Das Volk Israel zog in der Wüste und begann, über das Manna zu klagen, das Gott ihnen gab. Sie sagten zueinander: "Wenn doch der Herr uns Fleisch zu essen gäbe! Wir erinnern uns an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, an die Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch."
Da sprach der Herr zu Mose: "Ich werde euch vom Himmel Brot regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen und täglich sammeln, was es zum Leben braucht, damit ich sie prüfe, ob sie meinen Geboten folgen oder nicht."
Am nächsten Morgen lag Tau auf dem Boden. Als der Tau verschwunden war, sah man auf dem Boden eine feine, körnige Substanz, die wie Reif auf der Erde war. Das Volk nannte sie Manna. Es war weiß und schmeckte wie Honigkuchen.
Mose sagte zu ihnen: "Das ist das Brot, das der Herr euch zum Essen gegeben hat." Jeder sammelte so viel, wie er brauchte, und manche sammelten mehr, andere weniger. Wer aber mehr sammelte, fand am nächsten Tag, dass es verdorben war und voller Würmer.
Der Herr gebot, dass man am sechsten Tag doppelt so viel sammeln sollte, weil am siebten Tag, dem Sabbat, keine Sammlung stattfinden sollte. Am siebten Tag fanden sie jedoch nichts, und der Herr sagte zu Mose: "Warum geht ihr am siebten Tag hinaus, um Manna zu sammeln? Der Sabbat ist ein heiliger Tag, an dem niemand arbeiten soll."
Das Volk ruhte am Sabbat, und es wurde ihnen klar, dass der Herr sie versorgte und ihre Bedürfnisse kannte. Das Manna diente als Zeichen für Gottes Fürsorge und als Prüfung ihres Gehorsams.
Dieses Wunder wiederholte sich vierzig Jahre lang, bis das Volk Israel das Land Kanaan erreichte, das ihnen Gott versprochen hatte. Das Manna wurde zu einem Symbol für Gottes beständige Versorgung in der Wüste und für das Vertrauen, das das Volk in ihn setzen sollte.
Gottes wunderbare Versorgung in der Wüste
Da wird erzählt, wie Gott seine Gaben so gibt, dass sie als Wunder empfunden werden.
Und jetzt ist, auch wenn ich Ihren Blick nicht habe, mein Blick wunderbar. Auch wenn Sie eine Bibel haben, wenn man das lesen darf, wie das erlebt wird in einer Wüstenstrecke – haben Sie das einmal auch in einer Wüstenstrecke Ihres Lebens erfahren? Wie Gott plötzlich etwas gibt, was man sonst für ganz selbstverständlich nimmt?
Er speist sein Volk wunderbar vom Himmel, und wir lesen nun von dieser Geschichte ab Vers 13:
„Am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager, und am Morgen lag Tau rings um das Lager. Als der Tau weg war, siehe, da lag es in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: ‚Mann hu?‘, denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: ‚Es ist das Brot, das der Herr euch zu essen gegeben hat.‘“
Das ist aber, was der Herr geboten hat: An jedem Sammel so viel, wie man zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden, nach der Zahl der Leute in seinem Zelt.
Und die Israeliten taten es und sammelten: der eine viel, der andere wenig. Als man es aber nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, so viel er zum Essen brauchte.
Und Mose sprach zu ihnen: „Niemand lasse etwas davon übrig bis zum nächsten Morgen.“ Aber sie gehorchten Mose nicht, und etliche ließen davon übrig bis zum nächsten Morgen. Da wurde es voller Würmer und stinkend, und Mose wurde zornig auf sie.
Sie sammelten aber alle Morgen so viel, wie jeder zum Essen brauchte. Wenn aber die Sonne heiß schien, zerschmolz es.
Am sechsten Tag sammelten sie doppelt so viel Brot, je zwei Krüge voll für einen. Alle Vorsteher der Gemeinde kamen hin und verkündeten es Mose. Er sprach zu ihnen:
„Das ist, was der Herr gesagt hat: Morgen ist Ruhetag, heiliger Schabbat für den Herrn! Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht. Was aber übrig ist, das legt beiseite, dass es aufgehoben werde bis zum nächsten Morgen.“
Und sie legten es beiseite bis zum nächsten Morgen, wie Mose geboten hatte. Da wurde es nicht stinkend und war auch kein Wurm drin.
Da sprach Mose: „Esst dies heute, denn heute ist der Schabbat des Herrn. Ihr werdet heute nichts finden auf dem Felde. Sechs Tage sollt ihr sammeln, aber der siebte Tag ist der Schabbat, an dem wird nichts da sein.“
Aber am siebten Tag gingen etliche vom Volk hinaus, um zu sammeln, und fanden nichts.
Da sprach der Herr zu Mose: „Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und Weisungen zu halten?“
Die Herausforderung des Vertrauens und der Dankbarkeit
Das muss ja ein furchtbarer Schock gewesen sein! Die rührigen Hausfrauen damals sind früh aufgestanden, um in ihren Zelten die Schüsseln und Töpfe zurechtzumachen und der Familie ein gutes Frühstück zu servieren. Doch als sie die Schüsseln zur Hand nahmen, riefen sie: „Igitt, igitt, das kann man ja nicht ansehen, und das stinkt ja!“ Die Schüsseln waren voller Würmer und ungenießbar. Es war bereits Verwesung darin.
Sie warfen das schnell aus ihren Zelten heraus und verstanden nicht mehr, was da los war. Gestern noch war alles wunderbar. Gestern konnte man loben und preisen. Gestern war das Wunder so groß gewesen. Unser Gott lässt uns nicht im Stich. Wir dürfen ihm auch unsere täglichen Sorgen sagen. Gott kümmert sich um das, was wir zum Leben brauchen. Er gibt uns Brot.
Und wie haben sie dann noch am Abend beim Essen die Hände gefaltet, Gott gepriesen und ihm gedankt? Und jetzt, auf einmal, ist es nur noch Klagen und Jammern, Schreien, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. So schnell kann das gehen!
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir heute Erntedankfest feiern, dann kommt das von Herzen. Sie alle haben Grund, Gott zu danken und ihn zu loben. Wenn Sie kein allzu kurzes Gedächtnis haben, dann hört das Danken, Loben und die Freude gar nicht mehr auf. Denn Sie sagen: Wir haben Gott so machtvoll erlebt. Wir können so viel erzählen aus den letzten Tagen.
Es ist manchmal gut, wenn man es sich irgendwo hinschreibt, weil man die großen Gebetserhörungen Gottes sonst so rasch vergisst. Gott sorgt für unseren Leib, für unseren Beruf, für unsere Sorgen, die wir ihm sagen. Gott nimmt das alles in seine Regie und kümmert sich um unser Leben – um die alltäglichen, um die kleinen Dinge, auch um Essen und Trinken.
Aber dann kann es ganz schnell gehen, dass das umschlägt, vielleicht schon morgen früh. Dann sagen wir: „Ach, es wird mir alles zu einer Quelle des Ärgers. Ich rege mich auf, meine Berufssorgen sind mir viel zu groß, die Last ist zu schwer, ich kann das nicht mehr tragen. Das Essen wird zu einer Qual, der Wurm ist drin.“
„Der Wurm ist drin“ – das sagen wir ja auch so oft von den Dingen unserer Zeit, unserer Welt. Man sagt: „Da ist der Wurm drin.“ Das ist ja ganz schön mit der deutschen Einheit, aber manche sagen schon: „Da ist der Wurm drin, ob das überhaupt funktioniert, ob man das zu Ende führt.“
Da ist der Wurm drin in unserer Wirtschaft, obwohl sie doch so boomt. Der Wurm ist drin, die Zinsen sind so hoch, und das ist nicht gut. Die Inflation ist zu groß.
Und jetzt können wir all das erzählen, was wir erleben, und sagen: „Das ist nicht gut. Ich habe keinen Grund zum Danken.“ Viele unter uns sagen: „Ich habe nur Sorgen, ich habe nur Sorgen.“
Die Herausforderung des Glaubens inmitten von Schwierigkeiten
Wie ist das nun möglich? Auf der einen Seite überschüttet uns Gott – ich sage das noch einmal ganz bewusst – wie kein anderes Volk dieser Erde mit Gutem. Obwohl wir das alle nicht verdient haben.
Auf der anderen Seite aber, kaum bricht der Werktag an, reden wir wieder nur von den unlösbaren Schwierigkeiten und von den Lasten, die wir nicht bewältigen können. Die Kommentare in den Zeitungen sind voll davon. Sie fragen: Wie ist das möglich? Wie soll man mit den Problemen überhaupt noch fertigwerden – mit der riesengroßen Verschuldung, den Finanzierungsproblemen, den Beschäftigungsproblemen und all den großen Aufgaben, die gemeistert werden müssen?
Dann kommt oft auch die Frage: Warum kann Gott zulassen, dass wir so viele Schwierigkeiten haben? An dieser Stelle muss ich sagen: Halt, stopp! Hier wird alles ganz, ganz falsch verstanden. Wenn wir Gott anklagen, ihn fragen und sagen: „Warum ist das alles so schwierig? Warum ist es so, dass ich in meinem Beruf so viel Schweiß und Ärger habe und mir die Finger wundreiße an den Dornen auf dem Acker? Warum ist alles so beschwerlich in dieser Welt? Warum gibt es so viele Probleme, die uns fortwährend unlösbar erscheinen?“
Nicht wir brauchen Gott zu fragen. Das ist der Grundfehler, wenn wir Menschen heute Gott fragen: „Gott, warum lässt du das zu?“ Sondern umgekehrt ist es so: Über diesen Problemen will Gott uns fragen. Er will unseren Andrang festhalten und uns fragen: „Hör mal, wie hältst du es eigentlich mit meinen Gaben?“
Und da werden uns die Israeliten plötzlich sehr nah und vertraut.
Gottes Absicht hinter den Einschränkungen
Mein erster Punkt: Gott – Gott streicht das durch, Gott streicht das durch.
Nicht, dass Sie meinen, das sei irgendwo ein blindes Schicksal gewesen oder ein unberechenbarer Zufall, dass es plötzlich wurmstichig wurde – der Wurm ist drin. Nein, Gott selbst will nicht, dass sie das in den Töpfen haben. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Gott gar nicht will, dass wir noch reicher werden? Gott will gar nicht, dass es uns leicht von der Hand geht.
Das ist ein ganz befremdlicher Gedanke. Wer will denn, dass Gott das Schwere für uns will? Die Israeliten hatten ja gar keine hohe Lebenserwartung. Wahrscheinlich ist es bei uns auch so, dass wir sagen: Wir möchten doch gar nicht viel von Gott. Wir wollen nur, dass wir ein wenig zu leben haben. So weit, so gut.
Sie wollten keine Schnitzel, sie wollten nur Brot – ganz anspruchslos. Sie sagten: Herr, gib uns, was wir brauchen. Und Gott hat die Bitte erhört und ihnen Brot in Fülle gegeben. Kaum ist die Fülle da, da kommt der Missgriff. Sie packen, was sie packen können, in ihre Hände, raffen zusammen.
Man meint, die Israeliten damals seien Schwaben gewesen, so wie sie zugepackt haben, so wie sie geschafft haben und gesagt haben: Dann holt, was man holen kann. Es ist doch Verantwortung über die anvertrauten Dinge, und der Hausvater, der auch gut rechnen konnte, sagte: Man weiß nie, wofür das gut ist, dann legt man sich wenigstens noch einen Vorrat an.
Das ist ja alles nicht böse und nicht schlecht, aber irgendwo wurde es falsch. Sie können selbst ahnen, wo es falsch wird, wo diese Leute meinten, sie müssten ihr Leben sichern. Haben sie es jemals gedacht? Sie müssen die Vorsorge ganz allein in ihre Hand nehmen. Sie haben nichts gegen Versicherungen, aber da, wo allmählich Gott verdrängt wird, wo wir uns Sicherheiten schaffen und sagen: So, liebe Seele, iss und trink und hab Frieden und Ruhe, jetzt hast du es – jetzt hast du es –, da streicht uns Gott unsere ganzen Sicherheiten zusammen.
Dann ist plötzlich der Wurm drin in dem, was wir bisher für so sicher hielten. Weil Gott nicht will, dass wir in der Sorge bleiben. Weil Gott uns nicht zulässt, dass wir uns aufspielen, als ob wir diejenigen wären, die sich das Leben selber geben könnten.
Wie leidenschaftlich hat Jesus da mit Menschen gestritten und gesagt: Ihr könnt euer Leben – eure Lebenslänge – nicht mal um ein paar Tage verlängern. Oder er kann sagen: Eure Körpergröße könnt ihr nicht mal, wenn ihr euch noch so bemüht, um einen Zentimeter vergrößern. Ihr tut immer so, als ob ihr euer Leben meistern könntet, als ob es in eurer Hand ruhen würde. Aber ihr könnt doch nur leben von dem einen Gott, der euch dieses Leben gibt und der euch trägt.
Sie waren durch diese Wüste marschiert, und dort haben sie zu Gott gerufen und geschrien. Sie wussten: Wir sind am Ende mit unseren Möglichkeiten. Und sobald die erste Hilfe Gottes kommt, lösen sie sich wieder und tun so, als könnten sie mit diesen Gaben alles selbst handeln.
Und Gott kann unbarmherzig hart durchstreichen. Viele von uns haben eine schreckliche Lektion gelernt: Zweimal im Leben alles Ersparte verloren. Erzählen Sie das der jungen Generation: alles verloren! Und es wurde erspart als gutes Geld, mit Liebe, Sorgfalt, Hingabe und Opferbereitschaft. Weg – von Gott durchgestrichen, nicht vom blinden Schicksal, von Gott durchgestrichen. Das wissen Glaubende.
Wir machen manchmal so einen Kult um unsere Gesundheit, und es ist gut, dass wir unsere Gesundheit bewahren. Aber Gott streicht uns auch diesen Kult durch und sagt, dass wir mehr oder weniger mit unseren Schwächen, Krankheiten und Belastungen ringen müssen und auf ihn schauen können.
Er will uns dort erst recht erfahrbar werden lassen. Deshalb steht ja schon ganz am Anfang der Bibel das mit dem Schweiß und den Dornen bei der Arbeit. Gott durchstreicht das und sagt: Nicht ihr seid die, die das machen können.
Dieser Traum liegt ja immer noch in uns Menschen, als ob wir das immer wieder gestalten und die Welt durch unser Können neu machen könnten.
Gottes überreiche Gabe trotz Einschränkungen
Mein zweiter Punkt: Gott kann überreich schenken. Gott kann uns vieles durchstreichen und uns unerwartet und großzügig beschenken.
Ja, hier müssen wir noch einmal innehalten und uns vorstellen, wie es für die Israeliten war, als sie dies erlebten. Bevor dieses Wunder geschah, waren sie wirklich restlos verzweifelt, denn durch die Wüste zu gehen, ist eine große Herausforderung. Die Temperaturen im Sinai sind uns unbekannt.
Dazu kommen noch die quengelnden Kinder, die man an der Hand hält. Der Weg führt über scharfe, spitzkantige Steine. Es gibt kein Wasser und keinen Schatten über dem Kopf. Man weiß nicht, wie es weitergehen soll. Endlich erreichen sie eine Quelle, doch das Wasser dort ist salzig und ungenießbar.
Sie gehen weiter, und dann fällt ein kriegerischer Volksstamm über sie her, sodass sie kämpfen müssen. Schließlich sind die Vorräte aufgebraucht, und es gibt nichts mehr zu essen. In einer solchen Lage ist man mürbe in den Nerven.
Es wundert uns daher nicht, dass die Israeliten in dieser Situation gegen Gott aufbegehrten und murrten. Auch wenn das verständlich ist, nimmt Gott solchen Unglauben sehr übel. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht versündigen, auch wenn wir Schweres durchleiden. Denn unser Gott hat uns die Zusage gegeben, dass er uns auch in der schlimmsten Not nicht verlassen wird.
Die Israeliten haben das vergessen. Doch dann beschenkt Gott sie plötzlich mit diesem unerwarteten Brot vom Himmel. Wer von uns die schwere Katastrophe des Zusammenbruchs im letzten Krieg erlebt hat, versteht diese Zeiten kaum noch. Wer noch die Bilder des zerstörten Stuttgarts vor Augen hat, weiß, wie viel unverdiente Gnade es ist, dass Gott uns das Leben noch einmal schenkt.
Völlig unverdient erhalten wir dieses Geschenk. Wahrscheinlich haben die Israeliten damals, als das Brot vom Himmel kam, auch nur gesagt: „Na, da haben wir mal wieder Schwein gehabt.“ Und dann packten sie an und sagten: „Jetzt machen wir weiter und arbeiten weiter.“
Liebe Schwestern und Brüder, ob das Brot für die nächste Durststrecke reicht, die doch kommen wird, ist fraglich. Bei den Israeliten hielt es nicht lange an. Doch wir wissen: Gott lässt uns in seiner Liebe nicht los. Das sind nur Zeichen. Die Rettiche und der Kohlkopf und was sonst noch vor ihnen lag, sind nur Zeichen.
Gottes Liebe ist dir gewiss – für alle dunklen Stunden, in denen du nicht mehr aus und ein weißt, in der größten Not, in der Schwäche der Krankheit, wenn Menschen nicht mehr helfen können. Mir ist das so wichtig, auch für meine eigene Todesstunde heute schon zu fassen und zu wissen: Er, der lebendige Gott, wendet seine Gnade nicht von mir ab.
Ich darf mich darauf verlassen und mich daran festhalten. Und das ist wichtig, dass ich das heute ergreife. Er kann mich aus all den Nöten erlösen, wie und wann er will. Darum können Glaubende so leicht sagen: „Dein Wille geschehe, Herr. Ich habe dir nichts vorzuschreiben. Du kannst mich auch durch Engpässe führen, auch durch Wüstenabschnitte.“
Ich nehme diese Zeiten an und werde deine Wunderhand auch dort erleben und erfahren.
Freude und Dankbarkeit trotz Einschränkungen
Woher weiß ich das? Woher weiß ich das? Weil Gott die Fülle gibt – das ist wirklich wahr. Er gibt die unendliche Fülle. Vor dir ist Freude, die Fülle. Vor dir ist Freude, die Fülle.
Nicht dass er uns immer in die Enge führt, weil er uns hier und da etwas durchstreicht. Da, wo ich mit Gott genießen kann, da öffnet sich mir plötzlich der Blick. Es ist ja immer wieder unverständlich, dass die größten Erntedankfeste bei den Armen gefeiert werden und nicht bei den Reichen.
Ich vergesse nie die Erntedankfeiern, die ich in Rumänien erlebt habe. In der größten Bedrängnis der dortigen Gemeinden gab es stundenlang nur Lobkurse. Und dann kam man hier zurück in eine fremde Welt des Murrens und Klagens. Nur Leute, die wirklich vor Gott leben, können auch über geringe Gaben Gott preisen und ihm danken und wirklich wissen: Wenn Gottes Güte bei mir ist, dann habe ich die Fülle. Dann genügt auch die Lebenskraft für den heutigen Tag, die Versorgung.
Ich brauche nicht wissen, was morgen kommt. Ich darf mit ihm leben. Und woher weiß ich denn, dass Gott bei mir ist? Ich weiß das doch immer nur, weil Jesus sein Leben für mich gelassen hat. Er hat dieses große Opfer gebracht. Das ist ein Pfand, das mir versichert, dass nichts mich seiner Hand entreißt. In allen Lagen ist Gottes Erbarmen und seine Güte bei mir.
Eine merkwürdige Predigt kann uns Gott halten. Bei den Israeliten war es mit den wurmigen Schüsseln, bei ihnen kann das sein mit manchem Misserfolg im Beruf, mit manchem, was kaputtgeht. Man kann ja manchmal auch vor einem demolierten Auto stehen und sagen: Lieber Gott, es war nötig, dass du es mir zerschlagen hast. Ich habe mein Herz daran gehängt. Nicht dass das sein muss, aber Sie verstehen, wie Gott manchmal mit uns redet.
Und dann kann man seine Gaben ganz anders genießen. Ich habe gestern mit dem Auto einen Radfahrer überholt, und ich habe den Eindruck, der Rest seines Glücks ist so groß, weil er seinen Herrn kennt. Es hängt nicht vom Besitz ab, den man hat, und nicht vom Wohlstand, den man ausweist, sondern davon, wo man mit Gott genießen kann.
Die Leute, die mit Jesus gezogen waren, waren nicht reich. Sie hatten nicht einmal einen Geldbeutel bei sich, keine Brieftasche und kein Konto. Aber sie haben später gesagt: Wir haben nie Mangel gehabt. Das ist eine Erfahrung, die diejenigen machen, die sich ganz der schenkenden Hand Gottes anvertrauen.
Verantwortung und praktische Hilfe in der Welt
Noch das Letzte: Wir sind gefragt. Es ist ja immer naheliegend, dass wir an meinem Dankfest auch fragen: Wie ist das eigentlich in der Welt? Es gibt so viel Not, und diese Menschen haben das ja alles nicht verdient – die Menschen, die heute hungern, die Menschen, die heute leiden.
Für unsere Gemeinde, die so viel mit ganz praktischen Hilfsaktionen in der Dritten Welt verbunden ist, ist es auch einmal wichtig zu sagen, dass wir keine Hoffnung haben, dass es durch diesen Dienst besser wird. Wenn wir hören, dass Afrika in den letzten zehn Jahren nur rückwärts gearbeitet hat, dann ist das im Grund ein Anlass zum Resignieren. Man könnte sagen: Was hat es da noch für einen Sinn, in der großen Not zu helfen?
Es hat einen großen Sinn. Es sind ja keine Zufälle, sondern auch Menschenschuld: Korruption und Bürgerkrieg. Dieses herrliche Land Ruanda wird jetzt ruiniert. Liberia ebenfalls. Viel Schuld liegt sicher auch bei uns, durch manche Ungerechtigkeit von unserer Seite. Es geht gar nicht um Schuldzuweisung, sondern um unlösbare Tatbestände. Sollen wir dann einfach sagen: Dann lassen wir alles?
Wir sind ja gefragt, ob wir Liebe üben können, ob wir Menschen Zeichen der Freundlichkeit Gottes geben. Und das ist das, was mich dazu treibt, dass wir in aller Welt helfen. Dass ich heute mit dem Hab und Gut, das Gott mir als Haushalter anvertraut hat, überall in der Welt Zeichen seiner Liebe setzen darf. Und dass ich dann den Menschen sagen darf: Bleib nicht abhängig von meiner Hilfe, sondern Gott wird dir Wege weisen.
Ich denke an das Wort: „Ich habe noch nie den Gerechten um Brot betteln sehen“, auch in der Dritten Welt, weil Gott treu ist und Erfahrung machen lässt mit dem, der ihm vertraut. Jesus hat so viel davon gesprochen, dass wir den Geiz in uns totschlagen sollen. Und das ist das ganz Praktische, was uns dann in den Sinn kommen sollte, wenn wir an die Leiden der Dritten Welt und an Hunger und Armut denken.
Dann darf ich doch meinen Geiz totschlagen und geben, die Fülle geben. Dann darf ich den Menschen sagen: Schaut nicht auf die Gabe, sondern schaut auf den Geber. Schaut mal, wie er euch reich ausstattet mit allem Guten, wie wunderbar er euch versorgt.
Und wenn wir dann den Menschen sagen: Leben tut man nicht vom Brot allein, sondern leben kann man nur von dem einen Brot, das wirklich satt macht. Wenn ihr Jesus aufnehmt und er der Herr eures Lebens wird, dann kommt erst der große Friede in euer Leben. Dann kommen Veränderungen in euer Leben, die euch ermöglichen, auch mit diesen schwierigen Umständen umzugehen. Und ihr könnt auch über Wüstenstrecken gehen.
Verkündigung und praktische Hilfe gehören zusammen
Das gehört für uns untrennbar zusammen: missionarische Verkündigung und praktische Hilfe.
Ich wollte keine praktische Hilfe leisten, ohne gleichzeitig vom Heiland Jesus zu erzählen. Beides gehört so eng zusammen. Jesus will Herr sein, auch über seine Israeliten. Am Ende wird er uns über diese vielen Gaben befragen. Ebenso über die vielen Nöte, die wir dabei empfinden – auch dort, wo der Wurm drin ist.
Es gibt Schwierigkeiten, die wir schon lange nicht mehr meistern können. Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote zu halten? Darum spricht Gott so hart mit uns. Doch er will uns auch noch viel, viel mehr schenken. Amen!