Heute geht es um die Stärke der Schwachen.
Oft wird Schwäche als Nachteil gesehen, als etwas, das überwunden oder versteckt werden muss. Doch gerade die Schwäche kann eine besondere Kraft entfalten. In der Bibel finden wir viele Beispiele, wo Schwache stark werden, weil sie auf Gott vertrauen.
Paulus schreibt im 2. Korintherbrief, dass seine eigene Schwäche ihm zeigt, wie sehr er Gottes Kraft braucht. Er sagt, dass Gottes Kraft in der Schwachheit vollkommen wird (2. Korinther 12,9-10). Das bedeutet, dass gerade wenn wir uns schwach fühlen, Gottes Stärke in uns wirkt.
Diese Sichtweise kann uns ermutigen, unsere Schwächen nicht zu verleugnen. Stattdessen können wir sie als eine Gelegenheit sehen, Gottes Kraft zu erleben. Schwach zu sein heißt nicht, machtlos zu sein. Es bedeutet, offen zu sein für Gottes Hilfe und Führung.
So wird die Schwäche nicht zum Hindernis, sondern zur Quelle der Stärke. Wer seine Grenzen anerkennt, kann auf eine Kraft vertrauen, die über das Menschliche hinausgeht. Das ist die Stärke der Schwachen.
Die Herausforderung der Schwäche im Dienst
Vielleicht ist es Ihnen beim Dienst auch schon so gegangen, dass Sie gespürt haben: Wir sind irgendwie zu schwach, um etwas zu erreichen. Das hängt ganz eng zusammen mit der Frucht, die wir schaffen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb wir den evangelistischen Dienst immer wieder vergessen oder auf die Seite schieben, weil wir uns einfach zu schwach fühlen.
Die Not wird riesengroß in einer Zeit des Unglaubens und der geringen Dinge, wie heute. Wenn man sich dann nicht bewusst zu seiner Schwäche stellt, meint man, mit großen Tricks die Leute doch wieder zurückgewinnen zu können oder gar das ganze deutsche Volk zur Volkskirche zu erklären. Dann wäre Deutschland doch wieder christianisiert. Doch das ist nicht der Weg.
Darum ist es so wichtig, dass wir erkennen, wo die Stärke der Schwachen liegt. Viel lieber lesen Sie doch einmal in Ihrer Bibel 2. Korinther 1,1-11:
„Gilt nun bei euch Ermahnung in Christus, gilt Zuspruch der Liebe, gilt Gemeinschaft des Geistes, gilt herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude vollkommen, und seid eines Sinnes.“ Paulus meint nie, dass man Einheit herstellen könnte, indem man auf das Minimum zurückgeht, auf den allgemeinen Unglauben oder auf das, was irgendwo von fern an uns herangetragen wird. Paulus meint: Die Einheit gibt es nur, wenn wir zusammenstehen und ganz nah bei Christus sind. Das ist ja sein Ziel: „Seid eines Sinnes, habt dieselbe Liebe, seid einmütig und einträchtig. Tut nichts aus Eigennutz oder Ruhmsucht, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, was dem anderen dient.“
Seid untereinander so gesinnt, wie es der Gemeinschaft mit Christus entspricht. Obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen gleich und erwies sich durch seine ganze Erscheinung als Mensch. Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, damit im Namen Jesu sich beugen sollen alle Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist – zur Ehre Gottes, des Vaters.
Herr, hilf uns, dass wir dich recht anbeten können.
Es gibt ja hin und her Lotterien, und da wird viel Lärm gemacht um den Siegespreis. Wenn da mitten auf der Straße so ein schöner Volkswagen Golf aufgebaut ist und daneben steht: „Der kann morgen Ihnen gehören“ oder „Heute schon kaufen, Sie ein Los“ – oder zwanzigtausend Mark in bar – da denkt man: „Da muss ich doch mitmachen.“ Dann kauft man ein Los, reißt die Tüte auf, und dann ist immer das Gleiche drin: eine Niete. Das ist nichts, das ist eine Enttäuschung.
Nun ist das bei Geld nicht so arg tragisch, denn bei Geld kann man es noch verwenden. Schlimm ist es nur, wenn ein Mensch eine Niete ist. Da kann man Leute an eine verantwortungsvolle Position setzen und ihnen Verantwortung übertragen, und dann murmelt man es zuerst hinter vorgehaltener Hand und dann immer häufiger: „Der Mann ist eine Niete, der taugt nichts, der bringt nichts fertig.“ Und das ist peinlich, wenn man dann sein Amt verlassen muss.
Immer wieder die Angst, ob wir nicht Nieten sind! Aber die Angst verdrängen wir ja schnell wieder. Wir sagen dann: „Ich habe ja keinen anderen.“ Und wir schieben das immer schnell auf andere. Aber ist nicht unser ganzes Leben eine Existenz einer Niete? Ach, wir sind doch alle so erfolgreiche Leute, das kann doch nicht wahr sein, dass wir Nieten wären. Das ist ein hartes Wort.
Ich bin zum ersten Mal darauf gekommen, als ich vor einiger Zeit von einem Philosophen hörte, der forderte, der Mensch solle das Recht haben, sich das Leben zu nehmen. Warum? Das menschliche Leben wäre auch nichts, der Gedanke, als ob ein Mensch notwendig wäre für andere, sei etwas Anmaßendes. Und da stehen wir ja gar nicht. Jeder Mensch sei völlig entbehrlich, und es fehle gar nichts. Darum sei das Leben eines Menschen letztlich ein Nichts, und der Mensch müsse sich damit abfinden.
Weil wir irgendwo spüren, dass unser Leben ja doch wirklich betroffen ist und da etwas Richtiges daran ist, darum sind wir alle so darauf aus, dass uns ein paar Menschen Anerkennung zollen. Ja, wesentlich und wichtig ist es, wenn man einem anderen ein Lob gibt und sagt: „Du hast es gut gemacht, du hast mir Freude gemacht, wenn ich dich sehe, lacht mein Herz.“ Da hat man ja einen Menschen aufgebaut.
Wenn Sie loben, wenn Sie dieses Rezept verstehen, dann können Sie durchs Leben gehen und viel Freude machen. Nur mit Lob einem anderen Menschen sagen: „Du bist wichtig, du bist brauchbar, du kannst etwas, du leistest etwas.“ Und das ist ja auch bei der Leistung unserer Schüler so: Die werden ja nicht zur Leistung angesprochen, indem man ihnen eine Fünf oder Sechs gibt, sondern man sagt: „Du kannst das prima, und du hast Gaben dafür.“
Wir sind darauf aus, keine Nieten-Existenz zu sein. Aber ich meine, wir müssen uns trotzdem dieser Sache einmal stellen: Was ist mit unserem Leben eigentlich los?
Mein erster Punkt ist: Wir müssen uns unsere Schwäche stellen. Wenn wir darüber predigen, dann gibt es jetzt bei einigen in unserer Mitte ein großes Unbehagen. Die sagen: „Jetzt legt er das wieder so arg aus, und jetzt weißt du wieder so drauf aus: Erst macht er uns ganz schwach, und nachher macht er uns ganz stark. Zuerst werden uns Tunnel rein gemacht, dann wird es ganz dunkel, und hinten kommt er wieder raus, wird wieder ganz hell, und alles ist wieder fröhlich.“ Also, warum machen wir denn das Ganze? Weil wir nachfragen müssen, ob das nicht stimmt.
Die meisten Menschen leben in einem ungewissen Schwebezustand. Die Not von Menschen, die schon täglich in der Kirche sitzen, ist, dass sie etwas ahnen von den großen Tröstungen des Glaubens, aber sie können das in ihrem Leben nicht verwirklichen. Wenn wir sie fragen: „Hast du diesen Trost? Bist du stark?“ hören wir auch: „Nein, ich habe so viele Fehler.“ Die kommen genau da, wo man eigentlich mutig und zuversichtlich sein möchte. Sie kommen mit Bedenken: „Ich bin so schwach im Glauben, ich habe Zweifel.“
Wenn wir aber über unsere Schwäche reden und sagen: Wir sind ganz notvolle, schwache Existenzen, einer Niete, einer Null gleich, sagen die: „Ach so pauschal darf man es auch nicht sehen, ich habe ja auch ganz gute Seiten in meinem Leben, ich habe ja auch schon manchen eine Freude gemacht.“ Sie müssen sich einmal diesem Extrem stellen. Das ist nicht von mir, sondern es ist die Erkenntnis von wachen Menschen, die über ihr Leben nachdenken. Aber sie kommen den Dingen nicht auf den Grund, wenn sie sich nur selber prüfen an ihrem eigenen Leben, wenn sie sich sonnen in ihrem Erfolg und sagen: „Was habe ich in der vergangenen Woche getan?“ Da waren sicher auch viele Fehlentscheidungen drin.
Die grundsätzliche Erkenntnis unseres Lebens gewinnen wir erst vor Jesus Christus. Paulus, der diesen Abschnitt geschrieben hat, hat ja eine Erfahrung gehabt und durchgemacht, die ihm zeitlebens nachging, als er vor Damaskus war. Er kannte Jesus Christus: Er lebt wirklich, Gott hat ihn aus dem Grab auferweckt. Das war für ihn solch eine umstürzende Schau.
Es wird Ihnen in Ihrem Leben gar nicht anders gehen. Es ist ein Unterschied, ob Sie das vom Ohr nach kennen, der Spur nach sicher: Jesus Christus lebt, oder ob Sie sagen: Die eine große Tat Gottes in dieser Welt ist die Auferweckung Jesu. Dann müssen Sie sagen: Das System gegenüber all dem, was ich gemacht habe – Paulus hat, er kann das – sein Eifer, den er vorher sogar für Gott in frommer Sache an den Tag gelegt hat, ja genau an dieser Stelle vorbei ging.
Wenn Sie Kinder erzogen haben ohne die Kraft des Auferstandenen, was doch dann war, das war doch leer. Wenn Sie Worte geredet haben ohne diese Auferstehungskraft, war das doch am wichtigsten vorbei gelebt. Wenn Sie Ihre Lebensentschlüsse und Ihre großen Planungen ohne diese Auferstehung Jesu, ohne seine machtvolle Kraft geplant haben, dann sind Sie am wichtigsten vorbeigegangen.
Paulus ist darüber so erschrocken und erschüttert gewesen: „Das stimmt ja nicht, dass man sich irgendwie mit anderen Sprüchen noch weiter betrügen könnte und sagen könnte: Mein Leben, vielleicht kommt es doch so irgendwo durch.“ Nein, mein ganzes Leben endet im Tod und in Verwesung, und nur das, was in Christus getan ist, ist von Bedeutung und von Gewinn. Das hat Wert und Sinn.
Die Begleiter haben damals den Saulus nach Damaskus geführt und haben ihn einlogiert in einem Gasthaus, in einem fremden Zimmer. Und der lag einige Tage, und war erblindet. Das war ein solches Erleben, ein solches Erkennen, das durch und durch bei ihm ging von der Wirklichkeit Jesu. Und die schlimmste Sünde, die man als Mensch überhaupt empfinden kann, ist ja, dass man an Jesus vorbeigegangen ist, dass man sein Wort nicht ernst genommen hat, dass man seine Liebe mit Füßen getreten hat.
Das hat Paulus so tief erschüttert, und er wusste gar nicht mehr, wie er weitermachen soll. Bis eines Tages es an seiner Tür klopft, und dann kommt ein Mann herein. Er sieht ihn ja nicht, und er stellt sich vor und sagt: „Mein Name ist Ananias. Jesus sendet mich daher, damit ich dir die Hände auflege.“ Saulus begreift zum ersten Mal, was Vergebung Jesu heißt. Er ist angenommen, schon über das Anreden des Ananias: „Lieber Bruder.“ Das hat ihn so erfüllt, dass noch einmal alles neu werden kann. Er hat sein Leben noch einmal ganz wunderbar neu geschenkt bekommen und hat gewusst: „Was ich lebe, das kann ich nur noch in der Kraft Jesu leben.“ Wenn ich noch einmal Zeit bekomme, dann will ich das so ausfüllen für ihn.
Wenn Sie jetzt für Ihr Leben Großes planen oder große Dinge wollen, möchte ich Ihnen sagen: Trachten Sie nicht nach Hohendingen. Es wird Ihr Leben nicht füllen können und Ihnen nichts Großes geben können. Trachten Sie mit allem, was Sie haben, nach dem, was Jesus Ihnen geben kann. Denn das, was Ihr Leben groß macht und wichtig macht, ist ja nur dies: Er hat Sie lieb, er steht Ihnen bei, er geht mit Ihnen in die neue Woche hinein und er lässt Sie nicht los – mit Ihren Fragen, mit Ihren Problemen, sogar mit Ihren Schwierigkeiten und mit Ihren Nöten und mit Ihrer Auflehnung und mit Ihrem Trotz. Er umgibt Sie in seiner Liebe.
Wir müssen uns einmal unsere Schwäche stellen, und wir können nicht dauernd, wenn wir jetzt über diesen Punkt – doch Schwäche, Ohnmacht unseres Lebens – reden, dauernd mit unseren guten Zeiten kommen. Denn die Frage sitzt sehr viel tiefer: Womit will ich vor Gott bestehen? Das ist das große Erkennen der Christen, dass Jesus Christus sich so weit hinunterbeugt.
Paulus hat in seinem Philipperbrief dieses Lied angestimmt, das Ihnen so froh machte: Jesus Christus erniedrigte sich bis zu mir hinunter, in meine Tiefe, dort unten, wo ich meinen Alltag lebe. Da kommt Christus und wird mein Bruder, wird mein Erlöser und wird mein Heiland. Und das macht mich so froh.
Darum hat Paulus auch in diesem Philipperbrief so fröhliche Loblieder gesungen und geschmettert. Ich wollte gerade sagen: Die anderen dachten: „Warum ist der bloß so fröhlich? Der ist doch in einer ganz bedrängten Situation, der steht doch eigentlich vor dem vielleicht nahen Tod, vor der Hinrichtung, und jetzt singt er so fröhliche Lieder.“ Das hat ja den Paulus gar nicht mehr bewegt, wenn er jetzt noch Ängste um sich herum hatte, weil er wusste: „Ich lebe in der Bewahrung und Behütung Jesu, und auf ihn darf ich schauen.“
Er hat sich erniedrigt für mich, und all das, was da vom Leiden Jesu erzählt wird, ist von der Schmach, die er ja gelitten hat. Das alles ist gesagt, um mir zu sagen: Das ist mein Leben. Das wollte er auch rausholen für mich. Er ist für mich in den Tod gegangen.
Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für mich Sünder vergossen wäre, wo soll ich ernster unter den Elenden mich sonst hinwenden? Das macht mich froh.
Aber jetzt einen zweiten Gedanken haben wir, nur die zwei Dinge heute: Das erste, wir müssen uns der Schwäche stellen. Das zweite: Dabei dürfen wir aber nicht stehen bleiben. Paulus hat das gleich gehört, also zum Glauben kam, dass Jesus ihn braucht zum Dienst.
Für Christen ist das immer wieder ein großes Wort: Gott braucht uns und will durch uns etwas Großes in der Welt bewirken. Und ich habe den Eindruck, Sie alle sind ja auch sehr willig, für Gott etwas Großes zu tun. Aber die große Gefahr besteht nun darin, dass wir große Programme entwerfen. Wir sagen, was wir alles in der Welt leisten wollen. Warum denn eigentlich nicht? Wollen wir nicht Großes? Wollen wir nicht die Welt verändern? Wollen wir nicht überall mit unseren Gaben zum Einfluss kommen?
Paulus hat nicht viel gehalten von großen Worten. Das ist ja die Überraschung, dass Paulus keinen großen Weltentwurf vorgelegt hat für das neue Imperium Romanum, das durch die Christen gestaltet werden sollte. Paulus hat überhaupt keine großen Worte gemacht.
Wissen Sie, Paulus hat gedacht: Wenn man die Schippe zu voll nimmt, kriegt man sie sowieso gar nicht mehr hoch. Und wer zu viel anpacken will, macht am Ende gar nichts. Und das ist die Frage unserer Vollmacht.
Ich frage mich, ob hinter so vielen Worten, die heute geredet werden im Namen der Christen, überhaupt noch Deckung steht hinter den großen Sprüchen, wie man heute die Welt als Christ verantwortlich mitgestalten will. Wo sind denn die Christen, die dazu die Kraft und die Macht hätten?
Darum spricht Paulus vom Gesinntsein wie Jesus. Jesus hat sich erniedrigt. Wir lesen diesen Text heute im Zusammenhang mit dem missionarischen Jahr. Die großen Missionen unseres Herrn werden nicht durch ganz große Dinge gemacht, sondern werden durch kleine Leute nach wie vor geleistet, die sich erniedrigen.
Jedes Mal, wenn sie einen Missionsdienst tun und von Jesus reden, sollen Sie wissen, dass das eine Erniedrigung ist. Wenn Sie im Kreis von Arbeitskollegen oder von Freunden ein Wort sagen, ist das eine Erniedrigung. Warum? Sie erniedrigen sich, um einem anderen doch noch einmal die große Gabe zu bringen, so wie Jesus sich ja noch viel gewaltiger erniedrigt hat, bis er zu uns kam.
Dann wird es einem nicht zu sauer, wenn man zum vierten Mal eine Treppe hochsteigt und mit lieben und gütigen Worten einen Menschen zu einem Bibelkreis einlädt oder wenn man ein Büchlein vorbeibringt und sagt: „Ich glaube, das müssen Sie einmal lesen, da werden Ihre Fragen angesprochen.“ Paulus sagt: Jesus hat seinen großen Sieg durch die Erniedrigung gemacht. Er wurde ganz klein. Er hat nur noch Gott gehorsam sein wollen.
Und hier steht dieses Wort, auf das wir nicht verzichten können im Dienst für unseren Herrn: Gehorsam. Es ist eine Frage der Mission, nicht was dabei herauskommt oder ob wir Anerkennung haben.
Wenn Sie gegenwärtig die Krise unserer evangelischen Mission auch in Deutschland beobachten, dann ist dies genau dort sichtbar, wo die Mission den Beifall der Welt bekommt. Ist sie dann noch Mission? Und ist Mission nicht das niedrige Werk, wo einige sich gehorsam in den Auftrag hinein stellen und das tun, was ihnen aufgetragen ist?
Darum hat Gott Jesus erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. In der Erniedrigung Jesu liegt der große Sieg. Im Namen Jesu müssen sich beugen alle Knie. Dann hat Gott die Bestätigung gegeben.
Meinen Sie, Sie könnten einen Menschen überreden durch Ihre Worte? Das klappt nie. Mission war noch nie möglich, weil Menschen das irgendwie durch ihre Kraft geschafft hätten, sondern es war immer der gehorsame Dienst, der durch Jesus bestätigt wurde. Darum hat ihn Gott erhöht, wie bei Jesus. Darum hat ihn Gott einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Das können wir hineinverfolgen bis in unsere Jugendarbeit und auch bis hinein in die Arbeit des offenen Abends. Das ist ein Wunder, dass Gott die Treue seiner Leute lohnt. Das sind letztlich nicht die Formen, die kopiert werden, sondern das ist letztlich die Hingabe derer, die Gott dienen wollen.
Und jetzt nehmen Sie das doch: Ich will doch sagen, in Ihrer Schwäche können sich das wiederholen. Jetzt verstehen Sie, warum wir nicht im Schwebezustand bleiben dürfen. Jetzt dürfen Sie nicht sagen: „Aber ich kann es nicht, weil ich schwach bin.“ Aber wenn Sie treu sind, kann Gott Sie segnen und kann Gott Sie gebrauchen.
Gehen Sie doch den Weg der Erniedrigung. Warten Sie doch nicht darauf, dass eines Tages in Stuttgart die Medien und die großen Zahlen da jubilieren und sagen: „Jetzt wird evangelisiert.“ Das wird immer unter den Tisch fallen.
Aber wenn Sie den Missionsauftrag wahrnehmen, dann kann in Stuttgart ein Aufbruch geschehen, dann kann in Ihrer Nachbarschaft und in Ihrer Familie etwas geschehen.
Meinen Sie doch nicht, dass jetzt ein anderer Name her müsste. Gott das bräuchte. Wenn er durch die Armut Jesu gewirkt hat, dann kann er auch durch Ihre Schwachheit hindurch große Frucht schaffen. Bleiben Sie daran stehen.
Darum hat ihn Gott erhöht, darum hat Gott Jesus einen Namen gegeben, weil er sich so tief erniedrigt hat. Und ich habe nur Sorge, ob wir uns erniedrigen, ob wir bereit sind, die Schmach zu tragen und das auf uns sitzen zu lassen.
Wir sind nur die, die eine Leidenschaft haben, anderen auch weiterzusagen, was wir in Jesus gefunden haben. Darum sagt Paulus: Tut nichts durch Eigennutz (Vers 3) oder Ruhmsucht. Das ist ganz gefährlich. Es ist ganz gefährlich, wenn man heute schon über eine evangelistische oder missionarische Aktion im Pressebericht machen muss. Das schlägt sich sofort ein Stück Putz ein. Man muss ja sonst wird es ja nicht aufgenommen, sonst wird es nicht gelesen. Da muss ja drinstehen, wie viele Leute kamen und wie viele sich bekehrt haben. Sonst ist es ja keine Meldung.
Tut nichts aus Ruhmsucht und nicht aus eitler Ehre, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Wenn das bei euch noch was gilt, die Ermahnungen Christi, sagt Paulus, wenn er überhaupt noch damit denken könnte in den Linien des Glaubens und in der Gemeinschaft des Geistes Jesu, dann möchte ich euch bitten: Bleibt kleine Leute und stellt euch in den Dienst.
Ihr werdet etwas erfahren von den großen Bestätigungen. Die Gemeinde Jesu, die Frucht erlebt in ihrem Dienst, war immer eine sehr schwache und angefochtene Gemeinde. Aber sie hat sich im Namen Jesu senden lassen.
Was ist das gewesen, um diese hundertfünfzig Jahre evangelischer Missionsgeschichte, hundert siebzig Jahre, die hinausgegangen sind von einem kleinen Freundeskreis, getragen, aber treu im Namen Jesu? Hier in unserer Stadt Stuttgart hat die Kinderarbeit angefangen mit ein paar Nicht-Theologen, die sich der Kinder angenommen haben im Namen Jesu.
Jugendarbeit hat außerhalb der Kirche begonnen, in kleinen Grüppchen. Da waren ein paar Leute, deren Herz geschlagen hat, und Gott hat sie bestätigt. Demütige Leute sind wie Kopien Jesu in dieser Knechtsart.
Ich will auf nichts anderes schauen. Das sollte das Motto sein, und von nichts mich irritieren lassen, als dass ich nur Jesus treu bleibe und den Auftrag ausrichte. Und dann bleiben Sie jetzt in Ihrer Familie, bleiben Sie jetzt dort unter Ihren Kollegen.
Meinen Sie nicht, das Reich Gottes werde in einem großen Dienst errungen, wenn Sie hauptamtlich bezahlt würden? Im Reich Gottes da fängt es doch nicht an. Dort, wo Sie stehen, dort treu sein im Namen Jesu, in Ihrer Schwachheit. Die kennt Jesus für den Dienst gestorben, aber er will Frucht schaffen.
Und Sie dürfen darüber stehen im Namen Jesu und erleben, dass Sie viel Frucht schaffen.
Armin
Das Vorbild Jesu in seiner Erniedrigung
Obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein. Stattdessen entäußerte er sich selbst, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Durch seine ganze Erscheinung erwies er sich als Mensch.
Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Damit im Namen Jesus sich alle Knie beugen sollen: aller derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind. Und alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist – zur Ehre Gottes, des Vaters.
Herr, hilf uns, dass wir dich recht anbeten können.
Armin
Die Enttäuschung der Niete im Leben
Es gibt ja hin und wieder Lotterien, bei denen viel Lärm um den Siegespreis gemacht wird. Lockt das nicht? Wenn da mitten auf der Straße so ein schöner Volkswagen Golf aufgebaut ist und daneben steht: „Der kann morgen Ihnen gehören“ oder „Heute schon kaufen, Sie ein Los“ – oder zwanzigtausend Mark in bar.
Da sagt man sich: „Herrje, da muss ich doch mitmachen!“ Dann kauft man ein Los, reißt die Tüte auf, und immer ist das Gleiche drin: eine Niete. Das ist nichts, das ist eine Enttäuschung.
Nun ist das bei Geld nicht so arg tragisch. Bei Geld kann man es noch verwenden. Schlimm ist nur, wenn ein Mensch eine Niete ist. Da kann man ja Leute an eine verantwortungsvolle Position setzen und ihnen Verantwortung übertragen. Und dann murmelt man es zuerst hinter vorgehaltener Hand, und dann immer häufiger: „Der Mann ist eine Niete, der taugt nichts, der bringt nichts, fertig.“
Und das ist peinlich, wenn man dann sein Amt verlassen muss. Immer wieder die Angst, ob wir nicht Nieten sind. Aber die Angst verdrängen wir ja schnell wieder. Wir sagen dann: „Da habe ich keinen anderen.“ Und wir schieben das immer schnell auf andere.
Aber ist nicht unser ganzes Leben eine Existenz einer Niete? Ach, wir sind doch alle so erfolgreiche Leute, das kann doch nicht wahr sein, dass wir Nieten wären. Das ist ein hartes Wort.
Die existentielle Frage nach dem Wert des Lebens
Ich bin zum ersten Mal darauf gekommen, als ich vor einiger Zeit von einem Philosophen hörte, der forderte, der Mensch solle das Recht haben, sich das Leben zu nehmen. Warum? Das menschliche Leben wäre auch nichts. Der Gedanke war, als ob ein Mensch notwendig wäre für andere – das sei etwas Anmaßendes. Und da stehen wir ja gar nicht.
Jeder Mensch sei völlig entbehrlich, und es fehle gar nichts. Darum sei das Leben eines Menschen letztlich ein Nichts, und der Mensch müsse sich damit abfinden. Denn wir spüren irgendwo, dass unser Leben ja davon wirklich betroffen ist und dass da etwas Richtiges daran ist.
Darum sind wir alle so darauf aus, dass uns ein paar Menschen Anerkennung zollen. Ja, das ist wesentlich und wichtig. Wenn man einem anderen ein Lob gibt und sagt: „Du hast es gut gemacht, du hast mir Freude gemacht, wenn ich dich sehe, lacht mein Herz“, da hat man ja einen Menschen aufgerichtet.
Wenn Sie loben, wenn Sie dieses Rezept verstehen, dann können Sie durchs Leben gehen und viel, viel Freude machen – nur mit Lob. Einem anderen Menschen sagen: „Du bist wichtig, du bist brauchbar, du kannst etwas, du leistest etwas.“
Und das ist ja auch bei der Leistung unserer Schüler so: Die werden ja nicht zur Leistung angesprochen, indem man ihnen Fünf oder Sechs gibt. Es sollte vielmehr heißen: „Du kannst das prima, und du hast Gaben dafür.“
Wenn das Gewicht wird, sind wir darauf aus, dass wir keine Nieten-Existenz sind.
Die Notwendigkeit, sich der eigenen Schwäche zu stellen
Aber ich meine, wir müssen uns trotzdem dieser Sache einmal stellen: Was ist mit unserem Leben eigentlich los?
Mein erster Punkt ist, wir müssen uns unsere Schwäche stellen. Wenn wir darüber predigen, gibt es bei einigen in unserer Mitte ein großes Unbehagen. Sie sagen: „Jetzt legt er das wieder so arg aus.“ Und dann weißt du, wie es weitergeht: Erst macht er uns ganz schwach, und nachher macht er uns wieder ganz stark. Zuerst werden uns Tunnel vor Augen geführt, dann wird es ganz dunkel. Am Ende kommt er wieder heraus, es wird wieder ganz hell, und alles ist wieder fröhlich.
Warum machen wir das Ganze? Weil wir nachfragen müssen, ob das nicht stimmt: Die meisten Menschen leben in einem ungewissen Schwebezustand. Die Not der Menschen, die schon täglich in der Kirche sitzen, ist, dass sie etwas ahnen von den großen Tröstungen des Glaubens, aber sie können das in ihrem Leben nicht verwirklichen.
Wenn wir sie fragen: „Hast du diesen Trost? Bist du stark?“, hören wir oft: „Nein, ich habe so viele Fehler.“ Genau da, wo man eigentlich mutig und zuversichtlich sein möchte, kommen die Bedenken. „Ich bin so schwach im Glauben, ich habe Zweifel.“
Die Erkenntnis der eigenen Schwäche vor Christus
Wenn wir über unsere Schwäche sprechen und sagen, wir seien ganz schwache, notvolle Existenzen, einer Niete oder einer Null gleich, dann darf man das nicht pauschal sehen. Ich habe ja auch ganz gute Seiten in meinem Leben. Ich habe schon manchen eine Freude gemacht.
Man muss sich einmal diesem Extrem stellen. Das ist nicht von mir, sondern die Erkenntnis von wachen Menschen, die über ihr Leben nachdenken. Aber sie kommen den Dingen nicht auf den Grund, wenn sie sich nur an ihrem eigenen Leben prüfen, wenn sie sich in ihrem Erfolg sonnen und sagen: „Was habe ich in der vergangenen Woche getan?“ Da waren sicher auch viele Fehlentscheidungen dabei.
Die grundsätzliche Erkenntnis unseres Lebens gewinnen wir erst vor Jesus Christus. Paulus, der diesen Abschnitt geschrieben hat, hatte eine Erfahrung gemacht und durchlebt, die ihm zeitlebens nachging. Als er vor Damaskus stand, erkannte er: Jesus Christus lebt wirklich. Gott hat ihn aus dem Grab auferweckt. Das war für ihn eine so umstürzende Schau.
Es wird Ihnen in Ihrem Leben gar nicht anders ergehen. Es ist ein Unterschied, ob Sie das vom Hörensagen kennen oder ob Sie sicher wissen: Jesus Christus lebt. Oder ob Sie sagen: Die eine große Tat Gottes in dieser Welt ist die Auferweckung Jesu.
Dann müssen Sie sagen: Das System gegenüber all dem, was ich gemacht habe – Paulus hat ja seinen Eifer, den er vorher sogar für Gott in frommer Sache an den Tag gelegt hat, genau an dieser Stelle verfehlt. Wenn Sie Kinder erzogen haben ohne die Kraft des Auferstandenen, was war das dann? War das nicht leer?
Wenn Sie Worte geredet haben ohne diese Auferstehungskraft, war das nicht am Wichtigsten vorbeigelebt? Wenn Sie Ihre Lebensentscheidungen und Ihre großen Planungen ohne diese Auferstehung Jesu, ohne seine machtvolle Kraft geplant haben, dann sind Sie am Wichtigsten vorbeigegangen.
Paulus war darüber so erschrocken und erschüttert. Es stimmt ja nicht, dass man sich mit anderen Sprüchen noch weiter betrügen könnte und sagen könnte: Mein Leben – vielleicht kommt es doch so irgendwo durch. Nein! Mein ganzes Leben endet im Tod und in Verwesung. Nur das, was in Christus getan ist, hat Bedeutung und Gewinn. Das hat Wert und Sinn.
Die Begegnung mit Jesus und die Kraft der Vergebung
Die Begleiter haben damals Saulus nach Damaskus geführt und ihn in einem Gasthaus in einem fremden Zimmer untergebracht. Dort blieb er einige Tage und war erblindet. Dieses Erlebnis war für ihn ein tiefes Erkennen, das ihn vollkommen durchdrang. Es war die Erkenntnis der Wirklichkeit Jesu und zugleich das Bewusstsein der schlimmsten Sünde, die man als Mensch empfinden kann: nämlich, an Jesus vorbeigegangen zu sein, sein Wort nicht ernst genommen und seine Liebe mit Füßen getreten zu haben.
Diese Erkenntnis erschütterte Paulus so tief, dass er nicht mehr wusste, wie er weitermachen sollte. Dann, eines Tages, klopfte es an seiner Tür, und ein Mann trat ein. Saulus konnte ihn nicht sehen, doch der Mann stellte sich vor und sagte: „Mein Name ist Andreas. Jesus sendet mich, um dir die Hände aufzulegen.“
Zum ersten Mal begriff Saulus, was Vergebung durch Jesus bedeutet. Er fühlte sich angenommen, schon durch die Worte des Ananias: „Lieber Bruder.“ Das erfüllte ihn so sehr, dass für ihn alles neu werden konnte. Er empfing sein Leben ganz wunderbar neu geschenkt und wusste: „Was ich jetzt lebe, kann ich nur noch in der Kraft Jesu leben. Wenn ich noch einmal Zeit bekomme, will ich sie ganz für ihn ausfüllen.“
Die richtige Ausrichtung für das Leben und den Dienst
Wenn Sie jetzt Großes für Ihr Leben planen oder große Dinge erreichen wollen, möchte ich Ihnen sagen: Trachten Sie nicht nach Hohendingen. Es wird Ihr Leben nicht erfüllen können und Ihnen nichts Großes geben.
Trachten Sie mit allem, was Sie haben, nach dem, was Jesus Ihnen geben kann. Denn das, was Ihr Leben groß und wichtig macht, ist nur dies: Er hat Sie lieb, er steht Ihnen bei, er geht mit Ihnen in die neue Woche hinein und lässt Sie nicht los – mit Ihren Fragen, Ihren Problemen, sogar mit Ihren Schwierigkeiten, Ihren Nöten, Ihrer Auflehnung und Ihrem Trotz. Er umgibt Sie in seiner Liebe.
Wir müssen uns einmal unserer Schwäche stellen. Wir können nicht dauernd, wenn wir jetzt über diesen Punkt der Schwäche und Ohnmacht unseres Lebens sprechen, nur von unseren guten Zeiten reden. Denn die Frage sitzt viel tiefer: Womit will ich vor Gott bestehen?
Das ist die große Erkenntnis der Christen, dass Jesus Christus sich so weit hinunterbeugt. Paulus hat in seinem Philipperbrief dieses Lied angestimmt, das ihn so froh machte: Jesus Christus erniedrigte sich bis zu mir hinunter, in meine Tiefe. Dort unten, wo ich meinen Alltag lebe, da kommt Christus und wird mein Bruder, wird mein Erlöser und mein Heiland. Das macht mich so froh.
Darum hat Paulus auch in diesem Philipperbrief so fröhliche Loblieder gesungen und geschmettert. Man könnte sagen, die anderen dachten: Warum ist der bloß so fröhlich? Er ist doch in einer ganz bedrängten Situation, steht vor dem vielleicht nahen Tod, vor der Hinrichtung – und jetzt singt er so fröhliche Lieder.
Das hat Paulus gar nicht mehr bewegt, wenn er noch Ängste um sich herum hatte, weil er wusste: Ich lebe in der Bewahrung und Behütung Jesu, und auf ihn darf ich schauen. Er hat sich erniedrigt für mich. All das, was vom Leiden Jesu erzählt wird, von der Schmach, die er gelitten hat, ist alles gesagt, um mir zu zeigen: Das ist mein Leben.
Das möchte ich auch für mich herausholen: Er ist für mich in den Tod gegangen. Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für mich Sünder vergossen wäre, wo sollte ich mich ernster unter den Elenden sonst hinwenden? Das macht mich froh.
Die Berufung zum Dienst trotz Schwäche
Aber jetzt einen zweiten Gedanken haben: Es gibt heute zwei Dinge. Das erste ist, dass wir uns der Schwäche der Schwäche stellen müssen. Das zweite ist, dass wir dabei nicht stehen bleiben dürfen.
Paulus hat das ähnlich erlebt. Er kam zum Glauben mit dem Bewusstsein, dass Jesus ihn für den Dienst braucht. Für Christen ist das immer wieder ein großes Wort: Gott braucht uns und will durch uns etwas Großes in der Welt bewirken.
Ich habe den Eindruck, dass viele sehr willig sind, für Gott etwas Großes zu tun. Aber die große Gefahr besteht darin, dass wir große Programme entwerfen und sagen, was wir alles in der Welt leisten wollen. Warum eigentlich nicht? Wollen wir nicht Großes? Wollen wir nicht die Welt verändern? Wollen wir nicht überall mit unseren Gaben Einfluss nehmen?
Paulus hat nicht viel von großen Worten gehalten. Das ist die Überraschung: Paulus hat keinen großen Weltentwurf vorgelegt, wie das neue Imperium Romanum durch die Christen gestaltet werden soll. Er hat überhaupt keine großen Worte gemacht.
Wissen Sie, Paulus dachte, wenn man die Schippe zu voll nimmt, bekommt man sie sowieso gar nicht mehr hoch. Und wer zu viel anpacken will, macht am Ende gar nichts. Das ist die Frage unserer Vollmacht.
Ich frage mich, ob hinter so vielen Worten, die heute im Namen der Christen gesprochen werden, überhaupt noch Deckung steht. Hinter den großen Sprüchen, wie man heute die Welt als Christ verantwortlich mitgestalten will – wo sind denn die Christen, die dazu die Kraft und die Macht hätten?
Darum spricht Paulus von dem Gesinnung sein wie Jesus. Jesus hat sich erniedrigt.
Die Kraft der Erniedrigung im missionarischen Dienst
Wir lesen diesen Text heute im Zusammenhang mit dem missionarischen Jahr. Die großen Missionen unseres Herrn werden nicht durch große Taten vollbracht, sondern nach wie vor von kleinen Leuten geleistet. Diese erniedrigen sich jedes Mal, wenn sie einen Missionsdienst tun und von Jesus reden.
Sie sollen wissen, dass dies eine Erniedrigung ist. Wenn sie im Kreis von Arbeitskollegen oder Freunden ein Wort sagen, ist das eine Erniedrigung. Warum erniedrigen sie sich? Um einem anderen doch noch einmal die große Gabe zu bringen – so wie Jesus sich ja noch viel gewaltiger erniedrigt hat, bis er zu uns kam.
Dann wird es einem nicht zu schwer, wenn man zum vierten Mal eine Treppe hochsteigt, um mit lieben und gütigen Worten einen Menschen zu einem Bibelkreis einzuladen. Oder wenn man ein Büchlein vorbeibringt und sagt: „Ich glaube, das müssen Sie einmal lesen. Da werden Ihre Fragen angesprochen.“
Paula sagt: Jesus hat seinen großen Sieg durch die Erniedrigung gemacht. Er wurde ganz klein. Er wollte nur noch Gott gehorsam sein. Und hier steht dieses Wort, auf das wir im Dienst für unseren Herrn nicht verzichten können: Gehorsam.
Es ist eine Frage der Mission, nicht was dabei herauskommt oder ob wir Anerkennung erhalten. Wenn Sie gegenwärtig die Krise unserer evangelischen Mission auch in Deutschland beobachten, dann ist dies genau dort sichtbar, wo die Mission den Beifall der Welt bekommt.
Ist sie dann noch Mission? Ist Mission nicht das niedrige Werk, bei dem sich einige gehorsam in den Auftrag hineinstellen und das tun, was ihnen aufgetragen ist?
Darum hat Gott Jesus erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Die Bestätigung Gottes in der Erniedrigung und Erhöhung Jesu
In der Erniedrigung Jesu liegt der große Sieg. Im Namen Jesu müssen sich alle Knie beugen. Dann hat Gott die Bestätigung gegeben.
Meinen Sie, sie könnten einen Menschen durch ihre Worte überreden? Das klappt nie. Mission war noch nie möglich, weil Menschen das irgendwie durch ihre eigene Kraft geschafft hätten. Vielmehr war es immer der gehorsame Dienst, der durch Jesus bestätigt wurde.
Darum hat Gott Jesus erhöht. Er hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Dies können wir bis in unsere Jugendarbeit und auch bis hinein in die Arbeit des offenen Abends zurückverfolgen.
Es ist ein Wunder, dass Gott die Treue seiner Leute belohnt. Letztlich sind es nicht die Formen, die kopiert werden, sondern die Hingabe derer, die Gott dienen wollen.
Treue im Dienst trotz Schwäche
Und jetzt nehmen Sie das doch: Ich möchte sagen, in Ihrer Schwäche können Sie sich wiederholen. Verstehen Sie jetzt, warum wir nicht im Schwebezustand bleiben dürfen? Sie dürfen nicht einfach sagen: „Aber ich kann es nicht.“ Sondern gerade weil Sie schwach sind, kann Gott Sie segnen und gebrauchen, wenn Sie treu sind.
Gehen Sie den Weg der Erniedrigung. Warten Sie nicht darauf, dass eines Tages in Stuttgart die Medien und die großen Zahlen jubeln und sagen: „Jetzt wird evangelisiert.“ Das wird immer unter den Tisch fallen. Aber wenn Sie den Missionsauftrag wahrnehmen, dann kann in Stuttgart ein Aufbruch geschehen. Dann kann in Ihrer Nachbarschaft und in Ihrer Familie etwas passieren.
Meinen Sie nicht, dass jetzt ein anderer Name her müsste oder dass Gott es bräuchte? Wenn er durch die Armut Jesu gewirkt hat, dann kann er auch durch Ihre Schwachheit hindurch große Frucht schaffen. Bleiben Sie daran stehen!
Darum hat Gott ihn erhöht. Darum hat Gott Jesus einen Namen gegeben, weil er sich so tief erniedrigt hat.
Die Herausforderung der Demut und Gemeinschaft im Dienst
Ich habe nur Sorge, ob wir uns erniedrigen, ob wir bereit sind, die Schmach zu tragen und das auf uns sitzen zu lassen. Wir sind nur diejenigen, die eine Leidenschaft haben: anderen weiterzusagen, was wir in Jesus gefunden haben.
Darum sagt Paulus: Tut nichts aus Eigennutz (Vers 3) oder Ruhmsucht. Das ist ganz gefährlich. Es ist ganz gefährlich, wenn man heute schon über eine evangelistische oder missionarische Aktion einen Pressebericht machen muss. Das schlägt sich sofort in einem Stück Putzen nieder. Man muss ja sonst, damit es aufgenommen wird, berichten, wie viele Leute kamen und wie viele sich bekehrt haben. Sonst ist es ja keine Meldung.
Tut nichts aus Ruhmsucht und nicht aus eitler Ehre, sondern in Demut. Achtet einer den anderen höher als sich selbst, wenn das bei euch noch gilt, die Ermahnungen Christi, sagt Paulus. Wenn er überhaupt noch damit denken könnte, in den Linien des Glaubens und in der Ausrichtung des Geistes Jesu, dann möchte ich euch bitten: Bleibt kleine Leute und stellt euch in den Dienst. Ihr werdet etwas erfahren von den großen Bestätigungen.
Die Geschichte der Gemeinde als Beispiel für Treue und Frucht
Die Gemeinde Jesu, die Frucht erlebt in ihrem Dienst, war immer eine sehr schwache und angefochtene Gemeinde. Aber sie hat sich im Namen Jesu senden lassen. Was ist das gewesen?
Um diese hundertfünfzig Jahre evangelischer Missionsgeschichte, hundert siebzig Jahre, die hinausgegangen sind von einem kleinen Freundeskreis, getragen, aber treu im Namen Jesu.
Hier in unserer Stadt Stuttgart hat die Kinderarbeit angefangen mit ein paar Nicht-Theologen, die sich der Kinder angenommen haben im Namen Jesu. Jugendarbeit hat außerhalb der Kirche begonnen, in kleinen Grüppchen. Da waren ein paar Leute, deren Herz geschlagen hat, und Gott hat sie bestätigt.
Demütige Leute sind wie Jesu Kopien, Jesu in dieser Knechtsart. "Ich will auf nichts anderes schauen" – das soll ihr Motto sein. Sie lassen sich von nichts irritieren, außer dass sie nur Jesus treu bleiben und den Auftrag ausrichten.
Dann bleiben sie jetzt in ihrer Familie, bleiben sie dort unter ihren Kollegen. Meinen Sie nicht, das Reich Gottes werde in einem großen Dienst errungen, wenn sie hauptamtlich bezahlt würden? Im Reich Gottes fängt es doch nicht dort an, wo sie stehen. Dort treu sein im Namen Jesu, in ihrer Schwachheit.
Die kennt Jesus. Er ist für den Dienst gestorben, aber er will Frucht schaffen, und sie davon über ihr Leben und darüber stellen im Namen Jesu und erleben, dass ihr viel Frucht schafft.
Armin