinandersetzung mit dem Bösen und den inneren Menschen stärkt.
Das ist das eine, aber es gibt noch mehr. Und das, was noch hinzukommt, wird jetzt ab Vers 11 deutlich: „Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt.“ Wir werden stark im Herrn, wenn wir die ganze Waffenrüstung anziehen.
Das ist wichtig, weil wir in einem ganz realen Konflikt stehen. Wenn du bekehrt bist, bist du die Zielscheibe böser geistlicher Mächte. Wenn es hier ausdrücklich heißt, dass wir von „Listen des Teufels“ sprechen, dann ist das die Mehrzahl. Es sind also viele Listen, nicht nur eine. Dahinter steckt die Idee, dass wir auf unterschiedlichste Weise vom Teufel angegriffen werden.
Nur wenn wir tatsächlich die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, sind wir sicher. Wenn ich von den Listen des Teufels spreche, ist eine List immer etwas, worin ich hereingelegt werden soll. Das bedeutet auch, dass das Böse oft attraktiv erscheint. Es wirkt erstrebenswert oder wird als etwas verkauft, das völlig in Ordnung ist.
Sonst wäre es ja keine List. Ich könnte mich nicht täuschen lassen, wenn der Teufel offen sagen würde: „Hey, darf ich dein Leben und deine Ehe kaputt machen? Ich habe richtig Lust, dich zu ruinieren. Machst du mit?“ Das würde niemand zustimmen. Die List funktioniert also nur, wenn das Böse hintenrum kommt.
Noch etwas ist wichtig: Es ist nicht unsere Aufgabe, den Teufel zu besiegen. Das hat der Herr Jesus am Kreuz getan. Unser Job ist es, die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung zuerst einmal wahrzunehmen und dann nicht umgeworfen zu werden. Das ist ein entscheidender Unterschied.
Wir sind nicht diejenigen, die den Teufel besiegen. Unser Auftrag ist es, in der Auseinandersetzung, dort wo wir stehen, standhaft zu bleiben.
Die geistlichen Feinde und ihre Angriffe
Vers 12: Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.
Wir brauchen die Waffenrüstung Gottes, weil wir nicht gegen Menschen kämpfen, also nicht gegen Fleisch und Blut. Unsere Feinde sind übernatürlicher Art. Es sind unterschiedlichste geistige Mächte in der Himmelswelt, die hier mit verschiedenen Namen bezeichnet werden.
Aber bitte habt das im Blick: Unsere Feinde sind personale, intelligente, dämonische Wesen. Ich sage das noch einmal: personale, intelligente, dämonische Wesen.
Und jetzt könnte man sagen: Aber Jürgen, hat denn Paulus nicht vor Irrlehrern gewarnt? Das sind doch Menschen, wir kämpfen ja doch irgendwie gegen Menschen. Dann müsste man sagen: Okay, stimmt, natürlich hat Paulus auch vor Irrlehrern gewarnt. Aber hier an der Stelle, wo wir uns jetzt befinden, ist nicht so sehr der einzelne Konflikt im Blick, sondern das Leben als Ganzes.
Wenn ich mein Leben als Ganzes als Teil eines kosmischen Konfliktes betrachte, geht es nicht um Menschen, die mir schaden. Es geht um die geistlichen Mächte, die auf ganz unterschiedliche Weise versuchen, mich zu Fall zu bringen. Das könnt ihr euch in der Bibel anschauen und sehen, was es da alles gibt.
Im Wesentlichen geht es darum, dass unsere Lebensumstände beeinflusst werden. Paulus spricht davon, dass er jemanden besuchen wollte, und der Teufel hat es verhindert. Bei Hiob merken wir, dass es um Verarmung geht, dass Kinder sterben, dass jemand krank wird. In der Offenbarung lesen wir davon, dass der Teufel Leute ins Gefängnis wirft.
Wir hören von Krankheiten, die kommen, von Irrlehre, von Lügen und so weiter. Es kann ganz unterschiedlich sein. Wichtig ist, dass wir begreifen: Die Menschen, mit denen wir es zu tun haben, sind eigentlich – wenn wir ein Stück zurückzoomen – Handlanger ganz anderer Mächte, böser Mächte, die das eigentliche Problem darstellen.
Es sind personale, intelligente, dämonische Wesen, die es darauf anlegen, dass du mit deinem geistlichen Leben nicht ans Ziel kommst.
Die Bedeutung der Waffenrüstung Gottes
Vers 13: Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen könnt. Wenn ihr alles vorbereitet habt, könnt ihr stehen bleiben.
Zur Frage: Was ist der böse Tag? Ich hatte bereits gesagt, es geht nicht darum, den Teufel zu besiegen, sondern darum, stehen zu bleiben und nicht umgeworfen zu werden.
Im Leben von Gläubigen gibt es solche bösen Tage – Tage besonderer Herausforderungen, an denen der Teufel uns mit voller Wucht angreift. Wenn Versuchungen besonders stark sind, dann ist das der böse Tag. Wenn so ein Tag eintritt – und ich weiß nicht, wann er in deinem Leben das nächste Mal kommt – dann gilt es, zu widerstehen und standzuhalten.
Wie gesagt: Wenn ihr alles ausgerichtet habt, also umfassend vorbereitet seid, dann ergreift ihr die ganze Waffenrüstung Gottes. So seid ihr bereit für einen bösen Tag, von dem ihr nicht wisst, wann er kommt. Er wird kommen, das ist das Problem. Plötzlich ist er da. Er kommt so schnell, dass ihr vielleicht erstaunt seid und überhaupt nicht damit gerechnet habt. Mit einem Mal zerbricht etwas in eurem Leben, und ihr denkt: „Wie kann ich jetzt weitermachen?“
Deshalb wiegt euch nicht in falscher Sicherheit. Wenn euch irgendetwas von der geistlichen Waffenrüstung fehlt, dann legt sie bitte an. Wir sind Ziel übelster dämonischer Attacken, die jederzeit ohne Vorwarnung über uns hereinbrechen können. Die Frage ist nicht, ob sie kommen, sondern wann sie kommen.
Die entscheidende Frage ist dann, ob ihr die Waffenrüstung Gottes vollständig angelegt habt und wirklich umfassend vorbereitet seid. So könnt ihr, wenn der Teufel kommt, sagen: „Okay, jetzt geht es wirklich hart zur Sache, aber ich bleibe stehen, ich leiste Widerstand, ich falle hier nicht um.“
Die einzelnen Elemente der geistlichen Waffenrüstung
Ich werde jetzt nicht viel dazu sagen, dass Paulus sich bei der Beschreibung der Waffenrüstung bis auf den Schluss an einem römischen Soldaten orientiert. Ich gehe davon aus, dass ihr das alles schon in der Kinderstunde gehört habt. Dort habt ihr sicher auch ein Bild von so einem römischen Soldaten gemalt und dann immer dazu geschrieben, was was ist.
Für alle, die wie ich später zum Glauben gekommen sind und Asterix und Obelix kennen, habt ihr das Bild sozusagen schon im Kopf. Wir schauen uns jetzt einfach nur die Waffenrüstung an und übertragen sie.
Wahrheit als Grundlage der Verteidigung
Worin besteht die Vorbereitung auf den Kampf? Epheser 6,14 sagt: „So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit.“
Dieses Umgürten bedeutet, dass man ein langes Gewand trägt, das man mit einem Gürtel hochbindet. Dies ist ein Bild dafür, dass man sich auf eine anstrengende Tätigkeit vorbereitet und dabei beweglich bleibt. Ohne diese Vorbereitung ist man in der Verteidigung unbeweglich und handlungsunfähig.
Zuerst brauchen wir also die Wahrheit. Da der Herr Jesus in Johannes 17 sagt, dass Gottes Wort Wahrheit ist, gehe ich davon aus, dass es darum geht, das Wort Gottes verinnerlicht zu haben. Die Wahrheit muss in meinem Herzen sein.
Deshalb der Hinweis: Lernt Bibelverse! Es bringt das Wort Gottes ins Herz. Wer die Wahrheit nicht kennt, ist offen für jede Lüge, die der Teufel ihm auftischt. Das werdet ihr merken; das passiert tatsächlich.
Manche Menschen glauben manchmal ganz merkwürdige Dinge. Wenn man sie darauf anspricht, sagen sie: „Wie kommst du darauf? Das ist doch eine Lüge.“ Warum ist es eine Lüge? Weil in der Bibel steht, dass es nicht stimmt.
Also: Wir brauchen die Wahrheit.
Gerechtigkeit als gelebte Wahrheit
Zweitens: Bekleidet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit steht, ähnlich wie die Wahrheit, für einen wichtigen Aspekt des Glaubens. Während die Wahrheit eher die Theorie repräsentiert, steht Gerechtigkeit für die Praxis.
Die Wahrheit, die erkannt wird, muss zu einem gelebten Lebensstil werden. Wenn Ungerechtigkeit und Sünde mein Leben prägen, dämpfe ich den Geist. Das haben wir beim Zorn gesehen. Wisst ihr noch? Anhaltender Zorn, der in ungerechten Zorn umschlägt, öffnet mein Leben für den Teufel.
Das ist einfach das, was Sünde bewirkt. Sünde ist ein Einfallstor für alles dämonisch Böse in meinem Leben, und das nutzt der Teufel sofort aus. Deshalb braucht es die Wahrheit: Ich muss wissen, was Lüge ist, was wirklich in der Bibel steht, was Gott wirklich gesagt hat und wer ich bin.
Auf der anderen Seite brauche ich Gerechtigkeit, also einen heiligen Lebensstil, damit der Teufel nicht irgendwo eingreifen und sagen kann: „So, an dieser Stelle habe ich dich jetzt.“
Die Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums
Vers 15: Und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens.
Vorbereitete Christen sind bereit, das Evangelium zu predigen. Sie wissen, wie man Frieden mit Gott findet, und sind fähig und willig, dieses Evangelium des Friedens auch anderen Menschen zu erklären.
Das Gegenteil davon ist Unwilligkeit. Vielleicht aus Angst, sich als Christ zu erkennen zu geben, oder weil man nicht genau weiß, was man sagen soll.
Möchte man jedoch auf Konflikte vorbereitet sein, sollte man die Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums entwickeln. Sei dazu fähig und bereit.
Der Schild des Glaubens als Schutz
Vers 16: Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt.
Hier wird eine Übertragung verwendet: Mein Glaube ist wie ein nasses Schild. Diese nassen Schilde konnten im Kampf damals brennende Pfeile auffangen und löschen.
Das "bei alledem" bedeutet: Unter allen Umständen, egal was kommt, ergreift den Schild des Glaubens. Wir dürfen nicht aufhören, Gott mit ganzem Herzen zu vertrauen.
Die feurigen Pfeile des Bösen sind die besonders gemeinen Angriffe des Teufels: Versuchung, Zweifel, vielleicht auch Verzweiflung, Verfolgung, schwere Krankheit oder Enttäuschung. Wenn es richtig schwierig wird, dürfen wir nicht aufhören, Gott zu vertrauen.
An dieser Stelle darfst du den Schild nicht senken, sonst wirst du schwer verletzt. Halte den Glauben fest!
Jetzt haben wir vier Stück: Sei vorbereitet auf den Konflikt. Was braucht es? Wahrheit. Dann gelebte Wahrheit im Sinne von Gerechtigkeit. Es braucht Freimütigkeit, anderen gegenüber das Evangelium zu predigen. Und es braucht Vertrauen in Gott.
Helm des Heils und Schwert des Geistes
Und dann geht es hier weiter: Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort.
Der Helm des Heils oder der Errettung schützt den Kopf. Wir wissen, dass der Kopf besonders wichtig ist und nicht kaputtgehen darf. Du kannst jemandem den Arm abschlagen, und er überlebt. Aber wenn du ihm den Kopf abschlägst, ist die Sache vorbei. Deshalb geht es hier um etwas ganz Überlebenswichtiges.
Genauso wie der Helm für den Körper wichtig ist, ist unsere Errettung beziehungsweise unser Wissen um unsere Errettung überlebensnotwendig im geistlichen Kampf. Es geht nicht nur darum, dass wir wissen, dass wir gerettet sind. Wenn wir vom Helm des Heils sprechen, dann meinen wir, dass wir die Folgen unserer Errettung kennen.
Erinnert ihr euch noch an den Anfang des Epheserbriefs, wo wir uns angeschaut haben, wer wir sind? Dass wir Kinder Gottes sind? Ja, ich bin gerettet, ja. Aber was heißt das genau? Was bedeutet es, dass du gerettet bist? Ja, ich bin Kind Gottes. Aber was noch? Ich bin mit auferweckt. Richtig, du hast neues ewiges Leben. Was noch? Ich sitze mit ihm in der Himmelswelt. Stimmt, du bist mit auferweckt, mit lebendig gemacht und mitsitzend in der Himmelwelt. Du bist jemand.
Der Helm des Heils, der Helm der Errettung, ist dieses Wissen, dass ich gerettet bin und was das wirklich bedeutet. Ich kenne meinen Wert vor Gott, die Kraft, die in mir wirkt, und die Autorität, die ich in einem Konflikt habe. Wenn der Teufel kommt, halte ich ihm wie der Herr Jesus in der Wüste einen Bibelvers entgegen und sage: „Im Namen Jesu, hau ab! Dich will ich nicht mehr denken, dich will ich nicht mehr fühlen, und ich werde auch schon gar nicht tun, was du sagst.“
Das ist etwas, das aus der Errettung herauskommt. Weil ich errettet bin, weil Errettung mir sagt: Du bist Kind Gottes, mit lebendig gemacht, mit auferweckt, mitsitzend in der Himmelswelt. Deswegen kannst du das. Und das darf ich einfach nie vergessen. Im Konflikt ist es ganz wichtig, dass ich weiß, wer ich bin.
Dann gibt es hier die einzige Waffe für den Angriff: das Schwert des Geistes. Paulus erklärt uns, was das ist, nämlich das Wort Gottes. Wie man damit kämpft, sieht man in der Geschichte der Versuchung in der Wüste. Da kommt der Teufel, und es ist immer dasselbe: Es steht geschrieben.
Der Teufel kommt mit irgendeiner Lüge, mit irgendeiner Versuchung, mit irgendeiner Idee. Er sagt sogar, die Idee steht in der Bibel. Das heißt, der Teufel kommt nicht immer mit ganz offensichtlichen Lügen. Manchmal verdreht er das Wort Gottes.
Wenn du im geistlichen Kampf überleben willst, kontern wir mit Wahrheit. Wir legen das Wort Gottes richtig aus.
Die Bedeutung des Gebets im geistlichen Kampf
Und dann gibt es einen letzten Punkt in der Waffenrüstung, der jetzt nicht mehr so richtig zur Waffenrüstung passt. Das Bild der Waffenrüstung ist jetzt witzigerweise vorbei, aber wir sind noch nicht fertig mit der Waffenrüstung. Da kommt noch ein Punkt, und der kommt nicht einfach nur hinten dran, so als Anhängsel. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, eigentlich der wichtigste und größte.
In Epheser 6,18-20 heißt es: „Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist und wacht hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen, und auch für mich, damit mir Rede verliehen wird, wenn ich den Mund öffne, mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums bekannt zu machen, für das ich ein Gesandter in Ketten bin, damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll.“
Ich könnte manchmal heulen, wenn ich mitbekomme, wie wenig und wie wenig intelligent in Gemeinden Fürbitte getan wird. Ich weiß das, weil ich ein Seminar für Gebet anbiete und dann mitkriege, wie schwer sich Leute tun, Fürbittanliegen zu formulieren. Man merkt, dass sie überhaupt nicht gewohnt sind, füreinander zu beten, und schon gar nicht intelligent.
Fürbitte ist im Vaterunser der zweite Block. Wir fangen an mit Anbetung, und dann kommt Fürbitte: „Dein Wille geschehe, dein Reich komme.“ Danach folgt Bitte, dann das Thema Sünde und schließlich Weisheit und Bewahrung.
Hier steht, dass ein geistliches Leben, das sich auf den Kampf vorbereitet, immer ein Leben in der Fürbitte ist. Das heißt, wir sollen mit Gebet und Flehen für alle Geschwister beten. Paulus sagt nicht nur für die Geschwister, sondern auch für Missionare und andere Mitarbeiter im Reich Gottes.
Ich weiß ja nicht, ob du das tust. Ich weiß noch nicht mal, wie viel du betest. Ich kann dir nur sagen, was hier steht: Paulus weiß, dass seine Freimütigkeit im Dienst und dass er als Missionar die richtigen Worte findet, davon abhängt, dass andere Christen für ihn beten. Dafür beten, dass er nicht mutlos wird, dass er auf eine originelle und vielleicht auch verständliche Art das Geheimnis des Evangeliums predigen kann.
Und dafür braucht Paulus als Apostel anhaltendes, hier steht „zu jeder Zeit anhaltendes“ Gebet anderer Christen.
Ich möchte euch einen Vorschlag machen: Lernt wenigstens Vers 18 auswendig. Er ist in der Bibel der Vers, der am deutlichsten und dringlichsten zur Fürbitte auffordert. Tu es, weil dein flehendliches Gebet – wir reden hier über Flehen – dein Gebet auf verschiedene Weise intensiviert werden kann. Du kannst fasten, du kannst flehen, du kannst öfter für eine Sache beten, du kannst ein Gelübde leisten. Hier geht es um Flehen.
Dein flehendliches Gebet stärkt die Geschwister im Kampf mit dem Bösen. Wenn Leute in deiner Gemeinde geistlich untergehen, wenn Ehen misslingen, dann darfst du dir die Frage stellen: Wie viel habe ich für sie gefleht? Und wenn da nicht viel war, weil dir die anderen eigentlich schnurzpiepegal sind, weil es dir eigentlich nur darum geht, deinen eigenen kleinen Mikrokosmos zu beten, der vielleicht nicht mal über deine Familie hinausgeht, dann tust du mir wirklich leid.
Du tust mir leid, weil du deine Aufgabe, deine Berufung nicht erfüllst.
Lasst es mich noch einmal sagen: Deine Fürbitte stärkt die Geschwister in ihrem Kampf mit dem Bösen. Aber und darum geht es hier: Deine Fürbitte stärkt dich.
Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Aber ich merke förmlich, dass meine eigene Widerstandskraft im Umgang mit Versuchung wächst, wenn ich einfach nur jeden Tag eine halbe Stunde flehentlich, anhaltend und intelligent für andere Leute Fürbitte tue. Das macht etwas mit mir.
Und ich möchte dich ermutigen, an dieser Stelle Buße zu tun, weil die meisten Gemeinden, die ich kenne – entschuldigt, wenn ich das sage – ich hoffe, ich trete euch nicht zu nahe, ich hoffe, ich irre mich jetzt. Es wäre mein Wunsch, mich an dieser Stelle zu irren, okay? Es wäre mein Traum, dass ihr danach zu mir kommt und sagt: Wir sind die Ausnahme, ja? Völlig falsch am Ziel vorbei, Jürgen, hättest du nicht predigen brauchen. Bei uns macht das jeder, bei uns betet anhaltend, flehend und intelligent jeder für jeden. Wir treffen uns regelmäßig, um auf die Knie zu gehen und vor allem für die Leute zu beten, die im Dienst stehen. Wir hängen uns da richtig rein.
Wenn das der Fall ist, vergesst, was ich sage. Aber wenn nicht, dann fangt an. Schmeißt eure Hobbys aus eurem Leben raus. Betet. Macht eine Inventur über euer Gebetsleben und schaut euch an, was wirklich Sache ist. Bin ich jemand, der wirklich flehentlich anhaltend betet?
Wie heißt es hier? Das ist ja immer das Schöne: Man liest so einen Satz, nickt ihn ab und denkt sich: Puh, gut, dass diese Reihe jetzt vorbei ist. Gut, dass der jetzt nach Berlin zurückführt. Boah, stell dir vor, der hätte nächste Woche weitergemacht.
„Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist und wacht hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.“ Das ist die Herausforderung, das ist Christsein, das ist geistliche Waffenrüstung. So bereitest du dich vor und so stehst du deinen Geschwistern zur Seite, bevor der böse Tag kommt.
Und stell dich bitte nicht hin, wenn der andere geistlich krepiert ist, und sagst: Hätte ich ein bisschen mehr beten können. Ja, hättest du – nur jetzt ist es zu spät.
Bitte tut das!
Zusammenfassung der Vorbereitung auf den geistlichen Kampf
Wie bereite ich mich auf den Kampf mit dem Teufel vor? Erstens: die Wahrheit kennen. Zweitens: Gerechtigkeit leben. Drittens: Zeuge sein. Viertens: Gott vertrauen. Fünftens: das Paket der Errettung durchschauen. Sechstens: die Bibel kennen und anwenden. Siebtens: Fürbitte tun.
Das ist der Höhepunkt. Paulus missioniert in eine von Okkultismus geprägte antike Welt. Er sagt, dass dies das ist, was ihr verstehen müsst. Das ist das, was ihr jeden Tag braucht.
Abschlussworte und Segenswünsche
Und dann endet der Brief ganz schnell mit Epheser 6,21: „Damit aber auch ihr meine Umstände wisst, wie es mir geht, wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles berichten.“
Ihn habe ich eben deshalb zu euch gesandt, damit ihr unsere Umstände erfahrt und er eure Herzen tröstet. Also, Tychikus ist der Briefträger, der bei euch vorbeikommt und euch dann auch noch mehr erzählen kann.
Dann folgt der letzte Abschnitt, Vers 23: „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit all denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben, in Unvergänglichkeit.“
Ich hoffe einfach, dass ihr solche Menschen seid. Amen.
Das war’s für heute. Das Skript zum Vortrag findest du in der App. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
