Der Zeitpunkt für dieses Referat, diesen Vortrag, ist für mich nicht ganz günstig, da ich um diese Zeit normalerweise gerade von meiner Siesta am Vormittag aufstehe. Als ältere Person ist man auf so etwas schon mal angewiesen und kommt dann nicht so richtig in Fahrt.
Da ich heute jedoch auf die Siesta verzichtet habe, hoffe ich, dass es etwas besser geht. Außerdem ist hier niemand, der ein Nickerchen macht. Das kann ich von hier oben sehr gut beobachten. Wenn ich dann eine längere Pause mache, weiß derjenige, dass es Zeit ist, wieder aufzuwachen.
Ja, und ich habe auch noch eine Cola dabei, für alle Fälle. So wollen wir nun in unser Thema einsteigen: biblische Erziehungsziele. Ich denke, wir haben heute Morgen bereits gehört, wie wichtig es ist, uns neu zu vergegenwärtigen, wie die Ehe entstanden ist und was das Ziel einer biblischen Ehe ist.
Nämlich, dass das Verhältnis von Christus und der Gemeinde sichtbar wird – die Liebe des Herrn zu seiner Gemeinde, die Liebe des Ehemanns zu seiner Frau und die Unterordnung der Gemeinde gegenüber Christus. Diese Haltung spiegelt sich auch in der Beziehung der Ehefrau zu ihrem Mann wider.
Uns wurde auch ziemlich eindrücklich vermittelt, wie diese Haltung gefördert werden kann, indem beide ihren Part auf die rechte Weise vom Herrn annehmen – die Liebe Christi als Vorbild. Ich denke, das, was von den Ehemännern erwartet wird, ist sicher nicht einfacher als das, was von den Frauen erwartet wird.
Wenn wir unseren Frauen in dieser Liebe begegnen, dann zeigen auch sie entgegen dem allgemeinen Trend in dieser Welt die richtige Haltung. Das hat natürlich sehr große Auswirkungen auf die Kinder. Das gelebte Vorbild der Eltern ist die beste Erziehungsmethode.
Es wird uns dann auch leichter fallen, den Kindern tatsächlich so zu helfen, dass sie sich in einer Weise entwickeln, die dem Herrn gefällt, und dass der Herr sie als seine Zeugen gebrauchen kann.
Ich habe vier Erziehungsziele hier aufgelistet. Es gibt natürlich noch mehr, aber ich glaube, diese vier sind die wichtigsten. Auch in der Reihenfolge, in der ich sie vortragen werde, denke ich, mit dem Wichtigsten zu beginnen.
Obwohl die anderen Ziele durchaus ihre Bedeutung haben, ist das allerwichtigste Erziehungsziel das, was ich zunächst noch nicht nennen möchte. Zuerst werde ich einige Bibelstellen vorlesen und dann eine Frage stellen, ob wir begriffen haben, worum es geht – was das wichtigste Erziehungsziel ist, soweit ich es selbst erkenne.
Die erste Bibelstelle steht im ersten Buch Samuel, Kapitel 15, Vers 22:
Und Samuel sprach: Hat der Herr gefallen an Brandopfern und Schlachtopfern, wie daran, dass man der Stimme des Herrn gehorcht? Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder. Denn wie Sünde der Wahrsager heißt, so ist Widerspenstigkeit und Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst.
Das ist die erste Stelle.
Die zweite ist etwas, was mein Bruder Werner inhaltlich uns bereits vorgestellt hat, in Verbindung mit diesem ungeheuren Kampf unseres Herrn im Garten Gethsemane. Darauf nimmt Paulus meines Erachtens auch Bezug in Philipper 2,5-8:
Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der, der in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist. In seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Er wurde gehorsam bis zum Tod.
Und da gibt es eine dritte Stelle, die mir persönlich immer sehr zu Herzen geht. Ich kann das sehr gut verstehen, wie Werner Möcher eben Gethsemane erwähnte, wo der Herr seinen Vater bittet, wenn es möglich ist, dass dieser Kelch an ihm vorübergehe. Für mich ist das auch einer der dramatischsten Höhepunkte der gesamten Weltgeschichte.
Wie der Herr sich dem Willen des Vaters fügt, ist einfach einzigartig. Darüber schreibt dann auch der Schreiber des Hebräerbriefes, Kapitel 5, Verse 7-9:
Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl Bitten als Flehen dem, der ihn aus dem Todesverrat vermochte, mit starken Schreien und Tränen dargebracht hat und wegen seiner Frömmigkeit erhört worden ist. Obwohl er Sohn war, lernte er an dem, was er litt, den Gehorsam. Und vollendet worden ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden.
Haben wir gemerkt, was das erste und nach meinem Dafürhalten wichtigste Erziehungsziel ist? Wer gibt die Antwort? Die Erziehung zum Gehorsam.
Denn die letzte Stelle, die wir gelesen haben, macht deutlich, dass, wer das gelernt hat, für den ist es nur noch ein kleiner Schritt im Hinblick auf Bekehrung, das Heil, die Wiedergeburt. Der Jesus ist dem, der ihm gehorcht.
Und die Erziehung soll dahinführen, dass wir unseren Kindern beibringen, was Gehorsam heißt, zunächst einmal gegenüber menschlichen Autoritäten. Das ist die Voraussetzung, dass es dann zum Gehorsamsschritt kommt.
Denn jede Bekehrung ist ein Gehorsamsschritt. Es geht ja in der Bekehrung nicht nur darum, dass mir die Sünden vergeben werden. Das ist natürlich das, was uns am meisten interessiert – auch zu Recht.
Aber es geht in der Bekehrung auch darum, dass ich den Herrscher wechsle. Nicht mehr der Teufel ist mein Führer oder der mich beeinflusst und in die falsche Richtung zieht, sondern der Herr Jesus Christus.
Deswegen hörten wir heute Morgen auch öfter in den Vorträgen von dem Herrn Jesus. Wir reden nicht nur einfach von Jesus, sondern von dem Herrn Jesus.
Und in der Bekehrung geht es darum, dass ich ihm gehorsam werde, ihm die Treue schwöre und dem Gehorsam dann auch im täglichen Leben zeige.
Was das im Einzelnen bedeutet, werden wir noch an der einen oder anderen Stelle hören.
Die Situation damals bei der ersten Stelle betrifft Saul, den König Saul, der von Gott den Auftrag erhielt, ein bestimmtes Volk auszurotten. Die Gründe dafür haben wir im ersten Vortrag bereits gehört. Es ging darum, die Kanaaniter auszurotten. Diese Ausrottung wurde vom Volk Israel nur unvollständig ausgeführt. Dadurch entstanden immer wieder Probleme. Eines dieser Probleme war der Feldzug, den Saul durchführen sollte, um die Gegner, insbesondere die Amalekiter, endgültig auszurotten.
Bei Saul sehen wir etwas, das heute oft positiv bewertet wird. Er wirkt wie ein Mann, der seinen Feinden gegenüber eine gewisse Güte zeigt. Großzügig verschont er den König der Amalekiter. Man würde heute sagen, das war menschenfreundlich und sehr positiv zu sehen. Feindesliebe wird sogar in Matthäus 5, der Bergpredigt, betont: „Liebet eure Feinde, tut wohl denen und so weiter.“
Wir befinden uns jedoch in 1. Samuel 15 im Alten Testament. Heute Morgen haben wir gehört, dass die Ausrottung der Völker eine Präventivmaßnahme war. Sie sollte verhindern, dass das Volk Israel in dieselben Sünden verfiel und dass sich das Gericht womöglich auf die gesamte Menschheit ausdehnte. Deshalb musste radikal vorgegangen werden. Gott hatte diesen Auftrag erteilt.
Saul widersetzte sich dem Befehl Gottes aus eigenen Motiven, die wir nicht genau kennen und auf die ich nicht spekulieren möchte. Er verschonte den König und auch bestimmtes Vieh. Dies können wir in der Bibel nachlesen.
Samuel, den wir heute als Sauls persönlichen Seelsorger bezeichnen würden, wurde mit einer Botschaft Gottes zu ihm geschickt. Was Samuel im Auftrag Gottes sagt, ist außergewöhnlich. Wer sich näher informieren möchte, kann das Buch von Werner Möcher über die Opfer lesen. Dort wird erklärt, welchen Stellenwert die Opfer in Gottes Augen hatten. Sie waren das Höchste, was damals im Gottesdienst möglich war, um Gott zu ehren. Diese Opfer werden in den Mosebüchern dargestellt.
Samuel sagt hier: „Hat der Herr Gefallen an Brandopfern und Schlachtopfern?“ – das sind die Opfer, die in 3. Mose 1 und 3 beschrieben sind. Er stellt dem entgegen, dass Gehorsam besser ist als Schlachtopfer. Damit wird deutlich, dass selbst das Höchste, was ein Israelit im Gottesdienst durch Opfer bringen konnte, im Vergleich zur richtigen Haltung – dem Gehorsam gegenüber Gott – zurücktritt.
Im Neuen Testament wird dieser Gedanke nahtlos fortgeführt. Die Herrschaft unseres Herrn und das Tun seines Willens sind zentrale Themen. Das ist wichtiger als alles andere, was wir für Gott tun und opfern können. Der Gehorsam, den ich als „einfältig“ bezeichne, ist nicht dumm, sondern bedeutet Gehorsam ohne Kompromisse, weil Gott es so gesagt hat.
Deshalb ist es wichtig, die Bibel wörtlich zu nehmen, wenn der Text wörtlich Sinn ergibt. Wenn das nicht der Fall ist, sucht man nach ähnlichen Bibelstellen, Allegorien oder Typen und erhält in der Regel eine Antwort. Aber wo der Text wörtlich Sinn macht, sollte man nicht davon abweichen.
Vielleicht ist es für den einen oder anderen neu, dass es im Neuen Testament mehr Gebote gibt als im Alten Testament. Das ist erstaunlich, denn schon in der Bergpredigt wird deutlich, dass das, was der Herr von seinen Jüngern erwartet, weit über das hinausgeht, was im Alten Testament verlangt wurde.
Das Neue für diejenigen, die unter der Gnade leben, ist, dass Gott uns die Kraft gibt, seinen Willen auszuführen. Diese Kraft kommt durch den in uns wohnenden Heiligen Geist. Das ist der Unterschied. Das Alte Testament und das alte Gesetz erwarten viel, geben aber nicht die Kraft, es zu halten. Die neutestamentlichen Gebote hingegen sind durch den Geist Gottes in uns haltbar.
Wir sind dadurch in der Lage, die Begierden des Leibes zu überwinden und die alte Natur im Tod zu halten. Es gelingt uns nicht immer, aber wir stehen nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde. Das sagt Römer 6 ganz klar.
Wir leiden noch unter der Gegenwart der Sünde. Erst wenn wir bei Jesus in der Herrlichkeit sind, werden wir von der Gegenwart der Sünde befreit. Bis dahin haben wir damit zu kämpfen. Wir müssen alle beklagen, dass wir immer wieder in die Sünde zurückfallen.
Doch es gibt ein wunderbares Mittel: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben und uns von aller Ungerechtigkeit zu reinigen. So wird die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt. Die Freude des Heils kehrt zurück, die Freude an unserem Herrn, wenn wir im Lichte wandeln.
Johannes meint damit in 1. Johannes 1, im Lichte des Wortes Gottes zu leben. Durch Gottes Wort erkennen wir, wo wir nicht seinen Willen getan haben. Wenn wir das bekennen und Gott um Kraft bitten, in Zukunft seinem Willen zu entsprechen, erfahren wir diese Kraft und machen Fortschritte.
Die Siege im geistlichen Leben werden häufiger, und die Niederlagen sollten abnehmen. Das Ziel, völlig frei von der Sünde zu werden, wird jedoch niemand hier erreichen. Wer das behauptet, betrügt sich selbst, so sagt Johannes in 1. Johannes 1.
Ein Erkennungszeichen der Wiedergeburt ist jedoch, dass wir den Willen Gottes tun wollen, auch wenn es nicht immer gelingt. Wir wollen ihm gehorchen.
Und seht, wenn unsere Kinder nach dem Erziehungsmodell aufwachsen, das Jean-Jacques Rousseau, der kurz vor der Französischen Revolution lebte, entwickelt hat. Ich denke, unser Jun weiß das noch: 1789. Rousseau schloss seine Augen kurz davor, aber er war der Wegbereiter seiner Ideen für die Französische Revolution.
Dieser Mann hat Erziehungsromane geschrieben. Der bekannteste heißt Emile. In diesem Erziehungsroman versucht er, die Erkenntnisse der Aufklärung und des Humanismus im Hinblick auf Pädagogik einzubauen.
Seine Maxime, ich sage es jetzt mal mit meinen Worten, so genau steht das nicht da, aber vom Inhalt her ist das das Ergebnis seines Romans: Die beste Erziehung ist die Abwesenheit von Erziehung. Das klingt ein bisschen komisch und ist im Grunde auch komisch. Die beste Erziehung ist die Abwesenheit von Erziehung.
Das liegt im humanistischen Menschenbild, das die Leute damals durch den aufkommenden Humanismus in Verbindung mit der Aufklärung bekamen. Dieses Menschenbild steht im Gegensatz zum biblischen Menschenbild. Das biblische Menschenbild macht deutlich: Der Mensch wird als Sünder geboren. Und weil er diese sündige Natur von Adam her hat, wird er eines Tages auch tatsächlich eigene, selbstständige Sünden begehen.
Er wird nicht erst zum Sünder, weil er sündigt, sondern er sündigt, weil er bereits mit einer sündigen Natur auf die Welt gekommen ist. Das ist das biblische Menschenbild.
Der Humanist sagt hingegen keineswegs, der Mensch werde als Sünder geboren. Er wird mit guten Eigenschaften geboren. Oder es gibt noch eine Modifikation, die besagt, er sei völlig leer, eine tabula rasa, also sei gar nichts drauf, und darauf werde dann geschrieben.
Aber die meisten Humanisten sind der Ansicht, der Mensch wird mit guten Eigenschaften geboren. Es ist die Erziehung, die Gesellschaft, die Religion, die Kirche und natürlich die Eltern, die das kleine Menschenkind durch die Erziehung verbiegen.
Die Aufgabe der Erziehung bei Humanisten besteht darin, möglichst alles fernzuhalten, was den Menschen von außen beeinflussen könnte. Das Kind soll wie ein Wildwuchs aufwachsen, weil es ja in sich alle guten Möglichkeiten hat. Wir müssen alle Beeinträchtigungen von außen verhindern, damit sich diese guten Möglichkeiten entfalten können. Das ist das Bild des Humanismus.
Das Ergebnis dieser Sichtweise, die damals – ich sage nochmals – von Jean-Jacques Rousseau stammt, müssen wir uns merken: Dieser Mann schlug wie eine Bombe ein, aber glücklicherweise noch nicht durch.
Die Erziehung wurde zum damaligen Zeitpunkt immer noch sehr stark geprägt von den Reformatoren und vom biblischen Weltbild. August Hermann Francke hatte hier in der Gegend seine Anstalten, die ebenfalls in dieser Zeit entstanden sind, und manches andere mehr.
Aber in den letzten hundert Jahren, und besonders in den letzten fünfzig Jahren, ist dieser Ansatz voll durchgeschlagen – in der sogenannten Frankfurter Schule. Ich sage das mal für die Lehrer unter uns, die jetzt etwas Bescheid wissen. Und in der 68er-Generation die antiautoritäre Erziehung.
Ich fand es sehr interessant: Vor einiger Zeit, es ist schon vielleicht zwanzig Jahre her, kam ich an einem Kiosk vorbei und sah dort eine Sonderausgabe von Der Spiegel zum Thema Erziehung. Die Überschrift lautete so ähnlich wie „Sind wir am Ende?“ oder so. Es wirkte ziemlich verzweifelt.
Auf dem Titelbild war ein Junge, vielleicht acht Jahre alt, der eine Schlappe zog und seinen Fuß einer Lehrerin reichte, die sich dann bückte, um ihm den Schuh zuzuschnüren.
Auf dieses Titelbild bezog sich die ganze Ausgabe. Durch den ganzen Spiegel, es waren vielleicht zweihundert bis dreihundert Seiten, ein ziemlich dickes Exemplar, waren sich die Geisteswissenschaftler einig: Psychologen, Philosophen, Pädagogen, Mediziner usw. – irgendetwas läuft falsch.
Die armen Lehrer können sich kaum noch wehren, und so weiter und so fort. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen. Ich war selbst Lehrer und weiß, wovon ich rede. Zu meiner Zeit war es noch etwas einfacher.
Der Spiegel gab zu: Wir haben etwas verkehrt gemacht, wissen aber nicht genau, wie wir das ändern sollen. Dann kamen Lösungsvorschläge in diesem Heft.
Es ging aber nicht in die Richtung, dass man sich wieder auf das biblische Menschenbild besinnt und darauf, was die Bibel zur Erziehung sagt.
Erziehung zum Gehorsam war sicher damals nicht das oberste Erziehungsziel in der Pädagogik. Man glaubte vielmehr, man hätte die Anleitung von Jean-Jacques Rousseau und seinen Nachfolgern einfach noch nicht konsequent genug durchgeführt. Man müsse noch konsequenter werden als damals.
Was dabei herausgekommen ist, kann sich jeder überzeugen, der heute einmal eine Schulklasse besucht.
Ihr Lieben, wir wollen uns ermutigen, zum biblischen Erziehungsmodell zurückzukehren: der Erziehung zum Gehorsam.
Ich sage jetzt etwas, das leicht missverstanden werden kann, möchte es aber sofort erklären. Ein ganz wichtiges Prinzip in dieser Erziehung ist das Brechen des Eigenwillens – aber nicht das Brechen des eigenen Willens. Ich will den Unterschied erläutern.
Der Eigenwille ist die Haltung eines Menschen, die sich schon im Kleinkindalter zeigt. Es geht darum, sich auf Kosten anderer durchzusetzen, also eine ausgesprochen unsoziale Einstellung. Der Eigenwille bereichert sich selbst und setzt sich auf Kosten anderer durch. Wer von uns hat schon Kinder großgezogen, ob groß oder klein? Ja, alle waren sie erst einmal klein. Gut, das gilt für die ganze Reihe.
Sagt mir doch mal: Als eure Kinder etwa zwei bis drei Jahre alt waren, welches Wort konnten sie, selbst wenn sie noch nicht viel reden konnten, besonders klar, deutlich und laut bei jeder Gelegenheit aussprechen? Wie heißt dieses Wort? Nein, das brauchen wir den Kindern gar nicht beizubringen, es ist in sie hineingeboren. "Nein, das will ich aber nicht!" – der Trotzkopf. Man nennt diese Phase in der Psychologie die Trotzperiode. Sie tritt bei dem einen früher, bei dem anderen später auf, in der Regel zwischen zwei und drei Jahren.
In dieser Zeit entscheidet sich menschlich gesehen, was aus unseren Kindern wird. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich selbst fünf Kinder und siebzehn Enkel habe, wofür ich sehr dankbar bin. Wir haben auch festgestellt, dass dieselbe Erziehung bei den Kindern unterschiedliche Ergebnisse bringt. Man muss sehr stark auf die Eigenart jedes einzelnen Kindes eingehen.
Das Brechen des Eigenwillens bedeutet, dass das Kind lernen muss, dass es Autoritäten über sich gibt und dass auch andere Menschen individuelle Interessen haben, die unter Umständen seinen eigenen Interessen entgegenstehen. Das Kind muss verstehen, dass es nicht der Mittelpunkt der Welt ist, auch wenn es gefördert wird.
Kommen wir zum eigenen Willen: Dieser soll natürlich nicht gebrochen, sondern gefördert werden. Was verstehe ich unter dem eigenen Willen eines Kindes oder Menschen? Es ist die Fähigkeit, durch eigenständige Überlegungen eigene Entscheidungen zu treffen – also unabhängig von äußerer Beeinflussung zu sein. Das bedeutet, wirklich reflektieren zu können und eigenständige Entscheidungen zu treffen.
Dazu braucht man einen eigenen Willen. Man muss wissen, was man will, seine Ziele kennen und Zwischenziele abstecken können. Das ist eines der schwierigsten Erziehungsziele: den Kindern beizubringen, ihre Grenzen zu erkennen – wozu sie jetzt fähig sind, was von ihnen erwartet werden kann und was noch nicht.
Hier sind besonders die Väter gefordert, denn wir Väter neigen oft dazu, zu viel von unseren Kindern zu erwarten, wozu sie noch nicht in der Lage sind. Dabei wird sicher das wichtig, was wir eben hörten: das Einfleischwerden, das gemeinsame Sinnesein, die Dinge gemeinsam anzugehen. Nicht der Vater für sich, getrennt von der Mutter, soll auf die Kinder einwirken, sondern immer gemeinsam. Jeder soll wissen, was der andere in einer bestimmten Situation tun wird. Man spricht sich ab.
Wenn es darum geht, dass das Kind seine Grenzen erkennt und seinen Dickkopf nicht einfach durchsetzen kann, kann das eine sehr spannungsgeladene Situation sein – vielleicht über mehrere Wochen oder sogar Monate. Je konsequenter ich durchgreife, desto schneller ist diese Zeit in der Regel vorbei. Es gibt Ausnahmen, aber normalerweise ist das zu bewältigen.
Wichtig ist, rechtzeitig zu beginnen. Wann müssen wir anfangen? Manche sagen vielleicht: von Geburt an. Ich sage: das ist zu spät. Wenn ich erst mit der Geburt anfange, meine Kinder zu erziehen, dann ist das zu spät. Schon während der Schwangerschaft sollten wir gut zum Kind reden.
Vielleicht denkt der eine oder andere, das klingt komisch. Ja, das meine ich aber nicht so. Ich meine, die Erziehung fängt bei uns selbst an – bei Vater und Mutter, Mann und Frau. Wenn wir das beherzigen, was wir heute Vormittag im Hinblick auf die Ehe und die Voraussetzungen für eine glückliche Ehe gehört haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Ich denke, wir haben gut verstanden, was Wolfgang Bühne uns dazu gesagt hat.
Vielleicht sagt der eine oder andere hier: Es wäre hilfreich gewesen, wenn ich das früher gewusst hätte. Aber wollen wir nicht darüber urteilen, warum wir das früher nicht gehört haben. Vielleicht hat Svenja Interesse daran, mag sein. Aber es ist noch nicht zu spät, Buße zu tun, die Dinge vor dem Herrn zu bringen und in Ordnung zu bringen.
Wenn ältere Ehepaare unter uns sind, die sagen: „Mensch, da haben wir manches total verkehrt gemacht“, dann sollten wir das nicht verdrängen oder uns entschuldigen, weil wir nicht aufgeklärt wurden. Stattdessen sollten wir diese Sache wirklich in Ordnung bringen, damit die Belastung aus der Vergangenheit für den Rest unseres Lebens weg ist.
Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht. Dazu gehören auch die Dinge, von denen wir eben hörten. Wer bisher solche Probleme nicht hatte, kann Gott danken, dass er oder sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen konnte, diesen Bund mit den Augen zu schützen.
Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass wir erst gar nicht in Versuchungen hineingeraten und hier Widerstand leisten können. Je reiner wir mit dem Herrn unser Leben führen und je mehr Gemeinschaft wir mit ihm pflegen, desto besser bereiten wir uns darauf vor, auch unsere Kinder in den Wegen des Herrn zu leiten, wie es im Alten Testament bei Abraham heißt.
Die Erziehung fängt bei uns selbst an. Wir können gar nicht früh genug damit anfangen – schon vor der Ehe. Ein Leben mit dem Herrn zu führen, wie es auch im Psalm 119 heißt: „Wie wird ein Jüngling seinen Weg in Reinheit gehen? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort.“
Ich denke, das ist eine wichtige Botschaft, die wir verstanden haben.
Und wenn ich von konsequenter Erziehung spreche, meine ich damit, dass Vater und Mutter sich einig sind. Wenn dem Kind zum Beispiel bestimmte Verbote mitgeteilt werden, darf es sich bei der Mutter nichts erlauben, was der Vater verboten hat – oder umgekehrt.
Manchmal sind die Mütter viel strenger und konsequenter als die Väter. Es ist ja auch so bequem, das Kind einfach vor die Glotze zu setzen. Viele machen das und wundern sich dann hinterher, was aus ihren Kindern wird.
Wir haben so viele Hinweise in Gottes Wort, die immer wieder ganz klar unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die Eltern – und vor allem die Väter – sich Zeit nehmen für die Unterweisung der Kinder. Wenn wir mehr Zeit hätten, hätte ich noch ausführlicher über die Aufgaben der Väter gesprochen.
Ich denke auch an die Freizeit, Wolfgang hat das etwas angedeutet. Neben dem geistlichen Bereich ist auch der körperliche Bereich wichtig. Wir sollten einfach Zeit für die Kinder haben.
Ich habe einen Freund von früher, der etwas älter war als ich und ziemlich viel Geld hatte. Er hat seine Kinder mit Geld abgespeist, eine Yacht gekauft, Pferde und alles Mögliche. Die Kinder wurden mit allem Überfluss versorgt, aber er hatte keine Zeit für sie. Wir haben ihn natürlich darauf hingewiesen. Und entsprechend war das Resultat.
Das Beste, was wir unseren Kindern widmen können, ist unsere Zeit. Auch wenn wir stark absorbiert sind im Berufsleben oder was auch immer der Fall sein mag, darf das nicht auf Kosten unserer Kinder gehen.
Was ihr jetzt zum Teil getan habt, indem ihr eure Kinder mitbringt zu einem solchen Treffen unter Gottes Wort, bei dem auch junge Leute dabei sind, das ist die beste Investition für die Zukunft – alt und jung zusammen.
Ich hatte ja gedacht, als du Malachi erwähnt hast, dass du noch auf den letzten Vers eingehen würdest. Dort ist von Johannes dem Täufer die Rede, vom Elias, der kommen soll und die Herzen der Väter zu den Kindern und die Herzen der Kinder zu den Vätern lenken soll – alt und jung zusammen.
Das war übrigens eines der Leitmodelle auch für unsere Malachi-Treffen. Sie sollten Familientreffen werden. Und von daher sind wir sehr dankbar, dass hier tatsächlich jede Generation vertreten ist, weil wir zusammen dem Herrn dienen wollen.
Wenn es dem Teufel gelingt, Spaltung in die Familien hineinzutragen, dann ist auch das Zeugnis der Gemeinde sehr schnell unterwandert und entzweit und hat keine Kraft mehr.
Und ich finde, so traurig die Entwicklung in unserem Land mit den Homosexuellen und allem Möglichen, was da passiert, so groß ist die Chance für uns. Das kann man auch positiv sehen: Allein durch unser Anderssein sind wir bereits ein lebendiges Zeugnis für diese Menschen. Sie fragen sich: Warum macht ihr das nicht so, wie es allgemein üblich ist? Warum verhaltet ihr euch so ganz anders?
Ich habe Gemeinden kennengelernt, da hat der Gemeindeälteste mir ganz stolz berichtet, dass sie sich jetzt so versammeln, dass sie nicht mehr auffallen. Ich dachte, ich höre nicht recht. Das wird doch ganz anders für uns gesagt.
Ich meine natürlich nicht, dass wir auffallen, weil wir wie ein Elefant im Porzellanladen herumtapsen. Aber durch unser anderes Verhalten – und das fängt schon mit dem Äußeren an – und auch im Hinblick aufeinander, wie wir miteinander reden, wie wir übereinander reden, wie wir Hilfestellung bieten – das hängt sehr stark mit der Erziehung zusammen und mit unserem Vorbild.
Ich muss mich jetzt beeilen, weil die Zeit so schnell vergeht. Aber ich denke, wir haben das begriffen.
Das Letzte noch im Hinblick auf Erziehung zum Gehorsamen
Ich habe das schon kurz erwähnt, möchte es aber zum Schluss noch einmal betonen: Wenn ein Kind nicht gelernt hat, sich menschlichen Autoritäten zu unterordnen, erschweren wir ihm die Entscheidung für die Bekehrung im Himmel. Hat ein Kind gelernt, Autoritäten über sich anzuerkennen, fällt es ihm viel leichter, Zugang zur höchsten Autorität zu finden. Gott, der Vater, ist zugleich der Richter aller Menschen. Jesus Christus ist der Erlöser, aber auch mein Herr, der von nun an mein Leben regiert.
Das ist das Erste.
Nun zu einem weiteren Punkt: Wir schauen in die Sprüche hinein. Sprüche 6,16 sagt: „Sechs Dinge sind es, die der Herr hasst, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel: hohe Augen, eine Lügenzunge und Hände, die unschuldiges Blut vergießen.“ In Vers 19 heißt es weiter: „Wer Lügen ausspricht als falscher Zeuge und wer Zwietracht unter Brüdern sät.“
In Sprüche 12 findet sich ein ähnlicher Vers. Bekannt ist auch die sogenannte „Visitenkarte des Herrn“, wenn er zu Philadelphia spricht, in Offenbarung 3. Dort sagt der Wahrhaftige etwas über die Erziehung zur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit.
Wenn wir nicht wahrhaftig miteinander umgehen, wird Misstrauen gesät. Misstrauen zerstört jede Gemeinschaft.
Lügen und Zwietracht unter Brüdern zu säen, geht Hand in Hand mit der Erziehung zur Aufrichtigkeit.
Dann merken wir spätestens das, was bei uns Eltern beginnt. Ich erzähle eine kleine Geschichte:
Klein Erna steht mit ihrer Mutter oben in einem Hochhaus an der Treppe. Es hat geklingelt. Die Mutter drückt auf den Knopf, unten geht die Tür auf. Im fünften Stockwerk unten erscheint eine Person. Die Mutter erkennt sie von oben: Tante Anna. Die Mutter sagt: „Ach, schon wieder die alte Schachtel.“
Jetzt kommt Tante Anna schnaufend die Treppen hoch. Die Mutter begrüßt sie, fällt ihr um den Hals und sagt: „Oh, wie schön, dass ich dich sehe, das freut mich sehr“ und so weiter.
Klein Erna schaut nach oben und fragt: „Bist du die alte Schachtel?“ Ja, so kann das passieren – Wahrheit aus Kindermund.
Seht, wenn wir uns solche Dinge erlauben, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn unsere Kinder uns eines Tages betrügen und unredlich werden.
Norbert bittet seinen Papa, mit ihm Tischtennis zu spielen. Papa hat aber keine Lust und sagt: „Ach, heute mal nicht, bin zu stark beschäftigt, aber morgen, wenn ich von der Arbeit komme, spielen wir Tischtennis.“
Norbert steht schon eine Stunde vor der üblichen Ankunftszeit des Papas an der Tür und wartet sehnsüchtig, weil er endlich mit ihm spielen möchte. Doch kein Papa erscheint.
Die Mutter fragt: „Wo bleibt denn der Papa? Der will doch heute mit dir Tischtennis spielen.“
„Ach,“ sagt die Mutter, „der Papa kommt heute überhaupt nicht. Er ist heute Morgen nach Amerika geflogen.“
Norbert denkt sich: So ist der Papa, er wusste, dass er nach Amerika fliegt, hat mich aber vertröstet und nicht die Wahrheit gesagt.
So erziehen wir unsere Kinder auf eine Weise, die später viel Herzeleid mit sich bringt.
Wie ist das am Sonntagmittag? In manchen Gemeinden gibt es den sogenannten „Sonntagmittag-Prediger-Hackbraten“. Wisst ihr, was das ist?
Da wird die Predigt durch den Kakao gezogen – was alles nicht stimmte und so weiter –, und das im Beisein der Kinder. Am nächsten Sonntag beobachten die Kinder, wie der Prediger wieder freundlich begrüßt wird und wie herzlich die Gemeinschaft ist. Drei Stunden später gibt es wieder „Prediger-Hackbraten“.
Das sind solche Dinge, die ich euch mal scherzhaft sage, aber dahinter steckt durchaus viel Ernst.
Manchmal treffen wir uns bei einer dampfenden Tasse Kaffee, um die Geschwister durch den Kakao zu ziehen. Aber dabei werden wir nie vom Heiligen Geist erfüllt.
Wenn wir voll Heiligen Geistes werden wollen, das heißt Menschen, die erfüllt sind von der Freude am Herrn, ist das ein Ergebnis der Geistesfülle. Ebenso ist der Mut, den Herrn zu bekennen, ein Ergebnis der Geistesfülle. Unfähig zu sein, den Herrn zu bekennen, ist ebenfalls ein Ergebnis der Geistesfülle.
Wenn wir das erleben wollen, dann sprechen wir nicht über die Geschwister, sondern mit den Geschwistern. So wird es uns in Epheser 5,18 und folgende mitgeteilt: in geistlichen Liedern, in Psalmen. Wir erinnern uns an die großen Taten Gottes und machen uns Mut. Und vergessen nicht das Danken – für alles Dank im Namen Christi.
Wir sind einander untertan in der Furcht Christi. Wenn das unsere Haltung ist, merkt sich das auch unsere Kinder.
In einem solchen Elternhaus, wo man das Beste am anderen sucht – was mir auch nicht immer gelingt –, merken wir den heilsamen Einfluss auf unsere Kinder.
Wie wir mit den Geschwistern umgehen, werden sie später auch tun. Wie wir über sie reden, werden sie sich merken und entsprechend ihnen gegenüber Haltung zeigen.
Das, was unsere Kinder an uns sehen, ist viel mächtiger im Hinblick auf Lenkung als das, was sie nur hören.
Damit will ich nicht sagen, dass wir ihnen nichts hörbar beibringen sollen, aber es darf nicht im Gegensatz zu dem stehen, was sie an uns sehen.
Also: Problem mit der Doppelzüngigkeit, keine falschen Versprechungen.
Hier können wir auch darüber nachdenken, was wir von Geschichten wie Nikolaus, Klapperstorch und Osterhasen halten.
Ich gebe noch keine Antwort, wir wollen noch ein bisschen darüber nachdenken. Aber das gehört dazu: Wo sind da die Grenzen?
Ich will euch eine wahre Geschichte erzählen:
Am 1. April 1950 wird ein siebenjähriger Junge in Köln zum Apotheker geschickt. Die Mutter sagt zu ihm: „Hör mal, uns ist ein wichtiges Medikament ausgegangen. Hol das doch bitte beim Apotheker. Hier hast du einen Groschen für zehn Pfennig ‚hau mich blau‘!“
Der Junge, der großes Vertrauen zu seinen Eltern hat, denkt: Na ja, habe ich noch nie gehört, interessant. Aber wenn sie das sagen, wird es das wohl geben.
Er nimmt den Groschen, geht zur Apotheke und sagt dem Apotheker: „Ich hätte gern für zehn Pfennig ‚hau mich blau‘!“
Der Apotheker schaut ihn komisch an, behält aber die Fassung. Er dreht sich um, macht ein paar Schubladen auf und sagt: „Ist leider auch ausgegangen. Geh doch mal zum Drogisten, der hat das bestimmt.“
Der Junge nimmt seinen Groschen zurück, läuft zum Drogisten, der weiß heute noch, wo das war. Der Junge sagt dem Drogisten dasselbe. Der Drogist guckt nicht lustig, geht in den Nebenraum und kommt mit einem Knüppel zurück.
Da merkt der Junge allmählich, dass er hereingelegt wurde. Er hatte noch nie etwas von Aprilscherzen gehört. Das war das erste Mal.
Und was meint ihr, wie sehr sich die drei älteren Schwestern amüsierten, als er ohne „hau mich blau“ nach Hause kam?
Seht, wenn er nicht so ein dickes Fell gehabt hätte, stünde er heute nicht vor euch – der Junge von damals.
Ich habe es meiner Mutter auch vergeben und hinterher herzhaft darüber gelacht.
Aber ich habe mir gesagt: Das machst du nicht bei deinen Kindern.
Wir hatten viel Freude in unserer Familie, einer fröhlichen Familie. Aber wenn solche Dinge vorkamen, wussten die Kinder, dass es ein Scherz war und man es nicht so genau nehmen musste.
Das Beste ist immer, so weit wie möglich auf Dinge zu verzichten, die falsch gedeutet werden könnten.
Das ist ein Thema, das man in Gruppen mal unter sich diskutieren könnte, um Erfahrungen auszutauschen und Probleme zu erkennen.
Also: Erziehung zur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Und da ist natürlich unser bestes Vorbild unser Herr selbst.
Noch ein Problem: Wie weit bringen wir Märchen und Sagen ein? Sollen wir unseren Kindern Hänsel und Gretel und ähnliche Geschichten erzählen oder nicht?
Das dritte Erziehungsziel, das mir ebenfalls wichtig erscheint, ist die Erziehung zur Bescheidenheit. In der Heiligen Schrift gibt es zahlreiche Bibelstellen, die in diese Richtung gehen. Ich nenne nur eine, die mehrmals im Alten und Neuen Testament vorkommt: „Gott widersteht dem Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade.“
Demut und Bescheidenheit sind nicht genau dasselbe, berühren sich aber. Wir können zur Demut eigentlich nicht erziehen, wohl aber zur Bescheidenheit. Die wahre Demut schenkt letztlich der Herr.
Dabei ist es wichtig, dass wir das Kind nicht ständig zum Mittelpunkt der Bewunderung machen. Wenn ein Kind geboren wird, freut sich natürlich jeder darüber. Es kann dann auch von allen bewundert werden. Das schadet dem Kind nicht, weil es das noch nicht in dem Sinne merkt, wie es später vielleicht stolz darauf sein könnte.
Wenn aber ein Junge heranwächst und mit vier oder fünf Jahren keine Grenzen kennt, über Tische und Bänke turnt und nur gelobt wird, weil er ein aktives Bürschlein ist und viele Fähigkeiten zeigt, dann muss man sich nicht wundern, dass daraus ein Klassenhahn wird. Wenn er in die Klasse kommt, wird er versuchen, durch auffälliges Verhalten Bewunderung und Aufmerksamkeit der anderen Kinder auf sich zu lenken. Nur wird er dort nicht so erfolgreich sein.
Dem Kind müssen Schranken gezeigt werden. Hier ist es wichtig, an eine Zeitschrift zu erinnern, die „Ermunterung und Ermahnung“ heißt. Ich finde, das ist ein sehr schöner Titel. Wenn wir uns daran halten – Ermunterung und Ermahnung, auch in dieser Reihenfolge – dann ist das genau der richtige Ansatz für die Erziehung zur Bescheidenheit.
Kinder müssen ermutigt werden, damit sie nicht depressiv werden oder verzweifeln. Gleichzeitig müssen sie gestoppt werden, wenn sie über die Grenzen schlagen. Sie sollen ihre Grenzen erkennen und wissen, dass die Eltern ihnen dabei hilfreich zur Seite stehen.
Das kann dem Kind erleichtert werden, wenn es zum Beispiel erkennt, dass auch der Vater Grenzen hat – etwa in der Gemeinde. Das kann sehr hilfreich sein. Auch in der Gemeinde gibt es Richtlinien. Dort kann nicht jeder tun und lassen, was er will, wie zu Zeiten der Richter, als jeder tat, was gut war in seinen Augen.
Auch hier sind wir aufeinander angewiesen, fördern den anderen und stecken selbst zurück. Wenn der Vater als rücksichtsvoller Mensch bekannt ist – zunächst gegenüber der Mutter, seiner Frau, und auch im Hinblick auf andere Personen – wird es den Kindern leichter fallen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen.
Wir merken, wie alles miteinander verflochten ist. Es kommt auf Ausgewogenheit in Ermunterung und Ermahnung an.
Da gibt es ein Problem: Wer von euch hat denn noch eine Schwiegermutter? Schwiegermütter sind ja meistens liebe Menschen. Ich spreche nicht gerne von der „bösen Schwiegermutter“, sondern von der lieben Schwiegermutter. Genau das ist oft das Hauptproblem, denn Schwiegermütter sind sehr häufig sehr besorgt um ihren eigenen Sohn.
Ich habe das bei uns auch selbst erlebt. Meine Frau hat darunter auch etwas gelitten. Ich selbst habe es nach Jahren überhaupt erst bemerkt. Danach habe ich natürlich Maßnahmen ergriffen. Wenn unsere Eltern, also die Großeltern unserer Kinder, zum Beispiel zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken, dann geschieht das oft über das Maß hinaus. Sie verwöhnen unsere Kinder, also ihre Enkel, auf eine Weise, wie sie es bei uns nie gemacht haben.
Eines meiner Kinder hat mir sogar gesagt: „Hör mal, das haben wir bei dir aber nie gedurft.“ Jetzt ist der Opa plötzlich viel gütiger und nachgiebiger, als der Papa das früher war. Das ist ungeheuer wichtig: Die Eltern müssen mit den Großeltern zusammenstehen und gemeinsam überlegen, wie wir zum Beispiel die Kinder beschenken oder wie wir mit ihnen umgehen. Was wir zulassen und was nicht.
Wenn wir zum Beispiel unsere Kinder zu den Großeltern in die Ferien schicken, dürfen sie nicht total verwöhnt zurückkommen. Sonst müssen wir ihnen erst wieder alles abgewöhnen, was die Großeltern natürlich mit besten Absichten und aus Liebe getan haben. Wir merken: Es ist alles nicht so einfach.
Ich glaube, Erziehung ist eines der schwierigsten Aufgaben, die Gott dem Menschen aufgetragen hat. Dabei brauchen wir einander. Wenn die Großeltern verständnisvoll sind, kann das wunderbar sein. Es kann eine echte Hilfe sein, wenn sie genau in dem Sinne, wie wir als Eltern es für richtig halten, ihren Einfluss geltend machen.
Denn sehr oft haben kleine Kinder einen größeren Zugang zu ihren Großeltern als zu den eigenen Eltern. Für mich war die wichtigste Person in meinem Leben meine Großmutter, von der ich am meisten gelernt habe. Und das ist bei vielen so gewesen.
Darüber sollte man ins Gespräch kommen.
Und jetzt komme ich zum Letzten: Die Erziehung zum Sozialverhalten. Das ist heute die oberste Aufgabe der Erziehung in der Schule – Sozialverhalten. Wenn man aber gleichzeitig zum Antigehorsam erziehen will, dann ist das natürlich etwas anderes. Es wird zwar nicht so direkt ausgedrückt, aber dahinter steckt es. Dadurch erschwert man die Erziehung zum Sozialverhalten.
Denn man kann erst sozial wirklich wirksam sein und anderen hilfreich sein, wenn man gelernt hat, sich unterzuordnen. Dazu dient die Erziehung zum Gehorsam. Die Erziehung zum Gehorsam ist die beste Voraussetzung dafür, dass unsere Kinder und die heranwachsende Jugend sich auch sozial positiv verhalten.
In der Bibel möchte ich nur einen Vers nennen, weitere könnt ihr selbst hinzuziehen: „Einer trage des Anderen Lasten, und so erfüllt ihr das Gesetz des Christus.“ Das ist das Sozialverhalten in Verbindung mit dem Liebesgebot.
Die Lasten des Anderen tragen – das heißt: Ich kann die Lasten des Anderen nur dann tragen, wenn ich sie kenne. Damit sind wir wieder bei Epheser 5, wo von Geistesfülle die Rede ist. Aufeinander zugehen, miteinander reden – so lernen wir uns kennen. Auch die Bürde, die der andere trägt, kann ich dann mittragen, im Gebet und vielleicht auch ganz praktisch.
Wenn wir Eltern das Praktizieren in unserer Gemeinde und auch darüber hinaus fördern, auch bei Menschen, die noch keine Verbindung zu unserem Herrn haben, die aber unsere Hilfe brauchen, dann merken sie, dass wir jederzeit bereit sind, anderen zu helfen. Dadurch sind sie auch bereit, mitzuhelfen.
Wir haben in unserer Familie manche Hilfsaktion gemeinsam gemacht, mit den Kindern. So sind wir hineingewachsen, und die Kinder machen das oft mit Begeisterung. Es macht ja auch selbst Freude. Die Freude, die ich austeile, kehrt ins eigene Herz zurück, sagt schon der Sprüchendichter.
Für andere da sein – dazu ist natürlich ein hervorragendes Mittel, das Sozialverhalten zu üben, das Fußballspiel. Einige von uns sind vielleicht begeisterte Fußballspieler.
Ich rate immer jungen Schwestern: Wenn ihr euch noch nicht entschieden habt, aber an jemanden denkt, den ihr euch als vielleicht richtigen Ehemann vorstellen könnt, dann beobachtet ihn beim Fußballspielen. Dort könnt ihr mehr über den Charakter dieses jungen Mannes erkennen als in vertrauter Zweisamkeit. Gerade in der Gruppe kann man sehr schnell die Wahrheit erkennen.
Oder bei uns: Meine Mutter hat viel mit mir „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt, weil ich mich nämlich fürchterlich ärgerte, wenn ich verlor. Man hatte damals niemals Spaß dabei, und ich habe dann geübt, auch Niederlagen einzustecken. Ich bin heute noch dankbar dafür. Ich spiele heute ab und zu mit unseren Kindern und Enkeln „Mensch ärgere dich nicht“. Das Spiel gibt es ja immer noch – oder ähnliche Dinge.
Es gibt so vieles, was wir gemeinsam tun können und wo Kinder dann gewisse Aufgaben übernehmen. Füreinander da sein – das ist Erziehung zum Sozialverhalten.
Wir erkennen: Der Herr hat uns hier gelassen, erstens zu seinem Lobpreis, zweitens im Hinblick auf die Evangelisation, also Menschen zu Jesus zu führen – was übrigens im Grunde ein Teil des ersten Punktes ist – und dann drittens auch ganz praktisch, um einander zu helfen. In diesem gegenseitigen Dienst wird deutlich, dass die Liebe Christi uns drängt.
Aus Dank für Golgatha wollen wir ihm dienen.
Ich fasse es zusammen: Von der Bibel her gibt es vier wichtige Ziele. Wenn wir versuchen, mit Gottes Hilfe diesen Zielen nachzukommen, können wir das Ergebnis dem Herrn überlassen. Manchmal schenkt er es sofort, und die Kinder kommen auf die Wege des Herrn. Manchmal dauert es auch eine Zeit lang. Es ist nicht immer reibungslos.
Wenn wir an die Erziehung zum Gehorsam denken und wie das im Einzelnen geschieht, sagt das Buch der Sprüche einiges darüber. Dort werden wir auch zu Dingen aufgefordert, die der deutsche Staat mittlerweile verbietet. In solchen Fällen gilt es, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Hier ist eine klare Haltung notwendig.
Ein weiteres Ziel ist die Erziehung zum Gehorsam, die Erziehung zu Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Die Finanzbehörden werden uns dankbar sein, wenn wir sagen können, dass dies eines unserer Ziele ist – keine Steuererklärung zu manipulieren.
Dazu gehört auch die Erziehung zur Bescheidenheit und die Erziehung zum Sozialverhalten. Ihr Lieben, wir werden dann erleben, dass das, was gleich mein Nachredner uns vorstellen wird – die große Gefahr der Miterzieher – dadurch verringert wird. Untersuchungen in Amerika, die uns in Sachen Statistiken oft voraus sind, haben ergeben, dass der Einfluss der Eltern immer noch am größten ist, größer als der der Lehrer und anderer Erziehungsträger.
Wenn wir Eltern wirklich in dieser Hinsicht Vorbild sind, wird der Herr dafür sorgen, dass wir unsere Jugend und unsere Kinder nicht verlieren. So können wir gemeinsam ihm dienen.
Ich habe euch noch etwas mitgebracht, das das Gehörte noch vertieft. Es ist eine Broschüre mit dem Titel „Ehe und Familie in biblischer Sicht“ vom Missionswerk Heuchelbach. Ich habe sie kostenlos bekommen und kann sie euch ebenfalls kostenlos mitgeben. Es ist eine sehr schöne Übersicht, und ich finde, in dieser Kürze ist sie eine der besten, die ich kenne. Ich habe noch viele Exemplare, von denen sich jeder bedienen kann.
Dann habe ich noch etwas, das auch in diese Richtung geht: „Frau sein, Mann sein in der Gemeinde – Brennpunkt Frauenfrage“. Ich bin ganz begeistert von dieser Schrift. Sie ist sehr deutlich, klar, biblisch und hilfreich. Sie sollte in keiner Gemeinde fehlen. Ihr müsst euch allerdings beeilen, noch Exemplare zu bekommen, denn einige haben sich schon eifrig bedient. Es sind aber noch einige da. Dieses Büchlein behandelt den Dienst in der Gemeinde sehr ausgewogen.
Außerdem habe ich etwas vom Malachi-Kreis mitgebracht: „Gefährliche Stille“. Das ist vor ein paar Jahren erschienen und behandelt, wie die Mystik die Evangelikalen erobern will. Es geht in eine ähnliche Richtung wie das Buch, das Wolfgang Bühne empfohlen hat. Wir haben es geschrieben, weil vor einigen Jahren das „Jahr der Stille“ im Hinblick auf das Gebet war und von der Allianz Meditationsübungen empfohlen wurden, die teilweise aus Fernost stammen, mit Atemübungen und Ähnlichem. Wir konnten dazu nicht schweigen und haben aufgezeigt, was echte Stille vor Gott bedeutet.
Bitte bedient euch! Wenn die Exemplare ausgehen und jemand leer ausgeht, lasst mir einfach eure Adresse da. Ich schicke euch das gerne zu. „Gefährliche Stille“ sollte jeder haben, der sich dafür interessiert, wie es im evangelikalen Umfeld weitergeht und wogegen man sich wappnen sollte.
Dann habe ich noch ein Buch dabei: „Afrika war nur der Anfang – Erlebnisse eines ganz gewöhnlichen Menschen mit einem außergewöhnlichen Gott“. Es soll Mut machen durch Erlebnisse, die mit dem Herrn erlebt wurden. Auch davon habe ich noch einige Exemplare, von denen sich jeder bedienen kann. Einige von euch haben es ja schon.
Oft werden wir gefragt: Wer ist der Malachi-Kreis? Jetzt haben wir einen Flyer dazu. Es sind viele Exemplare da, die ihr mitnehmen und auch an Interessierte weitergeben könnt. Wenn wir das nächste Mal wiederkommen – und wir hoffen, dass das noch gelingt, sofern der Herr nicht vorher wiederkommt – können wir hier eine Fortsetzung machen. Dann kann man auch andere einladen. Der Malachi-Kreis liegt auf dem Tisch rechts, wo das große Banner der Malachi-Konferenzen hängt.
Für die jungen Leute unter euch im Alter von 14 bis 22 Jahren gibt es eine ganz tolle Nachricht: In Deutschland gibt es eine Teenager-Ferienbibelschule (TFB), und dort sind noch ein paar Plätze frei. Ihr könnt 14 Tage in den großen Ferien die Bibel studieren, und zwar jeden Tag fünf Stunden lang. Es gibt eine ganze Reihe junger Leute, die das wirklich gerne tun. Anschließend gibt es Sport und eine sehr schöne Gemeinschaft.
Allmählich bildet sich in Deutschland ein Netzwerk heraus, weil es die Ferienbibelschule schon seit einigen Jahren gibt. Die jungen Leute treffen sich zwischendurch, tauschen sich aus – etwas ganz Wunderbares. Ich beneide euch, dass es so etwas gibt. Das gab es zu meiner Zeit in dieser Form nicht. Wir hatten zwar etwas Ähnliches, aber längst nicht so intensiv.
Das Licht dazu könnt ihr mitnehmen.
Nun etwas ganz Neues für alle, die gern die Bibel mehr studieren möchten: Es gibt eine neue Serie von Bibelkursen, die so aufgebaut ist, dass ein reiferer Christ mit einem, der noch am Anfang steht, zusammen Gottes Wort studiert. Die Serie heißt Rigatio.
Die Prospekte liegen auch auf dem Tisch ganz links. Dort gibt es auch ein Heft mit dem Titel „Kurse wirksam einsetzen“. Darin wird erklärt, wie man mit den Kursen arbeitet. Ich hatte einige Exemplare der Kurse dabei, aber die sind schon alle weg. Wer das Heft mitgenommen hat, sollte es zum Studieren nutzen und nicht nur irgendwo ablegen.
Wer das Heft durchgelesen hat, kann die Kurse dann bestellen. Ich kann sie nur wärmstens empfehlen. Sie sind ganz neu, sehr intensiv und schön gemacht – ideal für Zweierschaften oder für jemanden, der eine Gruppe anleitet, um die Bibel zu studieren. Das Heft und der kleine Flyer dazu liegen ebenfalls aus.
Außerdem haben wir noch eine schöne Familienzeitschrift: „Komm und sieh!“. Ich wundere mich, dass dort immer noch Exemplare liegen. Diese sollten unbedingt mitgenommen werden. Werner ist daran beteiligt. Die Zeitschrift erscheint drei- oder viermal im Jahr. Werner, wie oft genau?
Werner: Viermal im Jahr, einmal im Quartal.
Gut, dann habt ihr alle Recht. Einmal im Quartal, also viermal jährlich. Ich würde mich freuen, wenn ein paar neue Abonnenten dazukommen. Ich kann die Zeitschrift nur wärmstens empfehlen.
Zum Thema Gebet haben wir noch einige grüne Hefte mit dem Titel „Erhörliches Gebet“. Vielleicht heute noch. Dort geht es darum, dass der Herr jederzeit wiederkommen kann und dass wir uns auf die nahe Wiederkunft des Herrn vorbereiten. Ihr könnt euch gerne bedienen.