Einführung und Psalm 19 im Überblick
Großer Gott, wir danken dir, dass du dich offenbart hast. Wir danken dir auch, dass wir es mit einem Gott zu tun haben, der sich mitteilt.
Wir beten, dass du uns heute hilfst, wenn wir ein wunderbares Wort im Psalm 19 betrachten. Amen.
Wir wollen uns setzen. Ich habe euch einige Blätter verteilt. Wer noch keines hat, kann vielleicht schauen, ob jemand anderes eines zum Anschauen hat. Michael hat zum Beispiel keines.
Wir wollen Psalm 19 lesen. Aus bestimmten Gründen, die ihr gleich erfahren werdet, habe ich ihn auf ein Blatt kopiert.
Wir lesen vom leitenden Musiker, im Psalm von David:
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündet das Werk seiner Hände. Ein Tag gibt dem anderen Rede, eine Nacht gibt der anderen Kunde. Ohne Worte und ohne Reden ist ungehört ihre Stimme. In jedem Teil der Erde geht ihr Schall, und bis an das Ende des Erdkreises reichen ihre Worte.
Dort hat er der Sonne ein Zelt gemacht. Sie geht hervor wie ein Bräutigam aus seiner Kammer. Sie freut sich wie ein Held und läuft ihre Bahn. Vom Ende des Himmels fährt sie aus und läuft bis ans andere Ende. Nichts ist vor ihrer Glut verborgen.
Die Weisung des Herrn ist vollkommen und erfrischt die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig und macht die Einfältigen weise. Die Vorschriften des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen.
Die Furcht des Herrn ist rein und bleibt ewiglich. Die Verordnungen des Herrn sind Wahrheit und alle gerecht. Sie sind begehrenswerter als Gold und viel Feingold, süßer als Honig und Honig aus Waben.
Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt. Großer Lohn liegt auf dem Einhalten derselben. Verfehlungen – wer erkennt sie? Sprich mich frei von den Verborgenen.
Und von Vermessenen halte deinen Knecht zurück. Mögen sie nicht Macht über mich haben. Dann bin ich ohne Tadel und rein von großer Übertretung.
Lass die Worte meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig sein vor deinem Angesicht, Herr, mein Fels und mein Erlöser!
Bedeutung und Aufbau des Psalms
Als der Psalmist diesen Psalm dichtete, betete er, dass seine Gedanken und Worte vor dem Herrn wohlgefällig sein möchten. Wir dürfen annehmen, dass der Herr dieses Gebet erhört hat. Deshalb erwarten wir, dass das Ergebnis, nämlich der neunzehnte Psalm, ein Meisterstück hebräischer Dichtkunst ist und voller herrlichen Inhalts.
Form und Inhalt dieses Psalms sind ein Meisterstück in der Bibel. Der Psalm steht im Zentrum des ersten Buches. Das erste Psalmbuch umfasst Psalm 1 bis Psalm 41, und Psalm 19 steht im Zentrum dieses ersten Psalmbuches. Jedes Psalmbuch hat ein solches Zentrum, und dieser Psalm ist etwas Besonderes.
Ich habe hier auch die Form dargestellt, damit ihr das ein bisschen seht. Die Form des Psalms ist sehr durchdacht. Ich habe das aufgeschrieben: Ihr seht hier einen sogenannten Chiasmus. Das ist „chi“, ein griechischer Buchstabe, der im Deutschen als „x“ geschrieben wird. „Chi“ heißt also in x-Form. Das bedeutet eine Struktur wie a, b, c, d, c, b, a – also sieben Strophen.
Das Zentrum bilden, wie ihr gleich sehen werdet, vor allem die Verse acht bis zehn. Innerhalb dieses Zentrums steht Vers neun im Mittelpunkt des Gedichts. Er enthält auch den wichtigsten Inhalt des Gedichts. Dieser Vers ist umrahmt von zweimal siebzehn Wörtern im Hebräischen, nicht im Deutschen. Am Anfang stehen zweimal siebzehn Wörter, am Ende ebenfalls zweimal siebzehn Wörter.
Dazwischen, im Zentrum, finden sich jeweils zehn Wörter in den Versen acht, neun und zehn. Diese zehn Wörter erinnern an die zehn Worte des Dekalogs. Vers acht hat zehn Wörter, Vers neun zehn Wörter, und Vers zehn ebenfalls zehn Wörter. Hier geht es um das Gesetz Gottes, den Dekalog. Das erinnert uns an das Zentrum der zehn Gebote in 2. Mose 20. Der Dichter verwendet jeweils zehn Wörter, um von den zehn Worten zu sprechen – nicht nur von den zehn Worten selbst, sondern vom Gesetz Gottes überhaupt.
Allein die Form ist also schon sehr, sehr schön. Dazu kommt noch der Inhalt. Übrigens ist die Zahl siebzehn eine besondere Zahl im Hebräischen. Siebzehn ist die Zahl des Wortes „ich bin“. Die Zahl 26 steht für Yahweh, den Namen Gottes, und die Zahl 17 entspricht „ich bin“ in der Ich-Form.
Die Hebräer hatten eine Vorliebe für bestimmte Zahlen. Die Psalmisten verwendeten diese Zahlen immer wieder. Die Zahlen 26 und 17 sind hier besondere Zahlen, wobei hier die Zahl 17 oft vorkommt.
Das zur Form des Gedichts: Die Form ist zwar nicht das Wichtigste, aber sie ist auch schön. Und das ist das herrliche Antwortwort Gottes, Gottes Wort. Es ist alles vollkommen – auch die Form ist vollkommen.
Die zwei Bücher Gottes und ihr Ziel
Gott hat zwei Bücher – so lautet die Überschrift „Die zwei Bücher Gottes“. Von der Form her besteht der Text aus sieben Strophen, inhaltlich gliedert er sich jedoch in drei Teile.
Zuerst gibt es das erste Buch, das sich in den Versen 2 bis 7 befindet. Das zweite Buch umfasst die Verse 8 bis 11. Danach folgt die Aussage „Gott hat zwei Bücher“. Am Abschluss steht ein Gebet, in dem der Psalmist über das dritte Buch Gottes betet – und dieses dritte Buch sind wir.
Das erste Buch Gottes ist die Schöpfung. In ihr kann man lesen, denn die Schöpfung erzählt von Gott, von Gottes Wesen und Gottes Charakter. Das zweite Buch Gottes ist das Gesetz des Herrn, also das Wort Gottes. Dieses haben wir in schriftlicher Form überliefert.
Das dritte Buch ist eigentlich das Ziel der ersten beiden Bücher. Gott hat zwei Bücher gegeben, damit unser Leben ein Buch wird. Damit unser Leben dem entspricht, was Gottes Wort sagt, und damit unser Leben Gott offenbart.
Es geht hier also um Gottes Offenbarung. Der erste Teil umfasst die Verse 2 bis 7, der zweite Teil die Verse 8 bis 11 und der dritte Teil die Verse 12 bis 15.
Die drei Bücher – beziehungsweise die zwei Bücher, die zum dritten führen sollen – könnten ein schöner Titel sein. Alternativ: „Die zwei Bücher, die zum dritten führen sollen“.
Das erste Buch: Die Schöpfung offenbart Gottes Herrlichkeit (Verse 2-7)
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes – das erste Buch, zuerst. Vers 2–7
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes. Übrigens hat Bach ein schönes Lied dazu komponiert: „Die Himmel rühmen die Ehre Gottes“. Genau so heißt es. Eine sehr, sehr schöne Kantate ist daraus geworden. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündet das Werk seiner Hände.
In den Versen 2–5 werden sieben Teile der Schöpfung genannt: die Himmel (Vers 2), die Feste (Vers 2), der Tag (Vers 3), die Nacht (Vers 3), jeder Teil der Erde (Vers 5), das Ende des Erdkreises (Vers 5) und die Sonne (Vers 5). Also werden hier sieben Teile der Schöpfung erwähnt.
Gott hat in die Schöpfung etwas von seinem Glanz hineingelegt. Als Gott die Schöpfung machte, legte er etwas von seiner Herrlichkeit, seinem Glanz hinein. Herrlichkeit bedeutet Glanz, den Glanz Gottes.
Er beginnt mit dem Himmel, zuerst der Himmel, weil Gott im Himmel ist. Der Himmel ist einerseits die Wohnung Gottes, andererseits die Sterne, die Sternenwelt, und drittens die Feste, das ist die Luftatmosphäre. Luther übersetzt es mit „die Feste“. Im Hebräischen heißt es „die Dehnung“ oder „die Ausdehnung“, das Ausgedehnte, also die Atmosphäre, dort, wo das Leben abspielt, der Lufthimmel, dort, wo die Wolken sind.
Wir haben also drei Himmel in der Bibel: den Himmel als Wohnung Gottes, den Himmel als Sterne und den Wolkenhimmel als Atmosphäre. Übrigens steht im Hebräischen oft die Mehrzahl, weil der Himmel so groß ist. Wenn der Hebräer etwas als groß ausdrücken will, sagt er einfach Mehrzahl. Das heißt immer „die Himmel“, nicht der Himmel, sondern die Himmel. Der Hebräer spricht immer von „den Himmeln“. Am Anfang schuf Gott „die Himmel und die Erde“.
Wir lernen hier sehr schöne Dinge über Gottes Charakter. Das Erste, was wir lernen, ist: Gott ist ewig, unbegrenzt, unendlich und unumschränkt. Die Himmel, die Himmel berichten davon, dass Gott groß ist, ohne Grenzen.
Die Wissenschaftler haben keine Ahnung, wie das Weltall eigentlich ist. Sie sagen, es dehnt sich immer weiter aus. Das ist nur Theorie, denn man kann es ja nicht feststellen. Aber jedenfalls ist klar: Es ist unbegrenzt, es ist weit, weit, weit, so weit das Auge reicht, und wenn du kein Auge mehr hast, dann das Fernglas, und wenn die Ferngläser nicht mehr reichen, geht es immer noch weiter, unumschränkt.
Dann lernen wir etwas von Gottes Schönheit am Himmel. Der Himmel ist farbig, so wie wir ihn von unten aus sehen können. Es ist herrlich farbig, wenn wir die Spiele mit den Wolken und der Sonne betrachten. Die verschiedensten Farben findest du am Himmel, und allgemein ist er hellblau, was sehr wohltuend ist. Wenn wir morgens in die Versammlung fahren und den blauen Himmel sehen, sagen wir: „Was für ein herrlicher Tag!“
Gott hat das so gemacht, dass der Himmel hellblau erscheint, für uns sehr angenehm für das Auge. Es gibt einen physikalischen Grund dafür, den ich vergessen habe, aber es gibt ihn. Gott hat es so eingerichtet, dass es hellblau erscheint.
Wir meinen oft, die Sternenwelt sei schwarz-weiß, das ist aber nicht der Fall. Wenn man große Fernrohre hat, stellt man fest, dass die Sternenwelt bunt ist. Also herrlichste Farben! Man muss nur groß genug vergrößern, dann sieht man die herrlichsten Farben im Weltall. Zum Beispiel den bekannten Pferdekopfnebel. Dort sieht man den Pferdekopf im Schatten. Man staunt über die Schönheit der Schöpfung, wenn man sie mit Vergrößerungsinstrumenten richtig betrachten kann.
Es geht also weiter: Auch die herrlichste Welt zeigt sich. Der Himmel ist schön, der Sternenhimmel ist schön, aber auch der Wolkenhimmel ist schön, verschiedenfarbig und wechselnd, nicht langweilig.
Wir können feststellen, dass das Wesen Gottes groß ist. Er ist nicht nur ewig, sondern auch schön und überall, wie der Himmel überall ist. Immer ist der Himmel mit dir, wo du auch bist – im Keller nicht, aber sobald du im Freien bist, ist der Himmel mit dir. Das zeigt, wie Gott überall ist, wie der Himmel überall ist, und dass Gott sehr reich ist.
Das Wort „Gott“ kommt nur einmal in dem ganzen Psalm vor. Wird das bemerkt? Nur ein einziges Mal kommt „Gott“ vor, und zwar in Vers 2, ganz in der ersten Zeile: „Die Himmel erzählen die Ehre, die Herrlichkeit Gottes.“ Später ist siebenmal vom Herrn, von Yahweh, dem Namen Gottes, dem Namen des Bundesgottes die Rede.
Aber hier, wo von der Schöpfung gesprochen wird, ist von „Gott“ die Rede, und zwar mit dem kurzen Wort. Es gibt ein längeres Wort, das heißt Elohim, und ein kurzes Wort, das heißt El. Hier ist das kurze Wort El auf Hebräisch. El heißt einfach „Gott, der Starke“, „Gott, der Mächtige“. Es kommt von einem hebräischen Wort, das stark bedeutet, und es heißt auch „der Erste“ – das heißt, stark sein oder der Erste sein. Weil man stark ist, ist man der Erste.
Gott ist der Erste. Nicht die Materie war zuerst, sondern Gott war zuerst. Und es wird uns hier siebenmal gesagt, dass Gott sich in der Schöpfung offenbart.
Die Wörter, die hier erwähnt werden, erzählen die Herrlichkeit Gottes, die Herrlichkeit Gottes – vielleicht zuerst so etwas: „Die Herrlichkeit Gottes“ und „das Werk seiner Hände“, zwei Wörter. Dann „Rede“, „Kunde“, „Stimme“, „Schall“ und „Worte“, wieder sieben Wörter in den Versen 2 bis 5. Sie zeigen uns, dass die ganze Schöpfung spricht, aber sie spricht in Vers 4 ohne Worte und ohne Reden. Ihre Stimme ist ungehört.
Das heißt, es ist ein lautes Reden, aber man hört keine akustischen Worte. Man muss es wahrnehmen. Die Leute, die die Evolutionstheorie vertreten und wollen, dass sie gelehrt wird, die Evolutionisten, wollen das nicht mehr wahrnehmen, dass Gott die Welt erschaffen hat. Sie wissen es, dass Gott die Welt erschaffen hat, jeder weiß es. Aber wenn man es nicht wahrnehmen will, wenn man es totschweigt und totschlägt, dann glaubt man seine eigene Lüge.
Die Leute, die glauben, dass die Welt durch Zufall entstanden ist, das ist nicht wegen wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern wegen einer Vorentscheidung. Vorher wollte man nicht, dass es einen Gott gibt, und dann versuchte man, irgendetwas herauszufinden und das noch zu belegen. Das ist eine Lüge. Und man glaubt die eigene Lüge.
Letztlich weiß es jeder, dass es einen Gott gibt, der alles erschaffen hat. Aber die Evolutionisten machen dann die Erde zum Gott. Sie sagen, die Materie selbst habe sich selbst entwickelt, das heißt, sie hat göttliche Kräfte. Das ist natürlich Unsinn.
Also, es beginnt mit Gott. Der Himmel und die Feste, die Ausdehnung, die Atmosphäre verkündet das Werk seiner Hände. Die Atmosphäre zeigt uns, dass Gott etwas getan hat, dass Gott etwas geschaffen hat.
Es heißt in Sacharja 12,1: „Der Herr spannt die Himmel aus.“ Der Herr spannt den Himmel, und wenn er loslassen würde, wäre alles wieder kaputt. Aber weil er ständig hält, hält er die Atmosphäre. Es ist eine Ausdehnung, heißt es im Hebräischen, weil er das Ausgedehnte hält. Deshalb bleibt es so, wie es ist, solange er es hält.
Gottes Hände haben alles bereitet, und Gottes Hände halten alles so, wie es ist. Sonst würde alles zusammenfallen. Aber es ist Gnade, dass es jeden Tag so bleibt.
Das bringt uns zu Vers 3: „Ein Tag erzählt dem anderen.“ Was lernen wir vom Tag? Jeder neue Tag spricht davon und sagt uns: „Schau, Gott ist gleich geblieben.“ Er hat heute die Sonne wieder aufgehen lassen, er hat Licht gebracht. So spricht jeder Tag von der Treue Gottes.
Gott ist treu, Gott ist regelmäßig. Ganz regelmäßig, sodass man sogar die Uhr nach Frankfurter Normzeit danach stellen kann. Gott ist regelmäßig.
Das heißt, wir lernen hier von Gott, weil er ein regelmäßiger, planender Gott ist, der treu ist. So sollen auch wir sein. Wir sollen regelmäßig sein, regelmäßig aufstehen, stille Zeit machen, geplante Menschen sein.
Es gibt Leute, die sind Chaoten. Die tun einfach, was ihnen gerade spontan in den Sinn kommt. Irgendwann machen sie stille Zeit, vielleicht finden sie noch eine Zeit, um die Bibel zu lesen. So sieht dann auch das Leben des Christen aus, der chaotisch ist.
Aber der Christ, der gelernt hat, geplant zu leben, steht auf, wäscht sich vielleicht noch die Augen oder macht etwas anderes, zieht sich an, setzt sich hin und macht stille Zeit. Das ist einfach ein normaler Tagesablauf. Bevor irgendetwas gegessen wird, betet er zu seinem Gott.
So möchte Gott uns haben.
Der Tag erzählt also von der Treue Gottes. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Sonne aufgeht. Dass heute Morgen die Sonne aufgegangen ist, ist darauf zurückzuführen, dass Gott wieder einmal gnädig war.
Gott war wieder einmal gnädig an diesem Tag. Er war treu, er hat sich zu seiner Verheißung gestellt, dass Sonne und Jahreszeiten weiterhin so ablaufen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er noch einmal eingreifen wird.
Er trägt alles durch das Wort seiner Macht (Hebräer 1,2). Er trägt alles durch das Wort seiner Macht, also auch, dass die Sonne aufgeht und so weiter.
Dass ich aufstehen kann, dass meine Beine mich tragen und der Boden nicht bricht, ist auch auf Gottes Gnade zurückzuführen. Dass kein Loch sich öffnet, ich darin versinke oder Erdbeben geschehen, ist ebenfalls Gottes Gnade.
Jeder Tag spricht also von dem Gott der Ordnung, der Treue und Regelmäßigkeit. Er ändert sich nicht (Maleachi 3,6).
„Ohne Worte, ohne Reden, ungehört ist ihre Stimme; in jedem Teil der Erde geht ihr Schall, und bis ans Ende des Erdkreises gehen ihre Worte. Dort hat er der Sonne ein Zelt gemacht, die in die ganze Welt hinausgeht.“
Diese Verkündigung geht in die ganze Welt hinaus. Das heißt, Gott zeigt uns dadurch: Jeder weiß es, es gibt einen Schöpfer. Diese Stimme geht in die ganze Welt, und jeder hört sie, obwohl sie ohne Schallwellen ist.
Jeder weiß es, und es zeigt uns, dass Gott ein universeller Gott ist, der alle Menschen meint.
Vers 6: „Die Sonne geht hervor.“ Er hat der Sonne ein Zelt gemacht, eine Wohnung, eine nicht bleibende Wohnung, sondern eine vergehende. Ein Zelt ist etwas, das vergeht.
Die Sonne wird also nicht bleiben. Aber sie hat ein Zelt, aus dem sie hervorgeht. Am Morgen kommt sie aus dem Zelt heraus, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer.
Es ist interessant, dass Sonne und Bräutigam miteinander verwendet werden. Zwei Wörter, die doch nicht zusammenpassen: Licht oder Liebe? Aber bei Gott passt alles zusammen: Licht und Liebe.
Die Sonne spricht einerseits von Licht, andererseits von Wärme und Leben. Der Bräutigam spricht von Liebe.
Gott selbst ist wie die Sonne, das wird uns öfter gesagt. Er ist wie die Sonne, das heißt, von der Sonne können wir viel über Gott lernen.
Wenn Gott selbst wie die Sonne ist – nämlich voller Licht und voller Liebe –, dann können wir hier viel von Gott lernen, wenn wir die Sonne anschauen.
Du kannst nicht direkt in die Sonne schauen. Mit der Zeit wirst du blind, wenn du in die Sonne schaust. Du kannst Gott im Wesen nicht erfassen. Er ist zu hell, zu grell.
Aber du kannst dich in sein Licht stellen lassen. Dieses helle Licht zeigt dir den Weg und wärmt dich.
Du kannst alles sehen. Gott ist kein Gott, der uns Angst macht.
Angst habe ich in der Dunkelheit. Wenn es stockdunkel ist, und ich nicht weiß, ob irgendwo jemand lauert, der mich umbringen will oder nicht, dann ist das schlimm.
Du stehst da und weißt nicht, diese Ungewissheit in der Stockdunkelheit ist furchtbar.
Kinder wissen das und wollen deshalb Licht haben. Diana, die bei uns jetzt ist, will Licht haben in der Nacht. Wehe, jemand schaltet das Licht ab, dann heult sie los.
Man kann alles sehen. Gott gibt uns genug Licht. Nur der, der es nicht sehen will, bleibt geistlich blind.
Im Johannesbrief wird davon gesprochen, dass wer nicht sehen will, blind bleibt. Vielleicht soll ich es doch lesen: Johannes 3,19–21.
Johannes 3,19: „Das ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott gewirkt sind.“
Also, Licht ist da. Die Frage ist, bleibe ich im Licht oder verschwinde ich aus dem Licht, weil es mir unangenehm ist? Oder will ich das Licht auslöschen?
Das ist jetzt also das erste Buch, das Buch der Schöpfung, das Gott geschrieben hat, das jeder lesen kann.
Jetzt kommt das zweite Buch, Verse 8 bis 11.
Das Ende des ersten Buches und Übergang zum zweiten Buch (Vers 7)
Oh, ich habe noch etwas vergessen, Entschuldigung. Vers sieben lautet: „Vom Ende des Himmels fährt sie aus und läuft bis ans andere Ende, und nichts ist vor ihrer Glut verborgen.“
Ich habe gesagt, dass wir viel von der Sonne lernen können. Sie geht auf, und das zeigt Gottes Gnade und Freundlichkeit. Am Morgen wollen wir diese Gnade Gottes verkündigen.
Am Abend verschwindet die Sonne wieder, und dann merkt man: „Oje, es ist zu spät.“ Gestern wollten Marius und ich noch ein paar Sonnenstrahlen genießen. Wir sind rausgegangen, aber wir haben es gerade nicht geschafft. Es war schon zu spät. Die Sonne war fast verschwunden, und es gibt eben ein „zu spät“. Dann kann man die Sonnenstrahlen nicht mehr genießen.
Es kommt Dunkelheit, und da ist es zu spät. Die Nacht kommt, und niemand kann mehr wirken. Jesus sagt: „Wirke, solange es Tag ist.“ Er sagt von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt, solange ich in der Welt bin.“ Wenn die Nacht kommt, kann niemand mehr wirken.
Diese Worte finden wir in Johannes 9,4-5 und Johannes 12,35-36. Jesus hat es zweimal gesagt. Ich lese die zweite Stelle vor:
„Da sprach Jesus noch: Eine kleine Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife. Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wo er hingeht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes werdet.“
Vom Sonnenuntergang lernen wir, dass es ein „Zuspät“ gibt, einen Untergang. Man muss sich entscheiden, solange es Tag ist, solange Gott die Möglichkeit gibt und das Licht da ist. Danach ist es vorbei.
Das zweite Buch: Das Wort Gottes offenbart sich (Verse 8-11)
Wir kommen nun zum zweiten Teil des Psalms, also zum zweiten Buch, Verse acht bis elf. Ihr seht hier lauter Vierzeiler: vier Zeilen in Vers acht, vier Zeilen in Vers neun, vier Zeilen in Vers zehn und vier Zeilen in Vers elf. Die ersten drei Vierzeiler stehen im Zentrum des ganzen Psalms und enthalten jeweils zehn Wörter.
Die Botschaft des ersten Teils des Psalms war, dass Gott der Schöpfer ist und dass die Schöpfung etwas vom Wesen Gottes zeigt. Die Botschaft des zweiten Teils ist, dass Gott sich durch sein Reden offenbart hat, durch sein Wort. Dieses Reden ist uns schriftlich überliefert worden, wir haben es heute als schriftliches Wort.
Hier beschreibt der Psalmist nun ganz unvermittelt den Übergang von Vers sieben zu Vers acht, ohne Übergang oder Einleitung: „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen.“ Das Wort hier heißt „Tora“. Die Tora bedeutet eigentlich „Lehre“ oder „Unterweisung“ des Herrn. Das Wort „Gesetz“ ist nicht immer passend, weil wir bei „Gesetz“ oft an weltliche Regeln denken, wie etwa Tempolimits oder politische Gesetze. Die Schrift verwendet das Wort „Gesetz“ viel schöner: Die Tora ist die Lehre, die Unterweisung oder Weisung des Herrn. Der Herr weist mir den Weg, unterweist mich und gibt mir Anweisungen.
Nun fällt auf, dass nicht oft von „Gott“ gesprochen wird, sondern vom „Herrn“. Es heißt: die Weisung des Herrn, das Zeugnis des Herrn, die Vorschriften des Herrn, das Gebot des Herrn, die Furcht des Herrn, die Verordnung des Herrn und zum Schluss in Vers 15: „Herr, mein Fels“, auf Hebräisch „Yahweh“. Yahweh ist der Bundesgott, der sich durch Worte offenbart hat. Er hat sich Mose als „Ich bin, der ich bin“ geoffenbart.
Was lernen wir hier? Erstens: Es gibt sieben Aussagen über das Gesetz Gottes, über die Weisung des Herrn. Sieben ist die Zahl der Fülle und Vollkommenheit; das wird hier immer wieder betont.
Die sieben Aussagen lauten:
- Die Weisung des Herrn ist vollkommen und erfrischt die Seele.
- Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig und macht die Einfältigen weise.
- Die Vorschriften des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz.
- Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen.
- Die Furcht des Herrn ist rein und bleibt ewiglich.
- Die Verordnungen des Herrn sind Wahrheit und alle gerecht.
- Sie sind begehrenswerter als Gold und süßer als Honig.
Diese sieben Aussagen bestehen jeweils aus Doppelaussagen, also insgesamt vierzehn Aussagen über das Wort Gottes.
Die erste Aussage: Die Weisung ist vollkommen, das heißt makellos, frei von Irrtum. Es gibt unter sogenannten Christen Streit über die Irrtumslosigkeit der Bibel. Manche behaupten, die Bibel sei voller Fehler. Das ist jedoch falsch. Die Bibel ist irrtumslos, wie hier klar steht: Das Wort des Herrn ist vollkommen.
Das, was uns in der Ursprache überliefert wurde, ist absolut vollkommen, ohne Fehler. Es gibt keinen einzigen Fehler in der ursprünglichen hebräischen Überlieferung des Wortes Gottes. Natürlich kann es bei der Überlieferung Schwierigkeiten geben, aber das ursprüngliche hebräische Wort Gottes ist fehlerfrei. Mein persönlicher Glaube ist, dass wir auch in der Überlieferung keine Fehler oder Lücken haben. Es ist nicht so, dass plötzlich Verse fehlen. Das ist nicht der Fall.
„Vollkommen“ bedeutet auch frei von Überflüssigem. Es gibt nichts Überflüssiges in der Bibel. Alles, was in der Bibel steht, ist richtig und wichtig.
Psalm 12, Vers 7 sagt: „Die Worte des Herrn sind reine Worte, Silber, am Eingang zur Erde geläutet, siebenmal gereinigt. Der Herr wird sie bewahren.“ Das bedeutet, die Worte sind rein und vollkommen.
Die Weisung des Herrn erfrischt die Seele. Das ist wie kaltes Wasser am Morgen, das mich erfrischt. So soll auch das Wort Gottes unsere Seele erfrischen.
Manchmal sagt man, beim Lesen der Bibel fühle man sich nicht erfrischt, sondern eher müde. Das liegt nicht am Wort Gottes. Vielleicht hat man sich nicht genug darauf konzentriert oder nicht gebetet: „Herr, öffne mir die Augen.“ So heißt es in Psalm 119, Vers 18: „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“
Das Wort erfrischt die Seele. Das hebräische Wort bedeutet, die Seele wiederherzustellen. Das ist genau das Gleiche wie in Psalm 23: „Der Herr erquicket meine Seele.“ Wir brauchen ständig Wiederherstellung, weil wir durch eigene Sünden oder die Welt um uns herum verschmutzt werden. Deshalb müssen wir uns im Wort Gottes waschen, damit unsere Seele wiederhergestellt wird.
Die Wirkung des Wortes Gottes auf den Menschen
Gott stellt unsere Sehnsüchte wieder her. Vers 8b: „Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig“ – hier liegt eine Doppelaussage vor, die die einfältigen Menschen weise macht.
Das Zeugnis, also das Wort Gottes, wird hier als Zeugnis bezeichnet. Das bedeutet, dass Gott ein wahrer Zeuge vor Gericht ist. Alles, was er sagt, ist richtig. Wie ein Zeuge vor Gericht ist Gott, der Herr Jesus, der treue Zeuge. Er wird auch das Wort Gottes genannt – der Herr Jesus, offenbar in Offenbarung 19, Vers 13.
Er macht die Einfältigen weise. Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, das heißt, es ist treu. Gott steht zu seinem Wort, und es ist glaubwürdig. Wir können uns darauf verlassen. Es macht die Einfältigen weise. Die Einfältigen sind die Arglosen, also diejenigen, die sich belehren lassen.
Wenn jemand mit klugem Kopf an die Bibel herangeht und denkt: „Mal schauen, was man da alles so lernen kann“, dann ist er oft schon voreingenommen. Er denkt: „Das weiß ich schon“ – und dann wird man nichts lernen. Man wird auch nicht weise, sondern bleibt ein Tor, sagt die Bibel.
Aber wenn wir uns sagen: „Herr, ich bin dumm, belehre mich“, dann kann der Herr uns die Augen öffnen, wenn wir bereit sind, uns etwas sagen zu lassen. Wie liest man Gottes Wort? Ist es so, als ob ich es zum ersten Mal lese? Lese ich Psalm 19 so, als wäre es das erste Mal in meinem Leben?
Ich sage: „Ich kenne es ja schon auswendig, Psalm 19“, aber ich lese es trotzdem so, als wäre es das erste Mal. „Herr, belehre mich.“ Die Weisheit von oben lässt sich belehren, und dann wird man weise.
„Von ganzem Herzen habe ich dich gesucht“, sagt der Psalmist in Psalm 119, Vers 10: „Von ganzem Herzen habe ich dich gesucht, lass mich nicht abirren von deinem Gebot.“ Ich suche dich von ganzem Herzen und bitte: „Belehre mich!“
Zurück zum Zentrum des Zentrums vom Zentrum: Vers 9 ist das Zentrum vom Zentrum vom Zentrum. Psalm 19 ist das Zentrum des Buches der Psalmen. Verse 8 bis 10 bilden das Zentrum des Zentrums, und Vers 9 ist das Zentrum davon.
Es ist ein besonderer Vers. Wenn man die Wörter im Hebräischen zählt und dann halbiert, trifft man das erste Wort von Vers 9. Auch wenn man die Zeilen zählt – nach der hebräischen Einteilung der Masoreten – kommt man auf 40 Verse im Psalm 19.
In der Mitte sind vier Verse, die das Zentrum bilden. Man hat 18 Verse vor und 18 Verse nach diesen vier in der Mitte, was insgesamt 40 Verse ergibt. In der Mitte sind diese vier Verse das Zentrum.
Was sagt der Vers im Zentrum? „Die Vorschriften des Herrn sind richtig.“ Das bedeutet: Gottes Wort ist fehlerlos und immer richtig. Was Gott sagt, ist immer richtig und erfreut das Herz. Unser Herz braucht Freude.
Das Wort „Vorschriften“ bedeutet auch „Befehle“. Das sind die Entscheidungen des Herrn. Gott stellt uns in die Verantwortung. Gottes Befehle geben uns Verantwortung, und alle Befehle sind richtig.
„Herr, ich handle so, wie du es sagst, und das ist richtig.“ Auf dein Wort hin will ich handeln. Es ist richtig, und ich darf die Verantwortung nicht abschieben, weil Gottes Wort richtig ist. Gehorsam bringt Freude.
Die Befehle des Herrn, die Vorschriften des Herrn, sind richtig und erfreuen das Herz. Gehorsam bringt Freude in der Familie, Ungehorsam bringt Probleme. Gehorsam in der Familie Gottes, der Vater ist, bringt Freude.
Als Nächstes heißt es: „Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen.“ Das Gebot stammt vom Gebieter. Alles, was Gott sagt, ist Gebot. Es ist nicht einfach nur eine Meinung. „Ja, Gott meint so, ich meine es anders“ – nein. Es ist Gebot.
Es ist so, wie es ist. Es ist lauter. Er meint, was er sagt. Keine leeren Drohungen, keine leeren Verheißungen, keine leeren Aussagen. Er meint, was er sagt. Er übertreibt nicht.
Wir Menschen übertreiben oft: „Ich habe dir hundertmal gesagt, du sollst das tun.“ Stimmt nicht, ich habe es dreimal gesagt. Gott tut das nicht so. Gott übertreibt nicht. Gott sagt nicht „nie“, wenn er es nicht meint.
„Du passt ja nie auf“ – stimmt nicht, oft passt du nicht auf, aber manchmal doch. Wir verwenden die Worte „nie“ und „immer“ oft an der falschen Stelle. „Du machst immer Blödsinn“ – stimmt nicht, manchmal machst du auch etwas Sinnvolles.
Wenn Gott etwas sagt, dann meint er es. Keine leeren Worte, keine unnützen Worte, keine leeren Drohungen und keine leeren Versprechungen. Er leuchtet das Gebot des Herrn.
Er erleuchtet die Augen. Das heißt: In uns ist kein Licht, aber wir brauchen Licht. Jesaja 8, Vers 20: „Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, hin zur Weisung und hin zum Gesetz, so leuchtet für sie kein Licht.“
Wenn wir nicht sagen: „Hin zur Weisung, hin zur Tora“, so leuchtet kein Licht für uns. Aber wenn wir sagen: „Hin zum Wort“, dann gibt es Licht. Das Wort erleuchtet die Augen. „Dein Wort ist meines Fußes Lampe.“ (Psalm 119, Vers 105)
„Die Furcht des Herrn ist rein.“ Hier ist die Furcht als Vorschrift gemeint. Das heißt, das Wort Gottes sagt mir, wie Gott zu fürchten ist. Die Furcht hier als Vorschrift, als Vorgeschriebenes, ist rein und bleibt ewiglich.
Gottes Wort, das mich zur Furcht anleitet, zur Gottesfurcht, bleibt ewiglich. Die Verordnungen des Herrn sind Wahrheit, sind wahr, durch und durch wahr. Sie sind alle gerecht und richtig. Alles, was Gott sagt, ist richtig.
Nun kommen wir zu Vers 11, der die siebte Aussage enthält: „Sie sind begehrenswerter als Gold und viel Feingold, süßer als Honig und Honig aus den Waben.“
Süßer als Honig können wir uns kaum vorstellen, denn Honig ist schon sehr süß, von oberster Qualität. Aber das Wort Gottes ist noch süßer, noch köstlicher als Honig.
Ich liebe Honig, meine Frau weiß das. Aber das Wort Gottes ist viel köstlicher, sagt der Psalmist. Süßer und begehrenswerter als Gold und viel Feingold. Gold ist das wertvollste Metall, der höchste Wert.
Das bedeutet: Gottes Wort ist mehr wert als alles andere. Gottes Wort ist mehr wert als aller Besitz, mehr als alles Materielle. Psalm 119, Vers 127 sagt zum Beispiel: „Darum liebe ich dein Gebot mehr als Gold und Feingold.“
Psalm 119, Vers 72: „Lieber ist mir das Gesetz deines Mundes als Tausende von Gold und Silberstücken.“ Im Psalm 119 wird öfter betont, dass Gottes Wort mehr wert ist als aller Besitz und alles Geld.
In Russland hat man zur Verfolgungszeit einen halben Jahresverdienst für eine Bibel bezahlt. Die Menschen waren bereit, mehr zu zahlen, als wir für ein Auto zahlen, um eine Bibel zu kaufen. Jakob Janzen hat mir das erzählt und Belege dafür gezeigt, wie teuer Bibeln damals waren.
Die Leute waren bereit, ein halbes Jahr lang zu arbeiten, um sich eine Bibel kaufen zu können und das Geld zusammenzusparen. Der Mehrwert von Gottes Wort ist unermesslich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verse 8 bis 11 eine siebenfache Beschreibung dessen geben, was das Wort Gottes für den Menschen tut und ist:
Es erfrischt die Seele, macht weise, gibt Freude, Licht, ist bleibend, wahr und süß.
Das ist alles, was wir brauchen: Erfrischung, Weisheit, Freude, Licht, etwas Bleibendes, Wahrheit und etwas, das gut schmeckt.
Sieben Dinge – eine siebenfache Beschreibung des Wortes Gottes.
Das dritte Buch: Das Ziel der Offenbarung – Heiligung und Gebet (Verse 12-15)
Wir kommen zum letzten Abschnitt. Das Ziel der Offenbarung Gottes und seiner Herrlichkeit ist die Heiligung des Menschen. Durch sie wird auch ein Knecht gewarnt, durch die Worte. Ein großer Lohn liegt darin, die Worte einzuhalten. Gott wird belohnen.
Es genügt nicht, nur ein Student des Wortes Gottes zu sein – und ich predige das auch mir selbst. Es reicht nicht, nur Betrachter des schönen Wortes Gottes zu sein. Das Wort ist wunderschön, einfach herrlich. Wenn wir es nicht tun, sind wir wie Pharisäer. Wir sollen aber Täter des Wortes sein und nicht nur Hörer. Ich muss das Wort in meinem Leben anwenden.
Ein großer Lohn liegt darin, wenn man die Worte einhält und danach handelt. Es gibt so viele Verfehlungen und Verirrungen – wer erkennt sie? Ich habe viele Verirrungen und Verfehlungen, von denen ich noch nicht einmal weiß, weil ich oft oberflächlich bin. „Sprich mich frei von den verborgenen Verfehlungen“, von den verborgenen Sünden, das heißt von denen, die mir noch nicht bewusst sind. Herr, mach sie mir bewusst! Wenn sie mir bewusst sind, kann ich sie bekennen und dann loswerden.
Vers 14: „Auch von vermessenen, von kecken Sünden halte deinen Knecht zurück.“ Im Hebräischen heißt es: von überwallenden Sünden, von Sünden, die ich bewusst tue. Halte mich zurück vor solchen Sünden und vorsätzlichen Sünden, die in voller Absicht getan werden. Halte mich zurück! Mögen sie nicht Macht über mich haben. Dann bin ich ohne Tadel und rein von großer Übertretung.
Der Herr Jesus Christus darf Herr sein in meinem Leben. Ich muss nicht mehr der Sünde dienen. Herr, lass zu, dass ich lerne, dass die Sünde keine Macht über mich hat – weder meine Bequemlichkeit, noch meine Esslust, meine Lust allgemein, meine Unkonsequenz, mein aufbrausendes Wesen oder meine Ungeduld.
Lass die Worte meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig sein vor dir, Herr, mein Fels und meine Lösung! Mit diesem flehentlichen Gebet schließt der Text.
Wir haben von den Worten Gottes in der Schöpfung gelesen, in den ersten Versen bis Vers 7. Wir haben von den Worten Gottes gelesen, mit denen er sich offenbart hat und die uns schriftlich überliefert wurden. Jetzt redet der Psalmist von seinen eigenen Worten.
Zuerst hat Gott in der Schöpfung gesprochen, dann hat Gott im Wort gesprochen. Und jetzt sagt der Psalmist: „Herr, lass die Worte meines Mundes wohlgefällig sein.“ Es ist ungeheuer, was alles aus dem Mund herauskommen kann. Wer die Zunge bezähmt, kann den ganzen Leib bezähmen. Wer die Zunge bezähmen kann, hat alles in der Hand.
Und wer kann das? Jesus kann das. Deshalb bittet er hier: Lass die Worte meines Mundes vor dir wohlgefällig sein. Aber nicht nur die Worte meines Mundes, auch das Sinnen meines Herzens soll wohlgefällig sein vor dir. Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund – das weiß der Psalmist.
Wenn das Herz voll ist von dem Guten, dann wird auch das Reden davon geprägt sein. Die Botschaft der zwei großen Bücher Gottes – der Schöpfung und des Wortes Gottes – soll in unser Herz eingraviert sein. Das Denken meines Herzens: Lasst diese Botschaft von Schöpfung und Wort Gottes immer in meinem Herzen eingraviert sein.
Gott sagt: „Ich werde meine Gesetze in ihre Herzen schreiben.“ (Hebräer 10,16) „Und auf ihren Sinn will ich sie geben.“ (Hebräer 10,16) Auch der Herr Jesus selbst hat so gebetet. Psalm 40, Vers 9 ist ein Psalm, der sich auf den Herrn Jesus bezieht und auch er selbst bezieht sich darauf.
Psalm 40, Verse 6 und 7: „An Schlacht und Speise verhaltest du kein Gefallen. Ohren hast du mir gegraben, Brand und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: Siehe, ich komme. In der Rolle des Buches steht über mich geschrieben: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, liebe ich, und dein Gesetz ist tief in meinem Inneren.“
Bei ihm war das Wort Gottes eingeschrieben, eingraviert in seinem Herzen. Lass das Reden meines Mundes wohlgefällig sein! Und es wird nur wohlgefällig sein, wenn es auch das Denken meines Herzens ist.
Für so ein Leben brauche ich einen Felsen und einen Erlöser. Für so ein Leben brauche ich einen Felsen, der mich hält, und einen Erlöser. Herr, Jahwe, mein Fels und mein Erlöser.
Abschlussgebet
Nun aufstehen zum Gebet.
Jahwe, mein Fels und mein Erlöser, du bist der Bundesgott Jahwe, der sich geoffenbart hat. Du hast gesagt: „Ich bin, der ich bin, und ich werde sein, der ich war.“ Du hältst deine Verheißungen und willst Erlöser sein.
Ich danke dir, Herr, dass du sprichst, dass du in der Schöpfung sprichst und dich in deinem Wort geoffenbart hast.
Jetzt bete ich, Herr, dass unser und mein Reden sowie mein Denken, mein Herz vor dir wohlgefällig werden. Möge auch mein Leben ein Buch Gottes sein, zu deiner Ehre.
Bitte segne uns auch heute und schenke uns das, was jetzt von dir gekommen ist, damit es tief in unserem Herzen eingegraben bleibt. Amen.