Nachdem wir gestern Abend gehört haben, wie das vierte Mosebuch in die Reihe der biblischen Bücher passt und was seine Botschaft ist, sowie uns in knappen Zügen einen Überblick über den gesamten Inhalt des Buches anhand einer Gliederung verschafft haben, wollen wir jetzt zum ersten Teil kommen.
Wir haben gestern Abend ebenfalls kurz gesehen, wie dieser erste Teil zusammengesetzt ist. Dabei wurde uns gezeigt, wie Gott alles ordnet. Gott ordnet alles für sein Volk im Blick auf seine Wohnung, die er unter ihnen aufgerichtet hat.
Er wohnt unter den Seinen, und das ist eine unfassbar große, gewaltige Tatsache: Gott wohnt unter uns. Wir dürfen das Zeugnis seiner Gegenwart unter uns haben und für dieses Zeugnis kämpfen.
Wir tragen dieses Zeugnis durch eine Welt, die Gott und den Seinen feindlich gegenübersteht.
Einführung in die Musterung Israels
Wir wollen aus dem ersten Kapitel die ersten 23 Verse lesen: 4. Mose 1,1-23.
Und der Herr redete zu Mose in der Wüste Sinai, im Zelt der Zusammenkunft, am ersten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten, und sprach:
„Nehmt die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israel auf, nach ihren Geschlechtern, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen aller männlichen Personen, nach ihren Köpfen. Von zwanzig Jahren und darüber, jeden, der zum Heer auszieht in Israel, sollt ihr mustern nach ihren Heeren – du und Aaron.
Und je ein Mann für den Stamm soll bei euch sein, ein Mann, der das Haupt von seinem Vaterhaus ist.
Und dies sind die Namen der Männer, die euch beistehen sollen: Für Ruben, Elitzur, der Sohn Schöde-Urs; für Simeon, Schelumiel, der Sohn zu Rischadais; für Juda, Nachschon, der Sohn Aminadabs; für Issachar, Netanel, der Sohn zu Ars; für Sebulon, Eliab, der Sohn Chelons;
für die Söhne Josephs, für Ephraim, Elisama, der Sohn Amihuds; für Manasse, Gamliel, der Sohn Pöda-Zurs; für Benjamin, Abidan, der Sohn Gideonis;
für Dan, Achieser, der Sohn Amisha-Dais; für Aser, Pagiel, der Sohn Okrans; für Gad, Eljasaf, der Sohn Deguels; für Naftali, Achira, der Sohn Enans.
Das waren die Berufenen der Gemeinde, die Fürsten der Stämme ihrer Väter. Sie waren Häupter der Tausende Israels.
Und Mose und Aaron nahmen diese mit Namen bezeichneten Männer und versammelten die ganze Gemeinde am ersten Tag des zweiten Monats.
Sie ließen sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen, nach ihren Geschlechtern, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen von zwanzig Jahren und darüber, nach ihren Köpfen, wie der Herr dem Mose geboten hatte.
So musterte er sie in der Wüste Sinai.
Und es waren die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, ihre Geschlechter nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, nach ihren Köpfen, alle männlichen von zwanzig Jahren an und darüber, jeder, der zum Heer auszog.
Ihre Gemusterten vom Stamm Ruben: 46.500.
Von den Söhnen Simeons waren ihre Geschlechter nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, ihre Gemusterten nach der Zahl der Namen, nach ihren Köpfen, alle männlichen von zwanzig Jahren und darüber, jeder, der zum Heer auszog.
Ihre Gemusterten vom Stamm Simeon: 59.300.
Bedeutung der Wiederholung und der Musterung
Stämme werden gemustert, und wenn ihr das Kapitel lest, erscheint es euch vielleicht sehr monoton, da für jeden Stamm genau derselbe Wortlaut wiederholt wird. Das bedeutet jedoch etwas. Zwölfmal wird dasselbe gesagt, und am Ende merken wir – oder vielleicht schon bevor wir am Ende sind – dass jede Bezeichnung und jedes Wort ein bestimmtes Gewicht und eine besondere Bedeutung hat.
Ich möchte jetzt nur auf einige Ausdrücke eingehen, nicht auf alle. Gott spricht hier in der Wüste, aber er spricht auch im Zelt der Zusammenkunft. Das umreißt die gesamte Situation, in der sich das Volk Gottes befindet, und wirft ein scharfes Licht auf unseren Stand. Einerseits sind wir in der Welt, wir sind unterwegs zum Ziel, und wir befinden uns in einer lebensfeindlichen Umgebung.
Der Herr Jesus nennt als Fürsten dieser Welt nicht sich selbst, sondern den Satan. Dort, wo er diesen Ausdruck „Fürsten dieser Welt“ verwendet, charakterisiert er ihn als den Lügner und Menschenmörder. Das heißt: Er ist derjenige, der alles Leben, das von Gott kommt, auslöschen, vernichten und austreten will. Der Satan hasst das Leben. Deshalb hasst der Feind Gottes auch dieses Zeugnis des Lebens, das Gott in der Welt hat: dass er, der lebendige Gott, unter seinen Menschen wohnt.
Wir befinden uns also in einer lebensfeindlichen Umgebung. In unserer Mitte steht die Stiftshütte, das Zelt der Zusammenkunft, die Wohnung Gottes. Er wohnt unter uns, und das verleiht dieser Versammlung der Israeliten ihre einzigartige Bedeutung. Denn Gott ist in ihrer Mitte. Ohne diese Gegenwart Gottes wären sie nichts Besonderes. Sie wären viel bedeutungsloser als die Ägypter, die Babylonier oder die Assyrer – nur ein kleines Häuflein unwichtiger Leute.
Jetzt aber wohnt Gott unter ihnen. Er redet aus seinem Haus und ordnet alles im Blick auf sein Haus. Er setzt alles in Beziehung zu seinem Haus. Um das zu tun, werden zunächst einmal alle erfasst. Jeder wird gemustert. Jeder ist in den Augen des Erlösers Gottes wichtig, jeder wird zur Kenntnis genommen und an seinen Platz gesetzt.
Wir lesen in Vers 2: „Nehmt auf die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israel nach ihren Geschlechtern, nach ihren Vaterhäusern.“ Das erinnert an die Herkunft. In Vers 19 steht: „Sie ließen sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen.“ Es wurden also jene verzeichnet, die in Israel geboren waren und zu diesem Volk, zu seinem Stamm Israel gehörten.
Die Geburt, auf die Geburt wird zunächst Wert gelegt. Unsere Geburt – wir sind aus Gott geboren, wie es in Johannes 3 und Johannes 5, Vers 4 heißt. Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. Wir werden hier also an unsere Herkunft erinnert, an unsere Stellung als Söhne Gottes, des Gottes, der in unserer Mitte wohnt.
Die Bedeutung der männlichen Musterung und des Alters
Aber dann heißt es, es werden nicht alle gezählt, die Frauen werden nicht gezählt, die Kinder werden nicht gezählt. Nun, wir müssen hier beachten, dass das Alte Testament auf seine Weise spricht. In der Sprache des Alten Testaments stehen die Männer – wir können das im Neuen Testament nachschlagen – für das Verwirklichen der Absichten Gottes. Das Weibliche steht für das mehr passive Empfangen der Segnungen Gottes.
Also werden im Vers 2 nur die Männer gezählt, nach der Zahl der Namen aller Männlichen. Lasst uns 1. Korinther 15 dazu aufschlagen, zu diesem Ausdruck „die männlichen“. In 1. Korinther 16, Vers 13 heißt es: „Wachet, steht fest im Glauben, seid männlich, seid stark!“ Diese Aufforderung „Seid männlich“ ist natürlich nicht so zu verstehen, dass die Frauen sich als Männer benehmen sollen, denn hier sind auch die Schwestern angesprochen.
Auch die Schwestern sollen im geistigen Sinn männlich sein. Das heißt, sie sollen Entschiedenheit und Entschlossenheit zeigen, Kampfbereitschaft, die Bereitschaft, die Gedanken Gottes zu verwirklichen und auszuleben. Männlich sein heißt, entschlossen für Gott handeln.
Darum also die Männlichen. Das ist ein Erfordernis für solche, die aus Gott geboren sind. Wenn sie die Kämpfe Gottes kämpfen wollen, dann können sie nicht passiv bleiben. Sie haben von Gott einen Auftrag und die Verantwortung, das, was Gott in ihre Hände gelegt hat, auszuführen, auszuüben und für die Wahrheit Gottes zu streiten. „Seid männlich, seid stark!“
Dann im Vers 3: „von 20 Jahren und darüber“. Es werden also keine Säuglinge in Christus als Streiter für den Herrn angesehen, sondern solche, die gewachsen sind, die zu Jünglingen und zu Kämpfern geworden sind.
Lasst uns dazu 1. Johannes 2 aufschlagen, Verse 12, 13 und 14: „Ich schreibe euch Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ Damit beginnt die Sündenvergebung und das Bewusstsein der Gotteskindschaft.
„Ich schreibe euch Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist.“ Und: „Ich schreibe euch Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.“ Das sind solche, die zwanzig Jahre sind, jetzt im übertragenen Sinn gesprochen, solche, die gelernt haben zu widerstehen, zu kämpfen und zu überwinden.
Wir sehen hier, dass Gott erwartet, dass wir nicht Zeuglinge bleiben, sondern irgendwann einmal erwachen für unseren Auftrag, für unsere Aufgabe, für den Dienst, für den Kampf, den er uns verordnet hat. Dass wir uns von ihm mustern lassen, einreihen lassen und von ihm verwenden lassen im Kampf für sein Zeugnis auf dieser Erde, in dieser Welt.
Von zwanzig Jahren und darüber. Und dann steht im Vers 3: „wozu – jeden, der zum Heere auszieht in Israel.“ Hier nun steht es direkt: Es geht um das Ausziehen im Heer zum Streit.
Der Kampf für das Zeugnis Gottes
Wartet noch, dies im Vers 3: Von zwanzig Jahren und darüber – jeden. Gott will jeden, jeden! Wir können diese Verantwortung nicht auf andere abschieben, nicht auf Spezialisten, Prediger, Pastoren, Missionare oder Theologen.
Ob alle diese Personen Kämpfer sind, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall falsch zu glauben, es gäbe nur Spezialisten, die dazu berufen seien. Jeder Gläubige, jeder Erlöste sollte so weit kommen, dass er zwanzig Jahre alt wird, gemustert werden kann und von Gott platziert wird, um mitzustreiten und mitzukämpfen für die Sache des Herrn in dieser Welt.
Nun, um was für einen Kampf geht es? Wir haben in verschiedener Hinsicht und auf verschiedenen Ebenen zu kämpfen. Es geht hier nicht um persönliche Kämpfe. Auch nicht um Gewissenskämpfe und Nöte. Es geht nicht um das Ringen um die Heilsgewissheit.
Ebenso wenig geht es um den Kampf, der im Epheserbrief beschrieben wird. Im Epheserbrief wird uns der Kampf erklärt, den wir führen müssen, um zuerst unsere geistlichen Segnungen zu erkennen, die uns in Christus bereitet sind. Dann sollen wir uns diese Segnungen im Glauben aneignen und darin leben.
Darum geht es im Epheserbrief, Kapitel 6. Ihr kennt sicher einigermaßen den Inhalt des Epheserbriefes. Er beginnt damit, uns in den ersten drei Kapiteln zu beschreiben, was uns Gott in Christus bereitet hat, wozu wir in Christus geworden sind, welche Stellung und welchen Teil wir in den himmlischen Örtern haben.
Am Ende des Briefes werden wir daran erinnert, dass wir darum kämpfen müssen, diese Segnungen zu erkennen und uns praktisch anzueignen, um darin zu leben. In Epheser 6, Verse 10-20 wird dieser Kampf erwähnt und die Bewaffnung beschrieben, die uns gegeben ist, um diesen Kampf zu führen.
Übrigens heißt es dort: Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an usw. Ich gehe jetzt nicht näher darauf ein. Der Kampf des Epheserbriefes ist hier nicht gemeint.
In 4. Mose geht es um die Verteidigung, um die Bewahrung des Zeugnisses Gottes. Es ist der Kampf für die Wahrheit des Evangeliums, der Kampf für die im Wort Gottes geoffenbarte Wahrheit, die von allen Seiten angegriffen wird.
Von diesem Kampf sprechen auch die Briefe der Apostel. Ebenso lesen wir davon in der Apostelgeschichte. Gestern wurde bereits einiges dazu gesagt, wie die Wahrheit des Evangeliums angegriffen wird. Diese Wahrheit muss um jeden Preis verteidigt werden.
Wir müssen bereit sein, etwas zu riskieren. Wer für die Erhaltung der Wahrheit kämpft, wer für das Evangelium kämpft, stellt sich Geschützen bloß. Wenn du anfängst, Stellung zu beziehen für den Herrn, für sein Wort, und Irrtum ablehnst, dann wirst du merken: Das ist ein Kampf.
Du machst dich nicht beliebt bei vielen. Du wirst angegriffen werden und viel Unangenehmes erleiden müssen. Aber dieser Kampf ist uns verordnet, und er ist es gewiss wert, geführt zu werden.
Sollen wir denn nicht darum ringen, dafür kämpfen, dass diese großartigen Heilswahrheiten, ja diese großartigen Heilstatsachen bewahrt bleiben? Dass Gott in dieser Welt seine Heiligen hat, dass er diese Heiligen um sich versammelt hat, dass er in ihrer Mitte wohnt und sich offenbart?
Sollen wir das nicht verteidigen?
Beispiele aus dem Neuen Testament zum Kampf für den Glauben
Ich möchte einige Verse aus dem Neuen Testament lesen, und zwar Kolosser 2, Vers 1.
Ich denke, dass wir uns das in unserer Zeit besonders in Erinnerung rufen müssen – in einer Zeit des Ausgleichs, in einer Zeit des Kompromisses, in einer Zeit der Bequemlichkeit. Es ist eine Zeit, die die Konfrontation scheut.
Kolosser 2, Vers 1 lautet: „Ich will, dass ihr wisst, welch großen Kampf ich um euch und die in Laodizea habe, obwohl ich mein Angesicht im Fleische nicht gesehen habe.“
Paulus kämpft hier also einen Kampf um die Bewahrung der Lehre in Kolosse und damit auch um das Zeugnis des Hauses Gottes. Denn in Kolosse begannen falsche Lehren einzudringen. Wenn sich diese Lehren ausgebreitet hätten, dann wäre das Zeugnis zerstört worden.
Ich war einmal in Kolosse. Man kann die Ruinen von Kolosse noch heute sehen, aber es ist nicht mehr viel übrig. Das Zeugnis ist zerstört worden, es wurde durch falsche Lehren angegriffen. Diese falschen Lehren haben das Zeugnis unterwandert.
Paulus kämpft darum, und nicht nur er. Auch andere kämpfen. Wir lesen von Epaphras, der für das Zeugnis in Kolosse ringt.
Kolosser 4, Vers 12 sagt: „Es grüßt euch Epaphras, der für euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt.“
Er ringt und kämpft in den Gebeten, damit ihr steht, vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes. Damit ihr erkennt, was Gott gesagt hat, was Gott will, was seine Gedanken sind, und damit ihr die fremden Gedanken abweist.
Dann lesen wir in 2. Timotheus Kapitel 1, Verse 8 und 9, sowie Kapitel 2, Vers 3: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium nach der Kraft Gottes.“
Leide Trübsal mit dem Evangelium – das heißt im Kampf für die Verteidigung und Ausbreitung des Evangeliums.
In Kapitel 2 lese ich ab Vers 1: „Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“
Hier geht es also um das Glaubensgut, und das gilt es zu verteidigen.
Vers 3 lautet: „Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann Jesu Christi.“
Timotheus war also einer, der sich hatte mustern lassen und sich in die Schlachtreihen des lebendigen Gottes einfügen ließ.
Im Judasbrief, Kapitel 1, Vers 3 heißt es: „Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den heiligen, überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Hier haben wir also jemanden, der ein Levit und ein Streiter ist. Zuerst wollte er einen Levitendienst tun, also die Gläubigen unterweisen und sie so in ihrem Glauben erbauen. Doch dann merkte er: Nein, die Notwendigkeit ist jetzt zu kämpfen.
Er sagt: „Ich war genötigt, euch zu schreiben, euch zu ermahnen, für den einmal den heiligen, überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Der Glaube ist hier natürlich nicht der persönliche Glaube, durch den wir errettet werden, sondern die Glaubenslehre, die uns von den Aposteln überliefert worden ist. Und für diese Glaubenslehre gilt es zu kämpfen.
Er sah sich genötigt, die Empfänger dieses Briefes dazu aufzurufen. Wenn es damals nötig war, dann ist es auch heute nötig.
Der ganze 2. Korintherbrief ist besonders ein Kampf für die Wahrheit, für die Verteidigung des Zeugnisses Gottes in Korinth. Das Zeugnis wurde angegriffen, die Wahrheit wurde angegriffen.
Das geschah in Korinth, indem man die Person des Paulus angriff. Das macht man manchmal auf diesem Umweg: Nicht direkt zu sagen, diese Lehre oder diese Botschaft ist falsch, sondern zu sagen: „Schau doch diesen Mann an. Mit dem stimmt auch einiges nicht. Du musst ihn nicht so ernst nehmen.“
So wurde das Zeugnis in Korinth angegriffen. Paulus schreibt deshalb den 2. Korintherbrief, um das Zeugnis zu verteidigen.
Er sagt in 2. Korinther 11, Vers 4 – den Vers haben wir übrigens gestern auch gehört: „Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ihr ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr es gut.“
Ein anderes Evangelium, ein anderer Geist, ein anderer Jesus – das sind Dinge, mit denen wir es zu tun haben.
Das Wort Gottes, das Evangelium, das Zeugnis Gottes wird angegriffen, und wir müssen es verteidigen.
Ich denke, dass ich später noch einmal auf diesen Vers zurückkommen werde: 2. Korinther 11, Vers 4. Ich möchte dann darauf eingehen, in welcher Weise heute besonders ein anderer Jesus, ein anderer Geist und ein anderes Evangelium gepredigt wird und wo besonders der Feind ansetzt.
Die Rolle von Mose, Aaron und den Stammesführern bei der Musterung
In 4. Mose 1 wird beschrieben, dass Mose und Aaron die Israeliten mustern. In Vers 5 heißt es: „Dies sind die Namen der Männer, die euch beistehen sollen.“ Diese Männer standen ihnen also bei der Musterung bei.
In den Versen 18 und 19 steht: „Und sie versammelten die ganze Gemeinde, und so musterte man sie, wie der Herr dem Mose geboten hatte, in der Wüste Sinai.“ Somit waren Mose, Aaron und die Häupter der Stämme an der Musterung beteiligt.
Mose war der von Gott berufene Mittler zwischen Gott und dem Volk. Er war der Anführer, der ihnen voranging. Im fünften Buch Mose wird er sogar König in Jeschurun genannt, zum Beispiel in 5. Mose 33,5: „Und er ward König in Jeschurun, als sich versammelten die Häupter des Volkes, die Stämme Israels allzumal.“ Wahrscheinlich bezieht sich das auf Mose, denn er war auf alle Fälle der Führer des Volkes.
Mose ist somit ein Bild auf Christus als den Herrn, der seinem Volk vorangeht und ein Anrecht darauf hat, dass sein Volk ihm untertan ist. Mose ist es, der mustert. Es ist der Herr, der von uns fordert, dass wir uns von ihm einreihen und platzieren lassen.
Dazu ist der Herr gestorben und wieder lebendig geworden, damit er herrschen kann – sowohl über Tote als auch über Lebende (Römer 14). Er hat uns erkauft und damit ein Besitzrecht auf uns (1. Korinther 6,19-20): „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden.“ Das Volk ist erlöst worden, und wir sind um einen Preis erkauft worden. Deshalb sollen wir Gott in unserem Leib verherrlichen.
Weil wir erkauft worden sind, gehören wir nicht uns selbst. Wenn der Herr uns mustern will, dann hat er einfach ein Anrecht darauf. „Du gehörst mir, ich habe einen Auftrag für dich, eine Aufgabe für dich. Du sollst mitkämpfen und meine Kämpfe in dieser Welt kämpfen.“
Auch Aaron musterte mit. Aaron war als hoher Priester ein Bild auf den himmlischen hohen Priester Jesus Christus. Jesus steht uns als unser hoher Priester bei, stärkt uns, befähigt uns und ermuntert uns. Das bedeutet, dass wir nie überfordert sind.
Der Herr fordert Gehorsam, aber er steht uns auch bei und stärkt uns. Durch seinen hohen priesterlichen Dienst sorgt er dafür, dass wir nicht verzagen. Das soll uns ermutigen.
Die Häupter, also die Führer der zwölf Stämme Israels, beteiligten sich ebenfalls an der Musterung. Oft waren es Vorbilder unter den Brüdern, die uns ermutigt und geholfen haben, unseren Platz zu erkennen und unseren Dienst zu tun.
Wir denken an Mose, der dafür sorgte, dass Josua zu dem wurde, was er war. Wir denken an Paulus, der seinen Timotheus hatte. Viele von uns haben solche geistlichen Vorbilder oder geistliche Väter, die ihnen Ermutigung, Beistand, Wegweisung und Hilfe sein konnten.
Die Ordnung des Lagers um die Stiftshütte
So hat Gott also das Volk gemustert. In Kapitel 2 sehen wir dann, wie er das Volk ordnet und an seinen Platz setzt.
In Kapitel 2, Verse 1 bis 9, lesen wir: Der Herr redete zu Mose und Aaron und sprach: Die Kinder Israel sollen sich lagern, ein jeder bei seinem Panier, bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser. Dem Zelte der Zusammenkunft gegenüber sollen sie sich ringsum lagern.
Zunächst lagern die gegen Osten, gegen Sonnenaufgang, die das Panier des Lagers Juda tragen, nach ihren Heeren. Der Fürst der Söhne Judas ist Nachschon, der Sohn Aminadabs, und sein Heer und ihre Gemusterten zählen 74. Alle Gemusterten vom Lager Juda sind 186.400 nach ihren Heeren. Sie sollen zuerst aufbrechen.
Wir sehen also, dass Gott das ganze Volk, das er gemustert hat, um die Stiftshütte anordnet und lagern lässt. Er teilt die zwölf Stämme in vier Gruppen auf, jeweils drei Stämme. Jeder Israelit steht so in Beziehung zur Wohnung Gottes. Gleichzeitig steht auch jeder Israelit in der von Gott gewollten Beziehung zu seinem Nächsten, zu seinem Nachbarstamm, zu dem, der ihm am nächsten ist. Jeder hat seinen Platz in seiner Familie, in seinem Vaterhaus.
Genauso hat der Herr uns durch die Wiedergeburt mit sich verbunden. Wir gehören ihm, wir sind ihm untertan, und er ist unser Haupt. Dadurch hat er uns auch in Beziehung gesetzt zu den Geschwistern in der örtlichen Versammlung, wo wir sind. Auch die Versammlung, in der wir wohnen, hat er in Nachbarschaft mit anderen Versammlungen gestellt. So stehen wir auch in Beziehungen zueinander.
All das geht von dem Gott aus, der in ihrer Mitte wohnt. Die Stiftshütte steht in der Mitte, und rundherum lagern von ihm platziert die zwölf Stämme. Das muss ein großartiger Anblick gewesen sein: in der Wüste die Wohnung Gottes und rundherum, nach Gottes Willen gelagert, die zwölf Stämme.
Dann heißt es, dass ein jeder sich bei seinem Panier lagert. Was ist das Panier? Das Panier ist ein Feldzeichen, eine Fahne, die vorangeht, die jemand im Kampf trägt.
Was ist unser Feldzeichen? Wer ist unser Panier?
Wir lesen in 2. Mose 17, Vers 15: Mose baute einen Altar und gab ihm den Namen „Der Herr, mein Panier“, nachdem die Israeliten einen erfolgreichen Kampf gegen die Amalekiter geführt hatten. Der Herr ist mein Panier.
Wir schlagen auch auf in Jesaja 11, Vers 10: „Und es wird geschehen an jenem Tag, dass der Wurzelspross Isais, das ist der Messias, als Panier der Völker dasteht. Er wird eines Tages der große Sammler der Völker sein, die sich um ihn scharen.“ Jesaja 11,10.
Das Panier, hebräisch Nez, ist das Kampfzeichen, vergleichbar mit dem römischen Signum, das vorangetragen wurde.
In Daniel 31, Verse 8 und 9, heißt es: „Und Syrien wird durch ein Schwert nicht eines Mannes und ein Schwert nicht eines Menschen vergehen. Es wird verzehrt, vor dem Schwert fliehen, und seine Jünglinge werden fromm werden. Sein Fels, der Fels der Assyrer, wird vor Schrecken entweichen, und seine Fürsten werden vor dem Panier verzagen.“
Das ist der Gott Israels, der für Israel streitet. Der Herr selbst ist also ihr Panier.
So sehen wir, dass einerseits das ganze Volk auf die Stiftshütte ausgerichtet ist, auf den Ort, an dem Gott in ihrer Mitte wohnt. Das gilt auch für unser ganzes Leben: Der Herr ist unser Zentrum, er ist das Zentrum des Volkes Gottes, die Mitte des Volkes Gottes.
Aber er ist auch unser Bezugspunkt in unserem engeren Kreis der Beziehungen, in dem wir stehen. Er ist unser Panier, und als unser Panier ist er der, der uns im Streit vorangeht.
Wir können wirklich sicher sein – dessen können wir gewiss sein –, wenn wir nach den Ordnungen und Gedanken Gottes leben und uns versammeln. Wenn wir diese Gewissheit haben und es auch zutrifft, dass der Herr in unserer Mitte wohnt, dann dürfen wir sicher sein: Wenn wir in seinem Namen für die Verteidigung seines Zeugnisses kämpfen, dann kämpft er für uns.
Denn es ist sein Haus, es ist seine Sache, es ist seine Ehre. Dann ist er wahrlich unser Panier, der vorangeht und vor dem die Feinde Gottes zurückweichen.
Wir lesen das in 4. Mose 10, Vers 35: „Es geschah, wenn die Lade aufbrach, so sprach Mose hierauf: Herr, dass deine Feinde sich zerstreuen und deine Hasser vor dir fliehen.“
Die Hasser, die Mächte der Finsternis, die das Zeugnis Gottes hassen und zerstören wollen, die auf alle möglichen Arten versuchen einzudringen, das Zeugnis anzutasten und zu verderben – sie bedienen sich natürlich der Menschen, um dieses Ziel zu erreichen.
Diese Feinde Gottes müssen vor der Gegenwart Gottes zurückweichen.
Die Schutzordnung des Lagers und die Bedeutung der Unterordnung
Ich glaube, wir müssen jetzt eine Pause machen. Wann haben wir genau angefangen? Vor ein paar wenigen Minuten.
Beachten wir hier die Reihenfolge in 4. Mose 2: Die Kinder Israels sollen sich lagern, jeder bei seinem Panier, bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser. Das haben wir jetzt gehört. Dann sollen sie dem Zelt der Zusammenkunft gegenüber ringsum lagern.
Alle Stämme werden in diese Dreiergruppen eingeteilt und dem Zelt der Zusammenkunft zugeordnet: Das Panier des Lagers Juda im Osten (Vers 3), dann im Vers 10 das Panier des Lagers Ruben gegen Süden, im Vers 18 das Panier des Lagers Ephraim nach ihren Heeren gegen Westen und im Vers 25 das Panier des Lagers Dan gegen Norden – also von allen vier Seiten.
Gott platziert sie so, dass das Zeugnis vollkommen von allen Seiten geschützt ist. Aber es beginnt damit, dass sein Volk sich ihm unterordnet und sich von ihm platzieren lässt.
Im Neuen Testament lesen wir, dass die vom Herrn gegebenen Gaben und Dienste verteilt werden. Er verteilt sie so, dass sein Werk vollkommen wachsen und gedeihen kann und von allen Seiten geschützt wird.
Doch was steht am Anfang? Am Anfang steht in 1. Korinther 12 eine lange Aufzählung von Gaben und Diensten. Aber was steht am Anfang? Vers 3: „Deshalb tue ich euch kund, dass niemand, der im Geist Gottes redet, sagen kann: Fluch über Jesus! Niemand kann sagen: Herr Jesus!, als nur im Heiligen Geist.“
Wenn Jesus Herr ist und der Geist Gottes bewirkt, dass wir das erkennen und uns ihm unterordnen, weil er Herr ist, dann kann er platzieren. Dann werden die Geschwister von ihm zueinander in Beziehung gesetzt. Dann ist Harmonie möglich.
Es ist wirklich so: Aller Mangel, alle Disharmonie, alle Unordnung und alles Geschrei, das in den Versammlungen vorkommt, liegt daran, dass Eigenwille da ist. Das ist ganz einfach so. Wenn das Haupt nicht ordnet und nicht jeder in Beziehung zum Herrn selbst, zu seinem Wohnort gesetzt ist, sondern viel Eigenes da ist, dann ist das eine beschämende, demütigende und leider traurige Realität.
Das Gleiche finden wir in Epheser 4. Bevor dort von den Gaben gesprochen wird, also bevor sie aufgezählt und genannt werden, heißt es in Vers 8: „Hinaufgestiegen in die Höhe hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.“
Er ist der Erhöhte, und er hat die Seinigen an sich gebunden. Wir sind seine Gefangenen, Sklaven, Knechte Jesu Christi. Wenn das der Fall ist, dann kann er setzen.
In Vers 11 heißt es: „Er hat die einen gesetzt oder gegeben als Apostel, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten.“
Diese Gaben dienen „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi.“ Das ist der Dienst der Leviten.
Und dann in Vers 14: „Das ist der Dienst der Krieger, auf dass wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listigem Irrtum.“
