Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 326: Die Speisung der Fünftausend, Teil I.
Jesus sucht Ruhe, doch die Menschen folgen ihm
Jesus und seine Jünger sind auf dem Weg zu einem Ort der Ruhe. Doch das klappt nicht so richtig.
In Johannes 6,1-2 heißt es: Danach ging Jesus weg auf die andere Seite des Sees von Galiläa, auch Tiberias genannt. Eine große Volksmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
In Markus 6,32-34 steht: Sie fuhren in einem Boot allein an einen einsamen Ort. Viele sahen sie wegfahren, erkannten sie und liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin, um ihnen zuvorzukommen. Als Jesus aus dem Boot stieg, sah er die große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie. Denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Er begann, sie vieles zu lehren.
Jesus fährt also weg, doch es ist wie in dem Märchen vom Hasen und dem Igel: Noch bevor Jesus mit dem Boot an dem Ort ankommt, wo er hinwill, sind die Volksmengen schon da. Immer wenn Jesus auf verlorene Menschen trifft, kann er nicht anders, als zu lehren und die Kranken gesund zu machen.
Das Herz Gottes offenbart sich im Handeln Jesu
Matthäus 14,14: Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge. Er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken.
Mit dem, was Jesus tut und wie er lebt, offenbart sich einmal mehr das Herz Gottes. Er sucht Ruhe und weiß darum, dass auch seine Jünger Ruhe nötig haben. Doch er lässt sich von der Not der Menschen bewegen. Diese Bewegung führt dazu, dass er seine Pläne erst einmal über den Haufen wirft.
So wird es langsam Abend.
Lukas 9,11-12: Als aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm. Er nahm sie auf und redete zu ihnen vom Reich Gottes. Die, die Heilung brauchten, machte er gesund.
Der Tag begann sich zu neigen, und die Zwölf traten herbei und sprachen zu ihm: „Entlass die Volksmenge, damit sie in die Dörfer ringsum und auf die Höfe gehen und Herberge und Speise finden. Denn hier sind wir an einem öden Ort.“
Es wird spät, und der Ort ist öde. Es gibt dort nichts, nichts zum Einkaufen und nichts zum Übernachten. Die Menschen harren bei Jesus aus, erleben Heilung und hören, was Jesus über das Reich Gottes zu sagen hat. Und es wird immer später.
Deshalb kommen jetzt die Jünger.
Die Jünger sehen das Problem, Jesus bereitet eine Lösung vor
Markus 6,35-36:
Als es schon spät am Tag war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: „Der Ort ist öde, und es ist schon spät am Tag. Entlasse sie, damit sie auf die umliegenden Höfe und in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.“
Interessanterweise scheint Jesus an dieser Stelle noch nicht auf das Problem einzugehen. Stattdessen steigt er auf einen nahegelegenen Hügel.
Johannes 6,3-4:
Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. Es war aber das Passafest, das Fest der Juden.
Jesus sitzt dort mit den Jüngern zusammen – und jetzt lässt er die Katze aus dem Sack.
Die Herausforderung der Speisung wird deutlich
Markus 6,37: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Daraufhin sagen sie zu ihm: „Sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben?“
Die Frage ist natürlich rein rhetorischer Natur und nicht ernst gemeint. Keiner der Jünger hat zweihundert Denare. Das wäre in etwa ein Jahreslohn. Diese Summe ist einfach nur eine riesige Zahl, die auch nicht ausreicht, um den Auftrag „Gebt ihr ihnen zu essen“ zu erfüllen.
Die Jünger wollen damit zum Ausdruck bringen: „Herr Jesus, selbst wenn wir ein ganzes Jahreseinkommen einsetzen würden, wäre das nicht genug.“
Sie weisen darauf hin, wie viele Menschen hier sind. „Sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen? Herr, das kann nicht dein Ernst sein.“
Jesus prüft Philippus und fordert Vertrauen heraus
Johannes 6,5: Als Jesus die Augen aufhob und sah, dass eine große Volksmenge zu ihm kam, sprach er zu Philippus: „Woher sollen wir Brote kaufen, damit diese essen?“
Warum fragt Jesus das? Die Antwort lautet: Er will Philippus prüfen. Johannes 6,6: „Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.“
Worin besteht diese Prüfung? Ich meine die Frage ganz ernst: Wenn Jesus weiß, was er tun will – und wir als schlaue Bibelleser wissen es auch –, geht es hier um die Speisung der Fünftausend. Wenn Jesus also weiß, was er tun will, worin besteht dann die Prüfung?
Hat Jesus von Philippus erwartet, dass dieser sofort auf die Idee kommt: „Alles klar, ein Essensvermehrungswunder muss her“? Die Antwort lautet ja. Das in etwa hätte Jesus sich gewünscht, vielleicht nicht mit diesen Worten, aber etwas mehr Vertrauen in Gottes wundersames und wunderwirkendes Tun wäre schon nett gewesen.
Lasst uns dabei nicht vergessen, was direkt davor passiert war: Die Jünger waren selbst losgezogen, hatten gepredigt, Kranke gesund gemacht und Wunder erlebt. Sie waren eben erst von dem Missionseinsatz zurückgekehrt, hatten einander vielleicht noch nicht einmal alle Erlebnisse erzählt und waren schon wieder mittendrin in einer Predigt- und Heilungsveranstaltung.
Für uns, die wir nur ganz selten und dann meist eher unspektakuläre Wunder erleben, bei denen man manchmal gar nicht weiß, wie viel davon einfach nur Zufall, Psychologie, Selbstheilungskräfte oder Scharlatanerie ist, ist eine Vermehrung von Broten und Fischen ein großes Ding. Aber so war das nicht für die Jünger. Die hatten den ganzen Tag erlebt, dass Kranke gesund wurden.
So fragt Jesus eben ganz bewusst: „Woher sollen wir Brote kaufen, dass diese essen?“ Ein guter Gastgeber kümmert sich eben um seine Gäste. Und prompt fällt Philippus bei dem Test durch.
Johannes 6,7: Philippus antwortete ihm: „Für zweihundert Denare reichen die Brote nicht, dass jeder auch nur ein wenig bekommt.“ Philippus bestätigt nur, was schon gesagt wurde. Selbst ein Jahreslohn wäre zu wenig – das sind einfach viel zu viele Leute.
Frage:
Die Lektion des Vertrauens in Gottes Versorgung
Was möchte Jesus, dass Philippus versteht? Wozu die Prüfung?
Ich denke, die Lektion ist ganz einfach und eine, die wir immer wieder lernen und glauben dürfen. Die Lektion, die Philippus und die Jünger lernen müssen, lautet: Wenn Gott einen Auftrag gibt, dann gibt er auch die Mittel, um diesen Auftrag erfüllen zu können.
Es mag sein, dass uns unsere Berufung manchmal merkwürdig vorkommt. Vielleicht wissen wir gar nicht genau, wie wir all das schaffen sollen, was uns Gott an Aufgaben vor die Füße legt. Doch wir dürfen sicher sein: Wenn Gott uns einen Auftrag gibt, dann gibt er uns auch die Mittel dazu.
Wenn Gott uns den Auftrag gibt, Menschen satt zu machen – vielleicht nicht materiell, sondern geistlich –, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass er weiß, wer wir sind, welche Möglichkeiten wir haben und wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass er unsere Defizite durch seine Kraft ausgleicht.
Oder anders gesagt: Er stellt sich selbst zu dem, was wir tun, und offenbart seine Wunderkraft in der Schwachheit unseres Lebens ganz praktisch.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie du an Philippos Stelle reagiert hättest.
Das war’s für heute. Im Podcast findest du bestimmt Fehler – sei es bei Bibelzitaten, in der Aufnahme oder im Skript. Schreib sie mir gerne, ich freue mich darüber.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
