Einführung und Bezug zu den Briefen
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 472: Die Aussendung der Siebzig, Teil zwei.
Bevor wir mit unserem Text weitermachen, möchte ich auf eine interessante Stelle aus den Briefen hinweisen. Wir waren stehen geblieben bei Lukas 10,7: „In diesem Haus aber bleibt und esst und trinkt, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus in ein anderes.“
Hier steht: „Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Dieses Zitat finden wir auch bei Paulus, der es mit einer Stelle aus dem Alten Testament kombiniert.
Im 1. Timotheus 5,17-18 heißt es: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten. Denn die Schrift sagt: ‚Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.‘ Und: ‚Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.‘“
Bedeutung der finanziellen Versorgung von Ältesten
Hier geht es um die finanzielle Versorgung von Ältesten, die sich im Bereich Predigt und Lehre engagieren. Sie sollen doppelter Ehre, also einer guten Versorgung, würdig sein.
Warum? Denn die Schrift sagt: „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“ Dieses Zitat stammt aus 5. Mose 25,4. Paulus argumentiert hier vom Kleineren zum Größeren. Wenn Ochsen, die dreschen, schon das Recht haben, vom Druschgut zu fressen, wie viel mehr haben dann Prediger das Recht auf eine faire und gute Versorgung?
Das ist aber nicht der zentrale Punkt, um den es mir geht. Paulus fährt nämlich fort und sagt: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Die Frage ist: Wo steht das in der Bibel? Ich frage das, weil Paulus seine Zitate oft mit der Formulierung „Denn die Schrift sagt“ einführt.
Das Spannende ist nun, dass die Aussage „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ in der Bibel nur an einer Stelle steht, nämlich in Lukas 10,7. Das wiederum bedeutet, dass Paulus am Ende seines Lebens das Lukasevangelium bereits unter die Schriften einordnet, also unter die von Gottes Geist inspirierten, autoritativen christlichen Texte.
Auftrag der Siebzig: Frieden, Heilung und Verkündigung
Kommen wir zurück zu Lukas 10, Verse 8 und 9. Dort heißt es: "Und in welche Stadt ihr kommt, und sie nehmen euch auf, da esst, was euch vorgesetzt wird. Heilt die Kranken darin und sprecht zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen."
Bis jetzt wissen wir, dass die Siebzig Frieden bringen sollen. Hier lesen wir, dass sie darüber hinaus auch Kranke heilen und das Reich Gottes verkünden sollen. Beides dient dazu, ihre Zuhörer auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten.
Umgang mit Ablehnung und symbolische Bedeutung des Staubabschüttelns
Lukas Kapitel 10, Verse 10 und 11:
In welche Stadt ihr aber gekommen seid und sie nehmen euch nicht auf, da geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht: Auch den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir gegen euch ab. Doch wisst, dass das Reich Gottes nahegekommen ist.
Es wird also auch Städte geben, die Jesu Jünger nicht aufnehmen werden und kein Interesse an Krankenheilungen und Predigten zeigen. Wo das passiert, sollen die Jünger wieder gehen und hinaus auf ihre Straßen gehen.
Mehr noch: Auch den Staub, der uns an eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir gegen euch ab. Diese Handlung war im Judentum eine bekannte symbolische Geste. Sie diente dazu, sich von heidnischen, das heißt nicht jüdischen Orten zu reinigen, wenn man Israel betrat. Sie symbolisiert die Abgrenzung von Unreinheit.
Hier wird diese Geste jedoch gegen eine jüdische Stadt angewandt, eine Stadt, die die Verkündigung des Reiches Gottes ablehnt. Das zeigt etwas vom Ernst dieser Verwerfung.
Eine Stadt, die das Evangelium zurückweist, wird als geistlich unrein betrachtet, gleichwertig mit den Heiden. Der Akt des Staubabschüttelns deutet also symbolisch darauf hin, dass diejenigen, die die Botschaft ablehnen, sich selbst vom Volk Gottes ausschließen.
Die Jünger wollen damit den spirituellen Ernst der Situation betonen.
Parallele in der Apostelgeschichte
Paulus tut übrigens dasselbe in der Apostelgeschichte. Zuerst predigt er in der Synagoge in Antiochia in Pisidien das Evangelium.
Nachdem die Juden seine Botschaft ablehnen und anfangen, die Apostel zu verfolgen, lesen wir in Apostelgeschichte 13,50-51: Die Juden aber erregten die anbetenden vornehmen Frauen und die ersten der Stadt und erweckten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas. Sie vertrieben sie aus ihren Grenzen.
Paulus und Barnabas schüttelten den Staub von ihren Füßen gegen sie ab und kamen nach Ikonion.
Fortsetzung der Symbolik und bleibende Wahrheit
Schauen wir uns in Lukas 10,11 noch den letzten Teil an. Nochmal der Vers: „Auch den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir gegen euch ab. Doch dies wisst: Das Reich Gottes ist nahe gekommen.“
Trotz der Ablehnung bleibt die zentrale Wahrheit bestehen: Das Reich Gottes ist nahe. Das heißt, die Ankunft des Reiches Gottes hängt nicht von der Annahme oder Ablehnung durch Menschen ab. Das Evangelium selbst verkündet die Nähe des Gottesreiches, auch wenn es abgelehnt wird.
Die Jünger warnen mit ihrer Geste davor, dass die Menschen durch ihre Ablehnung die Möglichkeit des Heils verpassen. Aber natürlich kann kein Mensch das Reich Gottes aufhalten. Der König ist schon da, und er wird sein Reich aufrichten – egal, ob es den Menschen passt oder nicht.
Gleichzeitig ist das Verhalten derer, die Jesu Jünger nicht aufnehmen, eine Katastrophe.
Vergleich mit Sodom und das Prinzip der Verantwortung
Lukas 10,12: Ich sage euch, dass es Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen wird als jener Stadt.
Sodom ist im Alten Testament, besonders in 1. Mose 19, ein Inbegriff für extreme Sünde und moralischen Verfall. Die Stadt wurde durch ein göttliches Gericht vollständig zerstört, weil sie die Gebote Gottes missachtete und schwerstes Unrecht auf sich lud. Sodom ist deshalb ein Symbol für völlige Verderbtheit.
Der Ausdruck „an jenem Tag“ bezieht sich auf den Tag des göttlichen Gerichts, der oft als der „Tag des Herrn“ in der biblischen Eschatologie beschrieben wird. Es handelt sich um den Tag des abschließenden Gerichts, an dem Gott über die Menschen richtet und ihr Schicksal festlegt.
An jenem Tag wird es Sodom erträglicher ergehen als einer Stadt, die Jesu Jünger ablehnt. Trotz der ungeheuren Sünde Sodoms wird am Gerichtstag seine Strafe leichter sein als die einer Stadt, die zur Zeit Jesu das Evangelium ablehnt. Dies unterstreicht, dass das Maß der Verantwortung mit dem Wissen wächst, das einem zur Verfügung steht.
Sodom wird im Gericht Gottes verurteilt werden, aber seine Strafe wird erträglicher sein als die Strafe der Menschen, die Jesu Jünger nicht aufgenommen haben. Es ist wichtig, sich das gut zu merken: Ich werde gerichtet nach dem Licht, das ich habe.
Dieses Prinzip kennen wir bereits aus Johannes 9,41. Dort sagt Jesus zu den Pharisäern: „Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde.“
Sodom wird nach dem Licht des Gewissens gerichtet, aber die Städte, zu denen Jesus seine Jünger schickte, hatten viel mehr Licht. Sie hatten nicht nur ihr Gewissen, sondern auch die prophetischen Schriften, die Heilungen der Kranken und die Predigt der Jünger. Wer so viel Licht verwirft, darf sich nicht wundern, wenn Gott ihn auch verwirft.
Abschluss und Anregung zum persönlichen Nachdenken
Was könntest du jetzt tun?
Danke Gott für das Licht, das er dir bereits im Laufe deines Lebens geschenkt hat.
Das war es für heute. Überlege, ob du nicht einmal in der Woche auf das Mittagessen verzichten und stattdessen für ganz wichtige Anliegen ein Fastengebet sprechen möchtest.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
