Die symbolische Bedeutung Jerusalems und die Gefahr für die Propheten
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 556: Jerusalem tötet Propheten, Teil 2, Lukas 13,33.
„Doch ich muss heute und morgen und am folgenden Tag wandern, denn es geht nicht an, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkommt.“
In der letzten Episode habe ich deutlich gemacht, dass Jerusalem hier mehr bedeutet als nur eine Ortsangabe, also mehr als eine Stadt mit Stadtmauern. Jerusalem steht für die Mächtigen, die politischen Strippenzieher, die in der Stadt ihren Einfluss nutzen, um ihre Gegner – zu denen leider auch der Messias zählt – unschädlich zu machen.
Der Messias kann deshalb außerhalb der Stadtmauern am Kreuz sterben und doch, was das politische Kalkül angeht, in Jerusalem, das heißt im direkten Einflussbereich des Sanhedrin und des römischen Prokurators, sterben.
Der Gegenpol zu Jerusalem ist in Lukas 13 das Einflussgebiet von Herodes Antipas. Da mit Jerusalem tatsächlich mehr als nur eine Stadt gemeint ist, sieht man das an Lukas 13,34:
„Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die zu dir gesandt sind. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt.“
Mit Jerusalem ist hier die Elite in der Stadt gemeint, die den Mob manipuliert, um Gottes Propheten zu steinigen. Die Stadt, die für die Nähe zu Gott stehen sollte, steht in Wahrheit für das Gegenteil. Sie steht für Rebellion, für die Unterdrückung von Wahrheit und für den Mord an Gottes Boten.
Historische Beispiele von Prophetenmord in Jerusalem
Interessant ist, dass es in der Bibel gar nicht so viele Propheten gibt, von denen wir wissen, dass sie in Jerusalem umgekommen sind. Eigentlich sind es nur zwei.
Im Buch Jeremia, Kapitel 26, Verse 20 bis 23, wird von einem Mann berichtet, der im Namen des Herrn Weissagungen machte. Sein Name war Uriah, der Sohn des Schemaja aus Kiryat-Jerim. Er weissagte gegen diese Stadt und gegen dieses Land, ganz wie die Worte Jeremias es taten.
Als jedoch der König Jojakim, zusammen mit seinen Heerführern und allen Obersten, seine Worte hörte, suchte der König, ihn zu töten. Als Uriah davon erfuhr, fürchtete er sich und floh nach Ägypten. Daraufhin sandte König Jojakim Männer nach Ägypten. Elnathan, der Sohn des Achbor, und einige weitere Männer holten Uriah aus Ägypten zurück. Sie führten ihn zum König Jojakim, der ihn mit dem Schwert erschlug und seine Leiche auf die Gräber der Kinder des Volkes warf.
Das ist Uriah, der Sohn des Schemaja, der in Jerusalem durchs Schwert hingerichtet wurde.
Dann gibt es noch Secharja. Im Buch der Zweiten Chronik, Kapitel 24, Verse 20 und 21, heißt es: Der Geist Gottes kam über Secharja, den Sohn des Priesters Jojada. Er trat vor das Volk und sagte zu ihnen: „So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des Herrn? So wird es euch nicht gelingen. Weil ihr den Herrn verlassen habt, hat auch er euch verlassen.“
Daraufhin machten sie eine Verschwörung gegen ihn und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhof des Hauses des Herrn.
Das sind also die beiden Propheten, von denen wir genau wissen, dass sie in Jerusalem umgebracht wurden.
Jerusalem als Metapher für Ablehnung Gottes
Die jüdische Tradition kannte jedoch noch mehr getötete Propheten. Jesus verwendet hier den kollektiven Plural, also „Propheten“, um ein Muster zu beschreiben. Wer einzelne Propheten verwirft, will auch mit Gott nichts zu tun haben.
Damit ist Jerusalem nicht nur ein Ort, sondern eine Metapher für die institutionalisierte Ablehnung Gottes und des Evangeliums. „Jerusalem, Jerusalem, das da tötet die Propheten und steinigt die, die zu ihm gesandt sind.“
Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt.
Hier werfen wir einen Blick in Gottes Herz. Er schickt Propheten, um sein Volk zu sammeln – sein Volk, das er hier als „deine Kinder“ beschreibt. Es sind die Menschen, die unter dem Einfluss der religiösen Elite leben und von ihr manipuliert werden, allerdings nicht zum Guten.
Gott ist wie eine Henne, die ihre Brut vor einer heraufziehenden Gefahr schützen will. Doch „ihr habt nicht gewollt“ – das ist der Vorwurf an die Kinder. Gemeint sind die Einwohner von Jerusalem beziehungsweise das ganze Volk.
Denn die Einwohner von Jerusalem stehen repräsentativ für die Ablehnung Gottes durch Israel. Und die Zuhörer Jesu dürfen sich ruhig angesprochen fühlen.
Die wiederkehrende Ablehnung Gottes im Volk Israel
Gott will sein Volk sammeln und unter seine Flügel nehmen, doch sie wollen nicht und hören nicht auf ihn. Er schickt seine Propheten, doch sie bringen seine Boten zum Schweigen. Sie haben nicht gewollt. Sie hätten hören können, aber sie wollten nicht. Dieses Muster zieht sich durch die Geschichte Israels.
Hören wir nur einen weiteren Vers aus dem Mund eines Propheten, der Jesus Recht gibt, indem er Gottes Urteil über ein eigenwilliges Volk ausspricht. Jesaja 66,4: „So werde auch ich Misshandlung für sie wählen und über sie bringen, wovor ihnen graut, weil ich gerufen habe und niemand geantwortet, weil ich geredet und sie nicht gehört haben, sondern getan haben, was böse ist in meinen Augen, und das gewählt haben, woran ich kein Gefallen habe.“
Merkt ihr, das „Ihr habt nicht gewollt“ zieht sich als Vorwurf durch die Geschichte Israels.
Lukas 13,35: „Siehe, euer Haus wird euch überlassen. Ich sage euch aber, ihr werdet mich nicht sehen, bis es geschieht, dass ihr sprecht: Gepriesen sei der da kommt im Namen des Herrn.“
Das Haus ist hier ein Bild für das Volk, nicht für den Tempel. „Euer Haus wird euch überlassen“ bedeutet, dass Gott sie sich selbst überlässt. Sie wollten sich nicht sammeln lassen. Sie haben die Boten Gottes getötet und ihre Botschaft ignoriert. Jetzt zieht Gott sich zurück.
So geht Gott mit denen um, die nicht hören wollen. Wer seine Zuflucht nicht bei Gott nehmen will, bleibt für sich allein. Er muss sich allein seiner Schuld, seinem Schicksal und dem Gericht stellen.
Hoffnung durch das Bekenntnis zu Jesus
Gibt es für die Zuhörer von Jesus noch Hoffnung? Ich denke ja. Allerdings ist diese Hoffnung an ein Bekenntnis gebunden. Jesus „sehen“ kann nur der, der ihn bekennt. Dabei ist „sehen“ nicht unbedingt wörtlich gemeint.
Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber seht mich, weil ich lebe. Wer mich sieht, wird auch leben.“ (Johannes 14,19)
Es ist der Gläubige, der Jesus auch nach der Himmelfahrt noch sieht, weil er sein ewiges Leben teilt.
Wie entsteht diese erleuchtete Glaubensbeziehung zu Jesus? Die Antwort lautet: durch ein Bekenntnis.
Beim Einzug in Jerusalem rufen die Massen: „Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn!“ Mit diesen Worten anerkenne ich Jesus als Sohn Davids, als Retter und Messias.
Und es ist dieses Bekenntnis – dabei sind es nicht unbedingt dieselben Worte – das den Unterschied macht, jedenfalls dann, wenn ich es ernst meine.
Zusammenfassung und persönliche Reflexion
Fassen wir zusammen: Jesus ist dabei, Galiläa zu verlassen. Doch er tut dies nicht, ohne seine Zuhörer noch einmal zu warnen. Sie sind dabei, gemeinsam mit dem Rest des Volkes einen großen Fehler zu machen.
Es gibt jedoch Hoffnung, wenn sie Jesus anerkennen und ihm die Wertschätzung entgegenbringen, die ihm gebührt.
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, ob es Unwillen in deinem Leben gibt. Gibt es Bereiche, in denen du nicht tun möchtest, was Gott sich wünscht? Und mit welcher Begründung?
Das war es für heute. Wenn du Fehler im Podcast oder im Skript findest, schreibe mir bitte eine E-Mail.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
