Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen!
Wir hatten uns vorgenommen, einige Adventsworte aus dem Propheten Sacharja zu besprechen. Das ist ein etwas unbekannteres Gebiet der Bibel, nämlich die kleinen Propheten.
Ich lese ein Wort aus dem zweiten Kapitel.
Adventserwartungen und erste Gedanken
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion, denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr. Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Überlegen Sie einmal Folgendes: Denken Sie daran, im Juli oder August würde irgendjemand Ihnen das Stichwort „Advent“ sagen. Welche Vorstellungen tauchen dann bei Ihnen auf? Wenn im Sommer jemand „Advent“ sagt, was stellen Sie sich vor?
Der eine denkt unwillkürlich an Lichtwochen, ein anderer hat die Vorstellung von Tannenduft, Zweigen und Kerzen. Solch ein Wort ruft bei uns unterschiedliche Bilder hervor. Ein richtiger Weigelausjunge denkt natürlich an Advent, Jugendfest im Saalbau – ganz klar. Oder ein richtiger Geschäftsmann verbindet Advent mit dem Silbernen Sonntag, 35 Menschen in der Innenstadt, ungeheurer Trubel.
Welche Vorstellungen löst das Wort „Advent“ bei Ihnen aus? Manche Hausfrauen denken nur an putzen, putzen, putzen. Darf ich Ihnen einen Tipp geben? Sie können auch nach Weihnachten noch putzen. Machen Sie sich nicht kaputt für die Feiertage. Wirklich, das ist ein Tipp.
Warum müssen alle Leute vor Weihnachten mit hängenden Ohren herumlaufen? Das ist gar nicht nötig. Mir geht es so: Wenn ich „Advent“ höre, denke ich sofort an das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Ich höre förmlich den Posaunenschall, den notwendigen Posaunenschall.
Darum werden Sie es mir zugutehalten, dass ich dieses Lied noch einmal singen ließ, mit dem wir unsere Adventssonntage eröffnet haben. Erinnern Sie sich? Am ersten Advent morgens sangen wir dieses Lied. Ja, ich möchte noch mehr.
Ich möchte Ihnen heute den Inhalt dieses Liedes predigen. Denn das steht in unserem Text: „Macht hoch die Tür“, heißt es im Lied, „die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit. Freue dich, Tochter Zion, denn ich komme, ich komme und will bei dir wohnen.“
Ich möchte also das, was das Lied im Text sagt, Ihnen heute zurufen.
Begegnungen und das Unverständnis des Wortes
Aber wie fange ich an? Darf ich den Text noch einmal lesen?
„Freue dich, Tochter Zier, und sei fröhlich, denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen.“ Sprich doch, Herr!
Ich ging in diesen Tagen über die Kettbeerstraße, und da überholte ich zwei Mädchen. So wie sagt man das? Weiblich halbstark oder wie nennt man das so? So um sechzehn. Sie waren eifrig ins Gespräch vertieft.
„Aber Verzeihung, ist der Stuhl da wirklich frei?“
„Ach komm, setz dich doch eben dahin. Das kann ich gar nicht ansehen, dass dein Stuhl leer ist und nur für ein Handtäschchen dient.“
„Entschuldigen Sie, liebe im zweiten Stock, ich muss eben einige Platzanweisungen geben, so.“
Also, überholten zwei Mädchen, die in eifrigem Gespräch waren, und gerade vorbeigehen, hörte ich, wie die eine zur anderen sagte: „Das kann man gar nicht verstehen.“
Ich weiß bis heute nicht, was dieses Mädchen nicht verstehen konnte. Aber als ich weiterging, dachte ich: Mädel, es geht mir genau wie dir.
Ich habe da am Sonntag über ein Wort aus dem Sacharja zu predigen, und das ist so groß, dass… das kann ich gar nicht verstehen.
Es geht mir mit jedem Bibelwort so, wissen Sie. Wenn man so oben hin liest, denkt man: Ach, das ist eine langweilige Sache. Und wenn man es einmal wirklich ernst nimmt, da wird man schwindelig. Kann ich gar nicht verstehen.
So möchte ich als Überschrift für den Text und die Predigt heute Morgen schreiben: Das kann man gar nicht verstehen.
1. Teil: Gottes Kommen zu uns – ein unbegreifliches Geschenk
Das kann man gar nicht verstehen. Ich habe drei Teile. Erstens: Er will wirklich zu uns kommen. Gott ist im Himmel – falls ich überhaupt an Gott glaube – und wir sind auf Erden. Das ist äußerst erstaunlich, was wir glauben können: dass er zu uns kommen will. „Ich will bei dir wohnen.“
Sehen Sie, ich bekam in diesen Tagen so eine rührende Bitte vorgetragen. Da kam eine Frau und sagte: „Pastor Busch, wir haben so eine Wohnung in einer schrecklichen Gegend. Wissen Sie, da gibt es ständig Schlägereien, die Männer betrinken sich, und mein Junge ist neulich von Halbstarken überfallen worden. Es ist eine schreckliche Gegend.“ Ich sagte: „Das ist furchtbar, was soll ich da machen?“ Da sagt die Frau – und es hat mich gerührt, dieses Vertrauen zu Ihnen und zu mir – sie sagte: „Sie haben doch so nette Leute in Ihrer Kirche. Fragen Sie doch mal, ob nicht jemand bereit wäre, mit mir die Wohnung zu tauschen.“
Nun sehen Sie, es ist immer bitter, wenn man Vertrauen enttäuschen muss. Es wird mir so viel Vertrauen entgegengebracht: „Beschaffen Sie mir eine Wohnung, ein Zimmer, eine Stelle usw.“ Und es ist so schrecklich, das immer enttäuschen zu müssen. Aber ich konnte der Frau nichts anderes sagen, als: „Ich kenne im Moment niemanden, der sich mit seiner Wohnung verschlechtern will. Sollte jemand da sein, der aus Bredna hierher ziehen will, melden Sie sich bei mir. Aber ich glaube nicht.“ Ich sagte: „Ich kenne niemanden, der sich mit seiner Wohnung verschlechtern will.“
Und hier tritt mir plötzlich etwas entgegen, was man gar nicht verstehen kann: Da will sich einer verschlechtern! „Ich komme und will bei dir wohnen“, spricht der Herr! Bei uns wohnen? Doch, Herr der Herrlichkeit, der offenbarte Gott Jesus will bei uns wohnen – bei uns, die wir so armselig und kleinkariert sind. Sind wir es nicht alle? So verfilzt und verstrickt in unsere Sorgen, Wichtigtuereien, Nöte, Probleme und Sünden?
Das kann man nicht verstehen, dass er bei uns wohnen will – bei uns! Erlauben Sie mir das gleich: Wir sind wie Schornsteinfeger. Wenn ein Schornsteinfeger von der Arbeit kommt, macht er einfach alles schmutzig, was er anfasst. Ich kenne das aus der Sicht einer Frau vom Schornsteinfeger – schrecklich schwer, wenn eine Tür klappert, an der er sich schmutzig macht, wo der Anstrich doch schwarz ist.
Und so sind wir doch. Haben Sie das noch nicht gemerkt? Reden Sie auch noch so teuer: „Ich bin gut“? Haben Sie noch nicht bemerkt, wie alles befleckt ist, was wir anfassen? Sehen Sie, und wenn wir ganz edel sind und etwa ein Paket packen, um jemand zu beschenken, dann sonnen wir uns doch schon im Glanz: „Wie nett bin ich!“ Ist doch so. Und dann hat der abscheuliche Hochmut schon alles beschmutzt.
Ich muss oft darüber nachdenken. Ich rede jetzt gar nicht von groben Sünden, aber wie muss unser ganzes ungeistliches, ungöttliches Wesen für den lebendigen Gott widerwärtig sein! Diese Selbstsucht, die sich nur um uns selbst dreht, diese Lieblosigkeit, diese Unreinheit, diese Lügen. Wie es im Epheserbrief heißt: Es ist unangenehm für Gott, unser ungeistliches Wesen.
Und da kommt er trotzdem und sagt: „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Das kann man nicht verstehen. Sehen Sie, Sie dürfen das nicht symbolisch nehmen. Das ist so gemeint. Die Bibel hat einen unerhörten Realismus: „Ich will bei dir wohnen“, spricht der Herr, der offenbarte Gott Jesus, „ich will bei dir wohnen.“
Bei uns! Sehen Sie, da ist Petrus. Sie kennen doch Petrus, wissen, wer das ist. Da hatte Petrus einmal ganz richtig reagiert. Ich weiß nicht, ob Sie die Geschichte kennen: Jesus kommt zu Petrus, steigt in sein Fischerboot und predigt von dort aus. Petrus, ein harter Handwerker, der sich wahrscheinlich nie große Gedanken über große Dinge gemacht hat, hört, wie Jesus vom Reich Gottes redet. Das geht ihm durch und durch.
Dann beweist Jesus ihm seine göttliche Macht und Herrlichkeit. Er tut einen gewaltigen Fischzug auf Jesu Befehl – gegen alle Vernunft. Da leuchtet ihm auf: „Du bist Gott!“ Und sehen Sie, was macht er? Er fällt vor Jesus nieder und sagt: „Herr, geh von mir hinaus!“ Sehen Sie, das war die richtige Reaktion: „Geh von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch! Ich bin ein sündiger Mensch. Wir beide passen doch nicht zueinander. Du willst bei mir wohnen? Das geht nicht! Wir beide passen wirklich nicht zueinander. Herr, geh von mir hinaus!“
Und wenn ich an diesem vierten Advent höre: „Ich komme und will bei dir wohnen“, dann sage ich: „Herr Jesus, bei mir wirst du wenig Freude haben. Herr, geh von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Da blieb der Herr Jesus bei Petrus.
Und doch, obwohl wir nichts zu rühmen haben, sagt der Herr Jesus heute, am vierten Advent: „Ich komme“, das heißt Advent, „ich komme und will bei dir wohnen.“ Du sollst mir nicht nur einen kleinen Anstandsbesuch im Gottesdienst machen, sondern ich will bei dir wohnen.
Da war die Frau in der fiesen Wohnung. Und wo Sie auch gerade sind: „Ich will bei dir wohnen.“ Er ist entschlossen, sich zu verschlechtern. Man kann das nicht verstehen, aber es steht in der Bibel. Und darum ist es wahr.
Sehen Sie, ich erzählte vorhin von so einem Gesprächsfetzen auf der Straße. Einer meiner Freunde hatte neulich auch so einen Gesprächsfetzen aufgefangen. Da geht er über die Straße oder an einer Omnibushaltestelle – was weiß ich, er hat ein Auto, also wird er auf der Straße gewesen sein. Und da hört er, wie ein Mann zum anderen sagt: „Steht aber in der Zeitung.“ Da hatte der wohl irgendetwas ziemlich Unerhörtes erzählt. Der andere sagt: „Kann doch gar nicht sein.“ Und dann sagt der Erste: „Steht aber in der Zeitung.“
Und dann fuhr mein Freund, dessen Erzählung fort: So sollten wir Christen jeden Zweifel niederschlagen: „Es steht aber im Wort Gottes.“ „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Das kann ich gar nicht verstehen, aber es steht im Wort Gottes, spricht der Herr. Er sagt es, und darum ist das so.
Und nun stehen wir hier vor einer ganz großen Sache – das kleinste Mädchen auf der Galerie und der älteste Opa hier – vor einer ganz großen Sache: Der Herr steht da und sagt: „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Was wollen wir mit der Sache anfangen? Das kann uns ja nicht lassen, wie wir sind.
2. Teil: Die Herausforderung der Freude im Glauben
Aber damit komme ich zum Zweiten. Als Überschrift habe ich gewählt: „Das kann man gar nicht verstehen.“ Erstens, dass er bei uns wohnen will. Jetzt kommt das Zweite.
Das Zweite lautet: Es ist kaum zu verstehen, dass wir nicht immer fröhlich sind. Es ist kaum zu verstehen, dass wir uns nicht unablässig freuen. Ich tue das doch nicht. Ich sehe eine ganze Reihe von Gesichtern, denen die Niedergeschlagenheit geradezu schon eingegraben ist.
Aber ich will gar nicht von anderen reden, nicht? Fragen Sie meine Familie nicht aus. Wir freuen uns auch nicht immer. Das kann man nicht verstehen. Ich möchte Ihnen das erläutern.
Sehen Sie, neulich hörte ich von einem jungen Paar. Sie hatten geheiratet, eine Wohnung gefunden und waren sehr glücklich. Eines Tages kommt die etwas schwierige Schwiegermutter angereist – Mütter können manchmal sehr schwierig sein – und erklärt dem Schwiegersohn: „Ich will jetzt bei euch wohnen.“ Das Gesicht können Sie sich vorstellen, da war gar keine Freude darüber, nicht wahr? Jammernlos, denn „Ich will bei dir wohnen.“
Der Schwiegersohn war so klug, dass er wusste: Es ist nie gut, wenn Alte und Junge zusammen wohnen. Es ist nie gut, bei aller Liebe der Eltern, es gibt immer Schwierigkeiten.
Nein, sehen Sie, es ist also nicht in jedem Fall Freude, wenn jemand kommt und sagt: „Ich will bei dir wohnen.“ Ich erwähnte mal das schöne arabische Sprichwort – verzeihen Sie das Derbe – „Nach drei Tagen stinkt der Fisch und der Gast“, sagen die Araber.
Es ist nicht in jedem Fall eine reine Freude, wenn jemand sagt: „Ich will bei dir wohnen.“ Aber ganz anders ist es mit dem geoffenbarten Gott Jesus, ganz anders, ganz anders. Da ist es reine Freude.
Sehen Sie, darum fängt unser Text so an: „Freue dich und sei fröhlich, Tochter Zion.“ Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass die Bibel mit Worten außerordentlich sparsam ist, obwohl sie so umfangreich ist.
Es gibt eine Menge biblische Geschichten, von denen ich mir wünschen würde, sie würden etwas ausführlicher erzählt. Ich würde zum Beispiel gern wissen, was aus den Hirten von Bethlehem danach geworden ist oder aus den Kindern, die Jesus gesegnet hat.
Die Bibel erzählt immer nur das Knappste und Notwendigste, sie ist sparsam mit Worten. Und darum ist es mir merkwürdig, dass hier steht: „Freue dich“ – und das wäre nun genug – und dass dasselbe noch einmal gesagt wird, geradezu überflüssigerweise: „Sei fröhlich.“ Und dass dasselbe im Neuen Testament geschieht.
In Philipper 4 sagt Paulus: „Freut euch im Herrn allezeit.“ Und trotzdem spart sie immer mit Worten. Aber wenn sie mal sagt: „Freut euch!“, dann wird die Bibel auf einmal – verstehen Sie – recht geschwätzig. Da braucht sie doppelte Worte, überflüssige Worte, da kann sie es gar nicht oft genug sagen.
Also, wenn Jesus in unser Leben kommt, das ist Freude, reine Freude. Das ist das herrlichste Weihnachtsgeschenk. Und das möchte ich Ihnen jetzt einmal deutlich machen. Ich möchte Ihnen deutlich machen, was das bedeutet, wenn Jesus zu uns kommt und warum das einfach Freude ist.
Sehen Sie, ich habe viel darüber nachgedacht, warum er mir eigentlich nachläuft. Oder ich kenne ja nun viele Menschen hier in Essen, wo ich einfach anbeten kann, wie Gott ihnen nachläuft, ihnen nachgeht.
Er hat es doch nicht nötig. Mein Heiland hat es doch nicht nötig, uns nachzulaufen. Er hat die Herrlichkeit. Auch wenn keiner an ihn glaubt und wenn diese ganze dämliche Menschheit sagt: „Wir glauben nicht an ihn“, dann geht kein Milligramm seiner Herrlichkeit davon verloren.
Er braucht uns nicht. Es sind diese Bürger in Westdeutschland, die meinen, der liebe Gott mache Luftsprünge, wenn sie sich mal gelegentlich um ihn kümmern. Er braucht sie nicht! Er braucht uns alle nicht!
Es steht nur einmal in der Bibel, dass der Herr etwas braucht – es war ein Esel! Der Herr bedarf seines Eselchens, was in der Bibel steht. Nein, er braucht uns ernsthaft nicht! Aber wir brauchen ihn, wir brauchen ihn!
Darum läuft er uns nach, weil er weiß, dass ein Leben ohne Versöhnung, ohne das Blut Jesu, ohne den Heiligen Geist, ohne den Heiland Hölle ist.
Wenn Sie sagen, es wäre Übertreibung, dann sage ich: Schauen Sie sich doch die Welt an, schauen Sie sich doch bitte die Welt um uns herum an. Leben ohne Erlöser ist Hölle pur!
Wir brauchen ihn, und das weiß er. Darum kommt er zu uns, darum sagt er: „Siehe, ich will bei dir wohnen.“ „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Freu dich!
Da möchte ich jetzt ein Beispiel verwenden, das unpassend ist, das geradezu schockierend ist, wenn Sie genau aufpassen. Und doch halte ich es für das richtige, ich habe lange überlegt, ob ich es nehmen soll. Es zeigt deutlich, wie sehr Jesus sich erniedrigt, wenn er zu uns kommt.
Also, mein Beispiel: Ich kenne eine reiche Familie, die bewohnt ein großes Haus und hat jetzt einen alten Invaliden in das Haus genommen. Und da sagt der Mann, der Hausherr: „Ach, wissen Sie, wir haben den Invaliden ins Haus genommen, es ist so angenehm, es ist so schön, wenn man einen hat, der den Garten in Ordnung bringt, der die Heizung versorgt und aufs Haus aufpasst, wenn wir verreist sind.“
Wissen Sie, es ist so schön, wenn man einen zur Hand hat, der alles in Ordnung bringt. Und das fiel mir wieder ein, als ich das las: „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Es ist so schön, wenn man einen nah hat, der alles in Ordnung bringt.
Ich denke jetzt nicht an Garten und Heizung. Aber kennen Sie das, wenn ein Tag schiefgelaufen ist, wenn wir versagt haben, wenn wir lieblos waren, wenn die Schuld mächtig wurde, dass man heulen möchte über sich?
Wie schön ist es, jemanden nah zu haben, im Haus zu haben, der sagen kann: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Dass ich nicht erst suchen muss, wo es Vergebung der Sünden gibt, einen Heiland, in dessen Arm und Schoß ich mein beschwertes Gewissen bergen darf.
Und er zeigt mir seine Nägelmale: „Ich habe dich erlöst. Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.“
Oder ist es ein Problem, das ich nicht lösen kann? Ach, was haben Sie: Eheprobleme, Kindererziehung, Berufsfragen? Und einen, dem ich meine Sorgen sagen kann und der mächtig ist, mir zu helfen?
Und wie oft versagen wir, weil wir nicht die Kraft haben, diese Aufgaben zu bewältigen. Wie schön ist es, einen nah zu haben, nicht erst suchen zu müssen, dessen Hand ich fassen darf.
„Die auf ihn sehen, werden erquicken. Die auf den Herrn schauen, kriegen neue Kraft.“ Wie oft kommt die Frage an uns, wenn wir älter werden: „Und wie wird es mit dem Sterben? Kommt da was dahinter? Kommt da was?“
Wie schön ist es, den nah zu haben, der schon durch den Tod hindurch ist und sagt: „Ich lebe, und du sollst auch leben.“ „Ich komme und will bei dir wohnen.“
Ich verstehe, dass das eingeleitet wird mit: „Freue dich und sei fröhlich!“ Sollten Christen, bei denen Jesus eingezogen ist, nicht immer fröhlich sein, auch in dunklen Tagen, gerade auch in dunklen Tagen, auch im Leid?
Das hat mich außerordentlich beeindruckt. Neulich war ich bei der Weihnachtsfeier des Stinnes-Konzerns. Dort wurden 312 Kinder von verunglückten Bergleuten beschenkt. Das ist sehr berührend, nicht wahr? Das ist eine Demonstration, dass wir auf dem Schlachtfeld wohnen hier.
Und da sagt ein Direktor, ein Industrieller, nicht der Pastor: „Ich möchte Ihnen sagen, dass das Kind in der Krippe unser Herz kann.“ Und wenn Sie sagen: „Wir sind in Traurigkeit, die Traurigkeit verdunkelt die Weihnachtsfreude“, dann möchte ich Ihnen sagen: Das ist gerade die Sache im Evangelium, dass Jesus froh macht, auch im Leid, gerade im Leid.
Das ist der Witz bei der Sache: All die Lichter der Welt verlöschen, wenn es darauf ankommt. Arme Menschen ohne Jesus. Aber wenn er kommt und will bei mir wohnen, liebe Freunde, da kann ich sagen: „Freue dich und sei fröhlich!“ Und das gilt dann in jeder Situation.
Ja, lassen Sie mich Ihnen etwas ganz Unerhörtes sagen: Menschen, zu denen Jesus kommt, haben den Himmel auf Erden. Ernsthaft, also im wahrsten Sinne des Wortes Himmel auf Erden.
Wie der Himmel aussieht, das können Sie in Offenbarung 21 nachlesen. Und wissen Sie, was als Entscheidendes der neuen Welt gesagt wird? „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen“ – im Himmel!
Und jetzt steht hier, und dieses himmlische Wesen haben Jesus’ Jünger hier schon, was für die zukünftige Welt versprochen wird: „Ich will bei ihnen wohnen.“ Das wird der Tochter Zion, der Gemeinde des Herrn, hier schon verheißen. Das heißt: Himmel auf Erden!
3. Teil: Die Einfachheit des Evangeliums und die Herausforderung der Nachfolge
Lassen Sie mich noch kurz ein drittes sagen: Man kann es fast nicht, man kann es gar nicht verstehen, dass er bei uns wohnen will. Man kann es gar nicht verstehen, dass Christen nicht immer fröhlich sind. Und drittens: Man kann es gar nicht verstehen, dass das Evangelium so einfach ist. Man kann es gar nicht verstehen, dass das Evangelium so einfach ist.
Also, dritter Teil: Alle wieder wach, munter, frei. Kann es sein, dass es über zwanzig Minuten ist? Sehr anstrengend für Menschen von heute. Nein, man kann es gar nicht verstehen, dass das Evangelium so einfach ist.
Meine Freunde, das Christentum heute hat einen schweren Panzer. Haben Sie mal so einen Ritter gesehen? Da wusste man nicht, wie der Kerl aussieht, weil alles aus Eisen war – Visier und Helm. So trägt das Christentum heute einen Panzer aus Kirchen, Organisationen, Institutionen, Dokumenten und Konfessionen.
Darf ich Ihnen sagen: Das Evangelium hat keinen Panzer. Es ist wundervoll einfach. Da sehnt sich ein unglückliches Herz: „Komm, o mein Heiland, Jesus Christus!“ Und der Mann von Golgatha antwortet: „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Und das ist alles – aber das ist es wirklich.
Es geht nicht um Dogmen, Lehren oder Institutionen, sondern um den Herrn. Das ist das Einfache, aber auch das ganz Große. Man kann sich sehr leicht hinter Anschauungen verstecken, hinter dem Herrn nicht.
Aber sehen Sie, weil es so einfach ist, schreit ein Herz: „Komm, o mein Heiland!“ Und er sagt: „Ich komme und will bei dir wohnen.“ Weil es so einfach ist, kann ich gar nicht verstehen, warum man heute eigentlich bis in die Kirche hinein aus dem Evangelium so ein Problem macht. Man diskutiert endlos darüber, und es entsteht allmählich eine Problematisierung des Christentums.
Neulich fragte mich ein Mann aus der Industrie: „Ich habe einfach nie erfahren können, was ein Christ ist. Wissen Sie das?“ Sehen Sie, diese ganze Problematisiererei und Diskutiererei ums Christentum herum – ich will Ihnen sagen, was dahinter steckt.
Der Mensch spürt: Er kommt und will bei uns wohnen, er ist vor der Tür. Und da verhandelt man durch die Tür mit ihm, ob es nicht auch eine Möglichkeit gäbe, Christ zu sein, bei der er einem nicht so nah auf den Leib rückt. Ob es eine unverbindlichere Möglichkeit gäbe, Christ zu sein.
All das, was wir heute an Problematisierung ums Christentum haben, ist im Grunde die Frage: „Herr Jesus, willst du ernsthaft zu mir kommen? Ich möchte es etwas unverbindlicher haben.“ Und das geht nicht.
Aber ich kann verstehen, dass die Menschen Angst davor haben, dass Jesus kommt. Denn ehrlich gesagt, Jesus ist ja nicht gerade ein stiller Untermieter. Jesus ist nun mal tatsächlich nicht der arme Invalide, den wir ins Haus nehmen.
Jesus – ja, ich möchte es deutlich machen – sehen Sie, als ich in Frankfurt ein Knabe war, in Ihrem zarten Alter, da hatte ich sieben Geschwister. Das war ein großes Haus, mit Küche und Gästen – das kennt man heute gar nicht mehr. So ein weiträumiges Haus mit viel Personal.
Da bekam mein Vater oft so Pensionäre ins Haus. Ich erinnere mich an zwei junge Grafen, die einige Jahre bei uns wohnten. Am Anfang ging es ihnen nicht sehr gut bei uns. Das passte ihnen nicht: Sonntagmorgen ein Bett und Gottesdienst und so. Meine Schwestern hatten wenig Respekt, das war ein fröhlicher Kreis von Kindern, und da begehrten sie auf.
Ich vergesse nicht, wie mein Vater den beiden Jungen sagte: „Hört mal, wenn ihr hier bei uns wohnen wollt, dann müsst ihr euch nach uns richten, nach dem Geist unseres Hauses. Wir können uns nie nach euch richten. Ihr müsst schon in den Geist unserer Familie, unseres Hauses einsteigen, sonst schicke ich euch weg.“
Und sehen Sie, so kann man – soll ich sagen – leider zu Jesus nicht sagen: „Ich komme nicht bei dir wohnen, Herr Jesus, du musst dich aber nach mir richten.“ Nein, das tut er eben nicht.
Sondern wenn er zu uns kommt, dann sagt dieser Herr: „So, und nun wird alles umgekrempelt, und alles richtet sich nach mir.“ Und dafür haben die Leute Angst. Darum möchten sie gern ein unverbindliches Christentum haben. Aber das gibt es nicht, und es ist auch nicht nötig.
Sehen Sie, wenn Jesus in unser Leben kommt, dann bringt er Veränderung – aber eine selige Veränderung. Sehen Sie, er ist Licht. Er möchte einfach alle Finsternisse in unserem Leben, in unserer Familie, in unserem Hause in sein Licht stellen.
Meine Freunde, man kann im Umgang mit Jesus auf die Dauer nicht Finsternis haben.
Schluss: Einladung zum Glauben und Gebet
Aber nun muss ich schließen. Ich sagte am Anfang, dass man es gar nicht verstehen kann, dass er zu uns kommen will und sich verschlechtern will. Das Evangelium ist so herrlich groß und einfach. Man kann es nicht verstehen.
Aber jetzt muss ich Ihnen zum Schluss ein kleines Erlebnis erzählen: ein Gespräch mit einem 17-jährigen Schüler. Vielleicht ist er hier, und er soll es nicht übel nehmen. Dieses Gespräch hat mich sehr gefreut.
Da frage ich einen 17-jährigen Penäler: „Sag mal, kennst du Jesus? Gehörst du ihm?“ Er antwortete: „Ja, das ist alles allerhand, Mensch. Wie ist das gekommen?“ Da sagte er: „Als man mich zum ersten Zweighaus eingeladen hat, habe ich erst abgewinkt. Aber dann kam ich doch eines Tages mit, und dann hat mich dieses Evangelium gepackt. Nun kann ich es nicht mehr loslassen. Ich habe gemerkt, mit dem Verstand kann ich es eigentlich nicht klarkriegen. Man muss es probieren. Und dann habe ich es probiert.“
Das ist es, meine Freunde. Das ist keine Sache für intellektuelle Diskussionen. Um ein modernes Wort zu benutzen: Es ist eine sehr existenzielle Angelegenheit. Er kommt und will bei dir wohnen – der Mann mit den Nägelmalen, der Erlöser, der Herr, der Gewaltige, der Veränderer, der Tröster, der Seligmacher, der Heiland. Er kommt und will bei dir wohnen.
Das müssen Sie ausprobieren. Machen Sie die Tür auf, und Sie werden erfahren, was dann geschieht.
Wir wollen beten:
Herr, ich danke dir, dass du bereit bist, dich zu verschlechtern und zu uns zu kommen. Lass es doch wahr werden, dass mein Herz dir die Tür öffnet. Herr, wie viele unter uns singen das und lügen dabei. Vergib das und tu du die Türen auf. Amen.
