Einführung: Die Bedeutung des Textverständnisses vor der Anwendung
Wir haben am heutigen Tag gar nicht mehr so viele Verse übrig. Gestern sind wir bis Kapitel zwölf, Vers fünfundzwanzig gekommen.
Ich habe gestern auch ein bisschen weiter ausgeholt, weil mir wichtig war, den Zusammenhang zu wahren, wenn wir ein biblisches Buch studieren. Es ist nämlich oft so, dass wir dazu neigen, möglichst schnell zur Anwendung zu kommen. Aber so gut und wichtig die Anwendung auch ist, zuerst muss ich den Text verstehen. Das ist einfach eine Voraussetzung.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich einmal in einer großen Gemeinde war. Dort saßen wir zusammen beim Mittagessen. Die Jugendlichen, also die Jüngeren, waren dabei – Kinder, Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene. Während des Gesprächs ging es um die Jugendstunde.
Eine Schwester sagte damals: Unsere Brüder sind schon bei der Anwendung, bevor sie den Text verstanden haben. Sie hatte Recht, das ist oft der Fall. Zuerst muss man schauen, was der Text im Zusammenhang sagt und was er damals für die Menschen bedeutete. Erst danach kann ich die Anwendung für mich heute ziehen.
Daran wollen wir denken.
Rückblick auf den Kontext: Von Sinai zum himmlischen Zion
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir hatten gestern die letzten Aufforderungen, die ihr auf der Folie sehen könnt: „Richtet auf die Hände und die Knie, macht gerade Bahn für eure Füße, dann jagt mit allen nach Frieden und nach der Heiligung“ (Hebräer 12,1). Dann heißt es weiter: „Haltet darauf, dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme“ (Hebräer 12,15-17).
Anschließend folgte dieser berühmte und wichtige Einschub über die zwei Berge. Es wird gesagt, ihr seid nicht zu dem einen Berg gekommen, sondern zu dem anderen Berg. Der eine Berg ist klar der Berg Sinai. Der Berg Sinai wird hier im übertragenen Sinne als das Jerusalem nach dem Fleisch verstanden.
Ihr seid also nicht zu der Theokratie des fleischlichen Israel gekommen, wie damals die Israeliten. Als Gott sie aus Ägypten herausgeführt hatte, begann Gott eine Theokratie, eine Gottesherrschaft, ein Königreich. Dieses Königreich Israel wurde am Sinai errichtet. Nachdem Gott das Volk erlöst hatte, gab er ihnen seine Gesetze.
Wir haben gelesen, dass sie nicht in den Gesetzen blieben und auch nicht im Bund, den Gott mit ihnen geschlossen hatte. Daraufhin sagte Gott, er werde einen neuen Bund aufrichten. Der alte Bund und die alte Theokratie bestanden darin, dass Gott auf Erden wohnte – im Tempel beziehungsweise in der Stiftshütte – und dort sein Königreich aufrichtete.
Die Könige – ich habe gestern noch vergessen zu erwähnen, dass Mose kein König war und auch die Richter keine Könige waren – wurden später eingesetzt. Diese Könige sollten als Stellvertreter Gottes fungieren. Sie sollten in völliger Abhängigkeit von Gott stehen. Wenn das geschah, ging es dem Volk Israel und der Theokratie gut. Wenn sich die Könige selbständig machten, ging es schlecht.
Wenn der König sich von Gott abwandte, ging es auch mit dem Tempel bergab. War das Königtum auf der Blütezeit, war auch der Tempel auf der Blütezeit beziehungsweise die Stiftshütte. Der Höhepunkt wurde mit David erreicht. David ließ dann den großen Tempel unter Salomo bauen.
Salomo regierte das Friedensreich, das David durch seine Siege errungen hatte. Solange Salomo abhängig von Gott blieb, war alles gut. Der Tempel war prachtvoll, aus Gold und Silber, und herrlich. Sobald man jedoch begann, Kompromisse einzugehen, wurden auch der Tempel und die Tempelschätze an die Feinde abgegeben.
Wenn man das Buch der Könige und das Buch der Chronik liest, merkt man immer: Wenn die Könige in Götzendienst verfielen, kamen Feinde, und sie mussten Tempelschätze hergeben. Besonders im Zweiten Buch der Chronik wird das betont. Je weiter sie sich von Gott entfernten, desto schlechter ging es dem Tempel.
König und Tempel hängen also eng zusammen – Königtum und Tempel sind verbunden. Schlussendlich kam es so weit, dass sie so tief in den Götzendienst fielen, dass der König aus dem Land geführt wurde und der Tempel zerstört wurde. Alles lag am Boden. Es sah so aus, als sei die Theokratie Israels am Ende, damals im Jahr 587, als Nebukadnezar den Tempel zerstörte und den König gefangen nach Babylon führte.
Sie taten Buße, Gott führte sie zurück und versprach ihnen, eine neue Theokratie zu errichten – eine ewige. Er würde einen ewigen König bringen, und der Tempel würde ewig stehen.
Darum geht es, als der Messias kam. Die Rückführung begann, der Anfang war 538 unter Serubbabel. Dann wurde der zweite Tempel gebaut. Doch die Herrlichkeit Gottes zog nicht in den Tempel ein, wie damals bei Salomo. Als der Tempel Salomos fertig war, zog die Herrlichkeit Gottes in ihn ein. Das geschah nie beim Tempel Serubbabels.
So blieb es 400 bis 500 Jahre. Dann kam der Messias zu seinem Tempel, doch er wurde verworfen. Die Herrlichkeit zog auch jetzt nicht in den Tempel ein. Mit der Verwerfung des Messias kündigte dieser selbst die Verwerfung des Tempels an: „Wenn ihr den König, den Messias, verwerft, so wird auch euer Tempel zu Ende gehen.“ Das war die Tempelzerstörung, die er vorausgesagt hatte (Matthäus 24).
Wir leben hier ganz knapp vor der Tempelzerstörung. Der Hebräerbrief wurde kurz vor der Tempelzerstörung geschrieben – an Israel, an das treue Israel, an diejenigen, die den Messias angenommen hatten, an die hebräischen Christen, die Judenchristen. Dieser Brief richtet sich an sie.
Am Ende des Briefes wird ihnen gesagt: Ihr seid nicht gekommen zu dem Berg Sinai, nicht zu einem berührbaren Berg mit Feuer, Wolke, Finsternis, Posaunenschall und der Stimme der Worte. Sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion (Hebräer 12,18-22) und zur Stadt des lebendigen Gottes, einem himmlischen Jerusalem.
Ihr seid jetzt herangekommen an die neue Haushaltung, die Gott aufrichtet, nämlich das neue Jerusalem, das ein himmlisches Jerusalem ist und auf einem himmlischen Berg steht. Die Berge werden hier im übertragenen Sinne gebraucht.
Der Berg Sinai steht für das Alte, für den alten Bund und die alte Haushaltung – Israel nach dem Fleisch mit seinem irdischen Tempeldienst und Opfergottesdienst. Der Berg Zion steht für den himmlischen neuen Dienst und die neue Beziehung zwischen Gott und seinem Volk – die himmlische Theokratie.
Dort sind wir stecken geblieben. Ich habe gestern noch eine Aufgabe aufgegeben, aber lesen wir zuerst die Verse 25, die wir hier auf der Folie haben.
Warnung vor dem Abweisen des himmlischen Redens Gottes
Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der redet. Denn jene, die den abwiesen, der auf der Erde Weisung gab, entkamen nicht. Wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel her tut. Dessen Stimme damals die Erde oder das Land erschütterte. Nun aber hat er verheißen und gesagt: Noch einmal erschüttere ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel.
Das ist ein Zitat aus Haggai Kapitel 2, eine Anspielung auf dieses prophetische Wort. Worum geht es hier? Er sagt: Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der redet. Gott hat ein neues Mal geredet, also erneut. Früher hat er am Sinai gesprochen und dann durch die Propheten im Alten Testament. Jetzt aber hat Gott neu geredet – und zwar in dem Sohn. Dieses neue Reden Gottes sollte man nicht abweisen.
Das neue Reden Gottes war das Reden Gottes im Sohn, das vom Himmel aus durch den Heiligen Geist geschah. Der Heilige Geist wurde vom Himmel ausgesandt. Der Sohn hat sich im Himmel niedergesetzt auf den Thron. Dieser Sohn hatte seine Boten ausgesandt, die Apostel. Sie verkündigten in der Kraft des Heiligen Geistes die Botschaft vom Himmel, die himmlische Botschaft, das Evangelium, das vom Himmel herkommt. Das Neue, das der Heilige Geist gibt, ist diese Botschaft. Das Neue Reden war also das Reden Gottes im Sohn vom Himmel her seit Pfingsten durch den Geist über die Apostel. Das sollten sie nicht abweisen.
Deshalb: Wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her spricht. Gott hat vom Erdboden her gesprochen, am Sinai. Nun spricht Gott vom Himmel her – durch Christus, über den Heiligen Geist. Dessen Stimme damals die Erde erschütterte. Nicht der Globus wurde damals erschüttert, als er am Sinai redete, sondern nur der Berg Sinai und das Land rundherum. Dort hat es gebebt.
Nun aber hat er verheißen und gesagt: Noch einmal erschüttere ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel. Also nicht nur dieses Stückchen Land, sondern auch den Himmel. Wenn man das jetzt in Vers 27 betrachtet, zeigt es noch einmal die Beseitigung des Erschütterten an als eines Gemachten, damit das Nichterschütterte bleibe.
Bitte beachtet diese Ausdrücke: das Erschütterte und das Nichterschütterte. Ich habe gestern schon gefragt: Was ist vom Kontext her das Erschütterte? Das war die Hausaufgabe. Was ist das Erschütterte? Es zeigt die Beseitigung des Erschütterten an. Hier braucht man eine genaue Übersetzung.
Ich habe bemerkt, dass ich mit vielen deutschen Übersetzungen nicht zufrieden bin, weil sie oft etwas frei übersetzen und nicht am Text bleiben. Was ich hier habe, ist eine genaue wörtliche Übersetzung des griechischen Textes, und das ist wichtig.
Was ist das Erschütterte vom Zusammenhang her? Der Berg wurde als erstes erschüttert. In Vers 26 heißt es: Dessen Stimme damals „die Erde erschütterte“. Die Erde war in dem Fall der Berg Sinai und seine Umgebung.
Wofür steht der Berg Sinai? Er sagt: Ihr seid nicht gekommen zum Berg Sinai, sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion. Wofür steht der Berg Sinai? Er steht für den Alten Bund und die damit verbundenen Dinge: den Tempel, den Opferdienst, also die Stiftshütte, den Opferdienst, die Priester und später dann den Tempel, die irdische Theokratie. Der Sinai steht für die irdische Theokratie Gottes, die er in Israel im Alten Bund aufgerichtet hat – mit allem Drum und Dran.
Jetzt lesen wir noch einmal Vers 27: „Das noch einmal zeigt die Beseitigung des Erschütterten an, als eines Gemachten, damit das Nichterschütterte bleibe.“ Wenn das Erschütterte der Sinai und die Welt ist, die mit dem Sinai in Zusammenhang steht, dann gibt es danach etwas, das nicht erschüttert wird – das Nichterschütterte, das bleiben soll.
In Vers 28 heißt es dann: „Darum empfangen wir ein unerschütterliches Königreich.“ Das bedeutet, das Nichterschütterte ist ein unerschütterliches Königreich. Das wird im Text sehr deutlich. Es geht um Theokratie, um Gottesherrschaft.
Gottesherrschaft, das Gotteskönigreich, war auf der Erde ein irdisches Königreich. Dieses irdische Königreich hieß Israel. Es war ein gottgegebenes irdisches Königreich. Dieses wurde erschüttert – der irdische Teil davon, die irdische Theokratie sollte erschüttert werden. Er sagt noch einmal: „Erschüttere ich.“ Dieses irdische Königreich, die irdische Theokratie, sollte als ein Gemachtes erschüttert werden.
Was das Gemachte bedeutet, versuchen wir später noch herauszufinden. Aber jetzt heißt es: Damit wir ein unerschütterliches Königreich empfangen. Das heißt, es stehen sich zwei Königreiche gegenüber: das erschütterliche Königreich, das Erschütterte, das, was damals am Sinai erschüttert wurde, und das unerschütterliche Königreich, das nicht erschüttert wird und in Ewigkeit bleibt.
Gott hat versprochen, wenn das Volk aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgeführt wird, wird er ein unerschütterliches, ewiges Königreich aufrichten. Das hat er ihnen versprochen. Israel wartete auf diese Zeit.
Sie wussten, als Serubbabel zurückgekehrt war und der Tempel errichtet wurde, dass es noch nicht das war, was Hesekiel verheißungsvoll angekündigt hatte. Der Tempel stand zwar, aber es zog keine Herrlichkeit ein. Der zweite David war versprochen worden, aber er kam nicht. Man wartete auf den zweiten David.
Das ist in Hesekiel 37, in den letzten Versen, die ich diese Woche schon zitiert habe. Gott sagte: „Ich werde sie zurückführen in das Land, das ich ihren Vätern geschworen habe. Ich werde ihnen einen Fürsten geben, den Fürsten David. Er wird über Israel in Ewigkeit regieren. Ich werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen auf ewig. Ich werde einen neuen Bund des Friedens aufrichten auf ewig.“ Diese Dinge hat er verheißen, ganz am Ende von Hesekiel 37.
Israel wartete und wartete 400, 500 Jahre lang auf die Erlösung Israels. Es wurde immer schlimmer. Antiochus entweihte den Tempel, zerstörte die Stadt teilweise im Jahr 168 v. Chr. Die Makkabäer erkämpften die Freiheit. Kaum war die Freiheit erlangt, kamen die Römer und besetzten das Land.
Sie warteten auf die Errichtung des Königreiches, das Gott Israel versprochen hatte. Dann kam der zweite David – aber in ganz anderer Gestalt als erwartet. Er wurde geboren in Bethlehem, wuchs in Nazaret auf, einer kleinen Stadt. Er kam nach Jerusalem, wurde zwar als König empfangen, aber dann von den Obersten des Volkes verworfen, durchbohrt und der Kreuzigung übergeben.
Er starb, aber er ist am dritten Tag auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Er hat sich zur Rechten der Majestät im Himmel gesetzt. Der zweite David hat sich auf den Königsthron gesetzt. Das hatten wir immer wieder gelesen, auch im Hebräerbrief.
Der zweite David hat ein Königreich begonnen und eingesetzt. Aber was ist mit dem anderen, mit dem irdischen Königreich, mit der irdischen Theokratie? Die Frage war: Wenn der König jetzt auf dem Thron sitzt und man an diesen König glauben soll, wer die Verheißungserfüllung empfängt, was ist dann mit dem irdischen Königreich, mit der irdischen Theokratie?
Es wurde gesagt, dass diese erschüttert werden wird.
Die Erschütterung der irdischen Theokratie und das himmlische Königreich
Thomas, den Himmel, aber auch den Himmel in Vers 26 – das gehört ebenfalls zum Irdischen. Inwiefern? Kommen wir gleich dazu.
Nächste Folie: Dessen Stimme damals das Land erschütterte – das war dieser Vers, den ich hier reinkopiert habe. Das war am Sinai, der ganze Berg rauchte, weil Yahweh im Feuer auf ihn herabstieg. Sein Rauch stieg auf wie der Rauch aus einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte sehr. Das ist die Erschütterung des Sinai.
Das war also eine kleine Erschütterung einer kleinen Welt, nämlich der Sinai. Aber das nimmt er im übertragenen Sinne und sagt: Dieses Erschütterte wird beseitigt, das Erschütterte – diese Welt, diese kleine Welt hier – wird beseitigt, sagt er in Vers 27.
Nun aber, sagt er, erschüttere ich nicht nur die Erde oder das Land, den Sinai, sondern auch den Himmel. Früher dachte ich immer: Ja, das bedeutet doch, wenn er den Himmel erschüttert, dann wird er die Planeten erschüttern, die Sterne erschüttern und alles, was es überhaupt gibt – den ganzen Erdball wird er erschüttern. Aber als ich später den Zusammenhang mehr beachtete, merkte ich, dass das überhaupt nicht passt.
Was ist dann gemeint mit Himmel? Erde und Himmel – wir dürfen hier nicht wissenschaftlich denken. Wenn er sagt, ich erschüttere auch den Himmel, dann bedeutet das nichts anderes, als dass ich jetzt eine ganze Welt erschüttere. Eine große Welt wird erschüttert, und zwar sehr bald, es steht unmittelbar bevor.
Himmel und Erde – dieser Ausdruck kommt ja oft in der Bibel vor. Himmel und Erde bedeutet eine Welt. Das kann auf die physische Welt bezogen werden, was meistens der Fall ist: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, also die ganze Welt. Aber es kann auch im übertragenen Sinne verwendet werden, zum Beispiel eine israelitische Himmel-und-Erde-Welt.
Wenn man in Israel steht und geradeaus schaut, sieht man, dass die untere Hälfte Erde ist und die obere Hälfte Himmel – meistens blau. Das ist die Welt. Wenn man sich im Kreis dreht, sieht man unten Erde und oben Himmel. So wurde dieser Ausdruck einfach für eine Welt verwendet.
Himmel und Erde steht also für eine Welt. Und wenn er sagt, ich erschüttere nicht nur das Land oder die Erde, sondern auch den Himmel, dann sagt er: Ich lasse also eine ganze Welt zusammen erschüttern. Am Sinai bebte nur der Berg, aber es soll noch einmal eine Erschütterung geben, bei der eine ganze Welt erbebt.
Und jetzt stellt sich die Frage: Welche Welt ist das? Welche Welt soll in Kürze erschüttert werden?
Gehen wir noch einmal zurück: Welche Welt wird in Kürze erschüttert werden? Kapitel 6 habe ich gestern schon erwähnt, ich wiederhole es jetzt noch einmal, da einige heute neu dabei sind.
Ein Land, das den Regen, der sich oftmals darüber ergießt, trinkt und nützliches Pflanzenwachstum hervorbringt, bekommt Segen von Gott. Aber das, das Dornen und Disteln trägt, ist verwerflich und dem Fluch nahe. Das Ende eines solchen Landes ist das Verbrennen.
Das ist ein Beispiel, das er über Menschen bringt, die zum Judentum zurückgehen. Sie werden verglichen mit einem Land, das keine Frucht bringt und dem Fluch nahe ist. Es ist nicht umsonst, dass er gerade diesen Ausdruck verwendet: nahe. Man hätte auch schreiben können, so ein Land wird verbrannt. Aber er sagt nicht direkt das Verbrennen, sondern dass das Land dem Fluch nahe ist, und das Ende ist das Verbrennen.
Etwas steht bevor, und zwar ganz nahe bevor – ein Verbrennen.
Kapitel 8, Vers 13: In der Aussage „Einen neuen Bund hat er den Ersten zu einem Alten gemacht. Was aber alt und altersschwach wird, ist dem Verschwinden nahe“ – das ist das zweite Mal, dass dieses Wort verwendet wird. Etwas ist nahe.
Was ist hier dem Verschwinden nahe? Die Dinge des alten Bundes sind dem Verschwinden nahe. Der neue Bund wurde durch Christus eingeführt, aber der alte Bund bestand noch weiter. Die Dinge des alten Bundes waren noch vorhanden – der Tempel, der Priesterdienst, die Opfer. Das war dem Verschwinden nahe.
Kapitel 10, Vers 25: Dort treffen wir das Wort zum dritten Mal. Da sagt er: „Umso mehr sollen wir einander auffordern und anreizen zur Liebe und zu guten Werken, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.“ Da kommt ein Tag, ein Gerichtstag, der sehr nahe ist.
Umso mehr solltet ihr euch jetzt einander ermuntern und auffordern, beim Herrn zu bleiben und nicht zurückzugehen zum Judentum.
Kapitel 10, Vers 30, gerade die Verse danach: „Die Vergeltung ist meine Sache, ich werde vergelten“, sagt der Herr. Wieder wird gesagt, der Herr wird sein Volk richten. Sein Volk ist hier Israel, das aus 5. Mose 32 zitiert wird.
Das Volk ist Israel, und der Herr wird Israel richten – sein Volk. Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Vers 37: „Denn noch ein Weniges, wie sehr, wie sehr Weniges, der, der kommen wird, wird kommen, und er wird nicht verziehen.“ Das Gericht steht unmittelbar bevor.
Vers 39: „Aber wir sind nicht des Zurückweichens zum Verderben.“ Wir nicht, wenn wir glauben. Wir weichen nicht zurück zum Judentum, um mit dem Judentum zusammen zugrunde zu gehen. Nein!
Kapitel 12, Vers 25, unser Text noch einmal: „Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet! Denn wenn jene nicht entrinnen konnten, die den auf Erden Weisung Gebenden abwiesen, wie viel weniger werden wir entrinnen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her redet!“
Das Entrinnen, merkt ihr, bedeutet, man muss schnell handeln, denn es kommt schnell. Und wie kann man dem Gericht noch entkommen? Wir werden nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her redet.
Das Gericht steht unmittelbar bevor, denn unser Gott, Vers 29: „Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“
Das kommende Gericht und die bleibende Stadt
Wieso spricht er denn jetzt vom Feuer? Wie kommt er auf die Idee, gerade jetzt vom Feuer zu sprechen? Das Feuer stand unmittelbar bevor, zu jener Zeit, unmittelbar bevorstehend.
In Hebräer 13,14 heißt es: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Im Griechischen bedeutet dies, dass die Stadt im Begriff ist zu kommen, also in naher Zukunft. Wir suchen also die Stadt, die bald kommen wird.
Ein paar weitere Verse aus dem Alten Testament: Im Buch Maleachi, dem letzten Buch des Alten Testaments, lesen wir in Kapitel 3, dem letzten Kapitel (bei manchen Ausgaben hat Maleachi drei Kapitel, bei anderen vier; bei mir sind es drei Kapitel), Folgendes:
„Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen Yahweh, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht Yahweh der Heerscharen. Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen? Und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er wird sein wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher.“
Hier wird ein Tag des Herrn angekündigt, an dem es Feuer geben wird. Der Tag wird sein wie das Feuer des Schmelzers.
In den letzten Versen des letzten Buchs im Alten Testament, in Maleachi 3,23 (je nach Zählung Maleachi 4,5), heißt es:
„Siehe, ich sende euch Elija, den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, von dem ich gesprochen habe, der Tag mit dem Feuer.“
Elija wird also vor dem Tag des Herrn auftreten, bevor dieses Gericht über die Theokratie Israel kommt.
Was wird Elija tun? Er wird „das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ Das Land ist Israel, und der Bann ist der Fluch, der Bannfluch, der bei Gericht über das Land kommt.
Das bedeutet: Johannes der Täufer war der zweite Elija. Jesus sagte, Johannes der Täufer sei in der Kraft Elijas aufgetreten. In Lukas 1,17 steht, dass Johannes „die Herzen der Väter zu den Kindern“ wenden würde.
Als Johannes der Täufer kam, was sagte er? In Lukas 3,7 heißt es: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch eingetrichtert, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt also Früchte, die der Buße würdig sind!“
Er fügt hinzu: „Auch ist schon die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.“ Wie lange steht ein Baum noch, wenn die Axt an der Wurzel liegt? Nicht tausend Jahre. Wenn die Axt an der Wurzel liegt, ist es nur noch eine Frage von kurzer Zeit, bis der Baum fällt.
Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Merkt ihr, wieder Feuer! Johannes spricht vom Geist und vom Feuer.
Jesus sagt, dass der Messias kommen wird oder dass die Zeit kommen wird, in der die einen in die Scheune gesammelt und die anderen mit Feuer verbrannt werden. Die Spreu wird verbrannt, die guten Körner werden gesammelt. Das wird in den nächsten Versen erklärt, sowohl bei Matthäus 3 als auch bei Lukas 3.
Sowohl Jesus als auch Johannes der Täufer sprachen von einem nahenden Gericht über Israel.
Johannes dachte, das Gericht würde zu seinen Lebzeiten kommen, und verkündete es sehr eindringlich. Er war dann perplex, als Jesus kam und er wusste, dass Jesus der Messias war. Gott hatte es ihm gezeigt.
Doch der Messias ließ mit dem Gericht warten. Das Gericht kam nicht sofort, sondern wurde immer wieder hinausgeschoben. Johannes war bereits im Gefängnis, dem Tode nahe, als er Jesus fragen ließ: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Jesus versicherte ihm: „Ich bin der Kommende“, wie es geschrieben steht, und verwies ihn auf Bibelstellen im Alten Testament.
Trotzdem musste man noch warten. Es war, als ob das Gericht immer weiter hinausgeschoben wurde.
Gleichnis vom Feigenbaum: Letzte Chance zur Umkehr
In Lukas Kapitel 13 lesen wir von einem Gärtner. Vielleicht schlagen wir die Stelle auf, wenn ich sie finde. Da ist die Rede von einem Gärtner, der einen Weinberg hatte, und in diesem Weinberg stand ein Feigenbaum. In Lukas 13, Vers 6, wird dieses Gleichnis erzählt.
Fangen wir aber vorne an, in Lukas 13. Dort lesen wir, dass Jesus in Galiläa war. Pilatus hatte dort ein Blutbad angerichtet. In Vers 2 antwortete der Herr Jesus und sagte: Meint ihr, dass diese Galiläer, weil sie solches erlitten haben, vor allen Galiläern zu Sündern waren? Nein, ich sage euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.
In Vers 4 spricht Jesus weiter: Oder jene Achtzehn, auf die der Turm in Siloam fiel und sie tötete – meint ihr, dass diese vor allen Menschen, die in Jerusalem wohnen, schuldiger geworden waren? Nein, ich sage euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle gleichermaßen umkommen.
Dann erzählt er dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum in seinem Weinberg gepflanzt. Er kam und suchte an ihm Frucht, fand aber keine. Er richtete sich an den Weingärtner und sagte: Siehe, drei Jahre komme ich und suche an diesem Feigenbaum Frucht, und ich finde keine. Hau ihn ab, nimm ihn heraus, wozu entkräftet er auch den Boden?
Der Weingärtner antwortete: Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis dass ich um ihn herum gegraben und ihn gedüngt habe. Wenn er tatsächlich Frucht bringt, gut, wenn aber nicht, dann haue ihn um in Zukunft und nimm ihn heraus.
Wovon spricht der Herr mit diesem Gleichnis? Er sagt: Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen. Das sagte er zu den Leuten in Jerusalem, Vers 4, die in Jerusalem wohnen. Wenn ihr nicht Buße tut – es geht um Israel –, werdet ihr genauso umkommen.
Der Herr spricht also auch von einem nahenden Gericht. Das Gleichnis vom Feigenbaum zeigt, dass der Besitzer eigentlich schon längst sagen würde, man solle den Baum umhauen. Doch er sagt: Warte noch, gib ihm noch eine Chance, wir probieren es noch einmal.
Genau das tat der Herr. Jesus gibt Israel noch einmal eine Chance. Er stirbt am Kreuz für Israel und sendet seine Boten aus in ganz Israel, um allen diese Möglichkeit zu geben, sich zu bekehren.
Wenn ja, wunderbar, wenn nicht, dann wird das Gericht kommen. Er sagt zu den Jüngern: Macht schnell, macht schnell! Denn ihr werdet nicht fertig werden mit der Verkündigung des Evangeliums, bis das Gericht kommt, bis der Menschensohn kommt zum Gericht.
Er sagt: Ihr müsst schnell handeln. Wenn man euch in einem Dorf nicht aufnimmt, geht gleich ins nächste. Vergeudet keine Zeit, ihr habt keine Zeit zu verlieren.
Das heißt, der Herr wusste selbst, dass das Gericht sehr, sehr nahe ist. Doch es wird immer wieder hinausgezögert. Gott ist sehr gnädig. Er verzieht nicht, sondern hat Geduld. Er möchte unbedingt, dass die Menschen noch zur Umkehr kommen.
Die Beseitigung des Erschütterten und die Bedeutung des Gemachten
Jetzt kehren wir zum Text zurück. Es steht ein Gericht unmittelbar bevor, das noch einmal die Beseitigung – manche übersetzen auch mit Verwandlung – anzeigt. Man kann es so oder so verstehen: Es zeigt die Beseitigung des Erschütterten als eines Gemachten, damit das Nichterschütterte bleibe.
Was ist das Nichterschütterte? Das neue Königreich, der neue Tempel, das neue Jerusalem. Was ist dann das andere, das Erschütterte? Das wollen wir uns jetzt anschauen.
Es heißt: die Beseitigung des Erschütterten als eines Gemachten. Was ist denn das Gemachte? Hier hat, glaube ich, Schlachter schlecht übersetzt. Dort steht „geschaffen“, oder? Das darf nicht „geschaffen“ heißen. Ich weiß nicht, was sich die Übersetzer manchmal denken. Sie phantasieren beim Übersetzen. Wir müssen das übersetzen, was der Text sagt.
Und der Text sagt: „Jemand, ist doch egal, ob gemacht oder geschaffen.“ Nein, es ist nicht egal. Warum? Weil das Wort „gemacht“ im Hebräerbrief immer wieder vorkommt. Das hilft uns zu verstehen, was das Gemachte ist.
Lesen wir Hebräer 8, Vers 2: „Der sich setzte zu Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, einem Diener des Allerheiligsten und des wahren Zeltes, das der Herr errichtete, nicht ein Mensch.“
In der bildhaften Darstellung spricht er weiter von den Priestern, die in der bildhaften Darstellung und im Schatten der himmlischen Dinge den ihnen aufgetragenen Dienst tun. Entsprechend der Weisung, die Mose erhielt: „Siehe zu, dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt wurde.“
Was sollte Mose machen? Machen! Das Zelt.
Weiter in Kapitel 9, Vers 11: „Christus ging ein vermittels des größeren und vollkommenen Zeltes, eines, das nicht mit Händen gemacht ist, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist.“
Merkt ihr? Nicht gemacht, nicht mit Händen gemacht. Das andere war mit Händen gemacht.
In Vers 24 heißt es: „Denn nicht in ein von Händen gemachtes Heiligtum ging der Christus ein, ein entsprechendes Abbild des Wahren, sondern in den Himmel selbst.“
Also: Das himmlische Heiligtum ist nicht gemacht, das Irdische ist mit Händen gemacht.
Bezalel und Aholiab – wenn man die Stellen nachschlägt, zum Beispiel 2. Mose 31, die ersten Verse, 2. Mose 35 und 36, die letzten und ersten Verse, sowie 2. Mose 37, erster Vers – da ist immer wieder die Rede von Bezalel und Aholiab.
Wer waren das? Menschen, die von Gott begabt waren, mit kunstfertigen Händen. Und was haben ihre Hände gemacht? Wisst ihr, was die Hände von beiden gemacht haben? Die ganzen Kunstwerke für das Haus.
Ja, die Stiftshütte, die Gegenstände der Stiftshütte, wurden von ihnen gemacht – mit Händen gemacht. Die Stiftshütte war mit Händen gemacht, nicht maschinell hergestellt, und zwar mit kunsthandwerklicher Arbeit. Die Männer waren mit dem Heiligen Geist begabt und haben das Zelt auf sehr wunderbare Weise hergestellt.
Ich lese die Bibelstellen jetzt nicht alle vor, aber es steht immer das Wort „gemacht“ dabei.
Die gemachten Dinge sollten erschüttert und beseitigt werden, um Platz zu machen für die Errichtung des himmlischen Zeltes.
Was sind also die erschütterten Dinge? Was ist die Welt, die erschüttert wird? Nicht Australien, nicht der Pluto und nicht der Merkur.
Nein, das, was erschüttert wird, ist das, was gemacht wurde: die Stiftshütte beziehungsweise ihr Nachfolger, der Tempel, und alle Dinge, die damit in Verbindung stehen, inklusive der ganzen Stadt.
Das sollte unmittelbar in nächster Zeit, in den nächsten Jahren, mächtig erschüttert werden. Beseitigt, erschüttert und beseitigt, um Platz zu machen für die Errichtung eines anderen Tempels, eines himmlischen Tempels.
Jene waren für eine begrenzte Zeit gemacht, nicht für ewig, bis zur Zeit der richtigen Ordnung.
Hebräer 9, Vers 10 haben wir schon gelesen: „Auferlegt waren die Dinge des fleischlichen Gottesdienstes bis auf die Zeit der richtigen Ordnung.“
Das ist die himmlische Ordnung nach der Ordnung Melchisedeks, der Priester nach der Ordnung Melchisedeks – in einem neuen Tempel, in einem himmlischen Tempel.
Den anderen Vers haben wir schon gelesen: „Das, was altersschwach wird, ist dem Verschwinden nahe“ (Hebräer 8, Vers 13).
Merkt man, wenn man den Zusammenhang des ganzen Briefes sieht, bekommt so ein Vers eine ganz andere Bedeutung, als man im ersten Moment meint.
Alte Ausleger wie John Owen, Moses Stuart und andere, etwa Alford, haben das schon vor vielen Jahrhunderten erkannt. Ich habe ihre Kommentare nachgelesen, da steht es bereits.
Weiter: „Das noch einmal zeigt die Beseitigung oder Verwandlung des Erschütterten, das ist die sichtbare Welt, an.“ Also die sichtbare Welt wird beseitigt, sie wird erschüttert und beseitigt als eines Gemachten, gemachte Tempeldinge, damit das Nichterschütterte, nämlich der neue Tempel, die neue Welt des neuen Hohen Priesters, bleibe.
Darum dürfen wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen.
„Lasst uns Gnade haben“ oder „Lasst uns die Gnade festhalten“ wird auch übersetzt, oder „Lasst uns Dank haben“ – ein schwieriger Ausdruck, den man schwer übersetzen kann. Wir kommen gleich noch darauf zurück.
Alttestamentliche Parallelen zur Erschütterung von Himmel und Erde
Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, weil sich vielleicht mancher fragt, warum gerade die Ausdrücke „schütten“, „Himmel“ und „Erde“ verwendet werden. Wenn wir im Alten Testament lesen, werde ich jetzt ein paar alttestamentliche Stellen nennen, werdet ihr das besser verstehen.
Wenn das Alte Testament von dieser Zeit spricht, in der die alte Theokratie beseitigt wird, verwendet es dieselben Ausdrücke. So lesen wir in Joel 4, Vers 15 – und es geht um dieselbe Sache: das Ende der alten Theokratie und das Kommen der neuen Theokratie.
Joel 4,15: „Und Jachwe brüllt aus Zion und lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben!“
Merkt ihr? Himmel und Erde erbeben! Es geht um die alte Theokratie Israels. Doch Jachwe ist eine Zuflucht für sein Volk, das sind die Treuen des Volkes. Er ist eine Schutzwehr für die Söhne Israels, die treu geblieben sind und den Messias annehmen.
Und ihr werdet erkennen, dass ich, Jachwe, euer Gott bin, wohnend auf dem Zion, dem Berge meines Heiligtums, und Jerusalem wird ein Heiligtum sein.
Ist das nicht das, was wir in der Bibel in Offenbarung 21 lesen? Jerusalem wird zum ganzen Heiligtum, gleich lang, gleich breit, gleich hoch. Jerusalem wird ein Heiligtum sein, und fremde Heere werden es nicht mehr durchziehen. Nie mehr werden Feinde durch dieses Jerusalem ziehen.
Es wird geschehen an jenem Tage: Die Berge von Most werden triefen – das ist natürlich poetische Sprache. Es wird so viele Äpfel geben, dass der Apfelsaft nur so herunterfließt. Die Hügel werden von Milch fließen, und alle Bäche Judas werden von Wasser fließen. Das ist in Israel sehr wichtig, denn viel Wasser bedeutet Leben.
Eine Quelle wird aus dem Hause Jachwes hervorgehen. Ist das nicht das, was wir in Offenbarung 21 lesen? Dort geht ein Wasserstrom aus dem Thron Gottes und des Lammes hervor und fließt ins neue Jerusalem hinein. Es ist der Strom des Lebens.
Jachwe wird in Zion wohnen. So ändert Joel Kapitel 4: Jachwe wird auf dem Zionsberg für immer und ewig wohnen.
Ja, wo ist denn dieser Zion? Es ist derselbe Zion, in gleicher Sprache wie im Hebräerbrief Kapitel 12.
Weiter zu Haggai 2: Das ist die Stelle, die ich noch lesen möchte.
„Da werde ich den Himmel erschüttern und das Land und das Meer und das Trockene.“ Das heißt, die ganze Welt werde ich erschüttern. „Ich werde alle Heiden erschüttern und dieses Haus mit Herrlichkeit füllen.“
Gott kommt, er erschüttert die Welt und füllt das Haus – dieses Haus, den Tempel – mit Herrlichkeit.
Und wie geht es weiter? Ich lese gleich weiter. Zwei Stellen möchte ich jetzt parallel lesen: Haggai 2 und Jesaja 60.
Jesaja 60 spricht vom herrlichen Jerusalem. „Dann wirst du es sehen und strahlen, und dein Herz wird beben und weit werden, denn die Fülle des Meeres wird sich zu dir wenden.“
Bitte Jesaja 60: Ich kann nicht den ganzen Text lesen, aber es geht um das neue Jerusalem.
Jesaja 60, Vers 1 spricht vom zukünftigen herrlichen Jerusalem und wendet sich mit „Du“ an Jerusalem. Dann wirst du – Jerusalem – es sehen und strahlen, und dein Herz wird beben und weit werden, denn die Fülle des Meeres wird sich zu dir wenden.
Der Reichtum der Heiden wird zu dir kommen, und deine Tore werden beständig offenstehen. Tag und Nacht werden sie nicht geschlossen sein, um zu dir zu bringen den Reichtum der Heiden und ihre weggeführten Könige.
Also das neue Jerusalem ist offen. Und fremde Heere dürfen jetzt hereinkommen in das neue Jerusalem.
Erstaunlicherweise: Was haben denn die Heiden in einer israelitischen Stadt zu suchen? Das öffnet sich. Das neue Jerusalem wird so groß, dass auch die Heiden Platz haben.
Haggai 2: „Da werde ich den Himmel erschüttern und das Land und das Meer und das Trockene, und ich werde alle Heiden erschüttern. Die Kostbarkeiten aller Heiden werden kommen.“
Das heißt, das Köstlichste der Heiden wird nach Jerusalem geliefert. Sie bringen alle ihre Schätze nach Jerusalem.
„Ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen“, sagt Jachwe der Heere.
Merkt ihr das? Und wo steht das noch? In Offenbarung steht das noch einmal genau so.
Offenbarung 21, Vers 24: „Die Heiden werden in ihrem Licht wandeln, und die Könige der Erde tragen ihre Herrlichkeit und ihre Ehre in sie hinein, in die Stadt. Und ihre Toreingänge werden des Tages nicht geschlossen werden.“
Habt ihr gesehen? Dieser Vers ist genau gleich wie Jesaja 60, Vers 11, den wir vorher gelesen haben: „Deine Tore werden beständig offenstehen, Tag und Nacht werden sie nicht geschlossen, um zu dir zu bringen den Reichtum der Heiden.“
Hier dasselbe: Sie tragen die Herrlichkeit der Heiden in die Stadt, und ihre Toreingänge werden des Tages nicht geschlossen werden. Sie bringen die Herrlichkeit und die Ehre der Völker der Heiden in sie.
Auf keinen Fall wird etwas Verunreinigendes eingehen. Nur die, die im Buch des Lebens des Lammes geschrieben sind, werden hineingehen.
Merken wir die Verbindung: Das neue Jerusalem steht offen, und jetzt dürfen die Heiden kommen – und kommen und kommen. Fast für alle Ewigkeit, ich weiß nicht, wie lange genau, denn es steht nicht geschrieben, wie lange.
Skizze zur Theokratie Israels und dem himmlischen Königreich
Zum Schluss eine skizzenhafte Darstellung dessen, was ich gesagt habe:
Die Theokratie Israel begann am Sinai. Das war das irdische Königreich Gottes auf der Erde. Dieses Königreich Gottes bestand, bis der Messias kam.
Dann begannen die letzten Tage. Diese Tage starteten mit Pfingsten. Petrus sagte, es seien die letzten Tage bis zum Gericht über das irdische Königreich Gottes. Dieses Gericht kam dann auch.
Der Herr Jesus hat sich inzwischen im Himmel auf den Thron gesetzt. Dort sammelt er die Seinen zu sich und vollendet das Jerusalem im Himmel. Dieses Jerusalem ist ein himmlisches Reich, ein himmlischer Tempel und eine himmlische Stadt.
Wenn wir uns nun die Welten anschauen, gab es vor der Entstehung der Theokratie Israels bereits eine Welt. Petrus spricht davon in 2. Petrus 3. Die alte Welt endete mit Noah. Der erste blaue Pfeil in der Skizze steht für die Sintflut. Das war die alte Welt, der alte Himmel und die alte Erde.
Die zweite Himmel und Erde, die jetzige Himmel und Erde, ist die Theokratie Israel. Petrus beschreibt dies mit den Worten „die jetzige Himmel und Erde“. Dabei bezieht sich das auf die damalige Welt, also auf die damalige Theokratie Israels. Das war damals in den letzten Tagen.
Dann spricht Petrus von einem kommenden Gericht. Danach wird es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben.
Manche meinen, das sei noch in der Zukunft. Aber das ist es nicht. Geschwister, es ist nicht in der Zukunft, sondern Gegenwart. Nur für uns ist es noch Zukunft, weil wir noch nicht dort sind.
Dieses himmlische Reich ist für uns Zukunft, klar. Aber es ist schon gekommen, es ist schon da. Und die Heiden können dort schon hineingehen.
Wie? Man muss zum Glauben an den Messias kommen. Wenn man dann stirbt, wird man diese neue Welt sehen, den neuen Himmel und die neue Erde.
Biblische Sprache der Erschütterung: Gericht über Edom, Babylon und Ägypten
Und ganz zum Schluss, noch vor der Pause – das heißt, vor der langen Pause – möchte ich jetzt noch einige Verse zeigen, die genau das im Alten Testament berichten: Wenn eine Welt zusammenbricht, dann brechen Himmel und Erde zusammen.
Drei Bibelstellen:
Erste Bibelstelle: Jesaja 34, Die Erschütterung von Edom, sechstes Jahrhundert vor Christus, durch Nebukadnezar. Dort heißt es folgendermassen:
"Tretet her zu, ihr Völker, um zu hören!" (Jesaja 34,2)
Denn der Zorn Jachwes ergeht gegen alle Völker und seine Grimmglut gegen ihr ganzes Heer. Er hat sie der Vertilgung geweiht, zur Schlachtung hingegeben. Ihre Erschlagenen werden hingeworfen, und der Gestank ihrer Leichname steigt auf. Die Berge zerfließen von ihrem Blut, und das ganze Heer der Himmel zerschmilzt. Die Himmel werden zusammengerollt wie ein Buch; ihr ganzes Heer fällt herab.
Stell dir vor: Alle Sterne fallen herunter wie das Laub vom Weinstock abfällt, wie das Verwelkte vom Feigenbaum. Denn trunken ist im Himmel mein Schwert. Siehe, auf Edom fährt es herab, auf das Volk meines Bannes, meines Fluches zum Gericht – gemeint ist Edom.
Das war das Gericht Gottes über Edom, das er ihnen mehrmals angekündigt hat – bei Obadja, bei Jeremia und bei Jesaja 34. Das Gericht Gottes über Edom durch Nebukadnezar.
Das Schwert Jachwes ist voll Blut, es ist gesättigt vom Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Witter. Denn Jachwe hat ein Schlachtopfer in Bosra. Was war Bosra? Die Hauptstadt von Edom.
Jachwe hat ein Schlachtopfer in Bosra und eine große Schlachtung im Lande Edom. Dort steht der Herr mit dem Schwert und haut alle nieder, und das Blut fließt nur so. Das ist die Gerichtssprache.
Und der Himmel wirft seine Sterne herunter. Da ist Dunkelheit, alles stockdunkel. Also wenn ein ganz großer Krieg stattfindet, dann ist der Himmel dunkel. Das weiß man noch aus dem Kuwait-Krieg: Dort war alles dunkel, die Wolken haben alles verfinstert, die Rauchwolken.
Zweite Bibelstelle: Jesaja 13, Vers 5. In Jesaja 13 wird das Gericht über Babylon gesprochen. Ich lese nicht alles, sondern jetzt ab Vers 5:
"Aus fernem Lande gekommen sind sie, vom Ende des Himmels, Jachwe und die Werkzeuge seines Grimmes."
Also der Herr kommt und seine Werkzeuge, das sind die Perser, Meder und Perser, die Werkzeuge seines Grimmes, um die ganze Erde zu verderben oder zu zermürben.
"Heulet, denn nahe ist der Tag Jachwes, wie Verwüstung vom Allmächtigen kommt er. Darum erschlaffen alle Hände und jedes Menschenherz zerschmilzt. Und sie sind bestürzt, Krämpfe und Wehen ergreifen sie, sie winden sich wie eine Gebärende. Jeder starrt den anderen an, ihre Gesichter sind Flammengesichter."
Siehe, der Tag Jachwes kommt, grausam und grimmig, eine Glut des Zornes, um die Erde zur schaurigen Öde und zum Entsetzen zu machen und ihre Sünder daraus zu vertilgen.
"Ja, die Sterne des Himmels und seine Gestirne werden ihr Licht nicht leuchten lassen. Die Sonne wird finster sein bei ihrem Aufgang, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen."
"Ich werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit und an den Ehrfurchtslosen ihre Ungerechtigkeit. Siehe, ich erwecke gegen sie die Meder."
Zuerst denkt man: Ja, das ist der Weltuntergang. Nein, es sind die Meder und Perser, wie sie nach Babylon kommen. Versteht ihr? Die Meder und Perser – Meder waren ja zusammen mit den Persern. Sie haben im Jahr 539 Babylon überrollt, die Stadt besiegt.
Durch einen Trick sind sie in die Stadt gekommen, haben dann den König getötet – ich glaube, den Belsatzer haben sie getötet – und haben die Stadt eingenommen. Dann haben sie das gesamte Babylonische Reich, das damals das Weltreich war, übernommen.
Merkt ihr wieder die Sprache? Die Sterne fahren vom Himmel, die Sonne wird finster usw.
Dritte und letzte Stelle: Ägypten, das Gericht über Ägypten, auch durch Nebukadnezar.
"Und ich werde, wenn ich dich auslösche..." Ich kann jetzt nicht alles lesen, aber es heißt: Wort gegen Ägypten aus der Zeit Hesekiels. Hesekiel hat das vorausgesagt, und die Babylonier haben Ägypten eingenommen, haben das gesamte Ägypten besiegt.
"Ich werde, wenn ich dich, Ägypten, auslösche, den Himmel bedecken und deine Sterne verdunkeln. Ich werde die Sonne mit Gewölk bedecken, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen. Alle leuchtenden Lichter am Himmel werde ich deinetwegen verdunkeln, und ich werde Finsternis über dein Land bringen, wenn ich deinen Sturz unter den Völkern bekannt mache, in den Ländern, die du nicht gekannt hast."
Also Gott geht dann hin und verkündet in allen Ländern, die noch übrig sind, den Sieg über Ägypten.
Vers 11: "Denn so sagt mein Herr Jachwe: Das Schwert des Königs von Babel wird über dich kommen, über Ägypten."
Das war im sechsten Jahrhundert unter Nebukadnezar, etwa 560, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich habe das jetzt deshalb gelesen, damit wir die biblische Sprache verstehen. Und jetzt verstehen wir, wieso Gott sagen kann: Wenn die jüdische Welt fällt, dann erschüttere ich Himmel und Erde.
Himmel und Erde sind nicht wissenschaftlich zu verstehen. Auch wie in diesen Texten nicht wissenschaftlich zu nehmen, sondern mit der biblischen Sprache zu verstehen.
Man muss das Alte Testament kennen, wenn man die Hebräerbriefe liest. Ohne das geht es nicht.
Dann verstehen wir wirklich: Aha, es geht hier um das Gericht Gottes, das siebzig nach Christus kam, als Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurde, der Tempel zerstört und die gesamte jüdische Theokratie vernichtet wurde.
Dann hat Gott eine andere Theokratie, eine himmlische, das himmlische Königreich vollends errichtet.
Damit schließen wir heute.
Es war ein bisschen viel wieder, aber ich denke, wir sind jetzt so weit gewesen. Wir haben jetzt lange im Hebräerbrief gearbeitet, sodass wir verstehen, wie hier die alttestamentliche Sprache zum Zuge kommt, wenn er so hier das zitiert.
Das ist ja auch aus Haggai Kapitel 2, Vers 6 und 7 zitiert. Es ist ja alttestamentliche Sprache.
Aufforderung zum dankbaren Gottesdienst im unerschütterlichen Königreich
Und zum Schluss heißt es in Vers 28: Da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, mögen wir Gnade haben oder dankbar sein. Man kann das auch so übersetzen: Mögen wir Gnade haben, durch die wir Gott in einer ihm angenehmen Weise den gebührenden Dienst verrichten.
Das Wort, das hier für „Dienst verrichten“ verwendet wird, ist nicht das Wort diakonäin oder duläin, also nicht das Wort für Sklave sein oder normalen Dienst leisten. Gemeint ist das Wort für Gottesdienst verrichten, also Priesterdienst. Dieses Wort wird verwendet, wenn ein Priester im Tempel den Gottesdienst verrichtet.
Jetzt sagt er: Wir, die Gläubigen, die an den Messias glauben, lasst uns Gnade haben. Und durch diese Gnade wollen wir Gott in einer ihm angenehmen Weise den Gottesdienst verrichten. Wir stehen also in einem Tempel und tun den Gottesdienst, als wären wir kleine Priester in dem neuen Tempel, den er bringt. Lasst uns ihm Gottesdienst verrichten mit Scheu und mit einer gewissenhaften Haltung.
Wenn wir Gottesdienst tun als Neutestamentliche, die in den Tempel hineingehen dürfen, dann tun wir das mit Scheu. Das heißt mit großer Ehrfurcht vor Gott. Und mit einer gewissenhaften Haltung, also mit Vorsicht und Genauigkeit, nehmen wir die Bibel genau. Gewissenhaft bedeutet sehr, sehr genau.
Lasst uns unseren Dienst dem Herrn tun. Und alles, was wir tun, ist Gottesdienst. Gottesdienst bedeutet nicht das, was wir sonntagvormittags zwischen halb zehn und halb elf oder halb elf und halb zwölf machen. Nein, Gottesdienst ist das tägliche Leben. Deshalb möchte ich, dass unser Leben ein Gottesdienst wird. Wenn wir das verstanden haben, haben wir das Christentum verstanden.
Das ganze Leben ist ein Gottesdienst. Jetzt stehen wir vor dem himmlischen Herrn und geben ihm unser Leben. Wir sagen: Herr, dir gehört dieses Leben. Ich möchte, dass du verherrlicht wirst. Ich möchte, dass du Ehre empfängst durch mein Leben, durch meinen Dienst.
Später wird er in Kapitel 13 noch beschreiben, wie dieser Gottesdienst aussieht. Wir kommen gleich dorthin.
Als Abschluss noch Vers 29: Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Er sagt: So wunderbar es ist, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, aber vergessen wir nicht, unser Gott ist derselbe Gott. Es gibt nicht einen alttestamentlichen Gott, der mit Feuer kommt und ein Gerichtsgott ist, und im Neuen Testament nur Gnade. Nein, auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.
Unser Gott will mit Sünde nichts zu tun haben. Er will nicht, dass Sünde in meinem Leben geduldet wird. Er will sie verbrennen. Deshalb bringen wir ihm unsere Sünden und lassen uns reinigen. Und wir dienen ihm mit einer gesunden Haltung.
Das heißt nicht, dass wir uns vor ihm fürchten. Es heißt nur, dass wir uns bewusst sind, dass er ein heiliger Gott ist. So nah er uns auch kommen darf, er ist unser Vater, aber gleichzeitig auch unser heiliger Gott. Liebe und Scheu gehören zusammen.
Wir schließen mit Gebet. Stehen wir dazu auf.