Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Am Neujahrstag sprechen wir über die Jahreslosung. Den Text finden Sie auf der Stirnwand hier vorne. Es steht Jesaja 7,9.
Ein kurzes Wort zur Jahreslosung: "Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!"
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit! Amen!
Tradition und Angst in der Neujahrsnacht
Ich habe so gern das Neujahrslied „Nun lasst uns gehen mit Treten, lasst uns gehen und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserem Leben bis hierher Kraft gegeben hat.“ Ein schöner Vers, nicht wahr? Leider ist er ein bisschen unmodern geworden.
Soll jemand sagen, wie er heute modern heißen müsste: „Nun lasst uns gehen und knallen und schreien, toben, lallen und tanzen, saufen, fressen und alle Angst vergessen.“ Diesen Vers habe ich selbst gedichtet. Sie sehen daran, dass ich kein Dichter bin, sondern dass mich Traurigkeit und Zorn zu diesem Gedicht veranlasst haben.
Herr Wich, es ist beängstigend, was bei uns in der Silvesternacht geschieht. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, woher dieses Feuerwerk eigentlich kommt? Zuerst haben die Chinesen seit Jahrhunderten in der Neujahrsnacht Feuerwerk gezündet. Dort wird seit langem mit Knallen, Schießen und Feuerwerk die Neujahrsnacht gefeiert.
Das Geschrei und Gebrüll, das kennen wir vom Konfettiwerfen und ähnlichen Bräuchen. Solche lauten Feiern haben auch primitive animistische Völker seit langer Zeit. Jeder volkskundlich versierte Mensch wird Ihnen sagen können, dass das chinesische Feuerwerk in der Neujahrsnacht und das Gebrüll bei primitiven Völkern aus Angst geboren sind. Man will damit Dämonen vertreiben.
Man hat Angst vor unbekannten Mächten, die in der dunklen Zukunft lauern. Seit etwa 1945 haben wir das nun also auch bei uns: Brüllen und Feuerwerke. Das spricht Bände. Es zeigt, wie voll die Herzen von Angst sind – Angst vor unbekannten Mächten.
Die Sprachen küssen euch, wie geht’s, toi toi toi, sagt man und klopft auf Holz. Diese Rituale zeigen, was die übrige Gemeinde tun soll, nicht unsere, Gott sei Dank. Was will ich damit sagen? Diese ganze Sache zeigt, dass wir Angst haben: Angst vor unbekannten Mächten, Angst vor der dunklen, unbekannten Zukunft, Angst vor dem Älterwerden, Angst vor dem Sterben und noch mehr Angst vor dem Leben.
Und seien Sie nur sicher: Ich bin einfach froh, dass wir unsere Angst – eingestandene und uneingestandene – nicht wegleugnen müssen. Wir brauchen sie nicht wegzuknallen oder mit Feuerwerken zu vertreiben, nicht wegzubrüllen oder mit Alkohol zu ertränken. Der Alkoholkonsum steigt enorm – das ist alles Angst.
Ich bin so froh, dass wir an diesem Neujahrsmorgen himmlischen Trost haben dürfen: ein Wort von dem starken, wirklichen, nicht eingebildeten Herrn Himmels und der Erde – nicht vom „Herrgott“. Der Begriff „Herrgott“, alter Staub der Germanen, kommt in der ganzen Bibel nicht vor. Sondern ein Wort vom wirklichen, lebendigen, starken Herrn, ein Wort Gottes.
Und das Wort Gottes, das uns heute als Jahreslosung begleiten soll, lautet: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ Ich möchte dieses Wort nun für Sie auslegen. Ich habe dazu drei Teile vorbereitet. Wir wollen auch im neuen Jahr bei der guten alten Sitte bleiben, dass man drei Teile hat – vier wären zu viel, und zwei zu wenig.
Gottes Reden und die Bedeutung des Glaubens
Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Erstens: Gott redet! Das hat nicht der Pastor erfunden, dieses Wörtchen, sondern Gott redet! Sie unterhalten sich, ob Gott existiert, dabei spricht er doch! Gott redet. Das durfte dieser junge König Ahas erfahren. Nicht Ahas, von dem wir gesprochen haben, sondern dieser junge König.
Zudem ist dieses Wörtlein „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ zuerst gesagt worden. Ich muss Ihnen wenig vom König Ahas erzählen – nicht, um alte, verstaubte, langweilige Geschichten auszugraben, sondern weil einiges aus jener Zeit merkwürdig aktuell ist.
Ahas war König über Israel, über Juda. König im Volke Gottes. Im Volke Gottes. Der junge Ahas begriff nicht, was das bedeutet: Volk Gottes, dass es so etwas gibt – das begriff er nicht. Volk Gottes – verstehen Sie, was das heißt? Es gibt unter unseren Völkern ein Volk Gottes. Da steht am Anfang eine große Erlösung.
Beim alttestamentlichen Volk Gottes war es die Erlösung, dass der Herr sein Volk aus Ägypten herausriss und durch das Meer führte in sein Land. Und im neutestamentlichen Volk Gottes steht auch am Anfang eine große göttliche Erlösung: das Kreuz von Golgatha.
Volk Gottes – das heißt eine lange Geschichte von Beweisungen Gottes, von Tragen Gottes, von seinem Helfen, von seinem Eingreifen, von seinem Führen, von Geisterweisungen. Volk Gottes solltest du nicht von Herzen diesem Herrn gehören. Volk Gottes solltest du nicht einen großen Wunsch haben, seinen Willen zu tun, seine Gebote zu halten.
Ahas begriff das nicht. Ahas hat gesagt, dieser junge König – ich sehe ihn förmlich vor mir – na ja, was die Priester da reden, das ist ja schön und gut, natürlich. Religion muss dem Volk erhalten bleiben, wo kämen wir hin? Für Kindergarten, zur Erziehung, für Altersheime als Trost. Aber schließlich: Wir hier, wir müssen uns doch der Zeit anpassen.
Und nun wurde angepasst. Die Wirtschaft hat ihre eigenen Gesetze, so hieß es in Syrien überall. Also sagte er: Wenn die Wirtschaft ihre eigenen Gesetze hat, dann können wir Gott nicht reinreden lassen. Das geht dem besten Willen nach nicht. Oh, nun begann das Rennen nach Gewinn, und wer auf der Strecke blieb, der war auf der Strecke leider lebensuntüchtig. Nicht? Aber es kann doch schließlich nicht die Steuererklärung mit Gott gemacht werden – wo kämen wir denn hin?
Die Politik hieß, sie habe ihre eigenen Gesetze. Man kann doch Gott nicht in die Politik hineinnehmen. Also begann man, sich anzulehnen an die Stärkeren. Es sind uralte Kamellen: Wo ist der Stärkere, wo ich Hilfe finde und der mir als Garantievertrag war und Nieren? So wurden mit Assyrien Verträge gemacht, bald mit Ägypten und einem weiteren Verbündeten.
Dann hieß es: Die Vergnügungsindustrie hat ihre eigenen Gesetze. Lieber Himmel, ich kann kein Kabarett aufziehen mit der Bibel, ich! Also wurde auch im persönlichen Leben die Gebote Gottes mit Füßen getreten.
Bitte, man war religiös, auch wenn man in Politik, Wirtschaft und im Privatleben Gott nicht Gott sein ließ. Aber religiös war man – selbstverständlich! Ich rede von der Zeit des Ahas. Sprechen Sie von unserer Zeit? Versehen Sie, es ist erstaunlich, wie das wieder zusammenklappt.
Nein, religiös war man. Da gibt es eine feine Geschichte. Und der Ahas – dieser junge König – hat eine Reise gemacht. Da sah er in Damaskus einen wunderschönen Altar, einen Götzenaltar. Und davon hat er umgehend eine Zeichnung machen lassen, Architekten gerufen, die eine Zeichnung in großen Maßen und mit den Ornamenten anfertigten. Diese Zeichnung wurde nach Jerusalem geschickt mit einem Begleitschreiben:
Ich wünsche, dass dieser Altar gebaut wird und im Tempel aufgestellt wird. Ja, es wird schöner als unser Altar an der Stelle des Altars des Herrn. Und dann, so ein bisschen verlegen, was mit dem Altar des lebendigen Gottes geschehen soll, darüber will ich noch nachdenken. Das müssen wir später mal sehen.
Sehen Sie, da wurde ein schöner Altar gebaut. Verstehen Sie, anständige Kirchen wurden hingestellt, religiös war man. Es bimmelte von Glocken morgens bis abends, aber Gott war abgesetzt.
Sehen Sie, man hat eine Religion, aber eine Religion, die kein Herz neu macht und die keinen Menschen tröstet. Finden Sie nicht, dass es genau unsere Lage heute ist? Man hat Religion, aber eine Religion, die kein Herz neu macht und keinen Menschen tröstet, wenn es gilt.
Glaube in der Krise und Gottes Zuspruch
Und dann, ganz plötzlich, kommt im Leben des sehr modernen Ahas eine brutale Not. Raubkönige haben sich verbündet und überfallen sein Reich. Nun ist Feierabend.
In der Bibel, die eine wundervolle, plastische Sprache hat, heißt es: „Da bebte das Herz des Königs, und da bebte das Herz des Volkes, wie die Bäume beben vom Winde.“ Man sieht sie förmlich beben.
Doch wo war nun ihr schöner Altar? Die Religion versagt, wenn es darauf ankommt! Keine Hilfe, keine Kraft, kein Trost – nichts.
Genau in diesem Augenblick tritt echter Glaube hervor, der vom Geist Gottes gewirkt ist. Da kommt auf einmal der verachtete Prophet Jesaja. Er sucht den König auf, der irgendwo vor der Stadt Panzersperren errichten lässt – in unserer Sprache gesagt.
Jesaja tritt vor den König und sagt: „König, Mann, hör auf zu beben!“ Der König stammelt, doch Jesaja fährt fort: „Diese zwei Könige, die mit ihren Heeren heranziehen, sind in den Augen Gottes nicht mehr als zwei schlecht brennende, qualmende Fackeln, die er jeden Augenblick austreten kann.“
„Aber, mein lieber König, dies ist die Stunde, in der Gott dir sagen lässt: Du musst jetzt zu ihm zurückkehren, zu dem, der diese Fackeln austreten kann, vor dem du dich fürchtest. Jetzt wartet er auf dich, damit du ihn endlich ernst nimmst und es ernst mit ihm meinst. Lauft ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“
Dieses wunderschöne Nichts, so ein geistgewirkter Glaube, der in solchen Krisenstunden auf einmal hervortritt – da wird deutlich, was nur Gerede war und was von Gott ist.
Ahas hat das nicht gehört; er konnte es nicht aufnehmen. Manchmal denke ich, er gehörte schon zu den Menschen, für die es zu spät war, Gottes Wort noch richtig hören und verstehen zu können. Das kann nämlich sein.
Nun kommt dieses Wort zu uns: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ Es kommt zu uns.
Das ist das Eigentümliche am Wort Gottes: Es wird in einer bestimmten geschichtlichen Lage gesprochen, behält aber eine ewige Bedeutung.
Bei uns heißt es: „Was kümmere ich mein Geschwätz von gestern?“ Lesen Sie mal Zeitungen von vor zehn Jahren – Sie lachen sich krank. „Was kümmere ich mein Geschwätz von gestern?“
Aber bei Gottes Worten ist es anders. Sie sind vor rund dreitausend Jahren gesprochen und kommen nun ganz neu zu uns. Der jetzt lebende Gott sagt Ihnen in dieser Stunde: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“
Festhalten am lebendigen Gott
Und nun zum Zweiten: Erstens redet Gott, zweitens sagt Gott: Halte dich ganz fest an mir. Gott sagt, du sollst dich ganz fest an ihn halten. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
Sehen Sie, dieses Wort ist ursprünglich hebräisch geschrieben, im Alten Testament. Es handelt sich eigentlich um ein Wortspiel, bei dem Luther „Glauben“ übersetzt hat. Im Hebräischen steht an beiden Stellen dasselbe Wort, nämlich „Amman“, was auf Deutsch „festbleiben“ bedeutet. Man kann das Wort also so übersetzen: „Bleibst du nicht fest, dann bleibst du nicht fest.“ Das klingt fast sinnlos, oder? Es will sagen: Bleibt ihr nicht fest an dem, der Himmel und Erde geschaffen hat und sich offenbart hat – am lebendigen Herrn, der mit euch redet und den ihr liebt –, dann habt ihr keinen Halt mehr. Euch rutscht der Boden unter den Füßen weg. Bleibt ihr nicht fest, dann bleibt ihr nicht fest.
Der große lutherische Theologe Wilmar wollte diesem Wortspiel gerecht werden und übersetzte es so: „Bleibt ihr nicht in ihm beständig, dann habt ihr keinen Bestand.“ Luther hat es schön übersetzt mit: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ Er hat auch das Wortspiel noch ein wenig einfließen lassen und es als Reim formuliert, was heute nicht mehr zu erkennen ist. In der alten Lutherbibel heißt es so: „Gläubet ihr nicht, so bläubet ihr nicht.“ Das ist eine Art Verschen, um das Wortspiel anzudeuten. „Bläube dir nicht, so bläube dir nicht.“ Ich verstehe das so: Bleibt er nicht fest, dann bleibt er nicht fest.
Mit diesem Wort will der Herr doch sagen: Ich hoffe, ihr versteht das. Bleibt ganz fest an mir, kommt her unter meine Arme!
Nun, meine Freunde, das finde ich eine merkwürdige Botschaft. Bitte hören Sie mir gut zu: Das finde ich eine merkwürdige Botschaft, denn mein Gott hat oft ganz anders gesprochen. Kennt ihr die Geschichte von Adam und Eva? Da hat Gott nicht gesagt: Kommt, bleibt bei mir. Nein, er hat genau das Gegenteil gesagt. Er sagte: Ihr Ungehorsamen, hinaus aus dem Paradies, fort! „Werde, ich will euch nicht mehr!“ Und er trieb sie hinaus aus dem Garten und stellte am Tor den Engel mit dem flammenden Schwert auf. Er hat nicht gesagt: Bleibt an mir. Er hat gesagt: Haut ab!
Ich muss mich wundern. Nach meinem Verständnis müsste der lebendige Gott dem leichtsinnigen, oberflächlichen, albernen König Ahas genau dasselbe sagen: Ahas, du bist gerufen, du hast Propheten gehabt, du hast mein Wort gehabt und hast nur religiöse Albernheiten gehabt und im übrigen einfachen Leben ohne mich aufgebaut. Geh! Jetzt bist du in Not, geh in deine Verlassenheit, Ahas, lieber König, geh ruhig! Wer Gott wäre, hätte gesagt: Ahas, ich brauche dich nicht, du hast mich nicht gebraucht, bitte geh, aber ruf mich jetzt nicht albern an!
Das hätte man verstanden. Jetzt muss ich weitersagen: Meinen Sie nicht, dass Gott auch allen Grund hätte, zu uns zu sagen: Geh doch! In einem Lied heißt es, und das kann ich nur nachsprechen, und Sie können es alle nachsprechen: „Denk ich, wie ich dich verlassen und gehäufet Schuld auch Schuld, so möchte ich vor Scham erblassen.“
Sagen Sie mir bitte mal: Haben Sie noch nie Angst gehabt, dass Gott eines Tages zu Ihnen sagen könnte: Nun geh, ich will dich nicht mehr! Ich habe dich so oft gerufen, ich habe so lange auf dich gewartet, und du hast gespielt und mich nie ernst genommen. Nun geh! Und wenn du schreien würdest zu mir, ich will nicht mehr hören, geh!
Das Matthäusevangelium erzählt uns, dass Gott so einmal sagen wird: Geh! Da heißt es, und das sagt Jesus selbst, der weiß Bescheid, und da wird er sagen zu den an seiner Linken: „Geht hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“ Das würde ich verstehen, dass Gottes Geduld zu Ende ist und er sagt: Geh!
Und stattdessen sagt er dem Ahas vor dreitausend Jahren und uns heute: Bleib in mir! Meine Freunde, wer versteht, wie selbstverständlich das wäre? Wie unerhört die Botschaft dieser Jahreslosung ist? Wie unerhört groß: Bleibt bei mir, bergt euch unter meinen Armen, kommt ganz nah zu mir!
Das ist nicht selbstverständlich! Er braucht keinen von uns! Wer in die Hölle will, darf es. Wer ohne ihn leben will, darf es. Wer seine Gebote übertreten will, darf es! Es ist ein Wunder, dass dieser millionenfach beleidigte Gott sagt: Kommt, bleibt bei mir! Das verschlägt einem den Atem.
Jesus als das fleischgewordene Wort Gottes
Und bitte, jetzt kommt das Wichtigste. Das sagt er nicht nur mit einem einfachen Wort, sondern ich spreche jetzt mit Worten der Bibel. Wer es versteht, versteht dieses Wort: Wer Fleisch war und unter uns wohnte in Jesus. Jesus ist das Mensch gewordene Wort Gottes, das die Sünder zum letzten Mal ruft.
Da breitet Jesus durch grabende Hände aus, mit denen er ans Kreuz genagelt war. Mit diesen Händen hat er unsere schmutzigen und sündhaften Lasten ans Kreuz getragen. Er breitet sie aus und sagt: Bleibt bei mir, bergt euch in meinen Armen, kommt unter meine Flügel, glaubt!
Meine Freunde, das ist eine ganz große Botschaft: Das neue Jahr beginnt damit, dass unser Heil an uns ruft. Einfach damit beginnt es, dass das Heil an uns ruft, obwohl wir das Gegenteil verdient hätten.
Wem das Herz nicht bewegt, dem ist überhaupt nicht zu helfen. Aber ich möchte klar machen: Das ist nichts Geringes, es hat Konsequenzen für unser Leben.
Ich will Ihnen ein ganz einfaches Beispiel erzählen. Ich hatte mal eine Leiterfreizeit in Freudenstadt. Während ich mit fünfzig jungen Männern dort war, bekam ich einen schrecklichen Ischias-Anfall. Das war ein altes Kriegsleiden aus dem Ersten Weltkrieg. Ich konnte nicht mehr laufen.
Dabei hatte ich abends eine große Versammlung in dieser ungewöhnlichen Kirche, die so komisch gebaut ist. Ich erinnere mich, wie ich mir an einem Abend einen Stock besorgte und wie eine alte Hexe in die Kirche krabbelte. In der Kirche ging es dann, da hing man so auf dem Kanzelbrett, aber das Laufen war unmöglich.
Dann kam vor der Kirche unser Freund Eberhard auf mich zu, der dort oben das Radio für die Übertragung bediente. Er ist ein großer, stabiler Mann und sagte: „Stützen Sie sich auf mich!“ Ich schaute ihn an und dachte: Ja, ja, er ist eine gute Stütze.
Jetzt hatte ich links den Arm von Eberhard gelegt und rechts den Stock. Aber es ging nicht mehr. Eberhard, der noch ungeduldiger ist als ich – und das will schon etwas heißen – sagte: „Werfen Sie doch Ihren Stock weg und stützen Sie sich richtig auf mich!“ Da ließ ich den Stock fallen und hängte mich an Eberhard.
Und dann ging es großartig. Wenn der Herr sagt: „Bleib, bleib an mir“, dann heißt das, du musst deine ganzen anderen Stützen wegwerfen. Siehst du das? Die Hände sind so voll mit anderem, da kannst du dich gar nicht auf ihn stützen. Du kannst dich nicht an ihn hängen.
Es muss vieles weggeworfen werden: falsche Gesellschaft oder anderes. Ach, was weiß ich, Sie wissen es ganz genau selbst. Gott soll es Ihnen zeigen, denn Ihr Heil hängt daran.
Das hat schon Konsequenzen, wenn der Herr sagt: „Halte dich ganz fest an mir!“
Die Konsequenzen des Glaubens und das Wegziehen des Bodens
Und noch ein drittes: Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
Erstens: Der Herr redet. Zweitens: Er redet. Halt dich fest an mir. Drittens: Der Herr sagt: Halt dich fest an mir, sonst verlierst du den Boden unter den Füßen. Halt dich fest an mir, sonst verlierst du den Boden unter den Füßen. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
Meine Freunde, es gibt so Worte, die ein Pfarrer im Laufe seines Lebens vielleicht zehntausendmal hört und die ihn leicht kribbelig machen. Zum Beispiel das Wort: „Ich tue rechten Scheuen niemand“ oder „Meine Oma hat auch den Pastor gekannt“ und „Wir sind gut christlich“ und all so dummes Zeug.
Zu den Worten, die ich immer wieder höre, gehört Folgendes: Da sage ich einem Mann, er solle sich zum Herrn Jesus bekehren, von ganzem Herzen. Dann heißt es vom Pastor: „Nicht so fanatisch!“ „Sieben Weigel aus, das ist alles so fanatisch.“ „Man muss doch mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben.“
Liebe Freunde, unsere Neujahrslosung garantiert, bitte garantiert der lebendige Gott, dass er uns diesen geliebten Boden, auf dem man mit beiden Beinen steht, wegziehen wird. Das garantiert er doch!
Glaubt ihr nicht, dann bleibt ihr nicht. Ich ziehe euch den Boden unter den Füßen weg!
Wie wird dem Menschen der Boden unter den Füßen weggezogen, wenn er stirbt? Jeder stirbt seinen eigenen Tod. Ob sie Spritzen bekommen oder nicht, da zieht Gott ihm den Boden unter den Füßen weg.
Wer wird der Nächste sein im neuen Jahr, der von uns stirbt, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Wer von uns wird der Erste sein?
Und wie zieht Gott dem Menschen den Boden unter den Füßen weg am Tage des Gerichts? Ich sage: Ich streite nicht. Wenn Sie nicht daran glauben, dass es ein Gericht gibt, warten wir es ab. Ich weiß, dass es ein Gericht Gottes gibt. Gottes Wort bezeugt es.
Wie zieht Gott dem Menschen den Boden unter den Füßen weg am Tag des Gerichts? Da wollen Sie noch auftreten und sagen: „Ich war ein angesehener Mann, und meine Großmutter war christlich“ und all so Zeug. Und Gott legt Ihren Sünder auf den Tisch. Und Sie wissen noch tausendmal nicht, was Sie antworten sollen.
Da geht einem der Boden unter den Füßen weg.
Und sehen Sie, ich habe den Eindruck, dass das heute ja schon geschieht, dass Gott den Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht. Wenn ich sehe, wie man von einer Weltanschauung zur anderen taumelt, von einer Ideologie zur anderen. Wie man sich bald hier einen großen Mann hängt, der der Welt das Heil bringt, und dann ist da wieder ein großer Mann, der das Heil der Welt bringt. Und immer nur am Ende Enttäuschung und Elend.
Dann spüren wir schon etwas, wie Gott den Boden unter den Füßen wegzieht.
Wenn ich sehe, wie die Menschen von einer Hoffnung zur anderen taumeln, von einer Angst zur anderen, wo steht denn heute nur einer? Gott fängt an, den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Im selben Propheten Jesaja steht: Die Erde wird taumeln wie ein Betrunkener, es ist die Weisheit zu Ende mit den beiden Beinen, auf denen man auf dem Boden steht.
Ach, liebe Freunde, „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!“
Jesus als Felsengrund und die Einladung zum Glauben
Das fleischgewordene Wort Gottes, in Jesus, erbittet sich uns heute. Jesus erbittet sich mit seinem ganzen Heil – mit Gnade, Vergebung und Frieden. Am Anfang des Jahres steht ein Heiland da und ruft dich: Gib ihm dein Leben, und du hast Felsengrund an deinen Füßen. Halt dich wirklich an ihn, und du hast Felsengrund. Wenn die ganze Welt vergeht, wird der, der sich auf ihn stützt und den er hält, wohlgeborgen bleiben.
Ach, liebe Freunde, wir möchten alle gern jetzt am Herrn Jesus bleiben. Aber können wir das? Was für ein labiles Herz haben wir alle miteinander! Wie sind wir immer Versuchungen ausgesetzt, wie ist die Welt so laut, wie ist unsere Hand so schwach?
Darum bin ich so froh, dass in der Bibel steht: Dennoch bleibe ich stets an dir, in dem Moment, wo ich das will. Denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du hältst mich.
Fangen Sie mal an, probieren Sie es: Du hältst mich bei meiner rechten Hand.
Vor ein paar Stunden standen hier noch große Tische, an denen ein paar hundert junge Burschen in der Silvesternacht Liebesmahl gefeiert haben. Es war eine wunderschöne Feier heute Nacht. Dabei sprachen verschiedene von den jungen Leitern, und einer sprach ein Wort aus dem Neuen Testament, das genau so anfängt wie unsere Jahreslosung.
Er sagte: Glauben wir nicht, so muss er doch weitergehen, er bleibt ja nicht. Und wie heißt es weiter? So bleibt er treu. Manchmal kann es riskant sein, in aller Schwachheit mit diesem Heiland zu leben.
Glauben wir nicht? So bleibt er treu.
Strecken wir mal unsere Arme aus, ziehen an der befleckten Hand aus Unerfahrenheit: Du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an.
Schlussgebet
Nun wollen wir beten.
Herr, wir danken dir, dass du uns zu Beginn des Jahres so freundlich, stark und ernst rufst. Du brauchst uns nicht, aber wir brauchen dich. Trotzdem wartest du nicht, bis wir dich rufen, sondern du rufst uns.
Wir danken dir dafür. Wir bitten dich, schenke uns einen Glauben, der bleibt.
Amen.
