Gottes Herz für sein Volk und die Bedeutung der Stammväter
Liebe Schwestern und Brüder,
Bruder Rainer Wirtz hat uns heute Mittag wieder zum eigentlichen Gesamtthema geführt, das über unseren Tagen steht: Er, unser Gott, hat dein Wandern durch diese große Wüste zu Herzen genommen. Das hat mit den Stammvätern schon begonnen. Wir merken daran, wie Gott mit seinem Herzen beteiligt ist – nicht ob sein Plan zum Ziel kommt. Gott bringt seinen Plan zum Ziel, aber entscheidend ist, ob sich die Menschen, um die er sich müht, gebrauchen lassen. Ob sie überhaupt merken, dass er durch sie wirken will und ihnen das Vorrecht gibt, den Adel, in der Segenskette, die er mit Abraham begonnen hat, ein Glied zu sein – oder ob ihnen das gleichgültig ist.
Das mit dem Herzen Gottes ist nicht bloß ein Bild. Beim Propheten Jeremia, in dem Kapitel, wo vom Neuen Bund die Rede ist – wo ist das? Sie sind doch alle Schriftgelehrte, hoffentlich keine Pharisäer, aber Schriftgelehrte. Jeremia 31 heißt es: „Von Gott, so oft ich deiner gedenke, stürmt mein Herz dir entgegen, ich muss mich deiner erbarmen.“ Obwohl viele Fehler da sind, obwohl Gott genau sieht, auch bei Sarah und Abraham Zweifel und Widerstreben. So oft Gott in das Leben seiner Leute eingebrochen ist, so oft er an sie denkt, stürmt sein ganzes Herz, sein ganzes Wesen ihnen entgegen.
Mein Lehrer Helmut Hielicke, bei dem ich im Studium viel mitbekommen habe, hat einmal in einer Predigt gesagt: Wenn man ganz aufgeregt ist vor einem schwierigen Telefongespräch oder wenn alles zusammenkommt – die Glastür, Leute und Gäste sind da und man weiß nicht mehr, wo der Kopf steht –, dann soll man sich für einen Augenblick zurückziehen und langsam einfach sprechen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Wir gehören dem Gott, der durch die Ewigkeiten hindurch derselbe bleibt. „Ich bin der Gott und wandle mich nicht.“ Deshalb reden wir jetzt nicht bloß einfach über die Stammväter und Stammmütter, sondern erkennen etwas von dem Gott, dessen Herz seinen Leuten entgegenstürmt, wie er um sie wirbt und versucht, sie einzugliedern. Merkt doch: Ich will euch als Glied in dieser Segenskette gebrauchen.
Senioren, Jugend und die Herausforderung des Glaubens im Alter
Bibelkonferenz für Senioren
Die Hälfte von Ihnen sind ja jugendliche Leute, lobt Gott den Herren, ihr Jugendlichen, Chöre! Und dann hat er den Begriff Senioren erfunden für Leute, die nichts mehr zu sagen haben. Ihnen wird immer wieder bescheinigt: „Ja, ihr habt das früher so gemacht, aber wir machen es heute ganz anders.“
Da kann ja auch Schmerz im Leben sein. Vor 14 Tagen hatten wir die Klassenzusammenkunft derer, die 1950 in Stuttgart Abitur gemacht haben. Einst waren das mutige junge Leute, heute leben noch 18, und 12 waren bei der Klassenzusammenkunft. Sechs von ihnen haben gesagt: „Ich fahre schon lange nicht mehr Auto, ich habe meinen Führerschein schon lange abgegeben.“ Das sind Senioren.
Sonst haben wir immer einen Termin ausgemacht, wann wir uns das nächste Mal treffen. Diesmal haben wir gar keinen Termin mehr ausgemacht, weil wir nicht mehr gewagt haben zu sagen, wer nächstes Jahr da sein wird. So sind Senioren.
Wir leben in einer Welt, in der man Senioren sagt: Na ja, also, man kann Angst vorm Sterben haben, aber dann ist es vorbei. Schon zur Zeit Jesu gab es solche Leute. Wir kennen die Geschichte, dass die Sadduzäer gesagt haben, nach dem Tod geht es nicht weiter, da ist einfach Schluss.
Sie sind zu Jesus gekommen und haben gesagt: „Gib doch zu, du kennst dich ein bisschen besser aus, aber nach dem Sterben ist es vorbei. Sonst gäbe es doch ein großes Durcheinander.“ Dann haben sie die Geschichte erzählt von einer Frau, die siebenmal verheiratet war. Manche Theologen sagen, sie hätten eine Geschichte aus dem hohlen Bauch erfunden.
Nein, es ist die Geschichte des Tobias, die im Buch Tobias steht. Die Frau des Tobias hatte sieben Männer. Da haben die Sadduzäer gesagt: „Also wenn es eine Auferstehung der Toten gibt, das gibt ja ein riesiges Durcheinander.“
Da sagt der Erste: „Mein, es ist schön, dass ich dich wiedersehe.“ Da sagt der Zweite: „Moment mal, das ist meine Frau.“ Dann kommt der Dritte und sagt: „Ah, ich war fein.“ Es gibt einen großen Streit und Durcheinander im Himmel, technisch unvorstellbar.
Und wissen Sie, was Jesus darauf geantwortet hat? „Ihr irrt, ihr wisst weder die Schrift noch die Kraft Gottes.“ Die Schrift sagt, dass Gott beim Dornbusch dem Mose gesagt hat: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, nicht „Ich war“, sondern „Ihm leben sie alle.“
Der Gott, der gleich bleibt, von dem wir jetzt in diesen Tagen, wenn wir den Stammvätern nachgehen, viel hören. Der ist auch für uns so da. Der will, dass wir bis in Ewigkeit ihm gehören.
Die Sorge um den Glauben der Jugend und die Bedeutung der Gemeinschaft
Das ist jetzt eine lange Einleitung, bis wir endlich zu Rebecca und ihren Kamelen kommen. Aber je älter ich werde, desto mehr erschrecke ich darüber, wie ich schuld geworden bin an ganzen Konfirmantenjahrgängen und an großen Jugendkreisgruppen, mit denen man auf Lager war. Wo sind die heute? Wo sind die, die einst im Jugendchor am Ulmer Münster mitgesungen haben, die ich mitbetreut habe? Man nannte mich den Seelsorger am Jugendchor. Was ist daraus geworden? Was ist aus Manfred und Willi geworden? Wo sind sie?
Die Gemeinde Jesu ist umgeben von Leuten, die mal mitgemacht haben, aber abgeblättert sind, weg. Das ist erschreckend! Wir sollten nicht immer nur von Außenstehenden reden, sondern uns um die bemühen, die mal dabei waren. Ob wir sie nicht noch einmal anknüpfen können oder ob wir sie schon abgeschrieben haben.
In unserer Gemeinde ist eine Familie zur biblischen Glaubensgemeinde gegangen. Man kann sich nur freuen, dass sie in einer Gemeinde sind. Aber sie haben gesagt, dass in Korntal sie überhaupt niemand angesprochen hat, warum sie nicht mehr zum Gottesdienst kommen. Es tat ihnen weh. Fehlen wir euch nicht?
Verstehen Sie, vielleicht sollten wir die, die ehemals dabei waren – im Jugendkreis, im Posaunenchor, die Jugend, die mitgesungen haben – ansprechen: Wo bist du denn? Du möchtest nicht wieder anfangen? Komm doch! Nicht einfach laufen lassen!
Die Hauptfrage ist: Bin ich auch so einer, der stagniert? Oder gar Rückschritte macht? Oder wenn es hart auf hart kommt – mit der Krankheit, mit dem Sterben – abblättert, wegkommt vom Glauben? Ich möchte doch dranbleiben. Gott kommt zu seinem Ziel. Er sagt: „Ich bin Gott und wandle mich nicht.“ Aber wir müssen an ihm bleiben, dem treuen Heiland.
Morgen werden wir von Rahel hören, an der Gott viel getan hat. Am Ende heißt es, als sie Benjamin geboren hat: „Ben Oni, Sohn meines Unglücks.“ Sie schluckt, und so stirbt sie. Sie sagte nicht: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Und all unsere Konferenzen haben so den Sinn, dass wir es uns neu von unserem Herrn sagen lassen: Er wirbt um mich, er möchte mich dabei haben. „Näher, mein Gott, zu dir, näher, mein Gott, zu dir.“
Die Verheißung Gottes an Abraham und die Suche nach einer passenden Frau für Isaak
Aber jetzt zu Rebekka. Wir haben ja gehört, dass Gott Abraham ganz klar gesagt hat – in 1. Mose 12 –, dass er durch seine Nachkommen alle Geschlechter auf Erden segnen will. Das geschah zu einer Zeit, als Abraham noch keinen Sohn hatte. In 1. Mose 22 wird diese Verheißung noch einmal durch einen Schwur bestätigt: „Ich habe bei mir selbst geschworen“, spricht der Herr, „dass ich durch deine Nachkommen die Geschlechter auf Erden segnen will.“
Das ist der Kern dessen, was wir von dieser Mission hören. Es ist durchdrungen von dem Gedanken, dass unser Herr dabei ist, bis an die fernsten Enden der Erde durch Jesus zu segnen. Abraham hat seinen Sohn auf wunderbare Weise bekommen, und wir haben einiges davon gehört. Wir wissen auch, dass Gott Abraham und Sarah den Sohn noch einmal ganz neu geschenkt hat.
Gott prüfte Abraham: Ist dir dein Verhältnis zu mir vielleicht wichtiger als dein Sohn? Oder hast du deinen Sohn zu einem Götzen gemacht? Man kann Kinder ja zum Götzen machen. Abraham war bereit, seinen Sohn hinzugeben, und Gott sagt daraufhin: „Dann bekommst du ihn jetzt noch einmal neu zurück.“
Aber die Verheißung Gottes, die Welt durch die Nachkommen zu segnen, stand auf zwei Säulen. Isaak war der einzige Segensträger; er hatte keine Brüder, es gab keinen Ersatzmann für alle Fälle. Er war vierzig Jahre alt und hatte noch keine Frau.
Um Enkel sorgt man sich, wenn sie nicht zum Heiraten kommen. Will sie niemand heiraten, oder wollen sie nicht heiraten? Was ist denn los? Kommen sie nicht unter die Haube? Wer das erlebt, weiß, was für eine Sorge das sein kann – nicht, weil die Ehe ideal ist, sondern weil man es ihnen gönnt, so wie Gott es bestimmt hat: dass man miteinander durchs Leben geht und die Sorgen teilt.
Bei Abraham handelte es sich um einen Spezialfall. Gott hatte mit der Segenskette begonnen. Er hatte ihm auf wunderbare Weise, sogar doppelte Weise, Isaak geschenkt. Doch nun kam Isaak nicht zum Heiraten. Natürlich gab es im Hain Mamre genügend gut aussehende Hethiterinnen und Kanaanäerinnen. Wenn diese abends am Brunnen sangen, drangen ihre Lieder auch zu den Zelten von Isaak und Abraham herauf. Und Isaak war schließlich nicht aus Stein.
Aber es war klar: Abraham sagte, niemals eine von den Hethiterinnen. Es musste eine sein, die in die Segenskette hineinpasst. Das ist auch ein Problem bei den Leuten aus unseren Jugendkreisen, aus der jungen Gemeinde: Finde den Lebensgefährten, der dir kein Hindernis im Glauben ist, sondern eine Förderung!
Die Doha Rappart pflegte ihren Krischnazöglingen, wenn sie sich verlobten, zu schreiben: „Ich bitte den Herrn, dass sie zusammen mit ihrer lieben Braut dem Herrn zweihundertprozentig und nicht bloß fünfzigprozentig dienen können – nicht, dass die Glaubenskraft sich halbiert, sondern verstärkt.“
Deshalb sagte Abraham: Nur keine von den Kanaanäerinnen! Du musst eine Frau haben, mit der du im Glauben wirken kannst.
Noch einmal: Als alter Seelsorger darf ich sagen, es gibt so viele vermeintliche Hoffnungen. Ich kriege schon meine Frau, und noch mehr bei jungen Damen: Ich kriege meinen Mann schon dazu, dass er wieder in die Kirche geht und die Bibel liest.
In der Ehe kann man niemanden bekehren. Man ist sich so nah, dass man mit den Eigenheiten und Fehlern des anderen im Glauben auch leicht abgebracht werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch unseren jungen Leuten sagen: Suche jemanden, der dich im Glauben weiterbringt, nicht einfach nur zum Heiraten.
Es gibt so viele liebevolle Illusionen.
Erfahrungen aus der Ehe und die Suche nach Gottes Führung
Wie viele Paare durfte ich trauen? Das Ulmer Münster, in dem ich Pfarrer war, ist eine richtige Hochzeitskirche. Wir hatten einmal einen Samstag mit sechzehn Trauungen im Ulmer Münster. Ich habe nicht alle gehalten, aber unser Mesner sorgte dafür, dass spätestens nach 25 Minuten Schluss war. Was für die einen das Vorspiel war, war für die anderen das Nachspiel.
Vorher gab es die Brautgespräche. Dabei wurde gefragt, welchen Trautext sie wollten. „Ah, Pfarrer, suchen Sie den Text raus“, hieß es oft. Doch ich sagte: „Nein, das suchen wir gemeinsam aus.“ Es gibt so ein schönes Buch mit einer Sammlung aller schönen Worte: „Gott schuf den Menschen zum Bilde Gottes, schuf ihn als Mann und Frau“, „Ruth, wo du hingehst, will ich auch hingehen“, „Befiehl dem Herrn deine Wege“.
Ich sagte: „Jetzt lese ich Ihnen das einfach langsam vor, und Sie schauen sich dabei ins treue Auge. Wenn es irgendwo klick macht, sagen Sie: Das nehmen wir.“ Ich habe alle herrlichen Worte gelesen, Psalmen, nichts, nichts hat Klick gemacht. Dann wusste ich, dass es jetzt der Epheserbrief sein musste: „Seid miteinander freundlich, herzlich und vergebt einander, so wie Christus euch vergeben hat.“ Genau das war es. Tief bewegend, dass alle, auch Fernstehende, so die Ehe führen wollen: „Seid miteinander herzlich, freundlich, vergebt einander. Wenn jemand Klage hat, so wie Christus euch vergeben hat, auch ihr.“
Und nach einem halben Jahr waren sie wieder geschieden oder nach drei Jahren – weil das das Ideal ist. So wollte ich es eigentlich. Liebe ist freundlich, bis Paulus in 1. Korinther 13 aufzählt: Die Liebe ist freundlich, herzlich, erbarmt, sieht, was der andere braucht. So stellt sich das jeder vor.
Aber der Vater Abraham sagt: „Also nicht jemand von den Hethiterinnen, aber da müssen wir was unternehmen.“ Er schickt seinen Großknecht mit einer Karawane los, damit er seinem Sohn eine Frau sucht – in seiner ehemaligen Heimat, dort, wo der Nahor, sein Bruder, zurückgeblieben ist. Vielleicht gibt es bei denen noch ein bisschen Gottesfurcht im Zweistromland, in Mesopotamien. „Jetzt geh dorthin und suche meinem Sohn eine Frau.“ Das ist die einzige Möglichkeit.
Du hast ein Auge, es muss dort schon eine schöne Frau sein. Es war im Salom Abraham, klar, seine Sarah war schon älter. Eine prächtige Frau, ein bisschen Schönheit soll es schon sein! Im Schwäbischen gibt es das Wort – aber das dürfen Sie jetzt nicht behalten, das ist kein Bibelwort: „Ein schöner frisst auch nicht mehr als ein Wüste“, gell? Schön sollte sie sein, aber vor allem eine liebevolle Frau, die ihm Glauben helfen sollte.
Der Großknecht war wahrscheinlich Eliezer, von dem in 1. Mose 15 die Rede ist. Eliezer von Damaskus, Vertrauensperson, der im Fall eines Falles das ganze Besitz von Abraham geerbt hätte. Abraham schenkte ihm das Vertrauen: „Geh dort nach Mesopotamien, nach Haran, und suche meinem Sohn eine Frau.“
Der Großknecht hatte zwei große, schwerwiegende Bedenken. Nicht, wie finde ich eine schöne Frau – da hatte Abraham schon sein Auge darauf geworfen –, sondern: Was ist, wenn sie nicht hierherkommen will, in das unsichere Gebiet Hain-Mamrin? Sie kennt das gar nicht, es sind 600 Kilometer südlich. Wenn sie sagt: „Ich wäre zum Heiraten bereit, aber Isak soll hierherkommen.“ „Ich möchte nicht von meiner Familie weg.“
Dann hat Abraham gesagt: „Dann bist du des Eides, den ich auf dich lege und den du mir schwörst, quitt.“ Da ging es los: „Wenn sie nur nicht eine Hethiterin bringt und ja nicht meinen Sohn dorthin ins feindliche, gottlose Land bringt, das nicht.“
Die zweite Frage, die Eliezer je näher er Haran kam, umtrieb, war: Wie erkenne ich die Frau? Abraham sagte: „Der Engel des Herrn wird dich hinführen und dir die Frau zeigen.“ Das traue ich Gott und seinem Engel zu. Aber woran soll ich es erkennen?
Es wird oft gesagt, er habe um ein Zeichen gebeten. Da müssen wir aufpassen. Die Bibel zeigt an mancher Stelle, dass Gideon ein Zeichen von Gott erbeten hat, mit seinem Fell. Aber das heißt nicht, dass man einfach dasselbe tun soll. Viele Menschen wollen ein Zeichen von Gott erbitten. Jesus hat gesagt: „Moment, selbst seine Zeitgenossen wollten ein endgültiges Zeichen. Er antwortete: Höchstens das Zeichen des Jona, wie er drei Tage im Bauch des Fisches war, aber sonst gibt es kein Zeichen.“
Es gibt oft merkwürdige Zeichen. Wenn der Knecht Abrahams um ein Zeichen gebeten hätte, dann hätte er sagen müssen: „Lieber Gott, lass mich mir den Fuß verstauchen und umknicken, wenn ich an der Frau vorbeikomme, die du bestimmt hast, oder lass aus heiterem Himmel donnern.“ An solche komischen Zeichen denken wir.
Ein Freund von mir, der endlos lange eine Frau gesucht hat, hat aus dem evangelischen Gemeindeblatt alle Heiratsannoncen von Damen herausgeschnitten und sie auf dem Tisch ausgebreitet, die Augen zugemacht, vorher gut sortiert, und gesagt: „Lieber Gott, jetzt die!“ Da war es eine verwitwete Bäuerin, 64 Jahre alt, die bereits gesucht hat, einen, der in der Landwirtschaft mithilft. Man kann mit den Zeichen hereinfallen.
Aber das, was Eliezer mit Gott abgemacht hat, war eigentlich kein Zeichen, sondern etwas sehr Vernünftiges. „Wenn ich also jetzt dorthin komme und die Mädchen abends mit ihren Tonkrügen zur Quelle kommen, um Wasser zu schöpfen, und ich einer von denen sage: Lass mich trinken, und sie sagt ja, gut, sie gibt mir den Krug, lässt mich trinken, und dann sagt sie: Ich will deine Kamele auch trinken – das soll mir ein Zeichen sein, dass der Engel mich zu der Frau geleitet hat.“
Sie kennen die Geschichte. Sie ist uns oft erzählt worden, im Kindergottesdienst, in der Jungschar. Diese eindrückliche Geschichte: Da kommt Rebekka schön, sie wusste nichts von einem Mann, war noch Jungfrau. Er sagt: „Gib mir zu trinken.“ Sie lässt den Krug von der Schulter gleiten, wie die Bibel so schön beschreibt. Kein Wort zu viel. Vorsichtig neigt sie den Krug, damit er trinken kann – der ausgedörrte Mann. Dann sagt sie: „Aber da sind noch die zehn Kamele.“ Es steht extra in der Bibel: zehn Kamele. Die will ich auch trinken.
Ich habe im Internet nachgeschaut, wie viel Wasser in einen Kamelmagen hineingeht. Das Kamel ist extra so konstruiert, dass es Unmengen von Wasser aufnehmen kann – im Normalfall 200 Liter. Da muss man den Kübel oft füllen. Und da ging offenbar eine Treppe hinunter. Sie ging zur Quelle hinunter, füllte ihren Krug und füllte die Tränkrinnen, bis die Kamele alle getränkt waren.
Und jetzt sollte man erwarten, dass Eliezer gesagt hat: „Lieber Gott, Hurra, liebes Mädchen, Gott hat ein Zeichen gegeben, du wirst die Frau meines Herrn Isak.“ In der Bibel heißt es, er schwieg still, bis er sah, ob Gott Gnade zur Reise gegeben hat. Die Geschichte war nicht ausgestanden. Will sie mir auch wirklich folgen? Bin ich an der richtigen Adresse? Ist sie auch gottesfürchtig? Er schwieg still.
Vielleicht ruft man immer zu schnell „Hurra, jetzt habe ich die Richtige!“ Abwarten! Eliezer hatte nicht viel Zeit, wirklich zu prüfen. „Prüfe, wer sich ewig bindet“, ob sie die Liebe hat, ob sie gottesfürchtig ist. Deshalb machte er diese Probe.
Dann erfährt er, dass er ins Haus der Verwandten gekommen ist, dass der Engel des Herrn ihn dort geführt hat. Sie sagen: „Jetzt komm herein, es gibt auch Stroh und Unterkunft für deine Kamele, komm herein und iss, du Gesegneter des Herrn.“ Er sagt: „Moment mal, ich muss zuerst meine Geschichte loswerden.“ Er erzählt die ganze Geschichte.
Dann wird das Mädchen gefragt: „Bist du bereit mitzugehen?“ Der Bruder Laban sagt: „Das kommt vom Herrn, das können wir nicht verhindern.“ Das Mädchen sagt: „Ich bin bereit mitzugehen.“ Am nächsten Morgen sagt Eliezer: „Dann brechen wir auf.“ Doch sie sagt: „Moment, ich bin bereit mitzugehen.“
Rebekka und Isaak: Eine Liebe, die wächst und Herausforderungen in der Ehe
Isaak suchte lange nach der Gefährtin, die Gott für ihn vorgesehen hatte. Schließlich wurde er mit einer tugendsamen, tüchtigen, liebevollen und hilfsbereiten Frau beschenkt – es war, als ob alle Fülle und Güte Gottes sich in ihr offenbart hätten. Als Rebekka nach der langen Rückreise ihr Gesicht verhüllte, weil sie Isaak aus der Ferne sah, zeigte sich Isaak als ein zuchtvoller Mann, der sie nicht mit gierigen Augen ansah. Es heißt, Isaak gewann sie lieb. Liebe ist ein Prozess.
Viele junge Menschen geben zu schnell auf, wenn die erste Krise in der Beziehung kommt. Meine Mutter hat ihren fünf Söhnen mit auf den Weg gegeben, dass jede richtige Ehe eine Mesalliance ist – also eine Verbindung, in der man eigentlich gar nicht zusammenpasst. Es gibt vieles, was ungewohnt ist und manches, das Ärger verursachen kann. Doch das ist ein Prozess, den Gott schenken kann. Isaak gewann Rebekka lieb in diesem Prozess, und sie erfuhren all das gemeinsam.
Doch was kommt danach? Auch die Erwählten Gottes müssen oft schwere Belastungen ertragen – normalerweise. Nicht immer, aber oft. Ich durfte einmal die goldene Hochzeit unseres langjährigen Landesposaunenwarts Hermann Mühleissen feiern. Beim Vorgespräch fragte ich seine Frau, wie sie es ertragen habe, dass ihr Mann ständig unterwegs war – das ganze Land zwischen Ravensburg und Greilsheim, zwischen Freudenstadt und dem Osten des Landes. Sie antwortete, dass dies ihre Ehe bräutlich erhalten habe, in bräutlicher Liebe. Es ist also nicht immer nur eine Belastung, aber es gibt auch Belastungen.
Wenn ich in schwierigen Seelsorgefällen oder Beratungen bin, spüre ich oft, dass meine Kinder und meine Frau mir aus dem Weg gehen. Wenn sie sich still in ihre Zimmer zurückziehen, merke ich, dass mit mir etwas nicht stimmt. Die Lasten, die einem im Reich Gottes auferlegt werden, können so schwer sein, dass die ganze Familie darunter leidet.
Meine Frau bittet mich oft, nicht zu viel von ihr zu erzählen, aber sie hat eine besondere Gabe für schwierige Menschen. Sie zieht Menschen an, die in unserer Welt ein paar Schrauben locker haben oder schwere Belastungen tragen. Diese Menschen sind glücklich, wenn meine Frau ihnen zuhört und sie bewirtet. Oft sitze ich dann da und möchte gerade mit meiner Frau sprechen, doch die Gäste gehen erst spät nach Hause. Ich verstehe, warum der Apostel Paulus schrieb: „Seid gastfrei, ohne Murren.“ Das muss der Grund sein.
Auch in Ehen, die Gott und seine Wege ernst nehmen wollen, gibt es Belastungen. Ich bin sehr dankbar, dass Frau Braungart unter uns ist. Wenn aus uns fünf „Chefbuchbuben“ überhaupt etwas geworden ist, dann verdanken wir es ihr. Sie war eine große Hilfe für unsere Familie in Stuttgart. Sie kann vielleicht am besten verstehen, warum unsere Mutter, die etwas aus uns machen wollte, oft bis zur Schwermut geplagt war, weil sie glaubte, alles bei uns falsch gemacht zu haben.
Der letzte Zettel, den unsere Mutter vor ihrem Tod mit letzter Kraft beim dritten Herzinfarkt schrieb, lautete: „Alle meine Sünden hat sein Blut hinweggetan.“ Auch im Reich Gottes kann man, wenn man alles richtig machen will, plötzlich den Eindruck haben, alles falsch gemacht zu haben. Manchmal will man etwas durchsetzen, wie es bei uns in Württemberg von Beate Paulus, der großen Beterin, erzählt wird. Sie hat immer durchgetrotzt, damit aus ihren Kindern etwas wird. Man kann alles falsch machen – auch aus Liebe.
Besonders im geistlichen Bereich gibt es große Belastungen. Ich verstehe, warum Dietrich Bonhoeffer lange nicht heiraten wollte, als er sich ganz dem Dienst des Herrn widmete. Ich verstehe auch, warum die ersten Missionare oft unverheiratet hinausgingen. Die Lasten, die sie zu tragen hatten, konnte man nicht auch noch einer Frau zumuten.
Im Reich Gottes gibt es besondere Lasten zu tragen. Im Psalm heißt es: „Ich mich entrüste, dass es den Gottlosen so wohl geht, und meine Plage ist jeden Morgen da.“ Jochen Klepper schrieb einmal: „Könige müssen mehr Lasten tragen als normale Menschen.“ Das gilt auch im Reich Gottes – so war es bei Rebekka.
Zuerst gab es die Liebe und die Dankbarkeit, dass sie so eine Frau von Gott geschenkt bekommen hatte. Doch dann blieb sie kinderlos, wie Sarah. Doch Gott ließ sich erbitten. Die Schwangerschaft wurde schwer, und schließlich brachte sie Zwillinge zur Welt: zuerst den rötlichen Esau und dann den agilen, cleveren Jakob, der seinem Bruder schon bei der Geburt anhing, um mit ihm verbunden zu sein.
Die Erziehung war schwierig. Die Liebe des Vaters galt Esau, dem Jäger, der hinaus ins feindliche Leben zog. Jakob hingegen war das Muttersöhnchen, heimisch und häuslich, und die ganze Liebe der Mutter galt ihm. Oft wurde gesagt, das sei pädagogisch unklug gewesen – wie dumm war Rebekka.
Die Geschichte führt dazu, dass sich der alte Vater Isaak auf den Tod vorbereitet. Man könnte erwarten, dass er sich in der Bibel an Gott wendet und bittet, doch stattdessen sagt er: „Jetzt hätte ich ja noch etwas Gutes gegessen.“ Er bittet Esau, ihm ein Wildbrett zu holen, um noch einen guten Braten zu haben.
Da befiehlt Rebekka, die Mutter, ihrem Sohn Jakob, den Vater zu betrügen. Er soll sich als Esau ausgeben und den Segen erlangen. Was für ein Zoff, was für eine Missachtung, wenn man die Geschichte nur menschlich betrachtet.
Doch in der Bibel steht, dass Rebekka während der schwierigen Schwangerschaft den Herrn befragte. Gott gab ihr ein Wort: Der Jüngere wird dem Älteren dienen. Dieses Geheimnis wusste sie als Mutter. Wahrscheinlich ahnte Isaak auch etwas davon, sonst hätte er sich beschwert. Doch nichts davon geschah.
Das war ein schweres Geheimnis, das Gott bestimmt hatte: Der Segen sollte nicht über Esau, sondern über Jakob kommen. Deshalb verfolgte Rebekka den Weg ihres Jüngeren mit besonderen Augen. Sie sorgte auch dafür, dass Jakob dem Hass seines Bruders entkam und zu ihren Verwandten nach Haran floh, nach Mesopotamien.
Sonst erfahren wir kaum mehr von Rebekka. Wir würden gerne wissen, ob sie im Herrn geborgen starb – doch das steht nicht in der Bibel. Umso wichtiger wurde es mir bei der Vorbereitung, dies weiterzugeben.
Rebekka wurde von Gott viel geschenkt, auch natürliche Gaben. Die Ehe mit dem Segensträger, den sie gebären durfte, der später nach langen Wegen sagte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Was für ein Geschenk wäre es gewesen, wenn sie selbst hätte sagen können: „Ich lasse dich nicht, ich verstehe deine Wege nicht.“ Aber sie durfte den gebären, dessen Ruf bis heute als das Wichtigste zu uns dringt.
Ich sprach am Anfang von denen, die im Glauben stagnieren, Rückschritte machen oder langsam vom Glauben abfallen. Ich möchte zu denen gehören, denen Gott viel im Leben geschenkt hat – unvorstellbar viele Wunder, Bewahrungen und Zuteilungen Gottes, bis hin dazu, dass wir in Frieden solche Bibelkonferenzen erleben können, in einem Haus, das vom Geist Gottes geprägt ist – ein Geschenk Gottes.
Jetzt hilft mir der Wunsch, dass es nicht umsonst bei mir bleibt. Dieser Wunsch soll mit uns in die Nacht hinein gehen. Er hilft mir, dass es mehr Frucht bringt, dass der Glaube nicht abblättert, dass ich nicht nur die Belastungen sehe, sondern dem Ziel entgegengehe.
Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes Erbarmen
Ich darf einige weltliche Gedanken mitgeben. Man kann, wenn man zu den Senioren gehört, auch ein bisschen wehleidig werden. Ach, ob ich in einem halben Jahr noch lebe? Und was ist, wenn die Demenz bei mir anfängt? Ach, die hat schon längst angefangen, gell.
Ich möchte Ihnen sagen: Mir hat Gott geschenkt, und ich möchte das einfach weitergeben. Ich freue mich an vielen Anlässen. Als ich von zu Hause losgefahren bin, habe ich gedacht: Vielleicht ist es das letzte Mal, dass ich auf die La Höhe kommen darf. Ich will mich freuen und die drei Tage auf der La Höhe unter den Geschwistern genießen.
Früher bin ich durch den Wasseewald in Korntal gejoggt, meine drei großen Runden. Das kann ich heute längst nicht mehr, aber alle zwei Tage mache ich so ein Sträßchen hinauf. Mit schnellem Schritt sage ich jedes Mal: Lieber Gott, ich danke dir, dass ich das noch kann, dass meine Muskeln und meine Knie da noch mitmachen. Ich will es genießen, solange ich das noch kann.
Ich will mich freuen, wenn ich meine Frau noch einmal zum Spargelessen nach Graben-Neudorf mitnehmen kann. Vielleicht das letzte Mal, aber ich will es genießen. Wir sollten auch bewusst das, was uns Gott gewährt, in Freude aufnehmen.
Hauptsache ist, dass ich Bibeltexte vielleicht spüre, ein bisschen davon, an denen ich bisher vorbeigegangen bin, die sich mir jetzt erschließen. Lieber Gott, vielen Dank, dass ich plötzlich da einen Kanal entdecke, den ich noch gar nicht entdeckt hatte. Dankbar, aber zugleich verbunden mit der Bitte: Lass es nicht umsonst sein. Gib, dass ich ganz in dir gegründet bleibe und dass es bis in die letzte Schwachheit hinein bei mir gilt.
So oft ich dein Gedenken habe, stürmt mein Herz dir entgegen. Es spricht unser Gott: Ich muss mich deiner erbarmen. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz. Wir wollen beten: In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich still in Freude und Schmerz.
Danke für die Tage, die wir erleben dürfen. Lass uns den Ernst begreifen, dass gottgesegnete Frauen und Männer viel von dir empfangen haben, aber sich am Schluss nicht daran festklammern konnten. Gib, dass wir uns festklammern.
Du bist mein Gott, der in der Not mich wohl weiß zu erhalten. Drum lasse ich dich nur walten. Amen.
